Biografien & Erinnerungen
Weggabelungen

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"Weggabelungen"
Veröffentlicht am 23. Dezember 2011, 10 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Weggabelungen

Weggabelungen

Beschreibung

Die Summe unseres Lebens ist ein Mix aus "Wäre" und "Ist".

 

Weggabelungen

 

„Ich weiß jetzt, dass es Weggabelungen gibt:

Auf der einen steht „Ist“ und auf der anderen „Wäre“!

Ich hoffe, dass ich mich in meinem Leben nicht allzu häufig dahin zurückträumen muss.“

Das ist eine Zeile aus einem Fernsehfilm. Ich erinnere mich nicht einmal mehr an den Titel, aber sie hat mich dennoch sehr berührt und seitdem begleitet sie mich unauffällig.

Denn ich entschied mich häufig für „Wäre“ , heut weiß ich, dass ich öfters besser „Ist“ hätte nehmen sollen Obwohl es natürlich dann auch viele positive Momente und meine jetzigen lieben Kinder und Partner nicht gegeben hätte.

 

 

Aber sicherlich hätte ich andere, aber „wäre“ das besser?

Und die negativen Erfahrungen und Auswirkungen auf mein Leben? Wäre das „Ist“ es wert gewesen, sie nicht machen zu müssen oder ist die Gegenwart nur eine Summe aus Ist und Wäre? Wahrscheinlich. Denn fährt der Zug erst mal los, dann hält er auch manchmal nicht mal mehr in Wolfsburg.

Ich habe solche Weggabelungen immer als Weichen bezeichnet. Abzweigungen auf dem Lebensweg, die plötzlich auftauchen, manchmal angekündigt werden und ab und an schon im Voraus als langweilig erscheinen. Tatsächlich bilde ich mir ein, sie zu erkennen und heute weiß ich, dass ich manchmal zu forsch war, zu abenteuerlustig oder – zu unerfahren?


Es sind die plötzlichen, die unser Leben verändern und alles auf den Kopf stellen. Begegnungen mit anderen Menschen, Liebe die einen plötzlich überfällt, sei es auf den ersten Blick oder einfach nur schwanzorientiert, Un- oder gar Todesfälle naher Freunde, Verwandter oder Bekannter, eigene schwere Krankheitsbilder. Beinbrüche oder nur Verstauchungen. Ein kleiner Fahrradsturz kann ein ganzes Leben verändern. Und etwas nicht zu tun vielleicht noch viel mehr.

Oder es sind die, an denen wir unseren Zug anhalten, wo wir mit rauchender Lokomotive davor stehen, das regelmäßige Fauchen des Kessels hören und nicht wissen:

Rechts oder links oder weiter geradeaus?

Geradeaus meinen wir zu kennen, den Weg haben wir in unseren Plänen schon ausbaldowert. Rechts lockt vielleicht das Weib oder der Mann mit dem süßen Apfel und wir können sehen, dass es da wieder eine Weiche zurück auf unsere Hauptstrecke gibt.

Links scheint eine andere lange Strecke zu sein mit einer unüberschaubaren Kurve hinter einem Wäldchen. DAS sieht aber sehr romantisch aus, DA könnten wir ja mal entlangfahren…!

Schon passiert´s:  Denn unser Zug hat gar keinen Rückwärtsgang! 

Bei der nächsten Weiche wissen wir das jetzt. Und da stehen wir wieder, fauchend und voll unter Dampf, es geht diesmal nur nach links oder weiter geradeaus. Die Schienen links scheinen neu zu sein, gut poliert, ebenmäßig angelegt und führen fast parallel neben unserer alten, aber vertrauten Strecke her!

Tolle Sache eigentlich!

Unsere Lok ist noch gut befeuert, also fahren wir mal weiter auf der neuen, unbekannten, aber gutgeölten Strecke!

Da erscheint plötzlich ein Bahnhof! Ups, es steigen Leute zu. Reisende mit viel Gepäck. Freunde und Arbeitskollegen und dann auch Frauen und Kinder! Die Reise geht weiter und es wird Zeit, dass mal wieder eine Versorgungsstelle kommt. Wir brauchen Wasser und Kohlen! Mühselig geht’s jetzt bergauf, aber es geht noch!

