Romane & Erzählungen
Gespräche mit dem Tod - Der treueste Freund im Leben

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"Tod, ständiger Begleiter, bester Freund, Leben, Illusion, Vorstellung"
Veröffentlicht am 12. Dezember 2011, 98 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Je älter ich werde, umso weniger gibt es über mich zu sagen :-)
Tod, ständiger Begleiter, bester Freund, Leben, Illusion, Vorstellung

Gespräche mit dem Tod - Der treueste Freund im Leben

Einleitung

Gespräche mit dem Tod Ich habe einen Freund, der mir nie von der Seite weicht. Erschreckt es Dich, wenn ich Dir sage, dass dieser Freund Tod genannt wird? Erschreckt es Dich noch mehr, wenn ich Dir sage, dass auch Du diesen freundlichen Gefährten mit Dir hast? Die meisten Mitmenschen lieben es nicht, wenn man über ihn schreibt oder spricht. Die meisten Mitmenschen lenken ganz schnell ab, wenn man das Wort Tod ausspricht. Als ich vor kurzem in einem Gespräch zu einer Frau sagte: "Ich bin mir bei vielem was ich tue bewusst, dass es das letzte Mal sein könnte,

dass ich es tue." Antwortete sie irritiert: "So abgeschlossen mit dem Leben habe ich noch nicht." Sie verstand das, was ich ihr mitteilen wollte nicht. Das Bewusstsein, dass es für nichts eine Wiederholungsgarantie gibt, macht jede Erfahrung sehr wertvoll. Das Einverstandensein mit dem sich immer in Einsatzbereitschaft befindenden Tod befreit und löst Ängste auf. Auch die Antwort dieser Frau war eine Ablenkung. Sie hatte kein Interesse dieses Thema zu vertiefen. Mir ist der Tod ein guter Freund geworden. Ich schätze seine zuverlässige Anwesenheit. Wenn mein Körper eines Tages nicht mehr lebensfähig ist, oder zu sehr vom Schmerz

geplagt, dann weiß ich wo ich hingehe. Dann nimmt mich mein Freund voller Liebe in die Arme, aber erst dann. Es ist noch nicht soweit sagt er immer. Er sagt auch, berühre mich nicht, denn dann gibt es kein Zurück mehr. Wenn ich ihn frage, wie viel Zeit wohl noch vergehen wird, bis es soweit ist, antwortet er, für ihn gäbe es keine Zeit und er hätte alle Zeit. Es ist also besser keine so dämlich menschlichen Fragen zu stellen. Mit dem Tod unterhält man sich besser auf einem anderen Niveau. Für Banales interessiert er sich nicht. Wer keine Angst hat vor meinem Freund, der kann in diesem Buch die seltenen Antworten auf

Fragen, die er einer Antwort würdig anerkennt lesen. Doch das kann dauern.

 

Nach einem Besuch bei meiner Mutter im Pflegeheim fiel er mir zum ersten mal auf. Dies geschah während ich querfeldein lief über für den Monat November zu trockenen Boden. Da war dieser Gedankenblitz.

Er ist ständig bei mir.

Er, mein ständiger Begleiter ist nicht sehr beliebt bei den meisten Mitmenschen. Menschen weichen Themen die ihn betreffen gerne aus. Er erscheint ihnen bedrohlich, unberechenbar, grausam, herzlos. Er erscheint ihnen als eine Bedrohung für "ihr" Leben. Nur nicht in seine Richtung schauen. Seiner Aufmerksamkeit nur keinen Anlass geben sie zu beachten. Es ist wie mit allem Unbequemen und Dunklem im Leben. Besser

nicht hinschauen.

Sie tun ihm unrecht.  Vermutlich kommt jeder Mensch an den Punkt, an dem seine Wahl eindeutig ist und er große Dankbarkeit darüber empfindet die Umarmung dieses Freundes "erleben" zu dürfen. Und das wird die Krone seiner Lebenserfahrungen sein.

Wer ist schon bereit jeden zu umarmen?

Er ist es. Und ständig beweist er das.

Es ist eine Tatsache, dass er niemandem zurückweist. Auch dich nicht.


 

 

Schau nicht mich an, lies er mich eines Tages wissen. Schau das Leben an. Solange du leben willst richte deine Aufmerksamkeit auf das Leben und fürchte dich nicht vor mir. Lebe ohne Angst. Solange du dieses Leben liebst, solange du dem Leben geben kannst und solange dich das Leben beschenken kann, bin ich für dich nicht wesentlich. Die Botschaften meines treuen Begleiters weisen immer auf das Leben. Niemals kommen Worte die die Aufmerksamkeit auf ihn selbst lenken. Er erscheint mir als Freund und Diener des Lebens, das ich bin.

