Fantasy & Horror
Der Fall des gesichtslosen Würgers (Teil 3) - aus "Zerborstene Schwingen"

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"Der Fall des gesichtslosen Würgers (Teil 3) - aus "Zerborstene Schwingen""
Veröffentlicht am 19. Dezember 2011, 12 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich bin... nicht, was ich gerne wäre.... nicht so, wie ich sein könnte... niemals, wie man mich gerne hätte... nie wieder so, wie ich früher war... auf ewig mit mir selbst im Streit.... verdammt mir selbst in Gedanken Gesellschaft zu leisen...
Der Fall des gesichtslosen Würgers (Teil 3) - aus "Zerborstene Schwingen"

Der Fall des gesichtslosen Würgers (Teil 3) - aus "Zerborstene Schwingen"

Beschreibung

In der Innenstadt Tenvoras geht in den nächtlichen Nebeln ein mörderischer Schatten um. Die Wachen sind an den Grenzen ihrer Möglichkeiten angekommen und ein wohlhabendes Mitglied des Stadtrates beauftragt einen Joker...

Tenvora, in der Nähe des Theaters, Heute, 4te Arn des Tages:

Selbst hier in der Nähe des Stadtkerns am Theater der schönen Künste, wurde die Nacht von den feuchten, grauen Schwaden beherrscht, gegen die selbst das kräftige, bläuliche Leuchten der zahlreichen Straßenlaternen nichts ausrichten konnte. Das typische metallische Geräusch, welches beim Verschließen eines Türschlosses entstand, hallte gedämpft vom Nebel durch die Gasse an der Rückseite des Theaters, wo eine hochgewachsene Gestalt gerade das Gebäude verlassen hatte und nun die Tür wieder verschloss, bevor mit einem melodischen Klimpern das Schlüsselbund wieder in einer Jackentasche verstaut wurde. Kurz darauf waren das leise Klappern eines Gehstockes, begleitet von den gedämpften Geräuschen lederner Sohlen, zu hören, ein unverwechselbarer Dreiklang auf dem gepflasterten Boden der Gasse, als die Gestalt sich nun vom Gebäude entfernte und dabei von der Gasse auf den mit steinernen Platten ausgelegten Fußweg der Hauptstraße wechselte.

 

Spielerisch tippte der Mann mit der Spitze des Gehstockes gegen den Pfahl einer Straßenlaterne, als er mit einem versonnenen Lächeln an die vergangenen Stunden zurückdachte. Der Abend war mehr als erfolgreich für ihn gewesen, da er es geschafft Geschäft und Vergnügen miteinander zu verbinden. Für die nächsten beiden Jahre würde das Theater alle feinmechanischen Apparaturen, alle Uhrwerke, Zahnräder und ähnliche Dinge nur über ihn als exklusiven Zuliefere beziehen und dann hatte er Dreingabe des Direktors noch einige intime Stunden mit dem aufgehenden Stern am Schauspielerhimmel, der Aktrice Lydia Smalgan, verbringen dürfen. Und die Zuwendungen der jungen Frau, deren rabenschwarze Mähne und volle Stimme bereits für großes Aufsehen sorgte, war wirklich alle Mühen wertgewesen, all die langen Abende der Verhandlungen und auch die eher unfeinen Maßnahmen die Konkurrenten auszubooten.

Das Lächeln unter dem gestutzten Schnauzbart wurde breiter, bevor er seine Lippen spitze und begann eine leise Melodie zu pfeifen und schwungvoll weiter ausschritt. Nicht einmal der Gedanke an seine Ehefrau und ihr übliches Genörgel, warum er erst im Morgengrauen nach Hause kam, konnte ihm die Laune verderben.

