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Die Wächterin von Reilong (3) - Kapitel 11 - 15

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"Die Wächterin von Reilong (3) - Kapitel 11 - 15"
Veröffentlicht am 31. Januar 2012, 88 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und ...
Die Wächterin von Reilong (3) - Kapitel 11 - 15

Die Wächterin von Reilong (3) - Kapitel 11 - 15

Beschreibung

Samantha, Yasmine, Caroline und Nemu finden sich urplötzlich ein einer parallelen Welt wieder. Die Mädchen, bis auf Samantha, gehören zu den sagenumwobenen Wächterinnen, die angeblich das im Himmel schwebende Reich Reilong vor der Bedrohung der Nemesis retten sollen. Die Mädels, bis auf Samantha, die keine magischen Kräfte besitzt und anscheinend nur zufällig in diese Parallelwelt hineingezogen wurde, beginnen mit einem harten Training, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Während der Kämpfe bemerkt jedoch ausgerechnet Samantha, dass irgendetwas nicht ganz stimmt. Wieso sind sich die Rei und Nemesis so ähnlich? Was liegt eigentlich hinter den Angriffen auf Reilong? Samantha wird Zeugin eines bereits seit Jahrhunderten andauernden Kampfes, der auch ihr Kummer und Leid bringen wird. Zusammen mit Prinzessin Elisabeth, ihren vier bildschönen Leibwächtern und den Kräften der Wächterinnen kämpft sie jedoch dagegen an und versucht das Schicksal zu verändern. Enthält: Kapitel 11: Entscheidung Kapitel 12: Befehl der Prinzessin Kapitel 13: breite deine Schwingen aus Kapitel 14: der Nemesiskern Kapitel 15: Kissenschlacht

Kapitel 11: Entscheidung

Mitten des Unterrichts fiel mir auf einmal allerdings auf, wie meine Federtasche sich ganz langsam bewegte. Zuerst wollte ich schon nachsehen ob irgendein kleines Tier darunter war, als ich bemerkte, dass auch die Sachen der anderen eine schleichende Wanderung antraten, während unser netter Herr Enright gerade etwas an die Tafel schrieb. Mir kam ein Verdacht und ich holte meine fast volle Trinkflasche raus und stellte sie auf den Tisch. Auch der Saft zitterte, wobei mir auffiel, wie sich das innerhalb der nächsten Minuten verschlimmerte. Nicht sehr heftig, aber eindeutig.

„Heiliger…“, flüsterte ich, „Ein Erdbeben.“

Lisa, die mich natürlich gehört hatte, da sie direkt neben mir saß, sah mich mit gerunzelter Stirn an, ehe ihr Blick auf den mittlerweile stark zitternden Apfelsaft fiel. Ein kurzer Blick unter den Tisch verriet, dass auch keiner von uns unabsichtlich den Tisch zum Wackeln brachte.

Daraufhin sah sie mich entgeistert an. „Wir sind doch gar nicht über irgendwelchen Plattenrändern“, sagte sie leise, damit der Lehrer nicht auf uns aufmerksam wurde.

Ich zuckte mit den Schultern und sah aus den Augenwinkeln, wie auch einige andere stirnrunzelnd ihre verrutschten Sachen wieder zurechtrückten. Bis schließlich nur Sekunden später der erste andere bemerkte, dass der ganze Boden in Bewegung war.

Doch als Benny scheinbar gerade etwas sagen wollte, gab es eine heftige Erschütterung. Die Erinnerung ließ mich sofort entsetzt zum Fenster starren, doch draußen war noch alles heil, keine Kriegsschäden oder Feuer. Jedoch geriet die Erde nun richtig in Bewegung, sodass es jetzt alle merkten.

Der Boden bebte heftig und selbst Tische und Stühle gingen auf Wanderschaft. Erschrocken sprangen alle auf, nur um bei dem Geschaukel gleich wieder auf ihren Stühlen zu landen. Oder auf dem Boden, wenn ihre Sitzgelegenheit sich bereits weiter fortbewegt hatte oder umgefallen war. Auch ich war zunächst aufgesprungen, stützte mich aber genau wie Lisa am Tisch ab und sah mich um. Meine größte Sorge war im Augenblick, dass das alte, unter Denkmalschutz stehende Gebäude dem heftigen Zittern der Erde nicht standhielt und in sich zusammenbrach.

„Alle raus hier!“, rief Herr Enright über den Lärm hinweg, der wahrscheinlich dieselben Bedenken hatte wie ich, „Aber nicht drängeln, versucht Ruhe zu bewahren!“

Als wenn das so einfach wäre. Keiner wollte der Letzte sein, der womöglich von diesem Gebäude begraben wurde, sollte es zusammenbrechen. Durch das Beben war es allerdings sowieso nicht einfach schnell zu laufen, von daher hielt sich das Chaos in Grenzen und alle verließen so zügig wie möglich den Raum.

Auf dem Flur wurde es aber doch um einiges gefährlicher, da natürlich auch die anderen Klassen dabei waren das Gebäude zu evakuieren. Die Treppen waren der Knackpunkt und nicht selten sah ich, wie der ein oder andere beinahe einen Kapeister bergab machte. Lisa und ich hatten das Glück uns am Geländer abstützen zu können, aber viele andere nahmen auch eilig die Mitte der breiten Treppe, wo es nichts zum Festhalten gab.

Irgendwie schaffte es unsere Klasse aber unversehrt nach draußen, wo sich auch die anderen Klassen des Gymnasiums sammelten. Alle nahmen so weit wie möglich Abstand von dem Gebäude und mehrere Gruppen waren bereits auf dem Weg sich auf den großen Schulhof hinter der Schule zu begeben. Dort war mehr Platz und nicht auch noch die Menschen aus den Wohnhäusern der Umgebung.

Es war allerdings immer noch sehr windig und ich hörte überall aufgeregte, unsichere und zum Teil auch verängstigte Stimmen. Um ehrlich zu sein war auch mir nicht ganz wohl. Ich spürte deutlich das Beben der Erde und sah hoch über uns wie dunkle Wolken vom Wind getrieben über den Himmel rasten. Es schien wirklich so als wollte sich die Natur, die Welt selbst, gegen etwas wehren – aus welchem Teil meines Gehirnkastens auch immer der Gedanke stammte, er erschien mir äußerst passend. Denn zwar waren die rauen Böen durchaus aggressiv, aber es kam mir nicht so vor als wäre ihr Zorn gegen die Menschen gerichtet.

„Komm!“, sagte Lisa, die direkt neben mir war, „Wir sollten auch auf den Schulhof. Ich denke zwar, dass das gleich vorbei ist, aber sicher ist sicher.“

„Wo ist eigentlich der Rest der Klasse?“, fragte ich, während wir uns bereits an einigen anderen Schülern vorbeiquetschten und durch das Beben aber ziemlich häufig auch mit einigen kollidierten.

„Keine Ahnung. Hab sie auch aus den Augen verloren.“

„Ist das in letzter Zeit öfter passiert?“, fragte ich, „So was wie das Erdbeben und der Sturm meine ich.“

„Ja“, antwortete sie und sah mich beunruhigt an, „Und um ehrlich zu sein bereitet auch mir das ganz schöne Sorgen. Zwar machen einige den Klimawandel für das heftige Wetter verantwortlich, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das von gleich auf jetzt auf ein solches Level steigt.“

Ich nickte nur. Im nächsten Augenblick hörte ich jedoch plötzlich das laute Splittern von Glas. Ich blieb sofort stehen und sah mich um, doch konnte ich nicht sehen, von woher das Geräusch gekommen war. Wäre es einfach nur das Geräusch gewesen, hätte ich gar nicht so sehr nach der Quelle gesucht, aber mir war so als wäre etwas in mir tief erschüttert.

„Was ist?“, fragte Lisa über ihre Schulter.

Ich sah sie verwirrt an. „Hast du das gerade nicht gehört?“

„Wovon redest du?“, fragte sie gleichermaßen irritiert, „Ich höre nur Geschrei von Menschen und dass ständig irgendwelche Sachen umfallen.“

Hatte nur ich dieses überlaute Zersplittern von Glas gehört? Es sah ganz danach aus. Als ich mich dann aber gerade wieder einigermaßen entspannen wollte, weil anscheinend nichts weiter passierte – von dem bereits laufenden Durcheinander mal abgesehen –, sah ich auf dem Boden einen Schatten. Er hatte die Form eines Menschen. Eines Menschen mit großen Flügeln. Meine Augen weiteten sich im selben Moment wie die ersten aufgeregten Schreie zu hören waren.

„Das gibt´s ja nicht!“, rief auch Lisa, „Sieh dir das mal an, Sam!“

Langsam hob ich den Kopf und bekam das zu sehen, was ich befürchtet hatte. Nemesis. Es schienen um die dreißig bis vierzig Stück zu sein, die in Formation am Himmel flogen und scheinbar etwas suchten.

Hier am Boden brach nun endgültig das Chaos aus. Da das Beben allmählich nachgelassen hatte, war es wieder leichter sich von einem Ort zum anderen zu bewegen, was auch so einige taten. So ziemlich alle hier gerieten in Bewegung. Viele zogen als erstes ihr Handy heraus, um ein Foto von dieser unglaublichen Entdeckung zu machen. Andere liefen gleich ohne Nachzudenken in die Richtung, in die die geflügelten Wesen in mindestens fünfzig Metern Höhe flogen, und schienen diese von Nahem sehen zu wollen. Wieder andere rannten los um wer weiß was zu machen. Jedoch schien keiner diese ganz dünnen, länglichen Striche zu bemerken, als welche man die Waffen in den Händen der Schwarzgeflügelten von hier unten nur erkennen konnte.

„Los, komm Sam!“, sagte nun auch noch Lisa aufgeregt, „Das müssen wir uns ansehen!“

Ich packte sie jedoch am Arm. „Tu mir den Gefallen und komm denen da oben auf keinen Fall zu nahe.“

Es war zwar wieder lediglich ein Verdacht, aber wenn ich nicht allzu daneben lag, waren die Nemesis das, gegen was sich diese Welt hatte verteidigen wollen. Der Wind frischte nun erneut auf und an den Wolken konnte ich erkennen, dass er in den höheren Lagen noch heftiger tobte. Die Welt sah die Nemesis als Eindringlinge und schien sogar Gegenmaßnahmen zu ergreifen, wie der menschliche Körper bei Krankheitserregern. Nur bekamen das auch wir hier unten zu spüren. Scheinbar war es schon länger das Ziel der Nemesis auch in diese Welt einzudringen, wenn ich an die Naturschwankungen dachte, die auch schon vor meinem Aufenthalt in Reilong stattgefunden hatten.

„Wieso?“ Meine Freundin sah mich verwirrt an, ehe sie etwas zu ahnen begann. „Weißt du etwa etwas von denen da oben?!“

„Ich kann es nicht erklären, ohne dass du mich für verrückt erklärst“, erwiderte ich, „Bitte bleib einfach hier.“

In dem Moment machten die Schwarzgeflügelten einen großen Bogen durch die Luft. Immer weiter, bis sie auf einmal wieder in diese Richtung kamen. Einige der Schüler um mich hatten ihre Handys hoch erhoben und schienen das Geschehen zu filmen. Ich hoffte nur inständig, dass die Nemesis nicht geplant hatten irgendwo zu landen. Auch wenn ich davon ausgehen musste, dass es doch passierte. Wenn sie erstmal damit anfingen die Menschen anzugreifen, würde die Panik ausbrechen. Und wozu das bei so vielen Menschen auf der Straße führte, wollte ich nicht wissen. Ich musste irgendetwas unternehmen.

„Scheint als würde die Sache ernst werden.“

Verdattert blickte ich nach rechts, wo ich die durchsichtige Silhouette einer Person sah, mit der ich fast noch weniger gerechnet hatte als mit den Nemesis. „Lisa…“

Diese sah mich schief an.

