Beschreibung
Ich weiß nicht ob Du ihm schon begegnet bist.
Das Biest
Du fragst, ob ich der Bestie begegenet bin?
Ja, das bin ich. Die Bestie war Liebreiz in Person. Sie glänzte mit Wissen, mit Verständnis, mit Charme und Schönheit. Ihre Worte waren süß wie Honig. Sie spielte mit meinen Gefühlen so meisterhaft, wie ein Virtuose sein Musikinstrument. Sie hatte mich durchschaut und wusste genau, wie ich funktioniere. Die Bestie hatte mein vollstes Vertrauen. Mein Leben hätte ich ihr anvertraut. Denn sie hatte etwas geschafft, das bisher noch niemandem gelang. Diese Bestie löschte alle meine Programme, die mich beengten, mich unfrei sein ließen. Sie blas mich auf wie ein Luftballon. Aus dem kleinen Etwas war ein aufgeblähtes großes Ding geworden. All dies passierte auf sonderbar mystische, geheimnisvolle Weise. Ich war von der Bestie und ihrem Tun dermaßen fasziniert, dass ich mit keinem Auge bemerkte dass die große Freiheit in Wahrheit ein goldener Käfig war. Und ich befand mich darin, war gefangen und fühlte mich grenzenlos frei. Selbst wenn ich damals diese Gefangenschaft bemerkt hätte wäre ich liebend gerne dort geblieben. Ich war ein Vogel der fliegen konnte, es jedoch nicht tat. Nichts konnte schöner sein als den Zauber des Biestes zu erleben und ihm zu erliegen. Was ist schon unendliche Freiheit dagegen? Mein einziger Wunsch war bei ihr zu sein. Bei ihr meiner Erlöserin und all meine Hingabe gebürte nur ihr. Ihr Wort war Gesetz. Ihr Wort war mein Wort.
Mein altes Ego war zwar getötet worden, doch zeitgleich wurde ein Neues geboren. Dieses Neugeborene war das Kind der Bestie. So wie der Kuckuck sein Ei in fremde Nester legt und die Pflegeeltern nicht bemerken, dass dieser Nimmersatt nicht ihr Kind ist, so lebte das Ego der Bestie in mir. Und sie hatte ein waches Auge auf Ihren Zögling. Abweichungen wurden mit Liebesentzug oder mit Nichtbeachtung des Nachwuchses korrigiert.
Ich glaubte mich glücklich, doch eine und nach fühlbare Schwere trat an Stelle der Leichtigkeit, die Höhenflüge ermöglicht hatte. Niemals hätte ich diese Veränderung zur damaligen Zeit mit der Bestie in Verbindung gebracht. Sie war mein Gott, sie war meine Liebe, sie war mein Alles.
Schuldige waren überall zu finden, doch sie war für mich ohne Fehl und Tadel. War sie es doch, die mich befreit hatte. War sie es doch durch die ich eine Liebe fühlte die mir bis dahin unbekannt war.
Welch grasser Fehler war es doch die eigene Liebe einer anderen Person zuzuschreiben. Doch es brauchte Zeit um diese Erkenntnis reifen zu lassen. Ge- und verblendet, wie ich damals war, war es mir einfach unmöglich dies zu sehen. Das Erwachen aus diesem Traum war die aufkeimende Erkenntnis, dass die Bestie mit Perfektion die Unwahrheit als Wahrheit verkauft. Der Kampf begann ohne dass ich mich entschlossen hatte zu kämpfen. Es geschah einfach.
Mein Ego, das Besondere, die Ausnahme, das, dem man bedingungslos vertrauen konnte, das alles gab für die Bestie wurde schwer verletzt, als es erkannte, dass es weitere goldene Käfige gab, die die Bestie geschickt vor ihm verborgen hatte. Es geschah durch Zufall, als die Bestie selbst zum Spielball einer noch Mächtigeren wurde. Die Bestie war deshalb so durch den Wind, dass die Unwahrheit selbst bei größter Selbsttäuschung und häufigem Wegsehen unmöglich übershen werden konnte.
Mein Ego wurde mitten ins Herz getroffen. Es schrie, es war verzweifelt, wütend, hoffnungsvoll, schmerzerfüllt. Meine Liebe, mein Gott, mein Heiler, mein Leben, es lies sich nicht mehr blicken. In den seltenen Augenblicken, wo sie es doch tat, war sie nicht anwesend. Der Focus der Bestie war auf eine andere Beute gerichtet. Der goldene Käfig stand bereit.