Im Laufe der verschiedenen kurzen Dialoge mit ihm keimte die Saat tiefer Dankbarkeit in mir. Diese Dankbarkeit erblüht mehr und mehr.

Je mehr ich diese Dankbarkeit fühle desto lebendiger fühle ich mich und befreiter.

Er nennt die Angst vor dem Tod eine dumme Idee von Menschen. Diese Angst hindert sie wirklich zu leben. Sie fürchten das Leben selbst.

Auch wies er mich daraufhin, dass Menschen die ihm sehr nahe waren von seiner Lebensbejahung angesteckt wurden, ja manche sogar erkannt hätten was Leben ist.

Der Tod ist mein Freund geworden. Er ist mein bester Freund und der treueste Kamerad den ich habe. Diese Freundschaft gilt auch über das Leben hinaus. Er  ist der weise Führer auf dem Weg zurück. Ich nenne es den Weg zurück zur Quelle.

Seit ich mir bewusst bin, dass er immer da ist

und immer da war verlieren sich mehr und mehr Ängste und Ängste, die sich im Untergrund aufhielten wagen es aufzutauchen. Ich vermag zu sagen, dass er zu meinem Meister geworden ist. Er braucht nicht viele Worte um zu lehren.




 

 

Verlange nicht zuviel vom Leben, das Leben verlangt nach Dir. Du selbst bist das Leben. Und da gibt es kein zweites. Es gibt ein einziges Leben. Das Eine untrennbare Leben. Das was aus dem Einen Vieles macht, ist die Illusion,dass es ein ICH gäbe.  Nichts anderes wird uns von Kindesbeinen an eingetrichtert. Warum haben Babys die Gabe Herzen zu öffnen, Lächeln auf Gesichter zu zaubern.? Warum macht es uns nichts aus den Kleinen den Hintern zu säubern und mag er noch so verschmiert sein? Warum ist es leichter das Erbrochene von Babys aufzuwischen als das von Erwachsenen? Meine Antwort darauf ist, weil sie reines Leben sind. Das was wir alle hinter unseren Konzepten, Glaubensmustern,

Masken und Gewohnheiten sind. Babys haben die Gabe Trennung für Momente aufzuheben.

Doch dann werden sie programmiert auf Menschsein.

Das ist die Mama ....sag mal Mama.

Das ist der Papa....sag mal Papa.

Und du bist der Sven.

So beginnt die Trennung. Und je mehr Gedanken von ich und Du und wir und sie in ihren kleinen Köpfchen herumschwirren umso mehr entfernen sie sich von ihrem wahren Wesen. Sie beginnen das Spiel Menschsein.

Sven will die und jenes. Sven will dies und jenes nicht. Und vor allem will Sven das was andere haben. Sven kann gut Fußballspielen aber schlecht rechnen. Malen kann er auch

nicht.

 

Sven ist böse, weil er nicht tun will, was Mama und Papa wollen und er ist lieb, weil er schön seinen Teller leergegessen hat. Und so gestaltet sich Sven zu einem scheinbar eigenständigen Wesen.

Da ist er und dort sind die anderen. Er lernt, dass es für dieses Belohnung gibt und für jenes Strafe. Er fängt an zu glauben, dass mit ihm irgend etwas nicht stimmen würde, weil er nicht anders kann als glauben was ihm gesagt wird. Und nach und nach findet er scheinbar "seinen" Weg um in diesem verwirrenden Spiel Menschsein klarzukommen. Doch je mehr er damit klar kommt umso mehr verliert er diesen Liebreiz den er als Baby hatte, einfach so, weil er am

Leben war. Und die Anstrenungen etwas zu sein und zu werden beginnen. Gute Noten müssen sein, Abitur muss sein, Studium muss sein, eine gut aussehende Partnerin muss sein und natürlich auch ein schickes Auto sollte beweisen, dass er wer ist. Immer mehr sollte es sein und er wird abhängig von der Bewunderung und Anerkennung anderer. Mehr und mehr vergisst er, dass das Größte ist, dass er ist. Einfach nur am Leben ist. Und trotz der vielen Karrierestufen und trotz seines dicken Bankkontos bleibt eine dunkle Tiefe in ihm, die er zwar mit Alkohol, Sex, neuem noch größeren Auto, der Villa von Moment zu Moment überdecken kann, jedoch niemals ganz vergessen. Und in dieser dunklen Tiefe vermutet er mich,das Sinnbild

für seine Endlichkeit und er will sich in Wahrheit beweisen, dass sein Leben ewig währt.

