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Die Wächterin von Reilong (2) - Kapitel 6 - 10

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"Die Wächterin von Reilong (2) - Kapitel 6 - 10"
Veröffentlicht am 31. Januar 2012, 104 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und ...
Die Wächterin von Reilong (2) - Kapitel 6 - 10

Die Wächterin von Reilong (2) - Kapitel 6 - 10

Beschreibung

Samantha, Yasmine, Caroline und Nemu finden sich urplötzlich ein einer parallelen Welt wieder. Die Mädchen, bis auf Samantha, gehören zu den sagenumwobenen Wächterinnen, die angeblich das im Himmel schwebende Reich Reilong vor der Bedrohung der Nemesis retten sollen. Die Mädels, bis auf Samantha, die keine magischen Kräfte besitzt und anscheinend nur zufällig in diese Parallelwelt hineingezogen wurde, beginnen mit einem harten Training, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Während der Kämpfe bemerkt jedoch ausgerechnet Samantha, dass irgendetwas nicht ganz stimmt. Wieso sind sich die Rei und Nemesis so ähnlich? Was liegt eigentlich hinter den Angriffen auf Reilong? Samantha wird Zeugin eines bereits seit Jahrhunderten andauernden Kampfes, der auch ihr Kummer und Leid bringen wird. Zusammen mit Prinzessin Elisabeth, ihren vier bildschönen Leibwächtern und den Kräften der Wächterinnen kämpft sie jedoch dagegen an und versucht das Schicksal zu verändern. Enthält: Kapitel 6: Danke sagen schwer gemacht Kapitel 7: der Teufelskreis Kapitel 8: das Kampffeld Kapitel 9: Eure Hoheit Kapitel 10: Zurück!

Kapitel 6: Danke sagen schwer gemacht

„Könntest du mich wenigstens runter lassen?“, fragte ich nach einer Weile resigniert. Diese Lage war reichlich unbequem, mir tat mein Magen weh und die ganze Zeit entweder den Boden oder seinen Rücken anzustarren war auch nicht das Wahre. Außerdem, trotz dessen wir jetzt schon weit bestimmt fünf Minuten lang zu Fuß unterwegs waren – aus einem mir unerfindlichen Grund schien der Kerl keine Lust zum Fliegen zu haben, er hatte sogar seine Flügel verschwinden lassen – hatte er noch kein einziges Wort gesagt. Und er tat es immer noch nicht.

„Du hättest dir ruhig noch mehr Zeit lassen können“, murrte ich mehr zu mir selbst, „Es hat grad so einen Spaß gemacht…“

„Wie konntest du überhaupt das Zimmer verlassen?“, fragte Mikhail auf einmal, „Hatte Tinto nicht extra für diesen Fall Wachen vor dein Zimmer stellen lassen?“

„Glaubst du, ich verrate dir meinen einzigen Weg in die Freiheit?“, fragte ich erzürnt. Was erlaubte dieser Typ sich eigentlich? Warum mussten sie mich einsperren? Und dann auch noch so unfreundlich werden, wenn ich versuchte mir wenigstens ein bisschen Freiraum zu schaffen. „Für wie bescheuert hältst du mich eigentlich? Kümmer dich um deinen eigenen Mist!“

Plötzlich wurde ich unsanft auf meine Füße gestellt und gegen die nächste Hauswand gestoßen. Als ich die Augen öffnete, stand Mikhail unmittelbar vor mir, stützte sich mit beiden Armen direkt neben meinem Kopf ab und sah mich mit einem wahrhaft düsteren Blick an, wie ich ihn bei ihm zum ersten Mal sah. Gerade da er fast zwei Köpfe größer war als ich, war das durchaus furchteinflößend.

„Hör auf mit dem Schwachsinn!“ Er schien wirklich sauer zu sein. „Weißt du eigentlich, was für einen Ärger du uns allen machst?! Erst benimmst du dich wie ein sturer Esel und lässt dich partout nicht in deine Welt zurückschicken – wie es das Beste für normale Menschen wie dich ist – und jetzt fällt dir nichts Besseres ein als einfach abzuhauen! Was glaubst du, was deine Freundinnen sich für Sorgen machen würden, wenn sie mitbekommen hätten, dass du verschwunden bist?! Und was für Sorgen ich mir gemacht habe…“ Das Letzte hatte er nur geflüstert.

Ich starrte ihn nur völlig konsterniert an. Mein Ärger war mit einem Schlag verpufft, wie eine Seifenblase.

„Wenn du das noch ein Mal machst, kannst du was erleben“, drohte er und warf mich wieder über seine Schulter. Ich wagte es nicht mich zu beklagen.

Mein schlechtes Gewissen war voll in seinem Element und hielt mir in den nächsten Minuten einen Vortrag nach dem anderen. Aber hatte er sich wirklich Sorgen um mich gemacht? Ausgerechnet er? Der mich von den vier Brüdern noch am wenigsten beachtete? Ich verstand es einfach nicht. Ich verstand ihn nicht. Das hatte ich noch nie.

„Tut mir leid“, murmelte ich schließlich leise, „Ich will meine Freundinnen nicht alleine lassen, deswegen werde ich nicht nach Hause gehen. Aber ich war jetzt fünf Tage lang in diesem Zimmer eingesperrt, ich konnte nicht mehr. Ich wollte zum Mittagessen ja wieder zurück sein.. Wie hast du überhaupt rausgefunden, dass ich weg war?“

Er antwortete nicht.

Ich fühlte mich echt elend. Wahrscheinlich war es doch ein Fehler gewesen, dass ich das Schloss verlassen hatte. Dabei hatte das Fußballspielen so viel Spaß gemacht. Aber langsam begann ich es zu bereuen. Mikhail war das erste Mal derart wütend auf mich und ich hätte nicht erwartet, dass es sich so schrecklich anfühlen würde. Mir stiegen sogar Tränen in die Augen.

„Ich habe dir doch damals die Glocke umgebunden“, sagte er jedoch auf einmal in sanftem Ton, „Ich merke immer, wenn du nicht da bist, wo du sein sollst.“

Aus einem mir unerfindlichen Grund stieg mir glatt die Röte ins Gesicht.

Ich erinnerte mich noch an den Tag, als ich mich auf dem Weg zum Verlagsgebäude mal wieder verirrt hatte – mein Orientierungssinn war leider nicht der Beste. Nachdem ich gut zwei Stunden lang herumgeirrt und ziemlich verzweifelt gewesen war, hatte Mikhail mich plötzlich in einer kleinen Seitenstraße aufgelesen. Er hatte mir wie heute die Leviten gelesen und mich ganz schön zusammengestaucht. Am Ende aber hatte er auf einmal so getan als würde er mir etwas um den Hals binden und gesagt, dass es ein Glöckchenhalsband wäre, damit er mich das nächste Mal schneller finden konnte – ich sollte aber noch hinzufügen, dass er mich von dem Tag an immer mit dem Auto abgeholt hatte.

Langsam begann ich jedoch zu glauben, dass er mir wirklich etwas um den Hals gebunden hatte, was aber nur er sehen konnte.

Er sah mich mit einem kecken Grinsen an. „Du scheinst es nicht vergessen zu haben.“

„Du hast doch überhaupt nichts gemacht!“, widersprach ich klagend und versuchte die Röte aus meinen Wangen zu verscheuchen, „Und jetzt lass mich endlich runter!“

„Bestimmt nicht“, erwiderte Mikhail und ging einfach lässig weiter, „Das ist die Strafe für deine Ungehorsamkeit.“

Woher kam dieser plötzliche Sinneswandel? War er nicht eben noch stocksauer gewesen? Da sollte einer diesen Kerl verstehen, ich tat es jedenfalls nicht. Allerdings war ich froh, dass er nicht mehr wütend zu sein schien, auch wenn die Lage nicht gerade zu meinem Vorteil war.

„Das ist fies!“, rief ich und hämmerte mit den Fäusten auf seinen Rücken, was er blöderweise noch nicht mal zu bemerken schien, „Mir wird langsam schlecht! Und du zerquetscht meine Organe!“

„Stell dich nicht so an.“

 

Eine knappe halbe Stunde später waren wir wieder im Palast. Dieser verdammte Idiot aber trug mich bis ganz in mein Zimmer wie einen Sack Mehl über der Schulter. So verdattert, wie die beiden Wachen ausgesehen hatten, hatten sie noch nicht mal bemerkt, dass ich nicht in dem Raum gewesen war. Echt tolle Bewacher, Tintos Personal schien ja sehr angespornt zu sein.

„Und behalt deinen kleinen Ausflug bitte für dich“, sagte Mikhail, als er mich einfach auf das Bett fallen ließ, „Deine Freundinnen haben es dank dem Training nicht bemerkt und Tinto würde dir einen meterlangen Vortrag halten, sollte er das herausfinden.“

„Darauf kann ich verzichten“, stellte ich nur mit einem schiefen Lächeln fest.

„Braves Mädchen.“

„Das habe ich jetzt nicht gehört.“

„Dann hast du ganz schön schlechte Ohren.“

Ich knurrte und sah ihn verärgert an. Allerdings fiel mir dann auf, dass ich von jetzt an wohl wieder Däumchen drehen konnte. Schließlich war ich immer noch in dieses Zimmer verbannt.

Ich stöhnte enttäuscht, drehte mich weg von der Tür und rollte mich auf dem Bett ein. Vielleicht sollte ich versuchen einfach zu schlafen, dann geisterten mir hoffentlich auch nicht so viele unschöne Gedanken durch den Kopf. Wie der, dass sich unsere Familien bestimmt furchtbare Sorgen machten. Die Zeit verlief in der anderen Welt immerhin ganz normal weiter und für meine Eltern war ich nun seit bereits fünf Tagen verschwunden. Wenn ich darüber nachdachte, tat es mir in der Seele weh, aber ich wollte nicht ohne meine Freundinnen zurückkehren.

„Ihr könnt übrigens gehen“, sagte Mikhail zu den beiden Wachen vor der Tür, „Macht euch einfach anderswo nützlich.“

An den verhaltenen Schritten war zu hören, dass sie sich nur zögerlich an den Befehl hielten und wegmarschierten.

Ich setzte mich daraufhin wieder auf und sah den jungen Mann mit dem roten Oberhemd und der schwarzen Hose verwirrt an.

„Sieh dich meinetwegen ruhig im Palast um“, seufzte er, „Aber wag es ja nicht jemanden zu stören oder etwas kaputt zu machen.“

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

„Wenn dich jemand deswegen ansprechen sollte, sag ihm einfach, dass du meine Erlaubnis hast und er im Zweifelsfall gerne zu mir kommen kann“, fügte Mikhail noch hinzu, „Aber bitte verlass nicht nochmal ohne Begleitung das Gelände hier. Es ist gefährlich für dich, besonders da du nicht fliegen kannst.. und…“ Er schien zu überlegen, ob er den Rest auch noch sagen sollte.

„Weil ich ein Mensch bin?“, riet ich.

Er sah mich mit einer Mischung aus Verblüffung und Entsetzen an.

„Keine Sorge, es weiß keiner“, sagte ich, „Als ich sagte, dass ich nicht fliegen kann, haben die Jungen angenommen, dass einer meiner Flügel verletzt ist. Sie haben nicht gemerkt, dass ich gar keine habe.“

Ein erleichtertes Seufzen kam über seine Lippen. „Gutes Mädchen. Du hast es ja sogar mal geschafft im richtigen Moment nicht zu widersprechen.“

„Pff.“ Ich verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.

„Wenn du Tinto ganz lieb bittest, lässt er dich vielleicht auch mal beim Training deiner drei Freundinnen zusehen“, bemerkte Mikhail schmunzelnd, „Mein kleiner Bruder nimmt seine Aufgabe als Koordinator und Stratege zwar sehr ernst, aber sein Herz ist nicht aus Stein.“

„Das habe ich auch nicht angenommen.“ Obwohl es mir vielleicht mal ganz kurz durch den Kopf gehuscht war.

„Dann ist ja gut“, sagte er und wandte sich zum Gehen.

„Äh.. ehm.. ich…“ Manno, es war gar nicht so einfach das zu sagen. Aber wenn ich es nicht tat, kam ich mir auch blöd vor. Außerdem wäre es unhöflich. Dennoch konnte ich den Kerl eigentlich nicht leiden und das war irgendwie erniedrigend. Na ja, so schlimm war es nun auch nicht, aber trotzdem. Es war echt hart.

„Hm?“ Er sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

„Mmm.. ich.. wollte…“ Jetzt reiß dich endlich zusammen! „Danke.“ Mehr brachte ich aber einfach nicht raus. In meinen Geschichten fielen mir immer so gute Möglichkeiten ein einen ehrlichen Dank auszusprechen, aber dann, wenn ich das mal selbst gebrauchen konnte, war mein Kopf natürlich leer. Das war so typisch.

Der junge Krieger schien jedoch zu merken, dass hinter diesem einen Wort wesentlich mehr steckte. Auf seine Lippen schlich sich dieses verführerisch draufgängerische Lächeln, bei dem ich jedes Mal knallrot anlief und das ich deshalb hasste und gleichzeitig aber irgendwie auch mochte. Er schenkte mir seine beste Ausführung, ehe er um die Ecke bog und aus meinem Blickfeld verschwand.

Ich ließ mich daraufhin nur mit dem Rücken auf die Matratze fallen. Mir war gerade ziemlich heiß. Außerdem war ich total kaputt. Und es war noch nicht mal Mittag.

Kapitel 7: der Teufelskreis

„Caroline, bring endlich deine Gefühle unter Kontrolle, solange du das Feuer noch nicht vollständig gemeistert hast!“, rief der Zweitälteste bestimmt schon zum fünften Mal.

„Du kannst mich mal!“, erwiderte Caro wütend und prompt schlug Tinto ein richtiger Schwall an Flammen entgegen. Er konnte nur knapp ausweichen und fuhr sofort mit dem Rügen fort, woraufhin sich das temperamentvolle Mädchen noch mehr aufregte und in eine wahre Schimpfkapalie ausbrach. Den beiden beim gegenseitigen Anschreien zuzusehen hatte irgendwie was, auch wenn ich mir am Anfang Sorgen gemacht hatte. Nur schien das laut Yes wohl öfters so abzulaufen.