 

Und oh Graus: Die Biegung haben wir aus der Ferne gar nicht so richtig sehen können und sie verlässt die nahe Hauptstrecke und führt uns nun - wohin? 

Schnauf, schnauf, zisch! 

Eine Weiche! Sie führt nach rechts, den Berg hinunter!

Ohja, noch nehmen wir sie gerne ohne lange anzuhalten! Wir brauchen etwas Erleichterung.

Aber verflixt, wir werden ganz schön schnell plötzlich, es wird wackelig und voller Huppel, dabei verlieren wir unsere wertvolle Fracht, Frauen und Kinder zuerst und Versorgung gibst auch keine, aber, nun ja, es geht ja in voller Fahrt nach unten! 
Viel zu schnell! Halt! Anhalten! Mist, jetzt verlieren wir auch noch die Freunde und Arbeitskollegen und andere notwendige Stabilisatoren!

 

Da steht ein Schaffner am Rand! Was will der denn?

Er hebt warnend ein Stoppschild!
Oh nein! Bremsen versagen, Räder kreischen, die letzten Passagiere springen ab, wir selbst können es nicht, denn wir SIND die Lok! 

Da! Ein Abgrund! Au Mann! Eine morsche Brücke über einer tiefen Schlucht! Halten die rostigen Schienen?
Cassandras Crossing, ein alter Film mit Zugunglück auf einstürzender Brücke, läuft am inneren Auge vorbei! Da sehen wir schon das andere Ufer, den rettenden Schienenweg!

Da steht ein Mensch! Sieht nett aus! Er winkt! 

Halten die Schienen, hält diese letzte Brücke, verdammt noch mal? 

 

                                                             *****

 

Wer bei so einer Geschichte an sein Leben denkt, der hätte mal lieber keine Weiche genommen! 

Gerade lese ich im Live-Ticker: Zug auf gerader Strecke entgleist! Lokführer tot! 

Also, was denn nun? 

Trotzdem einen Guten Tag
Uvello der Reisende

© „Loses Mundwerk“ Uwe Modest 2010

 

 

Aber sicherlich hätte ich andere, aber „wäre“ das besser?

Und die negativen Erfahrungen und Auswirkungen auf mein Leben? Wäre das „Ist“ es wert gewesen, sie nicht machen zu müssen oder ist die Gegenwart nur eine Summe aus Ist und Wäre? Wahrscheinlich. Denn fährt der Zug erst mal los, dann hält er auch manchmal nicht mal mehr in Wolfsburg.

Ich habe solche Weggabelungen immer als Weichen bezeichnet. Abzweigungen auf dem Lebensweg, die plötzlich auftauchen, manchmal angekündigt werden und ab und an schon im Voraus als langweilig erscheinen.

Tatsächlich bilde ich mir ein, sie zu erkennen und heute weiß ich, dass ich manchmal zu forsch war, zu abenteuerlustig oder – zu unerfahren?



 

Es sind die plötzlichen, die unser Leben verändern und alles auf den Kopf stellen. Begegnungen mit anderen Menschen, Liebe die einen plötzlich überfällt, sei es auf den ersten Blick oder einfach nur schwanzorientiert, Un- oder gar Todesfälle naher Freunde, Verwandter oder Bekannter, eigene schwere Krankheitsbilder. Beinbrüche oder nur Verstauchungen. Ein kleiner Fahrradsturz kann ein ganzes Leben verändern. Und etwas nicht zu tun vielleicht noch viel mehr.

Oder es sind die, an denen wir unseren Zug anhalten, wo wir mit rauchender Lokomotive davor stehen, das regelmäßige Fauchen des Kessels hören und nicht wissen:

Rechts oder links oder weiter geradeaus?

 



Geradeaus meinen wir zu kennen, den Weg haben wir in unseren Plänen schon ausbaldowert. Rechts lockt vielleicht das Weib oder der Mann mit dem süßen Apfel und wir können sehen, dass es da wieder eine Weiche zurück auf unsere Hauptstrecke gibt.

Links scheint eine andere lange Strecke zu sein mit einer unüberschaubaren Kurve hinter einem Wäldchen. DAS sieht aber sehr romantisch aus, DA könnten wir ja mal entlangfahren…!