 

 

La petite mort - der kleine Tod wird in Frankreich der Orgasmus genannt wurde mir berichtet. Der kleine Tod, der für viele so unverzichtbar ist, als lebensnotwendig gesehen wird. In tibetischen Schriften wird erklärt, dass der Mensch während des Orgasmus die gleichen Bewusstseinsstufen durchläuft, wie während des Sterbevorganges. Das hat mich sehr erstaunt. Die Vereinigung von Mann und Frau ist die Voraussetzung für neues Leben. In dieser Vereinigung werden Gefühle und Wahrnehmungen geschenkt, ähnlich einem Sterbeprozess.

Wenn der kleine Tod schon so wunderbar ist,

wie ist dann erst der große Bruder? Es ist nicht so, dass ich Todessehnsucht habe, dies möchte ich ganz eindeutig zum Ausdruck bringen. Ich liebe das Leben. Doch möchte ich nicht Bereiche des Lebens aus meinen Überlegungen herausnehmen, weil sie ausgegrenzt, tabuisiert wurden, oder negativ belegt wurden.

Ich liebe das Leben und dieses Leben beinhaltet Sterben.

Wenn ich das Leben liebe, dann kann ich das Sterben und den Tod nicht ablehnen. Das erscheint mir nicht als möglich. Wenn ich für das Leben bin, wie kann ich dann gegen den Tod sein?

Selbstvergessenheit, ganz aufgehen in dem was ich tue, in dem    jetzigen Augenblick, das

vergessen des Ich, ist dies nicht auch ein     temporärer Tod? Denn wo bin, wenn ich mir nicht bewusst bin? All dies sind Gedanken, die in mir auftauchen denke ich an meinen Freund den Tod.



Träum weiter!

 

Ich sehe die Gesichter von Menschen, denen ich im Laufe meines Lebens begegnet bin.

Mein Schwager, die Mutter der Nachbarin, beide Nachbarn rechts, der Mann meiner Cousine, meine Großeltern, Freunde, Bekannte. Es sind Menschen, die die letzten Jahre gestorben sind.

Entweder wurde ihr Leib verbrannt, oder sie liegen in der Erde und werden nach und nach selbst zu Erde.

Zurückkehren – wohin?

Alle Menschen, die mit mir leben, die ich regelmäßig oder sehr selten sehe, werden irgendwann nur noch als Erinnerung

existieren. Auch ich selbst. Irgendwann verlöscht die letzte Erinnerung an mich. Dann ist es so, als hätte es mich nie gegeben. Nichts ist mehr da.

Macht mich das traurig?

Nein, das tut es nicht

 

Mich machen die vielen illusionären Wichtigkeiten traurig, die ich mehr und mehr hinter- und durchschaue. Es macht mich traurig wie sehr ich mich habe täuschen lassen, wie sehr ich mich getäuscht habe. Mensch nimmt sich selbst und andere zu wichtig. Nichtige Wichtigkeiten begleiten ein Menschenleben. Mensch bildet sich eine Menge ein auf Wissen, Schönheit, Besitz, Macht, Ideale, Gesundheit, Krankheit, Leistungsfähigkeit und Schwäche. Nichts davon hat Bestand.

Wenn es dem Leben beliebt, wird alles ausgewischt, wie die Buchstaben oder Zahlen, die mit Kreide auf die Tafel geschrieben wurden.

Längst vergangene Augenblicke, die wichtiger scheinen, als der momentane Augenblick.

Während ich dies schreibe, wird mir klar, dass ich genau so lebe. Meistens.

 

Nachdenken über dies und jenes, sich mit Augenblicken beschäftigen, die längst vergangen sind.

Für all dies bietet das JETZT den Raum.

Das JETZT ist der Raum innerhalb dessen all dies stattfindet. Erinnerung, Visionen, Krankheit, Heilung, Leben wie Sterben.

Woher kommen diese vielen Formen?

Alles aus dem Nichts?

Vielleicht waren sie schon immer.

Vielleiht sind sie nie gewesen.

Vielleicht ist es nur eine Form.

Ich weiß es nicht.

Was ich durch mich selbst weiß, ist, dass alle Formen entstehen und vergehen. Warum weiß ich es?

Weil ich es erfahren habe.

Wozu all diese Erfahrungen, wenn doch alles mit dem Tod ausgelöscht wird?

Weil Leben keine andere Wahl hat als sich selbst zu erfahren?

Alles Konservierte ist niemals ein Original. Originale sind einmalig und der Vergänglichkeit unterworfen.

 

Jede Erinnerung ist nur ein Abbild – eine Vorstellung. Abbilder sind 2. Wahl; 3. Wahl; 4. Wahl; manchmal Ausschuß.

Nur JETZT ist „echt“.

