marlon roudette- anti-hero [....] Face it you need to know Face it running low Ain't no good to you I'm your anti hero The chances that I've blown The love I could have known Can't do this to you As we go To this brave new world Ain't no good to you I'm your anti hero As we go To this brave new world Can't do this to you [....]
Nymphadora
In den folgenden Wochen sah ich Nikita so gut wie nie. Er verbrachte die gesamte Zeit auf seinem Zimmer und kam nur kurz herunter, um sich etwas zu essen zu holen. Sobald er das getan hatte, verschwand er wieder, ohne ein Wort zu jemandem zu sagen.
Auch Claude hielt sich von mir fern, so gut es ging. Wir hatten in den Wochen keinen Kampfsportunterricht, da es für uns keinen anderen Lehrer gab, der Zeit gehabt hätte, uns zu unterrichten. Also fiel das Kampftraining erst einmal ins Wasser, was mich jedoch nicht weiter störte. Ich versuchte jeden Tag, irgendwie an Claude heranzukommen, doch je mehr ich nach ihm suchte, umso mehr schien es, als würde er sich vor mir verstecken. Ab und zu sah ich ihn auf dem Schulgelände, doch meistens grüßte er mich nicht einmal sondern lief einfach weiter.
Mir kam es währenddessen vor, als hätte ich alles, was mir je wichtig gewesen war, verloren. Klar, ich kannte Claude noch nicht lange, doch wir hatten uns von Anfang an gut verstanden. Dazu war Nikita bis zu eben diesem Zeitpunkt mein bester Freund gewesen, was ich nun auch vergessen konnte. Dieses Thema hatte sich für mich erledigt, sobald er angefangen hatte, Gerüchte über Claude und mich zu verbreiten.
Zwar freundete ich mich mit vielen Leuten aus meiner Klasse an, doch nur Mary schien eine von den Mädchen zu sein, mit der man auch ordentlich reden konnte. Sie war immer für mich da, wenn ich sie brauchte, und ich hörte ihr immer zu, sobald sie Probleme hatte. Die anderen Mädchen in meiner Klasse waren auch nett, dagegen sage ich natürlich nichts; doch sie waren einfach nur oberflächlich und hatten nichts anderes als Jungs und ihr Outfit im Kopf, wodurch Mary und ich uns deutlich von ihnen unterschieden. Für uns zählte nur unsere Freundschaft, etwas anderes brauchten wir hier nicht. Und ehrlich gesagt war ich auch nicht scharf darauf, etwas mit einem Jungen anzufangen, wo mir noch so viel durch den Kopf ging.
Nur einer schien dies nicht zu verstehen, und das war Nicolaj.
Nicolaj kam aus der Slowakei und war etwa 1,90m groß. Seine schwarzen Haare waren fast schulterlang und umrahmten sein Gesicht so perfekt, wie Haare es eben tun konnten. Seine Augen waren dunkelgrün und schienen mich immer zu beobachten. Irgendetwas hatte er immer im Blick, und leider war ich das meistens.
Er sah mich ständig an, egal ob ich mich mit Mary unterhielt, etwas von der Tafel abschrieb oder in der Cafeteria saß. Er war immer da, wo auch ich war, wie eine nervige, kleine Fliege. Entweder ging ich ihm aus dem Weg oder sagte ihm, dass ich nicht an ihm interessiert war, doch er ließ nicht locker. Seine aufdringliche Art ging mir nach einer Weile so dermaßen auf den Nerv, dass ich ihn einfach ignorierte. Er starrte mich zwar weiterhin an, doch solange ich ihm keine Antwort gab, quatschte er mich wenigstens nicht voll.
