Sonstiges
4/4/11

Wenn wieder einer dieser grauen Tage ist, wenn die Stadt in der sie lebt so grau und trostlos wirkt. Wenn die Menschen noch gehetzter und schlechtgelaunter durch die Straßen eilen, als sie es sowieso tun. Wenn wieder so einer dieser Tage ist, dann zieht sie sich diesen, eigentlich viel zu großen grauen Pullover mit der Kapuze an, ihre schwarze Jacke darüber und die Hose, die sie so bequem findet, dazu die Schuhe, die vielleicht einmal weiß gewesen sind. Eigentlich sind die nichts für graue Tage, doch in ihnen läuft es sich so schön, außerdem haben die Charakter, wie sie findet. Sie nimmt sich ihre geliebten großen Kopfhörer und den grünen Schirm, in den sie sich damals auf der ersten gemeinsamen Reise so verliebt hat.
Sie zieht die Tür ins Schloss, sie spannt den Schirm auf.
Und sie hört den Regen prasseln. Sie sieht am Ende ihrer Straße irgendeinen Mann eilen, aber der läuft bergauf. Sie beginnt zu laufen, langsam, gemächlich. Sie schlendert. In Richtung Stadt.
Die Stadt wird leer sein, das weiß sie und sie geht los, mit ihrem grünen Schirm und der Musik auf den Ohren.
Die Menschen hetzen schlechtgelaunt durch die Straßen. Griesgrämig ziehen sie die dunklen, teilweise schon abgeknickten Schirme tiefer nach unten und eilen in irgendeine Richtung, die sie nur erahnen kann.
Vielleicht deren zu Hause oder jedenfalls zu einem Ort, an dem sie sich zu Hause fühlen, vielleicht flüchten sie aber auch nur vor dem Regen, der diese kalte Nässe in die Luft treibt, die einen durch den Stoff hindurch, bis auf die Haut frösteln lässt. Sie läuft langsam, eigentlich auch ziellos. Einfach um zu laufen.
Dieses Lied, was sie in einer Endlosschleife durch ihre Kopfhörer laufen lässt. Dieses Lied. Es hat an diesen grauen Tagen einen ganz besonderen Zauber. Sie vergisst allen Stress, jede Hektik, die feuchte Kühle. Und sie lächelt. Vollkommen einig mit sich selbst. Ausbalanciert. Sie lächelt ganz zart, schon fast etwas sanft, vielleicht auch einfach so, wie man lächelt, wenn man für einen Moment innere Ruhe spürt, stilles Glück. Alles andere läuft mehr wie ein Film an ihr vorbei. Und sie ist Beobachter. Mitten drin. Sie stellt sich vor, wie das wohl aussehen mag, wenn man sie von oben betrachtet, mit dem grünen Schirm und den Schuhen, die vielleicht einmal weiß waren. Und sie löst diesen Moment und geht. Nach Hause, oder jedenfalls zu einem Ort, an dem sie sich zu Hause fühlt.