Nur die jetzige Erfahrung.

Diese kann nur zu einem winzigen Teil bewusst von mir erfahren fahren. Mehr kann mein Computer nicht verarbeiten. Die Datenmenge ist zu groß für ihn. Und so ist es wohl die bessere Wahl, den Auswertungen meines Computers nicht zu viel Wahrheitsgehalt beizumessen.

Das heutige Resümee:

Nichts hat einen Wert.

Alles ist gleichwertig.

Alles ist tot wie lebendig.

Nichts ist alles.

Alles ist nichts.

Und ich, die dies alles schreibt, tue nichts und damit alles.

 

Oder:

 

Alles was ich schreibe ist nur eine Form, die vergeht.

 

Oder.

Träum weiter!

 

Es ist jetzt Mittag und ich bin hier bei ihr in ihrem Zimmer im Pflegeheim. Sie wimmert vor sich hin. Ich vermute, dass es an der Lagerung liegt. Sie liegt auf der linken Seite. Auf diese Seite würde sie sich nie freiwillig legen. Es schmerzte sie. Lange Zeit konnte sie nur auf die rechte Seite liegen, auch Rückenlage war zu schmerzhaft.

Die letzten Tage lag sie immer auf dem Rücken. Die Pflegerinnen müssen sie umlagern, es ist Vorschrift, denn es besteht die Gefahr des Wundliegens.

 

So sitze ich hier und lausche dem schweren, stoßartigen Atem meiner Mutter und denke, dass es wohl für alle gut wäre, wenn sie

einfach aufhören würde zu atmen.

Doch es ist nun mal, wie es ist.

 

 

 

 

 

 

Wo bist Du Freund Tod?

Warum nimmst du sie nicht zu dir?

 

Es liegt nicht an mir, höre ich ihn sanft antworten. Sie fürchtet sich vor mir noch mehr, als vor dem Leben. Solange dies so ist, wird sie atmen. Sie wird solange atmen, bis sie mir mehr vertraut als dem Leben. Ich bestimme nichts, ich bin nur da, als weiches Bett, in das der Lebensmüde sich fallen lassen kann, wenn ihn nichts mehr im Leben hält.

 

 

 

Kann ich etwas tun?

 

 

Was solltest du tun können?

Willst du für sie sterben?

Falls dies möglich wäre, was würde sich ändern?

Es wäre nur ein Auswechseln der Form. Doch das sind nur Gedankenspiele. Es ist was ist.

Ich bin einfach nur da. Jederzeit bereit sie aufzunehmen, anzunehmen, dann,

wenn sie nichts mehr im Leben hält.

Der Apfel fällt vom Baum, wenn er reif ist, keinen Moment früher.

Der Mensch stirbt, wenn er lebensmüde ist.

 

Wie ist es mit den Menschen, die einen gewaltsamen Tod finden?

 

Bei ihnen läuft der gleiche Prozess ab. Für dich erscheint es so, als wäre es gewaltsam, bösartig, überraschend schnell. Doch das ist es nicht. Die Zeit spielt da keinerlei Rolle. Sie ist im Prozeß des Sterbens aufgehoben. Auch beim gewaltsamen Tod ist es ein harmonischer Prozeß der zum Tode führt. Für Lebende ist es ein Schock. Für den durch ein Verbrechen Getöteten der gleiche erlösende Vorgang, wie für einen Menschen, der nach deinem Verständnis langsam stirbt.

Im Leben gibt es Leid, Schmerz, Angst. Für Tote nicht. Der Tote ist ein vom Leben

Befreiter.

Auch ein Lebender kann vom Leben befreit sein. Das sind Menschen, die als Menschen leben, doch an nichts im Leben gebunden sind. Sie haben sich selbst mit einem Virus infiziert, der unheilbar ist und jegliche Illusion zerstört.

 

 

Wie kann dies geschehen?

 

Wie wird einer vom Blitz getroffen?

Es geschieht einfach.

Das ist nichts Besonderes.

Nur eine Variante des Sterbens.

Keiner hat einen Vorteil, niemand ist benachteiligt. Da sind weder Wünschen und Wollen noch Ehrgeiz von Vor- oder Nachteil. Einer trägt gerne diese Farbe, der Nächste eine andere. Mögen sie auch glauben, sie hätten die Farbe ihrer Kleidung gewählt, so ist dies dennoch eine Illusion.

Es ist einfach so.

 

Lebe ich um Illusionen zu haben?

 

Du lebst, weil du lebst.

Es gibt keinen Grund und keinen Sinn. Menschen wollen ihr Sein begründen, es mit Sinn erfüllen.