Umso mehr freute ich mich, wenn ich abends in meinem Bett lag und endlich wieder schlafen konnte, denn seit meiner ersten Nacht in Fortezza kam mich immer derselbe Mann besuchen. Er kam jede Nacht zu mir, stellte sich an mein Bett und kam mir so nahe, dass ich seinen Atem auf meiner Haut fühlen konnte. Dabei kitzelten mich seine schwarzen Haare im Gesicht, dass ich sogar im Schlaf anfing zu lächeln. Ich spürte förmlich, wie er mich anstarrte, doch ich erwachte stets erst dann, wenn er bereits gegangen war. Jede Nacht rannte ich erneut zum Fenster und suchte das Gelände nach ihm ab, doch er war nie da. Mittlerweile zweifelte ich regelrecht an seiner Existenz, obwohl ihn sogar Claude bereits gesehen hatte, doch bisher hatte auch ich ihn nur einmal richtig gesehen.
Dennoch hoffte ich, dass er wirklich da war, dass er jede Nacht bei mir stand, denn wie Claude bereits sagte, hatte ich mich irgendwie in ihn verliebt. Es klang zwar schwachsinnig, da ich ihn nicht einmal kannte oder wusste, wie sein Name war, doch er hatte etwas an sich, das mich immer wieder aufs Neue faszinierte. Es waren weder seine lilafarbenen Augen noch die riesigen Schwingen, die aus seinem Rücken ragten, es war irgendetwas anderes; wenn er bei mir war, fühlte ich mich so sicher und geborgen, wie ich es sonst noch nie getan hatte. Es reichte ein Augenblick aus, den er bei mir war, um mir genug Kraft für den nächsten Tag zu geben.
Nun, für den bevorstehenden Tag kam jedoch alles wie immer völlig anders; genau jetzt wo ich glaubte, dass endlich alles normal werden würde.
Schon als ich früh am Morgen aufwachte, hatte ich so heftige Bauchschmerzen, dass ich bereits nach der zweiten Stunde wieder auf mein Zimmer ging, um mich mit einer Tasse Tee vor dem Fernseher auszuruhen. Zwar half das nicht viel, sodass ich mich jede Minute mit Krämpfen auf dem Bett hin und her wand, doch wenigstens musste ich nicht noch in der Schule sitzen. Mit Entspannen war zwar auch nichts, aber Mary würde nachher sicher noch vorbeikommen, um mich ein wenig abzulenken.
Als ich am Nachmittag immer noch alleine in meinem Bett lag wusste ich, dass sie doch nicht mehr kommen würde, vielleicht hatte sie einfach keine Zeit, oder die Lehrer hatten gesagt, sie solle mich alleine lassen oder…
„Verdammte scheiße…“ Erneut rollte ich mich auf die Seite und zog die Beine fest an den Körper. Diese Schmerzen mussten doch irgendwann vorbeigehen, ich konnte doch nicht ewig mit diesen Bauchkrämpfen hier liegen, oder?
Nun, anscheinend sollte ich das wirklich nicht, denn keinen Augenblick später bemerkte ich, wie sich mein Blut auf dem weißen Bettlaken verteilte. Entsetzt richtete ich mich auf und rückte ein Stück zur Seite. Schon im nächsten Moment kam der nächste Schwall Blut, doch ich hatte auf einmal keine Schmerzen mehr.
Ohne weiter zu zögern, sprang ich auf und torkelte zur Tür. Gut, es war vielleicht keine gute Idee, gleich loszurennen, doch ich musste unbedingt jemanden finden, der mir helfen konnte. Die Lehrer samt Krankenschwester waren im Schulgebäude, der Weg dorthin wäre zu weit. Allerdings waren hier im Gebäude nur Schüler, und mit denen konnte ich sicher nichts anfangen.
Langsam ging ich über den Flur und sah mich um. Es wurde fast dunkel draußen, die Schüler befanden sich alle schon auf ihren Zimmern und warteten auf die Ausgangssperre. Alle, außer mir.
„Hey… warten Sie!“, rief ich, so laut ich konnte, doch anscheinend hörte mich die Frau am Ende des Ganges trotzdem nicht. Ich war mir sicher, dass sie zum Personal gehörte, sie konnte mir sicher helfen… Bevor ich weiterlaufen konnte, hatte ich schon den nächsten Krampf, sodass ich zusammenbrach. Wie immer rollte ich mich zusammen und schloss fest die Augen, in der Hoffnung, dass die Schmerzen endlich aufhören würden…
„Oh mein Gott, was haben Sie denn?“ Die Frau musste mich doch bemerkt haben, denn sie kam aufgeregt zu mir gerannt und half mir vorsichtig, mich aufzusetzen. „Sie müssen sofort in ein Krankenhaus!“
„Bitte holen Sie Claude…“, sagte ich leise. Mir fielen immer wieder die Augen zu, doch ich versuchte weiter, bei Bewusstsein zu bleiben.
