Kapitel 1
Von ganz weit her - undeutlich durch die Nebel, die immer noch Shannas Gehirn umwaberten - drangen Stimmen an ihr Ohr und unscharf auch an ihr Bewusstsein.
Sie spürte den Sand auf ihrer Haut, die Hitze der Sonnenstrahlen auf ihrem Körper und versuchte sich zu bewegen, doch auch die kleinste Anstrengung verursachte in allen Gliedern stechende Schmerzen.
Shanna fühlte sich entsetzlich schwach und konnte ihre Augen nicht öffnen. Hier wollte sie liegen bleiben, nur noch für eine kleine Ewigkeit – wo auch immer das war.
Es interessierte sie nicht. Jetzt wollte sie nur
schlafen. Morgen, ja morgen würde sie sich darüber Gedanken machen...
Die Stimmen kamen näher. Shanna versuch- te ihren Kopf zu drehen, aber es gelang ihr nicht.
„ Was haben wir denn da? Na, das ist ja ein nettes Fischlein, dass uns das Meer an Land gespült hat!“ dröhnte eine tiefe Stimme jetzt ganz dicht neben ihr. Und dann wurde ihr Körper auch schon äußerst unsanft hoch gehoben und über eine brettharte Schulter geworfen. Ein gurgelnder Schmerzlaut drang tief aus ihrer Brust und kurz darauf erlöste sie eine gnädige schwarze Ohnmacht.
„Wir bringen sie jetzt besser zum Kapitän - der wird schon wissen, was mit dem Fischlein
passieren soll,“ meinte der Pirat zu seinem Kumpan und ging mit seiner geschulterten Last den Strand entlang, an dem vor Anker liegenden Fregatten vorbei, zurück zu den Hütten, die sich gut versteckt in den Palmen-hainen der Insel befanden.
Kapitän Malcom Sinclair alias Black Falcon, saß an seinem Schreibtisch und studierte die neusten Seekarten, als es laut an der Tür pochte. Beim Eintreten hörte er die vertraute donnernde Stimme seines Steuermanns:
„ Kapitän, ich hab da was nettes für Euch am Strand gefunden,“ bollerte er, grinste breit und gab damit freie Sicht auf eine riesige Zahnlücke, die sich auffällig in der obersten Zahnreihe seines Mundes befand.
Malcom kam hinter seinem Schreibtisch her- vor und schaute sich das scheinbar leblose Bündel, dass über Ians Schulter hing, etwas genauer an.
"Wo habt ihr sie gefunden?“ fragte er nach- denklich und hob die kupferroten langen Haare der Frau etwas hoch, um ihr Gesicht sehen zu können.
„ Unten am Strand hat sie gelegen. Ihr Schiff ist wohl im Tropensturm der letzten Nacht vom Meer verschlungen worden, aber sie wollten die Götter anscheinend noch nicht, Kapitän,“ meinte er.
„ Leg sie auf mein Bett und dann besorge mir heißes Wasser, Seife und Handtücher. Und vergiss das Verbandszeug nicht,“ befahl er
seinem Steuermann.
Malcom stand vor seinem riesigen Bett und schaute auf die Frau, die immer noch in tiefer Ohnmacht ausgestreckt vor ihm lag. Sie war schön. Ihr flammend rotes Haar, das ihr sicher bis zu den Hüften reichen musste, hatte sich jetzt wie ein Fächer um ihren Kopf
ausgebreitet. Ihre helle Haut war sehr stark gerötet, was ihn annehmen ließ, dass sie schon Stunden in der prallen Sonne gelegen haben musste.
Welches Schiff fuhr auf dieser Route und nahm Passagiere mit? Er würde ein paar Männer beauftragen, nach dem Schiff zu suchen. Wenn er Glück hatte, war es auf ein Riff oder eine der Sandbänke gelaufen, die Tortuga stets einen guten Schutz boten, um
nicht so leicht überfallen zu werden.
Ian kam zurück und hatte alles wie gewünscht besorgt.