Tue was du willst. Willst du Sinn, erschaffe ihn dir. Willst du einen Grund, suche ihn dir. Mache was dir in den Sinn kommt, du kannst eh nicht anders.

 

 

Kann ich nicht wählen?

 

Kannst du es?

Finde es heraus.

 

Stürzt die Erkenntnis, dass Mensch keine Wahl hat, ihn nicht in eine Sinnkrise?

 

Auf jeden Fall.

 

 

Wofür lebe ich?

 

Gefällt dir die Antwort – für das Leben?

Oder gefällt dir die Antwort – du lebst für nichts?

Oder gefällt dir die Antwort – du lebst für alles?

 

Eine Antwort wird dir am besten gefallen.

Nimm sie dir, lass sie dir schmecken, wohl

bekomm´s.

 

Du machst dich lustig über mich.

 

 

Tue ich das?

 

Ist es nicht eher so, dass du selbst wenig Achtung vor dem hast, was du bist?

Ist es nicht eine deine Lieblingsbeschäftigungen dich selbst zu begrenzen?

 

Indem ich Sinn und Grund suche?

 

Ja.

 

 

Kann Mensch dies sein lassen, ist er dazu fähig?

 

Mensch? Du meinst, ob du selbst fähig bist?

Ich ist fähig Illusionen aufzubauen, da es selbst eine solche ist, kann es nichts als Illusionen gestalten. Mehr nicht. Das was ist, ist Geschehen, fließend, immer wieder neu. Grund- und sinnloses lebendiges Sein. Sein, das sich selbst genügt.

 

„ Blue Spirit “ steht auf ihrem Oberteil.

Sie haben es hinten aufgeschnitten um sie leichter und weniger schmerzhaft damit zu bekleiden. Die Schwester sagte mir im Vorbeigehen, dass sie etwas Suppe gegessen hat. Sie hat Durst als ich ihr Zimmer betrete, ich reiche ihr die Schnabeltasse.

Sie ist sehr milde geworden. Kein forderndes Wort kommt über ihre Lippen.

Wird ein Mensch, der sich in das Unausweichliche geschickt hat milde?

Zurück zu „Blue Spirit“, das mir auf rotem Untergrund, umrahmt von einer weißen und einer blauen Umrandung erscheint. Ich frage mich, was den Designer veranlasste diesem 

Schlafanzugsoberteil diesen Namen zu

verpassen.

 

 

Welche Bedeutung haben die Worte „ Blue Spirit“ auf dem Schlafanzugsoberteil meiner Mutter?

Ich übersetze es frei mit „Blauer Geist“.

Augenblicklich kommt mir der Geist aus Alladins Wunderlampe in den Sinn, gefolgt von der zauberhaften blauen Stunde, der nächtlichen und der morgentlichen Dämmerung. Eine Zwischenzeit. Der Tag ist noch nicht ganz der Nacht gewichen oder die Nacht noch nicht vollends dem Tag. Vielleicht ist sie genau da, in dem Zwischenraum zwischen Tag und Nacht. Ja, das ist es wohl. Sie begegnet ihrem „Blue Spirit“. Sie lässt sich Zeit ihn zu erfahren, diesen Zwischenraum.

 

Ist das ein Zeichen von Dir Freund Tod?

 

Es ist ein Zeichen, das Du beachtest. Ich bin nicht aktiv als Zeichendekorateur. Ich bin einfach da, mehr nicht.

 

Sorry, ich wollte nur mit Dir in Kontakt treten. Doch sicher weißt Du das.

 

Ja, ich weiß.

 

Freund Tod, steht das Todesdatum und die Art, wie ein Mensch sterben wird fest?

 

Ein ständig fließendes Geschehen kennt keine Festschreibungen von Terminen oder Formen.

 

Also, dann steht es nicht fest?

 

Nein. Es würde Dir sicherlich weiterhelfen zu ergründen, wer diese seltsamen Fragen stellt.

 

Ich stelle sie.

 

Ich, Dein ICH stellt sie.

 

Ok, ok, sorry, doch ich lebe in der Illusion ein Ich zu sein.

 

So ist es. Du lebst in der Illusion.

 

Doch ich mache Fortschritte.

 

Du machst gar nichts.

 

Ok, ICH bildet sich ein Fortschritte zu machen.

 

Ja.

 

Dann bist auch Du eine Illusion?

 

Nichts Anderes! Du und ich, wir sind ein und dasselbe.

Es gibt nur Eins.

Das was fragt, das was wissen will, das Erklärungen haben möchte, das ist, was Trennung verursacht. Du hast mich erschaffen um mich irgendwann mit einem kleinen Pickser mit der Stecknadel platzen zu lassen. Und eines ist gewiss, du wirst lachen, wie

eine Verrückte und genau so wirst Du anderen erscheinen.