Sofort fischte sie ein kleines Telefon aus ihrer Tasche und rief jemanden an. Sie quatschte irgendetwas auf Deutsch, sodass ich es nicht verstand, doch keine Minute später kamen auch schon Claude und Zanolla angerannt. Sie sagten nichts, doch ich erkannte an ihrem Gesichtsausdruck, dass ich echt mies aussehen musste.
„Ich werde sie in ein Krankenhaus bringen.“ Claude hob mich sofort hoch und machte sich mit mir auf den Weg zur Haustür.
„Benachrichtigen Sie mich, wenn Sie wissen, was sie hat“, sagte Zanolla aufgeregt. „Ich werde in der Zeit ihre Eltern kontaktieren.“
In den nächsten Minuten bemerkte ich nur noch, wie Claude mich auf ein Motorboot brachte und in einige Decken wickelte. Ohne ein Wort zu sagen oder zu fragen, wie es mir geht, fuhr er mich in das nächstgelegene Krankenhaus, das auf dem Festland lag.
Anscheinend war ich unterwegs eingeschlafen, denn als ich wieder erwachte, befand ich mich bereits in dem Krankenhaus. Ich lag in einem großen, ordentlich bezogenen Bett, alleine in einem ebenso großen Zimmer. Außer mir befand sich hier niemand, nicht einmal Claude, doch wenigstens waren die Bauchkrämpfe verschwunden. Erst nach einigen Minuten, die ich genutzt hatte, um mich umzusehen, kam der Arzt herein.
Anscheinend hatte er keine guten Nachrichten.
„Nun… ich darf Sie doch sicher Lillija nennen, richtig?“, fragte er vorsichtig.
„Nymphadora.“ Ich sah ihn erwartungsvoll an und rutschte aufgeregt auf dem Bett herum. „Also, was ist los?“
„Und Sie sind 15 Jahre alt?“
„Noch, ja. Ich werde bald 16.“
„Haben Sie in den letzten Wochen ungeschützten Verkehr gehabt?“
Zuerst starrte ich ihn nur verwirrt an, doch als ich verstand, was er von mir wollte, fing ich an zu lachen. „Nein, natürlich nicht. Ich hatte noch nie…“
„Sie sind schwanger.“
Mit einem Mal verschwand mein Lachen. Ungläubig blickte ich im Raum umher. Vielleicht hatten sie mich mit jemandem verwechselt, denn von wem sollte ich bitte schwanger sein? „Das ist ein Scherz oder?“
„Nein, im Gegenteil. Das ist mein Ernst. Sie haben außerdem ein Hämatom in der Gebärmutter, durch das die Blutungen hervorgerufen wurden.“
„Ein was?“
„Ein Bluterguss. Wenn Sie sich die nächsten Tage nicht schonen, könnten Sie Ihr Kind verlieren.“
Ich sah ihn immer noch fassungslos an. Ich wusste nicht einmal, ob ich das Kind behalten sollte; schließlich war ich erst 15, war gerade auf eine neue Schule gegangen- und wusste außerdem nicht einmal, wer der Vater war.
„Wollen Sie das Kind überhaupt?“
Zum ersten Mal seit dieser etwas verstörenden Neuigkeit schaffte ich es, mich irgendwie zu rühren. Ich legte das Gesicht in die Hände und spürte, wie die Tränen aufstiegen, unterdrückte sie jedoch fürs Erste. „Ich weiß es nicht, also… Keine Ahnung…“, sagte ich leise.
„Nun, Sie dürften etwa in der 7. oder 8. Schwangerschaftswoche sein, es bleibt also noch ein wenig Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen.“
„Gedanken über was?“ Vorsichtig hob ich den Blick und wartete auf eine Antwort.
