Romane & Erzählungen
Weiser Mann..

Ein weiser Mann sagte einst:

Wenn die Liebe Dir winkt, folge ihr.
Sind auch ihre Wege schwer und steil.
Sie drischt Dich, um Dich nackt zu machen.
Aber wenn Du in Deiner Angst nur die Ruhe und die Lust der Liebe suchst,
dann ist es besser für Dich, Deine Nacktheit zu bedecken und vom Dreschboden der Liebe zu gehen.

Weiser Mann, wo bist Du um all meine Fragen zu beantworten, wo ist dein Rate wenn man ihn doch so sehnsüchtig erwartet. Weiser Mann, so weiß ich doch dass Du auch tief in meinem Herzen wohnst und all die Fragen längst beantwortet hast. Weiß das nichts, rein garnichts dem Schein entspricht, dass Konvention und Erwartung  als leere Worte auf ein weißes Blatt Papier geschrieben stehen. Geschrieben für all jene die verlernt haben zu fühlen, verlernt Instinkten und Gefühl zu vertrauen. 

Weiser Mann, warum musst Du nur so recht haben mit all deinen Worten und Geschichten. Warum lebst Du so tief in meiner Seele und zerreißt mich. Lass mich doch einfach Sein, Sein wie alle Anderen. Lass mich gehen und das Leben der unwissenden leben, lass mich gehen und gib mir ein Stück Glück zurück.

Gedichte, Lieder und ganze Bücher werden gefüllt mich dem menschlichen Leid. Leid verkauft sich, dass Leid der Anderen, ob nun Realität oder Fantasie beglückt uns, glücklich nicht dieses Leben ausgewählt zu haben.  Es geht doch immer nur um die Frage, wer ist der Ärmste, wer hat noch mehr auf seinen Schultern zu tragen. Es beruhigt einfach, beruhigt zu sehn, dass Menschen sterben, dass Kinder verhungern und Naturkatastrophen ganze Landstriche auslöschen. Es beruhigt dass es nicht uns getroffen hat, beruhigt so weit davon entfernt zu sein. 

Da ist es doch peinlich sein kleines Ich in den Vordergrund zu schieben und seine ach so grausamen Probleme und Sorgen auszubreiten. Denn wir wissen es alle, auch wenn es niemand zugeben würde, jeder ist sich selbst der Nächste, jeder denkt zuerst an sich. Mein Ich, mein Leben, meine Sorgen, meine Ängste, wer hat denn schon eine Ahnung davon, wer hat das Recht darüber zu urteilen, wo -  wo in den Konventionen steht geschrieben wie mein Ich zu sein hat.

Und würde ich ihn fragen, Weiser Mann so sage mir, warum ich dieses Leben lebe, so würde er lächeln und mir antworten, dass ich es doch selbst gewählt habe, dass ich gewählt habe all die Erfahrungen und overwhelming feelings zu ertragen. Dass der Weg mein Ziel ist, dass ich wachse, wachse mit jedem Tag den ich überstehe, mit jedem Tag an dem ich lerne noch tiefer in die Abgründe der Seele zu sehen. Das mein Leben nur eines von vielen kleinen, bedeutungslosen Emotionen auf dieser Welt ist. Bedeutungslos, winzig und wertlos für die Menschheit.

Nur ich, ich hadere mit mir, mit meinem Schicksal und meinem Sein. Nur ich habe es in der Hand zu entscheiden wie lang, wie weit ich diesen Weg gehen kann und will. Wie lang, wie lang kann man es ertragen, wie lang findet man noch den Sinn im Sein. Wie lang kann ich es ertragen, wie oft kann man neu anfangen, was ist Anfangen, wo beginnt ein Leben, wo hört es auf. Wofür lohnt es sich zu kämpfen, wofür täglich in den Spiegel sehn. 