Dies bleibt Dir nicht erspart

 

Warum erscheint mir meine, nach Deinen Worten – eigene Schöpfung – so unendlicher weiser, als ich mich selbst empfinde?

 

Weil Du dieser Schöpfung Weisheit übereignet hast. Es ist DIE Weisheit, nicht die Weisheit von Freund Tod. Freund Tod ist nur eine gewählte Figur, der du aufgetragen hast alle Antworten auszusprechen, die Du Dir selbst nicht erlaubst zu wissen. Wissen ist nur in dem Maße da, wie man es sich aneignet. Wahrheit, Weisheit, Klarheit bedarf einer Öffnung, die ermöglicht, durch das vorhandene erworbene Wissen hindurch auf die dahinter liegende Weisheit zuzugreifen. Dort sind alle Antworten, die wesentlich sind

zu finden. Da Du Dich nicht selbst traust, hast Du mich vorgeschickt.

Ich bin Du.

Ich bin Deine Schöpfung.

 

Ich schaue an den zur Seite geschobenen Gardinen vorbei. Hinaus in ein mit dünner grauer Farbe besprühtes Bild.

Irgendwann scheint wieder die Sonne und die Luft ist dann klar.

 

Jetzt erstmal ein Danke an Dich Freund Tod – meine Schöpfung.

 

 

 

Es steht ein Stuhl am Fußende ihres Bettes als ich das Zimmer betrete. Es war wohl Besuch da.
Als ich sie frage, ob Besuch da war, antwortete sie, ja, Thomas St. sei da gewesen. Vermutlich weiß sie nicht wer da war. Der genannte Thomas St. ist es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht gewesen.
Es freut mich, dass ihre Schnabeltasse in ihrer Reichweite steht. Noch mehr freut es mich zu beobachten, dass sie eigenständig die Tasse nehmen kann und dass es ihr möglich ist ohne Hilfe daraus zu trinken.

Es steht ein Fruchtjoghurt auf dem Nachttisch. Ja, sie möchte davon essen.

Heute hat sie viel Kraft.
Ich lege ein Handtuch auf ihre Brust und reiche ihr den geöffneten Joghurt. Ganz langsam und vorsichtig isst sie Löffelchen für Löffelchen  ungefähr ein Drittel des Joghurts.

 

Es gelüstet ihr nach Coca Cola. Ich frage im Schwesternzimmer ob welches vorrätig sei. Die Schwester wird Cola bringen. Zurück im Zimmer wundert sie sich, dass ich kein Cola dabei habe. „Gleich bekommst Du Cola.“ Beruhige ich sie.

Auf meine Nachfrage was Thomas St. ihr alles erzählt habe, meint sie, „ Ja, die Bettdecke hier gehört dem Thomas.“ „ Das ist doch Deine Decke“, widerspreche ich ihr. Entrüstet rollt sie die Augen. Sie würde doch wohl wissen, wessen Decke das sei. Es sei die Decke von Thomas St.
Worauf ich meine, dass ich es schön von Thomas St. finde, dass er ihr seine Decke gibt. Damit ist sie zufrieden.

Sie ist müde und schließt die Augen, möchte nun schlafen.

 

Freund Tod, man hört immer wieder von Visionen und verrückten Gedankengängen die Menschen am Ende ihres Lebens haben. Wie kommst das? Was ist der Grund?

Gedanken gehen Impulse voraus. Impulse von außen. Gesehenes, Gehörtes, Gefühltes. Menschen, die wenige neue Impulse erhalten, greifen auf „alte“ Impulse zurück. Daraus werden neue Geschichten kreiert, neue Gedankengänge, neue Bilder.
Stelle dir vor, du räumst dein Bücherregal auf. Du nimmst Bücher in die Hand, die du vor langer Zeit gelesen hast. Es gibt noch Erinnerungen an diese Geschichte, bruchstückhafte, sehr vage Erinnerungen. 

Nun kommt eine Freundin und fragt dich, um was es in diesem Buch ginge. Du versuchst dich mit einer Zusammenfassung des Inhaltes.

 Das was du ihr sagen wirst, wird womöglich eine bunte Mischung sein, oder eine vage Beschreibung. Diese hätte zwar Anteile, die in Übereinstimmung sind mit dem Inhalt des Buches, es könnten jedoch auch Anteile von anderen Büchern dabei sein, weil sie sich in deiner Erinnerung vermischt haben. 

So hat deine Mutter aus Thomas St. und ihrer Decke und der Frage nach dem Besuch eine neue Geschichte kreiert.


