Romane & Erzählungen
Ich bin behindert, und du?

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"Ich bin behindert, und du?"
Veröffentlicht am 23. Januar 2012, 10 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

Geboren wurde ich 1968 in Wien, wo ich auch bis zu meinem 35. Lebensjahr lebte und gedeihte. Immer mehr, trieb es mich in das Grüne, zuerst in die Außenbezirke der österreichischen Großstadt, danach bis dato nach Niederösterreich, welches an Wien grenzt. Mit meiner Familie, 2 Kindern (Michael 5 Jahre alt, Milos 14 Jahre alt), einem Katzenbaby und meiner Frau Marijana, lebe ich nun seit 6 Jahren in einem kleinen, idyllischen Ort am ...
Ich bin behindert, und du?

Ich bin behindert, und du?

Beschreibung

Ich habe in meinem Buch -Ich bin behindert, und du?- nicht den Schlüssel für die Lösung des Problems gefunden, hab nicht einmal probiert ihn zu finden, nein, ich habe versucht, mich in die Gedanken und auch in den Körper eines behinderten Menschen hinein zu versetzen. Dabei habe ich versucht aufzuzeigen, wie gerne ein solcher Mensch sich in die Gesellschaft einfügen möchte, wie groß das Bestreben ist, ein wenig akzeptiert zu werden, anderseits aber auch, wie grausam und unmenschlich unsere heutige Gesellschaft sein kann. Es ist die unglaubliche Lebensgeschichte von Hannes, behindert und sich sein Leben lang gehänselt und ausgegrenzt fühlend. Entbehrungen, Angst und Zorn zeigen, wie tief der Graben in unserer Gesellschaft gegenüber den Benachteiligten zu sehen ist. Hannes Fortwill, die Hauptperson in meinem Buch, der in ärmlichen Verhältnissen in Österreich aufwächst, ist schwer körperlich behindert. Er leidet an einer infantilen Zerebralparese, die seine motorischen Fähigkeiten stark eingeschränkt und gelegentlich zu unkontrollierbaren spastischen Anfällen führt. Der einzige Lichtblick ist Tina, die er im Wartezimmer kennenlernt. Sie leidet an der gleichen Krankheit wie er, hat jedoch einen schlimmeren Verlauf. Sie freunden sich an und eine ganz besondere platonische Liebe entwickelt sich zwischen den Beiden. Ich versuchte eindrucksvoll, aber auch einfühlsam das Gefühlsleben von Hannes zu beschreiben, und ich hoffe, es wird deutlich, wie schwer es für ihn und andere Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft  ist. Sie werden ausgegrenzt, gehänselt und zum Außenseiter abgestempelt, anders gesagt, der Weg zum Eremit ist unausweichlich.

Kapitel 1

 

                                                                                              1

 

Es gibt Tage, da spaziere ich durch beeindruckende Naturlandschaften, manchmal nur an einfachen Wiesen vorbei, sehe Blumen blühen und Bienen ihre Arbeit vollrichten, aber trotzdem bin ich schlecht drauf, trotz allem, finde ich nicht die Lust am Leben.

Aber komischer Weise gibt es wiederum Tage, wo ich an Wiesenränder sitze, neben mir verwelken gerade Blumen, sie haben anscheinend das Ihrige getan, tote Ameisen und Käfer zieren den kleinen Straßenweg, welcher an mir vorbei führt, aber ich bin des Lebens froh, ich danke im Geiste meiner Mutter und verbeuge mich vor der Kraft des Daseins.

Daraus werde ich nicht schlau, eines weiß ich aber mit Sicherheit, ich fühle mich in Gesellschaft der Bienen, Käfer und ähnlicher Lebewesen, egal sogar ob sie lebendig oder tot sind, wohler, als in der, der Menschheit. Es gibt nichts Grausameres, Brutaleres und Barbarischeres als die Menschen, sogar als Kind hab ich das schon gegenüber anderen Kindern erleben müssen, meist an mir selbst. Oft sagt man, die Sprösslinge sind noch unverdorben, erst die Menschheit, derer Umgebung macht sie so, wie sie heute sind, aber einige müssen es schon in die Wiege gelegt bekommen haben, anders kann ich mir manche Erinnerungen nicht anders erklären.