„Hör endlich auf mich so zu nennen!“, sagte die Prinzessin aufgebracht, ehe sie sich kurz räusperte und anscheinend zum Thema kommen wollte, „Du wirst dich jetzt entscheiden müssen: Das Leben in deiner Welt mit deiner Familie und deinen Freunden, oder der für dich lebensgefährliche Aufenthalt auf Reilong mit dem Kampf zwischen uns Rei und den Nemesis? Welches wählst du?“

Ich starrte sie noch immer völlig ungläubig an. Jedoch rasteten in meinem Kopf gerade einige Mechanismen ein und ich verstand, wieso ich aus heiterem Himmel heraus hier in meiner Welt gelandet war. Elisabeth hatte mich zurückgeschickt.

So kompliziert die Absichten dahinter aber vielleicht auch erschienen, war die Antwort auf die Frage einfach, ich brauchte noch nicht mal mehr nachzudenken: „Reilong.“

„Bist du dir wirklich sicher, dass du dieses Schicksal freiwillig annehmen willst?“

„Was brabbelst du da?“, fragte Lisa zur gleichen Zeit.

„Ich habe mich entschieden und in mein altes Leben kann ich sowieso nicht mehr zurück“, erwiderte ich, „Und das Schicksal kann geändert werden.“

Einen unendlich langen Moment sah die junge Prinzessin mich mit ihren peridotgrünen Augen durchdringend an. Sie suchte nach Zweifel. Nach Anzeichen, die meinen Worten widersprachen. Die würde sie jedoch nicht finden. Zwar hatte ich versucht wieder in meine Rolle hier zu schlüpfen, aber selbst als ich das erleichterte Gesicht meiner Mutter gesehen hatte, war mir klar gewesen, dass ich nie mehr wieder die Sam werden konnte, die ich vor der Begegnung mit den Rei gewesen war.

Dann lächelte Elisabeth matt, wobei ich einen Hauch von Hoffnung in ihren Augen erahnen konnte. „Ich bete darum, dass du Recht hast und diese Entscheidung nicht bereust.“

Ich lächelte ebenfalls, schüttelte aber den Kopf. Das würde ich nicht.

Sie sah mich an und auf einmal bekam ihr Lächeln einen weit fröhlicheren Ausdruck. „So langsam verstehe ich, warum er dich gewählt hat.“ Damit wurde die Silhouette der Prinzessin wieder durchsichtig und verschwand.

Ich sah ihr nur stirnrunzelnd nach. Wie hatte sie denn das gemeint?

„Du wirst mir langsam unheimlich“, stellte Lisa fest und verschränkte die Arme vor der Brust, woraufhin ich ihr ein leicht schiefes Lächeln schenkte.

In der nächsten Sekunde bemerkten wir beide, wie die Nemesis in einiger Höhe über unsere Köpfe hinweg sausten. Die anderen Schülerinnen und Schüler um uns herum schienen ganz aus dem Häuschen zu sein und schossen wie wild Fotos, filmten oder machten am besten noch beides gleichzeitig. Auch die Lehrer wirkten vollkommen erstaunt und zeigten mit den Fingern nach oben.

„Was sind diese Wesen?“, fragte meine Freundin ernst, „Du kennst sie doch, oder?“

„Kennen nicht“, antwortete ich, „Aber ich weiß, was sie sind. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, was sie hier suchen.“

Gerade als sie etwas erwidern wollte, entdeckten wir drei weitere Gestalten hoch am Himmel. Diese hatten keine schwarzen Flügel, sondern hellblaue, rote und gelbe. Zwar konnte man von hier unten nicht allzu viel erkennen, doch ich sah, wie sie sich gegenseitig etwas zuriefen und dann in verschiedene Richtungen losflogen. Den Winkeln nach zu urteilen und was ich sonst noch erspähen konnte, planten sie die Nemesis einzukreisen, die mittlerweile auf sie aufmerksam geworden waren.

„Irgendwie kommen die drei mir bekannt vor“, hörte ich Lisa vor sich hinmurmeln. Sie hatte gute Augen, das musste man ihr wirklich lassen.

Gerade als die Nemesis mit erhobenen Waffen zum Angriff übergehen wollten, hoben die drei Mädchen ihre Hände. Eine gewaltige Wasserwelle, ein Tornado aus Flammen und gelblich leuchtende Blitze schlugen den Schwarzgeflügelten von drei Seiten entgegen und erwischten sie, ehe sie etwas dagegen unternehmen konnten. Es gab einen ziemlichen Knall, gemischt mit den völlig erstaunten Stimmen der Leute hier unten. Sobald sich der Rauch verzogen hatte, sah ich eine große Kugel aus Eis in der Luft schweben. Den tanzenden Schatten nach zu urteilen war die Kugel innen hohl und wurde durch eine Barriere aus Feuer verstärkt. Vermutlich wurden die Nemesis drinnen auch noch durch einige Blitze an Befreiungsversuchen gehindert. Scheinbar hatte das Training trotz allem inzwischen seinen Erfolg.

Auf einmal spürte ich, wie sich von hinten ein Arm um mein Schlüsselbein legte. Vor Schreck hätte ich beinahe laut aufgeschrien, doch derjenige hinter mir machte leise: „Schhhhhhh.“ Mit einer Stimme, die ich nicht verwechseln konnte.

„Ich weiß zwar nicht wieso, aber die Prinzessin hat mir befohlen dich zurückzuholen“, sagte Mikhail flüsternd.

Obwohl ich ganz schön überrascht war, musste ich lächeln und sah über meine Schulter zu ihm auf. „Tja, du musst auch nicht immer alles wissen“, bemerkte ich grinsend. Ein wenig Schadenfreude hatte was und tat gerade bei dem Typen verdammt gut.

Allerdings versprach sein vielsagender Gesichtsausdruck bereits eine satte Revenge. „Werd nicht zu übermütig, du lebensmüde Göre.“

In dem Augenblick drehte sich Lisa um und starrte den jungen Mann hinter mir mit ziemlich großen Augen an. Kein Wunder, denn wie ich gemerkt hatte, hatte Mikhail seine nachtblauen Flügel ausnahmsweise mal nicht verborgen. Als das Mädchen aber gerade eindeutig irgendetwas schreien wollte, legte der Erwachsene einen Finger an die Lippen und deutete damit an, dass sie ruhig bleiben sollte.

„Ich bin kein Feind“, sagte er gerade so laut, dass sie es hören konnte.

„Moment mal…“ Lisa schien die Stimme zu erkennen – ich hatte ihr Mikhail einmal als meinen Literaturagenten vorgestellt. „Sie sind doch…“

„Ich passe schon auf sie auf“, fügte Mikhail hinzu und legte seinen zweiten Arm um meine Taille, „Richte das auch ihrer Familie aus.“

„Was…?“ Sie sah uns völlig verwirrt an.

Jedoch sah ich aus den Augenwinkeln heraus, wie die riesige Kugel aus Eis und Feuer zusammen mit Yasmine, Caro und Nemu durchsichtig wurde und nur Sekunden später verschwand. So wie Lisa aussah, wurden wir auch gerade durchscheinend.

„Es ist in Ordnung“, sagte ich nur und riss die schwarze Spange aus meinen Haaren, die ich mir heute zu dem dunkellila-weißen Shirt und der dunkelblauen Jeans mit dem braunen Gürtel aus dem Schrank gesucht hatte. Ich warf dem verblüfften Mädchen das Stück zu, gerade noch bevor auch Mikhail und ich genauso spurlos verschwanden wie die anderen.

Kapitel 12: Befehl der Prinzessin

Kaum zwei Sekunden später standen wir plötzlich mitten im Hof von Elisabeths Palast. Nur wenige Meter entfernt saßen auch die keuchenden Yes, Caro und Nemu auf dem steinernen Boden und erholten sich anscheinend von dem Angriff, der sie wohl ziemlich viel Kraft und Konzentration gekostet hatte.

„Wo sind die Nemesis?“, fragte ich, während ich mich kurz umsah.

„Die dürfte unsere holde Prinzessin irgendwo weit draußen vor Reilong ausgesetzt haben“, antwortete Mikhail. Wobei ich bei seiner ganz leicht angesäuerten Stimme vermutete, dass er diesen nur zu gerne auch noch eine gewaltige Abreibung verpasst hätte.

„Sam!“, rief Yasmine in dem Augenblick völlig verdattert.

Caro sah ebenfalls auf. „Ich dachte, du wärst in unsere Welt zurückgekehrt?!“

„Zwangszurückgeschickt sollte man sagen“, korrigierte ich, „Aber wie ihr seht, werdet ihr mich so schnell nicht los.“

„Was machst du denn hier?“ Tinto kam strammen Schritts auf uns zu und hatte dabei natürlich auch meine Wenigkeit erspäht.

Ich schenkte ihm ein richtig schön offensichtlich falsches Lächeln. „Ich kann mich nicht erinnern aus Reilong verbannt worden zu sein oder etwas dergleichen.“

Der grimmige, wenn auch leicht irritierte, Blick sagte alles.

„Hey!“ Ravi kam mit Luke zusammen aus Richtung Stallungen. „Na wie ist euer erster Kampf gelaufen?“

Yasmine schien eigentlich antworten zu wollen, doch Caroline war schneller als sie.

„Ein Kinderspiel!“, grinste das temperamentvolle Mädchen, „Die Neme-irgendwas hatten wir im Handumdrehen erwischt!“

„Du hast nur viel zu viel Kraft verwendet“, warf Yasmine ein, „Es war verdammt schwer das Eis nicht schmelzen zu lassen bei deinen Temperaturen.“

„Bääää!“ Caro streckte ihr die Zunge raus.

Daraufhin ging das Gezanke wieder los und die Jungen warfen sich lediglich vielsagende Blicke zu. Bis Nemu schließlich seufzte, zwischen die beiden trat und sie gekonnt auseinanderschob. Zwar waren die beiden noch nicht gewillt Ruhe zu geben, doch als Nemu ihnen gnadenlos mit ihren spitzen Fingernägeln in die Ohren kniff, sah die Sache schon wieder anders aus.

Wenn ich die drei so sah, merkte ich immer wieder, dass ich erst vor knapp einem Jahr zu dieser Gruppe gestoßen war. Allerdings war ich auch recht froh, dass ich nicht ganz so tief mit drin steckte. Denn ich schätzte die drei sehr und in den Pausen konnten wir uns immer stundenlang unterhalten, aber des Öfteren merkte ich schon, dass ich mehr eine Einzelgängerin war. Zeitweise war ich gern in Gesellschaft, aber ich brauchte auch immer Zeit für mich selbst, in der ich nicht von anderen umgeben war. Sonst wurde ich schnell ziemlich genervt und das konnte für alle Beteiligten unangenehm werden.

„Samantha“, sagte Ravi dann erfreut, der mich scheinbar erst in dem Moment entdeckte, „Ich dachte schon, ich könnte mich nicht mehr vorn dir verabschieden.“

„Das musst du gar nicht“, bemerkte ich – wenigstens einer der Jungen freute sich darüber, dass ich nicht fort war –, „Ich bleibe hier.“

„Cool“, grinste der Jüngste der vier Männer und schielte dabei zu Mikhail.

Dabei fiel mir auf, dass dieser mich immer noch halb im Arm hielt. Und sowie mir das richtig auffiel, stieg mir prompt das Blut in den Kopf. Konnte der Kerl seine Arme nicht wo anders lassen? Das machte mich allmählich nervös!

In dem Augenblick bemerkte ich eine kleinere Gestalt, die eleganten Schritts über den Hof auf uns zukam. Wunderschönes, rot-goldenes Kleid, bis kurz unter die Schultern reichende, dunkelblonde Haare und leuchtend grüne Augen – ich sah Elisabeth nur überrascht an.

„Eure Hoheit“, sagte Tinto ergeben und verbeugte genauso wie seine Brüder.

Meine drei Freundinnen wirkten zwar ziemlich verwirrt, machten die Geste jedoch schnell nach.

„Du auch!“

Ich sah die Prinzessin verblüfft an, da ich ihre energische Stimme gerade in meinem Kopf gehört hatte. Aber noch bevor ich selbst reagieren konnte, drückte Mikhail meinen Kopf nach unten, sodass ich mich ebenfalls verbeugte.