Man beginnt mit Gebeten, geht über zu Engel und spirituellen Geistwesen, sucht verzweifelt nach Helfern in allen Sphären. Sucht nach Erklärungen und Wege die Dinge zu verstehen, verläuft sich in Wünschen und Hoffnungen, in Vergangenheits- und Zukunftsvisionen. Es muss doch einen Sinn geben, muss doch einen Sinn haben, dieses Leben kann doch nicht einfach nur an mir vorüberziehen. Kann mich doch nicht nur dreschen, dreschen bis ich den Boden erreicht habe. Muss doch einen Sinn und ein Glück für mich bereitstellen…

Und dann, wenn das Glück da ist, wenn ein neues Leben zu sein beginnt, dann ist für einen Moment deine Bestimmung, dein Aufgabe klar. Lebe für ein neues Leben, lebe um diese Seele zu beschützen und reifen zu lassen. Lebe und sieh dabei zu wie auch sie lernen muss die Grausamkeiten von Gefühlen zu begreifen. Ist es das Wert, ist es das wirklich Wert ein Leben zu geben für all die Emotionen, all die Tränen, Trauer und Ängste die hier auf uns warten. Ist es das wirklich Wert ein Leben zu gebären dass von Schmerz und Trauer überschattet ist.

Und würde ich ihn fragen, Weiser Mann so sage mir warum ich dieses Leben gewählt habe, so würde er meine Hand nehmen und mich führen, führen durch all die vorherigen Teile meines Seins, die Teile meiner Seele die noch auf ihren Frieden warten. Er würde mir zeigen wofür ich geschaffen wurde, wofür es Wert ist zu leben. Wofür ich noch geboren werde. All die Aufgaben meiner Seele und Erfahrungen die es braucht um endlich Ganz zu sein. Endlich den inneren Frieden finden zu können und in eine höhere Ebene aufsteigen zu können. Er würde mich loben für den Kampfgeist, loben für die Stärke und das Durchhaltevermögen. Doch würde er mich rügen für all die unterdrückten Gefühle und Emotionen. All die aufgesetzten Gesichter und Unwahrheiten. All die Stunde meines Lebens die ich nicht Ich war, sondern nach Konventionen, nach den Vorstellungen aller Anderen gelebt habe. All die Lügen und Charaktere aus dem Puppenkabinett.

Tausende Menschen kreuzen dein Leben, tausende Gesichter begegnen Dir, tausende Leben ziehen an Dir vorbei. Einen Bruchteil nimmst Du wahr, ein kleiner Teil davon bleibt in deiner Erinnerung. Ein kleiner Teil der Dich prägt, eine handvoll Menschen die dich begleiten und ein Stück des Weges mit dir gehen. Eine handvoll Menschen die dein Herz erreichen und für immer mit Dir verbunden sind. Seelenverwandte und die Dualseele.  Menschen die dich zum Ziel bringen sollen, Seelen aus diesem und früheren Leben. „Und auch wenn mich  die Liebe krönt und kreuzigt, auch wenn sie hinab steigt zu meinen Wurzeln und mich in meiner Erdgebundenheit erschüttert“, so sind diese Seelen an meiner Seite, in diesem und in all den anderen Leben.

Seelenverwandte, Dualseele, zwei so mächtige Worte die es einfacher machen sollen zu existieren, einfacher Menschen zu lieben oder zu hassen. Die Dualseele als non plus Ultra des Seins, die Dualseele als Partner der nicht versprochen werden kann, der dein Leben teilen kann es jedoch nicht muss. Die Dualseele als Sinn und Ziel, als der Weg zum endgültigen Glück in einer Zeitsphäre. Jeder ist doch auf der Suche nach dem Glück, dem Glück in menschlicher, oder materieller Form. Dem Glück im Reichtum, Wissen oder Liebe. Glück als Lebensziel, Glück als Barometer für Erfolg und Misserfolg.

Sinn des Lebens, Sinn dieser wenigen Jahre als Mensch, als Seele gefangen in dem materiellen vergänglichen Körper den wir selbst gewählt haben. Was ist der Sinn, warum wird es uns verheimlicht und wir müssen so viele Wege gehen, so viele Versuche starten um auch nur einen Fuß vor den anderen zu setzen. So viele Niederlagen ertragen um zu erkennen dass nichts, nichts Sinn macht. Nichts von dem entspricht dem  was von uns erwartet wird.

Und würde ich ihn fragen, Weiser Mann sage mir, wer bin ich, so würde er mir einen Spiegel geben und antworten,  wie soll ich dir sagen wer du bist, wenn du selbst zu viel Angst hast zu erkennen wer du sein könntest…