Humor & Satire
Die Welt der geschäftlichen E-Mails

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"Die Welt der geschäftlichen E-Mails"
Veröffentlicht am 28. Januar 2012, 8 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Die Welt der geschäftlichen E-Mails

Die Welt der geschäftlichen E-Mails

Beschreibung

PhanThomas berichtet aus dem Berufsleben, wie es wahrer nicht sein könnte. Natürlich alles nur erfunden, theoretisch eben aber sehr wahr und natürlich wie immer unheimlich lesenswert. Ahem. (Cover: © Ulla Trampert / pixelio.de; www.pixelio.de)

Für geschäftliche E-Mails, die als ausgesprochen wild gelten, scheint sich über die Jahre ein reges Ökosystem herausgebildet zu haben, dessen sich der Berufskaffeetrinker von heute durchaus bewusst sein sollte. Es fällt auf, dass geschäftliche Mails immer im Rudel auftreten. Während ihre privaten Vettern ins Postfach plumpsen, wann immer sie Zeit und Muße haben, flankiert von allerlei Spam rund ums männliche Geschlechtsorgan, fallen die geschäftlichen Exemplare entweder wie ein Bombenteppich ins Postfach oder gar nicht. Vorwiegend übrigens dann, wenn man gerade nicht am Platz sitzt, weil man mit dem Lieblingskollegen einen ausgedehnten Plausch in der Kaffeeküche hält und Milchschaum nuckelt oder aber wie ein gehetztes Reh von einem Meeting zum nächsten hastet. Und paradoxerweise tritt vermehrter E-Mail-Erguss vor allem vor Arbeitsbeginn und im Feierabend auf. Paradox ist das deswegen, weil die Absender gewohnheitsgemäß zu der Zeit auch nicht im Büro sind, auch wenn sie es auf die Nachfrage hin behaupten. Schon komisch, diese Sache mit dem Raum-Zeit-Gefüge.

Auch interessant der Aspekt der nachträglichen Manifestation von Mails im Postfach. Klingt ein bisschen abgehoben, ist aber keineswegs bloß Business Bullshit Bingo. Kollege A fragt etwa so was wie: »Hast du denn den HR-Newsletter gar nicht gelesen?« Kollege B fühlt sich keineswegs ertappt, rührt elegant in seiner Kaffeetasse herum, hebt dann die Augenbraue und antwortet natürlich wahrheitsgemäß: »Es gab einen Newsletter dazu?« Wahrheitsgemäß ist die Aussage, weil der Newsletter erst nach der Feststellung, dass man ihn nie erhalten hat, im Postfach auftaucht. Und zwar in der Vergangenheit und frecherweise auch noch als bereits gelesen markiert ist. Ein abstruses Phänomen, das jeder kennt, mit dem man aber stets allein im Büro ist. Verständnislose Blicke der anderen Kollegen, denen die nachträgliche Manifestation von Mails sehr wohl ein Begriff ist, die sich aber gerade auf der Sonnenseite wähnen und deswegen in falschem Mitleid die E-Mail vorsichtshalber noch mal an den betroffenen Kollegen weiterleiten, sind garantiert.

