Zu Hause angekommen ließ Lia Ihre Tasche achtlos auf den Boden knallen, die verschiedenen Schminkuntensilien kugelten jetzt vermutlich wild durcheinander, doch es war Ihr egal. Schwerfällig ließ sie sich auf das große rote Sofa fallen, ihr Kopf drehte sich und war voll von Dingen, die sie am liebsten weit von sich schieben wollte. Mit geschlossenen Augen tastet sie nach der Fernbedienung ihrer Stereoanlage. Nach einigen Versuchen gelingt es ihr, sie zu ertasten. Ohne die Augen zu öffnen findet sie den richtigen Knopf um die CD laufen zu lassen. Eine helle, voluminöse Stimme dringt aus den Lautsprechern zu ihr herüber und füllt ihren Kopf mit Musik. Jetzt kann sie entspannen, alles vergessen. Ihr Atem ist ruhig und ihr Herz pocht gleichmäßig gegen ihren Brustkorb. Die Musik ist angenehm laut, gerade so das Denken in dieser Laustärke nicht möglich ist, aber die Nachbarn keinen Grund haben sich zu beschweren. An Ihrem inneren Auge zieht Leere vorbei, klare blaue Himmel, wolkenlos. Eine Wiese, die Sonne geht soeben auf, die warmen Sonnenstrahlen ruhen auf ihrer Haut und angenehm schwer war Ihr Körper. Sie wollte sich nicht rühren, sie konnte es auch nicht sie fühlte sich schwerelos, nahezu wie Blei. Doch als Sie die Augen öffnet, ist es früher Abend und Lia fürchtet, Ihren Biorhythmus nun völlig aus dem Gleichgewicht gebracht zu haben. Sie ist hellwach von dem soeben gehaltenen Schläfchen und tapst noch etwas müde in die Küche. Der Gedanke an Ihr Erwachen heute Morgen schien ihr seltsam fremd, als würde sie sich an eine Geschichte erinnern die ihr mal jemand erzählt hatte. Ja. Es fühle sich so an, als wäre dies gar nicht Ihre Erinnerung. Sie nimmt eine halbe Schlaftablette und läuft taumelnd in ihr Bett. Die weichen Kissen wirken Wunder auf ihr Gemüt, sie schließt die Augen und gleitet sanft hinüber ins Reich der Träume.