Ludwig Tieck- Trennung Muss es eine Trennung geben, Die das treue Herz zerbricht? Nein, dies nenne ich nicht leben, Sterben ist so bitter nicht. Hör' ich eines Schäfers Flöte, Härme ich mich inniglich, Seh ich in die Abendröte, Denk ich brünstiglich an dich. Gibt es denn kein wahres Lieben? Muss denn Schmerz und Trauer sein? Wär ich ungeliebt geblieben, Hätt' ich doch noch Hoffnungsschein. Aber so muss ich nun klagen: Wo ist Hoffnung, als das Grab? Fern muss ich mein Elend tragen, Heimlich stirbt das Herz mir ab.
Alexej lag auf dem Boden und rührte sich nicht mehr.
Vor ihm stand ein großgewachsener Mann, der ihn mit einer Sense bedrohte. Er hatte seinen braunen Cowboyhut tief ins Gesicht gezogen und trug einen langen Ledermantel. „Hast du noch etwas zu sagen, Hüter?“, sprach er mit angsteinflößender Stimme, während sich die Klinge Alexejs Hals näherte.
Er grinste den Mann nur an, bevor er schnell aufsprang, ihm die Sense aus der Hand schlug und seine Waffe auf ihn richtete. „Vergiss nicht, dass wir dieselbe Ausbildung hatten, Genosse“, sagte er wütend. „Du hättest dir lieber einen aufrichtigen Job als Hüter suchen sollen.“
„Damit ich so ende wie du, total ausgemergelt und erschöpft von den täglichen Belastungen bin? Nein, danke.“
„Wenn du meinst.“ Alexej stürzte sich auf den Mann und riss ihn zu Boden. „Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder lässt du dich von mir abführen, oder…“
„Lass ihn gehen.“
Alexej hob langsam den Kopf, wagte es jedoch nicht, sich weiter zu bewegen. Hinter ihm stand ein weiterer Mann, der ihm seine Waffe in den Nacken hielt. Alexej ließ langsam seine Waffe fallen, hob die Hände und stand auf. Vor ihm stand aber nicht nur ein weiterer Mann, genauer gesagt waren es vier. Sie halfen dem anderen auf die Beine und bauten sich bedrohlich vor Alexej auf. Er wich einige Schritte zurück und sah sich um. Seine Waffe lag einige Meter von ihm entfernt, doch wenn er sich beeilte, konnte er sie erreichen.
Kurz bevor er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte, gingen die anderen jedoch in die Offensive. Sie stürmten alle auf Alexej zu, schlugen ihn ins Gesicht und in den Bauch, einfach überall hin. Der Mann mit dem Mantel stieß ihn zu Boden und trat ihm kraftvoll in den Rücken.
Als sie fertig waren, lag Alexej regungslos auf dem kalten Stein. Sein Atem ging nur schwach, und er war zu erschöpft, um sich alleine aufrichten und gegen die Männer kämpfen zu können. Langsam schloss er die Augen und wartete darauf, dass die Männer ihn töten würden. Doch sie taten es nicht.
„Das soll dir eine Lehre sein, widerwärtiger Russe“, rief einer von ihnen. Er verpasste Alexej noch einen Tritt gegen den Arm als er versuchte, aufzustehen. Schließlich ließen sie ihn alleine zurück.
Erschrocken riss ich die Augen auf und rannte zum Fenster. Irgendwo da draußen war Alexej, er brauchte meine Hilfe… Ohne weiter zu zögern sprang ich aus dem Fenster und suchte ihn verzweifelt in den dunklen Gassen.
„Aljoscha!“, schrie ich, immer wieder in der Hoffnung, er würde antworten. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich auch etwas aus einer Nebenstraße. Aufgeregt rannte ich weiter hinein und entdeckte Alexej, wie er auf dem Boden lag. Vorsichtig hockte ich mich neben ihn und bettete seinen Kopf auf meinem Schoß. Seine Lippe war aufgeplatzt und eines der Augen geschwollen. Ansonsten hatte er auch zahlreiche Kratzer und Prellungen von dem Kampf davongetragen.
Eine meiner Tränen rollte über meine Wange und tropfte schließlich auf seine Stirn. Er öffnete die Augen ein Stück und lächelte mich sanft an. „Lilly… du bist zurückgekehrt…“
Ich erwiderte traurig sein Lächeln und streichelte ihm zärtlich über die Wange. „Ja… ich bin wieder bei dir, Aljoscha…“
„Bitte lass mich nicht mehr allein.“ Seine Augen fielen ihm andauernd zu und ich sah, wie erschöpft er war. Dennoch versuchte er bei Bewusstsein zu bleiben.
„Das werde ich nicht…“ Ich drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn und beobachtete, wie er langsam einschlief.
„Da bist du ja endlich!“ Nymphadora kam aufgeregt zu mir gerannt.
„Tut mir Leid, ich hatte noch etwas zu erledigen…“
Sie stöhnte laut auf und drehte sich sofort um. „Bitte sag jetzt nicht das, was ich denke.“
„Er wurde angegriffen“, sagte ich ernst. „Und… so wie es aussah, waren es freie Hüter.“
Sie hielt kurz inne und wandte sich schließlich leicht zu mir. „Es ist also wahr?“, fragte sie leise.
„Ja, und… ich kann gar nicht glauben, dass ich das vergessen habe.“ Ich stürmte in mein Zimmer und holte den kleinen Zettel aus meiner Jeans. „Hier stehen sämtliche Namen von Hütern drauf, auf die sie es abgesehen haben!“
„Und… was hast du nun vor?“
Ich überlegte kurz und zuckte letztendlich mit den Schultern. Eigentlich hatte ich keine Ahnung, was ich nun tun würde, doch für mich stand definitiv fest, dass ich ab jetzt nicht nur sinnlos herumsitzen konnte. „Ich werde sie jagen. Die Hüter werden es wohl kaum tun.“
„Eve, du bist echt verrückt“, antwortete Nymphadora, während ein kleines Lächeln ihre Lippen umspielte.
„Ich weiß…“ Ich ließ mich auf das große Sofa fallen und legte die Beine auf den Tisch.
„Ach, was hast du jetzt eigentlich mit ihm gemacht?“
„Ich habe Alexej zum Hauptquartier gebracht, die Leute dort kümmern sich schon um ihn“, sagte ich leise. „Ich habe geträumt, wie er angegriffen wurde.“
Sie riss die Augen auf und setzte sich aufgeregt neben mich. „Echt? Wie hast du das schon hinbekommen?“
„Keine Ahnung, ich… habe mir einfach gewünscht, bei ihm zu sein, nachdem ich seinen Schrei hörte. Erst hatte es nicht geklappt, doch dann ging alles so schnell, und schon befand ich mich mitten in dem Traum.“
„Cool… Josefina hatte recht, du bist wirklich etwas Besonderes.“
„Möglicherweise, ja, aber meine Mutter meint damit sicher etwas anderes.“
„Wahrscheinlich schon… Naja, was machen wir heut noch?“
„Du wirst mich jetzt vielleicht für blöd halten, aber ich geh ins Bett.“
„Nach deinem Freund sehen?“
„Nein, schlafen, ich brauche etwas Ruhe…“ Ich lächelte sie noch einmal an und verschwand schließlich in meinem Zimmer.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, war Nymphadora bereits weg. Ich wunderte mich, dass ich überhaupt geschlafen hatte, doch solange ich mich wenigstens noch etwas wie ein Mensch fühlte, konnte ich auch das nicht aufgeben. Nachdem ich einige Stunden Klavier gespielt hatte und Nymphadora immer noch nicht da war beschloss ich, nach Alexej zu sehen.
Es war zwar noch hell, doch solange ich vorsichtig war, würde mich sicher keiner bemerken. Und so, wie die Männer Alexej gestern zugerichtet hatten, würde er sicher eine Weile schlafen. Ich sprang also aus dem Fenster und landete auf dem Dach des Schuppens, der sich direkt an unserem Haus befand. Vorsichtig schaute ich nach unten, konnte auf der Straße jedoch niemanden entdecken.
