Pfeil 3
Â
Mit zerknittertem Gesicht saà er vor seinem kalten Kaffee. Gerade hatte er den Hörer aufgelegt.
Wegen Darmgrippe hat er sich krank gemeldet. Es wĂ€re ihm heute nicht möglich gewesen arbeiten zu gehen. Den wahren Grund konnte er seinem Chef nicht sagen. Der wahre Grund war MĂ€nne sein geliebter Hund, dem er selbst eine tödliche Verletzung zugefĂŒgt hatte. Er war selbst schuld an seinem Leid und er konnte sich diese Schuld nicht vergeben.
Wie konnte er nur auf diese dumme Idee kommen nochmal auf den BogenschieĂplatz zu gehen?
Und wie konnte er nur so dumm sein und seinen MĂ€nne nicht anleinen. So nahm das ganze UnglĂŒck seinen Lauf. Er wollte seine BogenschieĂkĂŒnste verbessern, wollte ĂŒben ohne lĂ€stige Zuschauer.
Als er den letzten Pfeil abschoss wusste er, dass das nicht gut ausgehen wĂŒrde. MĂ€nne hatte wohl iregendetwas bemerkt und rannte genau in das SchuĂfeld. Zu allem UnglĂŒck war dieser Pfeil ein totaler Fehlschuss. Er hörte seinen MĂ€nne aufheulen und rannte zu ihm. Der Pfeil hatte seinen Hals durchbohrt. Voller Verzweiflung hob er seinen Hund hoch und trug ihn zum Auto. Ich muss zum Tierarzt, er muss dem Tier helfen, unbedingt, ich will ihn nicht verlieren. Sein Herz pochte, SchweiĂ stand ihm auf der Stirn, sein Atem raste. Vor der Praxis des Tierarztes angekommen öffnete er die AutotĂŒre. Er ging davon aus, dass sein Hund liegenbleiben wĂŒrde. Doch dies tat er nicht. In seiner Todesangst sammelte das Tier alle KrĂ€fte und stĂŒrzte förmlich aus dem Wagen.
Ziellos rannte er los, mit einer Geschwindigkeit, die Steve seinem Hund niemals zugetraut hĂ€tte, in diesem jĂ€mmerlichen Zustand. Steve schwang sich wieder hinter sein Lenkrad und fuhr langsam durch die StraĂen. Er musste unbedingt MĂ€nne finden. Er entdeckte ihn auch, als er neben einer Garage hinter einem Haus verschwand. Er parkte seinen Wagen, stieg aus und ging rasch zu der Garage neben der er seinen Hund abbiegen sah. Ich kann doch nicht einfach auf ein fremdes GrundstĂŒck gehen, blitze ein Gedanke auf. Was sollte Steve denn sonst tun. Das Tier war schwer verletzt. Ich kann ihn unmöglich sich selbst ĂŒberlassen. Dummerweise erschreckte er eine Katze, die miauend hinter dem Haus verschwand. Er hörte seinen Hund winseln und fand ihn auch. Er lag im Garten hinter der Garage. Gerade als er ihn hochheben wollte, hörte er dass ein Rolladen hochgezogen wurde. Ich kann unmöglich hierbleiben. Ich bin auf ein fremdes GrundstĂŒck eingedrungen und dann noch der Pfeil im Hals meines Hundes. MĂ€nne ich muss dich liegen lassen.
Rasch entfernte er sich vom GrundstĂŒck und ging zurĂŒck zu seinem Wagen.
Er wollte von hier aus beobachten was geschehen wĂŒrde. Von seinem Parkplatz aus konnte er die Vorderfront des Hauses beobachten. Er sah den Schein der Taschenlampe ab und an aufleuchten und konnte beobachten dass eine Person zum Nachbarhaus lief. Zwei Personen waren kurz darauf wieder auf dem Weg zurĂŒck Richtung Garten, wo sein schwer verletzter MĂ€nne lag. Nur kurze Zeit spĂ€ter fuhr ein Wagen vor. Ein Mann stieg aus und ging ebenfalls an der Garage vorbei. Verzweifelt kaute er an seinem Daumennagel. Was bin ich doch fĂŒr ein Idiot, ein Vollidiot bin ich.
Es mag eine Vierstelstunde vergangen sein, als das Auto wieder wegfuhr. Er konnte nicht sehen, dass der Mann etwas ins Auto einlud, herausgeholt hatte er etwas, was er nicht definieren konnte.
Eine Person ging ins Nachbarhaus zurĂŒck. Er sah nun kein AuĂenlicht mehr brennen und beschloss nach einer halben Stunde sich nochmals vorsichtig dem Garten zu nĂ€hern, er musste wissen, ob der Hund noch dort lag. Es war eine lange halbe Stunde. Er stieg aus, versuchte möglichst keine GerĂ€usche zu verursachen und versicherte sich, dass kein nĂ€chtlicher SpaziergĂ€nger in der NĂ€he war. In Höhe der Garage schaut er sich nochmals um und schlich sich in den Garten.
Es gab keinen Zweifel, MĂ€nne war tot. Er lag abgedeckt unter einer dicken Plastikfolie, die mit Steinen beschwert war. Er entfernte die Steine sehr vorsichtig, zog leise die Folie weg und hob seinen Hund hoch. Sein Ziel war sein Wagen. Er wollte MĂ€nne beerdigen. Seine gröĂte Angst war, dass ihn jemand mit dem toten Hund auf den Armen sehen könnte. Doch die Nacht war ruhig und niemand war unterwegs. So gelang es ihm unbesehen das Tier zu seinem Wagen zu tragen und in den Kofferraum zu legen. TrĂ€nen liefen nun ungestĂŒm ĂŒber seine Wangen und er musste sich beherrschen um nicht seinen Schmerz laut hinauszuschreien.
Von Jammerlauten begleitete TrÀnen, das Herz voller Trauer fuhr er los.
Wo kann ich meinen MĂ€nne begraben, wo finde ich einen Platz fĂŒr ihn?