„Über eine Abtreibung“, sagte er mit ernster Miene.
Ich schloss fest die Augen und schüttelte eifrig den Kopf. „Ich kann nicht schwanger sein, das geht einfach nicht!“, rief ich verzweifelt.
Der Arzt antwortete jedoch nicht sondern reichte mir nur einen kleinen Zettel. Es war ein Ultraschallbild, auf dem alle wichtigen Maße gekennzeichnet waren. Bis jetzt war allerdings nur ein kleiner, niedlicher Punkt zu erkennen, der in der Fruchthöhle lag.
„Bitte lassen Sie sich alles noch einmal gründlich durch den Kopf gehen. Sie haben zwar noch über einen Monat Zeit, doch für viele Frauen ist eine Abtreibung keine leichte Sache.“
Ich war immer noch mit dem Bild beschäftigt und achtete kaum noch darauf, was der Arzt sagte.
„Nymphadora.“
Erschrocken wandte ich den Blick von dem Ultraschallbild ab und versuchte mich darauf zu konzentrieren, was er mir noch mitzuteilen hatte.
„Sie müssen in den nächsten Wochen strikte Bettruhe einhalten.“
„Also… darf ich nicht in die Schule? Nicht kämpfen oder rausgehen?“
„Auf keinen Fall. Nicht, wenn Sie Ihr Kind nicht verlieren möchten.“
„Nein, das… möchte ich nicht…“, flüsterte ich vor mich hin. Ich war mir selber noch nicht schlüssig, was ich eigentlich wollte, doch ich wollte ganz sicher nicht das Leben meines Babys riskieren.
„Gut. Es kann sein, dass in den nächsten Tagen weitere Blutungen auftreten, daher würde ich Sie gerne öfters zur Kontrolle hier haben. Zwar kenne ich ihre private Situation nicht, doch ich vermute, dass die Magenschmerzen durch Stress hervorgerufen wurden.“ Er kritzelte einen neuen Termin auf einen Zettel und gab ihn mir. „Mit etwas Glück ist das Hämatom bald verschwunden.“
„Ja, das hoffe ich.“
„Werden Sie eigentlich wieder abgeholt?“, fragte er schließlich.
„Ich weiß es nicht, also… ich denke schon.“
„Dann wäre ja alles geklärt. Auf Wiedersehen.“ Er drehte sich um und verschwand aus dem Zimmer.
Es war ja nicht schlimm genug zu erfahren, dass ich schwanger war und ein Hämatom in der Gebärmutter hatte; nein, ich stand auch noch alleine da. Wie immer.
Vorsichtig stand ich auf und trat hinaus auf den Flur. Es war ziemlich kühl, wodurch ich kurz fröstelte. Dennoch setzte ich meinen Weg zum Ausgang fort, wobei ich darauf achtete, dass mich keine der Schwestern sah und aufhielt, und verließ das Krankenhaus.
Draußen war es nur noch kälter, sodass ich die Arme eng um meinen Körper schlang. Ich passte jedoch stets auf, dass das Ultraschallbild nicht zerknitterte, und sah es mir immer wieder an. Es war zwar nur ein winziger Punkt zu sehen, doch auch dieser winzige Punkt sah so süß aus, dass mir meine Entscheidung nicht schwer fiel. Ich würde das Baby um jeden Preis behalten…
Ich drehte mich langsam um und suchte meine Umgebung nach irgendetwas Unauffälligem ab. Ich hatte doch gerade etwas gehört… Nun entdeckte ich jedoch nichts, um mich herum war alles ruhig.
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich bisher ziellos auf dem Festland umhergeirrt war. Ich befand mich in irgendeiner seltsamen Gegend, in der ziemlich viele alte, abgebrannte Häuser standen. Die Gassen waren kaum oder gar nicht beleuchtet, anscheinend wohnte hier niemand mehr. Also lief ich nur noch schneller, ich wollte hier endlich weg und den Weg zum Hafen finden. Vielleicht wartete Claude dort bereits auf mich; oder ich hätte einfach im Krankenhaus bleiben sollen, was mir jetzt viel vernünftiger erschien. Vor allem jetzt, wo ich schwanger war und eigentlich Bettruhe einhalten sollte.