Eine Extremform der nachträglichen Manifestation tritt weniger häufig auf: die nachträgliche Manifestation einer Folgehandlung. Um das Beispiel des HR-Newsletters (Anm.: HR ist die gebräuchliche Abkürzung für Human Resources, einen Begriff, der jedem ambitionierten Betriebswirt feuchte Träume beschert und einen Menschen zum verfleischlichten Stück Kohle im Hochofen der Mikroökonomie degradiert.) noch mal herbeizuholen: Kollege B erahnt also, dass der Tatbestand der nachträglichen Manifestation einer geschäftlichen Mail vorliegen könnte. Kollege A leitet ihm, gelenkt von verborgenem Hohn, der unter dem Zuckerguss wohlwollender Kollegialität verborgen seine Sporen austreibt, die entsprechende Mail weiter und Kollege B merkt dazu an: »Aha, da steht ja tatsächlich was zur neuen Reisekostenabrechnung drin. Puh, das sieht wichtig aus. Werde ich gleich mal in den Ordner für wichtige interne Mails verschieben.« (Klingt so gesprochen natürlich äußerst bekloppt. Im wahren Leben klänge Kollege Bs Anmerkung eher so: »Grummel grummel nuschel, wichtig, grummel, Ordner, grummel, intern, nuschel.« Bürohengste kennen das.) Gesagt, getan und prompt stellt der gebeutelte Mitarbeiter fest, dass sich eine solche Mail bereits in seinem Ordner für wichtige interne Mails befindet. Er ist spontan Opfer der nachträglichen Manifestation einer Folgehandlung geworden. Ein Problem, das gemeinhin von den Betroffenen verschwiegen und daher nur selten thematisiert wird, das aber so nachhaltig auf Psyche und Körper wirkt, dass ein vorzeitiger Feierabend oft die direkte Folge ist.

Ein weiteres Kuriosum der geschäftlichen E-Mail-Welt ist das Verschwinden unabdingbar wichtiger Mails, sowohl in der Gattung erhaltener als auch der versendeten Mails immer wieder zu beobachten. Ein besonders tragisches Phänomen, wie jeder gewissenhafte Schreibtischknecht bestätigen kann, besteht doch das gesamte Fundament eines vermeintlich sicheren Arbeitsplatzes aus dem Archivieren von Mails, die zur richtigen Zeit an die richtigen Leute versandt wurden, um sie im Eskalationsfall wie Jokerkarten aus der Mailbox popeln und mit einem selbstgefälligen Lächeln vorweisen zu können. In Kürze: Cover your ass! Das zentrale Erfahrungselement eines jeden Berufslebens. Vielleicht auch ein Grund, weshalb alteingesessene Bürostuhlakrobaten dazu neigen, ihre E-Mails auszudrucken, um sie anschließend noch einmal zu lesen, zu bügeln und fein säuberlich im schwarzen Loch für Dokumente namens Leitz-Ordner abzuheften. Derart angekettete Mails wirken vermutlich beruhigend auf den Mailausdrucker, kann der sich doch einreden, im Kriegsfall alles schriftlich archiviert zu haben. Der Toner ist eben doch mächtiger als das Schwert und vor allem weniger unbeherrschbar als das Ökosystem der wilden geschäftlichen E-Mails.

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Hörbuch

Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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PhanThomas Re: Jaja, -
Zitat: (Original von Luzifer am 31.10.2012 - 12:22 Uhr) dieses verdammte Ökosystem. Es soll ja Leute geben, die den ganzen Tag nichts anderes tun, als hunderte von E-Mails durchzusehen, auszudrucken und im Fall eines Falles weiterzuleiten. Eigentlich eine schöne Arbeit. ^^

Ja wie, kennst du nicht die Bürokobolde, die Vettern von den Unterhosenzwergen, die nach Feierabend der Gewöhnlichen ihrem Kult der Tippiristen fröhnen? Verdammt, da fällt mir auch gleich ein, dass ich mal dazu einen Text schreiben wollte... Naja, nächstes Jahr ist ja bald. =)

Beste Grüße
Luzifer

Hallo Luzifer,

na hör mir auf mit den E-Mail-Ausdruckern. :-D Fürchterlich, so was. Aber das kommt sehr, sehr oft vor.

