Humor & Satire
Der Jackpot - Rasantes Kopfkino

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"Der Jackpot - Rasantes Kopfkino"
Veröffentlicht am 18. Dezember 2011, 12 Seiten
Kategorie Humor & Satire
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Der Jackpot - Rasantes Kopfkino

Der Jackpot - Rasantes Kopfkino

Beschreibung

Mein Freund Meier meinte neulich zu mir, dass er es völlig bescheuert fände, wenn ich jede Woche Geld zum Lottospielen opfere! "Das bringt doch eh nix!"

 

Genau so ist es. Da hat Meier völlig recht.

Es ist doch ziemlich irrational zu glauben, dieser eine zu sein, der von 140 Millionen möglichen Varianten ausgerechnet diejenige angekreuzt hat, die diesen Samstag 11 Millionen gewinnen könnte!
Oder wie neulich 34 Millionen! Wahnsinn!

Aber es geschieht immer wieder!
Angeblich ist die Chance größer, von einem Blitz getroffen zu werden, als 6 Richtige zu haben!

Ja, sage einmal, wie viele Leute werden denn da im Jahr vom Blitz erschlagen?

Es gibt immerhin statistisch gesehen jedes Jahr 100 Gewinner mit über
1 Million!


 

Aber wir erfahren die Blitztodesrate sowieso nicht mehr, weil diese Nachricht genauso banal ist wie ein überfahrener Igel auf dem Nachhauseweg! 

1 Million! Jedes Jahr hundert Glückliche! Das ist eine Schlagzeile!

Und dann gibt es auch noch diese Torschützenkönige, die mal so richtig treffen:
34 Millionen! Jackpot!
Mensch Meier!

Da lohnt es sich doch, mal ein wenig Geld auszugeben für so einen kleinen Tipp! 

„Wenn Du die Kohle noch alle hättest! Mit dem Geld könnten wir beide auf der MS Deutschland der Inka Bause mal so richtig die Gymnastik beibringen!“


 

Klar Mensch! Fast 40 Jahre Tippen, unglaubliche Summen tun sich da auf!

Aber mal ehrlich, würde ich so gnadenlos, wie ich jetzt das Geld zur Annahmestelle trage, würde ich es auch auf die Bank bringen?
Ich glaube, die Frage kann sich die geneigte Leserschaft selbst beantworten. Da kriegen wir doch gar nichts für! Wissen wir doch, oder?

Also, ich gebe jetzt seit ungefähr 20 Jahren jede Woche 12 Euro aus. Das sind doch schon mal: 12480!

Na gut, rechne ich das davor noch mit, könnte es wohl für 2 Personen reichen, aber nicht mit Meier, mit Verlaub gesagt!
Lieber mit Frau Meier!

Es ist tatsächlich eine Crux bei mir.
Ich tippe seit ewigen Zeiten die Geburtsdaten meiner Eltern:
14.3.31 und 19.1.36.
Da kann ich ja jetzt nicht mehr mit aufhören!


 

Wenn ich jetzt sage:
Stop, Schluss mit dem sinnlosen Geldausgeben, dann kommen nämlich nächste Woche meine Zahlen und was kommt dann?

Strick, Kugel oder im harmlosesten Falle nur ein Anruf von meinem wachsamen Freund Meier, der natürlich meine Zahlen kennt:
„Hey, hast du schon gesehen? Deine Zahlen sind gekommen!“
Pause. Erklärung, das man ja aufgehört hat.
„Was? Seit wann hörst du denn auf mich? Bist du total bescheuert? Das muss ich erst mal Müller, Meier, Schulze erzählen, haha!“ 

Na ja, dann weiß ich wenigstens, wer bei mir vor der Türe steht, sollte ich wirklich mal gewinnen! 


 

Und meine Mutter würde auch anrufen, weil sie nämlich dieselben Zahlen tippt wie ich. Alte Familientradition. Geteiltes Glück ist doppelte Freude!

So oder so ähnlich hat das schon Albert Schweitzer mit der Liebe gehalten:
Die Liebe ist das Einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt!
Und was würde ich meine Mutter lieben, wenn ich nicht mehr getippt hätte!

Aber stattdessen täte sie mich anrufen und die Frage stellen, auf die ich am Samstagabend seit Jahrzehnten warte:
„Welche Superzahl hast Du denn?“
Denn durch diese siebte Zahl würde die Summe unseres Gewinnes vielleicht unterschiedlich ausfallen, sehr unterschiedlich!