„ Lass mich jetzt allein. Ich werde mich um sie kümmern“, brummte Malcom immer noch nachdenklich.
„Aye, Kapitän!“ grunzte Ian und verließ grinsend das Zimmer.
Malcom nahm sein Messer und schnitt die Reste des zerfetzten Kleides von Shannas Körper, dann zog er ihr die Unterröcke und das Mieder aus. In seinem ganzen Leben hatte er noch niemals eine so schöne Frau gesehen. Ihr Körper war wirklich makellos. Lange schlanke Beine, wundervoll gerundete Hüften und eine schmale Taille. Ihr kleiner Busen war herrlich geformt und er bemerkte,
dass sich bei der eingehenden Betrachtung ihrer Reize Schweißperlen auf seiner Stirn gebildet hatten. Seine Hände zitterten leicht, als er den Lappen in das Wasser tauchte und anfing, ihr Gesicht damit zu säubern. Sie stöhnte leise, hatte die Augen geschlossen und bewegte sich nicht. Er tupfte vorsichtig das Salz von ihrer zarten Haut und bewun- derte den Schwung ihrer langen Wimpern. Die Augen hatten eine leichte Mandelform und ihre Wangenknochen gaben dem ovalen Gesicht etwas Erhabenes.
Selbst jetzt, in ihrer Ohnmacht gefangen, schien etwas Trotziges, Unbeugsames von ihr auszugehen. Es stand in ihrem Gesicht - diese Frau war etwas Besonderes.
Er musste sich gedanklich förmlich von ihr
losreißen, um mit der Waschung fortzufahren.
Langsam strich er mit dem Lappen ihren Hals entlang, wusch ihre Schultern, die mit blauen Flecken übersät waren und konnte nur mit aller größter Mühe verhindern, dass er sich eingehender mit ihrem herrlichen Busen beschäftigte. Was hatte er sich nur dabei gedacht, sich selbst so zu foltern?
Diese Frau war eine einzige Herausforderung für einen Mann und er spürte dies nur allzu deutlich. Seine Hose war ihm zu eng gewor- den und das Bermuda-Dreieck ihrer sanften Weiblichkeit hatte er noch gar nicht angesteu-
ert. Malcom ging zum Fenster hinüber und atmete tief durch. Ein Glas Brandy könnte seinen angespannten Nerven jetzt nicht schaden, dachte er und stand auch schon vor
dem kleinen Schrank, um sich einen Schluck einzuschenken. Der Brandy lief wie Feuer durch seine Kehle und ein warmes Gefühl stellte sich ein. Er schloss die Augen und genoss diesen Moment, spürte ganz lang- sam, wie er sich entspannte.
Mit dem Glas in der Hand stand er nun am Fenster, schaute auf die Frau, die in seinem Bett lag und fragte sich erneut, wer sie wohl sein mochte.
Nachdem er wieder Herr über seine Triebe war, ging er zurück ans Bett und beendete unter Aufbietung aller Beherrschung, die ihm zur Verfügung stand, seine Reinigungspro- gramm, deckte sie darauf liebevoll mit einem leichten Laken zu und verließ fast fluchtartig den Raum.
Er brauchte jetzt dringend andere Eindrücke. Sein Weg führte ihn durch die engen Gassen zwischen den Hütten hindurch, an der alten, verfallenen Kapelle vorbei, bis zu dem Haus mit der roten Laterne.
Als Malcom den Schankraum betrat, drehten sich alle Gesichter zu ihm um und verharrten einen Wimpernschlag lang in völliger Stille. Als sie ihren Anführer erkannten, erhob sich sofort wieder lautes Gegröle und trunkenes Stimmengewirr. Der grobgezimmerte Tisch in der Ecke gegenüber der Tür wurde immer für ihn freigehalten. Ohne von den Anwesenden großartig Notiz zu nehmen, nahm er auf einem der massiven Stühle Platz und legte ein Bein lässig auf den Tisch.
