Eifersucht - Kapitel 6
Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken und mit schlotternden Knien schlich sie weiter.
"Ahm, du...! Ich bring erst schnell meine Schultasche nach Hause. Damit ich dann nachher nicht so viel schleppen muss. Du kannst ja schon mal vorgehen. Ich komme dann in Fünfzehn bis Zwanzig Minuten, okay?".
Eva blickte ihre Freundin fassungslos an:"Was? Du kannst mich doch jetzt nicht alleine lassen! Ich habe totale Angst. Was ist, wenn etwas passiert?"
"Ich bitte dich Eva! Wie alt bist du? Du wirst doch wohl Zehn Minuten alleine im dunklen nach Hause gehen können?", lachte Sandra.
Eva hingegen fand das gar nicht witzig, aber dachte dann doch:"Stimmt eigentlich. Ich bin doch keine Sieben mehr! Ich werde doch wohl alleine Heim gehen können!".
Sie versuchte ein gekünsteltes Lächeln und sagte in einer sehr leisen Tonart:"Na gut, dann geh! Aber beeil dich bitte".
Sandra lächelte noch einmal, drehte sich schwungvoll um und bog nach rechts in den schmalen Kiesweg ein und kurz darauf war sie in der Dunkelheit verschwunden.
Eva atmetet ein paar Mal durch und ging nach links in den Parkweg.
Es war mucksmäuschenstill. Nichts war zu hören! Weder ein paar Vögel oder andere Kleintiere, noch irgendwelche Menschen oder Jugendliche die sich eigentlich immer hier herumtreiben. Zur jeden Tageszeit. Aber ausgerechnet heute wo sie hier ging, und auch noch alleine, war keine Menschenseele zu sehen.
Die unheimliche Stille machte sie fast verrückt, sie hörte nur ihr eigenes Herz klopfen und ihr schnelles Atmen.
Sie spürte den kalten Angstschweiß auf der Stirn. Sie hatte das dumpfe Gefühl beobachtet zu werden.
War da nicht ein Geräusch?
Oder hab ich mir das nur eingebildet?
Eva war sich nicht ganz sicher. Mutig und entschlossen drehte sie sich blitzschnell um.
Aber es war niemand zu sehen. Erleichtert stieß sie ein Haufen Luft aus und ging mit schnellen Schritten den düsteren, unheimlichen Weg entlang.
Doch Evas Angst wurde immer größer und größer und die Schritte schneller und schneller, bis sie schließlich anfing zu rennen.
Ein paar Mal stolperte sie über ihre eigenen Füße oder über Wurzeln und Steine. Sie rannte und rannte, bis sie auf einmal ein leises knistern in den Büschen etwa Zehn Meter hinter ihr auf der linken Seite zusammenzucken ließ.
Panisch drehte sie sich wieder um:"Wer ist da?", fragte sie angsterfüllt aber zugleich auch wütend.
Doch es kam keine Antwort:"Wer ist da?", wiederholte sie nun etwas lauter und zorniger.
Aber auch dieses Mal erhielt sie keine Antwort. Ganz vorsichtig und von Angst getrieben, näherte Eva sich den Büschen, wo dieses merkwürde knistern herkam.
Licht zögernd griff sie in das Gestrüpp und wühlte wie eine Verrückte und doch vorsichtig mit beiden Händen darin rum.
Puh, ein Glück ist da nichts!, dachte Eva erleichtert und setzte ihren Heimweg fort.
"Jetzt reiß dich doch mal ein bisschen zusammen Eva! Da ist doch nichts!", schimpfte sie sich selbst. Und den letzten Teil ihres Satzes wiederholte sie immer wieder, um endlich runter zu kommen und um diese entsetzliche Angst zu verdrängen.
"Ganz ruhig, ganz ruhig, ganz ruhig!", leierte sie auf und ab.
Aber da!
Schon wieder!
Dieses Geräusch!
Aber dieses Mal schien es nicht nur das Rascheln zu sein, sondern noch etwas Anderes.
Aber was war das bloß?
Es hörte sich an, wie als würde irgendjemand etwas sagen, aber so undeutlich und leise, dass man sie kaum verstehen konnte.
Aber es schien ihr doch zu gelingen einige dieser Worte aufzuschnappen.
"Ich werde dich umbringen Eva!"
"Ich werde dich täten".
"Glaubst du wirklich, du könntest mir entkommen?"
Ein hellmisches Kichern beendete den Satz, und dann war es wieder ruhig.
Viel zu ruhig.
Ängstlich und mit Tränen in den Augenwinkeln drahte sie sich nochmals um und erstarrte.
Sie traute ihren Augen nicht. Hinter dem kleinen Holunderstrauch erhob sich in der Dunkelheit eine Gestalt und nun erkannte Eva auch wer da hinter dem Strauch stand.
Es war Vanessa!
Die sie mit einem seltsam fiesen Grinsen ansah, und ihre rechte Hand an ihrer Hosentasche hielt. Eva erkannte etwas silbriges dass im hellen Mondschein glänzte.
Es sah aus wie ein Messer!