Auf einmal sprangen einige Jungen vom Vordach eines Hauses, sodass ich erschrocken aufschrie. Sie sagten kein Wort, kamen einfach auf mich zu und grinsten mich an. Ich schaffte es nicht, einen ordentlich Satz zustande zu bringen, und wich verängstigt zurück; solange, bis mir die Hauswand hinter mir den Weg versperrte. Die Gruppe kam schnell näher, und als sie nur noch einige Meter von mir entfernt waren, erkannte ich die riesigen Flügel an ihren Rücken. Sie waren dieselben Wesen wie der Mann, der mich in meinen Träumen besuchte.
„So spät noch allein unterwegs?“, fragte der größte von ihnen lächelnd.
„Ich… ich bin auf dem Weg nach Hause“, sagte ich leise und trat einen Schritt nach vorne, doch er versperrte mir weiterhin den Weg.
„Keine Sorge, wir werden dich begleiten.“ Er streckte seine Hand nach mir aus und streifte meine Haut mit seinen langen, scharfen Klauen.
„Ich schaffe das auch alleine.“ Ich wandte mich von ihm ab und wollte die Straße entlanggehen, von der ich gekommen war, doch er zog mich zurück und drückte mich fest gegen die Hauswand.
„Das bezweifle ich. Wir wollen dir nichts Böses, wirklich, doch unser Chef wird es nicht dulden, wenn wir noch einmal ohne eine Frau zurückkehren.“
Ich sah ihn verängstigt an und umklammerte fest das Bild, das ich noch immer in der Hand hielt. Seine pechschwarzen Augen durchbohrten mich, musterten meinen Körper, während er seinen Kopf senkte, um mit mir auf einer Höhe zu sein.
„Nun, es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder kommst du freiwillig mit uns, oder wir müssen dich mit Gewalt in unser Versteck bringen.“ Er wartete kurz, doch als ich immer noch nicht antwortete, grinste er nur. „Okay, wie du willst.“ Noch im selben Moment umfasste er fest mein Handgelenk und zog mich durch die Gasse. Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien, wand mich herum, doch es brachte nichts. Die anderen Männer halfen ihm nur, mich wegzuschleppen, und lachten dabei belustigt.
„Lasst sie sofort los!“
Die Männer drehten sich mit überraschten Gesichtern um. Ich tat es ihnen gleich und starrte nun genauso erstaunt in die Richtung, aus der die Männerstimme kam. Ich kannte sie nur zu gut, war aber trotzdem so fassungslos, dass ich dachte, ich würde gleich ohnmächtig werden. Vor uns stand der Mann aus meinen Träumen, er hielt eine Waffe in der Hand und richtete sie auf den Typen, der mich festhielt. Dieser rührte sich jedoch nicht, die einzige Veränderung lag in seinem Gesichtsausdruck. Die beiden starrten sich wütend an, doch keiner von ihnen sagte noch etwas. Ich blickte aufgeregt zwischen ihnen hin und her, so wie die anderen Männer. Schließlich löste sich der Griff um mein Handgelenk und der Mann stürmte auf den anderen zu. Sie rangen eine Weile, warfen sich gegenseitig auf den Boden und zerkratzten sich mit ihren Krallen die Haut, doch keiner war dazu bereit, aufzugeben. Nach einer Ewigkeit, wie es mir schien, lag der Mann, der mich vorhin bedroht hatte, schließlich keuchend auf dem Boden und rang nach Luft.
„Wage es dir ja nicht, sie je wieder anzurühren“, fauchte der andere mit bedrohlicher Stimme.
„Das wirst du noch bereuen, Castiel“, krächzte der Mann, der am Boden lag. Er hustete wie verrückt und stand mit Hilfe seiner Freunde langsam auf. „Wir gehen, los.“ Vorsichtig halfen die Männer ihm beim Laufen, und stiegen nach einigen Metern in den tiefschwarzen Himmel auf.