Carmen, die vollbusige Schankmagd kam
sofort mit aufreizend schwankenden Becken auf ihn zugesteuert, beugte sich einladend tief zu ihm hinunter, so dass er einen beson- ders guten Blick auf ihre reifen Früchte hatte, die drohten, ihr bei diesem Manöver aus der Bluse zu rutschen. Für Frauen bedeutete der Einsatz ihres Körpers die einzige Möglichkeit, in diesem gottverlassenen Winkel der Welt zu überleben. Er bestellte sich einen Teller Gulasch, einen Krug Bier und befahl Carmen unwillig, sich nicht so anhänglich zu zeigen. Für heute hatte er genug weibliche Reize genossen, ohne satt geworden zu sein. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass Carmen seinen Hunger wohl nie mehr stillen könnte. Sie machte ein beleidigtes Gesicht, drehte sich mit einer ausladenden Bewegung ihrer
üppigen Hüften um und ging, um seine Bestellung zu holen.
Nachdem er gesättigt war, hielt ihn nichts mehr in der Schänke. Die Luft im Raum war stickig, zudem waren die Männer und Frauen schon zu betrunken, als dass er Gefallen daran gefunden hätte, noch länger hier zu verweilen. Es zog ihn zurück in seine vier Wände, zu ihr.
Als er aus der Schänke in die Dunkelheit hinaus trat, wäre ihm fast eine Fledermaus direkt ins Gesicht geflogen, doch er konnte im letzten Moment ausweichen.
Es lebten viele Flughund auf der Insel und irgendwie mochte er diese Kreaturen nicht besonders, obwohl es eigentlich keinen Grund für seine Abneigung gab.
Shanna lag mit halb geöffneten Augen im Bett und versuchte in dem finsteren Raum irgend etwas zu erkennen. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war. In ihrer Erinnerung hatte ein bulliger Kerl sie über seine Schulter geworfen und dann war alles nur noch ein schwarzes Nichts.
Schritte näherten dem Haus und sie schloss ihre Augen und tat so, als ob sie schlief.
 Malcom betrat leise den Raum und zündete eine Öllampe an, die auf dem Schreibtisch stand. Dann ging er zu Shanna hinüber und fasste ihr auf die Stirn. Fieber hatte sie nicht. Das beruhigte ihn sehr. Er wollte gerade das Laken zurückschlagen, um sich noch einmal die Prellungen anzuschauen, mit denen ihr
schöner Körper übersät war, als Shanna ihn mit vor Empörung geweiteten Augen anblitze.
„Was wollen sie tun, Sir?“ fragte sie mit eisiger Stimme.
Malcom war zu verblüfft, um sofort zu reagie- ren. Diese vor Wut funkelnden grünen Augen hatten ihn gefangen genommen.
„ Fragen wir doch besser erst einmal, wer sie sind, Madame?“ entgegnete er so sanft es
ihm möglich war.
„ Ich heiße Shanna Hamilton,“ beantwortete sie seine Frage.„Und wer bitte sind Sie?“
„ Malcom Sinclair, Madame, aber hier und in einem großen Teil dieser Welt, nennen mich die Menschen Kapitän Black Falcon, seines Zeichens Pirat und Freibeuter der Meere. Zu ihren Diensten, Madame,“ erklärte er mit einer
ausschweifenden Handbewegung und ver- beugte sich galant.
Shanna schaute ihn erstaunt an. Er sah gar nicht aus, wie ein Pirat. Sie hatte sich immer einen hässlichen Kerl mit Narben im Gesicht und Augenklappe vorgestellt. Dieser hier war ein Bild von einem Mann. Pechschwarzes, gewelltes Haar, dass ihm über die Schultern fiel, stahlgraue Augen, eine gerade Nase und ein starkes Kinn. Man könnte ihn fast schön nennen und sie stellte sich diesen Mann in einem Abendanzug vor. Er würde in einem Ballsaal sicher alle Augen der anwesenden Damen auf sich ziehen, dessen war sie sich sicher.
