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Was bisher geschah....
Von ganz weit her, undeutlich durch die Nebel, die immer noch Shannas Gehirn umwaberten, drangen Stimmen an ihr Bewusstsein. Sie spürte den Sand auf ihrer Haut und die Hitze der Sonnenstrahlen auf ihrem Körper. Sie versuchte sich zu bewegen, doch auch die kleinste Anstrengung verursachte in allen Gliedern stechende Schmerzen. Shanna fühlte sich entsetzlich schwach und konnte ihre Augen nicht öffnen. Sie wollte weiter hier liegen bleiben, für eine kleine Ewigkeit, wo auch immer sie war. Es interessierte sie nicht, - jetzt wollte sie nur schlafen,- morgen, ja morgen würde sie sich darüber Gedanken
machen. [...]
Sie wollte ihn, das spürte er und er hätte nichts lieber getan, als sie jetzt endlos zu lieben, aber sie war verletzt und hatte noch etwas Schonung nötig. Ganz liebevoll nahm er sie in seine Arme, küsste sie mit einer Mischung aus Verlangen und Zartheit und flüsterte an ihrem Mund:
"Cherie, ich werde jetzt vernünftig sein und dich nicht lieben. Heute werden wir nur schlafen. Morgen Madame, werde ich dich lieben, bis der Sternenhimmel über uns explodiert, das verspreche ich dir." [...]
Ende Teil 1
Kapitel 2
Shanna spürte seinen Atem, empfand noch immer die irritierende Wärme seiner Lippen, die Hände auf ihrer Haut, deren Brandspuren sie am ganzen Körper spürte. Ganz langsam kehrte auch ihr Verstand in die Realität zu- rück und erst jetzt wurde ihr bewußt, was gerade geschehen war. Wie konnte sie nur! Sie hätte sich diesem Fremden einfach hin- gegeben. Er schien eine seltsame Macht über ihren Körper zu haben, aber nicht über ihren Geist, beschwor sie sich selbst. In den wenigen Sekunden, die Shanna benötigte, um wieder zu sich zu kommen, hallten seine letzten Worte in ihrem Kopf wieder:
„Morgen Madame, werde ich dich lieben….“
„Oh nein, das werdet ihr nicht tun!“ schrie eine Stimme aus ihr heraus und ehe Malcom sich versah, hatte er eine exakt platzierte Ohrfeige erhalten. Wild funkelten ihre grünen Augen ihn an und sie ballte ihre kleine Hand zur Faust und hielt sie ihm unter die Nase.
„Wagt es noch einmal, mich anzurühren und ich werde….dann…", sie brach wütend ab.
„ Was werdet Ihr dann, Madame?" fragte er belustigt.
„ Wollt ihr mich mit dieser machtvollen Faust erschlagen?“ gluckste er, schüttelte den Kopf und stand grinsend auf. Shanna beobachtete ihn argwöhnisch. Keiner sprach ein Wort.
Es herrschte eine ohrenbetäubende Stille in dem Raum. Malcom goss sich seelenruhig ein Glas Brandy ein, schlenderte zu seinem
Schreibtisch hinüber und setzte sich. Shanna saß wie angewurzelt im Bett und ballte immer noch ihre Hand. Allmählich beruhigte sie sich und versuchte ihre Muskeln zu entspannen.
„ Wenn ihr nicht Gefahr laufen wollt, dass ich meine guten Vorsätze vergesse, solltet ihr eure Reize bedecken, Madame,“ bemerkte Malcom in die Stille hinein. Shanna begriff erst in diesem Moment, dass sie halb nackt vor ihm saß und zog mit einer blitzschnellen Bewegung das Laken bis zu ihrem Kinn hoch. Er quittierte ihre übereilte Maßnahme mit schallendem Gelächter, was Shanna nur noch mehr empörte. Sie legte sich wieder hin, drehte sich auf die Seite und beschloss, ihn einfach zu ignorieren - soweit das bei
diesem ungehobelten Klotz von einem Mann überhaupt möglich war. Malcom hatte sein Glas geleert und kehrte zurück, um sich auf die Kante des Bettes zu setzten.
„ Waffenstillstand, meine Liebe?“ fragte er sanft und schaute sie direkt an. Shanna nickte.
„ Also dann, erzählt mir doch mal, wieso Ihr an meinen Strand gespült wurdet, Shanna Hamilton. Wer seid Ihr und wo kommt Ihr her?“
Shanna musste kräftig schlucken, um den Kloß, der sich in ihrem Hals gebildet hatte, runter zu würgen. Sie räusperte sich und fing dann langsam an zu erzählen.
„Ich war auf dem Weg nach Hause. Das Handelsschiff verließ den Hafen von London
am 16. Mai und alles war in bester Ordnung, bis wir dann in diesen Tropensturm geraten sind. Ab dem Moment weiß ich nicht mehr viel darüber…,“ihre Stimme brach ab und es war nur noch lautes Schluchzen zu hören. Malcom schaute nachdenklich auf ihre zarte Gestalt hinunter und nahm dann ihren bebenden Körper wie den eines kleinen Kindes in seine Arme.
In Sturzbächen liefen ihr Tränen über die Wangen, Sie konnte einfach nicht aufhören. Es war ihr, als wenn sich ein Schleusentor geöffnet hätte und all die Angst und Nieder- geschlagenheit suchte sich nun einen Weg hinaus. Beruhigend strich er ihr über den Kopf und sprach ganz leise auf sie ein:
„ Alles wird gut, Shanna. Habt keine Angst
mehr, hier kann Euch nichts geschehen. Ihr steht unter meinem Schutz, ma Cherie!“
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis das Schluchzen aufhörte und Shanna sich beruhigte. Geduldig wartete Malcom, bis sie sich entspannte.
„ Shanna, wie kamt Ihr auf ein Handelsschiff? Passagiere sind dort nicht erwünscht. Und welchen Hafen sollte es anlaufen?“ fragte er nachdenklich. Ein eindrucksvolles Schniefen war die erste Reaktion auf seine Frage, doch dann antwortete sie wahrheitsgemäß:
„ Ja, das ist wohl so, aber dieses Schiff gehörte meinem Vater. Wir waren nach Newport unterwegs - das ist der Heimathafen der Oceanqueen.“
Sie machte eine lange Pause.
„ Sind noch….mehr Menschen an Land gespült worden?“ fragte sie mit erstickter Stimme.
„ Nein, ich habe keine Meldung darüber erhalten. Ihr seid anscheinend die Einzige, die das Meer zurückgegeben hat. Nun, aber ich denke, wir sollten morgen weiter reden. Ihr braucht Ruhe und ich auch“, meinte er ernst und bendete die Unterhaltung.
Behutsam bettete er sie, griff nach dem Tiegel mit der stinkenden Paste und verkün- dete ihr in einem Ton, der keinen Wider- spruch duldete: „ Ich gedenke jetzt Eure Blessuren zu behandeln, Madame und dabei erwarte ich keinerlei Gegenwehr zu erleben.
Seid vernünftig. Ich werde Euch nicht noch einmal verführen…heute nicht,“ grinste er und sah in ihre vom Weinen stark geröteten Augen, um darin ihr Einverständnis lesen zu können. Es schimmerte nicht nur Traurigkeit darin, sondern es lag auch ein unbeugsamer Wille in diesem Blick, dachte er bei sich und für den Bruchteil eines Augenblicks versank er in diese hypnotischen Augen, die ihn magisch festzuhalten schienen und auf eine Weise fesselten, wie er es noch niemals zuvor erlebt hatte….
Fortsetzung folgt....
Copyright-Hinweis: Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin 02.2012