Meine Eltern, Karl und Annemarie heißen sie übrigens, haben natürlich, wie es sich gehört, auch mir einen Namen gegeben, aber gerufen wurde ich seit meiner Zeit gedenken, nicht so, selbstverständlich in Familienkreisen schon, zumindest wenn ich anwesend war. Aber da war ich keine Ausnahme, viele Kinder, und alle hatten Namen bekommen, wurden nach ihren Aussehen, ihren Benehmen und Auffälligkeiten benannt. Ich fragte mich oft, wer gibt diese Namen, wer hat oder nimmt sich das Recht, Kinder nicht so zu nennen, wie sie getauft wurden, oder, denn die Taufe ist ja eine religiöse Eigenschaft, wie es ihre Erzeuger aussuchten. Sind das die, welche beim Namen genannt und gerufen werden, sind das jene, die fehlerlos sind, die Stärkeren, die Schönen unserer Gesellschaft. Warum wehrte ich mich damals nicht, nein noch viel schlimmer, warum wehre ich mich heute nicht und gebe ihnen auch andere Namen. Vielleicht gehöre ich dann zu ihnen, werde bei ihnen aufgenommen und ich kann dann gemeinsam mit ihnen anderen Kindern, Menschen Namen geben, die wir passend finden. Vielleicht kann dann auch ich Dinge aushecken, wie ich anderen Menschen böses antun könnte, wie ich sie verletzten könnte, egal ob physisch oder psychisch. Die Frage ist, ob ich jetzt glücklicher wäre, wenn ich oben stehen würde und herab treten könnte, so oft es mir passt, ich hatte nie die Möglichkeit, auch nicht den Funken einer Change, und somit kann ich es gar nicht beurteilen, aber trauriger weise, beschämend und schmerzlich zugleich, ich glaube ja.

Vermutlich würde oder hätte es sogar genügt, dass ich mit lache, wenn gerade Andere dran sind, die gedemütigt oder erniedrigt werden, wenn ich die „Anführer“ anhimmeln und niemals gegen sie jeglichen Einwand erheben würde. Aber irgendwie kam ich gar nie soweit, dass ich solche Chancen beim Kragen packen konnte, um in diese Position aufzusteigen. Ich war immer, oft Alleine, selten mit Paar Anderen, der, der erniedrigt, geschlagen und verbannt worden war und irgendwann kommt dann die Zeit, dass man es gar nicht mehr probiert aufzusteigen, man meidet jeglichen Kontakt, geht jeden auch nur kleinsten Konflikt aus dem Wege und man wird zum Eremit. Die Zeit kam relativ schnell, kaum habe ich mein Mutterhaus auf eigenen Beinen verlassen, wurde schon mit dem Finger auf mich gezeigt, also man könnte die Sandkastenzeit als derer heranziehen.

Hatscherter, Krüppel, Abzwickter, Missgeburt, Spasti um nur einige zu nennen, ja so hieß ich schon in der Kinderzeit. Soll man es witzig oder traurig nennen, aber hat der Georg rote Haare, so wird er Roda gerufen, ist die Anna dürr und lang, so wird sie Dirre, Bohnenstange oder Lange gerufen.