Ich selbst saß etwas abseits neben der großen freien Fläche im Hof, auf der die Mädchen mit ihren Fähigkeiten üben konnten, wo sich gegenüber auf der anderen Seite gleich die Stallungen der Pegasi und Drachen des Schlosses befanden.

Nachdem ich bestimmt über die Hälfte des Mittagessens damit verbracht hatte Tinto darum zu bitten, meinen drei Freundinnen beim Training zusehen zu dürfen, hatte er sich schließlich geschlagen gegeben. Wobei ich das auch dem Einsatz von Yasmine und Caro verdankte, die dem jungen Erwachsenen ebenfalls so lange auf die Nerven gegangen waren, bis er letztlich aufgegeben hatte. Jetzt durfte ich ihnen endlich zusehen.

Caro schien allerdings keinen guten Tag zu haben, erst bei den Übungen mit dem Schwert und jetzt auch beim Training mit ihrer Fähigkeit wirkte sie unkonzentriert und stellte sich laut Tinto noch dümmer an als sonst.

Yasmine und Nemu waren währenddessen ein Stück weiter hinten mit ihren Übungen beschäftigt. Beide schienen mit der Kontrolle über ihre Kraft zu ringen und versuchten sie akkurat zu lenken, was Nemu noch einige Probleme bereitete. Yes hingegen schien keinerlei Schwierigkeiten zu haben, anscheinend war sie ein reines Naturtalent in Sachen Magie. Sie spielte mehr mit dem Wasser und ließ es ganz nach ihrem Belieben handeln.

Ich staunte nicht schlecht über sie. Doch auch Nemu schien schnell zu lernen und schon bald schienen die vielen kleinen Blitze und Funken nicht mehr annähernd so unkontrolliert durch die Luft zu zucken. Als Caroline es dann scheinbar endlich schaffte sich einigermaßen zu konzentrieren, wirkte auch sie gar nicht mal mehr so schlecht. Das Feuer konkurrierte regelrecht mit dem Wasser, auch wenn es noch ein wenig ungelenk war.

„Na so langsam wird es was“, stellte Tinto fest, als er gut zwei Meter neben mir landete und die Arme vor der Brust verschränkte, „Deine vorlaute Freundin erinnert mich an Ravi in seiner Trainingszeit.“

„War er auch so ein Hitzkopf?“, fragte ich leicht überrascht. Ich hätte nicht erwartet, dass er überhaupt mit mir reden würde, nachdem ich ihm beim Frühstück so dermaßen auf den Wecker gegangen war. Er war durch das Training wohl ausreichend abgelenkt, sodass er seinen Groll gegen mich vergaß – ich war mir ziemlich sicher, dass er mich nicht leiden konnte.

Als Tinto gerade antworten sollte, gab es jedoch irgendwo außerhalb des Schlossgeländes einen Knall und prompt kamen Nemu und Caro völlig aus dem Takt, wobei auch Yasmine kurz etwas unbedacht schien. Das Feuer, welches gerade um Caro herum schwebte, geriet jedoch völlig außer Kontrolle und auch die Blitze züngelten in die falsche Richtung.

„In Deckung!“, rief Tinto nur überrascht.

Für mich kam das jedoch viel zu plötzlich und starrte die beiden Gewalten nur verdattert an. Im nächsten Sekundenbruchteil wurde ich aber gepackt, vom Stuhl gerissen und nach einer reichlich unsanften Landung spürte ich ein Stück neben uns die Hitze der Flammen.

„Hehe, das ging ja schon wieder nach hinten los“, kommentierte Ravi, der allerdings mehr belustigt als erschrocken klang und sich aufsetzte, „Alles klar?“

„Äh.. ja“, antwortete ich nur stockend und setzte mich ebenfalls wieder aufrecht hin. Einen leichten Schreck hatte ich schon. Wenn er mich nicht gerade noch gerettet hätte, wäre ich jetzt wohl ein verkohltes Hähnchen.

„Deshalb solltest du erstmal nicht zusehen, bis die drei da etwas mehr Übung haben“, bemerkte Tinto, der sich keine zwei Meter entfernt hinter einem Stützpfeiler in Sicherheit gebracht hatte und gerade leicht misstrauisch hinter diesem hervorlugte.

„Aha…“ Okay, jetzt begann ich zu verstehen. „Das hättest du mir aber auch mal so begründet sagen können, statt mir das Zusehen einfach zu verbieten.“

„Vielleicht“, räumte er lediglich ein.

„Sam!“ Yasmine, Nemu und auch Caro kamen erschrocken angelaufen. „Ist alles in Ordnung?!“

„Ja, alles gut“, sagte ich mit einem leicht schiefen Lächeln, „Hab nur einen ziemlichen Schreck bekommen.“

„Gott sei Dank“, seufzte Yasmine.

„Tut mir wirklich leid“, sagte Caro zerknirscht.

„Dann lern endlich besser damit umzugehen“, stöhnte Tinto und schüttelte den Kopf, „So wird das nämlich nie was werden…“

Auf einmal taumelte Yes und wäre um ein Haar umgekippt, wenn ich ihren Oberarm nicht gerade noch zu fassen bekommen hätte.

„Yes?“ Ich sah sie besorgt an.

„Schon gut“, wehrte sie ab, wobei sie jedoch etwas blass im Gesicht war.

„So siehst du aber nicht aus“, warf Tinto ein.

„Ich.. hatte gerade eine Vision“, sagte das Mädchen leise, woraufhin sie alle leicht verwirrt ansahen, „Die Nemesis, sie werden bald dieses Land angreifen.. es wird nicht mehr lange dauern, bis sie es finden.“

„Wie soll das möglich sein?“, fragte Tinto ungläubig, „Die Barriere der Prinzessin sollte es ihnen unmöglich machen uns hier zu finden…“

„Die Prinzessin kann gar nichts dagegen tun!“, erwiderte Yes, „Sie werden kommen.. vielleicht schon morgen!“

Der Zweitälteste schien eine ganze Weile zu überlegen.

„Woher weißt du das?“, fragte Caro unterdessen völlig verwirrt.

„Weil ich es einfach weiß!“

„Was ist das denn für eine Antwort?!“

„Du würdest es sowieso nicht verstehen!“

„Na warte…!“

Nemu war während des Disputs Schritt für Schritt hinter die zwei getreten und haute ihnen nun gleichzeitig ihre Fäuste auf den Kopf. Die beiden sahen sie folglich wütend an, doch Nemu machte einige Gestiken mit ihren Händen.

„Beruhigt euch“, übersetzte ich, „Streiten hilft uns auch nicht weiter.“

Die beiden verzogen die Gesichter.

„Nemu hat recht“, fügte ich hinzu, „Anstatt zu streiten sollten wir uns lieber überlegen, was wir jetzt machen sollen.“

„Die Wächterinnen sollen ja angeblich hellseherische Fähigkeiten haben“, murmelte Tinto, „Daher werde ich die Warnung wohl als ernst einstufen müssen. Ich werde eine Sondertruppe zusammenstellen, die sich morgen mal umsieht. Sollten wirklich Nemesis auftauchen, werden wir nachrücken.“

 

Eine gute halbe Stunde später wanderte ich gemächlichen Schritts durch den Palast. Während die anderen nun noch härter am trainieren waren – da dementsprechend auch mehr nach hinten losgehen konnte, hatte Tinto mich mal wieder mehr oder weniger freundlich wegkomplimentiert – musste ich wieder über diese ganze Geschichte nachdenken. Wäre ich nicht selbst persönlich hier und würde das miterleben, hätte ich es nicht geglaubt. Ich war immer noch überwältigt von Reilong und all den Eindrücken, die hier unablässig auf mich einströmten. Es war wie ein Traum.

Gedankenverloren wanderte ich eine weitere Treppe nach oben, bis ich vor einer hölzernen Tür stand. Was sich wohl hinter ihr verbarg?

Mir schlug ein starker Wind entgegen, der mir kurzzeitig in den Augen brannte. Dann gewöhnte ich mich an das Gefühl und trat erstaunt nach draußen. Allem Anschein nach war das hier eine große Dachterasse mit Ausblick auf den westlich gelegenen Garten. Heute war es ziemlich stürmisch und der Wind riss an meinen langen, kastanienbraunen Haaren. Sobald ich einige Strähnen aus meinem Gesicht geschoben hatte, hatte ich schon die Nächsten vor den Augen.

Jedoch ergriff mich irgendwie ein eigenartiges Gefühl. Über mir war der weite, blaue Himmel und umso länger ich hier draußen stand, umso besser fühlte ich mich. Ich mochte es, wie die Böen mich immer wieder von allen möglichen Seiten anstießen, als wollten sie mich zum Tanzen auffordern. Für kurze Zeit konnte ich meine ganzen wirren Gedanken vergessen und einfach nur der leisen Stimme des Windes lauschen. Einerseits beruhigte sie mich, aber andererseits wurde ich immer aufgeregter, fast wie ein Kind an Weihnachten.

Ich wusste nicht, wieso ich diese ganzen Gefühle hatte, wahrscheinlich lag es wirklich an diesem Ort hier. Es war jedoch auch nicht unangenehm, im Gegenteil. Ich fühlte mich frei und unbeschwert.

Einige Zeit später verließ ich die Dachterasse allerdings wieder, obwohl ich noch Stunden da oben hätte stehen können. Ich wollte meine neu gewonnene Freiheit jedoch ausnutzen und mich noch weiter im Schloss umsehen.

Als ich einige Stockwerke weiter unten eine Tür aus Ebenholz öffnete, blieb ich ein wenig irritiert stehen. Das war jedenfalls nicht der Salon. Warum mussten die Gänge und Türen auch alle gleich aussehen? Wie es aussah, hatte ich mich verlaufen. Super.

Allerdings sah der Raum irgendwie seltsam aus. Es gab keinerlei Möbel, obwohl er relativ geräumig war. Nur ein einzelner Kronleuchter war an der Decke befestigt, wobei die Kerzen im Moment nicht brannten, da es noch hell genug war. Ansonsten hingen lediglich Portraits an den Wänden. Es waren ganz schön viele, bestimmt über vierzig. Sie alle zeigten Kopf und Oberkörper junger Frauen, wobei immer vier zusammen hingen und dann von durch einen dünnen schwarzen Farbstrich von dem nächsten Viererpaar abgetrennt waren.

„Irgendwie.. habe ich ein komisches Gefühl“, murmelte ich leise, während ich in die Mitte trat und mich umsah. Dieser Raum gab mir eine melancholische Stimmung, ich musste beinahe an einen Friedhof denken. Es war richtig gruselig, wenn man von all den Augenpaaren so angestarrt wurde. Allerdings fiel mein Blick dann auf ein Bild, das mich fast magisch anzog. Es zeigte eine wunderschöne junge Frau mit langen, goldblonden Locken und starken, leuchtendblauen Augen. Für einige Sekunden konnte ich dieses Portrait einfach nur anstarren.

„Wer hat dir erlaubt diesen Raum zu betreten?“

Erschrocken drehte ich mich um und blickte zur Tür. Nur anders als ich erwartet hatte, sah ich dort keine der Wachen, sondern ein vielleicht dreizehnjähriges Mädchen mit bis kurz unter die Schulter reichenden, dunkelblonden Haaren. Wer auch immer es war, das edle Kleid ließ mich darauf schließen, dass es aus einer adligen Familie stammte, wie es sie hier auf Reilong noch gab. Das lange Kleid konnte aber wirklich neidisch machen, wie ich feststellte. Es schien aus dunkelrotem Samt zu bestehen, mit einem Unterrock aus goldfarbenem Satin, den man dank dem dünnen Schlitz an der Front bis hoch zur Hüfte sehen konnte. Außerdem war das Oberteil noch geschnürt, mit edler Goldborte verziert und hatte weit geschnittene Trompetenärmel. Der verärgerte Blick aus den leuchtenden, peridotgrünen Augen sagte mir jedoch, dass ich mich besser schleunigst erklärte.

„Äh.. ich.. Ich wollte eigentlich zum Salon…“, stotterte ich noch etwas unsicher.

„Wer bist du überhaupt?!“, fuhr das Mädchen allerdings auf und stapfte auf mich zu, „Ich habe dich hier noch nie vorher gesehen und wenn du nicht sofort antwortest, werde ich die Wachen rufen!“

„D-Das ist nicht nötig“, sagte ich schnell und suchte nach der kürzesten Erklärung, „Ich bin Samantha und mit den drei Wächterinnen hier her gekommen.. Mikhail hat mir erlaubt mich hier etwas umzusehen…“

„Mikhail?“ Zuerst waren die Augen des Mädchens immer schmaler geworden, doch jetzt hob es die Augenbrauen. „Du stammst nicht von hier, du kommst aus der anderen Welt.“

Ich nickte nur verwirrt. Woher wusste das Mädchen das?

Dieses nahm mich unterdessen erst richtig unter die Lupe und musterte mich argwöhnisch, wobei es zum Schluss aufsehen musste, da ich etwas mehr als einen Kopf größer war. Bei meinem Hals blieb sein Blick dann hängen. Es war interessant das Mienenspiel zu beobachten, das innerhalb der nächsten Sekunden über das Gesicht des Mädchens zog. Zuerst ungläubig, dann nachdenklich mit einem starken Misstrauen, bis dieses sich allmählich etwas verzog und schließlich wirkte es ein wenig verwirrt.

„Ist mein Hals so interessant?“ Die Frage konnte mir nach diesen fast zwei Minuten, in denen das Mädchen meinen Hals so akribisch angestarrt hatte, einfach nicht verkneifen.

Daraufhin sah es mich noch irritierter an, ehe es den Kopf schüttelte. „Weißt du, wer ich bin?“, fragte es dann und stemmte die Hände in die Hüften.

„Ehrlich gesagt nein“, antwortete ich leicht stutzend.

„Weißt du, wer und was Mikhail hier ist?“

„Ähm.. jemand wichtiges auf jeden Fall…“

Das Mädchen sah mich resigniert an. „Und woher kennst du ihn?“

So langsam kam mir diese Fragerei komisch vor. Andererseits war ich ja mehr oder weniger unbefugt hier eingedrungen, daher konnte ich mich schlecht beklagen. „Er war in der anderen Welt mein Literaturagent.“

„Was ist das?“, fragte das Mädchen nun stirnrunzelnd.