„Und tu gefälligst so als würdest du mich auch zum ersten Mal sehen“, fügte Elisabeth noch hinzu, „Es ist nämlich nicht Gang und Gebe, dass mich jemand wie du mal so eben sehen kann.“

Ich zog nur ein leicht schiefes Lächeln. Allerdings fiel mir dann auf, dass Yasmine, die fast direkt neben mir stand, die Prinzessin irgendwie seltsam ansah. Misstrauisch und beinahe schon feindselig.

„Es freut mich euch kennenzulernen“, sagte Elisabeth in höflichem Ton, „Wächterinnen von Reilong mit der Kontrolle über Feuer, Wasser und Elektrizität.“

„Äh.. e-ebenso“, stotterte Caro ein wenig verwirrt. Ich zweifelte aber daran, dass sie überhaupt wusste, dass das junge Mädchen vor uns die Prinzessin war.

„Es freut uns ebenfalls“, verbesserte Yasmine mit geneigtem Kopf.

„Ich weiß, ihr seht mich heute zum ersten Mal“, fuhr Elisabeth fort, „Aber ich habe euch und eure Mühen von Anfang an beobachtet und ich bin euch sehr dankbar, dass ihr für unser Volk kämpfen wollt, obwohl ihr ursprünglich aus der anderen Welt kommt. Habt meinen tiefsten Dank.“

Es schien als wollte sie noch etwas hinzufügen, doch in dem Moment landete auf einmal einer der Rei, der auch bei dem Gefecht mit den Nemesis vorgestern dabei gewesen war, nicht weit und kam eiligen Schritts herüber. Augenblicklich erhoben sich auch Mikhail und Tinto und kamen ebenfalls zu der Prinzessin. Der Soldat zog noch während er lief ein gefaltetes Stück Papier aus der Tasche und reichte es Elisabeth. Es war zwar nur flüchtig, aber ich konnte gerade eben noch die Worte lesen, die außen drauf standen.

„Nördliche Front, Stunde 103 gegen die Nemesis? Gibt es wieder einen Kampf?“ Ich wusste nicht, ob sie mich hörte, aber ich probierte es einfach mal.

Ganz kurz sah ich, wie Elisabeths Blick an den hoch gewachsenen Männern vorbei zu mir wanderte.

„Ich kann mich nicht daran erinnern, dir erlaubt zu haben mit mir in Gedanken Kontakt aufzunehmen“, bemerkte sie ein wenig grimmig.

„Sorry.“ Ich lächelte wieder leicht schief, sah sie aber fragend an.

Sie stieß ein gedankliches Seufzen aus, während sie zur gleichen Zeit die Nachricht eingehend las. „Ja, in den höheren Luftregionen geht jetzt schon seit einigen Tagen ein Dauerkampf zwischen einigen von uns und den Nemesis. Wir müssen immer wieder neue Leute hoch schicken, um die Erschöpften und leider häufig auch Verletzten auswechseln zu können. Nur leider ist es auch bereits zu nahe, um den Nemesis einfach das Feld zu überlassen und uns zurückzuziehen.“

„Hört sich nicht gut an“, stellte ich fest.

Elisabeth nickte kaum merklich. „Und jetzt sind wir kurz davor diesen Kampf endgültig zu verlieren, unsere Leute können die Stellung nicht mehr halten.“

„Ich weiß, ihr seid erschöpft und gerade erst von eurem ersten Kampf zurück“, sagte die Prinzessin zu Yes, Caro und Nemu und trat zu ihnen herüber, „Aber wir haben hier einen Notfall. Die Nemesis kennen die ungefähre Richtung zu unserem Standort hier und wenn wir jetzt die Auseinandersetzung nördlich von hier verlieren, haben wir vielleicht noch zwei Tage bis sie uns auch mit der Barriere gefunden haben.“

Sie sah die drei Mädchen ernst an. „Wärt ihr bereit noch einmal auszurücken? Es ist ein ganzes Stück weg, aber ich kann euch dorthin teleportieren, so wie vorhin in die andere Welt.“

„Wieso waren die Nemesis überhaupt dort? Und wie sind sie da hingekommen?“ Die Frage war mir schon die ganze Zeit über durch den Kopf gegangen.

„Ich weiß es nicht.“

Die drei sahen sich kurz an, ehe sie nickten. Nemu machte dabei einige Gestiken mit ihren Händen, woraufhin Elisabeth ein wenig verwirrt aussah.

„Wird schon gehen“, übersetzte ich, „Noch sind wir nicht völlig kaputt.“

Daraufhin sah die Prinzessin mich kurz an. „Ich habe ihre kleine Invasion auch nur zufällig bemerkt und konnte deine drei Freundinnen rüberschicken, um die Nemesis einzukesseln, damit ich sie wieder in unsere Welt teleportieren konnte. Wie sie den Weltenwechsel geschafft haben, ist leider auch mir ein Rätsel.“ Ihr leicht erzürnter Ton ließ mich ahnen, wie sehr diese Unwissenheit an ihr nagte.

Anschließend blickte sie wieder zu Yasmine, Caro und Nemu. „Ich danke euch“, sagte sie in völlig gefasstem und fast schon ruhigem Tonfall, bevor sie die Männer auffordernd ansah, „Du Darren kannst gehen. Tinto und Ravi, stellt in zehn Minuten eine Truppe zusammen, die mit ihnen hinüber geht und vor allem unseren verletzten Leuten hilft. Mikhail kommt mit mir und du Luke machst einen Pegasus fertig.“

Die letzte Anweisung löste einige verwirrte Gesichter aus.

„Ihr nehmt die da auch mit“, fügte die Prinzessin noch hinzu und deutete dabei – beinahe schon abfällig wie mir schien – auf mich.

Allerdings war ich davon auch ein wenig überrascht, aber als ich ihrem Blick begegnete, wurde auch ich ernst. Sie schien es zu wissen. Und wenn es ihr Befehl war, konnten mir die jungen Männer das Mitkommen auch nicht verwehren. Mikhail sah zwar so aus, als wollte er genau das tun, aber bevor er auch nur ansetzen konnte etwas zu sagen, brachte sie ihn mit einer einfachen Geste zum Schweigen.

Dann ging sie gefolgt vom Ältesten der vier Brüder los – die anderen hatten sich bereits in Bewegung gesetzt – und sah dabei aber nochmal kurz unauffällig über ihre Schulter. Ich folgte ihrem Blick, der auf Yasmine lag, welche sich gerade schon wieder Caro zankte. Wenn ich nicht allzu daneben lag, hatte sie vorhin den beinahe schon feindseligen Blick meiner Freundin bemerkt, der auch mich ziemlich irritiert hatte.

Irgendetwas stimmte nicht. Yes schien nicht nur aus Glück oder Talent so viel weiter als die anderen zwei zu sein. Es schien mehr dahinter zu stecken und ich war mir nicht sicher, ob ich den Grund jetzt schon wissen wollte. Ihr Blick war nämlich wirklich unheimlich gewesen.

Kapitel 13: breite deine Schwingen aus

Ich saß wieder auf der grauweißen Pegasusstute namens Tiara, die mich im Hof sogar mit einem fröhlichen Wiehern begrüßt hatte. Wie es aussah erinnerte sich das Tier an mich, und das nicht im schlechten Sinne, wie ich angenehm erfreut feststellte. Ich klopfte ihr den schönen Hals und zupfte einige Strähnen ihrer langen Mähne zurecht.

„Magst du Pegasi?“

Ich sah Luke leicht überrascht an, der fast unmittelbar neben mir stand und genau wie die anderen rund zwanzig versammelten Rei auf den Abmarschbefehl wartete. Mikhail hatte meine drei Freundinnen zwischenzeitig noch in den Palast geholt, weil die Prinzessin wohl noch kurz mit ihnen reden wollte. Tinto schien mit einigen der Rei zu planen, wie sie am besten vorgehen sollten – auch wenn sie dieses Mal nicht hauptsächlich kämpfen sollten, mussten sie doch trotzdem damit rechnen überraschend angegriffen zu werden. Ravi hatte sich unterdessen die restlichen Soldaten geschnappt und zwang sie gerade zu etwas, das für mich als Uneingeweihte nach einem ziemlich schrägen Tanz aussah.

„Ja“, antwortete ich leicht zögernd.

„Das ist gut“, sagte der schweigsamste der vier Brüder und strich Tiara lächelnd über das seidige Fell. Wenn ich ihn so ansah, sah er mit dem freundlichen Lächeln und den hellen, flachsfarbenen Haaren ziemlich nett aus. Auch wenn ich ähnlich freundliche Züge bei ihm eigentlich nur gegenüber Tieren zu Gesicht bekommen hatte, aber andererseits hatte ich mit ihm ohnehin noch nicht viel Kontakt gehabt.

„Du magst Tiere sehr, oder?“, fragte ich neugierig, obwohl ich die Antwort natürlich schon kannte.

Luke nickte, als er mit warmer Stimme erwiderte: „Tiere sind so freundliche und reine Wesen. Sie hören dir bei Problemen zu und verachten dich nicht für Fehler. Sie können deine treuesten Begleiter werden und wenn du dich gut um sie kümmerst, erwidern sie deine Gefühle und zahlen dir jede deiner Mühen mit Zuneigung zurück.“

Ich musste einfach lächeln, seine Gefühle waren so ehrlich und rein.

Er sah mich an und für einen winzigen Augenblick glaubte ich einen überraschten Ausdruck zu sehen, doch das war nur so kurz, dass es auch genauso gut Einbildung gewesen sein konnte.

„Ich glaube, ich kann ein wenig verstehen, was du meinst“, bemerkte ich schmunzelnd und fuhr mit den Fingern durch Tiaras Mähne, „Gerade weil sie nicht reden können wie wir, drücken sie ihre Gefühle viel mehr mit Gesten aus, was sie irgendwie viel liebenswürdiger erscheinen lässt. Außerdem sind sie immer ehrlich und belügen einen nicht. In gewisser Hinsicht sind sie viel vertrauenswürdiger als wir Menschen oder Rei.“

Nun konnte ich unverhohlene Verblüffung in Lukes Gesicht entdecken. Wo kam die denn auf einmal her?

„Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte ich leicht verwirrt.

Kurz sah er mich noch so überrascht an und schien mit den Gedanken ganz wo anders zu sein, doch dann klärte sich sein Gesichtsausdruck und die Wärme seines Lächelns erreichte nun auch seine schönen, purpurnen Augen. Und dieses Mal sah er mich an, mit diesem zuneigungsvollen Blick.

„Nein“, sagte er, „Du bist nur die Erste, die meine Gefühle versteht.“

Jetzt war ich diejenige, die ihn etwas überrumpelt ansah. Irgendwie fiel mir ausgerechnet in diesem Moment die Ähnlichkeit zwischen ihm und Mikhail auf. Normalerweise waren die vier Brüder eigentlich fast komplett verschieden, aber dieser Blick von Luke war genau wie der von Mikhail – auch wenn ich ihn in dieser Form bisher nur höchst selten zu Gesicht bekommen hatte. So ehrlich und herzerwärmend, dass ich mir wünschte ihn auf einem Bild festhalten und einrahmen zu können. Nur würde wohl kein Foto oder Gemälde dem Original gerecht werden.

Diese plötzliche Ähnlichkeit brachte mich sogar so aus dem Konzept, dass ich nicht wusste, was ich darauf erwidern sollte. Ich sah den Drittältesten nur einige Sekunden lang verwirrt an und er erwiderte meinen Blick auf diese seltsam angenehme Weise.

Bis ich das Gefühl hatte, dass mich jemand ansah. Auf der Suche nach der Ursache dafür bemerkte ich Mikhail und meine drei Freundinnen. Ich vermutete, Elisabeth hatte ihnen genauere Informationen über den Kampf an der „Nordfront“ – wie es auf dem Zettel hieß – gegeben. Den ernsten Gesichtern der drei nach zu urteilen keine allzu Guten.

Als mein Blick dann noch kurz den Erwachsenen neben den drein streifte, blieb er hängen. Es war nur noch für einen flüchtigen Moment, doch Mikhails nachtblaue Augen waren auf mich gerichtet gewesen. Etwas schon fast Verwirrtes hatte in ihnen gelegen, ehe er den Blick abwandte und ich mich auch schon fragte, ob ich mich vielleicht doch vertan hatte.