Während ich durch die Gassen schlich, zog ich meinen langen, schwarzen Mantel enger um mich und versuchte, meine Flügel zu verbergen. Bisher war ich nur einem Passanten begegnet, der zum Glück zu sehr mit seinem Aussehen beschäftigt gewesen war als dass er erkannt hätte, dass ich eine Sukkubus war. Den restlichen Weg über sah ich keine Leute mehr, doch da es nun dunkel wurde, brauchte ich mich auch nicht mehr zu verstecken. Als ich schließlich vor dem Hauptquartier stand, flog ich hinauf zu Alexejs Zimmer und sah vorsichtig zum Fenster herein. Er lag gerade im Bett und schlief, so, wie ich es erwartet hatte. Langsam stieg ich durch das Fenster hinein und setzte mich zu ihm ans Bett. Seine Wunden wurden mit zahlreichen Pflastern und Verbänden versorgt, was alles jedoch nur schlimmer aussehen ließ. Außerdem war einer seiner Knöchel verbunden, anscheinend hatte er ihn sich verstaucht…
Ich streichelte ihm liebevoll über die Wange und beobachtete ihn, wie er schlief. Nach einer Weile stand ich wieder auf und holte eine Vase, in die ich den Blumenstrauß, den ich mitgebracht hatte, stellte. Es war eine bunte Mischung aus Rosen, Tulpen, Lilien und allen möglichen Blumen, die es sonst noch gab, am meisten waren darin jedoch Hortensien. Ich wusste, dass Alexej sie liebte, da mein zweiter Vorname Hortensia lautete. Außerdem würden sie ihn sofort an mich erinnern, sobald er erwachte.
Ich schlich noch einmal zu Alexej und gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. Seine Lippen fühlten sich anders an als sonst, sie waren eiskalt und durch das schlechte Wetter völlig aufgerissen… Ich entfernte mich langsam wieder von ihm und ging zum Fenster. Es fiel mir schwer, ihn zu verlassen, doch ich konnte auf keinen Fall hier bleiben.
Auf dem Rückweg kam ich an dem Tanzstudio vorbei, das ich zusammen mit Nymphadora gefunden hatte. Ich hielt zögernd an und betrat den großen Trainingsraum. Auch jetzt überwältigte mich dieser verspiegelte Raum, als würde ich ihn zum ersten Mal betreten. Ich schaltete das Radio ein und suchte mir einige Sachen zusammen, die ich bei unserem letzten Besuch hier versteckt hatte. Es war schon seltsam, alleine hier zu sein, doch irgendwie tat es auch gut, einfach tanzen zu können, ohne dass jemand störte. Wenigstens hier brauchte ich mich nicht zu verstellen, konnte wegen Alexej weinen wann ich wollte.
Irgendwann am Morgen war ich schließlich zu erschöpft, um auch nur einen Muskel in meinem Körper zu bewegen. Ich ließ mich auf eine der Matratzen fallen und entspannte mich.
Ich konzentrierte mich solange auf Alexej, bis ich schließlich wieder bei ihm war.
Er war gerade aufgewacht und sah sich verwirrt um. Keine Minute später kam auch schon einer der anderen Hüter herein und brachte ihm etwas zu essen.
„Ah, du bist ja schon wach“, sagte er erfreut.
„Ja, seit… grade eben.“ Er schaute immer noch durch das Zimmer, als hätte sich seit seinem letzten Aufenthalt hier etwas geändert. „Was ist passiert?“
„Keine Ahnung. Irgendjemand hat dich vor dem Haupteingang abgeliefert und nur einen Zettel auf dich gelegt, dass du schwer verletzt bist und Hilfe brauchst.“
„Kann… kann ich ihn sehen?“, fragte er zögernd.
„Klar, ich muss nur kurz rüber ihn holen.“ Der Mann verließ das Zimmer und kam einige Minuten später wieder. „Hier, ich weiß zwar nicht, was du damit willst…“
Vorsichtig nahm er ihm den Zettel ab. Es war ein kleiner, fliederfarbener Zettel, auf dem einige Wörter in einer geschwungenen Schrift geschrieben waren. Und diese kannte er nur zu gut. „Danke, Mike…“ Er sah von der Notiz auf und zeigte auf den riesigen Blumenstrauß, der auf seinem Schreibtisch stand. „Von wem ist der?“
Der Mann sah ebenso verwirrt wie Alexej aus. „Keine Ahnung, als ich das letzte Mal hier war, stand der noch nicht da.“ Langsam ging er zum Tisch und suchte vergeblich nach einer kleinen Karte. „Hier steht jedenfalls nichts.“
„Oh, naja… Ich glaube, ich weiß doch, von wem er ist“, sagte er leise.
„Na dann hat sich das ja erledigt.“ Er lächelte ihn freundlich an und reichte ihm ein großes Tablett, auf dem Brötchen und ein Kaffee standen. „Lass es dir schmecken, ich komme später wieder und hole das Tablett ab.“
„Okay, danke.“
Der Mann schloss die Tür hinter sich.
Ich kehrte langsam in meinen eigenen Körper zurück und öffnete vorsichtig die Augen. Es kam mir vor, als hätte ich ewig geschlafen, doch anscheinend war nur etwas über eine Stunde vergangen. Langsam stand ich auf und sah mich um. Wie sollte es auch anders sein, ich befand mich immer noch in dem Tanzstudio. Scheiße, und es war verdammt hell draußen.
Ich zog mich hastig um und warf den langen Mantel über, den ich auch gestern Nacht getragen hatte. Als ich das Studio verließ, hatte ich schon ein ungutes Gefühl, und hier auf der Straße bewahrheitete es sich noch. Es waren dutzende Menschen unterwegs, egal ob mit dem Fahrrad, zu Fuß oder im Auto. Alle liefen mit gesenkten Köpfen umher und achteten nicht auf jeglichen Verkehr. Ohne auffällig zu wirken, schloss ich mich der Menge an. Zwischen all den Leuten war es zwar unwahrscheinlich, dass mich jemand bemerkte, doch trotzdem war es ein gewaltiges Risiko.
Nymphadora würde mich umbringen, wenn ich zu Hause ankäme.
Entgegen meinen Erwartungen war sie jedoch selber nicht da.
Ich warf meinen Mantel auf den Kleiderständer und ging in mein Zimmer, wo ich mich sofort an den Schreibtisch setzte und einen weiteren Brief an Alexej schrieb.
An meinen geliebten Alexej,
es tut mir Leid, dass ich in der Nacht, in der du angegriffen wurdest, nicht länger bei dir bleiben konnte.
Zu gerne hätte ich dich weiter beim Schlafen beobachtet und deinem ruhigen Atem gelauscht.
Dir wird es wahrscheinlich nicht gefallen, doch ich kann einfach nicht von dir loslassen. Ich muss dich sehen, muss dich berühren und küssen, sofern es mir möglich ist.
Du wirst mich dafür wahrscheinlich verurteilen, vor allem für meine Gefühle, die ich auch als Sukkubus noch für dich hege, doch es geht einfach nicht anders.
Ich kann dich nicht vergessen, egal wie sehr ich versuche, mich von dir abzulenken.
Ich wünschte, ich würde endlich über dich hinwegkommen.
Und natürlich auch, dass du es schaffst, deine Gefühle für mich zu überwinden.
Ich sehe Tag für Tag, wie du daran zerbrichst und kann es einfach nicht mehr ertragen.
Immer, wenn ich dich sehe spüre auch ich, wie diese Liebe mich langsam zerstört.
Dennoch liebe ich dich über alles auf der Welt.
Deine Lilly
Ich legte den Brief in einen kleinen, roten Umschlag und schrieb Alexejs Namen darauf.
Den restlichen Tag über lag ich nur auf der Couch oder meinem Bett herum, da ich nicht einmal zum Klavier spielen Lust hatte, und versuchte mich abzulenken.
Wahrscheinlich würde ich ihm heute Abend den nächsten Brief schon geben, doch je öfter ich ihn sah, umso mehr musste ich an ihn denken, wenn ich alleine war…
Ich bemerkte, wie mir die erste Träne über die Wange lief und zog die Beine an meinen Körper. Mir war plötzlich so kalt, ich fühlte mich so einsam wie schon lange nicht mehr…
„Hey Eve, bist du da?“ Ich hörte, wie Nymphadora die Haustür zuknallte, blieb jedoch auf meinem Bett liegen und sagte kein Wort. „Da bist du ja!“ Sie kam freudestrahlend zu mir gelaufen und setzte sich neben mich. „Weißt du, ich war ja heut wieder bei Josefina. Ich sollte doch einen neuen Partner suchen und weißt du was, ich habe tatsächlich einen Inkubus gefunden, den ich mag. Er heißt Ashton und ist total süß, du musst ihn unbedingt kennenlernen!“ Sie redete ununterbrochen von diesem Ashton, ohne einmal auf mich zu achten. Nach einer Ewigkeit wurde sie schließlich ruhig und sah mich endlich einmal an. „Was… was ist denn los?“, fragte sie zögernd.
„Nichts…“ Ich drehte mich auf die Seite und schloss die Augen. Ich wollte nicht schon wieder weinen, ich wollte nicht so schwach wirken und ihm ständig hinterhertrauern…
Ich wollte nicht länger an den Mann denken, den ich über alles liebte…
„Eve, also… Vielleicht wäre es besser, wenn du dir auch einen neuen Partner suchen würdest“, sagte sie leise.