„Ein Literaturagent?“ Ich hob eine Augenbraue. „Na ja, er betreut Schriftsteller und vermittelt sie an passende Verlage und handelt bei der Veröffentlichung eines Manuskripts den Vertrag aus.. Zumindest hat Mikhail das hauptsächlich gemacht. Wobei er bei mir teilweise auch fast mehr als Lektor fungiert hat.. sprich er hat mein Manuskript kontrolliert, mich auf Rechtschreibfehler und vor allem aber Plotlöcher und Überflüssiges aufmerksam gemacht. So ganz sicher bin ich mir nicht, was jetzt eigentlich seine Arbeit war. Unser Chef beim Verlag hat mir immer gesagt, dass Mikhail ein Allaroundpaket sei und öfters auch den normalen Lektoren unter die Arme greife, wenn sich die Manuskripteinsendungen mal wieder bis unter die Decke stapeln…“

Der gebannte Blick des Mädchens ließ mich stocken. Es schien irgendwie fast schon fasziniert von dem zu sein, was ich da erzählte.

„Hmmm.. das hat er da drüben also getrieben“, murmelte es mit grüblerischer Miene.

„Ist es eigentlich normal.. dass er als Rei in meiner Welt war?“, fragte ich. Vielleicht hatte ich ja Glück und erfuhr von dem Mädchen mal etwas mehr als von den jungen Männern, die es nicht für nötig befanden auf meine duzenden Fragen zu antworten.

„Manche von uns machen das“, antwortete es, wobei es mit den Gedanken scheinbar noch wo anders war, „Eure Welt ist anders als unsere und weiter vorangeschritten, das interessiert viele, weshalb sie für eine mehr oder weniger lange Zeit nach drüben reisen. Manche bleiben sogar dort und kommen nur selten wieder zurück, so wie Mikhail.“

„Man kann einfach so von einer Welt in die andere spazieren?“

„Nein, nur die Prinzessin kann ein Portal öffnen, durch das man in die jeweils andere Welt wechseln kann.“

„Diese Prinzessin muss ja wirklich ganz schön mächtig sein“, murmelte ich, „Tinto und die anderen reden auch ständig von ihr.“

Ein breites Grinsen schlich sich auf das Gesicht des Mädchens. „Natürlich, sie ist die mächtigste Magierin überhaupt und ohne sie würde dieses Reich schon gar nicht mehr existieren.“

„Das sagten die anderen auch.. Wie ist eigentlich dein Name?“ Das hatte ich ganz vergessen zu fragen.

„Elisabeth.“

„Ein schöner Name“, musste ich feststellen, „Eine Freundin von mir heißt auch so, wobei wir sie immer nur Lisa nennen.“

In dem Moment war von draußen ein lautes Rumsen zu hören und ich konnte selbst hier, wenn auch gedämpft, Caros wütende Stimme hören.

„Die sind ganz schön laut.“

„Aber sie strengen sich auch sehr an“, warf ich ein und merkte dabei, wie meine Gedanken wieder in die weniger erfreuliche Richtung wanderten, „Ganz im Gegensatz zu mir.“

„Solltest du nicht besser nach Hause gehen?“ Elisabeth sah mich beinahe schon missbilligend an. „Ein normaler Mensch kann hier eh nichts ausrichten, früher oder später wirst du ihnen nur im Weg stehen.“

„Ich weiß. Aber ich will sie hier nicht alleine zurücklassen. Ich mache mir Sorgen um sie.“

„Im Ernstfall könntest du ihnen eh nicht helfen.“

„Trotzdem“, erwiderte ich, „Alleine schon für den Fall, dass ich ihnen vielleicht doch irgendwie helfen kann, bleibe ich hier. Auch wenn es ganz schön hart ist, wenn alle auf einem rumhacken und sagen, dass man gefälligst verschwinden soll.“

Eine Weile lang sah sie mich an und schien wieder nachzudenken. Ich blickte währenddessen zur Seite und sah dabei unweigerlich wieder das Bild von der jungen Frau mit den goldblonden Locken und den weißen Flügeln.

„Wer ist das?“, fragte ich, um die Stille zu durchbrechen und mich selbst von diesem unwohlen Gefühl abzulenken.

Es dauerte einige Sekunden, bis Elisabeth mit leicht betrübter Stimme sagte: „Wenn ich dir darauf antworte, musst du schwören, das Gesagte für dich zu behalten. Besonders vor deinen drei Freundinnen wirst du es geheim halten müssen.“

Ich sah sie leicht verwirrt an, ehe ich schluckte und anschließend nickte.

Sie seufzte und sah mit traurigem Blick zu dem Bild. „Ihr Name war Lorraine, sie war die Wächterin des Windes der vergangenen Generation.“

„Wächterin der.. vergangenen Generation?“ Es dauerte einige Sekunden, bevor ich das Gesagte begriff und sie beinahe fassungslos ansah.

„Es ist ein Teufelskreis“, sagte das Mädchen ernst, „Die Nemesis tauchen von einem uns unbekannten Ort her auf und stürzen die Menschen in den Krieg, um uns Rei aufzuspüren. Die vier Wächterinnen erwachen und versuchen mit uns Rei zusammen die Nemesis zu besiegen.. jedoch vergeblich. Die Nemesis zerstören die Barriere, greifen das Land hier an und stürzen die letzten Überlebenden der Rei in bodenlose Verzweiflung.“

Ich starrte sie entsetzt an.

„Und jedes Mal wieder endet der Kampf damit, dass die vier Wächterinnen ihr Leben opfern. Die freigesetzten Kräfte sorgen mit denen der Prinzessin zusammen dafür, dass die Nemesis vernichtet werden, die Zeit auf der Erde bis vor den Krieg zurückgedreht wird und die normalen Rei alles vergessen, was mit den Wächterinnen zu tun hat.. damit die Rei weiterleben können, ohne diesen hoffnungslosen Kreislauf zu kennen. Denn etwa hundert Jahre später tauchen die Nemesis erneut auf und die Geschichte geht von vorne los.“

Es herrschte einige Sekunden lang betroffenes Schweigen.

„Aber…“ Eigentlich wollte ich eine andere Frage stellen, doch mir fiel etwas auf. „Wenn alle Rei sich nicht daran erinnern können.. woher weißt du dann davon?“

Elisabeth sah mich einen Augenblick lang wachsam an, dann drehte sie das Gesicht weg. „Hmpf!“, machte sie schnippisch, „Denk selber nach. Wenn du deine kleinen Gehirnzellen ein bisschen anstrengst, wirst du vielleicht früher oder später dahinter kommen.“

Irgendwie kam ich mir gerade ziemlich dumm dargestellt vor.

„Und wie gesagt!“ Sie zeigte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf mich. „Du wirst keinem Schwein irgendwas von dem sagen, was ich dir gerade erzählt habe! Verstanden?!“

„Jawohl“, brachte ich nur leicht überrascht hervor.

Das Mädchen wandte sich zum Gehen, blieb in der Tür jedoch noch einmal stehen und sah mich über seine Schulter hin an. „Wenn du deinen Freundinnen wirklich helfen willst, dann werde stark genug sie auch mit diesem Wissen zu unterstützen. Vergiss nicht, dass auch Teufelskreise gebrochen werden können.“

Kapitel 8: das Kampffeld

„Bitte lasst mich mitkommen!“

Zu unser aller Entsetzen war am nächsten Morgen tatsächlich die Nachricht gekommen, dass keine fünf Kilometer Luftlinie von Reilong entfernt Nemesis gesichtet worden waren. Diese schienen zwar noch nicht den direkten Weg zu dem fliegenden Land gefunden zu haben, doch sie kamen allmählich gefährlich nahe.

Ravi hatte bereits eine zwanzig Rei starke Truppe Soldaten – alles samt durchtrainierte Männer zwischen Anfang zwanzig und Mitte dreißig wie ich schätzte – zusammengetrommelt; Tinto plante mit Mikhail zusammen die Vorgehensweise und Luke half nebenan meinen drei Freundinnen dabei die Waffen anzuschnallen, die sie trotz ihrer Fähigkeiten lieber mitnehmen sollten. Schließlich sollte man besser auf alles vorbereitet sein.

„Nein heißt nein“, erwiderte Mikhail und befestigte die Scheiden der zwei Langschwerter an seinen Gürtel.

Ich verzog das Gesicht. Seit mehreren Minuten schon versuchte ich die Brüder davon zu überzeugen, mich mitzunehmen. „Ich werde euch auch nicht im Weg sein, also bitte!“

„Darum geht es nicht“, stöhnte der älteste Bruder, „Wenn du mitkommen würdest, würden die Nemesis sofort merken, dass du keinerlei Kampferfahrungen hast. Sie würden dich angreifen und wir müssten versuchen dich zu verteidigen. Du wärst unsere Schwäche und wir können es uns nicht erlauben, so jemanden dabei zu haben.“

„Wäre doch aber ganz interessant“, warf Ravi auf einmal ein, „Man könnte doch ausnutzen, dass die Nemesis sich hauptsächlich auf sie fokussieren…“

Tinto hatte ihm von oben herab seine Faust auf den Kopf gerammt. „Das kommt gar nicht in Frage“, sagte er verärgert, „Und du Mädchen gibst endlich Ruhe! Sonst schicken wir dich noch heute wieder zurück!“

Ich biss mir auf die Unterlippe. Die Einwände waren ja alle berechtigt, das zweifelte ich gar nicht an, aber irgendetwas sagte mir, dass ich mitgehen sollte. Besser gesagt wollte ich um jeden Preis mit. Ich wollte sehen, was da draußen geschah. Ich wollte diesen Kampf mit meinen eigenen Augen verfolgen. Und ich wollte vor allem meine drei Freundinnen im Blick haben. Außerdem war in den letzten Stunden eine Idee in meinem Kopf angereift, die ich einfach nicht verdrängen konnte. Mein Schriftstellerherz konnte ich nicht unterdrücken.

„Mikhail“, sagte ich in ernstem Tonfall, „Du weißt ganz genau, dass ich Autorin von Fantasieromanen bin. Ich will die Geschichte von Reilong erzählen.“ Die Geschichte der Wächterinnen von Reilong und ihrem Schicksal.

Der Erwachsene sah mich mit einem Blick an, der jeden normalen Menschen zum bedingungslosen Rückzug gebracht hätte. Nicht aber mich. Ich konnte ein verdammt hartnäckiger Sturkopf sein.

„Du weißt auch, dass ich einen Weg finden werde, meinen Kopf durchzusetzen“, fügte ich hinzu und erwiderte seinen düsteren Blick, „Selbst wenn ihr es mir verbietet, komme ich euch schon hinterher. Verlass dich drauf.“

Einige Sekunden lang herrschte ein Stiller Augenkampf. Ich schickte ihm ein wahres Bombardement an entschlossenen Blicken entgegen mit der Nachricht, dass ich eben Gesagtes zweifelsohne in die Tat umsetzen würde, auch wenn es ihm nicht passte. Er konterte und machte mich nochmal auf die ganzen Einwände aufmerksam, von der Drohung mich nach Hause zu schicken gar nicht zu sprechen. Ich hatte jedoch nicht vor die weiße Flagge zu hissen und blieb unerbittlich bei meiner Kampfansage.

„Werd endlich vernünftig!“, sagte Tinto aufgebracht, „Wir…“

Mikhail stöhnte in dem Moment herzhaft und sah mich resigniert an. Dann blickte er zu einem der Soldaten – die ganz normale Kleidung trugen und keine Rüstungen, weil man laut Tinto in der Luft kein zusätzliches Gewicht durch solch schwere Schutzkleidung gebrauchen konnte – die Ravi gerade zu einigen schrägen Aufwärmübungen zwang. „Gilbert, geh nach nebenan und richte Luke aus, dass er einen braven Pegasus aus den Stallungen holen und fertig machen soll.“

Der Mann mittleren Alters wirkte ein wenig überrascht, verbeugte sich dann aber schnell und eilte dann davon.

„Du hast doch nicht wirklich vor, sie mitkommen zu lassen?“, fragte Tinto entgeistert, „Das…“

„Auch nur unter der Bedingung, dass du mindestens hundert Meter Abstand zum Kampffeld hältst und dich möglichst hinter Wolken versteckst“, knurrte Mikhail, „Komm ja nicht auf irgendwelche waghalsigen Ideen, du dumme Göre.“

„Ich bin keine dumme Göre!“ Allerdings war ich ein wenig erstaunt darüber, dass er mich mitkommen ließ. Vor allem aber war ich erleichtert.

„Oh doch.“ Er schnippte mir gegen die Stirn. „Und was für eine.“

Ich knurrte angesäuert.

„Ich glaub´s nicht.“ Tinto machte einige aufgeregte Bewegungen mit Händen und Armen. „Mikhail, weißt du, was du da tust?“

„Nein“, antwortete der Älteste nüchtern, „Das werden wir sehen.“

Bevor Tinto etwas darauf erwidern konnte, schob sich Ravi grinsend dazwischen.

„Ich find die Idee klasse“, sagte er, „Kann ihr doch nicht schaden. Ich werde auch ein bisschen auf sie achten.“

„Pass lieber auf dich selbst auf“, erwiderte Mikhail resigniert.

Wenig später stieß ich unten im Hof zu Luke, der mir die Zügel eines grauweißen Pegasus reichte und mir dabei versicherte, dass das Tier lammfromm war. Erst wollte er mir noch erklären, wie man einen Pegasus richtig ritt, doch schon im Ansatz hörte ich heraus, dass sich die Reitweise nicht von normalen Pferden unterschied, weshalb er sich das sparen konnte. Die drei Jahre Reitunterricht, die ich bis vor etwas mehr als einem Jahr hatte, zahlten sich aus.

Dann ging der Flug auch schon los. Ich musste allerdings eine Weile lang warten, bis ich mit Ravi an meiner Seite folgen durfte. Er würde bis zum Kampf neben mir bleiben, damit ich abschätzen konnte, wie viel Abstand ich mindestens zum Gefecht halten sollte. Mir fiel dabei wieder auf, was für eine Frohnatur der Junge war. Ich hatte bisher noch nie erlebt, dass ihn irgendetwas aus dem Takt gebracht oder seine gute Laune getrübt hätte. Im Gegenteil, er schien auch jetzt in guter Stimmung zu sein und pfiff den ganzen Weg über irgendeine schiefe Melodie.