„Wir brechen auf“, verkündete Mikhail, „Rückt etwas dichter zusammen.“

Tiara und ich standen bereits schon so ungefähr in der Mitte, daher brauchten wir uns nicht großartig zu bewegen. Der Pegasus schien es zwar nicht sonderlich zu mögen so eingeengt zu werden, doch kaum streichelte Luke der Stute den Hals schien wieder alles in Butter zu sein. Die Liebe für Tiere schien nicht bloß einseitig zu sein. Wie ich bei der Erinnerung zurück erkannte, liebten die Tiere auch Luke. Das freute mich für ihn.

Kaum waren wir so weit zusammengerückt, wie es ging ohne sich gegenseitig auf die Füße zu treten, sah ich von meinem höheren Standpunkt auch schon, wie wir alle samt durchsichtig wurden. Es schienen wirklich Elisabeths magische Kräfte sein, dank denen wir im nächsten Moment hoch am Himmel in der Luft waren und alle ihre Flügel ausbreiteten.

Kaum zweihundert Meter entfernt von uns konnte ich auch bereits das Gefecht sehen. Lauter Nemesis und Rei waren in der Luft und schlugen immer wieder mit ihren Waffen aufeinander ein. Auf zwei äußeren Seiten konnte ich jeweils eine kleinere Gruppe der Arten sehen, bei der es sich scheinbar um die Verletzten handelte – denn für mich sah es so aus als konnten sie sich kaum noch in der Luft halten und sie kämpften auch nicht mehr.

„Du bleibst wieder schön auf Abstand“, befahl Mikhail und sah mich dabei auffordernd an, „Und halt dich dieses Mal dran.“

Ich verzog ein wenig das Gesicht und hätte ihm am liebsten die Zunge rausgestreckt. Das letzte Mal war schließlich nicht mein Fehler gewesen, sondern der von dem netten Heini mit der Brille, der mich scheinbar nach wie vor nicht leiden konnte.

Dann flog der Trupp mit Yasmine, Caroline und Nemu voraus auf die Kämpfenden zu. Offensichtlich sollte es heute kein verstecktes Manöver geben. Vielmehr schienen sie auf einen schnellen Sieg durch meine Freundinnen zu hoffen, um die Verletzten möglichst rasch zurückbringen zu können und vor allem diesem lang anhaltenden Gefecht endlich ein Ende zu machen.

Ich lenkte Tiara währenddessen immer dicht an einigen Wolken längs – dank ihrem Fell hatte sie sogar eine recht gute Tarnung – und behielt dabei die Nemesis im Auge, die natürlich bereits auf die Neuankömmlinge aufmerksam geworden waren.

Mir fiel dabei allerdings auf, dass die Flugweise der Schwarzgeflügelten und die Art wie sie ihre Gegner attackierten recht unkoordiniert und durcheinander aussah, aber bei genauerem Hinsehen musste ich feststellen, dass ich fast ein Muster erkennen konnte. Zudem schienen die Nemesis, wann immer sie gerade nah genug aneinander vorbei flogen, ganz kurz miteinander zu reden.

Wenn man sich vorher bestimmte Kommandos und Codewörter zurechtlegte, war es möglich auch mit nur einem Wort eine ganze Armee zum neu organisieren zu bringen oder vorher besprochene Angriffe zu starten. Die Nemesis planten irgendetwas. Ich suchte mir einen der ganz schön weit herumfliegenden Nemesis heraus und beobachtete ihn. Was ich sah, bestätigte meine Vermutung nur. Er flog zwar kreuz und quer und scheinbar ohne irgendwelchen Plan – mit immer wieder kurzen Schwertkämpfen mit den Rei zwischendrin – aber auf diese Weise kam er im Handumdrehen innerhalb kürzester Zeit an vielen seiner Kameraden vorbei, denen er allen kurz etwas zu sagen schien.

In dem Moment bemerkte ich auf der Wolke unter mir einen Schatten. Er war ein ganzes Stück kleiner als meiner, schien also noch in einiger Entfernung zu sein, aber das längliche Teil in seiner Hand bereitete mir Sorgen und ich wandte den Kopf.

Ich sah den Nemesis, der die einzige Person weit und breit war, wegen der Mikhail seine Beherrschung verlor. Den fünften Kommandeur der Haupttruppe der Nemesis, wenn ich es richtig behalten hatte. Der, der Mikhails frühere Geliebte getötet hatte. Scheinbar war es seine Aufgabe das umliegende Gebiet auf mögliche Fallen von den Rei zu kontrollieren. Das war zumindest der einzige Grund, der mir einfiel, weshalb er über hundert Meter vom Kampfgesehen entfernt war.

Den Speer in seiner Hand hatte er jedoch bereits hoch erhoben. Sein Ziel war mein Herz, ich sah es in seinen kalten Augen. Die Waffe sauste auch schon durch die Luft und würde nicht verfehlen, dafür war ihr Inhaber ein viel zu guter Krieger, zumal mir sowieso keine Zeit zum Auszuweichen blieb.

Eine Option blieb jedoch noch und ich konzentrierte mich, während ich zugleich ein Stoßgebet in den Himmel schickte. Ich spürte wie der Wind drehte, er war noch leicht ungelenk und ein wenig widerspenstig, aber es reichte aus. Der Speer zog ganz knapp über meine Schulter hinweg, obwohl er seine Beute im Normalfall zu hundert Prozent erlegt hätte.

Ich erwiderte den leicht erstaunten Blick des Mannes nur vollkommen ernst und wie die Sekunden verstrichen, wurde die Miene des Kommandeurs immer verblüffter. Anscheinend war er keineswegs dumm. Er schien den Grund für die Abweichung seiner Waffe erkannt zu haben.

Allerdings plante ich nicht zu warten bis er reagierte und trieb Tiara an, sodass sie nach schräg unten abtauchte und wir in einer der heute zum Glück zahlreich vorhandenen, dichten Wolken verschwanden. ‚So einfach lass ich mich nicht umbringen‘. Hoffentlich hatte dieser skrupellose Typ die Botschaft verstanden.

Ich hatte mir die Richtung gemerkt, in der sich das Kampffeld etwa befand, und flog erstmal eine ganze Weile lang durch die Wolke. Da Rei und Nemesis beide diese fast-Blindheit in den Ansammlungen verdunsteten Wassers zu meiden schienen, was ich im Prinzip nachvollziehen konnte – denn ich konnte kaum noch Tiaras Kopf erkennen –, war es für mich am sichersten hier durchzufliegen.

Aber ich hielt es für unklug länger als ein paar Minuten hier zu bleiben und lenkte Tiara daher nach außen weg, sodass wir schließlich seitlich wieder aus der Wolke brachen – natürlich so dass die Wolke zwischen uns und dem Kampfgeschehen war. Zufrieden stellte ich fest, dass ich gut geschätzt hatte, der Abstand zum Gefecht hatte sich kaum verringert und ich war mich noch immer ausreichend versteckt.

Mir fiel jedoch gleich etwas auf, was mir Sorgen bereitete. Yes, Caro und Nemu machten bereits Gebrauch von ihren Fähigkeiten, doch die Nemesis konnten ihnen zu großen Zahlen ausweichen. Die meisten ließen sich einfach ein ganzes Stück nach unten fallen, sodass die Angriffe nicht mehr mit ihnen mithalten konnten. Selbst wenn die drei Mädchen zusammen arbeiteten, lenkten die Nemesis einfach immer entsprechend um und entkamen den sonst verheerenden Angriffen zum größten Teil. Außerdem konnte ich meinen drei Freundinnen die Erschöpfung ansehen. Allzu lange würden sie das nicht mehr durchhalten.

Mein Blick wanderte zu den Rei, die sich weiter außen sammelten und bei den Verletzten waren. Ihre Gesichter sprachen Verwirrung, Unglauben und Anspannung. Gerade auf Tintos Gesicht waren diese Emotionen deutlich abzulesen. Er und die anderen hatten eindeutig nicht damit gerechnet, dass ihre Gegner so bald einen Weg finden würden den Angriffen meiner Freundinnen zu entkommen. Sie mussten sich schon mehrmals gegen Nemesis verteidigen, die auch nicht davor zurückschreckten die Verletzten zu attackieren.

„Gar nicht gut“, murmelte ich und bremste Tiara. Die Stute schien ebenfalls zu spüren, dass es alles andere als rosig für unsere Seite aussah. Sie wirkte ein wenig nervös und ich kraulte sie am Halsansatz.

Meines Erachtens waren Caro, Yes und Nemu bereits so erschöpft, dass sie nicht mit der neuen Strategie der Nemesis mithalten konnten. Jetzt reichten nicht mehr bloß Attacken aus, nun brauchten sie selbst einen ausgeklügelten Plan. Aber dazu fehlte ihnen einfach die nötige Konzentration und der Überblick.

Außerdem war mir aufgefallen, dass sich Yes komisch benahm. Immer wieder, wenn sie eigentlich das Wasser umlenken müsste, verlor sie entweder die Kontrolle, das Wasser löste sich einfach auf oder sie selbst taumelte besorgniserregend. Pure Anstrengung verzerrte ihr Gesicht und der Schweiß ließ deutlich erkennen wie sehr sie mit sich selbst kämpfte. Etwas stimmte nicht.

Doch kaum hatte ich diese Erkenntnis gewonnen, schien es bereits zu spät zu sein. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, als sich das von ihr ausgehende Gefühl auf mich schlagartig änderte. Auf eine Art und Weise, bei der sich meine Augen vor Entsetzen weiteten.

Im nächsten Augenblick erklang ein markerschütternder Schrei und alle starrten zu dem Mädchen herauf, dessen blaue Flügel sich nun pechschwarz färbten. Pure Fassungslosigkeit breitete sich unter den Rei aus – obwohl sie meines Erachtens noch nicht mal das spürten, was ich leider wahrnehmen konnte. Die Nemesis hingegen lächelten zum großen Teil leicht, was mich außerordentlich irritierte. War das geplant gewesen?

Dann versuchten sich einige Rei – darunter auch Mikhail und Ravi – Yasmine zu nähern, die nun verstummt in der Luft schwebte und sich noch nicht wieder gerührt hatte. Doch kaum waren sie bis auf vielleicht zehn Meter herangerückt, war plötzlich Wasserrauschen zu hören und eine gewaltige Welle schwarzen Wassers schlug ihnen entgegen. Erschrocken wichen alle wieder zurück, ehe ein paar wenige Mutige noch einen weiteren Versuch starteten. Es war jedoch wieder das Gleiche, die schwarzen Fluten breiteten sich um Yes herum aus und verhinderten jegliches Näherkommen. Die Verwirrung der Rei über die Veränderung meiner Freundin half auch nicht gerade.

Ich selbst befand mich in sicherer Entfernung, doch alleine schon das mitanzusehen war eine Qual. Das Mädchen wand sich in der Luft, mal verkrampft und mal fast entspannt wechselte auch ihr Gesichtsausdruck immer wieder zwischen finster mit einer ordentlichen Prise Triumpf und erschrocken mit Anstrengung als zweitem Hauptgang.

Zudem spürte ich deutlich, wie Yasmine versuchte sich gegen das zu wehren, was die Kontrolle über ihren Körper zu erlangen versuchte. Allerdings spürte ich auch, dass dieses etwas, das mir einen Schauer über den Rücken jagte, allmählich immer klarer und stärker wurde und Yasmine auf diesem Weg nicht mehr lange existieren würde.

Ich blickte wieder zu den Soldaten unserer Front und entdeckte dabei auch Mikhails irritiertes Gesicht. Er schien sich genau wie die anderen zu fragen, was mit Yasmine los war. Er überlegte gerade eindeutig fieberhaft, was sie unternehmen konnten, aber dem leicht grimmigen Ausdruck nach zu urteilen, kam ihm kein rettender Einfall.