Den Text dazu könntest du übrigens tatsächlich mal schreiben. Das Thema und die Umsetzung könnte ich mir in deinen Händen ziemlich gut vorstellen. :-)

Viele Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Jaja, - dieses verdammte Ökosystem. Es soll ja Leute geben, die den ganzen Tag nichts anderes tun, als hunderte von E-Mails durchzusehen, auszudrucken und im Fall eines Falles weiterzuleiten. Eigentlich eine schöne Arbeit. ^^

Ja wie, kennst du nicht die Bürokobolde, die Vettern von den Unterhosenzwergen, die nach Feierabend der Gewöhnlichen ihrem Kult der Tippiristen fröhnen? Verdammt, da fällt mir auch gleich ein, dass ich mal dazu einen Text schreiben wollte... Naja, nächstes Jahr ist ja bald. =)

Beste Grüße
Luzifer
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Re: Re: Re: -
Zitat: (Original von RogerWright am 16.09.2012 - 15:19 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 16.09.2012 - 15:16 Uhr)
Zitat: (Original von RogerWright am 16.09.2012 - 15:02 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 16.09.2012 - 15:01 Uhr)
Zitat: (Original von RogerWright am 15.09.2012 - 21:38 Uhr)
Uha. Und da sage noch einer, dass Lesen nicht bilden würde.
Da lernt man ja für's Leben. Glückjlicherweise befinde ich mich noch nicht in diesem Mienenfeld der Gehässigkeit, aber man weiß nie, was nach der Uni wird, also, diesen Text in den Hefter , mit den wichtigen Texten verschieben...moment...wieso ist der denn schon da?!


Hallo Roger,

mein Tipp: gar nicht erst in diese Welt hineinrutschen! Ich hoffe, du studierst nichts, das dich unweigerlich in ein Büro bringt, in dem du dann den halben Tag damit verbringen kannst, deine Mails zu sortieren. Die Erfüllung ist das nicht gerade. ;-)

Viele Grüße
Thomas


Jura, die Chancen stehen nicht gut. Wobei, man ist da ja auch viel auf Achse.

Ich dachte, als Jurist hat man's nicht so sehr mit Mails zu tun. Haut man da nicht die bösen Jungs wieder raus oder so?


Ja aber trotzdem gibt es Mailverkehr mit Klienten, Kollegen etc.

Kommt man heutzutage wohl einfach nicht mehr drum rum, fürchte ich.
Vor langer Zeit - Antworten
RogerWright Re: Re: Re: Re: -
Zitat: (Original von PhanThomas am 16.09.2012 - 15:16 Uhr)
Zitat: (Original von RogerWright am 16.09.2012 - 15:02 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 16.09.2012 - 15:01 Uhr)
Zitat: (Original von RogerWright am 15.09.2012 - 21:38 Uhr)
Uha. Und da sage noch einer, dass Lesen nicht bilden würde.
Da lernt man ja für's Leben. Glückjlicherweise befinde ich mich noch nicht in diesem Mienenfeld der Gehässigkeit, aber man weiß nie, was nach der Uni wird, also, diesen Text in den Hefter , mit den wichtigen Texten verschieben...moment...wieso ist der denn schon da?!


Hallo Roger,

mein Tipp: gar nicht erst in diese Welt hineinrutschen! Ich hoffe, du studierst nichts, das dich unweigerlich in ein Büro bringt, in dem du dann den halben Tag damit verbringen kannst, deine Mails zu sortieren. Die Erfüllung ist das nicht gerade. ;-)

Viele Grüße
Thomas


Jura, die Chancen stehen nicht gut. Wobei, man ist da ja auch viel auf Achse.

Ich dachte, als Jurist hat man's nicht so sehr mit Mails zu tun. Haut man da nicht die bösen Jungs wieder raus oder so?


Ja aber trotzdem gibt es Mailverkehr mit Klienten, Kollegen etc.
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Re: Re: -
Zitat: (Original von RogerWright am 16.09.2012 - 15:02 Uhr)
Zitat: (Original von PhanThomas am 16.09.2012 - 15:01 Uhr)
Zitat: (Original von RogerWright am 15.09.2012 - 21:38 Uhr)
Uha. Und da sage noch einer, dass Lesen nicht bilden würde.
Da lernt man ja für's Leben. Glückjlicherweise befinde ich mich noch nicht in diesem Mienenfeld der Gehässigkeit, aber man weiß nie, was nach der Uni wird, also, diesen Text in den Hefter , mit den wichtigen Texten verschieben...moment...wieso ist der denn schon da?!


