Langsam schlug ich die Augen auf. Die Sonne war schon aufgegangen. Erfüllte sie den Raum in sanftem Licht. Es war das gleiche Spiel wie gestern. Fast. Gestern lag kein Arm auf meiner Brust. Gestern lag keine Frau neben mir. Gestern war ich auch nicht ganz so einfach eingeschlafen. Ohne sie zu wecken schob ich ihren Arm beiseite. Vorsichtig stand ich auf. Leise. Sie zuckte kurz. Schlief aber weiter.
Ich fing an mich anzukleiden. Kaum hatte ich die Hose übergestreift, wachte sie auf. Sie sah mich fragend an. Sie schien nicht zu verstehen was ich vorhatte. Würde ich diesen Geist doch erst heute Nacht antreffen, war bis dahin noch viel Zeit. Ich beugte mich über sie, küsste sie. Dabei strich sie über meinen Rücken. Sie fuhr über die Narben. Es waren vier parallele Linien, erinnerten an eine Menschenhand. Nur das sie von einem Ohm kamen, einer Kreatur, die im Unrat der Menschen leben.
Als sich unsere Münder von einander lösten erklärte ich: „?s gibt noch viel zu tun, bis ich dem Geist gegenüber treten kann. Es wird Zeit für mich, aufzubrechen. Bleib hier, ich werde kommen sobald ich siegreich war.“ Ich war mir nicht sicher was in ihrem Blick überwog, die Trauer das ich sie verlassen musste, oder die Sorge um mich. „Ich verspreche dir. ich kehre zurück.“
Ihre Antwort war ein weiterer Kuss. Es war ein schweres Joch, dass wir uns aufbürdeten. Zog ich aus einen Geist zu bekämpfen, der sie bedrohte. War es jedes Mal mit einem Risiko verbunden, immer konnte etwas misslingen, immer konnte es der letzte Kampf werden. Ihr blieb nichts anderes übrig als hier zu sitzen, und zu warten bis ich wieder kam. Stunden um Stunden konnte sie nichts anderes machen als da zu sitzen. Es musste sein, redete ich mir ein. Es ist meine Bestimmung. Was sollte ein Hexer anstatt auch tun?
Gesenkten Blickes stand ich auf, zog das Leinen-Hemd an, den Wams darüber. Mein Hexermedaillon vibrierte leicht in ihrer Gegenwart. Ich beachtete es nicht. Nahm ein Schwert in der Scheide vom Tisch. Ich musste nicht nachsehen, ich wusste, es hatte die silberne Klinge. Ich band es auf meinen Rücken. Kurz überlegte ich mir noch, ob ich auch das Stahlschwert mitnehmen sollte, doch wozu? Hier in der Stadt würde ich es nicht benötigen und so konnte es mich im Kampf schon nicht beeinträchtigen. Von den Tonphiolen nahm ich drei der sechs. Zwei sollten mir ermöglichen einen gerechten Kampf gegen den Geist zu haben, die dritte war nur für den Notfall, falls er nicht gerecht genug war.
Ich öffnete die Tür. Das helle Sonnenlicht fiel herein. Traurig und voller Sorge sprach sie: „?ein Hexer, sei Vorsichtig. Ich bete für deinen Sieg.“
„Bis heute Nacht.“ Ich schloss die Tür hinter mir. Ich bemerkte, dass dieser Beruf erst schwer wurde, wenn jemand zu Hause auf einen wartete. Wenn man mehr Verpflichtungen hatte als nur sich gegenüber. Besser machte ich mich an die Arbeit.
Ihr Haus stand in einem anderen Bezirk, in einem wohlhabenden. In einem, in dem man keine Hexer mochte, es seiden man bezahlte sie. Auch wenn man sie dann meist nicht zu sich in das eigene Heim bestellte. Je besser die Häuser aussahen, desto mehr verachtende Blicke bekam ich zugeworfen. Ich ignorierte sie alle. Selbst ihre Sprüche die sie hin und wieder halblaut von sich gaben, bemerkte ich kaum. Ich wollte einfach nur diesen Auftrag erledigen.
Ich nahm ihren Schlüssel, schloss die Tür auf. Kalte Luft wehte mir entgegen. Die Berge verbargen zu dieser Zeit das Haus noch im Schatten. Ich schritt über die Schwelle. Mein Medaillon zuckte. Der Geist wartete auf mich. Ich schloss die Tür hinter mir ab. Wenn er fliehen wollte, dann durch die Wand. Ich zog das Schwert aus der Scheide. Das Silber leuchtete förmlich in der Dunkelheit. Dank meinen Hexeraugen sah ich so gut, wie zuvor auf der Straße. Ich blickte mich in den Räumen um. Für eine alleine lebende Frau war sie mehr als groß.
Die Küche war gut bestückt, auch wenn es absonderlich war, dass das meiste Geschirr auf dem Boden lag. Kräuter und Gewürze waren darüber verstreut. Die restlichen Zimmer waren nicht weniger verwüstet. Der Geist hatte nicht mal ihr Schlafgemach in Ruhe gelassen. Auch wenn ich gestehen musste, dass ich ihre Kleidersammlung interessant fand, obwohl interessanter wäre sie wohl an ihr gewesen, statt auf dem Boden verteilt.