Sofort sprang ich wütend auf und funkelte sie an. „Ich liebe Alexej, ich kann mir nicht einfach einen anderen Mann suchen und denken, dass so alles gut wird! Ich bin nicht wie du, die nur zwei Monate braucht, um ihren ermordeten Freund zu vergessen!“, schrie ich sie an.
„Schön, wenn du meinst, dass ich es so einfach hatte, sollte ich wohl lieber gehen.“ Sie war bereits aufgestanden, doch ich stieß sie zurück auf mein Bett und ging zum Fenster.
„Schon gut. Ich werde gehen.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, sprang ich auf das Vordach und stieg schließlich in den schwarzen Himmel auf. Ich wusste zwar nicht, wohin ich überhaupt wollte, doch eins stand fest:
Ich musste erst einmal weg von hier.
Ich musste weg von Alexej, weg von Nymphadora und Josefina. Ich musste erst einmal einen klaren Kopf bekommen und überlegen, was nun wichtig war und was nicht, ob ich den Sukkuben und Inkuben wirklich bei ihrer Fortpflanzung helfen wollte oder mich gegen sie stellte…
Ich war zwar nun selber eine Sukkubus, doch ich war mir jetzt schon sicher dass ich es auf Dauer nicht schaffen würde, so zu leben. Ich konnte nicht weiterhin ohne Alexej hier sein, konnte nicht mit dem Gedanken leben dass er zwar da war, aber mich nicht wollte. Dass er mich für eine andere hielt und ständig an die Nacht dachte, in der ich starb…
Ich ließ mich auf der Wiese nieder, auf der wir uns zum letzten Mal geküsst hatten und brach erneut in Tränen aus. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, wusste nicht wie ich diese Sehnsucht nach ihm länger ertragen konnte…
Ich wollte unbedingt wieder diese weichen Lippen spüren, wollte in seine blauen Augen sehen und in seinen Armen liegen, seinem Herzschlag lauschen und dabei durch seine wuscheligen Haare streicheln…
„Ich hasse euch!“, schrie ich in die Dunkelheit, unfähig dazu, meine Gefühle noch zu kontrollieren. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib, ständig in der Hoffnung, so diesen Schmerz loszuwerden. Nach einer Ewigkeit legte ich mich auf die Wiese und weinte einfach nur noch. Ich dachte an nichts mehr, in dem Moment gab es einfach keinen Alexej und keine Josefina mehr. Es war, als hätte es diese Küsse zwischen uns nie gegeben, als wäre Josefina nie gekommen, um mich zu verwandeln.
Um mich herum war einfach alles schwarz, als würde ich in ein tiefes Loch fallen, in dem es keine Liebe und auch keine Trauer gab. Ich konnte nichts mehr als nur dazuliegen und in die Nacht zu starren, ich war nicht einmal mehr dazu fähig, weiter um Alexej zu weinen.
Irgendwann in der Nacht schreckte ich plötzlich auf. Ich hatte doch gerade etwas gehört, irgendetwas war da zwischen den Bäumen gewesen…
Ich stand langsam auf und ging zu dem Wald, der an die Wiese angrenzte. Als ich mich umsah, entdeckte ich nichts, also ging ich wieder.
Auf einmal legte mir jemand die Hand auf die Schulter. Ich drehte mich blitzschnell um, verdrehte demjenigen dabei den Arm und drückte ihn so zu Boden. Vor mir lag ein Inkubus, wahrscheinlich 30 Jahre alt, und sah mich mit seinen durchdringenden, schwarzen Augen an.
„Wer bist du?“, fragte ich kühl.
„Mein Name ist Lawrence. Josefina schickte mich, um dich zu suchen. Alle haben sich Sorgen um dich gemacht.“
„Ja, klar. Jetzt auf einmal.“ Ich ließ ihn los und beobachtete ihn aufmerksam, während er aufstand und sich den Dreck von seinem weißen Mantel klopfte.
„Nymphadora hat ihr von eurem Streit erzählt.“
„Und was geht dich das an?“
„Nun, ich werde dein neuer Partner sein“, sagte er lächelnd, sodass seine scharfen Zähne im Mondlicht aufblitzten.
„Und nach meiner Meinung wird nicht mehr gefragt?“
„Josefina meint, dass wir das perfekte Paar wären.“ Er trat näher an mich und musterte mich aufmerksam. „Du scheinst zwar etwas zickig zu sein, aber dennoch hübsch.“
„Danke, aber leider bin ich schon vergeben.“ Ich wollte mich gerade umdrehen und gehen, als er mich wieder zu sich zog und küsste. Sofort wand ich mich aus seinem Griff und gab ihm eine deftige Ohrfeige. „Wage es ja nicht noch einmal, mich anzurühren“, zischte ich.
Er rieb sich kurz die Wange und setzte schließlich wieder dieses dämliche Grinsen auf. „Ich werde dich schon noch rumkriegen.“
„Das glaube ich nicht.“ Als ich mich diesmal zum Gehen abwandte, hielt er mich nicht auf, sodass ich langsam die Wiese verlassen und endlich den Brief zu Alexej schaffen konnte.
Erst am Morgen kam ich erschöpft zu Hause an. Nymphadora kam sofort zu mir gerannt und wollte wissen, wo ich gewesen war, doch ich ließ mich einfach auf mein Bett fallen und schloss die Augen. Ich ignorierte sie, bis sie schließlich wütend mein Zimmer verließ. Es tat mir zwar Leid, sie so abzublocken, doch ich brauchte einfach noch Zeit für mich.
Ich bekam einfach nicht dieses Bild aus dem Kopf, wie Alexej mit unseren Bildern auf dem Bett saß und weinte…
„Nymphadora… Bist du da?“ Ich öffnete langsam meine Tür und ging ins Wohnzimmer. Sie saß schweigend auf dem Sofa und sah sich irgendeine Serie an. „Es… es tut mir Leid, wirklich…“, sagte ich leise. Ich setzte mich neben sie, starrte jedoch geradeaus auf den Fernseher, so wie sie es tat.
„Weißt du eigentlich, was ich mir für Sorgen um dich gemacht hab?“, fragte sie schließlich. „Ich habe schon gedacht, du würdest dir irgendetwas antun und…“ Sie wischte sich einige Tränen von der Wange und nahm mich in die Arme. „Tu so etwas nie wieder…“
Ich drückte sie fest an mich und sparte mir die nächsten Worte. Nach einigen Minuten löste ich mich schließlich aus ihrem Griff. „Ich… ich habe den Mann getroffen, den Josefina für mich ausgesucht hat.“
Sie riss erschrocken die Augen auf und nahm meine Hand. „Und… was wirst du nun tun?“
„Ich weiß es nicht…“
Sie sah mich mitleidig an und stand schließlich auf. „Ich mache dir erst mal eine Tasse Kaffee und dann setzen wir uns zusammen hinters Klavier, um dich ein wenig abzulenken, ja?“
Ich lächelte sie zögernd an. „Danke, Nymphadora.“
Nachdem wir einige Stunden zusammen am Klavier geübt hatten, ging ich schließlich zurück in mein Zimmer. Ich zündete einige Kerzen an, schaltete das Licht aus und legte mich auf mein Bett, um wieder nach Alexej zu sehen.
Er war gerade auf dem Weg zur Schule, um seine restlichen Sachen abzuholen. Nach ihrem Tod hatte er seine Stelle an dem Internat sofort gekündigt und jedes weitere Angebot, dort als Hüter zu arbeiten, abgelehnt. Seitdem arbeitete er wieder auf dem Festland, doch auch dort kam er nie zur Ruhe. Er musste ständig an ihren letzten gemeinsamen Abend denken, und wie sie schließlich leblos in seinen Armen lag. Es kam ihm alles wie ein schrecklicher Albtraum vor, doch jeden Morgen wenn er erwachte und sie nicht da war wusste er, dass dies die Realität war. Lilly existierte nur noch in seinen Träumen, nur dort konnte er sie küssen und berühren, mit ihr zusammen im Bett liegen und streicheln. Doch je mehr er von ihr träumte, umso schlimmer wurden die Momente, in denen er erwachte und die Wirklichkeit auf ihn einbrach und mitriss wie eine riesige, vernichtende Welle.
‚Sie war tot, tot, und das für immer‘, wurde ihm jedes Mal aufs Neue klar. Und jedes Mal, wenn ihn diese Erkenntnis traf, brach er in Tränen aus.
„Alexej? Kann ich kurz mit Ihnen reden?“ Er sah verträumt von dem Bild auf, das er in den Händen hielt, rührte sich jedoch nicht. Signora Felice hatte irgendetwas für ihn, und er hoffte inständig dass es nichts war, was ihn wieder an die Zeit mit Lilly erinnern würde.
