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Shanna nickte nur und schloss ihre Augen. Das war der Moment, in dem Malcom sich wieder bewusst wurde, was er eigentlich tun wollte. Behutsam zog er ihr das Laken weg.
Die großen blauen Hautverfärbungen fand er auf ihrem ganzen Körper und es verursachte ihm selbst körperliche Schmerzen, während er die zähe Paste so vorsichtig wie möglich aufzutragen versuchte. Immer wieder zuckte Shanna bei seinen Berührungen zusammen, aber sie gab keinen Schmerzenslaut von sich.
Es musste sie ungeheure Beherrschung kosten, die Prozedur schweigend zu ertragen, sinnierte er und kam bewundernd zu dem Schluss, dass diese tapfere Frau
anscheinend mehr zu bieten hatte, als nur einen herrlichen Körper.
„Ihr solltet jetzt versuchen zu schlafen, denn der Tag ist nicht mehr fern“, meinte er ernst, stand auf und öffnete die Truhe, die unweit des Bettes stand. Malcom holte eine Hänge- matte heraus, befestigte das eine Ende an einem Balken neben der Tür, spannte sie dann quer durch den Raum und knotete das andere Ende an einen großen Metallhaken, der in der Wand befestigt war. Den Säbel mitsamt dem Ledergurt, der vorher dort seinen Platz gefunden hatte, warf er achtlos auf den Schreibtisch. Aus den Augenwinkeln schaute Shanna seinem Treiben zu -
ungläubig und doch sehr erleichtert darüber, dass er anscheinend nicht beabsichtigte, das
Bett mit ihr zu teilen. Sie sah, wie Malcom zum Schreibtisch ging und die Öllampe löschte. Danach war es stockfinster in dem Raum. Was machte er jetzt? Sie konnte nur annehmen, dass er sich jetzt in seine Matte schwang, doch Geräusche waren keine zu hören.
„ Schlaft jetzt, Madame. Uns bleibt nicht viel Zeit zum Ausruhen“, sagte er leise und danach blieb es still.
Ein lautes Hämmern an der Tür holte Shanna höchst unsanft aus ihren Schlaf, gefolgt von den derben Worten:
„ Hey Kapitän, es wird Zeit, aber falls Ihr zu beschäftigt seid...“ Lautes Gegröle beglei- tete diese Unverschämtheit und Shanna ent-
fuhr ein empörtes *Oooohhh*, während sie sich leicht im Bett aufrichtete, um zu erkund- en, ob Malcom noch schlief.
Natürlich war er wach - sprang mit einem Satz aus der Hängematte und stand auch schon an der Tür. Er schob wütend den großen Riegel zur Seite und öffnete die massive Tür so kraftvoll, dass sie krachend an die Wand knallte.
„ Waaas……ist denn so wichtig?“ knurrte er den Mann an, dessen Gesicht Shanna nicht erkennen konnte, der aber sofort einen Schritt zurück wich. Der Steuermann kannte seinen Kapitän gut genug, um zu wissen, dass dieser heute in ausnehmend schlechter Laune vor ihm stand und es für ihn sicher gesünderwäre, seine Worte gut zu wählen.
„ Kapitän, Ihr selbst hattet mir aufgetragen, Euch heute Morgen abzuholen. Wir wollten nach dem Schiffswrack Ausschau halten – so war es doch….Aye, genauso war es“, beteuerte Ian nachdrücklich und schaute Malcom fragend an.
„ Du hast recht, Mann. Das waren meine Worte, aber ihr werdet das ohne mich machen müssen. Ich habe hier noch etwas zu erledigen.“
Ian grinste breit und zeigte seine fauligen Zähne..
„ Geh, besorge mir Brot und Wein, etwas Obst und was es sonst noch so gibt. Und Ian, ich brauche für SIE etwas anzuziehen. Etwas Unauffälliges – wenn du verstehst, was ich meine“, gab Malcom in Auftrag und zog bei
seinen letzten Worten die rechte Augenbraue hoch, was fĂĽr Ian ein deutliches Warnsignal war. Er machte sich sofort auf den Weg, um alles zu besorgen, was sein Herr verlangte.
Vom Bett aus sah Shanna zu, wie Malcom noch einen Moment in der offene TĂĽr stand.
Er hatte seinen linken Arm ausgestreckt und lehnte sich gegen den Pfosten. Anscheinend schien er über etwas nachzudenken. Sie betrachtete ihn, wiährend er lässig dastand. Er trug nur seine weite Leinenhose, die mit einem Lederriemen auf seinen schmalen Hüften gehalten wurde. Seine Haut war sonnengebräunt und darunter zeichneten sich deutliche Muskelpartien ab, die auf einen durchtrainierten Körper schließen
ließen. Die schwarzen, leicht gewellten Haare, die er jetzt offen trug, reichten ihm bis zu den Schulterblättern. Noch ganz versun- ken in dieses Männerbild, das sich ihren Augen bot, ertappte sie sich dabei, sehr ausgiebig seinen schönen Körper zu bewundern, bis seine Stimme sie aus ihren Gedanken riss:
„ Nun Cherié, wie habt ihr geschlafen? Mir scheint, Ihr fühlt Euch heute schon besser,“ grinste er sie frech an, denn ihm war keineswegs entgangen, wie aufmerksam sie ihn betrachtete.
„ Danke der Nachfrage, Sire – aber ich weiß beim besten Willen nicht, was Euch so amüsiert!“ ereiferte sich Shanna.
„ Hätte dieser ungehobelte Mensch nicht so an die Tür gebollert, könnte ich sicher noch schlafen. Euer Bett ist recht bequem, das muss ich zugeben, aber…..“ sie stockte und schaute verwirrt zu, wie er langsam zu ihr herüber schlenderte. Sein Blick ruhte auf ihr und es lag etwas Beunruhigendes in dem Glanz seiner Augen.
„Was habt Ihr vor, Mann? Ich warne Euch – niemals werde ich mich einfach ergeben….“ Malcom stand am Ende des Bettes und betrachtete die aufgebrachte Frau, die in Laken gehüllt, vor ihm in seinem Bett saß und ihm drohte. Er wusste nicht genau, ob er sich jetzt vor Lachen ausschütten sollte oder ob er gerade wütend wurde . Sie verwirrte ihn ziemlich, das stand zweifelsfrei fest.
„Also Madame, lasst uns etwas klar stellen. Ihr steht hier unter meinem Schutz, solange ich es will. Sollte es mir gefallen - er hob eine Braue an - Euch zu beschützen, seid ihr hier vollkommen sicher. Für den Fall, dass Ihr mir lästig werden solltet, müsstet Ihr Euch wohl auf wesentlich unangenehmere Umstände einstellen….“ Den Rest dieser mehr als deutlichen Ansprache ersparte er ihr, drehte sich um und nahm die Hängematte ab.
Ohne Shanna weiter zu beachten, ging er zum Schreibtisch hinüber, zog sich sein Hemd über den Kopf, griff nach seinem Säbel und öffnete die Tür.
„ Schiebt den Riegel wieder vor und lasst niemanden herein, habt Ihr mich verstan-
den!“ knurrte er beim Hinausgehen und war verschwunden …..
Fortsetzung folgt....
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