 

Eingelullt von seinen Erinnerungen an die Erfolge der vergangenen Stunden und der sinnesdämpfenden Wirkung des Nebels, , bemerkte er nicht das Näherkommen von leisen Schritten, deren beinahe metallisches Geräusch noch vom Nebel verschluckt wurde, während er über die Steinplatten des Gehwegs durch die grauen Nebelschwaden schritt und dabei immer wieder voller Überschwang gegen Laternen und Wände klopfte. Erst als ein leises Zischen, wie von einem kleinen Überdruckventil hinter ihm ertönte, blieb er mit verwirrten Gesichtsausdruck stehen und begann sich umzusehen, doch die dichte graue Wand des Nebels erschien undurchdringlich. Und da er selbst keine Geräusche mehr verursachte hörte er auch das leise Schaben von Schritten, ob sie sich näherten oder entfernten war dank der verwirrenden Wirkung der Nebelschwaden für ihn nicht zu erfassen.

 

„Hallo? Ist da jemand?“ fragte er mit Beklemmung in der Stimme, als mit einem Mal Furcht ihm über den Rücken kroch und seine Nackenhaare sich aufstellten. Die gute Stimmung war verflogen und durch Angst ersetzt worden, als ihm die Geschichten einfielen, die sich derzeit unter vorgehaltener Hand erzählt wurden. Von einem Schatten, der in den nebeligen Stunden der Nacht durch die Straßen schlich und sich einsame, nächtliche Wanderer als Opfer erkor und ihnen das Leben mit seinen Händen herauspresste. Ein Schauer lief durch seinen Körper, sein Herzschlag beschleunigte sich und sein Atem wurde flach und unruhig, während er langsam Schritt für Schritt nach rückwärtsging, bis er mit dem Rücken an die Wand des nächsten Gebäudes stieß.

 

„Wer ist da? Zeigen Sie sich!“ rief er in die plötzliche Stille, seine Stimme nun panisch und schrill. Seinen Gehstock hatte er wie ein Schwert erhoben, war dies doch der einzige Gegenstand, den er als Waffe gebrauchen konnte, wenn er auch keine Ahnung hatte, ob es ihm wirklich nutzen würde, wenn der Würger ihn wirklich als Opfer auserkoren hatte. Die metallbeschlagene Spitze des Stockes zitterte im Takt seines bebenden Herzens, als er nach seinem Ausruf wieder gedämpfte Schritte hören konnte, dieses Mal waren sie näher und links von ihm, da war er sich sicher.

Hastig schwang er seine improvisierte Waffe in die Richtung der Geräusche und schob sich langsam rückwärts an der Wand entlang, wodurch seine Kleidung über das raue Mauerwerk schabte und dabei mehr Belastung verkraften musste, als es eigentlich sollte. So zeichneten feine Faserspuren seine Bewegung an der Mauer nach, während die Geräusche näher und näher kamen und sein Herz schier zu platzen drohte.

 

Näher und näher kam das Geräusch, sein zaghaftes Zurückweichen änderte nichts daran. Hektisch fuhr sein Blick hin und her, versuchte den Nebel zu durchdringen, doch die grauen Schwaden waren zu dicht und gaben nichts preis. Sein Magen fühlte sich wie ein schwerer, heißer Klumpen an und sein Atem ging nur noch pfeifend, während er denn Stock hin und her schwenkte. Seine Knie wurden weich und er sackte beinahe zu Boden, als er einen weiteren Schritt nach hinten machen wollte. Das Geräusch schien nun aus allen möglichen Richtungen zu kommen und in seinem trockenen Mund schien die Zunge an seinem Gaumen festgewachsen zu sein, als er versuchte trocken zu schlucken. Genau in diesem Moment wurde ihm klar, dass er sterben würde, allein und fern von all den Dingen, die ihm bisher im Leben so wichtig gewesen waren. Sogar der Gedanke mit seiner Frau ins Reine zu kommen, zuckte kurz durch seinen Verstand als etwas sein rechtes Bein berührte.