Mein Blick wanderte nach oben zu Caroline und Nemu, die unweit nebeneinander in der Luft schwebten und unsere Freundin entgeistert anstarrten. Sie mussten jedoch immer wieder ausweichen, da das Wasser des Öfteren auch in ihre Richtung ausschlug und sie nur knapp verfehlte. Die beiden riefen zwar immer wieder nach ihr, doch die Antwort bestand aus einem Schwall Wasser, in dem ich winzige Eissplitter erkennen konnte.

Zwar hatte Mikhail mir verboten mich einzumischen, aber ich trieb die Pegasusstute dennoch an. Das Tier schien mir tatsächlich zu vertrauen, denn trotz dessen die Gefahr ganz deutlich zu spüren war, ließ sie sich von mir immer näher zu Yasmine lenken. Ich hielt mich absichtlich oberhalb von Tinto, Mikhail und den anderen, sodass sie mich nicht sofort sahen – da Yasmine auch noch ein Stück weiter oben war, passte das eh.

Doch kaum kamen wir in Reichweite des dunklen Wassers, bildete sich aus den kleineren Bächen, die frei in der Luft schwebten, eine schöne große Welle heraus und schlug uns entgegen. Tiara wieherte erschrocken und auch aus meiner Kehle drang ein leiser Schrei, doch ich zog an den Zügeln – der Eile wegen leider nicht sehr zimperlich – und lenkte die Stute zusätzlich noch mit meinem eigenen Körpergewicht nach schräg unten weg. Es war mehr Glück als Verstand, aber wir kamen heil und nur mit einem ziemlichen Schrecken davon.

Ich hörte von weiter unten einen wütenden Ruf, den ich wegen dem Rauschen in meinen Ohren kaum verstand. Allerdings erkannte ich Mikhails Stimme und konnte mir schon ungefähr denken, was er mir für einen Befehl zugerufen hatte. Ich sollte sofort da weg. Vernünftig und etwas, was wohl jeder normale Mensch gemacht hätte. Allerdings hatte ich schon vor längerem festgestellt, dass ich nicht mehr normal war. Und mit meiner Vernunft sah es auch nicht besser aus.

Nur wie konnte ich zu meiner Freundin kommen? Ich war mir sicher, dass es noch nicht zu spät war, doch solange ich nicht nahe genug heran kam und mit ihr reden konnte, war ich nicht in der Lage etwas zu unternehmen.

Ein lauer, natürlicher Wind kam auf, spielte mit meinen langen Haaren und wehte sie nach vorne. Aus den Augenwinkeln konnte ich zu beiden Seiten Tiaras hellgraue Flügel sehen und auf einmal machte sich ein seltsames Gefühl in mir breit. Mein Kopf begann sich an etwas zu erinnern.

Ich sprach dem Pegasus beruhigend zu und trieb sie dann erneut an, wenn auch etwas langsamer. Aber anders als beim ersten Mal stellte ich mich nun vorsichtig hin und wanderte auf Tiaras Rücken langsam weiter nach hinten. Die Stute war zum Glück sehr aufmerksam und flog ruhig, sodass ich kaum Probleme hatte mein Gleichgewicht zu halten.

Die wütende Schimpfkapalie von unten und auch den Umstand, dass sich jemand von hinten näherte, ignorierte ich. Als wir nicht mehr weit von Yasmines Schutzbarriere entfernt waren, schnalzte ich mit der Zunge und Tiara beschleunigte das Tempo. Ich ging leicht in die Knie und zählte langsam von sechs rückwärts. Mir blieb nur diese eine Chance, also musste es unter allen Umständen funktionieren. Zum zweiten Mal an diesem Tag schickte ich ein Stoßgebet zum lieben Herrn im Himmel.

Dann war ich bei der eins angekommen. Auf einen Ruf von mir bäumte sich der Pegasus wie ein buckelndes Pferd auf und ich wurde in Yasmines Richtung geschleudert.

Als mir das Rauschen der Luft in den Ohren klang und ich die Wolken über und unter mir sah, den fast schon stürmischen Wind auf meiner Haut spürte und für einen kurzen Moment das Gefühl hatte, dass ich flog, erinnerte ich mich plötzlich richtig. An diesen einen Traum vor über einem halben Jahr, der mir so schräg und unheimlich vorgekommen war. Die junge Frau, Lorraine – die Wächterin des Windes von der letzten Generation, wenn ich Elisabeth korrekt verstanden –, hatte mir etwas sagen und vor allem zeigen wollen und so langsam begriff ich. Mit dieser Erkenntnis wallte auf einmal ein seltsames Kribbeln in mir auf und durchfuhr meinen ganzen Körper.

„Yasmine!“ Die Angriffe hatten mich um Haaresbreite verfehlt und nun befand ich mich unmittelbar vor ihr. Sie starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an und ich konnte sofort sehen, dass das Mädchen immer noch mit der anderen Macht rang, welche sie vollständig zu übernehmen drohte. Allerdings schien der Schock über mein plötzliches Auftauchen beide für einen Augenblick aus dem Takt zu bringen.

„Sam…“ Es war Yasmines Stimme und sie klang völlig fassungslos.

Der Moment, in dem der Schwung von Tiara ausreichte mich vor ihr schweben zu lassen, war vorbei. Ich drohte wieder abzusacken, doch ein seltsames Prickeln zuckte durch meinen Rücken und ich spürte, wie sich in meinem Shirt zwei Risse bildeten. Ich konnte sie zwar nicht sehen, aber durch die blütenweißen Federn, die der Wind mit sich trug, wusste ich, welche Farbe meine großen Flügel hatten.

„Yes, gib nicht auf“, sagte ich leise. Mit der Erinnerung an den Traum zusammen spürte ich nun ein altes Wissen. Ein seidener Schleier schien es zu verbergen, doch es war nicht unerreichbar. Zurzeit brauchte ich es aber nicht, nur eines wollte ich wissen.

„Hilfe…“, hauchte das Mädchen noch, dann übernahm die dunkle Macht wieder und mir schlug eine regelrechte Flutwelle schwarzen Wassers entgegen. Ich streckte jedoch einfach meine Hand aus und ein undurchdringlicher Schild aus Wind blockte den Angriff vollständig ab. Das Mädchen mit den schwarzen Flügeln wich ein Stück zurück und verzog das Gesicht.

Mein Blick wurde ernst. „Denkst du ernsthaft, ich überlasse sie dir?“ Ich breitete meine Flügel aus und schoss wie vom Katapult abgeschossen auf sie zu. Sie versuchte mich abzuwehren, doch ich lenkte das Wasser einfach mit einem Windstoß ins Leere.

„Verschwinde!“, schrie sie.

„Nein.“ Ich schwebte unmittelbar vor ihr und sah sie an. „Gib mir meine Freundin zurück.“

„Niemals!“, rief sie, „Dieser Körper gehört mir! Ich werde ihn nicht mehr hergeben!“

„Ich bitte dich“, erwiderte ich. Mein Gefühl hatte richtig gelegen. Wie auch immer das sein konnte, neben Yes befand sich in diesem Körper auch eine Nemesis. Eine komplett eigene Persönlichkeit, die anscheinend bisher geschlummert hatte, nun aber plötzlich erwacht war und Anspruch auf Yasmines Körper erhob. Ich wusste nicht genau warum, vielleicht weil ich auch die ganzen etwas verwirrten und verzweifelten Gefühle dieser Nemesis spüren konnte, aber irgendwie tat sie mir leid.

„Nein!“ Sie versuchte erneut mich anzugreifen, was aber wieder nicht funktionierte.

Dann schrie das Mädchen plötzlich schmerzerfüllt auf.

„Ich.. das ist mein.. Körper…“, hörte ich Yasmines erstickte Stimme, „Gib ihn.. zurück…“

Ich schloss die Augen und suchte hinter dem Schleier nach dem, was ich brauchte. Es dauerte nicht mal einen Sekundenbruchteil. Das Wissen war da und es wies mich nicht ab, wie es schon andere zurückgewiesen hatte, die versucht hatten es in ihre Hände zu bekommen.

Ich murmelte etwas in der Sprache der Rei und während ich den uralten Zauber sprach, streckte ich die Hand aus und suchte nach dem Kern, den man Yasmine eingepflanzt hatte. Die Luft um mich herum begann zu zirkulieren und dann fand ich bereits die Quelle der dunklen Macht. Den Kern der Nemesis.

Ich kniff meine Augen noch fester zu und versuchte den stark pulsierenden Kern unter ihrer Haut unterhalb des Halsansatzes zu fassen zu bekommen. Er wehrte sich, doch ich beschwor die Kräfte des Windes herauf und konzentrierte ihn auf die Stelle. Die Formel des alten Zaubers war bereits vorangeschritten und nun spürte ich den Kern deutlich in meiner Hand, obwohl er sich noch immer in Yasmine befand. Der Kontakt war hergestellt und ich hob meine Hand.

Yasmine schrie auf und ich wusste, dass diese Schmerzen wahrscheinlich schlimmer waren als alles, was sie bisher empfunden hatte, doch das war der einzige Weg. Durch ihre Haut hindurch kam jetzt der ovale, etwa vier Zentimeter lange und zwei Zentimeter breite, pechschwarze Kern zum Vorschein. Dunkle Energiestöße leckten an meiner Hand, doch im nächsten Augenblick war das Ding bereits in eine runde Windbarriere gehüllt und konnte keinem mehr etwas anhaben, solange ich die Barriere nicht verschwinden ließ.

Meine Freundin verstummte endlich und die schwarzen Schwingen auf ihrem Rücken lösten sich auf. Sie fiel mir direkt in die Arme und ich seufzte erleichtert.

Kapitel 14: der Nemesiskern

Die anderen starrten mich alle samt völlig verdattert an. Ich spürte auch die erstaunten Blicke der Nemesis auf mir. Meine Augen wurden schmal und ich entdeckte den, der vermutlich das Kommando über die Nemesistruppen hier hatte. Den Kommandeur mit den fast schulterlangen, dunkelbraunen Haaren, den Mikhail so sehr hasste.

„Verschwindet!“, rief ich und sah ihm direkt in die Augen, „Der Kampf ist vorüber.“

Kurz sah er mich sogar richtig verblüfft an, ehe er verächtlich lachte. „Denkst du ernsthaft, DU kleine Wächterin kannst UNS Nemesis einen Befehl erteilen?“, fragte er hochmütig.

Ein düsterer Glanz trat in meine Augen. Innerhalb weniger Sekunden begann der Wind zu zirkulieren und ein starkes Lüftchen kam auf. Ich weitete den Radius immer weiter aus und auch die Wolken gerieten in Bewegung. Langsam aber sicher immer mehr Kraft, jedoch so dass die stetige Änderung noch spürbar war.

Nicht mal volle zehn Sekunden später hatte sich unter den zum Teil ganz schön entgeisterten Gesichtern der Nemesis ein wahres Ungeheuer an Tornado gebildet, dessen Größe und Kraft einen Meteorologen in Ohnmacht hätte fallen lassen. Der Sturm riss an allem, was nicht niet- und nagelfest war, und hätte ich um die Rei keine Barrieren errichtet, hätten auch sie die Macht meiner Fähigkeit mehr als deutlich zu spüren bekommen. Diese Demonstration galt aber den Nemesis und wie ich erfreut – was ich natürlich nicht zeigte – feststellte, verfehlte sie ihre Wirkung nicht.

Als ich aufhörte den Wind zu beeinflussen und er allmählich wieder ruhiger wurde, herrschte erstmal einige Sekunden lang Schweigen.

„Ich denke, ich kann euch durchaus Befehle erteilen“, gab ich schließlich die Antwort.

„Tse.“ Der fünfte Kommandeur verzog das Gesicht, rief jedoch im nächsten Moment den Befehl zum Rückzug. Es dauerte noch gut eine Minute, dann waren die Nemesis aus unserem Blickfeld verschwunden.

Die Anspannung hielt noch gute zwei Sekunden, dann stöhnte ich herzhaft und sank langsam tiefer. Ich war völlig fertig und Yes wurde allmählich ganz schön schwer. War vielleicht keine so gute Idee gewesen, beim ersten Mal gleich dermaßen viel Kraft einzusetzen. Tja, für´s nächste Mal wusste ich es.