Ich beschloss, dass dort auf den Geist warten wollte. Es war der Ort wo ich am längsten brauchen würde zu fliehen. Das Gespenst sollte denken ich sei Hilflos, ein leichtes Ziel. Ich kniete mich nieder. Legte der Schwert vor mich. Nach dem Entkorken nahm ich schnell zwei der Tränke zu mir. Es war ein scheußlicher Geschmack, doch merkte ich sofort wie sie ihre Wirkung taten. Würden mir einen Kampf etwas leichter machen.
Ich wartete. Stunde um Stunde. Der Geist war sich meiner Anwesenheit bewusst, und ich seiner, vor allem durch mein Medaillon. Oftmals blies mir ein kalter Wind über den Rücken. Wenn er mir damit Angst machen wollte, hatte er sich geschnitten. Langsam wurde der Raum von Sonnenlicht durchflutet. Ich regte mich nicht. Wartete weiter.
Nach einer scheinbaren Ewigkeit, war die Sonne ihres Weges gegangen und machte der Nacht Platz. Das Gespenst musste erkannt haben, dass ich es forderte. Mit seinen kleinen Tricks würde es mich nicht los werden. Wenn es dieses Haus haben wollte, dann musste es kämpfen, sein letzten Kampf.
Wie aus dem Nichts schoss plötzlich eine Faust vor. Ich packte mein Schwert sprang nach hinten. Der Geist verfehlte. Doch war er leider auch wieder verschwunden. Ich stand in der Mitte des Raumes. Mein Feind konnte von allen Seiten angreifen. Es dachte von hinten würde es die besten Karten haben. Wie berechenbar. Ich schlug eine Pirouette, hackte die Klinge in die ätherische Faust. Ein nichtweltliches Heulen erfüllte den Raum. Ich formte meine Hände zum Zeichen doch meine Fähigkeiten war zu schwach. Eine Welle infernalischen Schmerzes brach über meinen Kopf hinein. Ich hatte Schwierigkeiten mein Schwert zu halten. Wenn der Geist noch länger schreien konnte würde ich ohnmächtig werden. Die Welt verschwamm vor meinen Augen. Ich fiel auf die Knie. Es wurde Still. Gerade als ich realisierte, dass der Geist verstummte, traf mich seine andere Faust. In hohem Bogen flog ich durch den Raum.
Ihr Kleiderschrank gab unter meiner Wucht nach. Ein sonderbares Kleidungsstück landete auf meinem Kopf, ich wusste weder wo noch wozu man es trug. Ehrlich gesagt war es mir auch egal. Wenn ich es ihr mal ausziehen würde, wüsste ich es. Der Geist wollte nach setzten, doch ich brauchte erstmals Zeit. Mit Aard schlug ich ihn zurück. Ich wusste es würde mein letztes Zeichen für den Kampf sein. Vielleicht auch mein allerletztes Zeichen, der Geist war stark. Ich sprang auf. Mein Puls ging schnell, viel zu schnell für einen Hexer. Ich versuchte meinen Atem unter Kontrolle zu bringen. So wie damals bei der Quälerei, äh ich meiner der Spur.
Langsam wurde mein Verstand wieder klar. Das erste Mal konnte ich das Gespenst betrachten, es erinnerte an einen Adeligen, nur das dieser scheinbar nur blau schimmernde Konturen hatte. Darauf schien der Geist nur gewartet zu haben. Er setzte zu einem neuen Schreien an. Verteidigen brachte nichts. Angriff war da sinnvoller. Ich sprang vor, wirbelte mein Schwert vor mir, stach zu. Ich störte den Geist bei seinem Angriff. Doch wusste ich, dass ich ihn nicht getroffen hatte. Pochende Kopfschmerzen verhinderten, dass ich zu einem weiteren Angriff überging. Stattdessen sprang ich wieder nach hinten. Mein Feind wollte, ein weiteres mal sein Geschrei anwenden, so dachte ich. Diesmal würde ich ihn nicht mehr stören können. Ich griff an mein Hosenbein. In einer Bewegung riss ich das Stilett heraus und schleuderte es auf ihn. Ich sah, wie es in seiner Brust steckte. Mit einem um mich wirbelnden Schwert schritt ich schnell auf ihn zu. Ein Hieb schräg von oben kommen schnitt die Konturen auf, ehe er reagieren konnte wechselte ich die Richtung und schnitt seinen Bauch auf. Mit einer dritten Bewegung rammte ich ihm die Silberklinge in die Schulter. Unter der Achsel kam sie wieder heraus.
Er blickte mich mit einem Gepeinigtem Blick an, der sich langsam aufhellte. Dennoch schrie er erneut. Es war zu viel für mich. Ich spürte nicht wie ich auf den Boden auf schlug, hörte nicht wie mein Schwert polternd zu Boden fiel.
Ich hatte noch nie zuvor solch schlimme Kopfschmerzen. Selbst die wildeste Nacht war ein Witz im Vergleich zu dem was ich nach dem Erwachen spürte. Langsam öffnete ich die Augen. Eine Kerze auf dem Tisch war die einzige Lichtquelle. Sie war zu grell. Ich schloss die Lider sofort wieder.
„Schlaf mein Hexer. Du brauchst Erholung“, als ich die Stimme der Zauberin vernahm wusste ich das alles gut gehen wurde. Mein Herz jubelte. Ich freute mich. Die Schmerzen waren vergänglich. Waren sie doch normal für ein Leben im Kampf.