Humor & Satire
Mit Stinkfisch und Picasso! - StoryBattle 3

„Eberhard, deine Idee dass ich den Vogel spiele ist ja wieder mal zum niederknien! Gerade habe ich mir meinen Schwanz in der vergoldeten Türe eingeklemmt!“, kreischte ich ein paar Oktaven zu hoch, als hätte mir jemand eine Stricknadel in die Pobacken gerammt.

„Das kommt davon, wenn man sich mit fremden Federn schmückt, Schätzchen!“, brummte der schwitzende Affe.

Ich ruckelte an meinen farbigen Papageienschwanzfedern herum und zog sie mit einem hysterischen Seufzer aus dem Türscharnier.  Auf grellorangen Highheels und einem übergrossen Papageienkopf auf meinem Haupte, stöckelte ich dann meinem Gorilla durch den langen Korridor im 4-Sterne Hotel Pesaro Palace in Venedig hinterher.

„Und du bist dir sicher,“ schnaufte der Gorilla, „dass das Bild Die goldene Maske von Picasso in Angela Merkels Hotelzimmer steckt? Und dass die mit ihrem ganzen Gefolge noch gediegen am dinieren ist und wir ungestört ins Zimmer einbrechen können um dann mit dem Millionen Teil einfach so wieder raus zu schlendern, Schatz?“

„Klar Eberchen und überhaupt! Die Angie wird nach dem Dinner gleich als Pizza verkleidet an so einen Maskenball verschwinden! Ich hab meine Informanten! Bis dahin sind wir längst über alle Gewässer gepaddelt und haben uns bereits in eine verlassene Fischerhütte in Italien abgesetzt.“

Eberhard blieb auf haarigen Pranken vor der Zimmertüre 201 stehen und kratzte sich nachdenklich hinter dem linken, schwarzen Ohr. Ich stiess mit meinem gebogenen, gelben Schnabel gegen seine Rückenbehaarung und verfing mich darin.

„Buona sera Signora Merkel. Sie brauchen noch frische, come si dice… ehm, Handetücher?“ Ich schnappte durch meinen Schnabel nach Luft und starrte auf die kleine, runde Hotelangestellte in weissblau die zünftig nach Knoblauch roch. Mein Gorilla drehte sich ruhig und furchteinflössend um und sagte: „Nein!“

Die weissblaue Italienerin öffnete zuvorkommend die Türe mit ihrem Badge und verabschiedete sich mit einem höflichen Knicks.

„Also, auf zur Fischerhütte in irgendeinem Kaff in Italien!“

„Stinkreich, ja!“, blökte ich.

„Mit Stinkfisch und Picasso!“, raunte mir das haarige Monster zu.

Wir lachten hinter unseren Masken und ich kuschelte mich kurz an Eberhards Fell.

„Du fühlst dich heiss an, mein Gorilla, so richtig zum rein kraulen, so gross und stark. Es scheint, als hätte dich der Affe einen Kopf grösser gemacht!“

„Komm jetzt!“ Er schob mich über den Marmorboden in die Luxus Suite hinein.

„Angela?!“ Ertönte es zweistimmig aus Aff und Papagei, bevor die Prominenz in Netzstrümpfen und einem riesigen, runden Pizza Margherita Kostüm auf dem Bett sitzend zu kreischen begann. Ihre Hängewangen zitterten vor Schreck. Sie sah aus wie eine Bulldogen Lady nach einer Bier durchzechten Nacht.

„Psst Angie, ich bin es, dein Joachim, es ist alles guhuuut!“, sang mein Eberhard mit einer beruhigenden Stimme, die man sonst nur bei Säuglingen mit Dreimonatskoliken anwendete.

„Und was macht der Papagei da?“ Ihr hellbrauner Bob zitterte immer noch vor Empörung.

„Der Papagei ist vom Sicherheitsdienst und möchte dir empfehlen, den Picasso in den Hoteleigenen Tresor zu bringen. Heute beim Maskenball wird viel Volk hier erscheinen und die Sicherheit der Ehrengäste und ihr Hab und Gut haben grösste Priorität!“

Angie stand auf und wollte meinem Eberhard auf die schwulstigen Gorilla Lippen einen Kuss geben. Ich zwängte mich im letzten Moment mit meinem Schnabel dazwischen und schüttelte meine Federn bis die Merkel mächtig niesen musste.

„Kannst du mir bitte noch die Tomatenknöpfe in die Mozzarella Löcher stecken, Mausebär?“ Sie deutete auf ihren Rücken mit dem offenen Kostümkleid, dass sie wohl zwei Nummern zu klein gekauft hatte. Die Klospülung war zu hören.

„Was habt ihr hier drinnen zu suchen?“ Ein Bodyguard schnellte ins Zimmer mit offenem Hosenstall und einem riesigen Pfefferspray in der einen, eine Pistole in der anderen Hand.

„Oh mein Gott!“,  schnäbelte ich.

„Ach du Scheisse!“,  grummelte der Gorilla.

„Hugo mein Lieber, das ist doch bloss mein Mann und der Wachdienst!“, rief Angie schrill dazwischen.

„Wer ist dein Mann und wer der Wachdienst?“, posaunte der Hüne und ich unterdrückte in grösster Not einen hysterischen Lachanfall und einen Tangahöschen Pinkler.

„Joachim, freut mich!“ Die riesige Gorilla Tatze tätschelte Hugos angespanntes Schulterblatt.

„Jetzt oder nie!“,  schrie ich angriffslustig und rammte ihm mit einer Jackie Chan Drehung meinen grellorangen Absatz in die Eier. Jaulend brach der Pfefferspray Hüne zusammen. Angie schrie wie ein Ferkel am Spiess.

„Eberhard, klau das Bild!“, zischte ich dem Affen zu der aus dunklen, kleinen Augen auf das winselnde Etwas am Boden starrte und murmelte: „Der ist gleich tot, Mann!“
Ich wiederum drückte der in der Pizza feststeckenden Angie die Hände auf den Rücken und liess die Handschellen zuschnappen. Sie atmete Federn bevor ich sie mit meinen Netzstrümpfen knebelte und ihr als Andenken eine pinke Feder in den Bob steckte.

Der Gorilla sprühte dem Hugo die Augen pfeffrig, schnappte sich aus Angies Ankleidezimmer den Picasso und stürmte mit mir über den Hotelflur zum Hinterausgang runter zum Canale Grande. Auf Affenpranken und Highheels sprangen wir nach Atem ringend zu der Wasserbushaltestelle Ca' d'Oro neben dem Hotel und liessen uns ins nächst beste Wassertaxi fallen.

Es roch nach Salzwasser und stinkendem Fisch, während die goldene Maske auf dem Picasso im Mondschein glitzerte.

ConnyB.