„Geht es dir gut?“ Der Typ, dessen Name anscheinend Castiel war, kam zu mir gelaufen.
„Ja, also… es geht schon…“ Ich starrte ihn einfach nur an und dachte wieder an all meine Träume. Wie er bei mir gestanden, mich beobachtet hatte. Endlich wusste ich, dass er real war, dass es kein Fehler war, als ich mich in ihn verliebt hatte. Jetzt, wo er vor mir stand, sah er noch attraktiver aus als in meinen Träumen. Ich betrachtete ihn von Kopf bis Fuß und wagte es nicht, meinen Blick noch einmal von seinem Körper abzuwenden. Er sah noch hinreißender aus, als ich es mir je hätte vorstellen können.
Im nächsten Moment spürte ich auf einmal, wie sich schon wieder diese schrecklichen Krämpfe in meinem Bauch ausbreiteten. Ich sank mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den Boden und legte eine Hand auf meinen Bauch.
„Was ist denn? Soll ich dich ins Krankenhaus bringen?“, fragte er aufgeregt und hob mich auf seine Arme.
„Kein Problem, ich war gerade dort und muss nur wieder zurück in die Schule…“
„Okay, ich bringe dich dorthin“, sagte er ernst. Doch gerade, als er sich auf den Weg machen wollte, kam Roman um die Ecke gerannt und riss mich von ihm.
„Lass gefälligst deine Finger von ihr, du widerlicher Inkubus!“, schrie er aufgebracht.
Castiels Blick wurde mit einem Mal zornig. Er trug nichts mehr von diesem liebevollen, sanften Mann in sich, der sich eben noch um mich gesorgt hatte. „Sie gehört mir. Ich werde mit ihr machen, was ich will, ob du nun willst oder nicht!“
Er wollte sich gerade auf ihn stürzen, als ich mich zwischen die beiden stellte. „Castiel, hör auf!“
Als er seinen Namen hörte, hielt er sofort inne und sah mich überrascht an. „Du kennst meinen Namen?“
„Der andere hat ihn vorhin gesagt… Bitte tu ihm nichts“, sagte ich leise.
Castiel erwiderte traurig meinen Blick und wandte sich schließlich von mir ab. „Ich werde dich wieder besuchen, Nymphadora. Bis später.“ Ohne ein weiteres Wort breitete er seine Flügel aus und flog davon.
„Hat er dir etwas getan?“ Roman kam sofort zu mir und untersuchte jeden Zentimeter meines Körpers nach einer Wunde.
„Nein, er hat mir nichts getan“, antwortete ich zögernd. Ich beäugte ihn misstrauisch, doch er schien nichts Schlimmes im Schilde zu führen.
„Komm, ich bringe dich zurück.“
„Willst du etwa den ganzen Weg laufen?“
„Ich bin eigentlich mit dem Auto unterwegs, aber bis zum Hafen ist es nicht mehr weit. Dort liegt noch ein Boot.“ Er nahm meine Hand und zog mich langsam zwischen den dunklen Häusern entlang. Es dauerte eine Weile, bis wir wieder in die beleuchteten Viertel kamen, und hier fühlte ich mich auch deutlich wohler.
„Roman, kann ich dich etwas fragen?“
Er sah überrascht zu mir. „Ja, klar.“
„Was waren das eben für Leute? Ich meine, Menschen waren sie ja auf jeden Fall nicht…“
„Inkuben. Sie sind so etwas Ähnliches wie Vampire, also… sie haben es auf dein Blut abgesehen, doch noch lieber ist ihnen die Lebensenergie, die sie den Menschen entziehen. Sie müssen Menschen umbringen, um zu überleben und stark zu bleiben, so wie die Sukkuben, die Frauen dieser Art. Beide Rassen leben meistens zusammen und planen gemeinsam ihre Raubzüge. In letzter Zeit ist es wieder öfters vorgekommen, dass sie sich nachts an Menschen vergreifen, um sich mit ihnen fortzupflanzen, doch die Regierung schweigt lieber, anstatt die Menschen zu warnen.“
„Woher weißt du das alles?“, fragte ich überrascht.