Ich öffnete langsam die Augen und legte die Hände aufs Gesicht. Es war dieselbe Szene, von der ich damals geträumt hatte, doch nun war es noch realer…
Vorsichtig setzte ich mich auf und ging zum Fenster. Wie jeden Tag kam Alexej irgendwann in der Nacht an unserem Haus vorbei, wie auch heute. Gegen Mitternacht lief er durch unsere Straße, entdeckte mich jedoch nicht, da in meinem Zimmer alles dunkel war. Ich sah ihm sehnsüchtig hinterher und spürte schon wieder, wie mir Tränen in die Augen stiegen. Ich wagte es jedoch nicht, meinen Blick von ihm abzuwenden, ich musste ihn einfach sehen, auch wenn es nur für einige Minuten war…
Als er wieder um die Ecke gelaufen war, sodass ich ihn nicht mehr sehen konnte, verließ ich mein Zimmer und ging zu Nymphadora. Sie saß immer noch vor dem Fernseher und starrte vor sich hin. „Kommst du mit raus?“
Sie drehte sich erschrocken um. „Eve, erschreck mich nicht so! Willst du irgendwo hin?“
„Ja, ich wollte sehen ob ich Informationen über die Hüter herbekomme, deren Namen ich hier hab. Vielleicht weiß ja auch irgendjemand was über die freien Hüter.“
„Da hast du dir aber viel vorgenommen… Oh, wir haben nur noch knapp drei Stunden. Am besten machen wir uns gleich auf den Weg.“
Nachdem wir das Haus verlassen hatten, gingen wir zuerst in den Wald zu Josefina. Bei ihr konnte ich mir vorstellen, dass sie genug Informationen über diese Leute hatte.
„Was macht ihr denn hier?“ Sie sah uns erstaunt an, als wir die Ruine betraten.
„Ich habe eine Frage“, sagte ich ernst und reichte ihr den Zettel, auf dem die Namen standen.
„Und… was ist damit? Sollen wir diese Hüter für dich jagen?“
„Nein, ich brauche Informationen über sie. Über ihren Aufenthaltsort, wo sie arbeiten, ob sie Familie haben…“
„Und wozu?“
„Weil ich die freien Hüter jagen möchte, die es auf sie abgesehen haben.“
„Oh, ach so. Mir gefällt es zwar nicht, dass du den anderen so helfen möchtest, aber wenigstens unterstützt du auch uns damit“, sagte sie lächelnd. „Ich werde es an Milo weiterleiten, spätestens heute Abend wird er zu euch kommen und dir alles erzählen.“
„Vielen Dank.“ Ich versuchte, ein kleines Lächeln zustande zu bringen.
„Ach, da wäre noch etwas. Was hältst du eigentlich von Lawrence?“
Meine Miene verdüsterte sich wieder, als ich an diesen ekelhaften Schleimer denken musste. „Ich hasse ihn.“
„Du wirst dich schon noch an ihn gewöhnen. Du glaubst gar nicht wie schwer es für mich war, ihn von dir zu überzeugen, vor allem jetzt, da er unter den Inkuben und Sukkuben einen so guten Ruf genießt.“
„Jaja, von mir aus“, erwiderte ich trotzig. „Trotzdem danke… Mum.“ Ich drückte kurz ihre Hand und verließ schließlich die Ruine. Hoffentlich würde dieser Milo heute noch vorbei kommen, damit ich mich endlich auf die Suche nach diesen verdammten freien Hütern begeben konnte…
„Und was machen wir jetzt?“, fragte Nymphadora, als wir uns wieder auf dem Rückweg befanden.
„Keine Ahnung… Ich schätze, wir müssen einfach abwarten.“
Den restlichen Tag saß ich nur im Zimmer herum und träumte vor mich hin. Bald würde Milo herkommen, und dann konnte ich endlich auf die Jagd nach den freien Hütern gehen, brachte die Menschen um, die eigentlich meine engsten Verbündeten sein sollten. Ich wusste zwar nicht recht, wie ich es anstellen sollte, doch ich ließ einfach alles auf mich zukommen. Wahrscheinlich würde ich erst einmal die Hüter suchen und hoffen, dass die anderen bald kommen würden. Alexej war der Erste auf der Liste, und ihn hatten sie bereits einmal aufgesucht. Wer weiß, wann sie das nächste Mal zuschlagen würden, und dann würden sie ihn sicher nicht mehr verschonen…
Ich stand langsam auf, setzte mich auf den Fenstersims und holte eine Zigarette aus der Schachtel.
Seit einigen Tagen konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen, ich konnte mich kaum auf irgendetwas konzentrieren und musste ständig an Alexej und die Hüter denken. Erst, wenn ich abends am Fenster sitzen konnte, schaffte ich es ein wenig zur Ruhe zu kommen.
„Eve, komm raus, schnell!“, rief Nymphadora aufgeregt.
Ich drückte die Kippe im Aschenbecher aus und folgte ihr ins Wohnzimmer. Dort stand ein hochgewachsener, schlaksiger Mann der uns mit seinen grauen Augen aufmerksam musterte. Er kam ziemlich selbstbewusst rüber, obwohl er gerade zwei Sukkuben gegenüber stand und noch dazu in der Unterzahl war. Kräftig sah er auch nicht wirklich aus.
„Wer ist das?“, fragte ich etwas enttäuscht. Irgendwie hatte ich etwas wirklich Aufregendes erwartet, aber…
„Ich bin Milo“, sagte er mit seiner tiefen Stimme.
„Was?“ Ich wäre beinahe umgekippt, so überrascht war ich. Ich hatte gedacht, dass Milo ein Inkubus wäre, da er von meiner Mutter beauftragt wurde. Mit einem Menschen hätte ich jedoch nie gerechnet.
Er lächelte mich an und setzte sich auf die Couch. „Überrascht, was?“
„Ja, also… Ich hätte nicht erwartet, dass meine Mutter einen Menschen schickt.“
„Meinst du Josefina? Sie ist deine Mutter?“
„Hm, ja, irgendwie schon.“
„Das erklärt einiges.“ Er musterte mich erneut und grinste breit. „Nun, ich bin einer der freien Hüter. Im Gegenteil zu den anderen jage ich jedoch keine von denen, die für den Staat arbeiten.“
„Und… du wirst mir also helfen?“
„Ich werde dir die Informationen geben, aber weiter werde ich mich da nicht mit reinhängen.“
„Also weißt du etwas über all die Leute?“
„Ja, mit dem Großteil habe ich schon zusammengearbeitet. Viele von ihnen sind jedoch schon im Ruhestand oder haben normale Berufe hier in Venedig. Einige Leben auch auf dem Land, so wie die letzten Hüter, die ermordet wurden.“
Ich schluckte und erinnerte mich wieder an dieses schreckliche Szenario in dem Landhaus. Ich musste unbedingt etwas tun, damit nie wieder so viele Leute gefoltert wurden und sterben mussten.
„Ich habe dir hier die Informationen zusammengestellt. Dabei stehen auch ihre derzeitigen Wohnorte, Berufe und etwas zur Familie.“
Ich nahm den Zettel und überflog die Liste kurz. „Okay, also… danke.“
„Schon gut.“ Anstatt irgendwelche Anstalten dazu zu machen, dass er aufstehen und gehen wollte, blieb er sitzen und sah sich die Sendung an, die gerade im Fernsehen lief.
„Ist sonst noch was?“
„Nein, nichts. Hey, habt ihr vielleicht was zu essen hier?“
Ich sah ihn verdutzt an und ging schließlich in die Küche zu Nymphadora. „Wieso geht der Kerl nicht?“, fragte ich genervt. Irgendwie störte mich seine überhebliche Art, vor allem aber, wie er mich ständig anstarrte.
„Er bleibt für ein paar Tage hier…“, sagte sie leise.
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“
„Doch. Josefina wollte es irgendwie so, als Gegenleistung dafür, dass er geholfen hat. Aber mach dir keine Sorgen, er schläft auf der Couch.“
„Na super.“ Ich holte einige Scheiben Toast aus dem Schrank und machte ein paar Sandwiches für Milo. „Solange er mir nicht auf die Nerven geht…“
„Sicher nicht. Außerdem wirst du doch sowieso kaum hier sein.“ Sie lächelte mich zögernd an und half mir dabei, das Essen fertig zu machen.
„Hier.“ Ich gab Milo das Tablett und setzte mich etwas entfernt von ihm auf die Couch.
„Danke.“ Er schlang die Sandwiches praktisch herunter, sodass nach nur fünf Minuten nichts mehr davon übrig war.
„Ich nehme an, es hat dir geschmeckt“, sagte ich lächelnd.