Zwar konnte ich auch nicht wirklich pfeifen, aber er schien dabei ja noch weniger Talent als ich zu haben. Es gab aber ein Lied, aus dem ich ein paar Passagen pfeifen konnte. Ave Maria, eine alte Freundin hatte es mir mal beigebracht. Diese Melodie pfiff ich nun, woraufhin Ravi bald verstummte und mir zuhörte.

„Du kannst das gut“, stellte er erstaunt fest.

„Nur dieses eine Stück“, bemerkte ich und lächelte schief, „Ansonsten bin ich auch nicht besser als du.“

„Aber immerhin kannst du überhaupt eines“, erwiderte er grinsend.

Ich musste lächeln. Allerdings trübten sich meine Gesichtszüge anschließend wieder. „Ich wünschte, das wäre auch beim Kämpfen so und ich könnte euch wenigstens in einer Sache helfen.“ Stattdessen ging ich mit meinem Egoismus allen auf die Nerven. Aber ich konnte dem einfach nicht helfen, ich musste dabei sein. Etwas sagte mir, dass es wichtig war. Auch wenn ich dadurch den Zorn der anderen auf mich zog.

Der Pegasus namens Tiara wieherte leise und blickte nach hinten.

„Kopf hoch“, sagte Ravi in aufmunterndem Tonfall, „Selbst Tiara macht sich schon Sorgen. Außerdem weiß man nie, was kommt. Vielleicht kannst du uns wirklich helfen.“

Ich lächelte bitter. „Da bist du der Einzige, der das so sieht.“

„Mach dir nicht zu viele Gedanken.“ Der Junge grinste immer noch. „So unfreundlich mein Bruder auch ist, er macht sich bestimmt nur Sorgen um dich.“

„Er kann mich nicht ausstehen.“

„Na.. so würde ich das nicht sagen.“ Ravi kratzte sich an der Schläfe. „Tinto ist nicht gerade sehr feinfühlig und deshalb kommt er häufig gemeiner rüber, als er ist. Gerade jetzt wo es ernst wird. Nimm es ihm nicht übel, er ist zurzeit nur sehr gestresst.“

Ich nickte lediglich.

„Oh.. sieht so aus als wären wir da.“

Überrascht blickte ich auf und entdeckte weiter vorne, wenn auch ziemlich verteilt, eine große Gruppe schwarzgeflügelter Nemesis. Unsere Truppe war inzwischen nach Plan ein ganzes Stück abgesunken und wollte von unten herauf durch die Wolkendecke ihren Angriff starten. Ich zog sanft an den Zügeln und Tiara verharrte in der Luft, mit reichlich Abstand zu den Nemesis und halb hinter einer dichten, weißen Wolke versteckt.

„Wir sehen uns später“, sagte Ravi noch und hob die Hand, ehe er wie nach oben schoss und wohl einen Überraschungsangriff plante, während die anderen bereits unerwartet von unten kamen.

„Hoffentlich geht das gut“, murmelte ich leise.

Die Nemesis hatten nun die Angreifer entdeckt. Der Großteil baute eine Art Verteidigungslinie auf, während einige andere den Rei entgegen kamen. Beide Fronten zogen ihre Waffen und als es zum ersten Kontakt kam, prallten nicht wenige mit der jeweils anderen Seite zusammen, ehe ein großes Gerangel losging. Einige der Rei schafften es die Widersacher hinter sich zu lassen und auf die hintere Linie zuzufliegen. Darunter waren auch Luke, der mit Pfeil und Bogen allerdings etwas Abstand hielt und gerade den nächsten Pfeil auflegte, Tinto, der einen eleganten Degen führte und scheinbar nicht nur strategisch begabt war, und Mikhail mit seinen beiden Langschwertern. Vier weitere Rei waren nicht weit zurück und gaben ihnen offensichtlich Deckung.

Jedoch konnte ich nirgendwo meine drei Freundinnen entdecken. Zuerst schossen mir alle möglichen unguten Vorahnungen durch den Kopf, ehe mir der Gedanke kam, dass die drei vielleicht genau wie ich irgendwo hinter den Wolken waren. Möglicherweise sollten sie erst später in den Kampf einsteigen oder nur, wenn die Lage zu brenzlig werden sollte.

Wenn ich an Mikhails planungsweise dachte, erschienen mir die letzteren Einfälle wesentlich logischer. Schließlich war es für die drei sicherer, wenn sie dem Kampf erstmal eine Weile lang zusahen und ein Gefühl dafür bekamen, wie die Abläufe waren und wie sich ihre Gegner verhielten. Dann war es einfacher einen Gegenangriff zu starten, auch wenn sie durch ihre Fähigkeiten sowieso einen nicht zu verachtenden Vorteil hatten.

Inzwischen hatten sich noch mehr Rei nach vorne gekämpft und ein munteres Klirren von aufeinanderschlagendem Metall drang sogar bis an meine Ohren.

Obwohl mir der Wind, der hier hoch über den Wolken fast ununterbrochen herrschte, anfangs in den Augen gebrannt hatte, hatten diese sich mittlerweile daran gewöhnt. Zudem war mir fast so, als könnte ich besser und weiter sehen als früher. Obwohl es eigentlich unmöglich war, hatte ich das Gefühl, dass dieser Ort hier langsam auch mich veränderte.

Ich sah die entschlossenen Gesichtsausdrücke der Rei und die verbissenen Mienen der Nemesis, die zurzeit immer weiter zurückgedrängt wurden, und für einen kurzen Augenblick kamen mir die beiden Fronten gar nicht mehr so verschieden vor. Die eine Seite hatte lediglich bunte Flügel und die andere schwarze und mit der Kleidung sah es auch nicht anders aus. Mehr Unterschiede sah ich nicht.

Im nächsten Moment schüttelte ich jedoch den Kopf und rief mir ins Gedächtnis, was die Nemesis den Menschen und den Rei alles Schreckliches angetan hatten. Natürlich waren da meilenweite Unterschiede. Die Rei wollten nur friedlich in ihrem Land leben, während die Nemesis die ganze Menschheit in den Krieg gestürzt hatten und Jagd auf die Rei machten. Allerdings verblüffte mich die äußere Ähnlichkeit der beiden Arten trotzdem. Fast als wären sie zwei Seiten einer Medaille.

Allmählich schienen sich die Nemesis, die zahlenmäßig immer noch überlegen waren, von dem Schreck zu erholen. Sie formierten sich langsam zu kleineren Gruppen von ein bis drei Leuten und griffen dann zusammen immer einen der Rei an. Ravi, der sich schon lange ebenfalls ins Getümmel gestürzt hatte, und Mikhail konnten sich noch relativ gut gegen die Überzahl wehren und Luke konnte sich mit einigen schnellen Flugmanövern immer wieder aus der Zwickmühle befreien. Der Rest bekam jedoch allmählich Schwierigkeiten. Sie begannen ebenfalls mehr oder weniger schwere Verletzungen einzustecken, wie die Nemesis zuvor, die sich trotz dessen sie zum Großteil schon angeschlagen waren viel zu gut schlugen.

Als ich kurz ein Stück runter blickte, entdeckte ich Tinto, der jedoch ebenfalls arg in die Mangel genommen wurde. Wenn mein unprofessioneller Blick mich nicht täuschte, war der junge Erwachsene zwar nicht schlecht im Umgang mit seinem Degen, aber wesentlich weniger geübt als die anderen. Sollte er noch weiter so von drei Seiten bedrängt werden, würde das wohl ziemlich brenzlig für ihn werden.

Unvermittelt hörte ich ein Zischen, das nicht wie das normale Rauschen des Windes war. Es klang zu scharf. Als ich meinen Blick wandte, wusste ich auch sofort den Grund dafür. Ein Pfeil hatte sich etwas verirrt und sauste direkt in meine Richtung. Er war auch viel zu schnell um ihm noch ausweichen zu können. Ehe Tiara sich weit genug bewegt hatte, steckte der Spieß schon in meiner Brust.

Konnte der Wind den Pfeil nicht ablenken?

Später fragte ich mich, warum mir ausgerechnet dieser Gedanke durch den Kopf gegangen war. Aber ob man´s glaubt oder nicht, in dem Augenblick kam eine Böe auf, die den Pfeil gerade so weit ablenkte, dass er haarscharf über meinen Kopf sauste.

Der Pegasus unter mir zuckte erschrocken und schnaubte, während ich dem Ding nur mit entgleisten Gesichtszügen hinterher sah. Das war verdammt knapp gewesen und allmählich erschien es mir klüger, mir erstmal Sorgen um mich selbst zu machen. Daher trieb ich Tiara an und die Pegasusstute flog mit einigen kraftvollen Flügelschlägen weiter nach Westen, immer am Rand der großen, zum Glück sehr dichten Wolke längs.

Im folgenden Moment ereilte mich allerdings der nächste Schreck. Plötzlich war jemand hinter mir und auch Tiara war eindeutig überrascht. Das Tier ergriff aber nicht etwa die Flucht, nein, die Gute schlug mit den Hinterläufen nach der Person aus, die da direkt hinter uns war. Ein Glück nur war ich das Schaukeln noch von einigen bockigen Ponys aus der Reitschule gewöhnt, ansonsten hätte mich das wahrscheinlich glatt aus dem Sattel katapultiert.

Als nächstes hörte ich einen wütenden Fluch und bei einem zweiten, genaueren Blick über die Schulter musste ich feststellen, dass Tinto derjenige war, den der süße Pegasus um ein Haar mit seinen Hufen erwischt hätte. Von schräg unten waren bereits kampfeslustige Stimmen von bestimmt drei Personen zu hören und ich vermutete schwer, dass das die Nemesis waren.

„Verdammt!“, fluchte Tinto, der sich den Oberarm hielt und abwechselnd zu mir und nach unten blickte. Scheinbar überlegte er, wie er seine Verfolger los wurde und was er mit mir machen sollte.

Ich hielt die Bedrohung durch die Nemesis allerdings für vorrangiger. Nur wie konnten wir dem entgehen? Hier gab es nichts, wo man sich verstecken konnte. Keine Bäume, keine Büsche und auch keine Gebäude. Lediglich dichte Wolken.

„Wolken“, murmelte ich, als mir die Erleuchtung kam, und reckte den Arm, wobei ich beinahe aus dem Sattel fiel.

Ich bekam den überraschten Tinto am Ärmel seines gesunden Armes zu fassen und trieb gleichzeitig schnell den Pegasus an. Die Stute ließ sich zum Glück ohne Schwierigkeiten in die dichte, weiße bis hellgraue Wolke reiten und der Zweitälteste war noch zu verwirrt, um sich dagegen zu wehren von mir mitgezogen zu werden.

Es war kühl und ein wenig feucht, aber ich bremste Tiara erst, als ich kaum noch sehen konnte, was außerhalb der Ansammlung verdunsteten Wassers lag. Ich hörte jedoch die Stimmen der Nemesis und an dem leisen Rauschen, wie sie außen an der Wolke vorbei sausten. Mich wunderte zwar, dass keiner auf die Idee kam in der Wolke zu suchen, aber das war unser Glück.

„Was soll das denn?!“ Tinto hatte wohl seine Stimme wiedergefunden.

„Entschuldigung, aber ich hatte keine Lust von denen da gefunden zu werden“, erwiderte ich genauso unfreundlich, „Wenn´s dir nicht passt, lass ich dich das nächste Mal einfach da. Hab ich auch kein Problem mit.“

Damit drückte ich Tiara erneut meine Schenkel in die Seiten, woraufhin die Stute mich schon mit wenigen Flügelschlägen nach oben hin von diesem Blödmann wegbrachte. Noch nicht mal ein einfaches Danke brachte er heraus, obwohl ich ihn ja wohl gerade mehr oder weniger gerettet hatte. Zumindest hatten die drei Nemesis dank mir seine Spur verloren. War ich ihm so ein Dorn im Auge?

Mir fiel erst auf, dass ich mich bereits wieder außerhalb der Wolke befand, als einer der Nemesis fast im Sturzflug auf mich zugerast kam und ich erschrocken an den Zügeln von Tiaras Zaumzeug zog. Gerade noch rechtzeitig, der Mann mittleren Alters schoss ganz knapp an uns vorbei, wobei sein Schwert meinen rechten Unterschenkel streifte. Die Stelle brannte augenblicklich und ich spürte, wie das Blut aus der Wunde trat, sich kurz zu roten Tropfen sammelte und dann in schmalen Rinnsalen mein Bein runterlief. Unangenehm, aber besser als das Metall irgendwo zwischen meinen Rippen oder gar in meiner Brust zu haben.

Jedoch erschreckte der Pegasus natürlich ebenfalls und machte einen ziemlichen Satz durch die Luft, der jeden unerfahrenen Reiter sicherlich mit Schwung aus dem Sattel geschleudert hätte. Ich konnte mich allerdings auch nur dadurch retten, dass ich mich mit beiden Händen in der wehenden Mähne des Grauschimmels festkrallte und mich mit zugedrückten Beinen an den Pegasus klammerte.

Dann zog ich vorsichtig an den Zügeln und versuchte durch leise Worte das verschreckte Tier zu beruhigen. Einige Sekunden lang tänzelte die Stute noch umher, aber schließlich schnaubte sie und blieb endlich stehen – besser gesagt verharrte sie einigermaßen ruhig in der Luft. Ich seufzte daraufhin erleichtert und richtete mich wieder auf. Vorsichtig klopfte ich Tiaras Hals, um sie dafür zu loben, dass sie so brav gewesen war. Die Ponys aus der Reitschule hätten ein viel größeres Theater veranstaltet.

Zuerst war es nur ein vages Gefühl, doch wenige Sekunden später war ich mir sicher, dass mich jemand anstarrte. Ich wollte den Pegasus antreiben und schnell wieder außer Sichtweite der Kämpfenden flüchten, doch in dem Moment bemerkte ich einen Schatten auf Tiaras Fell. Der scharfe Luftzug ließ mich entgeistert den Kopf drehen.