Alle Menschen tun das, wenn sie über Erlebtes und Erfahrenes sprechen oder schreiben. Nur sind das Geschichten aufgrund neuerer Impulse, die dann nachvollzogen werden können und sich nicht so verrückt anhören.

Niemals sind diese Geschichten zu 100 % Wahrheit.
Wahr ist nur das was geschieht. Sprichst oder schreibst du darüber, fangen schon Unwahrheiten an.

 

Mein Freund,
nun hat sie dir vertraut.
Losgelassen vom Leben.
Ganz still und leise.
Friedlich und schön lag sie da,
ohne das quälende Leben
Kein Schmerz quält mehr den
unbelebten Körper.
Keine Freude veranlasst ihn mehr
zu einem Lächeln.

Der Kreis hat sich geschlossen.

Wir, die wir erschüttert werden
durch dieses natürliche Ereignis
weinen um uns

selbst.
Weinen um verpasste Gelegenheiten
dem Toten im Leben wirklich zu begegnen.
Wir trauern um die Sinnlosigkeit
unserer Bestrebungen.



 

Doch nur kurze Zeit,
dann dreht sich das Hamsterrad wieder.
Und Mensch rennt und rennt für sein Leben.
Vergisst dabei wirklich zu leben.
Verliert sich in Hab und Gut
der Gier nach Geld
oder dem Ruhm der Welt.

Nur ein kleines Weilchen
und erneut zeigt das Leben
auf sich selbst.

 

Ein Fingerzeig des Lebens, eine Möglichkeit, sich bewusst zu werden darüber,

was es bedeutet am Leben zu sein.

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Mitmensch
Je älter ich werde, umso weniger gibt es über mich zu sagen :-)

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Mitmensch Re: -
Zitat: (Original von GretaApfelkern am 12.01.2012 - 22:20 Uhr) Ich bin wahrlich sprachlos.
Sehr gut geschrieben.
Sehr guter Umgang mit dem Thema.
Überhaupt, sehr gut.


Danke liebe Greta!
Vor langer Zeit - Antworten
GretaApfelkern Ich bin wahrlich sprachlos.
Sehr gut geschrieben.
Sehr guter Umgang mit dem Thema.
Überhaupt, sehr gut.
Vor langer Zeit - Antworten
puppa51 Dein Buch ist einfach genial Gänsehaut pur.....Ich kann garnicht mehr aufhören zu lesen.....
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR Dein Text hat mich sehr berührt.... - Beitrag von der Kommentatorin gelöscht
Vor langer Zeit - Antworten
adventor89 Re: Re: ... -
Zitat: (Original von Mitmensch am 13.12.2011 - 19:18 Uhr) Lieber Michael,
danke für Dein Gedankengeschenk.
Du siehst den Tod als Widersacher des Lebens.
In der Vergangenheit sah ich das ähnlich. Doch wenn ich diesen Gedanken hinterfrage, dann stellt sich mir die Frage. Was ist Leben und was ist Tod?
Ich sehe den Unterschied nur in der Form. Jede Form ist vergänglich. Ihr Ende ist in ihr angelegt.
So stellt sich mir die Frage, wenn ich den Tod als Widersacher sehe, sehe ich mich da nicht selbst als denselben?
Ob ein Todeskampf stattfindet am Ende meines Lebens weiß ich nicht. Wenn ich wählen kann, würde ich ein friedliches Gehen bevorzugen.
Ich stimme mit dir überein, dass das Sterben und der Tod nicht gleich sind.
Das Ziel des Sterbens ist der Tod.
Sterben geschieht jeden Augenblick in diesem meinem Körper. Man braucht sich nur mal über die Lebensdauer der Zellen informieren. Wer etwas darüber lesen mag:
http://www.meine-molekuele.de/der-programmierte-zelltod-apoptose
Auch hier geschieht Leben,
Tod kann nur ein ICH sein. Doch das was mich beseelt als Mensch, das Leben selbst, kennt keinen Tod.
Das Leben ist ständige Veränderung, dies ist überall offensichtlich.
Der Vergleich eines Fotos von heute mit einem Foto vor 10 Jahren macht das deutlich, nur ein kleines Beispiel. Es ist überall zu sehen.
Das was ich schreibe in diesen Texten sind keine Worte, die ich mir lange vorher überlege. Ich lasse sie aus mir herausfließen, woher sie kommen kann ich nur vermuten. Ich vermute es ist das intuitive Wissen, das jedem Menschen innewohnt. Wissen tue ich rein gar nichts.