„Ja, die waren echt super.“
„Und… wie lange willst du bleiben?“
„Keine Ahnung, vielleicht eine Woche. Wo schlafe ich dann eigentlich?“
„Hier auf der Couch ist nur Platz, wir haben sonst nur zwei Zimmer und…“
„Schon gut.“ Er lächelte mich zaghaft an und fuhr sich mit der Hand durch die blond-braunen Haare. So langsam fing seine selbstbewusste Fassade an zu bröckeln, anscheinend fühlte er sich doch nicht so wohl, wie er vorgab.
„Nochmal danke für die Informationen, ich werde erst mal ins Bett gehen.“
„Ich dachte, Sukkuben schlafen nicht?“, fragte er überrascht.
„Ich schon.“ Ich lächelte ihn noch kurz an und ging schließlich in mein Zimmer, wo ich mich sofort ans Fenster setzte und hoffte, dass Alexej noch nicht hier gewesen war.
„Eveline! Wach auf!“
Ich richtete mich langsam auf und rieb mir verschlafen die Augen. „Was ist denn los?“
Milo stand mit großen Augen vor mir und setzte sich schließlich zu mir ins Bett. „Tut mir Leid, ich habe gehört, wie du im Schlaf geredet hast.“
Ich spürte, wie ich rot wurde und wandte mich von ihm ab. Ich hatte wieder von Alexej geträumt und war mir ziemlich sicher, dass Milo alles mitverfolgt hatte.
„Du bist Alexej Nowakows Freundin, oder?“
Erschrocken sah ich ihn an. „Du kennst ihn?“
„Ja, ich habe eine Zeit lang mit ihm gearbeitet, auch jetzt für einige Tage. Weißt du… Er hat andauernd von dir geredet, wenn wir alleine waren.“
„Oh… Und… was hat er so gesagt?“
„Das Übliche halt… dass er dich vermisst, und…“ Er machte eine kurze Pause und sah mir schließlich in die Augen. „Er hat bereits überlegt, sich das Leben zu nehmen.“
„Was? Das kann nicht sein, das musst du falsch verstanden haben oder…“
„Soweit ich weiß, hat er es sogar schon versucht. Mit Schlaftabletten.“
Seine Worte trieben mir sofort Tränen in die Augen. Mein Alexej wollte sich nicht umbringen, er wollte leben und den Menschen helfen, er würde niemals an Selbstmord denken… Ich hätte es doch gesehen, wenn er versucht hätte, sich umzubringen…
Milo legte vorsichtig die Arme um mich und rückte noch ein Stück näher heran, als ich mich nicht dagegen wehrte. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und weinte einfach nur noch, ließ all das heraus, was mich seit meiner Verwandlung belastete. Es war zwar erst zwölf Tage her, seit ich im Krankenhaus erwachte, doch es kam mir jetzt bereits wie eine Ewigkeit vor. Die Zeit ohne Alexej war so endlos lang und verging einfach nicht, egal was ich tat.
„Schon gut, Eveline“, sagte er leise.
Ich krallte mich in sein Shirt und schloss die Augen. Wahrscheinlich hatte ich mich doch in Milo geirrt. Hinter diesem arroganten Äußeren schien noch ein sensibler Kerl zu stecken, der diese Seite jedoch ungern zeigte. Nach einigen Minuten legte ich mich schließlich hin und versuchte, etwas zu schlafen. Milo lag immer noch hinter mir und streichelte mich die ganze Zeit, bis ich endlich in den Schlaf fand.
Als ich am Morgen wach wurde, lag er noch neben mir und schlief. Vorsichtig stand ich auf und ging in die Küche, um mir Kaffee zu kochen. Nymphadora war anscheinend wieder zu Ashton gegangen, ihre Zimmertür stand nämlich offen und in der Stube war sie auch nicht.
Ich setzte mich mit meinem Frühstück auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. In den Nachrichten lief gerade ein Bericht über zwei Leute, die ermordet wurden, ein Mann und eine Frau, etwa 40 Jahre alt. Aufmerksam hörte ich zu, was der Nachrichtensprecher zu sagen hatte und verschluckte mich beinahe an meinem Brötchen. Das Paar kam aus Venedig, sie hatten in der Lagune auf einer kleinen Insel namens La Grazia gelebt. Hastig fummelte ich den Zettel von Milo aus der Hosentasche und überflog die Liste.
Da waren sie. Die freien Hüter hatten also erneut zugeschlagen. Ich ballte die Hände zu Fäusten und schlug kräftig auf den Couchtisch, sodass ich selber erschrak, als das Geschirr laut klapperte.
„Was machst du denn?“ Milo kam aus meinem Zimmer gelaufen und sah mich verschlafen an. Er trug nur eine lange Jogginghose, und ich musste zugeben, dass er einen verdammt tollen Körper hatte. Zwar nicht toll im Sinne von heiß, aber trotzdem süß.
„Die freien Hüter haben wieder jemanden umgebracht“, sagte ich wütend.
„Hey, beruhige dich. Jetzt kannst du eh nichts mehr dagegen machen.“
„Jetzt nicht mehr, aber ich hätte letzte Nacht schon losziehen sollen anstatt hier sinnlos rum zu heulen!“
„Eveline, du kannst doch nichts dafür…“ Er legte einen Arm um meine Schulter und lächelte mich an. „Darüber kannst du dir heute Abend noch genug Gedanken machen.“
Ich seufzte und schaltete zu irgendeiner Komödie um. „Ja, wahrscheinlich hast du recht…“
„Siehst du, es geht doch.“ Er stand langsam auf und ging in die Küche. „Willst du auch etwas?“
„Nein, danke, ich hab schon gegessen.“
„Kommt Nymphadora eigentlich mit?“ Er kam mit der Kaffeekanne und einem Brötchen aus der Küche.
„Nein, sie wird hier bleiben. Sie ist im Moment so glücklich mit Ashton, das will ich ihr nicht durch irgendwelche waghalsigen Aktionen versauen.“
„Naja, dann gehen wir halt nur zu zweit.“
Ich sah ihn überrascht an und stellte meine Tasse auf den Tisch. „Ich dachte, du willst nicht mitkommen?“
„Eigentlich nicht, aber… ich glaube nicht, dass du das alleine schaffen wirst.“
„Ich habe in Venedig alleine gegen mehrere Sukkuben gleichzeitig gekämpft und fast immer gewonnen“, blaffte ich ihn an.
„So meinte ich das auch nicht. Ich bin mir sicher, dass du eine sehr gute Kämpferin bist, aber das sind die Hüter auch. Und im Gegenteil zu den Sukkuben haben sie die gleichen Waffen wie du.“ Er nahm meine Hand und drückte sie kurz.
„Da hast du wahrscheinlich recht…“ Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und schloss kurz die Augen. Im Moment hatte ich noch keine Ahnung, wo ich mit der Suche eigentlich anfangen sollte, dabei würden wir heute Abend schon losgehen. Es war einfach alles total schlecht durchgeplant, und ich fragte mich jetzt schon, ob ich überhaupt einen Hüter finden würde. „Weißt du, ob die Hüter irgendwo ein Versteck oder so haben, wie die Sukkuben?“
„Hm… ich glaube schon. Sie müssten ihr Quartier auf einer kleinen Insel hier haben, ich glaube, sie hieß…“
„La Grazia?“
„Ja, genau das war es… Woher wusstest du das?“
„Weil dort die zwei Hüter ermordet wurden…“ Ich stand langsam auf und holte eine Karte von Venedig heraus, auf der ich die Wohnsitze und Arbeitsstellen der gesuchten Hüter sowie das Quartier der freien Hüter markierte. „Dann werden wir heut Abend dort anfangen zu suchen.“
„Geht klar, Sir“, sagte er lächelnd. „Komm erst mal wieder her, bis wir losgehen ist noch viel Zeit.“
Kurz bevor wir losgingen, stand ich noch vor meinem Schrank und suchte die restlichen Sachen zusammen. Ich trug ein helles Top, kurze Jeansshorts und Stulpen, dazu noch Stiefel und meinen Patronengürtel, den ich mir über die Schulter gehangen hatte. An meinem Gürtel befand sich ebenfalls der Dolch, es fehlte nur noch die Sense, die ich mir erst anlegte, als wir losgingen. Neben der Landkarte und dem Zettel warf ich noch einige Getränke, natürlich meine Zigaretten und etwas zu essen für Milo in den Rucksack. Mit dem Essen verhielt es sich bei den Sukkuben genau wie beim Schlafen; normalerweise brauchten wir es nicht, doch ich tat es einfach aus Gewohnheit. Eigentlich brauchten wir nur Blut, hauptsächlich aber die Lebensenergie der Menschen, um zu überleben, aber ich weigerte mich immer noch, diesem Drang nachzugeben.