Doch noch bevor ich ihn klar erkennen konnte, packte der Nemesis bereits meinen Hals und hob mich vom Rücken der Pegasusstute. Ich starrte ihn entsetzt an und versuchte irgendwie zu atmen, aber seine Schraubstockhand schnürte mir die Luft so gut wie vollständig ab.

„Tse, die Rei haben ja echt Nerven“, grinste der Mann mit den dunkelbraunen Haaren, „Einen Menschen mit hier hoch zu nehmen.. Möchte wirklich mal wissen, was die denken.“

Noch immer rang ich verzweifelt nach Luft und verzog immer mehr das Gesicht, umso länger mir diese verwehrt blieb. Ich hatte seinen Arm mit beiden Händen gepackt und versuchte mich zu befreien, aber wie erwartet war der Kerl viel zu stark. Und mir tanzten allmählich schwarze Punkte vor den Augen, nicht mehr lange und ich würde ohnmächtig werden.

„Genau deswegen wollte ich dich nicht mit hierher nehmen.“

Meine Augen weiteten sich, als sich plötzlich von links Arm um eine Taille legte und rechts ein Langschwert direkt an meiner Seite vorbei ging. Kurz bevor sich die Spitze in seine Magengegend bohrte, wich der Nemesis zurück und ließ mich dabei los, sodass ich nach Luft schnappend im Arm meines Retters lag.

„Hooo…“ Der Nemesis sah uns mit einem hochmütigen Grinsen an. „Der oberste Hund der Prinzessin, was für eine Ehre.“ Er machte eine übertriebene Verbeugung.

Mikhails tief dunkelblaue Augen wurden schmal und er richtete das Schwert in seiner Rechten auf ihn. „Freut mich ebenfalls, fünfter Kommandeur der Nemesishauptstreitmacht.“

„Na wie es scheint habt ihr inzwischen wenigstens das behalten“, grinste der Kerl, „Auch wenn ihr trotzdem gar nichts wisst.“

„Genug um gegen euch zu kämpfen“, erwiderte Mikhail mit finsterem Gesichtsausdruck. Seine Augen bekamen einen bedrohlichen Schimmer.

„Ach ja, ich erinnere mich“, sagte der Nemesis und auch seine Augen bekamen einen düsteren Ausdruck, „Ich hab ja schon mal eine Freundin von dir zum lieben Herrn im Himmel geschickt. Wie war ihr Name nochmal?“

Während ich versuchte dem Inhalt des vor Spannung knisternden Gesprächs zu folgen, spürte ich, wie sich Mikhail verspannte. Seine linke Hand machte immer wieder Anstalten sich zu bewegen und ich hörte ein ganz leises Knurren. Es kam tief aus seiner Brust und klang so hasserfüllt, dass es mir eiskalt den Rücken runter lief. Zudem geriet ich allmählich ins Rutschen, Mikhails Griff wurde mit jeder Sekunde lockerer.

„Mi…“, setzte ich an.

„Ach, stimmt ja, ihr Name war Evelyn, habe ich recht?“, fragte der Schwarzgeflügelte hämisch grinsend, „War ihr Pech, Frauen haben nichts auf dem Schlachtfeld verloren.“

Mikhail packte mit seiner Linken das zweite Schwert und für einen kurzen Moment konnte ich sein von Wut verzerrtes Gesicht sehen. Dann fiel ich.

Ich starrte ihn jedoch einfach nur verwirrt an. Solch eine heftige Reaktion auf die – wenn auch ziemlich derbe – Stichelei eines anderen sah ihm nicht ähnlich. Und von wem sprach der Nemesis überhaupt? Eine alte Freundin von Mikhail? Eine Rei? Vielleicht oder besser wahrscheinlich sogar nicht nur eine einfache Freundin? Seine Reaktion ließ mich vielmehr vermuten, dass es sich um jemanden handelte, den Mikhail geliebt hatte.

Wieso wusste ich nicht und eigentlich gab es da genügend andere Sachen, die mir Sorgen machen sollten, aber irgendwie schmerzte diese Erkenntnis. Tief drinnen in mir. So ein Gefühl hatte ich noch nie gehabt. Jedenfalls nicht in dem Ausmaß.

Der Fallwind war eisig und durch die von der Wolke noch leicht feuchten Klamotten brannte er auf meiner Haut. Ich kniff die Augen zu und biss die Zähne zusammen. Normalerweise hätte ich geschrien. Aber dass Mikhail, dem ich in gewisser Hinsicht fast noch mehr vertraute als meinen eigenen Freundinnen, mich hat fallen lassen – um wohl Rache an dem Nemesis zu nehmen, der irgendetwas mit dem Tod von seiner Geliebten zu tun hatte – schnürte mir die Kehle zu. Die Erkenntnis war ganz schön bitter, wo ich ihn trotz dessen ich ihn nicht leiden konnte für einen Mann gehalten hatte, der die um sich nicht dem Tod auslieferte.

„Uwa!.. das war knapp.“

Nach einer ziemlich abrupten Bremse öffnete ich überrascht die Augen und begegnete Ravis aufgewecktem Blick.

„Alles klar bei dir?“, fragte er.

Ich nickte lediglich. Dass er mich wie eine Prinzessin auf dem Arm hielt, wäre mir sonst viel zu peinlich gewesen, doch meine Gedanken waren noch immer wo anders.

„Ich sagte doch, dass ich mit auf dich aufpassen würde“, bemerkte Ravi gut gelaunt wie immer, „Auch wenn er diesmal sogar schneller war als ich…“

„Hey“, sagte ich leise, weil meine Stimme noch nicht mehr hergab, „Weißt du etwas von einer alten Freundin von Mikhail? Jemand namens Evelyn?“

Ich konnte vage sehen, wie sich seine Augen einen winzigen Augenblick lang weiteten. Er blickte jedoch nach oben, wo sich Mikhail und der Nemesis ein Duell lieferten, bei dem die größten Kriegshelden meiner Heimatwelt große Augen gemacht hätten. Allerdings nahm ich auch deutlich den Hass wahr, der in Mikhails Hieben lag, während der andere mit purer Gehässigkeit dagegenhielt.

 

Kapitel 9: Eure Hoheit

Inzwischen griffen auch meine drei Freundinnen auf einen lauten Befehl von Tinto hin in den Kampf ein. Mit der geballten – zwar teilweise etwas unkontrollierten aber dennoch sehr effektiven – Kraft ihrer Fähigkeiten schlugen sie die Truppe der Nemesis innerhalb von noch nicht mal zwei Minuten in die Flucht.

Ich war froh, dass es ihnen gut ging und sie offensichtlich keinen körperlichen Kontakt mit den Nemesis gehabt hatten. Nur wie ich zu meiner Schande gestehen musste, lag mein Blick immer noch auf Mikhail, dessen Gegner sich nach einigen kurzen Worten ebenfalls aus dem Staub machte. Mein ehemaliger Literaturagent sah nur schwer beherrscht aus und ich war mir sicher, dass ihn besser keiner im Augenblick ansprechen sollte, wenn ihm sein Leben lieb war.

Luke kam nun mit Tiara am Zügel zu uns geflogen und auch Tinto sowie meine drei Freundinnen umringten Ravi und mich. Der eine schimpfte, der andere sah sich die Wunde an meinem Unterschenkel an und die anderen drei plapperten mich aufgeregt von allen Seiten an und sagten auch noch jede was anderes. Die restlichen Krieger der Rei sammelten sich unweit von uns und schließlich ging es zurück nach Reilong.

 

Ich wanderte gedankenverloren durch die leeren Gänge des Palastes. Yes, Caro und Nemu waren bereits seit Sonnenaufgang wieder am Trainieren, weil sie laut Tinto noch immer viel zu wenig Kontrolle über ihre Fähigkeiten hatten. Ravi befand sich mit einigen anderen Soldaten außerhalb von Reilong auf Patrouille und Luke war wie eigentlich immer in den Stallungen der Pegasi und Drachen. Er schien sich unter Tieren noch am wohlsten zu fühlen, was meiner Meinung nach gut zu seiner eher ruhigen Persönlichkeit passte. Wo Mikhail war, wusste ich nicht. Ihn hatte ich seit gestern nicht mehr gesehen.

Ein herzhaftes Seufzen kam über meine Lippen und ich ließ den Kopf hängen. Allerdings stolperte ich plötzlich über meine eigenen Füße, torkelte erst ein Stück vorwärts und dann zur Seite, ehe ich mit dem Kopf voran gegen die Wand fiel und mir dabei auch noch das Knie stieß.

Als ich mir nach der reichlich harten Kollision stöhnend die schmerzenden Körperteile rieb, hörte ich auf einmal ein komisches Schaben. Im nächsten Augenblick schob sich ein Teil der Wand erst ein Stück nach hinten und anschließend zur Seite. Frei wurde der Blick auf eine Treppe, die nach unten führte.

„Wow…“, sagte ich nur perplex, „Da hab ich ja die richtige Stelle getroffen.“

Scheinbar gab es in diesem Schloss auch Geheimgänge, ich staunte nicht schlecht. Fragte sich nur, ob ich genügend Mut hatte mich die finstere Treppe herunter zu wagen oder doch lieber einfach weiter ging. Allerdings konnte ich eine Ablenkung ganz gut gebrauchen. Auch wenn ich ab der fünften Treppenstufe nur noch schwarz sah und dazu noch ein unheimliches Pfeifen zu hören war.

„Huwa.. na da habe ich mir ja was vorgenommen“, murmelte ich und stieg vorsichtig die ersten Stufen bergab. Dabei tastete ich mich immer an der kalten Wand aus Marmor längs, bis ich plötzlich wieder ein schweres Schaben hörte. Nach dem anschließenden Rums drehte ich den Kopf und wie erwartet hatte sich die Wand wieder an ihre richtige Stelle verschoben. Sprich ich saß hier drinnen fest. Im Stockdunklen. Mit nur einer kalten Wand neben mir.

Ich schluckte schwer. Nur brachte es auch nichts, wenn ich hier stehen blieb oder nach Hilfe rief. Soweit ich wusste, kamen in diesem Teil des Palastes nur selten Wachen vorbei, da er eher abseits vom Hauptteil lag.

Also holte ich einmal tief Luft und setzte dann behutsam einen Fuß vor den anderen. Immer nur langsam eine Stufe nehmend, damit ich nicht auch noch versehentlich abrutschte. Mit gebrochenen Knochen wollte ich nun wirklich nicht enden, schon gar nicht hier unten, wo es mindestens Tage dauern würde, bis mich irgendwer fand.

„Also weiter, immer schön langsam weiter.“ Meine Stimme klang laut und hohl und ihr Widerhall ließ mich kurz zusammenzucken. Dann wagte ich mich weiter und wanderte vorsichtig durch die Dunkelheit. Der leise Klang meiner Schritte, war alles, was ich noch hörte. Die Mauern aus Marmor waren so dick, dass kein anderes Geräusch bis hier nach unten drang. Gut dass ich keine Platzangst hatte. Mit der Furcht in solcher Dunkelheit hatte ich schon genug zu kämpfen.

Nach einer halben Ewigkeit wie mir schien erspähte ich weiter unten auf einmal ein schwaches Licht. Hoffnungsvoll beschleunigte ich meine Schritte ein wenig, nur um schnell wieder abzubremsen, als ich prompt an einer Stufe abrutschte und um ein Haar nach vorne stürzte. Das ließ ich wohl besser. Eile mit Weile hieß es ja auch.

So näherte ich mich dem gelblichen Licht in mäßigem Tempo und gelangte schließlich zum Ende der verflixt langen Treppe, die auch einige leichte Bögen geschlagen hatte. Die Quelle des Lichtes war eine einzelne Kerze, die auf einem in der Wand eingelassenen Kerzenständer befestigt war. Etwa drei Meter weiter befand sich die nächste Kerze und nochmal drei Meter weiter wieder eine. Auf diese Weise wurde ein ganzer Gang schwach erleuchtet, von dem ich nicht wusste, wohin er führte.

„Aber das werde ich wohl bald herausfinden“, stellte ich fest und versuchte mein heftig schlagendes Herz zu beruhigen. Ich hatte schon die Gruselkabinette auf dem Dom immer gehasst und dunkle Orte waren noch nie meine Favoriten gewesen, obwohl ich die Nacht an sich eigentlich mochte – sie hatte etwas Mysteriöses an sich, was mich fast magisch anzog, sich aber gleichzeitig arg mit meiner Angst vor totaler Finsternis biss.

Jetzt blieb mir allerdings nichts anderes übrig als dem Gang zu folgen. Ich musste dabei feststellen, dass dieser Keller – oder was auch immer das hier unten war – ganz schön sauber war. Sauberer sogar als der Keller bei mir zu Hause. Ich hatte noch nicht ein Spinnennetz entdeckt. Zwar wunderte mich das, aber es war auch recht angenehm. Diese kleinen, achtbeinigen Viecher standen auf meiner Liste der meist verabscheuten Krabbeltiere nämlich ganz oben.

Der Gang zweigte in zwei verschiedene Richtungen ab und ich überlegte, ob ich nach rechts oder links gehen sollte. Beide Seiten sahen total gleich aus. Dann spürte ich einen hauchfeinen Luftzug, der ein ganz leises, unheimliches Heulen erzeugte. Ich rieb mir die nackten Oberarme und blickte nach links. Von wo Wind kam, da war für gewöhnlich auch ein Ausgang.

Mehrere Minuten lang ging ich weiter. Es würde wesentlich schneller gehen, wenn ich laufen würde, aber ich lauschte gleichzeitig auf Schritte, damit ich mir zu Not rechtzeitig eine Erklärung zurechtlegen konnte, was ich hier unten trieb. Denn ich war mir ziemlich sicher, dass ich zwar oben in den normalen Fluren des Schlosses rumlaufen durfte, aber hier unten nicht zum erlaubten Bereich zählte.

Was ich am Ende des Ganges erblickte, ließ mir vor Staunen jedoch den Mund offen stehen bleiben. Bücher. Lauter Regale voll Bücher. Die Wände waren komplett bis unter die mindestens zwei Stockwerke hohe Decke mit Regalen voller Bücher zugestellt und auch in der Mitte des riesigen Raumes befand sich ein Labyrinth aus Bücherregalen.

