Kurzgeschichte
BERLIN - GOURMET - Foooooodssssssssiiiiiii

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"BERLIN - GOURMET - Foooooodssssssssiiiiiii"
Veröffentlicht am 11. März 2008, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Als mich meine Großmutter lehrte zu ernten, ahnte ich noch nicht die Reichhaltigkeit der Natur.
BERLIN - GOURMET - Foooooodssssssssiiiiiii

BERLIN - GOURMET - Foooooodssssssssiiiiiii

Samtpfoten

Samtpfoten 

 
Sie hatte nur noch einen Wunsch. Abkassieren, die Beine hochlegen. Essen. Schlafen. Sekt schlürfen. Vielleicht, ja vielleicht mit ihrem neuen Freund, wenn der was taugen sollte.

11h Stunden war sie mit Getränken und Essen zu den Gästen gerannt.

32 Grad zeigte heute das Thermometer. Gegen Mittag lief ihr der Schweiß in jeder Pore.

Ein paar nervige Gäste merkten an, das sie heute etwas streng riechen würde.

Sie lächelte.

„Scheiß egal“ dachte sie und rannte mit dem nächsten vollen Tablett zu anderen Gästen.

Immer wieder schaute sie auf die Uhr. Wann ist endlich Feierabend.

Der neue Freund hatte sich auch noch nicht gemeldet.

Das Restaurant und der Garten waren jetzt voll. Eigentlich hatte sie nicht mal Zeit auf die Uhr zu schauen. Der koch fragte immer, wenn sie an die Ausgabe kam, ob sie Hunger hätte. Ja, sie hatte Hunger und es war ihr schon schwindlig. Aber Essen konnte sie auf keinen fall.

Wenigsten trank sie jetzt mal Mineralwasser. Machte einen Zug von der Zigarette.

Der Chef kam und fragte sie, ob alles in Ordnung sei. „ja“ sagte sie und dachte, wenn ich ihm jetzt sage, das kann man nicht alleine schaffen, dann würde er in Panik geraten.

Ein in Panik geratenen Chef, den könnte man ja gar nicht gebrauchen, dachte sie.

Langsam hatte sich das Riemchen ihrer neuen Schuhe bis ins rohe Fleisch vorgeschabt.

Der Fuß brannte unaufhörlich. Am liebsten hätte sie ein Bier vom Tablett gerissen und über ihren Füße gegossen.

Jeder Schritt war jetzt eine Pein. Hatte keiner ein Pflaster. Der koch fand auch kein Pflaster. Das letzte hatte er gestern gebraucht. Als er sich mit dem alten Dosenöffner in die Hand säbelte.

Was solls, dachte sie, die Tabletts müssen raus.

Insgeheim dachte sie immer wieder an ihren neuen Freund. Sie kannten sich ja noch nicht lange. Vorgestern waren sie das erste mal ausgegangen. Entgegen aller Vorsichtsmaßnahmen, war man dann doch im Bett gelandet.

Könnte der eigentlich nicht jetzt vorbei kommen, dachte sie. Auch wenn er kein Pflaster hat ? Aber vielleicht hat ihm das Treffen nicht gefallen. Die Zärtlichkeiten. Die Einrichtung ihre Wohnung, das Parfüm ?

Oder er ist sowieso nur ein Jäger, der wieder eine Trophäe brauchte.

Wirklich überlegen konnte sie nicht. Ein älterer Herr hatte sich bekleckert. Er rief jetzt wie ein Kleinkind brüllend und zappelnd, nach der Kellnerin. Sie eilte hinzu und half ihm.

Nochmals wischte sie über das Hemd des Gastes.

Endlich ließ sich auch die Ablösung blicken. Das war schon ein Lichtblick.

Die hatte aber noch Zeit bis zum Arbeitsbeginn. Sie amüsierte sich mit einigen Stammgästen.

Ach, hat die es gut, dachte sie.

Jetzt musste sie nur noch abkassieren. An einem großen runden Tisch mit Gästen suchte sie einen freien Stuhl. Nirgends war noch ein Stuhl frei. Sie wollte sitzen.  Langsam glitt sie in die Hocke und spürte Erleichterung, in den Gliedern.

Nach und nach hatte sie dann die Gelder gewechselt. Plötzlich spürte sie einen starken Druck auf ihren Schultern. Sie dachte noch, das kann nur ein Bekannter sein oder ein Gast, den sie vergessen hatte. Vielleicht der neue Freund?

Aber hoppla, das waren ja keine Hände. Das waren ja Tatzen. Ein großer, zottiger Hund stützte sich jetzt auf ihren Schulter und wollte sie anrammeln.

„Scheiße“. Mit einem Ruck streckte sie sich aus der Hocke empor. Die vielen Notizzettel flogen umher. Der Hund blickte irritiert.

„Gehst du weg“ drohte sie dem Hund. Stampfte mit dem Fuß auf die Erde. Wo war dieser elende Hundebesitzer. „Konnte der nicht aufpassen auf seinen Scheiß Köter“

Die Leute im Lokal waren zusammen gelaufen. Sie gönnten sich dieses Schauspiel.

Der Hund lag jetzt reudig vor ihr. Begann das winseln.

Was war das für ein mieser Tag. Jetzt tat ihr der Hund auch noch leid.

Am liebsten hätte sie den Koch nach einem Knochen gefragt.

Staunend begafften sie die Leute.

Schnell abkassieren dachte sie.

Einige Gäste reichten ihr wortlos die aufgehoben Zettel, die sie vom Boden gesammelt hatten.

Andere Leute bufften sich. Hinter vorgehaltener Hand zischelte einer: „das ist die mit der Hundenummer“

Andere Leute grinsten nur blöde oder sahen sie mitleidig an.

Ihr war das jetzt alles egal. Sie hatte Feierabend.

Das Trinkgeld fiel ungewöhnlich hoch aus.

Dann trank sie ein paar Gläser Whisky, bis es stiller wurde in ihr.

Als sie den noch immer winselnden Hund sah, musste sie an ihren neuen Freund denken.

Aber der war nicht gekommen.

Welch ein Tag dachte sie.

Und sie dachte an das wahre Leben: morgen, denn sie würde frei haben.

Unbedingt wollte sie sich ein Pflaster kaufen. 

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hoelderlin2200
Als mich meine Großmutter lehrte zu ernten, ahnte ich noch nicht die Reichhaltigkeit der Natur.

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franziw2000 ... - Nicht nur weil mir diese Situation sehr bekannt vor kommt gefällt mir die Story, sondern auch weil sie sehr lustig beschrieben ist. LG Franzi
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