Milo war noch nicht fertig mit duschen, also setzte ich mich noch einmal an den Schreibtisch und holte erneut Zettel und Stift heraus.
Aljoscha,
heute ist der Tag, an dem ich mit Milo zur Jagd aufbrechen werde. Ich werde die Leute suchen, die dich zusammengeschlagen und fast getötet hätten, werde ihnen dieselben Schmerzen zubereiten, die auch dich damals quälten.
Doch nicht nur dich, sondern auch die anderen Leute, die durch die Hände der freien Hüter sterben mussten, werde ich rächen.
Ich werde sie aufsuchen und foltern, solange, bis sie ihre Fehler zugeben und sich wünschten, dass alles nie geschehen wäre.
Du wirst Milo kennen, er sagte mir, dass ihr für eine Weile zusammengearbeitet habt. Ich habe ihn wirklich gern und wünschte mir, er wäre immer noch für dich da, um mit dir über deine Probleme zu reden und dich zu trösten, wenn du wieder wegen mir weinst.
Was mich jedoch schockierte war die Tatsache, dass er mir von deinen Selbstmordgedanken erzählte, und auch, dass du dich bereits mit Tabletten umbringen wolltest. Als er mir das sagte, konnte ich nicht aufhören zu weinen, ich konnte mir nicht vorstellen, dass du dich so sehr verändert hattest. Ich wollte mir einfach nicht eingestehen, dass dich unsere Trennung so sehr mitnahm wie mich; doch unsere derzeitige Situation unterscheidet sich deutlich. Ich weiß, dass du lebst, während du glaubst, dass ich tot bin. Dabei sehe ich dich jeden Tag, komme immer zu dir und helfe dir, wenn du in Schwierigkeiten bist. Ich hoffe, du erkennst eines Tages, dass ich noch am Leben bin, auch, wenn ich mich verändert habe.
Dennoch glaubte ich nicht, was er mir erzählt hatte. Ich könnte niemals mit dem Gedanken leben, dass du nicht mehr hier wärst, dass du mich wirklich alleine ließest und wir nicht nur räumlich getrennt wären, sondern dieser Zustand von Dauer wäre.
Mein Aljoscha hätte sich niemals umbringen wollen, er hätte nicht all die Leute, die ihn lieben allein gelassen, nur um selber nicht mehr trauern zu müssen. Er würde eine Lösung für seine Probleme suchen und weiterhin für die Leute da sein, die ihn brauchten.
Bitte überdenke deine Entscheidung noch einmal.
Du weißt, wir werden immer für dich da sein.
Ich liebe dich.
Lilly
Ich schob den Brief in meine Hosentasche, nahm meinen Rucksack und ging in das Wohnzimmer. Milo zog sich gerade an und drehte sich überrascht um, als er mich kommen hörte.
„Ich bin auch gleich fertig“, sagte er lächelnd, während er sich ein Shirt überstreifte.
„Schon okay, wir müssen dann eh nochmal zum Hauptquartier der Wächter…“
Als er sich fertig angezogen hatte, verließen wir leise das Haus, um Nymphadora nicht zu stören. Sie war gerade erst wiedergekommen und wollte sich etwas ausruhen.
Zuerst gingen wir zu den Wächtern, wo ich den Brief wieder auf Alexejs Schreibtisch legte, sodass er ihn sofort sah. Anschließend liefen wir ein wenig durch die Straßen Venedigs und hielten dabei Kurs auf die Insel, auf der sich das Versteck der freien Hüter befinden sollte.
„Wir kommen wir dann eigentlich rüber? Ich kann ja nicht fliegen, so wie du.“
„Dann muss ich dich halt tragen“, sagte ich lächelnd.
„Oh, wie uncool. Normalerweise wird die Frau immer vom Mann getragen.“ Er sah mich deprimiert an und brachte mich so erneut zum Lachen.
„Aber anders geht es leider nicht. Außer, dir wachsen plötzlich Flügel.“
„Das bezweifle ich.“
Als wir am Rand des Festlandes ankamen, nahm ich Milo auf den Rücken, sodass wir zusammen auf die Insel fliegen konnten. Dort gab es kaum Licht, nur einige Straßenlaternen, die ab und zu den dichten Nebel durchdrangen. Außerdem gab es so gut wie keine Häuser, der Großteil der Insel war von gewaltigen Laubbäumen bedeckt. Wir kontrollierten die Häuser, konnten daran jedoch keine Auffälligkeiten entdecken- abgesehen davon, dass das der ermordeten Wächter abgesperrt war, sodass es niemand betreten konnte. Wir schlichen uns dennoch herein, um nach weiteren Informationen zu suchen.
Im Haus sah alles normal aus- im Wohnzimmer, der Küche sowie dem Bad waren keine Spuren eines Kampfes zu entdecken. Erst im Schlafzimmer und dem Keller, in dem der Mann anscheinend arbeitete, fanden wir einige Hinweise. Die Leichen waren zwar schon weggebracht worden, doch die Blutspuren waren noch erkennbar. Dem Mann wurde die Halsschlagader aufgeschlitzt, während sie der Frau im Schlaf das Genick gebrochen hatten. Anscheinend wollten sie etwas Bestimmtes von dem Mann, da er länger am Leben gelassen wurde. Ich folgte seinen Blutspuren, die in den Keller führten, und fand dort einen kleinen Zettel. Darauf standen dieselben Namen geschrieben, wie auch ich sie mir notiert hatte. Sie wussten also, dass er auch hinter ihnen her gewesen war, und hatten ihn und seine Frau deshalb ermordet. Also ging ich wieder zu Milo, der noch im Schlafzimmer stand und den Raum durchsuchte.
„Er wusste von den freien Hütern Bescheid. Deshalb haben sie ihn ermordet“, sagte ich ernst.
„Dann hoffen wir mal, dass er die Liste nicht weitergegeben hat.“ Milo kam zu mir und reichte mir ein kleines Adressbuch. „Hier stehen die Namen von sämtlichen Hütern aus Italien drin. Es wundert mich, dass die anderen das nicht mitgenommen haben.“
Ich warf das Buch in meinen Rucksack und nahm mir vor, es später anzusehen. „Gehen wir lieber wieder und suchen nach dem Versteck.“
Doch als wir das Haus verlassen wollten, betraten es gerade zwei Männer. Sie trugen schwarze Sachen und hielten eine Pistole in der Hand, während sie sich vorsichtig umsahen und die Räume sicherten. Milo und ich versteckten uns in der Abstellkammer, von wo aus wir die beiden beobachteten.
„Was wollen wir hier nochmal?“, fragte einer der Männer schließlich.
„Wir müssen dieses verdammte Adressbuch finden, das Giovanni hier vergessen hat“, zischte der andere. Sie durchwühlten die Schubladen und Schränke im Schlafzimmer, konnten es jedoch nicht finden. Als die beiden sich gerade von uns abwandten, gab ich Milo ein Zeichen, sodass wir beide gleichzeitig aus dem Schrank hervortraten und mit unseren Waffen auf sie zielten.
„Lasst sofort eure Waffen fallen“, rief Milo ihnen zu.
Die Männer hoben langsam die Hände, ließen die Waffen fallen und drehten sich zu uns.
„Du Verräter“, zischte einer der beiden, als er Milo erkannte.
„Nicht ich bin der Verräter“, sagte er kühl und trat näher an ihn. „Ihr bringt unsere eigenen Leute um.“
„Sie haben es alle verdient.“
Ich wandte mich an den anderen der beiden Männer, der gerade geantwortet hatte. „Und wieso?“
Er grinste mich boshaft an und kam langsam auf mich zu. „Weil sie die Verräter sind. Sie dienen dem Staat und würden alles für ihn tun, ohne ihre eigene Meinung durchzusetzen. Sogar ihre eigenen Schüler würden sie in den Kampf schicken, wenn die Regierung es ihnen befielt.“
„Da irrst du dich aber.“ Ich zielte auf seine Brust und wartete, ob er noch etwas zu sagen hatte.
„Glaub mir, ich kenne die Hüter hier. Sie haben es alle verdient, zu sterben.“
Ohne weiter zu zögern, feuerte ich die erste Kugel ab. Sie traf mitten ins Herz und tötete ihn sofort.
Milo sah mich erschrocken an. Der andere Hüter nutzte diese Chance gleich und stürmte auf ihn zu. Bevor Milo reagieren konnte, riss er ihm die Pistole aus der Hand und zielte auf seinen Kopf.
„Du Schlampe wirst es noch bereuen, dass du meinen Partner umgebracht hast!“, schrie er wütend.