„Fahr deine Flügel ein.“

Ich war ein wenig überrascht, tat jedoch automatisch wie mir geheißen und fand mich im nächsten Moment auf Mikhails Arm wieder. Ravi war direkt neben uns und nahm mir die schlafende Yasmine ab.

„Ich weiß nicht, ob ich dich lebensmüde oder genial nennen soll“, stellte Mikhail fest und sah mich mahnend an, „Außerdem finde ich, dass du ein entscheidendes Detail gerne hättest erwähnen können.“

„Äh.. hehe.“ Ich lächelte erschöpft. „Erstens war ich mir selbst nicht sicher und zweitens hättet ihr mir doch sowieso nicht geglaubt.“

„Wie kommst du darauf?“, erwiderte er jedoch, woraufhin ich ihn verwirrt ansah.

„Sam!“ Caro und Nemu, die Yes noch am dichtesten gewesen waren, kamen nun bei uns an und bei ihren Blicken könnte man meinen, sie hätten ein Gespenst gesehen. „D-d-d-du hast auch.. so eine Kraft?“, fragte Caroline völlig verdattert.

Ich nickte lediglich.

Nun kamen allerdings auch die anderen bei uns an und es wurde wiedermal lauter. Die Rei diskutierten aufgeregt miteinander und nicht wenige riefen mir anerkennende Worte zu. Tinto befand sich ein wenig abseits und schien immer noch nicht glauben zu können, dass ich tatsächlich auch eine Wächterin war. Luke war direkt neben ihm und tätschelte Tiara – ich war froh, dass der Pegasusstute bei meiner Aktion offensichtlich nichts passiert war.

Ich schielte nebenbei vorsichtig zu Mikhail rauf und begegnete prompt seinem resignierten Blick. Schnell sah ich wieder zur Seite, wobei ich mich fragte, warum ich eigentlich so reagierte. Sicher hatte ich mich seinem Befehl widersetzt, aber wer weiß wie die Sache sonst gelaufen wäre? Es gab also rein theoretisch gesehen keinen Grund für ihn mich zur Schnecke zu machen und daher auch keinen Anlass für mich so schreckhaft zu sein.

Allerdings merkte ich in dem Moment, wie er mich an sich drückte. Überrascht blickte ich auf, nur um festzustellen, dass er mit seinem Gesicht fast direkt über meinem war. Beinahe streifte ich ihn sogar. Ich lief augenblicklich knallrot an, ehe mir plötzlich sein einerseits leicht verärgerter, aber andererseits auch betrübter Blick auffiel.

Gerade als ich ihn fragen wollte, wieso er mich so ansah – wobei ich vorher noch schwer schluckte, um den Kloß in meinem Hals loszuwerden –, neigte er auf einmal weiter den Kopf. Er verharrte direkt neben meinem Ohr und mein ohnehin schon kläglicher Versuch, die Röte aus meinem Gesicht loszuwerden, lief komplett ins Leere.

„Musst du mir jedes Mal so einen Schreck einjagen, du dumme Göre?“, fragte Mikhail leise.

Jetzt war ich ehrlich verdattert. Zugleich ärgerte ich mich aber auch irgendwie darüber, dass ich nicht anders konnte als überdeutlich zu registrieren, wie sein warmer Atem mein Ohr streifte.

Himmel! Ich war doch keines dieser Mädchen, die schon ausflippten, wenn ihnen ein Mann etwas ins Ohr flüsterte! Auch wenn er ein leider Gottes verdammt gutaussehender Kerl war, zu dem ich mich auch noch irgendwie hingezogen fühlte – wieso zum Henker war das überhaupt so? Ich musste diese Gefühle dringendst in den Griff bekommen, sonst sah ich bei der nächsten Gelegenheit genauso alt aus.

„Und versteh mich ja nicht falsch“, sagte er auf einmal und richtete sich wieder so weit auf, dass er mir in die Augen sehen konnte, „Ich bin ziemlich sauer auf dich. Denk gefälligst nach, bevor du dich in so gefährliche Situationen wie eben stürzt.“

Ich sah zerknirscht zur Seite. Also war er doch wütend. Hätte ich mir ja eigentlich auch denken können.

Er seufzte. „Ich muss dir allerdings auch ein Lob aussprechen. Ich weiß zwar nicht, ob du schon Übung mit deiner Fähigkeit hast, aber in jedem Fall hast du die Situation zu dem für uns alle glimpflichsten Ende gebracht.“

Ich wagte es ihn wieder anzusehen und begegnete seinem Blick.

„Auch wenn ich mir wirklich wünschen würde, dass du das nächste Mal etwas mehr Vertrauen in uns hast und solch wichtige Sachen vorher erzählst“, fügte er hinzu und kurz wirkte er tatsächlich etwas gekränkt. Ausgerechnet er!

Ich unterdrückte bei dem Gesichtsausdruck schnell ein Lachen, wobei mein Versuch die Belustigung darüber zu verbergen wohl nicht gerade sehr erfolgreich war. Das verriet mir zumindest sein resignierter Gesichtsausdruck.

„Was bitteschön macht ihr beide da?“ Tintos linkes Auge zuckte deutlich und er schwebte mit vor der Brust verschränkten Armen direkt vor uns. „Solltest du sie nicht viel eher zu Brei zusammenstauchen und ihr den Hintern versohlen?“ Hahui, seine Stimme klang ja richtig gruselig – da konnte mich aber einer wirklich nicht leiden.

„Mit dem Part bin ich schon fertig“, bemerkte Mikhail nüchtern, „Und du wirst dich noch gedulden müssen. Erstmal sollten wir nach Reilong zurückkehren. Die Verletzten müssen versorgt werden und die Mädchen brauchen vor allem Ruhe.“

Ich sah den beiden Männern an, was ihnen durch den Kopf ging, jedenfalls Tinto. Er dachte an Yasmine und was mit ihr passiert war. Er schien es nicht genau zu wissen, aber dem fast schon misstrauischen Blick nach zu urteilen, gingen seine Vermutungen bereits in die richtige Richtung.

Das erinnerte mich an etwas und ich überprüfte schnell die Windbarriere, aber es schien noch alles in Ordnung zu sein.

Dann ordnete Mikhail den Abzug auch bereits als Befehl an und unterbrach damit die aufgeregten Gespräche. Scheinbar hatte meine Vorführung selbst die schwerer Verwundeten so weit von ihren Schmerzen abgelenkt, dass sie bei der wilden Diskussion eifrig mitgemacht hatten und nun die Konsequenzen zu spüren bekamen. Das Gestöhne war laut, aber trotz des zu Anfang ziemlich schlecht aussehenden Kampfes war die Stimmung hoch.

Es dauerte zwar eine Weile, aber schließlich kamen wir in Reilong an und im Hof des Palastes warteten bereits lauter Rei, die sich um die Verletzten kümmerten und sich scheinbar mit der Medizin ganz gut auskannten.

Mich und meine drei Freundinnen brachte man in unsere Zimmer. Caro und Nemu schliefen zwar beinahe schon im Gehen ein und torkelten bedenklich, aber sie schafften es gerade noch in ihre Räume. Ravi brachte Yasmine in ihr Zimmer und würde – nur zur Sicherheit – auf Befehl von Mikhail erstmal noch dort bleiben, bis das Mädchen wach wurde und sicher war, dass sie wieder normal war.

„Ich kann selber laufen“, versuchte ich zum wer weiß wievielten Mal Mikhail zu überzeugen, doch der Typ scherte sich einen Dreck um das, was ich sagte, und trug mich stur bis in mein Zimmer. Wo wir beide etwas überrascht die Person ansahen, die dort bereits wartete.

„Lisa?“, rutschte mir auch prompt wieder der verbotene Name heraus.

Ihr Gesicht verzog sich deutlich und wenn Blicke töten könnten, wäre ich jetzt wohl mausetot, aber heute knurrte sie lediglich etwas Unverständliches.

„Eine Frage, Eure Hoheit“, sagte Mikhail auf einmal, während er mich zu dem viel zu großen – wenn auch ziemlich bequemen – Bett brachte und auf es legte.

„Nur zu.“ Die Prinzessin sah ihm dabei zu, wie er mich auch noch wie ein viel zu fürsorglicher Vater zudeckte und kurz mit einer Hand meine Haare zerzauste. Wäre ich nicht fix und fertig gewesen, hätte ich ihm mit Sicherheit mindestens in die Hand gebissen und ihn darauf hingewiesen, dass ich kein Kleinkind war! Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein?!

„Wusstet Ihr, dass diese Göre die letzte der vier Wächterinnen ist?“

„Natürlich“, erwiderte Elisabeth gelassen, „Wobei es mir auch erst unten in der Bibliothek aufgefallen ist.“

Der ach so nette junge Erwachsene stöhnte lediglich, als er hätte es geahnt. Es schien an seinem Ego zu nagen, dass man ihn außen vor gelassen hatte. Hach, Schadenfreude war doch die schönste Freude. Zumindest bei diesem Typen.

„Im Gegensatz zu den anderen drein scheinen ihre Kräfte erst langsam erwacht zu sein“, fügte Elisabeth noch hinzu, „Ich weiß zwar nicht, woran diese Unstimmigkeit liegt, aber scheinbar hat sie uns heute gerettet.“ Wie es aussah, wusste sie bereits von dem Verlauf des Kampfes.

Mikhail nickte lediglich und beide gingen zur Tür. Wie es aussah hatten sie meine körperliche Anwesenheit in diesem Raum glatt vergessen und waren mit ihren Gedanken schon weiter. Na ja, war vielleicht auch gar nicht mal so schlecht. Eigentlich war ich sowieso hundemüde und hätte mich am liebsten sofort schlafen gelegt, als die Tür ins Schloss fiel, doch da war noch eine kleine Sache.

Ich setzte mich wieder auf und hob mein Shirt an, woraufhin die kleine, kugelförmige Windbarriere hervorgeschwebt kam. In ihr pulsierte noch immer der tief schwarze Kern, den ich aus Yasmines Brust geholt hatte. Der Nemesiskern. Alle paar Sekunden zuckten schwarze Blitze und Energiestöße von ihm und es war nur allzu deutlich, dass er versuchte die Barriere zu durchbrechen, doch ohne richtigen Körper schien der Kern nicht besonders stark zu sein. Die Barriere war noch nicht mal ansatzweise in Gefahr.

„Du kannst auch so sprechen, oder?“ Ich wusste nicht, woher diese Annahme kam, aber ich war mir ziemlich sicher.

Die Reaktion auf meine Ansprache war, dass der Kern selbst ziemlich wild innerhalb der schmalen Barriere aus geballtem Wind tobte und die Angriffe nur noch heftiger wurden. Ich stützte meinen Kopf auf den angewinkelten Knien ab und sah dem Nemesiskern dabei zu, wie er sich mehrere Minuten lang verausgabte.

Es war schon komisch, denn zwar hatte ich durchaus Respekt vor den Ding – die tief in ihm steckenden Gefühle würden mir ein Schauer nach dem nächsten über den Rücken jagen, wenn ich genauer darauf achten würde –, aber irgendwie hatte ich keine richtige Angst, wie ich wohl eigentlich haben sollte. Vielmehr kam in mir ein anderes Gefühl auf, eine andere Wahrnehmung. Eine gewisse Ähnlichkeit, die mich ziemlich verwirrte, aber genau deshalb auch neugierig machte.

„Hast du dich ausgetobt?“, fragte ich schließlich, als der pechschwarze, ovale Kern seit einigen Sekunden wieder still hielt und auch keine Energiestöße mehr gegen die Barriere jagte.

Ich spürte, dass mich jemand ansah. Der Kern sah praktisch aus wie ein geschliffener, schwarzer Opal und man konnte auf ihm keinerlei Emotionen erkennen, aber da ich neuerdings irgendwie ziemlich sensibel geworden war, konnte ich dennoch ein leichtes Misstrauen wahrnehmen.

„Ich habe nicht vor dich zu vernichten“, bemerkte ich, „Jedenfalls nicht solange du nichts anstellst, was hier irgendjemandem schadet.“

Es herrschte wieder Schweigen.

