Humor & Satire
Bekenntnisse des Hochstaplers Christian Wulff

Meine lieben Mitbürger und Mitbürgerinnen,

Deutschland blickt dunklen Zeiten entgegen. Eurokrise, Regierungskrise, Europakrise, mögliche Wiederwahl von Angela Merkel von Angela Merkel im Jahr 2013 und ich als Bundespräsident.

Ich werde in den letzten Tagen von mehreren Staatsanwaltschaften durchleuchtet, meine Vergangenheit hat dadurch eine Strahlkraft erreicht, dass Fukushima ein müdes Glimmen dagegen ist.

500.000 € zu günstigen Konditionen von Frau Geerkens ist doch kein Problem, schließlich zähle ich die Familie Geerkens zu meinen engsten und ältesten Freunden, das dachte ich zumindest. Ich hätte sie auch gerne in mein neues Häuschen in Großburg-Wedel eingeladen und dort hätten sie dann kostenlos übernachten dürfen. Ich verlange keine 150€ wie die Bettina Schausten. Überhaupt ist es doch üblich, dass VIPs solche Topkredite erhalten. Den Vorwurf, ich sein gar keine wichtige Person möchte ich entschieden von mir wegstoßen, ich bin erster Mann im Staat, gleich hinter dem Bundestrainer.

Besonders enttäuscht bin ich persönlich von Kai Dieckmann. Da spricht man ihm einmal auf die Mailbox und droht ihm, Entschuldigung, ich habe ihm nicht gedroht, ich habe ihm lediglich ein zukünftiges Übel in Aussicht gestellt, welches ich hätte auch ausführen können. Es mag Juristen geben, die jetzt sagen, dass dies ja eine Drohung sei, aber mal ehrlich, wenn sie vom Einmarsch der Bundeswehr in die Bildredaktion sprechen, sollte doch ersichtlich sein, dass dies nicht ernst gemeint sein kann. Die Bundeswehr würde doch schon in der Eingangshalle der Redaktion scheitern, weil sie den Weg bis zu seinem Büro nicht finden würde, seitdem die Abiturienten und Hochschulabsolventen nicht mehr eingezogen werden können.

Dabei dachte ich immer, der Kai hat mich und die CDU ganz doll lieb, der freut sich doch immer wie ein Schneekönig, wenn er den Kaiser von Deutschland in Oggersheim besuchen darf, Helmut Kohl.

Einige Leute meinen, ich könnte meinem verfassungsmäßigen Auftrag nicht mehr nachkommen. Das ist falsch, ich kann immer noch Gesetze prüfen und notfalls auch deren Ausfertigung verweigern, solange die Bundesregierung nichts dagegen hat. Das ist doch nur normal.

Es haben ein paar zynische Zeitgenossen nicht unterlassen meine Leistungen als marginal zu bezeichnen. Man darf nicht vergessen, dass ich voller Brisanz, als der Heilige Vater zu Gast im Garten von Schloss Bellevue war, das Thema ansprach, dass die Kirche auch geschiedenen Ehepartner es ermöglichen soll wieder an der heiligen Kommunion teilzunehmen. Wer diesen mutigen Schritt als nichts bezeichnet, der weiß gar nicht wie schwer es ist solche Sätze in Gegenwart eines Mannes zu äußern, der einen mit seinem Papamobil im Handumdrehen überfahren kann.   

Übrigens wundere ich mich, dass alle Islamverbände in Deutschland mir noch nicht ihre Treue versichert haben, immerhin habe ich denen ihre Berechtigung in der deutschen Kultur erst ermöglicht, denn ich bin nicht müde es immer wieder zu betonen, dass der Islam Teil unserer Kultur ist, egal was der Seehofer und der Dobrindt sagen.     

Wenigstens ein paar Freunde habe ich noch. Beispielsweise den freundlichen, lupenreinen Unternehmer Carsten Maaschmeier und seine bezaubernde Frau Veronica Ferres.

Nein, Bettina, du bist noch tausendmal schöner als Frau Ferres! Viel Spaß beim Tätowierer!

Bedanken möchte ich mich auch bei allen anderen netten Menschen, die mich und meine Familie die ganzen Jahre lang haben kostenlos bei sich Urlaub machen lassen.

All diese Anfeindungen haben mich zu einem einzigen Entschluss kommen lassen.

Ich habe es schon länger betont und ich möchte es noch einmal in aller Deutlichkeit sagen: Ich möchte nicht länger Präsident in einem Land sein, in dem man nicht in Jeanshosen, zusammen mit seinem Sohn eine Pizza kaufen und Orangensaft trinken kann.  

Sollten sich die Wogen nicht glätten und ich doch meinen Platz räumen muss, dann kann ich Ihnen allen versichern, dass es mir und meiner Familie nicht schlecht gehen wird. Meinen Pensionsanspruch von 200.000€ jährlich habe ich sicher, genauso wie eine Privatsekretärin, einen Chauffeur und ein Arbeitszimmer. Außerdem plane ich meine Biographie in Zusammenarbeit mit Giovanni di Lorenzo herauszugeben. Sie trägt den Titel: „Vorerst Bundespräsident“. Uns sicher kann ich auch danach noch bei einigen meiner reichen Freunde Urlaub machen, sollte mir das Geld gegen Monatsende mal knapp wird.

Ich wünsche Ihnen allen, auch im Namen meiner Familie, noch ein gesegnetes Jahr und hoffe, dass Sie für ihre Mitmenschen immer Platz auf Ihrer Mailbox haben.