„Eine.. Bibliothek“, erkannte ich vollkommen verblüfft.

Bestimmt zwei Minuten lang stand ich da und staunte über diese überwältigende Entdeckung. Dann gewann die Neugier die Oberhand und ich schritt eilig zum ersten Regal. Ich nahm eines der Bücher auf Kopfhöhe heraus und schlug es vorsichtig auf. Die stark verschnörkelten Buchstaben sahen ziemlich edel aus, vermutlich die schriftliche Form der Sprache der Rei. Nur obwohl ich sie noch nie zuvor gesehen hatte und die Schrift auch nicht lesen konnte, hatte ich das Gefühl, den ungefähren Sinn der Zeilen zu verstehen. Es war seltsam, aber umso länger ich in diesem Buch blätterte und die Buchstaben ansah, umso klarer wurde mir der Inhalt. Fast als lernte ich so mal eben in Sekundenschnelle die Sprache der Rei.

Als mir dieses rasend schnelle Auffassen der Sprache dann doch ein wenig zu unheimlich wurde, stellte ich das Buch zurück an seinen Platz und ging langsam auf die Regale in der Mitte zu. Dabei entdeckte ich mitten zwischen den Regalen an der gegenüberliegenden Wand in regelmäßigen Abständen geöffnete Fenster. Da kam der Luftzug her.

Ich konnte hinter ihnen die dichten weißen Wolken sehen, die Reilong als Schutzbarriere dienten und laut meines Wissens von der Macht der Prinzessin geschaffen worden waren.

„Apropos Prinzessin“, fiel mir auf, „Ich hab sie noch nie gesehen.. Ob sie in einem der Paläste in der Nähe wohnt? Und wo ich gerade drüber nachdenke, wem gehört eigentlich der Palast hier?“

Die Frage kam mir früh in den Sinn, ich weiß. Aber hier auf Reilong gab es so viel Neues zu sehen, dass mir diese Frage zunächst gar nicht gekommen war. Da waren noch duzende andere, auf die ich zum größten Teil noch immer keine Antwort bekommen hatte und auch nicht so bald bekommen würde, so wie die Dinge standen.

Ich hatte eine rollbare Leiter gefunden, die direkt an einem der Regale stand, und erklomm ohne groß nachzudenken die Sprossen. Auch die Regale aus schwerem, dunklem Holz in der Mitte waren ziemlich hoch und als ich ganz oben war, ereilte mich beinahe ein Anflug von Höhenangst. Witzig, gestern auf Tiara hatte ich keine gehabt, obwohl der Höhenunterschied ja wohl eine ganz andere Liga war.

Vorsichtig stieg ich die Stufen wieder herunter, wobei ich fast wieder unten angekommen verharrte und ein Buch mit dunkelrotem Einband interessiert musterte. Ich zog es heraus und drehte mich auf der leicht schrägen Leiter, sodass ich mich auf eine der Sprossen setzen konnte. Der Titel auf dem Einband war wieder in der schön geschwungenen Schrift der Rei, die mir allmählich gar nicht mehr so fremd erschien.

Kurz überlegte ich noch, doch was konnte schon schlecht daran sein innerhalb weniger Minuten eine neue Sprache und Schrift zu erlernen? Schaden konnte es mir eigentlich nicht, also schlug ich das Buch auf und begann langsam Zeile für Zeile durchzugehen. Zuerst sahen die Buchstaben noch wie hübsche Zeichen aus, doch ganz allmählich konnte ich ihnen eine Bedeutung und in Verbindung mit anderen einen Zusammenhang zuordnen.

Wenige Minuten später begann ich die Geschichte über zwei Rei zu lesen, die in meine Heimatwelt reisten und dort so einige spannende Abenteuer erlebten. Es schien sich um eine Geschichte im Genre Fantasy zu handeln, denn einige Sachen bezüglich meiner Welt waren ganz eindeutig erfunden, aber ich musste lächeln. Es gab also auch bei den Rei Leute, die sich gerne Geschichten ausdachten und diese niederschrieben. Und der Stil war alles andere als schlecht.

Ich bekam glatt Lust das Buch mit in mein Zimmer zu nehmen und es mir dort auf meinem Bett bequem zu machen. Nur gab es mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit einen Mordsärger, wenn das jemand herausfand. Daher blieb ich auf der Sprossenleiter sitzen und las gespannt weiter. Laut meiner Uhr hatte ich noch zwei Stunden Zeit bis zum Mittagessen.

Nur fiel mir bei dem Gedankengang ein, dass ich noch keinen Schimmer hatte, wie ich von hier aus zurück in mein Zimmer kam. Denn soweit ich es gesehen hatte, gab es nur einen Eingang in die Bibliothek. Wahrscheinlich musste ich einfach den anderen Gang ausprobieren. Fragte sich nur, wie viel Zeit ich dafür einrechnen musste. Und ob er mich denn auch wieder aus dem Keller herausführte.

In dem Moment war ein steinernes Schaben zu hören – ein Geräusch, das ich inzwischen viel zu gut kannte – und auf einmal drehte sich ein Teil von einem der Regale an der Wand einmal um die eigene Achse. Durch die zwischenzeitige Öffnung trat eine hochgewachsene Gestalt mit schwarzer Hose und azurblauem Oberhemd, die mir verdammt bekannt vorkam.

Im Gegensatz zu mir sah Mikhail allerdings nicht allzu überrascht aus. „Du scheinst wirklich gerne Verstecken zu spielen“, stellte er trocken fest, „Und wie kommst du überhaupt hier nach unten?“

Die Verblüffung darüber, dass er scheinbar wieder ganz der Alte war, verbarg ich. Genauso wie ich zu verbergen versuchte, wie sehr mich sein Verhalten gestern verwirrt hatte. Von den ganzen Fragen gar nicht zu sprechen.

„Es ist gar nicht so schwer den Ort hier zu finden“, erwiderte ich stattdessen scheinbar gelassen, wobei die Erinnerung ein wenig ernüchternd war, „Man muss nur mit dem Kopf voran gegen die richtige Stelle an der Wand torkeln und sich dabei noch das Knie stoßen.“

Kurz schien sich ein leichtes Schmunzeln auf seine Lippen zu schummeln, ehe er die Stirn runzelte. „Du bist von da oben runter gekommen? Soweit ich mich erinnere, sollte die Treppe nicht beleuchtet sein…“

„Nachdem sich die Wand hinter mir geschlossen hat, ist mir nicht viel anderes übriggeblieben.“

„Direkt an der Wand ist ein lockerer Stein. Wenn du den reindrückst, kannst du die Wand auch von dieser Seite aus öffnen.“

Ich verzog das Gesicht. Hätte ich das mal früher gewusst. Aber dann hätte ich die Bibliothek hier nicht gefunden. Insofern war ich mit dem Verlauf der Ereignisse gar nicht mal so unzufrieden.

„Was sitzt du da eigentlich mit einem Buch auf dem Schoß, das du eh nicht lesen kannst?“, fragte er nun mit einer hochgezogenen Augenbraue.

„Äh.. die hübschen Buchstaben bewundern“, erwiderte ich. Den Umstand, dass ich diese Schrift mittlerweile fast problemlos lesen konnte, behielt ich lieber für mich. Zumindest so lange, bis ich wusste, was genau mit mir passierte. Denn ich hatte irgendwie ich das Gefühl, dass mein Verständnis von der alten Sprache der Rei nicht das Einzige war, was sich an mir änderte. Die Sensibilität gegenüber dem Wind kam mir schon seit längerem merkwürdig vor.

„Du bist mir echt eine.“

„Pff.“

„Hast du mir nicht mehr zu sagen?“, konterte er, „Ich hab dir zwar erlaubt, dich im Schloss umzusehen, aber von den Geheimgängen und den Räumen hier unten war nicht die Rede.“

„Und wer hat dir erlaubt, mich fallen zu lassen wie eine heiße Kartoffel?“ Ich schlug mir beide Hände vor den Mund. Das war mir rausgerutscht, bevor mein Hirn den Inhalt hatte prüfen können. Verdammt. Und wieso beschäftigte mein Kopf sich überhaupt so intensiv mit dieser Frage? Konnte mir im Prinzip doch gleich sein, immerhin lebte ich noch und das war ja das Wichtigste. Dummerweise aber war es mir nicht egal, welchen Grund auch immer das hatte.

Für einen kurzen Augenblick sah Mikhail mich wie vom Donner gerührt an. Er schien diesen Teil des gestrigen Tages genauso verdrängt zu haben wie ich. Dann seufzte er leise und sah zur Seite. Er schien zu überlegen und mit der Zeit trat auf einmal ein verletzlicher, trauriger Ausdruck in seine Augen. Schließlich sah er mich wieder an und ich erkannte einen alten, tief eingebrannten Schmerz.

„Vor fünf Jahren, als ich neunzehn war, haben die Nemesis das erste Mal einen großen Angriff auf die Menschen gestartet, wobei wir den Grund dafür selbst heute noch nicht kennen“, sagte er und lehnte sich an das Regal mir gegenüber, „Wir wollten das Schlimmste verhindern und sind mit einer Truppe losgeflogen.. Damals hatte ich eine sehr wichtige Gefährtin, mit der ich häufig auch trainiert habe. Sie war eines der wenigen Mädchen, das hervorragend mit dem Schwert umgehen konnte. Sie wollte auch immer mit uns in die Schlacht ziehen, aber wie unser Hauptmann zu Recht gesagt hat, sollte sie sich als Mädchen lieber aus den Kämpfen raushalten.

Als wir nun ausrückten, um die Nemesis an ihrem Vorhaben zu hindern, hatte sich Evelyn ohne mein Wissen als Mann verkleidet und sich unter uns gemischt. Im Prinzip hat sie locker mit uns mitgehalten und sich gar nicht mal schlecht geschlagen…“

Kurz schloss er die Augen und seufzte. „Aber die Nemesis hatten einen Hinterhalt geplant. Der Angriff mit einer zweiten, noch größeren Truppe kam für uns völlig überraschend und es hat viele von uns erwischt.. Unter den Opfern war auch Evelyn gewesen.“

„Du hast sie geliebt oder?“ Ich hatte ein leichtes, leider falsches Lächeln aufgesetzt, während ich das Buch auf meinem Schoß wieder ins Regal stellte und danach die Leiter runterstieg. „Das war bestimmt der schrecklichste Tag in deinem ganzen Leben.“

„Bisher ja“, sagte er, „Und der Grund weshalb ich meine Beherrschung verloren habe ist, dass der Mann, der Eve feige von hinten erstochen hat, der Nemesis ist, der auch dich gestern zu fassen hatte.“

So langsam ging mir ein Licht auf. Ich konnte verstehen, dass er so ausgerastet war. Sehr wahrscheinlich hätte ich auch so reagiert. Nur leider tat es trotzdem weh und ich wandte mich lieber ab und tat so, als würde ich die Buchrücken bewundern.

Verflucht Mann, wieso reagierte ich auf einmal so empfindlich darauf, dass er wegen einem Mädchen so starke Gefühle hatte? Er war doch schon so lange ich ihn kannte beliebt bei allen weiblichen Wesen gewesen – wozu man sagen musste, dass er eigentlich allen immerzu nur die kalte Schulter gezeigt hatte. Na ja, vielleicht lag es genau daran, dass mich diese Geschichte so traf. Jap, daran musste es liegen. Ich war einfach nur irritiert und nicht verletzt. Das wäre ja auch schwachsinnig.

Auf einmal legte sich von hinten ein Arm um meine Schultern und im nächsten Moment spürte ich eine warme Brust im Rücken. „Es tut mir leid“, sagte Mikhail leise und ich versuchte den Atem auf meinen Haaren zu ignorieren, „Und ja, ich habe sie geliebt. Aber es gibt mittlerweile jemanden, für den ich noch viel mehr empfinde.“

Mir stieg die Röte ins Gesicht. Dabei war mit Sicherheit nicht ich gemeint. Aber alleine schon die Art, wie er es mir zuflüsterte, ließ mich rot anlaufen. Dass ich den angenehmen Klang seiner Stimme schon immer gemocht hatte und diesen ganz leichten Geruch, der ihm immerzu anhaftete und den ich leider nicht zuordnen konnte, auch noch anziehend fand, trug nicht gerade zur Besserung meiner gerade aufflammenden Gefühle bei. Und wenn mein Herz noch lauter hämmerte, musste ich befürchten, dass er es hörte. Das war gar nicht gut. Ganz und gar nicht gut.

„Was bitteschön treibt ihr zwei da?“, fragte plötzlich eine bekannte, weibliche Stimme und im nächsten Augenblick trat Elisabeth hinter einem Regal hervor. Das etwa dreizehnjährige Mädchen, das ich den anderen Tag schon in dem Raum mit den vielen Portraits getroffen hatte. Die, die mir die Geschichte von dem Schicksal der Wächterinnen von Reilong erzählt hatte. Ihre schönen, dunkelblonden Haare und das rot-goldene Kleid würde ich überall wiedererkennen.

„Eure Hoheit“, sagte Mikhail plötzlich leicht überrascht und verbeugte sich tief.

Ich sah ihn daraufhin ziemlich verdattert an, ehe ich wieder zu dem Mädchen blickte.

„Hoheit?“, fragte ich nur perplex, „Lisa?“ Der Spitzname rutschte mir wahrscheinlich wegen meiner alten Freundin raus, die ja auch Elisabeth hieß.

Diese erwiderte jedoch augenblicklich aufgebracht: „Komm ja nicht auf die Idee meinen wunderschönen Namen durch so ein dreckiges Kürzel zu besudeln!“

„Dreckig?“ Ich sah sie leicht schief an. „Lisa ist ein schöner Name.“

Elisabeth ist noch viel schöner“, konterte die liebe Prinzessin, „Es klingt viel anmutiger und erhabener und nicht so plump wie dieser Spitzname.“

Bei der Ausführung schlich sich glatt ein Lächeln auf meine Lippen und ich musste mir schnell ein Lachen verkneifen. Da war jemand ganz schön eitel, was seinen Namen anging.

Mikhail sah währenddessen mit hochgezogenen Augenbrauen zwischen uns hin und her.

