Beschreibung
So könnte es gewesen sein *lächel* ...
Der Tod der Amsel
Drama in einem Akt, einem Aufzug und drei Auftritten
Hausherr Fritz Ferdinand legt Kater Karlo, so oft das Wetter es zulässt, auf einen Sonnenplatz auf die Gartenterrasse, direkt vor dem Wintergarten. Kater Karlo, der ungefähr 10 Jahre der unumschränkte Herrscher der Damenwelt in einem recht ansehnlichen Revier war, vermag seit einem Verkehrsunfall, der ihm das Rückgrat schwer verletzte und die rechte Hüfte zermalmte, nicht mehr zu laufen. Ansonsten befindet Kater Karlo sich wohl auf. Ein Katzenrollator wurde von Fritz, nein Karla Ferdinand, bestellt. Karlos Lieblingssohn, der Kater George, streift auf der Jagd nach frischer Vogelbeute im Garten durch die Hecken und Büsche, die Fritz Ferdinand im Laufe der Jahre liebevoll angelegt hat, umher. Er liebt seinen Vater und verwöhnt ihn sehr. Fritz Ferdinand schaut durch ein großes Fenster aus dem Wintergarten hinaus und erfreut sich seines Rentnerlebens. Der neueste Bericht zum Dschungelcamp liegt gelesen am Boden neben dem Ohrensessel aus dem Fritz Ferdinand ruhend schaut. Plötzlich fällt eine Amsel dem suchenden Kater George buchstäblich vom Himmel vor die Pfoten.
1. Aufzug. 1. Auftritt
Kater George: Hallo, was ist los mit Dir?
Amsel: Ich wurde angeschossen! Schau doch, mein linker Flügel wurde zerfetzt!
Kater George: Wer war das? Dem kratze ich mit zwei kräftigen Schlägen die Augen aus dem Kopf!
Amsel: Du kennst ihn gut. Das ist der Flegel von nebenan. Dieser blonde Lockenkopf, der immer nicht aufstehen will. Morgens. Seine Mutter ruft und ruft. Er lernt Bäcker, glaube ich!
Kater George: Ja, den kenne ich natürlich. Den kaufe ich mir! Tut´s weh?
Amsel: Ja, verdammt, ja. Sehr! Ich werde niemals mehr fliegen können. So ein Mist!
Kater George: Ich werde den Kerl mir kaufen. Der schießt nicht und nie mehr auf Amseln. Du wirst nicht lange leiden, kleine Unglücksamsel, Du!
Amsel: Wieso? Kannst Du mir helfen? Das wäre ja prima! Bist Du Arzt?
Kater George: Liebe Amsel, ich bin kein Arzt. Ich bin ein Kater. Kater George!
1. Aufzug. 2. Auftritt
Kater Karlo für sich allein. Wie er mir äußerlich doch ähnlich ist. Über und über Pechschwarz. Nur drei Pfötchen sind weiß getupft. Die rechte Vorderpfote, die Kampfpfote, blieb pechschwarz. Ein lieber Sohn. Der Einzige, der sich um mich kümmert. Nein, auch der Herr Ferdinand ist äußerst liebevoll zu mir. Ja! Aber immer nur Futter aus der Dose? Nun ja, hin und wieder einmal ein fangfrischer Vogel mundet lecker! George wird meine Nachfolge schon schaffen, so wie der aussieht, und kräftig ist er auch, und sehr schnell mit der rechten Vorderpfote. Das Soziale, nun ja, das hat er gewiss von seiner Mutter, der … hmmh … Maria. Sie hat es gut bei Pfarrer Süßwein. Aber alt ist sie geworden. Still! Da kommt er. Mein George.
1. Aufzug. 3. Auftritt
Kater Karlo, Kater George, und die Nase am Fenster, Hausherr Fritz Ferdinand.
Kater George: Hier Vater. Eine frische Amsel. Gerade mir zugefallen. Der Nachbarssohn hat ihr den linken Flügel zerschossen. War ´ne schnelle Beute für mich.
Kater Karlo: Brav, mein Sohn. Habe Euch schwätzen gesehen. Brav. Wie Du sie dann blitzschnell mit der Rechten geschnappt hast. Miau! Und dann mit einem kräftigen Biss in die Gurgel, knack. Brav. Du hast ´ne ganze Menge von mir. Danke für die frische Beute!
Kater George streicht seinem Vater mit der rechten Pfote zärtlich über Kopf und Ohren und schleicht zurück in den Garten.
Fritz Ferdinand löst sich vom Fenster, schmunzelt, einen leichten Schauder auf seinem Rücken fühlend, geht in den Keller und holt Schaufel und Besen und einen Staubsauger. Damit will er später die Federreste von der Terrasse aufnehmen.
Momente später. Von der Hofterrasse des Nachbarn ertönen laute Schreie des Schmerzes. Der Stimme nach zu rechnen, könnte es der Sohn des Nachbarn sein.
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24. Januar 2012