Wie muss man aussehen, dass man nach seinem Namen gerufen wird. Eine Möglichkeit wäre, dass wir alle gleich aussehen. Unsere Hautfarbe müsste identisch sein, unsere Haarfarbe müsste sich ähneln. Ich denke, würden alle rote Haare haben, würde niemand auf die Idee kommen, jemanden anderen Rooda zu nennen. Selbstredend müssten auch alle ungefähr dieselbe, nein besser, die gleiche Körpergröße und dasselbe Gewicht aufweisen, eventuell könnte man Frauen und Männer da noch variieren lassen. Ja ich denke, das wäre eine Lösung und dann müsste auch ich nicht die Straßenseite wechseln, wenn ich von weitem meine „Freunde“ sehe, ich dürfte ohne Angstzustände und Schweißausbrüchen einkaufen oder shoppen gehen. Mir vielleicht mal live oder gemeinsam mit anderen ein Fußballspiel ansehen, und nicht immer alleine vor dem Fernseher. Schön wäre es auch, wenn ich mich mit einem Mädchen treffen könnte, ja ein Fräulein würde an mir Interesse zeigen, das wäre schön.

Hatte nicht schon mal einer so eine Idee, dass alle gleich aussehen sollen, alle von einer Rasse abstammen sollen. Ich denke, ich sollte Mitleid haben mit ihm, denn vermutlich hatte er ebenfalls Probleme sich zu integrieren, oder sah er anders aus, als die Anderen, war er auch einer von den Bladen, Abzwickten, Rooden oder Hatscherten, dass er solche Wünsche äußerte?

Egal, jetzt kann ich es eh nicht mehr ändern, die Kraft und der Wille fehlt mir allemal dazu und reden, ja das kann ich leider auch nicht besonders gut, übrigens Hannes, Hannes Fortwill heiße ich.

Oder ich werde meine eigene Welt erfinden, es gibt doch viele Menschen die die meiste Zeit in ideellen Lebensräumen verbringen, also warum nicht auch ich, vielleicht eine Maßnahme, welches mein geistiges Dasein verlängert.

 

 

2

 

Meine Mutter ist ein armes Schwein, eigentlich ja eine Sau, denn Weibliches sollte man ja dem Femininen zufügen, mein Vater ist ein Säufer, so würde ich heute meine Eltern beschreiben, wenn ich pro Elternteil nur ein paar Silben verwenden darf.

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Hörbuch

Über den Autor

hjelinek
Geboren wurde ich 1968 in Wien, wo ich auch bis zu meinem 35. Lebensjahr lebte und gedeihte. Immer mehr, trieb es mich in das Grüne, zuerst in die Außenbezirke der österreichischen Großstadt, danach bis dato nach Niederösterreich, welches an Wien grenzt. Mit meiner Familie, 2 Kindern (Michael 5 Jahre alt, Milos 14 Jahre alt), einem Katzenbaby und meiner Frau Marijana, lebe ich nun seit 6 Jahren in einem kleinen, idyllischen Ort am Waldesrand.
Berufsfeuerwehrmann ist man nicht des Geldes wegen, sondern dem Sozialen gerecht zu werden, sagte man mir vor 22 Jahren, als ich anfing; ich kann dem nur beistimmen. Man erlebt viel tragische und traurige Situationen, es prägt einem und man beginnt darüber nachzudenken. Irgendwie muss man das wieder loswerden und ich tat und tue es in der Form des Schreibens.
Mein erstes Buch, welches ich 2006 durch einen österreichischen Verlag verlegte, ist ein Sachbuch und eine Biografie in einem, es beschreibt meinen Werdegang, meine Einsatzerlebnisse und auch Erfahrungen, die ich sammelte.
Mein zweites Buch ist total antonym, wo ich versuchte mich in die Gedanken eines behinderten Jungen zu versetzen. Gelungen? Bildet euch eure Meinung auf www.haraldjelinek.at
Die Meinungen gehen auseinander, wer dieses Lebensideal schrieb, Martin Luther, Nietzsche oder gar aus der Bibel. Auch wenn es nicht wirklich das Lebenswichtigste ist, aber auf jeden Fall jedes Einzelne für sich allein ein Erlebnis: ein Haus bauen, einen Baum pflanzen, ein Kind erzeugen und ein Buch schreiben; alle vier Dinge tat ich bereits, den letzten beiden möchte ich mich in meinem Lebensalter besonders widmen, wobei ich natürlich bei dem Kind nicht mehr das Erzeugen meine (-:

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