„Und Mikhail!“, sagte sie auf einmal ernst, „Du solltest deinem Bruder mal sagen, dass das Training der drei Wächterinnen ja schön und gut ist, aber weit mehr dazu gehört. Um zu einem von uns zu werden, müssen sie auch unsere Kultur und Geschichte kennenlernen. Sie müssen die alte Sprache erlernen und vor allem ein Gefühl für ihre Kraft bekommen. Sie muss ihnen vertraut sein und ein Teil von ihnen werden. Sie müssen sich in der Nähe ihres Elements wohlfühlen wie bei einem guten Freund…“

In meinem Kopf rödelte es während dieser Worte und ein ganz leiser Verdacht klärte sich heraus. Es war eine reichlich vage Vermutung. Aber gerade was meine neuen Gefühle für den Wind anging und auch der Umstand, dass ich die Hoyaka – wie die Sprache der Rei früher genannt wurde – praktisch so mal eben im Vorbeilaufen gelernt hatte, deuteten alle darauf hin. Bis ich mir sicher war, hielt ich allerdings lieber den Mund.

„Ich weiß, aber zurzeit ist es trotzdem erstmal wichtiger, dass sie lernen ihre Kräfte zu kontrollieren“, erwiderte Mikhail, „Danach können wir uns um das andere kümmern.“

Elisabeth schüttelte den Kopf und seufzte leise. „Glaub mir, das andere ist fast noch wichtiger als die Kampferfahrung. Umso mehr sie zu einem von uns werden, umso leichter wird ihnen die Kontrolle fallen. Allein durch das Training werden sie ihre Kräfte niemals meistern.“

Mir kam wieder in den Kopf, wie der Kampf gegen die Nemesis in den vergangenen Generationen ausgegangen war. Bei den Gedanken konnte ich ihre Bedenken nur zu gut nachvollziehen.

Mikhail schien kurz zu überlegen und beobachtete dabei die Prinzessin. Ich war mir ziemlich sicher, dass er versuchte dahinter zu kommen, wieso sich Elisabeth dessen so sicher war. „Verstanden“, sagte er aber schließlich und neigte leicht den Kopf, „Ich werde es Tinto auf jeden Fall ausrichten.“

„Gut.“ Dabei fiel ihr Blick anscheinend auf meinen Hals, denn sie verzog wieder so irritiert das Gesicht. Dann zog sie Mikhail, der fast doppelt so groß war wie sie, auf ihre Höhe herunter und schien ihn flüsternd etwas zu fragen. Kurz wirkte der Erwachsene etwas überrascht, doch dann nickte er plötzlich mit einem warmen Lächeln auf den Lippen und erwiderte etwas. Nur leider so leise, dass ich es nicht verstehen konnte.

Dumm gelaufen. Jetzt war ich nämlich wirklich neugierig. Gerade wegen dem zwar einerseits verblüfften, aber anderseits auch schon fast erfreuten Gesichtsausdruck von Elisabeth, wobei sie eindeutig versuchte dies nicht allzu deutlich zu zeigen.

„So, und dich bringe ich wohl besser wieder auf dein Zimmer“, bemerkte Mikhail und war mit zwei Schritten neben mir.

„Ich will noch hier bleiben“, erwiderte ich, leider bevor mir einfiel, dass ich dafür ja auch einen Grund brauchte. Da ich den Eigentlichen lieber nicht nennen wollte, brauchte ich dringendst eine Ausrede.

„Nix da“, konterte der Erwachsene jedoch sowieso ohne Erbarmen und schleifte mich am Arm hinter sich her, „Du hast deine Nase heute schon genug unerlaubt in anderer Leute Gemächer gesteckt.“

„Anderer Leute Gemächer?“, wiederholte ich plump.

 „Die Bibliothek gehört zu meinen privaten Gemächern“, erklärte Elisabeth an Mikhails Stelle, „Nur mir und meiner Leibgarde ist es gestattet diese Räume zu betreten.“

Das sah ich ein, aber eine andere, berechtigte Frage kam mir gleich darauf in den Sinn.

„Und was macht der Typ dann hier?“ Ich deutete auf den jungen Mann neben mir.

„Er gehört zu meiner Leibgarde“, antwortete die Prinzessin, „Um es präziser auszudrücken: Er und seine drei Brüder sind meine Leibgarde.“

Wow. Wie man vielleicht nachvollziehen kann, war ich glatt sprachlos und blickte nur verdattert zu Mikhail, der meinen schrägen Gesichtsausdruck mit einem belustigten Grinsen quittierte. Typisch für diesen Idioten.

„Das.. hätten du oder einer der anderen drei uns gerne mal sagen können“, bemerkte ich. Heiliger Strohsack, wie schaffte dieser Kerl es eigentlich mich immer wieder aufs Neue zu überraschen? Und warum wunderte ich mich überhaupt noch darüber? Das hatte er doch auch schon früher immer zu Hauf getan.

Mikhail zuckte mit den Schultern. „Es ist für euch ja nicht weiter wichtig, welche Titel wir haben“, sagte er, „Außerdem trifft die Bezeichnung Laufburschen viel eher unseren Job.“

„Hmpf, fühl dich gefälligst ein wenig mehr geehrt“, kommentierte Elisabeth.

„Das tue ich, Eure Hoheit. Nur pflege ich die Dinge so zu nennen, wie sie sind, und zurzeit agieren wir nun mal mehr als Laufburschen. Damit will ich nicht behaupten, dass etwas Schlechtes daran wäre, es ist lediglich…“

„Schon gut, schon gut!“, knurrte Elisabeth beherrscht, „Gewöhn dir endlich ab alles in meterlangen Sätzen zu erklären. Ein Kurzer reicht auch.“

„Tut mir sehr leid, aber ich schätzte diese Fähigkeit und werde sie daher beibehalten.“

Ihr linkes Auge zuckte, dann blickte sie zu mir. „Hat er drüben in der anderen Welt auch ständig Befehle verweigert?“

Ich konnte mir nur schwer ein Grinsen verkneifen. „Na ja, hing soweit ich es gemerkt habe immer von seiner Laune ab. Und ob er Lust dazu hatte oder nicht.“

„Also hat er sich das wirklich bei euch angewöhnt“, stöhnte sie und blickte wieder zu ihm, „Erinnerst du dich noch an die Zeit, als das Missachten eines Befehls zu einer Woche Stallausmisten geführt hat?“

Er setzte an etwas zu sagen.

„Nein! Behalt deine bestimmt ziemlich ausführliche Erinnerung bloß bei dir“, fügte sie direkt hinzu, „Aber wenn du so weiter machst, führe ich sie wegen dir vielleicht bald wieder ein.“

„Es wäre mir eine Ehre.“

Elisabeth stöhnte und schüttelte den Kopf. Ich konnte es ihr voll nachvollziehen.

„Na ja, deine Beharrlichkeit hat in mancherlei Hinsicht ja auch ihre Vorteile, daher lass ich dir das nochmal durchgehen“, sagte sie schließlich genervt, „Aber wag das ja nicht zu oft, sonst gebührt dir bald wirklich die Ehre den Stallburschen eine Woche lang ihre Arbeit abzunehmen.“

„Ich werde es mir merken“, schmunzelte Mikhail, bevor er ernster hinzufügte: „Und wir werden selbstverständlich auch die Suche nach der letzten Wächterin fortsetzen.“

„Magst du Bücher?“, wandte sich die Prinzessin allerdings unerwartet wieder an mich.

Ich nickte daraufhin nur leicht verwirrt.

„Meinetwegen kannst du öfter hierher kommen“, sagte sie, „Vielleicht bringe ich dir mal die Hoyaka bei.“

„Das wäre sehr nett.“ Mein Lächeln war ein ganz klein wenig schief. Wobei mir zu dem Zeitpunkt nicht auffiel, dass ich ja eigentlich gar nicht wissen konnte, was die Hoyaka war. Auch dass die Augen der Prinzessin für einen Sekundenbruchteil schmal wurden, entging mir, dafür aber nicht Mikhails leichtes Lächeln. „Ist was?“

„Nein“, antwortete er und zog mich gleichzeitig wieder auf das bewegliche Bücherregal zu, „Abgesehen davon, dass bald Mittagszeit ist und du mir da nochmal eine Kleinigkeit erzählen darfst.“

Kurz musste ich überlegen, doch dann fiel mir ein, dass es bestimmt damit zu tun hatte, woher ich die Prinzessin kannte, die ja selbst meine drei Freundinnen als Wächterinnen noch nicht kennengelernt hatten. Oje, die Zeit bis zum Essen würde wohl kriechen wie die Schnecken. Was freute ich mich schon darauf.

Elisabeth sah uns nach, ehe sie zu dem Bücherregal blickte, auf dessen Sprossenleiter ich bis vor einigen Minuten gesessen hatte. „Das ist unerwartet.. mal sehen ob du dein Schicksal annehmen willst…“

Kapitel 10: Zurück!

Als erstes fiel mir auf, dass die Bettbezüge anders waren. Sie fühlten sich nicht samten an sondern mehr nach guter alter Baumwollbettwäsche. Dann hörte ich nicht das Rauschen des Windes, das ich sonst immer durch die geöffnete Balkontür vernehmen konnte. Von Yasmines und Kates kleinen, morgendlichen Streitereien fehlte auch jeder Klang.

Ich stöhnte leise, da mir der Kopf ganz schön wehtat, und schlug die Augen auf. Der Anblick irritierte mich jedoch dermaßen, dass ich sie sofort wieder zukniff, langsam bis zehn zählte und sie dann vorsichtig wieder öffnete. Das Bild war immer noch gleich. Ich starrte an eine mir wohl bekannte Zimmerdecke, die ich allerdings das erste Mal seit fast einer Woche wieder zu Gesicht bekam. Die Decke meines eigenen Zimmers. Zu Hause in meiner Welt in meiner Wohnung.

Noch einmal kniff ich die Augen zu und rieb sie mir kräftig, doch das änderte immer noch nichts an dem Anblick. Die rote Bettwäsche mit den Katzenmotiven blieb und auch als ich mich weiter umsah, erkannte ich die in warmen orange gehaltenen Wände meines Zimmers.

Das Hochbett gab seine üblichen, leise knatschenden Geräusche von sich, als ich nach vorne zur Leiter rutschte und herunter stieg. Mein Schreibtisch unter dem Bett war auch noch derselbe. Die Zeichenunterlage, herumfliegende Zettel, zwei Bücher, meine Federtasche und der teure Bildschirm von meinem Computer war alles so wie ich es vor einigen Tagen das letzte Mal gesehen hatte.

„Ich bin zurück“, stellte ich leise fest. Ich erinnerte mich auch daran, wie die Wohnung in der anderen Welt ausgesehen hatte. Diese völlige Zerstörung würde ich bestimmt nicht so schnell vergessen. Da war ich froh, dass es hier nicht so aussah, sondern alles heil und ganz war. So wie es sein sollte. Kein höllengleicher Krieg. Keine geflügelten Wesen, die die Menschheit in den Krieg stürzen. Keine Rei, die verzweifelt gegen den Untergang ihres eigenen Volkes kämpften.

„Was zum Teufel…?“ Nun entsprang meinem noch leicht schläfrigen Gehirn jedoch ein geballter Schwall Fragen. Wieso war ich hier? Hatte man mich zurückgeschickt? Was war mit meinen Freundinnen? Wie war ich hierhergekommen? Und noch einiges mehr.

In dem Moment hörte ich schnelle Schritte und als die Tür zu meinem Zimmer aufgerissen wurde, bot sich mir der Anblick meiner Mutter. Ihre Augen waren leicht gerötet und es hatte ganz den Anschein, dass sie nur wenig geschlafen hatte. Ihre kurzen Haare waren ein einziges Durcheinander und das Nachthemd gehörte schon seit Tagen in die Wäsche.

„Sam!“, rief sie völlig aufgelöst und nahm mich stürmisch in die Arme. Sie schluchzte und wimmerte dazwischen immer wieder meinen Namen. So von der Rolle hatte ich sie noch nie gesehen und in den ersten Sekunden irritierte mich ihr Anblick sogar. Dann erwiderte ich jedoch mit einem matten Lächeln die Umarmung.

„Ich bin wieder zu Hause.“

Als meine Mutter, Gabrielle, sich endlich beruhigt hatte, rief sie als erstes bei meinem Vater in der Firma an, um die frohe Nachricht meines Wiederauftauchens auch ihm zu verkünden. Anschließend überhäufte sie mich mit Fragen. Wo war ich gewesen? Hatte man mich wirklich entführt? War mit mir alles in Ordnung? Keine Verletzungen? War etwas Schreckliches passiert? Was hatte man mit mir gemacht? Hatte ich auch die anderen Vermissten gesehen?

Alles Fragen, die ich immer auf die gleiche Weise beantwortete: „Das würdest du mir sowieso nicht glauben.“

Das konnte ich ja selber kaum. Hätte Gabrielle nicht nebenbei verlauten lassen, dass ich volle fünf Tage verschwunden gewesen war, hätte ich die ganze Sache wahrscheinlich sogar für einen Traum gehalten. Aber aus Träumen konnte man aufwachen und ganz normal in den Tag starten, wie man es immer tat. Das konnte ich nicht. All diese Sachen hatte ich wirklich gesehen und miterlebt. Nur war mir klar, dass ich das niemandem erzählen konnte. Man würde mich genau wie die anderen Leute, die die Nemesis mehr oder weniger aus Gnade oder wieso auch immer wieder in diese Welt zurückgeschickt hatten, für verrückt erklären und in die nächste „Irrenanstalt“ schicken. Und darauf konnte ich getrost verzichten.

Als ich bei einem Blick nach draußen gerade die Sonne aufgehen sah, fiel mein Blick auf die Uhr. Gerade mal halb sieben, in fünfzehn Minuten musste ich mich normalerweise immer auf den Weg zur Schule machen, da ich mit der Bahn eine knappe halbe Stunde brauchte und lieber ein gutes Zeitpolster von zehn Minuten hatte, sollte der liebe Zug mal wieder Verspätung haben.

