KAPITEL
1. Kapitel - Weisheit braucht alle Teile
http://www.buch-schreiben.net/kurzgeschichte/lesen2.php?story=65813
2. Kapitel -Â Beim Bestatter
http://www.buch-schreiben.net/kurzgeschichte/lesen2.php?story=65909
3. Kapitel - Blumenherz und Blumenkranz
http://www.buch-schreiben.net/kurzgeschichte/lesen2.php?story=65952
4. Kapitel - Trauerhalle
http://www.buch-schreiben.net/kurzgeschichte/lesen2.php?story=66126
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5. Kapitel - Beim Steinmetz
http://www.buch-schreiben.net/kurzgeschichte/lesen2.php?story=66194
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Beim Bestatter
Sie suchen einen Sarg für mich aus. Und alles was so gebraucht wird um meinen Leichnam unter die Erde zu bringen. Ich wünschte mir eine Erdbestattung. Mit verbrennen habe ich es nicht so. Zwei meiner Söhne und meine Tochter beobachte ich. Sie schauen sich im Ausstellungsraum des Bestatters um. Von 700.-- Euro bis unendlich ist alles zu haben. Furnierte Kiefer und edles Mahagoni. Auch ein schwarzer Klavierlacksarg steht da. Ehrlich, mir ist es egal welchen sie nehmen. Meine Kinder sind vernünftig, sie wählen nicht den günstigsten Sarg. Sie wählen die Mittelklasse für 1000 Euro. Das ging ja relativ friedlich von statten. Na ja, der mittlere Sohn war nahe dran mal wieder auszurasten, als der Jüngste sich mit Wohlgefallen dem hochglänzenden und recht teueren Mahagonisarg zuwandte. Man kennt das ja von ihm, wenn ihm andere Meinungen begegnen. Eine Decke wird auch noch gebraucht. Sie entscheiden sich für eine schlichte Decke auf die ein schönes Rosengesteck gelegt werden soll. Rechts und links neben meinem Kopf soll jeweils eine Rose liegen. Das Deckchen mit Kissen kostet auch nochmal 200 Euro. Aus meiner Sicht ist das sehr lustig zu beobachten. Doch sie wissen es ja nicht anders. Sie glauben, ich wollte das so. Es stimmt sogar. Ich wollte das wirklich so, als ich noch lebte. Doch damals wusste ich nicht, was ich heute weiß. Sie haben mein größtes Verständnis für die angenommene Wichtigkeit ihres Tuns. Was hängen da für Kleider über dem Stuhl? Es sind Kleider, die mir gehörten. Ich wollte zum krönenden Abschluß dieser Lebensform kein weißes Hemdchen tragen. Ich wollte Kleidung tragen, die ich auch aus einem festlichen Anlass getragen hätte. Allerdings haben sie nicht die gewünschte rosa Jacke genommen. Wird seine Gründe haben. Die weiße Bluse mit den Goldknöpfchen und das goldbraune Jäckchen gefallen mir auch. Mein Leichnam wird damit bekleidet in dem Sarg liegen, den sie ausgesucht haben.
Die nette Frau hinter dem Schreibtisch fragt ob sie Sterbebildchen haben möchten. Ja auf jeden Fall kommt prompt und einstimmig die Antwort.
Sie wählen ein Bild, auf dem ich 7 Jahre jünger bin. Bin ganz zufrieden mit ihrer Wahl. Die Sprüche, die zum Bild gedruckt werden, wurden in meinem Schreibtisch gefunden. Ich mochte diese Worte. Sie waren mir Trost in schwierigen Lebensphasen. Vielleicht hilft es auch dem einen oder anderen, der mein Sterbebild liest, neuen Lebensmut zu finden. Mir waren diese Sprüche zu Lebzeiten sehr hilfreich.
Heute sehe ich die Welt mit anderen Augen. Im wahrsten Sinne des Wortes.Â
Die Todesanzeige wollen sie selbst bei der Tageszeitung aufgeben und den Blumenschmuck auch selbst beim Gärtner aussuchen. Das wäre persönlicher meinen sie. Meine Kinder sind engagiert. Die wissen was sie wollen. Der Sarg, meine Kleidung, die Decke und das Kissen, der Blumenschmuck, die Sterbebildchen, fehlt noch was? Oh, fast wäre es ihr entgangen, meiner Tochter. Sie hat ja noch ihren weißen Rosenkranz in der Tasche, den sie zur 1. heiligen Kommunion geschenkt bekam. Da mein weißer Rosenkranz nicht gefunden wurde, hat sie ihren eigenen genommen. Sie braucht ihn wohl nicht mehr. Kluges Kind. Um die Sargträger und den Kreuzträger will sich mein jüngster Sohn kümmern. Seine Frau wird den Kirchenchor kontaktieren. Viele Jahre habe auch ich mit Herzblut in diesem Chor mitgesungen. Auf meine Stimme war ich immer sehr stolz. Der sogenannte Leichentrunk wird in einer Gaststätte um die Ecke stattfinden. Nach einer anstrengenden Beerdigung haben die Leute Hunger. Hungrig kann man die keines Falls nach Hause fahren lassen. Der mittlere übernimmt den Kontakt mit dem Steinmetz, der den alten Grabstein und die Umfassung wegräumen soll. Die haben ganz schön zu tun die Kinder und ich schau ihnen in aller Seelenruhe zu. Ja, Seelenruhe, denn so empfinde ich. Wahrhafte Seelenruhe.
Es tut mir nicht leid, wenn sie weinen. Sie werden es überwinden, dass ich nicht mehr bin. Über ihre verrückten Gedanken wundere ich mich auch nicht. Kenne ich doch alles, war ja selbst auch ein lebendiger Mensch. Aus meiner Perspektive ist halt alles verändert. Nichts Altes hat mehr Bestand.
Nachdem der netten Damen noch persönliche Daten hinterlassen wurden verabschieden sich meine Nachkömmlinge.
Nein, auf Wiedersehen ist hier weniger passend.
Ade und Tschüss!
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(co) Eloha 26.01.2012
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