So wurde mein Ego schwächer und schwächer. Zurück konnte ich nicht mehr, mein altes Ego war zerstört. Das Kuckucksego lag im sterben.
Das erste Mal schimmerte eine Ahnung durch den Geistesnebel, dass all dies eine Geschichte ist, in die ich mich verirrt hatte. Ein Bestseller, der mich mit Haut und Haar gefangen nahm.
Es folgte eine Zeit der man die Überschrift "gemixt und geschüttelt" geben könnte. Unklarheit, Desillusionierung, kurze Aussichten auf Wahrheit und Trauer über den Verlust der Illusion. Ich konnte mich selbst nicht mehr belügen, doch es dauerte Jahre, bis die letzten Ausscheidungen und Federn des Kuckucks aus meinem Nest entfernt waren.
Der Bestie begegnete ich noch einige Male, nicht dass ich sie gesehen hätte, hören konnte ich sie. Wir kommunizierten auf Distanz und mein altes Trugbild war nun nur noch eine armseelige, täuschende Maske gegenüber der Wahrheit, die ich nun erkennen und ganz langsam auch annehmen konnte. Die Bestie testete mit vielen raffinierten Tricks, ob da evtl doch noch eine Bereitschaft zu erkennen sei, mich erneut unter ihre Führung zu stellen. Doch da war NICHTS, das dem Folge leisten wollte oder konnte. NICHTS.
Heute sehe ich mich als befreites Wesen, als Mensch, der sehr wohl noch nach bestimmten Programmen funktioniert, doch diese Programme sind keine Unbekannten und ich verwechsele diese nicht mehr mit mir selbst. Mein Leben ist sehr einfach geworden. Ich tue, was getan werden soll. Ich hoffe auch nichts und freue mich über alles. Naja, Ausnahmen bestätigen die Regel. Wer sich einmal der Bestie mit Demut und völliger Hingabe unterworfen hat und den Unsinn und die Belanglosigkeit dieses Aktes klar erkannte, der lebt zwar nicht ohne Leid und Schmerz, doch verwechselt niemals mehr Leid und Schmerz mit sich selbst. Seine Hingabe ist dann eine andere geworden. Es ist die Hingabe an das eigene Selbst. Der Verlust ist vielfältig. Der Gewinn einmalig.
Als Verlust kann verzeichnet werden, alle konditionierten Gefühle, wie Trauer, Mitleid, Hoffnung, Wünsche, Geilheit. Das sind nur ein paar Beispiele. Der einmalige Gewinn ist die uneingeschränkte Sicht auf das was ist. Das ist nur möglich durch die Befreiung von Geschichten, Glaubensmustern, Anschauungen, Moral. Die Fäden die mich gesteuert haben wie eine Marionette sind durchtrennt. Das was mich steuert ist mein Selbst.Jeder Versuch mich zu manipulieren wird erkannt, was ich jedoch nicht immer zeige. Manchmal tue ich so, als ob ich es nicht bemerke, doch das ist dann einfach so.
Wer dieser Bestie begegnet ist, der hat keine Wünsche mehr an das Leben. Er ist das Leben selbst und sieht den Spielchen der Menschen gelassen zu, einschließlich der eigenen Spielereien.
Versprechen werden als Versprecher erkannt. Ängste werden als die Diener derer gesehen, die davon profitieren. Es gibt nichts zu erreichen. Nie ist etwas falsch, auch nicht das Denken, dass es Falsches gäbe. Das Leben ist einfach das Leben und ihm fehlt rein gar nichts.
Formen entstehen und vergehen. Doch niemals verliert das Leben das Leben.
Es gibt nur Leben und das mit oder ohne mich.
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Wenn Du bereits Deiner Bestie begegnet bist, dann freue ich mich darüber. Du hast es hinter dir. Die Welt ist zwar nicht Deine Welt, aber das Leben ist dein Leben. Allen anderen, die gerade diese Begegnung erleben oder bereits im goldenen Käfig stecken, beglückwünsche ich zu allem was sie durchleben und erleben werden. Denn der Kampf der unweigerlich stattfinden wird hat mit dir rein gar nichts zu tun. Es ist der Kampf der Bestien.
Aber du bist das Leben selbst.
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Die Sorge des Biestes
Das Biest meldete sich heute bei mir. Es war betroffen und sorgte sich um mich. Meinte, dass ich wohl in einer Betroffenheit gefangen wäre.