Mit einem schrillen Kreischen sprang er erschrocken zurück, stolperte über seine eigenen Füße und knallte auf den Boden, wobei es ihm tatsächlich noch gelang mit seinem Stock in Richtung des vermeintlichen Angreifers zu schlagen, bevor er hart auf dem Boden aufschlug. Sofort rollte er sich herum, um wenigstens seinem Mörder ins Angesicht blicken zu können und erstarrte.

 

Denn statt des vermeintlichen Mörders sah er ein große, schwarze Katze vor sich, die ihn mit gebleckten Fängen und gesträubten Fell anfauchte, bevor sie wie ein flüssiger Schatten wieder in den Nebel eintauchte. Zurückblieb nur eine tote Ratte, wohl die Beute der Katze, und der benommene Mann, der feststellen musste, dass er sich selbst mit seinem Urin beschmutzt hatte, als er zu Boden gefallen war. Mit Hilfe seines Gehstockes rappelte er sich wieder vom Boden hoch und stand einen Moment fassungslos da, den Blick immer noch auf die Stelle gerichtet, wo die Katze verschwunden war. Sein Körper zitterte immer noch als sich ein glucksendes Lachen Bahn brach und durch über die Straße schallte. Es kündete von der Erleichterung nach überstandener Gefahr noch zu leben, mochte die Gefahr auch nur eingebildet gewesen sein.

 

„Genau… verschwinde, bevor ich mir ein Paar Handschuhe aus deinem Pelz mache…“ rief er lachend aus und schüttelte den Gehstock in Richtung der entschwundenen Katze, erfüllt vom Gefühl am Leben zu sein.

 

Und genau in diesem Moment schnellte eine dürre, hochgewachsene Gestalt aus dem Nebel, rammte den Mann mit solcher Macht gegen die Hausmauer, dass eine kleine Delle zurückbleiben würde. Sein Stock flog wild trudelnd durch die Luft und schlug klappernd auf dem Boden auf und rollte in den Rinnstein, während sich schmale Finger um den Hals seines Besitzers schlossen und ihm die Luft abschnürte. Verzweifelt wehrte sich der Mann, schlug mit bloßen Händen auf die mörderische Gestalt ein und spürte nur Härte unter einem ledernen Mantel, der die Gestalt verhüllte. Schwarze Flecken tanzten in seinem Blickfeld, als seine Leben langsam zu verlöschen begann, doch mit einer letzten Anstrengung griff er seinem Angreifer ins kapuzenverhüllte Gesicht, wo er statt Augen, Nase und Mund nur ein glattes, kühles Material vorfand.

 

„Waa…“ brachte er mit seinem letzten Atemzug noch hervor, bevor ein krampfhaftes Zucken durch seinen Körper lief und dann endgültig erschlaffte. Ein weiteres kraftvolles Drücken gepaart mit einer ruckartigen Drehung und schon brach das Genick des Mannes mit einem lauten Knacken, dem Geräusch eines brechenden Astes nicht ganz unähnlich.

 

In einer eigenartig ruckenden und ungelenk wirkenden Bewegung erhob sich die dunkle Gestalt, ließ den Leichnam achtlos aus ihren langen, dünnen Fingern auf den Boden gleiten und verschwand mit abgehackten Schritten im Nebel, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Wäre da nicht der erkaltende Körper und der einsame Gehstock auf den Steinplatten des Gehweges, hätte alles auch nur ein Traum sein können…

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verdammt mir selbst in Gedanken Gesellschaft zu leisen...

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Chimera Re: Wiederum sehr spannend geschrieben. -
Zitat: (Original von Fianna am 12.01.2012 - 20:59 Uhr) Man kann die Angst des Mannes fast selbst spüren.


Liebe Grüße
Fianna


Ich danke dir für eine Zeit zu lesen und zu kommentieren und freue mich wenn ich dich ein wenig in das Gefühlsleben des Mannes mitnehmen konnte.

Liebe Grüße
Chimera
Vor langer Zeit - Antworten
Fianna Wiederum sehr spannend geschrieben. - Man kann die Angst des Mannes fast selbst spüren.


Liebe Grüße
Fianna
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