Sozusagen aus dem Meinigen einen 3D-Gewinn machen!

 

Denn ich schaue mir natürlich nicht die Ziehung an. Sie tut das aber.
Und deshalb würde sie mich anrufen.
Bisher hatten wir samstagabends eher weniger Kontakt in den letzten Jahren...!

So, nun sehen sie mal raus! Ja, Sie, verehrter Leser!

Jetzt mal kurz Augen weg vom Monitor, das Loch da in der Wand ist ein Fenster!
Da draußen ist das reale Leben! Und was sehen Sie dort?
Okay, nicht jeder hat den Ausblick wie ich, aber ich sehe einen anderen Wohnblock.

Da wohnen geschätzte 100 andere Menschen drin. Jetzt stellen Sie sich mal vor: Die tippen auch alle!
Würden Sie sich zutrauen, ausgerechnet derjenige davon zu sein, der Samstag gewinnt?

 

Die 12 Euro, die Sie ausgeben sind doch eigentlich in den Gulli geworfen, oder?

Oder gehen Sie in ein volles Stadion! Alle 60 000 haben getippt! Und Sie sind der Gewinner?
Nicht wirklich, oder?

Sie nehmen doch noch nicht einmal an einem Tippspiel im Fernsehen oder einem Preissauschreiben in der Zeitung teil, weil Sie sich sagen:
Die Wahrscheinlichkeit, dass ich den Plasmafernseher oder die Kreuzfahrt gewinne, ist doch so gering!
Da rufen doch so viele an!
Genau!

Bei 34 Millionen Gewinn und einer Wahrscheinlichkeit von 1:140 Millionen machen Millionen mit! Das können wir uns nämlich nicht mehr vorstellen. Genauso wenig wie die Milliardenverluste der Finanzkrise,  nur so nebenbei.

 

 

Und darum machen wir auch mit.

Also, Meier hat eigentlich recht, machen wir uns nichts vor.
Aber ich sage dem Meier und allen, die es nicht wissen wollen:
Mein Gewinn ist ein ganz anderer!
Und der ist mein größter Schatz!
Woche für Woche, mittwochs und samstags! 

Denn ich tippe immer diese Geburtsdaten. Und irgendwie kriege ich im Laufe des Wochenendes auch die Ziehung mit. Und erfahre natürlich immer relativ schnell, dass es wieder Essig war!
Oder mal ein Dreier, einmal erst ein Vierer!
Genau wie in der Sexualität Dinge, die man nie vergisst!

 

 

Aber ich tippe auch immer noch einen Quicktipp mit zwei Reihen und überlasse es dem Computer, diese Zahlen zu bestimmen.
Und die gucke ich mir nie an.
Ich gehe immer dienstags zur Annahmestelle.
Einmal die Woche.
Somit habe bis zu zum nächsten Dienstag, 7 ganze Tage lang, einen unheimlich gewaltigen Film im Kopf, der alle Oskarverdächtigen Filme in den Schatten stellt!
Ich träume davon, dass die Zahlen auf diesem Schein sind! Die Zahlen, die mein Glück verdoppeln könnten Denken Sie an Albert Schweitzer!

Liebe lassen wir mal außen vor.
Kann-man-nicht-kaufen-Geschwafel auch!

Ich bin zudem ein sehr rühriger Kinogänger.
Jede Woche gehe ich für ca. 9 Euro ins Kino!
Das sind in zwanzig Jahren auch 9260 Euro!
Für jeweils ca. 1.1/2 Stunden! 


 

Für also 3120 Euro mehr träume ich aber das Vielfache an Stunden von einem Leben, dass James Bond sich nicht erfüllen könnte und in dem Hugh Grant vielleicht als Laiendarsteller vorkommt!
Mal sehen, Penelope Cruz würde ich schon größer besetzen und Angelina…!
Au Mann! Tja, Leute, mein Film ist unglaublich für 12 Euro die Woche! 

Und Meier? Der zahlt schon alleine an GEZ und Kabelgebühr mehr fürs Traumschiff als ich! 

In diesem Sinne 
Uwe Modest

© „Loses Mundwerk" Uwe Modest 2010

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Uvello

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