Roman sah mich kurz an, sodass ich das leichte Lächeln, das seine Lippen umspielte, erkennen konnte. „Meine Eltern haben es mir erzählt. Sie waren auch Hüter.“
„Wirklich? Also… Müssen wir später gegen sie kämpfen?“
„Ja. Die Hüter schützen die Menschen in den Städten vor ihnen, so gut es geht.“
Ich wandte den Kopf von ihm ab und starrte einfach in die Gegend. Wie sollte ich später bitte gegen Castiel kämpfen, wenn ich ihn doch liebte? Oder was viel wichtiger war: Wie sollten wir zusammen sein können, wenn wir uns eigentlich gegenseitig töten sollten?
„Wir sind da.“ Er nahm meine Hand und half mir, in das Boot einzusteigen.
Roman kam mir auf einmal wie ein völlig anderer Mensch vor; damals auf der Party hatte ich ihn als fröhlichen Jungen kennengelernt, der keine Gelegenheit ausließ, unbeschwert zu feiern. Doch mir war schon vor einigen Wochen aufgefallen, dass sich irgendetwas an ihm verändert hatte. Er war ernster, lachte kaum noch und war nur noch auf die Schule fixiert. Es gab keine Partys oder Affären mit Mädchen, die ihn auffallen ließen. „Ist irgendetwas mit dir?“, platzte es schließlich aus mir heraus. Eigentlich hatte ich es vermeiden wollen, ihn zu fragen, dennoch interessierte es mich ungemein, warum er auf einmal so anders war.
„Wie meinst du das?“ Er drehte sich kurz zu mir und sah mich mit großen Augen an. Irgendwie erinnerte er mich an ein kleines Kind, das man bei etwas ertappt hatte.
Ich kicherte leise und schlang die Arme enger um meinen Körper, als mir ein kühler Windstoß die Haare aus dem Gesicht schlug. „Naja, du… bist so anders, seit wir in Fortezza sind.“
„Oh. Ich dachte nicht, dass du es bemerken würdest, nachdem…“ Beschämt schaute er zur Seite. Anscheinend war ihm sein Verhalten damals selber so peinlich, dass er nicht mehr darüber reden wollte.
„Trotzdem haben wir uns ja in der Schule gesehen, also… was ist passiert?“, fragte ich neugierig, brennend darauf zu wissen, was diese Veränderung in ihm hervorgerufen hatte.
„Eigentlich rede ich nicht gerne darüber…“ Er sprach so leise, dass ich es selber kaum verstehen konnte, obwohl ich neben ihm saß.
„Oh… Ist es etwas Schlimmes?“ Auch ich flüsterte nur noch, sodass mich beinahe der Wind und das Rauschen des Wassers unter uns übertönten.
„Meine Eltern wurden kurz vor unserer Abreise ermordet“, sagte er ernst.
Ich hielt erschrocken die Hand vor den Mund und hielt die Luft an.
„Mehrere Inkuben überwältigten sie in der Nähe von Bolschaya. Zuvor war dort die Situation zwischen einem Internat und den Sukkuben eskaliert, sodass sie zum Schutz der überlebenden Schüler dorthin gerufen worden sind. Während eines erneuten Angriffs wurden sie schließlich von einigen Inkuben, die die Schule diesmal attackierten, umgebracht. Deshalb bemühe ich mich an der Schule, so gut es geht. Ich will nicht wie die beiden enden und ermordet werden, ich will leben und den anderen Menschen helfen.“
„Tut mir Leid, das… das wusste ich nicht…“
„Ja, ich bis zu einem bestimmten Zeitpunkt auch nicht. Ich habe es erst in der Nacht vor unserer Abreise erfahren.“
„Du meinst vor der Party?“
Er nickte nur, sagte sonst nichts.
„Also… hast du deshalb so viel getrunken?“
„Ja. Und jetzt wünschte ich, dass ich es nie getan hätte.“ Roman sah mich durchdringend mit seinen braunen Augen an und legte vorsichtig seine Hand auf meine. „Nymphadora, wenn ich alles rückgängig machen könnte, was damals passiert ist, würde ich es sofort tun.“ Wir waren bereits angekommen, stiegen jedoch immer noch nicht aus.