Ich legte den Kopf schief und stellte mich schon mal auf eine Weile warten ein.

„Nnnnnnn…“

Eine meiner Augenbrauen wanderte nach oben.

„Meine Güte bist du nervtötend!“, rief der Kern aufgebracht und schwebte mir mitsamt der Barriere direkt vor die Nase. Dabei schien ihm aufzufallen, dass er sich gerade frei bewegen konnte.

Prompt schoss er in Richtung geöffnete Balkontür, doch meine schöne kugelrunde Windbarriere stoppte auf meinen geistigen Befehl hin brav und zugleich schloss ich die gläserne Tür mit einem seichten Lüftchen. Ich fand es immer noch ganz schön unglaublich, wie leicht mir die Kontrolle über den Wind fiel, wo die anderen doch solche Probleme gehabt hatten.

„Tut mir leid, aber so einfach ist das nicht“, kommentierte ich mit einem leicht schiefen Lächeln, „Und wieso bin ich nervtötend, wenn ich fragen darf?“

„Tse.“

„Hm?“

„Weil du einem wirklich verdammt auf die Nerven gehst, Mann!“, rief der Kern wütend und ramponierte wieder wie wild innerhalb der Barriere.

„Ich bin kein Mann“, erwiderte ich, woraufhin der Nemesiskern noch heftiger tobte, „Aber wenigstens redest du jetzt mit mir.“

Daraufhin verharrte er wieder. Zwar hatte der Kern keine Gesichtszüge, aber ich dichtete ihm bei meinem Gefühl einfach mal eine gerunzelte Stirn zu. Ein deutliches Misstrauen lag zwar immer noch in der Luft, aber eine gewisse Irritation hatte sich mittlerweile darunter gemischt.

„Bist du blöd?“, kam dann plötzlich die resignierte Frage, „Ich bin auch eine Nemesis, wenn auch gerade ohne richtigen Körper. Du solltest Angst vor mir haben und vor allem nicht versuchen Smalltalk zu halten!“

„Wahrscheinlich hast du Recht…“

„Und wie ich Recht habe!“, fuhr der Kern dazwischen, „Hast du außerdem vergessen, was wir Nemesis alles getan haben?! Solltest du in deiner Position als Wächterin wirklich jemanden wie mich bei dir haben?! Du solltest mich stattdessen vernichten wollen!“

Ein Augenblick lang herrschte Stille.

„Ich habe nicht vergessen, was ihr der Menschheit und den Rei alles angetan habt“, sagte ich dann und sah den Kern ernst an, „Aber es gibt immer mehrere Sichtweisen und mit Sicherheit viele Dinge und Gründe, die wir nicht kennen. Ich würde gerne wissen, was dahinter steckt und warum ihr das macht.. Und vor allem woher eure äußere Ähnlichkeit mit den Rei stammt.“

Kapitel 15: Kissenschlacht

Es herrschte wieder eine Zeit lang Schweigen, dieses Mal allerdings beträchtlich länger. Ich spürte, wie der Kern am Überlegen und Abwegen war.

Nemesis waren außerordentlich gefährlich, gerade für uns. Den Feind mit ins Haus zu bringen war wahrscheinlich auch die dümmste Idee in meinem ganzen Leben und wenn Mikhail das rauskriegen sollte, würde ich den nächsten Morgen garantiert nicht mehr erleben, aber trotzdem.

Ich konnte mir einfach nicht helfen, aber gerade jetzt in diesem Moment kam mir dieser Nemesis gar nicht so blutrünstig und furchteinflößend vor. Das, was mir Schauer über den Rücken jagte, war nicht der Nemesis selbst. Wie ich jetzt gerade feststellte, waren es wirklich nicht die Personen, die die Nemesis waren – auch wenn einige nicht unbedingt normal und meiner Meinung nach viel zu gewalttätig waren – sondern diese Verzweiflung.

Schon die ganze Zeit über hatte ich versucht herauszufinden, was das für ein Gefühl war, das ich tief in dem Kern spüren konnte. Nun hatte ich es zugeordnet, es handelte sich um eine abgrundtiefe Verzweiflung. Der ganze Kern, bis auf den Geist und seine Persönlichkeit, war ein einziges Bündel aus Verzweiflung. Natürlich noch mit einigen weiteren Zusätzen wie Hass, Eifersucht, Rachegelüste, Trauer und einigen weiteren, die ich nicht zuzuordnen wusste, aber der Hauptbestandteil schien wirklich Verzweiflung zu sein.

Und das schockte und verwirrte mich im gleichen Maße.

„Du willst also Informationen von mir?“, kam dann plötzlich die Frage von dem Kern.

„Sozusagen“, antwortete ich wahrheitsgemäß.

„Pff.“

„Kannst du eigentlich zum Beispiel per Telepathie mit den anderen Nemesis in Kontakt treten?“, fragte ich, nur um sicherzugehen.

„Nein, natürlich nicht, wir…“ Wenn ich das Schweigen und die Frustration richtig deutete, fiel dem Kern gerade auf, dass er besser das Gegenteil hätte behaupten und als Druckmittel gegen mich verwenden sollen. Dumm gelaufen.

Ich musste irgendwie schmunzeln. „Danke für die ehrliche Antwort.“

Ein Knurren war alles, was als Erwiderung kam. Da ärgerte sich wohl gerade jemand schwarz.

„Wieso ist so viel Verzweiflung in dir?“, fragte ich nach einer Weile.

Ich spürte deutlich die Überraschung. „Woher…?“

Ein leises Seufzen kam über meine Lippen. „Irgendwie fällt es mir in den letzten Stunden immer leichter die Gefühle anderer wahrzunehmen. Es ist als wären sie irgendwie mehrfach verstärkt, sodass ich meistens relativ deutlich erkennen kann, um welche Emotion es sich handelt.. Und bei dir spüre ich eine überwältigende Verzweiflung…“

Wieder herrschte eine Weile lang Stille.

„Du bist eine seltsame Rei“, stellte der Kern dann auf einmal fest.

„Gut möglich“, räumte ich ein, „Bis vor kurzem war ich ja auch noch ein Mensch.“

„Dann bist du noch viel merkwürdiger.“

Mein Lächeln wurde schief. „Tja, mir ist schon früher aufgefallen, dass ich gerne etwas anders ticke als andere.“

Eine – natürlich vorgestellte – hochgezogene Augenbraue kam als Reaktion auf meine Aussage. „Du würdest mir sowieso nicht glauben, wenn ich dir die Wahrheit über uns Nemesis erzählen sollte.“

„Wieso?“

„Weil es für euch einfach undenkbar ist.“

„Also hast du nicht vor, es mir zu sagen?“

„Es würde einfach nichts bringen“, erwiderte der Kern, „Und jetzt lass mich gefälligst aus diesem Ding raus!“ Er meinte natürlich die Windbarriere.

„Tut mir leid, aber das ist eines der Dinge, die ich auf keinen Fall absichtlich machen werde“, bemerkte ich, „Ich bin zwar in mancherlei Hinsicht ganz schön risikofreudig, aber verrückt bin ich nun auch nicht.“

„Ansonsten hätte ich mich jetzt auch gefragt, wie jemand wie du es schaffen konnte mich zu besiegen.“

Vertrauenswürdig war der Nemesiskern nicht, aber allmählich konnten wir wenigstens normal miteinander reden. Vielleicht würde ich ja irgendwann doch erfahren, was hinter der Existenz der Nemesis steckte. Denn irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Persönlichkeit des Kerns, obgleich er zu den Nemesis gehörte, nicht abgrundtief schlecht war. Ich hatte ja so einiges erwartet, aber nicht, dass ich – ohne mich dabei unwohl zu fühlen – so problemlos mit ihm reden konnte. Für mich war es etwas ganz Entscheidendes.

„Willst du mich nicht noch mit weiteren Fragen löchern?“, fragte der Kern dann genervt.

„Hmmm…“ Ich überlegte kurz. „Ja, wie heißt du eigentlich?“

Das verdatterte Schweigen sagte alles.

„Ist die Frage so unglaublich?“, fragte ich belustigt.

„Du hast echt ein Rad ab.“

„Ich hab nur keine Lust dich die ganz Zeit über Kern zu nennen.“

„Pff.“ Das schien dem Teil egal zu sein. „Tiya.“ Aber wiederum nicht so egal, als dass er nicht antworten würde.

Der Kern hatte also doch eine weibliche Persönlichkeit, auch wenn seine Stimme für ein Mädchen relativ männlich klang. „Freut mich“, sagte ich, „Mein Name ist Samantha, oder einfach nur Sam.“

„Woher weißt du überhaupt, dass ich zurzeit nur ein Nemesiskern bin?“, fragte Tiya, wobei sie beinahe schon beleidigt klang, „Und dass Nemesis überhaupt so etwas wie Kerne besitzen?“

„Um ehrlich zu sein habe ich keinen Schimmer“, erwiderte ich schmunzelnd, „Es scheint als hätte ich irgendwie das Wissen der Wächterinnen der vergangenen Generationen.“

„Unglaublich“, stöhnte der Kern, ehe ihm der Zusatz aufzufallen schien, „Was meinst du damit?“

„Ach nichts.“

„Rück raus mit der Sprache!“

„Du behältst dein Wissen doch auch für dich.“

Da kam lediglich ein kaum hörbares Knurren als Erwiderung.

„Außerdem habe ich versprochen, es für mich zu behalten“, bemerkte ich und legte mich seufzend wieder hin, „Das Schicksal der Wächterinnen, hm…“ Letzteres hatte ich nur leise gemurmelt, während mir die Augenlider schwer wurden. Ich war immer noch hundemüde.

„Du willst jetzt schlafen?“, fragte Tiya ungläubig.

„Versteck dich bitte.. sollte jemand reinkommen…“, murmelte ich noch leise, bereits im Halbschlaf.

„Hey!“, rief der Nemesiskern noch, doch ich war bereits zu keiner Antwort mehr fähig. Ich war vollkommen erledigt und mein Körper verlangte eine Pause. Eine sehr lange Ruhepause.

 

Als ich wieder wach wurde, war ich im ersten Moment ein wenig verwirrt und musste meinen Kopf erstmal dazu bringen die letzten Ereignisse wieder zu rekonstruieren. Als Folge suchte ich sofort nach dem Kern – eigentlich sollte die Barriere auch halten, wenn ich schlief, aber man wusste ja nie –, den ich jedoch direkt neben meinem Kopfkissen auf der Matratze liegen sah. Die Barriere war noch intakt und Tiya schien sich lediglich ebenfalls zur Ruhe gelegt zu haben.

Schon seltsam, dass ich es tatsächlich mit einer Nemesis in einem Zimmer aushielt. Hätte mir das vor einigen Tagen jemand erzählt, hätte ich ihn für bescheuert erklärt.

Naja, es war nun auch nicht so, dass ich die Nemesis nicht mehr als unsere Feinde ansah, aber wollte auch mehr über sie erfahren. Gerade durch diese Ähnlichkeit mit den Rei kam dieser Wunsch wohl zustande. Außerdem hatte ich das Gefühl, ja beinahe schon die Gewissheit, dass die Nemesis mehr waren als nur unsere Feinde.

Außerdem wusste ich nicht mehr, als dass sie die Menschen in den Krieg gestürzt hatten und Jagd auf die Rei machten. Schlimm genug um sie eigentlich mit allem was ich hatte vernichten zu wollen. Dummerweise war mein Kopf nicht so einfach gestrickt. Ihre Taten waren grausam und nach dem Recht der Welt, aus der ich stammte, müssten wohl alle Nemesis für den Rest ihres Lebens ins Gefängnis wandern. Wenn ich nur nicht das Gefühl hätte, dass mehr hinter ihren Handlungen steckte. Dass es da etwas gab, das wir nicht wussten und das eine entscheidende Rolle spielte.