Ich funkelte ihn böse an und richtete meine Waffe ebenfalls auf ihn. „Wenn du Milo jetzt erschießt, werde ich dir jeden Knochen einzeln brechen.“
Er sah mich erschrocken an und fing an, heftig zu zittern. Anscheinend war der andere Typ sein Chef gewesen, er schien mir dafür irgendwie zu ängstlich zu sein.
Da er gerade sowieso durch den Gedanken an seine Folter abgelenkt war, sprang ich den Hüter an und riss ihn zu Boden. Er begann zu zappeln wie ein Verrückter, doch bevor er sich befreien konnte, schoss Milo ihm in den Kopf, sodass er starb.
Ich stand zitternd auf und warf Milo einen kurzen Blick zu. Er kam sofort zu mir und nahm mich in die Arme. „Schon gut, Evi“, sagte er leise. Er griff vorsichtig nach meiner Hand und zog mich aus dem Haus. „Wollen wir erst mal wieder zurück gehen?“
„Nein, wenn wir schon einmal hier sind, können wir auch gleich nach dem Versteck suchen…“, sagte ich leise.
„Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist, du solltest dich zuerst ausruhen.“
„Ich möchte aber nicht.“ Wir liefen über eine der wenigen Straßen auf der Insel, achteten aber immer auf irgendwelche freien Hüter, die uns möglicherweise begegneten. „Hast du schon einmal einen Menschen umgebracht?“, fragte ich ihn schließlich.
„Ja.“ Erneut nahm er meine Hand und zog mich näher an sich. „Du hast das richtige getan, Evi.“
„Langsam bin ich mir da nicht mehr so sicher…“
„Wenn du sie nicht tötest, werden die Hüter andere unschuldige Menschen umbringen. Es ist ja nicht so, dass du sie umbringst, um ihr Blut zu trinken, also…“ Er blieb stehen und sah zu dem Wald, der sich neben uns befand. „Hier müsste es sein. Komm mit.“
„Meinst du wirklich? Irgendwie sieht alles so… verlassen aus.“ Wir stapften durch das Dickicht des Waldes und versuchten, dabei möglichst leise zu sein, damit uns niemand entdeckte.
„So sollte es ja auch sein. Hast du dir mal das Versteck der Sukkuben genauer angesehen?“, fragte er lachend.
„Stimmt auch wieder… Hey, ich glaube da kommt jemand!“ Ich riss ihn zur Seite, sodass wir uns unter einem kleinen Hang verstecken konnten.
„Maurice und Ben müssten längst wieder hier sein.“
„Wer weiß, was die beiden wieder treiben. Das letzte Mal, als wir sie alleine losgeschickt haben, sind sie doch auch noch losgezogen, um sich etwas zu essen zu holen.“
„Bei den Schwachköpfen ist das ja auch kein Wunder. Aber ich glaube, Taylor wird ihnen das sowieso nicht mehr lange durchgehen lassen.“
„Stimmt, schon beim letzten Mal war er ziemlich sauer.“
„Die beiden werden heute noch ihr blaues Wunder erleben“, sagte der andere lachend, als sie weitergingen. Ihre Schritte wurden immer leiser, sodass wir uns langsam wieder aus unserem Versteck trauten. Wenigstens wussten wir jetzt die Namen der Hüter, die wir umgebracht hatten.
„Wir müssen uns beeilen, wer weiß, wann sie wiederkommen“, flüsterte ich Milo zu. Wir liefen in die Richtung, aus der die beiden gekommen waren, und stießen bald auf ein großes, verlassenes Fabrikgebäude. Viele der Fenster waren zerbrochenes oder gar nicht mehr vorhanden. Die Farbe blätterte auch schon von den Wänden, sodass es nur noch älter aussah. Die Tür war das einzige am gesamten Gebäude, was noch ganz aussah. Vorsichtig gingen wir näher heran und hielten uns dabei hinter einigen Büschen versteckt. Vor dem Haupteingang stand eine Gruppe von Männern, die dort anscheinend Wache hielt. Sie sprachen sich kurz ab und teilten sich schließlich in verschiedene Richtungen auf. Zwei von ihnen umrundeten das Gebäude, während vier andere sich in alle vier Himmelsrichtungen zerstreuten. Zwei der Männer blieben vorne am Tor.
„Anscheinend wird es nicht so leicht, dort reinzukommen“, sagte Milo leise.
„Wahrscheinlich sollten wir doch morgen noch einmal herkommen…“
Plötzlich raschelte etwas hinter uns in den Büschen. Wir zogen sofort unsere Waffen und richteten sie auf die beiden Männer, die wir vorhin belauscht hatten. Sie sahen uns erschrocken an und hoben sofort die Hände.
„Wer seid ihr?“, fragte Milo mit bedrohlicher Stimme.
„Wir.. wir sind Fred und Simon“, stotterte einer von ihnen. „Wir sind neu hier, also…“
„Das ist uns egal. Ihr gehört zu den freien Hütern und unterstützt die sie bei ihren Taten, das ist Grund genug, euch ebenso umzubringen“, zischte ich sie an.
„Ihr… ihr habt Ben und Maurice umgebracht?“, fragte der andere.
„Ja, und genau das gleiche wird euch nun auch passieren.“ Milo sprang einen der beiden an und brach ihm das Genick, bevor er überhaupt reagieren konnte. Der andere beobachtete sie bestürzt und wollte gerade weglaufen, als ich mich bereits auf ihn stürzte. Er rührte sich nicht mehr und sah mir verängstigt in die Augen. Erst jetzt bemerkte ich, wie erschöpft ich eigentlich war, und was ich für einen Hunger hatte… Ich musste wieder zu Kräften kommen…
Langsam senkte ich meinen Kopf zu seinem Hals herab. Je näher ich an ihn kam, umso deutlicher wurde der Geruch seines süßen Blutes. Ich öffnete gerade den Mund und setzte vorsichtig meine Zähne an seine Haut, als Milo mich zur Seite stieß und dem Mann seinen Dolch in die Brust rammte. Er riss überrascht die Augen auf und blieb schließlich leblos liegen.
Erschrocken setzte ich mich auf und sah zu Milo. Er nahm meine Hand und zog mich langsam nach oben, bevor wir uns schließlich auf den Rückweg machten. Wir sprachen die ganze Zeit über nicht, erst als wir wieder zu Hause waren, fragte ich kurz, ob er etwas zu essen möchte. Milo schüttelte jedoch nur den Kopf und ging in mein Zimmer, um zu schlafen. Ich folgte ihm zuerst und holte ein Hemd, das ich anziehen konnte, und ging ins Bad um zu duschen. Vorsichtig zog ich die verdreckten Sachen aus und warf sie in den Wäschekorb. Danach drehte ich das Wasser auf und stellte mich in die kleine Dusche. Das Wasser fühlte sich angenehm warm auf meiner völlig unterkühlten Haut an. Ich fühlte die Kälte draußen nicht, dennoch spürte ich den Wärmeunterschied im Vergleich zum Wasser, das auf mich herabregnete.
Ich setzte mich in die Ecke der Duschkabine und fing an zu weinen. Wie konnte ich nur so tief sinken… Wie konnte ich nur versuchen, einem Menschen das Leben zu nehmen, wie war ich auf die Idee gekommen, sein Blut zu trinken? Ich war enttäuscht und zugleich angewidert von mir selber. Ich wollte nicht mehr daran denken müssen, wollte einfach vergessen und dieses schreckliche Wesen, das sich in mir versteckt hielt, unterdrücken. Ich wollte keine Sukkubus werden, auch, wenn ich bereits wie eine aussah. Ich wollte wenigstens etwas Menschliches in mir bewahren.
Plötzlich zog jemand die Tür der Kabine auf und setzte sich zu mir. Es war Milo, der mit seinem traurigen Blick auf mich herabsah… Er war ebenfalls nackt, doch das störte mich nicht weiter. Er zog mich langsam zu sich und nahm mich in die Arme. Nach so langer Zeit war es ein unglaubliches Gefühl, endlich wieder jemanden bei mir zu haben, der mich auch ohne Worte verstand. Er drückte mich fester an sich, sodass ich seine warme Haut an meiner spüren konnte.
Wir saßen eine halbe Ewigkeit einfach nur da, ohne irgendetwas zu sagen. Irgendwann setzte Milo sich schließlich vor mich, er nahm meine Hand und sah mir tief in die Augen. Langsam legte er seine Hand in meinen Nacken und beugte sich weit zu mir herunter, um mich zu küssen. Es war ein völlig anderes Gefühl als bei Alexej; in seinem Kuss steckte keine Liebe, er spendete mir einfach genug Trost, um den nächsten Tag zu überstehen, ohne ständig an die Jagd und all die Menschen zu denken, die sterben würden.