Schon passiert´s:  Denn unser Zug hat gar keinen Rückwärtsgang! 

Bei der nächsten Weiche wissen wir das jetzt. Und da stehen wir wieder, fauchend und voll unter Dampf, es geht diesmal nur nach links oder weiter geradeaus. Die Schienen links 

 

scheinen neu zu sein, gut poliert, ebenmäßig angelegt und führen fast parallel neben unserer alten, aber vertrauten Strecke her!

Tolle Sache eigentlich!

Unsere Lok ist noch gut befeuert, also fahren wir mal weiter auf der neuen, unbekannten, aber gutgeölten Strecke!

Da erscheint plötzlich ein Bahnhof! Ups, es steigen Leute zu. Reisende mit viel Gepäck. Freunde und Arbeitskollegen und dann auch Frauen und Kinder! Die Reise geht weiter und es wird Zeit, dass mal wieder eine Versorgungsstelle kommt. Wir brauchen Wasser und Kohlen! Mühselig geht’s jetzt bergauf, aber es geht noch!

 

 

Und oh Graus: Die Biegung haben wir aus der Ferne gar nicht so richtig sehen können und sie verlässt die nahe Hauptstrecke und führt uns nun - wohin? 

Schnauf, schnauf, zisch! 

Eine Weiche! Sie führt nach rechts, den Berg hinunter!

Ohja, noch nehmen wir sie gerne ohne lange anzuhalten! Wir brauchen etwas Erleichterung.

Aber verflixt, wir werden ganz schön schnell plötzlich, es wird wackelig und voller Huppel, dabei verlieren wir unsere wertvolle Fracht, Frauen und Kinder zuerst und Versorgung gibst auch keine, aber, nun ja, es geht ja in voller Fahrt nach unten! 
Viel zu schnell! Halt! Anhalten! Mist, jetzt verlieren wir auch noch die Freunde und Arbeitskollegen und andere notwendige Stabilisatoren!

 

Da steht ein Schaffner am Rand! Was will der denn?

Er hebt warnend ein Stoppschild!
Oh nein! Bremsen versagen, Räder kreischen, die letzten Passagiere springen ab, wir selbst können es nicht, denn wir SIND die Lok! 

Da! Ein Abgrund! Au Mann! Eine morsche Brücke über einer tiefen Schlucht! Halten die rostigen Schienen?
Cassandras Crossing, ein alter Film mit Zugunglück auf einstürzender Brücke, läuft am inneren Auge vorbei! Da sehen wir schon das andere Ufer, den rettenden Schienenweg!

Da steht ein Mensch! Sieht nett aus! Er winkt! 

Halten die Schienen, hält diese letzte Brücke, verdammt noch mal?                                                    

 

 

 

 

Wer bei so einer Geschichte an sein Leben denkt, der hätte mal lieber keine Weiche genommen! 

Gerade lese ich im Live-Ticker: Zug auf gerader Strecke entgleist! Lokführer tot! 

Also, was denn nun? 

Trotzdem einen Guten Tag
Uvello der Reisende

© „Loses Mundwerk“ Uwe Modest 2010

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Uvello Re: Gern gelesen! - Danke für das liebe Kompliment und Dir auch eine schöne Weihnachtszeit![
Liebe Grüße
Uwe


quote=GerLINDE am 23.12.2011 - 12:52 Uhr) Hallo Uvello,

jetzt habe ich mir doch noch, ganz unvorhergesehen, die Zeit genommen, um Dein Buch durchzulesen. Es ist schön zu lesen und wirkt auch interessant mit den Weichenstellungen....Wegbiegungen.....Du bekommst daher 5 Weihnachts-Sterne von mir.

Ein frohes und gesundes Weihnachtsfest!

Liebe Grüße
GerLinde


Vor langer Zeit - Antworten
GerLINDE Gern gelesen! - Hallo Uvello,

jetzt habe ich mir doch noch, ganz unvorhergesehen, die Zeit genommen, um Dein Buch durchzulesen. Es ist schön zu lesen und wirkt auch interessant mit den Weichenstellungen....Wegbiegungen.....Du bekommst daher 5 Weihnachts-Sterne von mir.

Ein frohes und gesundes Weihnachtsfest!

Liebe Grüße
GerLinde

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