In dem Augenblick war im Zimmer nebenan ein lautes Poltern zusammen mit einem überraschten Aufschrei zu hören. Ich spitzte augenblicklich die Ohren und war hellwach – wahrscheinlich war mein Gedankengang so komisch verlaufen, weil ich noch halb geschlafen hatte. Allerdings war das Geräusch aus Yasmines Zimmer gekommen und nach den gestrigen Ereignissen machte ich mir entsprechende Sorgen. Obwohl theoretisch gesehen alles in Ordnung sein sollte, da sich der Kern nicht mehr in ihr befand.

Ich sprang aus dem Bett und stand keine drei Sekunden später schon in der Tür zu Yes´ Zimmer. Der Anblick ließ mich allerdings kräftig die Stirn runzeln.

Yasmine saß an die Wand gequetscht auf ihrem Bett, die Decke bis unter das Kinn hochgezogen und mit einem ziemlich verschreckten Gesichtsausdruck, während Ravi klatschnass ein Stück vor dem Bett auf dem Boden hockte und sich den Kopf rieb, fast direkt neben ihm lag ein umgekippter Stuhl. Als der Junge mich in der Tür sah, grinste er mich nur ein wenig schief an.

„Scheint als hätte ich sie versehentlich ein bisschen erschreckt“, bemerkte er, wobei ein recht amüsierter Unterton in seiner Stimme mitschwang.

„Ein bisschen?“ Yasmine zeigte aufgebracht mit dem Zeigefinger auf ihn. „Er hat sich plötzlich über mich gebeugt und in der Dunkelheit wie ein Ungeheuer ausgesehen!“

„Ungeheuer?“ Ravi klang leicht überrascht.

„Ungeheuer?“, wiederholte ich zeitgleich mit einer hochgezogenen Augenbraue.

Daraufhin sahen wir uns kurz an und brachen anschließend in schallendes Gelächter aus. Ausgerechnet er als ein Ungeheuer. Er war zwar ebenfalls bereits durch sein bestimmt schon jahrelanges Training meilenweit fitter als wir Mädels, aber verglichen mit seinen Brüdern doch noch eher „schmächtig“ – was eigentlich schon eine Beleidigung war. Dazu kam noch seine Persönlichkeit. Ausgerechnet dieser Spaßvogel sollte ein „Ungeheuer“ sein. Das war einfach eine geile Vorstellung.

Yasmine schmollte auf ihrem Bett und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.

„Was ist denn hier los?“ Caros Stimme hörte sich reichlich verschlafen an und als ich sie hinter mir erblickte, rieb sich das sonst so aufgedrehte Mädchen grade den Schlaf aus den Augen. Nemu stand direkt hinter ihr und schien mehr zu schlafwandeln als wirklich wach dabei zu sein.

„Sorry“, sagte ich nur schmunzelnd, „Ein ‚Ungeheuer‘ hat nur gerade Yasmine überfallen.“ Ich musste schon wieder lachen und presste mir schnell eine Hand auf den Mund.

„Ungeheuer?“ Man merkte, dass Caroline noch halb schlief. Ansonsten wäre sie höchst wahrscheinlich ganz schön aus dem Häuschen gewesen, so wie ich sie einschätzte.

„Ungeheuer“, grinste Ravi und zeigte dabei auf sich.

„Wohl eher begossener Pudel“, korrigierte ich und presste mir gleich die zweite Hand auch noch auf den Mund. Wenn das so weiter ging, platzte ich gleich.

Im ersten Moment zog der Junge ein resigniertes Gesicht, doch dann grinste er schon wieder spitz und spritzte mir plötzlich etwas Wasser ins Gesicht. So durchnässt wie er war, erwischte mich natürlich eine ganz schöne Ladung. Ein überraschtes „Iiiiiih!“ konnte ich mir natürlich nicht verkneifen und ich musste mir dann aber erstmal das Wasser aus den Augen wischen.

„Hey! Wenn du dich mit ihr anlegst, legst du dich auch mit mir an!“, rief Yasmine prompt und hatte im nächsten Moment schon zwei Kissen zur Hand. Das eine flog augenblicklich in Ravis Richtung, der dem Geschoss jedoch geschickt ausweichen konnte, und das zweite warf sie mir zu.

Die Gelegenheit ließ ich mir nicht entgehen, machte jedoch erstmal einige Schritte auf den Jungen zu, sodass ich durch die kürzere Distanz eine bessere Chance hatte ihn zu treffen. Doch gerade als ich ihm das Kissen so richtig schön mit Schmackes an den Kopf werfen wollte, flog mir das andere plötzlich entgegen und ich zog überrascht den Kopf ein. An Ravis vergnügtem Gesicht konnte ich allerdings sehen, dass er trotzdem irgendetwas getroffen hatte.

Ein Blick über die Schulter präsentierte mir eine Caro, die gerade das Kissen in der Hand hatte und es ansah. Ihr Blick schien förmlich Funken zu verspüren und ich ging schleunigst in Deckung, als das Ding im nächsten Moment schon wieder in Ravis Richtung zischte. Dieser wand sich jedoch wie ein Aal und schaffte es so dem Kissen auszuweichen, ohne sich überhaupt von der Stelle zu bewegen. Der Treffer hätte unter Umständen sogar wehgetan, so kräftig wie Caro geworfen hatte.

Darauf hatte ich jedoch gewartet und startete nun meinen zweiten Versuch. Dieses Mal verzichtete ich auf eine Verkürzung des Abstandes und warf, solange der Junge noch das andere Kissen im Kopf hatte. Und jetzt traf ich auch endlich. Genau vor die Brust und kurz taumelte er glatt zurück, ehe ich bemerkte, dass das nur Schauspiel war. Nicht mal eine Sekunde später sauste das Kissen nämlich schon in meine Richtung zurück und traf mich natürlich mitten ins Gesicht.

Das Gelächter war groß, auch von Seiten von Caro und Nemu, doch da hatte Ravi schon das zweite Kissen geworfen, welches das inzwischen hellwache Mädchen an der Schulter streifte und anschließend Nemu traf. Erst dachte ich, dass sie immer noch im Stehen schlief, doch so schnell wie das hellblaue Kissen wieder an Caro vorbei schoss und Ravi voll gegen die Stirn flog, konnte ich nicht mal gucken.

Es folgte eine ausgewachsene Kissenschlacht, bei der natürlich auch wir Mädels uns immer wieder gegenseitig die Kissen um die Ohren schleuderten. Allerdings war das Hauptziel nach wie vor der Junge, der uns mit seinen teilweise ziemlich schräg aussehenden Ausweichmanövern zwar aufregte, aber mit seinem vergnügten Gekicher auch gleichzeitig ansteckte.

„Kinder“, stöhnte jedoch plötzlich eine genervte Stimme hinter uns, „Es ist drei Uhr morgens und ihr krakeelt wie die Händler morgens auf dem Markt.“

Es war Tinto, der mit zur Abwechslung mal ziemlich zerzausten Haaren und etwas schief sitzender Brille in der Tür stand. Sein düsterer Blick hätte uns normalerweise mit Sicherheit zum Schweigen gebracht, doch der rosane Schlafanzug mit den knallgelben Qietscheentchen drauf machte sämtliche Versuche eine zumindest einigermaßen schuldige Miene aufzusetzen zunichte.

Wir brüllten alle fünf auf einmal los und hielten uns vor Lachen die Bäuche, Ravi kugelte sich sogar über den Boden und Caro war kurz davor ihm da unten Gesellschaft zu leisten. Auch Yasmine, Nemu und ich kringelten uns fast vor lauter Lachen. So ging das eine ganze Weile und obwohl der Zweitälteste mit jeder Sekunde erheblich bedrohlicher dreinblickte, schaffte es keiner von uns aufzuhören.

„Na ihr seid ja schon wieder reichlich munter“, stellte Mikhail fest, der auf einmal neben seinem Bruder in der Tür auftauchte. Im Gegensatz zu ihm trug er allerdings noch seine normalen Klamotten – das azurblaue Hemd und die schwarze Hose – und hatte einen dünnen Stapel wichtig aussehender Zettel in der Hand. Bei Ravis Anblick hob er dann eine Augenbraue. „Was ist denn mit dir passiert? Hast du mit Klamotten geduscht?“

„Kann man so sagen“, grinste der Jüngste und gackerte wieder los.

„Könntest du dieser Bande mal sagen, dass sie um diese Tageszeit gefälligst Ruhe geben sollen?!“, fragte Tinto aufgebracht, „Wenn sie so weitermachen, haben sie bald das ganze Schloss aufgeweckt!“

„Na ja, so weit wird es wohl nicht kommen“, stellte Mikhail gelassen fest, „Aber ihr solltet euch vielleicht nochmal ein wenig Ruhe gönnen. Nach der Sache an der Nordfront werden wir uns morgen.. besser gesagt in ein paar Stunden noch so einige Gedanken machen müssen und da solltet ihr besser ausgeschlafen sein.“

Das brachte uns alle mit einem Schlag wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Die Gesichter meiner drei Freundinnen verfinsterten sich drastisch und ihnen war sofort anzusehen, wie gern sie die Ereignisse weiter verdrängt oder am besten noch ungeschehen gemacht hätten.

„Hey, Ravi“, sagte Mikhail ohne das bedrückte Schweigen zu beachten, „Zieh dir gefälligst trockene Klamotten an und sieh zu, dass du auch noch etwas Schlaf bekommst. Eine Wache scheint hier nicht nötig zu sein. Und du mein Sportsfreund trinkst eine schöne, warme Milch und legst dich dann friedlich wieder Schlafen.“

Damit schob er den vor Wut beinahe kochenden Tinto vor sich her und verschwand ebenfalls, er schien es relativ eilig zu haben.

Ich selbst fühlte mit Yasmine, Caroline und Nemu, doch im Augenblick hätten auch aufbauende Worte nichts gebracht, das spürte ich. Das hätte die Sache wahrscheinlich eher verschlimmert. Daher verließ ich Yasmines Zimmer und sah noch aus den Augenwinkeln, dass auch Caro und Nemu in ihre Räume zurückkehren wollten. Yasmine legte sich mit frustriertem Gesicht einfach wieder hin und die Kerzen des kleinen Kronleuchters an der Decke erloschen von selbst. Dunkelheit herrschte. Auch in den Herzen meiner drei Freundinnen.

 

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Über den Autor

SilverRose
Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD
Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P
Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und daher auch gut und gerne zwischen zwanzig bis vierzig Kapitel mit unterschiedlichen Längen varieren. Sie sind nichts für Leute, die nur gerne kurze Happen lesen, sondern mehr für die, die auch im normalen Buchladen gerne mal zu einem drei - bis vierhundert-Seiten-Wältzer greifen. Sorry, aber kurz schreiben ist nicht gerade meine Stärke. Wenn ich das versuche, werden sie am Ende nur umso länger xD
(Auch wenn ich ja mittlerweile auch wenigstens ein paar Kurzgeschichten zum Reinschnuppern in meinen Schreibstil habe :P)
Und (der Ordnung halber) die erste Interviewfrage hier oben: Welche Geschichten hast du bisher schon verfasst?
Hm, das sind mittlerweile so einige...meine abgeschlossenen sind der Reihenfolge nach:
Meine abgeschlossenen Manuskripte sind der Reihenfolge nach:
1.1) Das Geheimnis der Federn: Die Wächterinnen der Federn;
1.2) Das Geheimnis der Federn: Der Kampf gegen die Finsternis;
2) Kyra: Die Wahl zwischen Licht und Finsternis;
3) Scarlett und das Geheimnis von Avalon;
4.1) Kampf der Geister: Vertrag;
4.1) Kampf der Geister: Geschwister der Dunkelheit;
5) Das verlorene Buch;
6) Silver Rose: Das Gesetz der Killer;
7) Der Schlüssel zum Tor der Feuergeister;
8) Reinblut & Halbblut;
9) Die Wächterin von Reilong;
10) Die letzte Zauberin;
11.1) Juwelenritter: Das vergessene Jahr des Blutes;
11.2) Juwelenritter: Die sieben Höllenfürsten;

Meine noch laufenden Geschichten (auch wenn ich nicht weiß, ob und wann ich es schaffe sie zu beenden) sind:
11.3) Juwelenritter: Dämonenherz (aktiv)
12) Bund mit dem Tod (neu - auf Standby)

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