„ Ich wollte mir ihre Prellungen anschauen,“ antwortete er in ihre Gedanken hinein.
„ Darf ich jetzt?“
Sie schaute skeptisch.
„ Jetzt stellt Euch nicht so damenhaft an, Madame. Schließlich habe ich Eure Reize schon genießen dürfen,“ gab er ihr keck zu bedenken und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
Shanna prustete nur einmal laut und ließ dann zu, dass er das Laken bis zur Hüfte zurückschlug. Sie kreuzte die Arme vor ihrer Brust und beobachtete ihn mit Argusaugen. Malcom nahm den Tiegel mit einer ungemein übelriechenden Paste und bestrich damit die dunklen Flecken an ihrer Schulter. Shanna zuckte bei jeder Berührung zusammen und gab kleine Zischlaute von sich. Er blickte ihr tief in die Augen, um zu sehen, ob es ihr gut
ging. Sie funkelte ihn aus diesen grünen Seen an und fragte steif:
„ Es scheint Euch großen Spaß zu bereiten, mich zu quälen!“
Diese Frau sah noch verführerischer aus, wenn sie wütend war, dachte er bei sich und quittierte ihre Aussage mit einem Grunzlaut, gefolgt von einem breiten Grinsen.
Shanna wurde noch wütender und konnte ihn nicht mehr anschauen. Sie blickte über seine Schulter hinweg zum Fenster. Ein gellender Schrei zeugte von ihrem puren Entsetzen. Sie klammerte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht nun Schutz suchend an ihn.
„ Was zum Teufel ist passiert“, brüllte er irritiert und folgte ihren angstvollen Blick.
Dann sah er die Schlange auf dem Balken unter dem Palmendach und musste laut lachen.
„Das ist nur George! Er hält mir die Hütte von Ratten und anderen Nagern frei. George, wie kannst du unseren Gast so erschrecken?“ rügte er in gespielt tadelndem Ton das Reptil. Shanna sah ihn nun überrascht an und noch bevor sie wusste, was geschah, spürte sie seinen Mund auf ihren Lippen.
Ein wundervolles, warmes Gefühl breitete sich in ihr aus und sie öffnete sich ihm, spielte mit seiner Zunge und hieß ihn sanft
willkommen. Mehr als diese Einladung brauchte er nicht. Malcom vergaß alles um sich herum, sah nur noch sie. Er küsste ihren
Hals bis hinunter zu den Brüsten, verweilte an den Knospen und neckte sie mit seiner Zunge, bis Shanna vor Wonne leise stöhnte. Sie vergrub ihre Hände in seinem Haar und streichelte seinen Nacken, bis sein Atem schneller ging. Schmerzen spürte sie nicht mehr, nur noch seine Hände, seine Lippen, sein Atem auf ihrer Haut.
Er streichelte ihre Hüften, küsste ihren Bauch, wanderte mit seinen Fingern an den Innenseiten ihren schlanken Schenkel ent- lang, bis sie den Rücken wölbte und sich ihm anbot. Ganz sanft berührte er ihre Lustperle und wurde mit einem rauhen kehligen Laut, tief aus ihrer Seele belohnt.
Sie wollte ihn, das spürte er und er hätte nichts lieber getan, als diesen Körper jetzt
endlos zu lieben, aber sie war verletzt und hatte noch etwas Schonung nötig. Liebevoll hielt er sie in seinen Armen, küsste ihre Lippen mit einer Mischung aus Verlangen und Zartheit und flüsterte an ihrem Mund:
„ Cherie, ich werde jetzt vernünftig sein und dich nicht lieben. Heute werden wir nur schlafen. Aber morgen Madame, werde ich dich lieben , bis der Sternenhimmel über uns explodiert, das verspreche ich dir.“
Fortsetzung folgt.....
Copyright-Hinweis: Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Nachdruck und Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der schriftlichen Zustimmung der Autorin 02.2012