Herzliche Grüße
Johanna



Liebe Johanna,

ich denke schon, dass unsere Gedanken über dieses ewige Thema sehr ähnlich sind ... und wir reden vielleicht darüber wie zwei Blinde über die Sonne ... wir spüren sie, kennen aber nicht die ganze Wahrheit. na ja, das ist vielleicht ganz gut so. Um so besser, wenn man als "Unwissende" (so würde ich mich auch bezeichnen) darüber philosophiert. Wir werdens ja einmal erfahren, wie alles ist, und da können wir uns hinterher gemütlich mal zusammensetzen und uns austauschen.

Übrigens sind Texte, die so wie Deine entsehen, die autentischsten. In ihnen kann man sehr viel ergründen, wenn es der Schreiber erlaubt.

Beste Grüße
Michael
Vor langer Zeit - Antworten
Mitmensch Re: ... - Lieber Michael,
danke für Dein Gedankengeschenk.
Du siehst den Tod als Widersacher des Lebens.
In der Vergangenheit sah ich das ähnlich. Doch wenn ich diesen Gedanken hinterfrage, dann stellt sich mir die Frage. Was ist Leben und was ist Tod?
Ich sehe den Unterschied nur in der Form. Jede Form ist vergänglich. Ihr Ende ist in ihr angelegt.
So stellt sich mir die Frage, wenn ich den Tod als Widersacher sehe, sehe ich mich da nicht selbst als denselben?
Ob ein Todeskampf stattfindet am Ende meines Lebens weiß ich nicht. Wenn ich wählen kann, würde ich ein friedliches Gehen bevorzugen.
Ich stimme mit dir überein, dass das Sterben und der Tod nicht gleich sind.
Das Ziel des Sterbens ist der Tod.
Sterben geschieht jeden Augenblick in diesem meinem Körper. Man braucht sich nur mal über die Lebensdauer der Zellen informieren. Wer etwas darüber lesen mag:
http://www.meine-molekuele.de/der-programmierte-zelltod-apoptose
Auch hier geschieht Leben,
Tod kann nur ein ICH sein. Doch das was mich beseelt als Mensch, das Leben selbst, kennt keinen Tod.
Das Leben ist ständige Veränderung, dies ist überall offensichtlich.
Der Vergleich eines Fotos von heute mit einem Foto vor 10 Jahren macht das deutlich, nur ein kleines Beispiel. Es ist überall zu sehen.
Das was ich schreibe in diesen Texten sind keine Worte, die ich mir lange vorher überlege. Ich lasse sie aus mir herausfließen, woher sie kommen kann ich nur vermuten. Ich vermute es ist das intuitive Wissen, das jedem Menschen innewohnt. Wissen tue ich rein gar nichts.

Herzliche Grüße
Johanna
Vor langer Zeit - Antworten
adventor89 ... - ... es sind auf alle Fälle ein interessantes Thema und sehr interessante Gedanken, die sich lohnen nachzugehen.
Doch in einem Punkt sehe ich die Beziehung zum Tod anders. Der Tod ist und wird der Widersacher des Lebens bleiben, er ist und wird auch der Widersacher meines Lebens bleiben. Und es wird am Ende des Lebens (Du hast recht, ich weiß nicht wann dies sein wird) einen Kampf mit ihm geben, weil er nicht mein Freund ist und mir nichts an einer Freundschaft mit ihm liegt.
Doch, lieber Mitmensch, ich fürchte mich nicht vor dem Tod, und ich habe keine Angst vor dem Sterben. Für mich sind aber der Tod und das Sterben zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Bereitsein für das Sterben, sehe ich auch als eine wichtige Hilfe zum Leben an.
Vielleicht meinen wir auch das gleiche, beschreiben es möglicherweise anders. Aber an den Gedanken,eine solch freundschaftliche Partnerschaft mit dem Tod einzugehen, könnte ich mich nicht gewöhnen. Es erinnert mich zu sehr an einen Pakt, den zuweilen Menschen mit ihm eingehen.
Dem Tod direkt in die Augen sehen, ihn im Kampf nicht zu fürchten, ja, ihn am Ende zu überwinden ... das ist mein Ziel am Ende meines Lebens.

Und ich wünsche allen dennoch auch Deine Furchtlosigkeit beim Umgang mit diesem Thema. Der offene Gedankenaustausch nimmt die Macht des Todes ... und das macht mich froh.

Viele Grüße
Michael
Vor langer Zeit - Antworten
SaenaPJ Ein stiller Begleiter ... - Immer dicht hinter dir
er gehört zum Leben
Die die ihn eine Gastfreunschaft schenken
erfahren ein Stück Freiheit
in ihrem Leben

Danke für diesen wundervollen Text
habe selbst eigene Erfahrungen
mit diesem dunklen Gesellen

Stille grüße petra-josie
Vor langer Zeit - Antworten
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