Zuerst wies Mutter mein Vorhaben ganz normal in die Schule zu gehen strikt ab, aber gute acht Minuten später hatte ich sie überzeugt mich gehen zu lassen. Schließlich konnte ich nicht gerade darauf hoffen, nochmal in diese andere Welt gezogen zu werden. Das letzte Mal war ich ja im Prinzip auch nur dort gelandet, weil ich in unmittelbarer Nähe von Yes gewesen war. Zumindest war das meine Vermutung.

„Apropos.. was ist eigentlich mit ihr, Caro und Nemu?“, murmelte ich leise, als ich in der Bahn saß und das aufgeschlagene Taschenbuch auf meinem Schoß ansah. Die schlichten Buchstaben sahen so langweilig aus im Gegensatz zu denen der Hoyaka. Eigentlich war der Krimi sehr spannend und vor fünf Tagen hätte ich ihn förmlich verschlungen, aber jetzt starrte ich die Seiten einfach nur an. Ob ich es wahrhaben wollte oder nicht, mit den Gedanken war ich immer noch in Reilong.

Dabei hätte ich vor Glück wieder daheim zu sein ganz aus dem Häuschen sein sollen. Ich hätte schon in Reilong Heimweh verspüren sollen. Ja, zum Teil war es auch echt hart gewesen, aber gerade in  den letzten zwei bis drei Tagen hatte ich diesen Ort schätzen gelernt. Ich wusste nicht genau, was es war, aber etwas von dort zog mich an. Besser gesagt war mir fast so, als wäre ein Teil von mir noch immer in dem fliegenden Land hoch über den Wolken, geschützt von den Wolkenbarrieren der Prinzessin.

Ich schüttelte heftig den Kopf. Schluss jetzt mit diesen Gedanken! Ich war wieder zu Hause und damit musste ich mich abfinden. Auch wenn es mir ganz und gar nicht passte und sollte ich jemals herausfinden, wer für meine Rückkehr verantwortlich war, und diese Person auch nochmal sehen, würde ich ihm oder ihr definitiv eine Abreibung dafür verpassen. Aber jetzt war nicht die Zeit über Wünsche nachzudenken. Ich hatte volle vier Schultage versäumt und musste den ganzen Stoff irgendwie nachholen.

Als ich den Bahnhof verließ, wurde ich auch wieder an das Chaos dieser Welt erinnert. Hamburg war vom Wetter her schon so lange ich denken konnte immer eine recht raue Stadt gewesen, aber solche Orkanböen wie heute hatte ich noch nie erlebt. Mehrmals wurde ich völlig aus dem Gleichgewicht gebracht, torkelte gelegentlich als wäre ich sturzbetrunken und ein heftiger Windstoß schubste mich sogar beinahe auf die Straße.

Somit konnte ich davon ausgehen, dass sich daran nichts geändert hatte. Im Gegenteil, so wie die zum Teil etwas ramponiert aussehenden Gebäude aussahen, schien es eher noch schlimmer geworden zu sein.

Mit Sicherheit konnte ich es nicht sagen, aber ich befürchtete, dass die starken Unruhen in der anderen Welt sich auch irgendwie auf diese hier auswirkten. Der Teil, in dem Yasmine und ich ganz am Anfang gelandet waren, hatte ja auch fast zu hundert Prozent wie meine Wohngegend hier ausgesehen, sodass ich sie sogar verwechselt hatte. Wenn also drüben ein kompletter Weltkrieg herrschte, kam es auch in dieser Welt zu Spannungen. Zwar nicht im gleichen Sinne, aber auch diese Welt geriet langsam aber sicher aus dem Gleichgewicht, wie Mutter Natur mir allzu deutlich bewies.

Der Wind klang wütend, aber zugleich auch verwirrt und schon beinahe angsterfüllt. Fast erschien es mir so als versuche die Natur sich gegen etwas zu wehren. Hier würde bald etwas passieren, so viel war sicher. Nur hatte ich keine Ahnung, was kommen würde. Mit Gutem konnten wir allerdings nicht rechnen, das stand als einziges fest.

 

„Hey! Sam! Du bist wieder da!?“

„Hi“, sagte ich lediglich und hob die Hand, „Sieht man doch.“

Meine nahestehendste Freundin – von Yasmine, Caroline und Nemu mal abgesehen – sah mich noch einen Augenblick lang völlig ungläubig an, dann nahm das teilweise etwas launische Mädchen mich kurz aber kräftig in die Arme und musterte mich im Anschluss von oben bis unten.

„Du siehst heil aus.“

„Kling nicht so enttäuscht“, bemerkte ich grinsend, „Wäre es dir lieber, wenn ich krankenhausreif wäre?“

„Natürlich nicht“, erwiderte Lisa, meine Freundin mit demselben Namen wie die Prinzessin von Reilong, „Du weißt, wie ich´s meine.“

„Hmhm.“

Einige Sekunden lang sah sie mich erwartungsvoll an, ehe ihr wegen meines gekonnten Schweigens der Kragen platzte. „Nun spucks schon aus!“, rief sie aufgeregt, dass ihre kurzen braunen Haare munter auf und ab wippten, „Was ist mit dir passiert? Wo warst du? Sind du und die ganzen anderen wirklich entführt worden?“

Ich seufzte leise. „Ich antworte dir genauso wie meiner Mutter: das würdest du mir sowieso nicht glauben. Da hört sich selbst ‚Es gibt den Weihnachtsmann‘ glaubwürdiger an.“

„Komm schon.“

„Na-ein“, erwiderte ich, „Oder würdest du mir glauben, dass es so etwas Ähnliches wie in meinen Geschichten wirklich gibt?“

Da starrte sie mich nur verdattert an.

„Also“, sagte ich, „Könntest du mir deine Hefte ausleihen? Ich muss den ganzen Kram ja nachholen, den ihr in meiner Abwesenheit durchgenommen habt.“

Kurz sah es so aus als würde meine werte Freundin mal wieder schmollen, weil ich ihr nur eine so ungenaue Antwort gegeben hatte, aber dann überlegte sie es sich doch anders. „Viel hast du aber nicht verpasst“, erklärte sie, „Es sind mittlerweile auch einige Lehrer verschwunden und nur noch gut die Hälfte des Unterrichts findet statt, wenn überhaupt.“

„Ach du Heiliger.“ Das hörte sich nicht gut an.

Wir befanden uns im zweiten Stock des Unterrichtsgebäudes und saßen dort auf einer der freien Bänke. Normalerweise tobte so kurz vor dem Unterricht der Bär, aber heute war es beinahe schon still. Für mich vollkommen ungewohnt. Die Auswirkungen wurden langsam aber sicher immer schlimmer. Nachdem überall Menschen verschwanden, darunter ja auch einige unserer Mitschüler, schienen viele Eltern ihre Kinder auch lieber zu Hause zu behalten. Nachvollziehbar, aber ich bezweifelte, dass das wirklich half.

Gerade als wir auf den Weg nach oben in den vierten Stock waren – unsere Klasse hatte das Glück ihren Klassenraum im obersten Stockwerk zu haben – ging plötzlich das Licht aus. Inzwischen war es draußen zwar schon so hell, dass das Licht sowieso in den nächsten Minuten hätte ausgeschaltet werden können, aber auch die Anzeigen für den Notausgang leuchteten nicht mehr.

„Schon wieder“, stöhnte Lisa neben mir und latschte weiter die Treppe hoch, „Das ist mindestens schon das fünfte Mal diese Woche. Die Techniker sollen sich endlich darum kümmern.“

„Ist das nur hier in der Schule so oder auch wo anders?“

„Überall“, antwortete sie, „Es gibt zurzeit ständig auf der ganzen Welt Stromausfälle oder Naturkatastrophen oder weiß der Deibel was. Du solltest mal hören, was alles so durch die Nachrichten und Zeitungen für Spekulationen kursieren.“

Auch vom Rest meiner Klasse – zumindest dem Teil, der trotz allem noch anwesend war – wurde ich zunächst mit ziemlich verblüfften Gesichtern empfangen. Scheinbar war bekannt geworden, dass ich ebenfalls verschwunden gewesen war. Zwar ging die Fragerei nun zum dritten Mal los, aber nachdem ich ihnen ausdrücklich klargemacht hatte, dass es nichts brachte mich zum Reden bringen zu wollen, gaben die anderen schließlich auf.

„Aber du bist bisher die Einzige, die zurückgekommen ist ohne völlig gaga im Kopf zu sein“, bemerkte Timmothy, der mit mir, Lisa und seinem Freund Vincent an einem Vierertisch saß, „Im Fernsehen haben sie vorgestern kurz einen Mann gezeigt, der etwas von Menschen mit Flügeln und einer völlig zerstörten Welt gefaselt hat. Echt verrückt, nicht?“

„Ganz deiner Meinung“, schloss sich Vincent an.

„Wäre doch aber eigentlich ganz cool, oder meint ihr nicht?“, fragte Lisa, „Eine zweite Welt neben unserer, wo die Menschen fliegen können.“

„Das ist völlig absurd“, erwiderte Vincent, „Menschen können nicht fliegen. Das ist physikalisch schon unmöglich. Und gäbe es eine zweite Welt, hätten es die Leute von der Forschung und Raumfahrt längst gemerkt.“

„Nicht aber, wenn sie in einer Art parallelem Universum existiert“, warf ich ein.

Als mir daraufhin drei Paar ungläubige Blicke begegneten, hob ich eine Augenbraue.

„Was? Als Schriftstellerin von Fantasyromanen sieht man solche Sachen meistens ein wenig lockerer.“ Vor einer Woche hätte ich noch gesagt, dass ich zwar Schriftstellerin in diesem Genre war, aber mein Gehirn Realität und Fantasie bestens auseinander halten konnte. Ja, was fünf Tage in einer anderen Welt alles bewirken konnten, schon erstaunlich.

„Ach so“, seufzte Vincent, „Jag uns nicht so einen Schreck ein.“

Nur allzu gerne hätte ich etwas erwidert, aber ich verkniff es mir um meiner selbst willen.

„Was ist eigentlich mit deinen drei Freundinnen aus der Parallelklasse?“, fragte Timmothy nebenbei, „Die sind doch auch verschwunden.“

Ich nickte lediglich.

„Weißt du nichts?“, fragte Lisa neugierig, „Ich dachte, ihr wolltet euch an dem Abend noch treffen.“

Ich musste überlegen, wie ich dem am besten antwortete. „Ja, aber daraus ist nichts geworden.“

So wie die drei mich ansahen, warteten sie eindeutig auf eine genauere Antwort. Aber da ich es hasste zu lügen, schwieg ich zu solchen Zeitpunkten lieber.

Vor weiteren Fragen diesbezüglich bewahrte mich das Auftauchen unseres Klassenlehrers Herrn Enright. Dieser machte genauso einen verdatterten Eindruck wie alle anderen, als er mich sah, und wollte mich nach dem Unterricht wohl sprechen. Ich gehörte zu den besten in meiner Klasse und hielt mich sonst immer an Anweisungen, aber ich hatte nicht vor bis nach dem Unterricht zu warten. Einen Lehrer mit meiner zurzeit standartmäßigen Antwort und Schweigen in die Schranken zu weisen, würde wohl nicht so gut funktionieren.

Während des Unterrichts stellte ich fest, dass der Lehrer bei so wenig Besetzung wohl nicht plante im Stoff weiterzugehen, sondern eher alle möglichen Themen wiederholte, die wir im letzten Dreivierteljahr gehabt hatten. Da mein Kopf sogar ausnahmsweise das meiste davon noch so, ohne dass ich es mir nochmal angucken musste, wusste, konnte ich meinen Gedanken das Abschweifen gewähren.

Denn auch wenn ich versuchte mich vernünftig zu konzentrieren, musste ich doch immer wieder an Reilong denken. An meine Freundinnen. Die Rei. Die Nemesis. Den Krieg der Menschen. Das Schicksal der Wächterinnen. Die Prinzessin und die vier Brüder, vor allem irgendwie an einen von ihnen.

Anscheinend würde es noch eine ganze Weile lang dauern, bis auch mein Kopf wieder in dieser Welt angekommen war. Denn es war einerseits schön wieder hier zu sein, meine Familie und Klassenkameraden zu sehen, aber ich vermisste auch Reilong mit seinen ganzen Geheimnissen.

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Hörbuch

Über den Autor

SilverRose
Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD
Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P
Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und daher auch gut und gerne zwischen zwanzig bis vierzig Kapitel mit unterschiedlichen Längen varieren. Sie sind nichts für Leute, die nur gerne kurze Happen lesen, sondern mehr für die, die auch im normalen Buchladen gerne mal zu einem drei - bis vierhundert-Seiten-Wältzer greifen. Sorry, aber kurz schreiben ist nicht gerade meine Stärke. Wenn ich das versuche, werden sie am Ende nur umso länger xD
(Auch wenn ich ja mittlerweile auch wenigstens ein paar Kurzgeschichten zum Reinschnuppern in meinen Schreibstil habe :P)
Und (der Ordnung halber) die erste Interviewfrage hier oben: Welche Geschichten hast du bisher schon verfasst?
Hm, das sind mittlerweile so einige...meine abgeschlossenen sind der Reihenfolge nach:
Meine abgeschlossenen Manuskripte sind der Reihenfolge nach:
1.1) Das Geheimnis der Federn: Die Wächterinnen der Federn;
1.2) Das Geheimnis der Federn: Der Kampf gegen die Finsternis;
2) Kyra: Die Wahl zwischen Licht und Finsternis;
3) Scarlett und das Geheimnis von Avalon;
4.1) Kampf der Geister: Vertrag;
4.1) Kampf der Geister: Geschwister der Dunkelheit;
5) Das verlorene Buch;
6) Silver Rose: Das Gesetz der Killer;
7) Der Schlüssel zum Tor der Feuergeister;
8) Reinblut & Halbblut;
9) Die Wächterin von Reilong;
10) Die letzte Zauberin;
11.1) Juwelenritter: Das vergessene Jahr des Blutes;
11.2) Juwelenritter: Die sieben Höllenfürsten;

Meine noch laufenden Geschichten (auch wenn ich nicht weiß, ob und wann ich es schaffe sie zu beenden) sind:
11.3) Juwelenritter: Dämonenherz (aktiv)
12) Bund mit dem Tod (neu - auf Standby)

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