„Ich auch“, sagte ich und lächelte zögernd. „Aber… ich kann verstehen, dass du…“
„Da gibt es nichts zu verstehen!“, schrie er wütend und schlug mit den Fäusten auf das Lenkrad. Auf einmal wandte er sich zu mir und umfasste meine Arme. „Verstehst du denn nicht, was ich damals getan habe, was ich dir angetan hätte, wenn Nikita nicht gekommen wäre? Ich bin dir monatelang aus dem Weg gegangen, habe mich nicht einmal gewagt, dich auch nur anzusehen, und du siehst den Tod meiner Eltern einfach als Rechtfertigung an?“ Mit jedem Wort wurde er lauter und verstärkte seinen Griff um meine Oberarme. „Nymphadora, mein Verhalten ist nicht zu entschuldigen, egal, was zuvor geschehen ist!“
„Roman, lass mich los, du tust mir weh!“
Er sah mich jedoch nur zornig an. Zwar versuchte er, gefasst zu wirken, doch ich erkannte die Tränen, die ihm in die Augen stiegen. Langsam wand ich mich aus seinem Griff und nahm ihn in die Arme. Ich hörte ihn neben meinem Ohr schluchzen, während auch er vorsichtig seine Hände auf meinen Rücken legte. „Es tut mir so Leid, Nymphadora…“
kruemelkeks Re: - Zitat: (Original von xXMiaXx am 18.02.2012 - 11:30 Uhr) ich bin ja mal gespannt wie das kind aussieht :D wieso wie solls denn aussehn. :D |
kruemelkeks Re: Re: Re: - Zitat: (Original von xXFlameXx am 14.02.2012 - 22:41 Uhr) Zitat: (Original von kruemelkeks am 14.02.2012 - 22:36 Uhr) Zitat: (Original von xXFlameXx am 14.02.2012 - 22:33 Uhr) Das Kapitel gefällt mir gut und ich weiß auch gar nicht was du hast.. finde du schreibst gut wie immer ;) Bin gespannt was mit dem Kind und Castiel passiert ;) na das kapitel geht ja auch aber einige andre sind einfach nur schrecklich^^ die kommen aber erst später^^ hm ja & nymphadora is egal oder was? :D Naja is ja meistens so das das spannende zum schluss kommt ^^ nee aber ja ^^ keine ahnugn ^^ dann eben auch gespannt wegen ihr ^^ jajaja würd ich jetz auch sagn^^ |
FindYourselF Re: Re: - Zitat: (Original von kruemelkeks am 14.02.2012 - 22:36 Uhr) Zitat: (Original von xXFlameXx am 14.02.2012 - 22:33 Uhr) Das Kapitel gefällt mir gut und ich weiß auch gar nicht was du hast.. finde du schreibst gut wie immer ;) Bin gespannt was mit dem Kind und Castiel passiert ;) na das kapitel geht ja auch aber einige andre sind einfach nur schrecklich^^ die kommen aber erst später^^ hm ja & nymphadora is egal oder was? :D Naja is ja meistens so das das spannende zum schluss kommt ^^ nee aber ja ^^ keine ahnugn ^^ dann eben auch gespannt wegen ihr ^^ |
kruemelkeks Re: - Zitat: (Original von xXFlameXx am 14.02.2012 - 22:33 Uhr) Das Kapitel gefällt mir gut und ich weiß auch gar nicht was du hast.. finde du schreibst gut wie immer ;) Bin gespannt was mit dem Kind und Castiel passiert ;) na das kapitel geht ja auch aber einige andre sind einfach nur schrecklich^^ die kommen aber erst später^^ hm ja & nymphadora is egal oder was? :D |
FindYourselF Das Kapitel gefällt mir gut und ich weiß auch gar nicht was du hast.. finde du schreibst gut wie immer ;) Bin gespannt was mit dem Kind und Castiel passiert ;) |