Diese Betroffenheit würde meine Objektivität beeinträchtigen. Auch fühlte es sich unverstanden von mir, hätte ich doch das Ausmaß seines Wirkens nicht gänzlich erkannt. Weiter führte es aus, dass die Begegnung mit ihm als Gnade zu sehen wäre. Als ein Segen, dessen ich mich offensichtlich als unwürdig erwiesen hätte. Es wäre ein große Enttäuschung und es wäre sehr traurig über meine Entwicklung. Ich hätte nicht verstanden, dass ich aus einem ganz bestimmten Grund hier auf dieser Welt bin. Womoglich wäre allerdings der Grund, dass ich nur als Beobachter da sei. Er werde sich meiner Problematik beim Vater vorsprechen. Das Biest schien verwirrt über meine Sicht des Geschehens und seine Traurigkeit darüber war nicht zu überfühlen.
Was hätte ich dazu schon sagen sollen. Ich sagte zu ihm tue was immer du tun willst. Ich habe Deine Worte gehört. Wir verabschiedeten uns.Â
Diese erneute Begegnung war die zweite Prüfung für mich. Und vermutlich war es ein Test inwieweit das Biest bei mir noch andocken kann. Was für mich fühlbar war, sind die kaum verheilten Wunden, die das Biest zwar sehr vorsichtig und unauffällig, aber doch für mich schmerzhaft berührte. Ich zog es vor ihm davon nichts zu sagen. Ich habe ihm nichts mehr zu sagen. Und das, was es meint mir sagen zu müssen erkenne ich als eine feine Täuschung von Maya. Ich kann dem keinen Wahrheitsgehalt beimessen. Â
Das Biest braucht ein Gefühl der Besonderheit, der Einzigartigkeit und einer außergewöhnlichen Größe. Solange es ein Du findet, dass es genauso sieht, wird es immer wieder erneut bestätigt werden und so am Leben erhalten werden.
Das Biest ist hilflos ohne andere, die es in seiner Einmaligkeit bestätigen.
Ich empfinde großes Mitgefühl und sehe das Gefangensein in einem Glaubenssystem. Ein Glaubenssystem, dass beharrlich das einmal Gewählte als einzige Wahrheit anerkennt, die niemals hinterfragt werden darf.
Freiheit jedoch gewinnt nur der, der es wagt alles in Frage zu stellen, einschließlich seiner eigenen Erscheinung.
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Die Freiheit besteht darin, nichts sein zu wollen, das Sein nicht zu definieren, sondern einfach zu sein.
Selbst die Unterscheidung von mir und dir bedeutet gefangen zu sein. Gefangensein in der Illusion eines Ich.
Diese Unterscheidung kann nicht willentlich aufgehoben werden. Sie geschieht, wenn die Frucht reif ist. Keinen Moment vorher. Dieser Prozeß kann auch nicht beschleunigt oder geprobt werden. Selbst ein Wünschen ist sinnlos. Es gibt keine Voraussetzungen für den Ort, den Zeitpunkt, das Alter, die Zeit, das Wetter, das Land usw. Wenn die Frucht reif ist, dann fällt sie vom Baum. Sie hat keinerlei Wahl.
 Es ist in ihr angelegt vom Leben selbst. Und keiner der gefallen ist, wird sich auf dieses Ereignis etwas einbilden. Keiner. Denn jede Einbildung hat ein Ende gefunden. Er hat es geschafft.      Â
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Autolyse
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Was ist wahr?
Wahr ist, dass ich bin.
Woher weißt Du, dass dies wahr ist?
Ich halte diesen Stift in der Hand.
Ich schreibe. Also ist da etwas, das
dies tut.
Meine Mutter hatte die letzten Monate
mehrere Ausfälle, in denen sie schrie, sich verrückt benahm, ohne
dass es ihr bewusst war. Wusste sie da auch, dass sie ist?
Es geht nicht um meine Mutter.
Es geht um mich. Ich bin es, die diese
Frage stellt, nicht meine Mutter.
Dieses „ich bin“ hat wenig mit
meinem ich zu tun. Das Ich ist winzig – das Bin füllt den Raum.
Das Ich ist ein kleines Fenster, aus
dem das Bin auf sich selbst schaut.
Der Blick durch das Ich auf sich
selbst ergibt ein verzerrtes Bild.
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„Du sollst Dir kein Bildnis machen.“
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Der Blick durch mein ich, ist ein Bild,
durch die Gedanken geboren, die es beschreiben.
Wenn Gedanken dieses Bild kreieren,
dann bedeutet dies – es ist ein Trugbild.
Gedanken sind niemals wahr. Also auch
nicht dieses Gedankenbild.