Hallo Roger,

mein Tipp: gar nicht erst in diese Welt hineinrutschen! Ich hoffe, du studierst nichts, das dich unweigerlich in ein Büro bringt, in dem du dann den halben Tag damit verbringen kannst, deine Mails zu sortieren. Die Erfüllung ist das nicht gerade. ;-)

Viele Grüße
Thomas


Jura, die Chancen stehen nicht gut. Wobei, man ist da ja auch viel auf Achse.

Ich dachte, als Jurist hat man's nicht so sehr mit Mails zu tun. Haut man da nicht die bösen Jungs wieder raus oder so?
Vor langer Zeit - Antworten
RogerWright Re: Re: -
Zitat: (Original von PhanThomas am 16.09.2012 - 15:01 Uhr)
Zitat: (Original von RogerWright am 15.09.2012 - 21:38 Uhr)
Uha. Und da sage noch einer, dass Lesen nicht bilden würde.
Da lernt man ja für's Leben. Glückjlicherweise befinde ich mich noch nicht in diesem Mienenfeld der Gehässigkeit, aber man weiß nie, was nach der Uni wird, also, diesen Text in den Hefter , mit den wichtigen Texten verschieben...moment...wieso ist der denn schon da?!


Hallo Roger,

mein Tipp: gar nicht erst in diese Welt hineinrutschen! Ich hoffe, du studierst nichts, das dich unweigerlich in ein Büro bringt, in dem du dann den halben Tag damit verbringen kannst, deine Mails zu sortieren. Die Erfüllung ist das nicht gerade. ;-)

Viele Grüße
Thomas


Jura, die Chancen stehen nicht gut. Wobei, man ist da ja auch viel auf Achse.
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: -
Zitat: (Original von RogerWright am 15.09.2012 - 21:38 Uhr)
Uha. Und da sage noch einer, dass Lesen nicht bilden würde.
Da lernt man ja für's Leben. Glückjlicherweise befinde ich mich noch nicht in diesem Mienenfeld der Gehässigkeit, aber man weiß nie, was nach der Uni wird, also, diesen Text in den Hefter , mit den wichtigen Texten verschieben...moment...wieso ist der denn schon da?!


Hallo Roger,

mein Tipp: gar nicht erst in diese Welt hineinrutschen! Ich hoffe, du studierst nichts, das dich unweigerlich in ein Büro bringt, in dem du dann den halben Tag damit verbringen kannst, deine Mails zu sortieren. Die Erfüllung ist das nicht gerade. ;-)

Viele Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
RogerWright 
Uha. Und da sage noch einer, dass Lesen nicht bilden würde.
Da lernt man ja für's Leben. Glückjlicherweise befinde ich mich noch nicht in diesem Mienenfeld der Gehässigkeit, aber man weiß nie, was nach der Uni wird, also, diesen Text in den Hefter , mit den wichtigen Texten verschieben...moment...wieso ist der denn schon da?!

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PhanThomas Re: Tja... -
Zitat: (Original von Schlauchen am 03.02.2012 - 21:43 Uhr) Was soll ich dazu noch groß sagen, außer, dass ich deinen Schreibstil vermisst habe?

Super - wie immer :-)

Grüßle,
Caro

PS: Öhm, hab leider keinen Mac, bin nicht so gut ausgestattet. Leider!

Huhu Caro,

besten Dank! :-) Das hier war dann auch tatsächlich der letzte Text, den ich so verzapft habe. Demnächst gibt's dann bestimmt mal wieder was Prosaischeres.

Und öhh, also wie das auf dem PC geht, also das mit den Zeichen, weiß ich leider nicht. :-(

Liebe Grüße
Thomas
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