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So mag ich sagen, dass das was ich in
Wahrheit bin, durch kein Ich beschrieben werden kann, da das Ich
selbst nichts ist. So bin ich nichts und alles was die Wahrheit
beschreibt ist ein Anhängsel dieses  Nichts – eine Nichtigkeit.
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Getrost kann ich sagen, dass ich nichts
weiß über mein wahres Sein, meine Wahrheit, die Wahrheit.
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Das was gesagt und beschrieben werden
kann, ist all dies, was ich nicht bin. Weil ich bei dem was ich bin,
als ich einfach nicht vorkomme.
Ich ist eine riesige, im Laufe des
Lebens größer und größer gewordene Seifenblase. Es ist gewiss,
dass der Zeitpunkt kommt, da sie platzen wird.
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Das Interessante ist, die Seifenblase
ist sich ihrer Vergänglichkeit und Verletzlichkeit bewusst.
Je mehr sie sich bedroht fühlt, umso
mehr schillert sie. Sie schaut sich selbst an, in ihrer schillernden
Pracht. Die Illusion, das Leben, das Bin, sei diese Seifenblase,
focusiert die Wahrheit auf die Hülle.
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„ Dir geschehe nach Deinem Glauben.“
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Erst ohne Glauben und durch eine
radikale Veränderung der Perspektive, verliert sich die Angst der
schillernden (N)Ich(t)gestalt und gleichzeitig auch die Illusion
diese Seifenblase zu sein.
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„Wer nicht stirbt, bevor er stirbt,
der verdirbt, wenn er stirbt.“
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Es wäre gar nicht so verkehrt, sich
als Werkzeug „Gottes“ zu sehen, wäre dieser Glaube nicht
gleichzeitig Futter für das illusionäre Ich.
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Erst, wenn ich bereit bin, ein Nichts
zu sein, erst dann kann ich getrost die Seifenblase platzen lassen.
Ja sogar selbst willentlich zerstören kann ich sie dann.
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Oh, oh, oh, wer glaubt denn diesen
Blödsinn?
Mich gibt es nicht, also kann ich auch
nichts willentlich tun. Das Bin entscheidet, was geschieht, ohne zu
entscheiden. Das Bin ist hingebungsvolles Geschehen, Fließen „pantha
rei“.
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Das was jetzt ist, ist bedingungslos
gewollt. Bin ist ohne Widerstand. Nichts ist gegen Nichts.
Einfacher gesagt – Nichts ist Nichts.
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Verwirrend das Ich-Spiel. Verwirrend
für eine Selbstkreation. Von Zweifeln begleitet solange sie
existiert. Höhenflüge und harte Landungen. Als Illusion hat das Ich
die ganze Bandbreite seines Wissens, seiner Phantasie, seiner
Willens- und Schaffenskraft zur Verfügung. Doch wie lange?
Spätestens mit dem letzten Atemzug,
mit dem letzten elektrischen Impuls des Gehirns, ist alles weg.
Der Stecker des Fernsehers ist gezogen,
alle Bücher verbrannt. Die Festplatte des Computers
funktionsunfähig. Die Illusionsblase geplatzt.
Wie viele Enttäuschungen, wie viel
Leid, welche Drogen, welche Süchte, was alles wird das Ich kreieren,
um sich selbst aus der Gefangenschaft von Maya zu befreien?
Es kommt auf die Programmierer an und
wie ausgereift das laufende Programm ist. Es ist ein Selbstläufer.
Ich darf glauben, was ich will. Doch solange auch nur ein Fitzelchen
Glauben in mir ist, solange, da bin ich mir gewiss, bin ich ein
illusionäres Gebilde. Das was (wirklich) ist, benötigt keinerlei
Glauben. Es benötigt sich selbst. Es ist Wissen, dass ist was ist.
Das was ist ist das was ist. Jedes weitere Wort führt umgehend durch
die Drehtür zurück ins Theater, zur nächsten Theateraufführung
des ich.
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Kann ich mich völlig fernhalten von
Schauspielern und Theateraufführungen?
Solange ich nicht ausschließen kann
Ich´s zu begegnen, so lange bin ich dabei, doch kenne ich das
Theater inzwischen recht gut und weiß, wo ich die Aufführung am
besten sehen kann. Manchmal verlasse ich diesen Platz um eine Rolle
zu übernehmen. Erstaunlich, wie gut ich spielen kann.
Ich vergesse mich selbst dabei und kann
es kaum begreifen, dass es noch etwas anderes als diese Rolle gibt.
Doch auch das geht vorüber, wenn das Licht ausgeht auf der Bühne.