Nach einigen Minuten löste er sich wieder von mir und lächelte mich zögernd an. Er stand vorsichtig auf, nahm mich auf seine Arme und trug mich in mein Bett hinüber. Wir sprachen immer noch nicht, doch ich fühlte, dass auch er über etwas nachdachte. Dennoch wollte ich nicht diese beruhigende Stille durchbrechen und fragen, was ihn bedrückte; dafür würden wir später noch genug Zeit haben.
Als Milo sich schließlich hinter mich legte und an mich rückte wusste ich, was für einen guten Freund ich in ihm gefunden hatte Er wollte einfach bei mir sein, sodass ich seine Nähe spüren konnte, dass ich wusste, ich wäre nicht alleine. Milo würde immer für mich da sein, egal, was in den nächsten Tagen und Monaten passieren würde.
xXMiaXx Re: Re: - Zitat: (Original von kruemelkeks am 28.12.2011 - 20:05 Uhr) Zitat: (Original von xXMiaXx am 28.12.2011 - 19:04 Uhr) müssen denn die kapitel immer solang sein? kriegt man ja nen rappel xD milo der will doch was von eve :P jaaaa is gut ich schreib beim 2.teil extra auf wie lang die sind damit du dir sowas nichmehr antun musst :D das sind jetz die letzten kapitel die sind iwei alle so lang gewordn xD okay gut dann bin ich beruhigt :D |
kruemelkeks Re: - Zitat: (Original von xXMiaXx am 28.12.2011 - 19:04 Uhr) müssen denn die kapitel immer solang sein? kriegt man ja nen rappel xD milo der will doch was von eve :P jaaaa is gut ich schreib beim 2.teil extra auf wie lang die sind damit du dir sowas nichmehr antun musst :D das sind jetz die letzten kapitel die sind iwei alle so lang gewordn xD |
kruemelkeks Re: Re: Re: Re: Re: Re: Re: - Zitat: (Original von xXFlameXx am 12.12.2011 - 21:37 Uhr) Zitat: (Original von kruemelkeks am 12.12.2011 - 21:32 Uhr) Zitat: (Original von xXFlameXx am 12.12.2011 - 21:01 Uhr) Zitat: (Original von kruemelkeks am 12.12.2011 - 20:54 Uhr) Zitat: (Original von xXFlameXx am 12.12.2011 - 20:41 Uhr) Zitat: (Original von kruemelkeks am 12.12.2011 - 17:25 Uhr) Zitat: (Original von xXFlameXx am 12.12.2011 - 00:01 Uhr) warum muss er ihr NACKT zeigen das er für sie da ist? warum geht er nackt in die Dusche? lol :D aber ansonsten gutes Kapitel, aber viel zu lang mensch :D ähm, weils ne dusche is & die sachen sonst nass werdn xD was meiner meinung nach echt eklig is :DDD ja man darauf achte ich beim schreibn ni^^ Naja und deswegen kommt er gleich nackt ins bad ? kann er ne warten bis sie aus der Kabine kommt? ^^ sie kam ja nich aus der kabine, erst mit ihm :D naja schlafen die ne auch nackt nebeneinander? Oder er hätte ja warten können bis sie fertig ist oder einfach nur die Tür beiseite und sagen sie soll rauskommen... naja is ja nun auch rille... deine geschichte ^^ ej das is do scheißegal is ja ni so dass die deswegen üblst rumvögeln die schlafn dann nur zusamm in nem bett & fertig :D is ja gut ^^ hab nun das gedicht gelesen... ist gut aaaaaber ich hasse solche gedichte... die sind so blöd geschrieben, da muss ich mienen kopf immer so anstregen :D ich finds schön :D das suchen hat sich gelohnt xD |
FindYourselF Re: Re: Re: Re: Re: Re: - Zitat: (Original von kruemelkeks am 12.12.2011 - 21:32 Uhr) Zitat: (Original von xXFlameXx am 12.12.2011 - 21:01 Uhr) Zitat: (Original von kruemelkeks am 12.12.2011 - 20:54 Uhr) Zitat: (Original von xXFlameXx am 12.12.2011 - 20:41 Uhr) Zitat: (Original von kruemelkeks am 12.12.2011 - 17:25 Uhr) Zitat: (Original von xXFlameXx am 12.12.2011 - 00:01 Uhr) warum muss er ihr NACKT zeigen das er für sie da ist? warum geht er nackt in die Dusche? lol :D aber ansonsten gutes Kapitel, aber viel zu lang mensch :D ähm, weils ne dusche is & die sachen sonst nass werdn xD was meiner meinung nach echt eklig is :DDD ja man darauf achte ich beim schreibn ni^^ Naja und deswegen kommt er gleich nackt ins bad ? kann er ne warten bis sie aus der Kabine kommt? ^^ sie kam ja nich aus der kabine, erst mit ihm :D naja schlafen die ne auch nackt nebeneinander? Oder er hätte ja warten können bis sie fertig ist oder einfach nur die Tür beiseite und sagen sie soll rauskommen... naja is ja nun auch rille... deine geschichte ^^ ej das is do scheißegal is ja ni so dass die deswegen üblst rumvögeln die schlafn dann nur zusamm in nem bett & fertig :D is ja gut ^^ hab nun das gedicht gelesen... ist gut aaaaaber ich hasse solche gedichte... die sind so blöd geschrieben, da muss ich mienen kopf immer so anstregen :D |
kruemelkeks Re: Re: Re: Re: Re: - Zitat: (Original von xXFlameXx am 12.12.2011 - 21:01 Uhr) Zitat: (Original von kruemelkeks am 12.12.2011 - 20:54 Uhr) Zitat: (Original von xXFlameXx am 12.12.2011 - 20:41 Uhr) Zitat: (Original von kruemelkeks am 12.12.2011 - 17:25 Uhr) Zitat: (Original von xXFlameXx am 12.12.2011 - 00:01 Uhr) warum muss er ihr NACKT zeigen das er für sie da ist? warum geht er nackt in die Dusche? lol :D aber ansonsten gutes Kapitel, aber viel zu lang mensch :D ähm, weils ne dusche is & die sachen sonst nass werdn xD was meiner meinung nach echt eklig is :DDD ja man darauf achte ich beim schreibn ni^^ Naja und deswegen kommt er gleich nackt ins bad ? kann er ne warten bis sie aus der Kabine kommt? ^^ sie kam ja nich aus der kabine, erst mit ihm :D naja schlafen die ne auch nackt nebeneinander? Oder er hätte ja warten können bis sie fertig ist oder einfach nur die Tür beiseite und sagen sie soll rauskommen... naja is ja nun auch rille... deine geschichte ^^ ej das is do scheißegal is ja ni so dass die deswegen üblst rumvögeln die schlafn dann nur zusamm in nem bett & fertig :D |
FindYourselF Re: Re: Re: Re: - Zitat: (Original von kruemelkeks am 12.12.2011 - 20:54 Uhr) Zitat: (Original von xXFlameXx am 12.12.2011 - 20:41 Uhr) Zitat: (Original von kruemelkeks am 12.12.2011 - 17:25 Uhr) Zitat: (Original von xXFlameXx am 12.12.2011 - 00:01 Uhr) warum muss er ihr NACKT zeigen das er für sie da ist? warum geht er nackt in die Dusche? lol :D aber ansonsten gutes Kapitel, aber viel zu lang mensch :D ähm, weils ne dusche is & die sachen sonst nass werdn xD was meiner meinung nach echt eklig is :DDD ja man darauf achte ich beim schreibn ni^^ Naja und deswegen kommt er gleich nackt ins bad ? kann er ne warten bis sie aus der Kabine kommt? ^^ sie kam ja nich aus der kabine, erst mit ihm :D naja schlafen die ne auch nackt nebeneinander? Oder er hätte ja warten können bis sie fertig ist oder einfach nur die Tür beiseite und sagen sie soll rauskommen... naja is ja nun auch rille... deine geschichte ^^ |
kruemelkeks Re: Re: Re: - Zitat: (Original von xXFlameXx am 12.12.2011 - 20:41 Uhr) Zitat: (Original von kruemelkeks am 12.12.2011 - 17:25 Uhr) Zitat: (Original von xXFlameXx am 12.12.2011 - 00:01 Uhr) warum muss er ihr NACKT zeigen das er für sie da ist? warum geht er nackt in die Dusche? lol :D aber ansonsten gutes Kapitel, aber viel zu lang mensch :D ähm, weils ne dusche is & die sachen sonst nass werdn xD was meiner meinung nach echt eklig is :DDD ja man darauf achte ich beim schreibn ni^^ Naja und deswegen kommt er gleich nackt ins bad ? kann er ne warten bis sie aus der Kabine kommt? ^^ sie kam ja nich aus der kabine, erst mit ihm :D |
FindYourselF Re: Re: - Zitat: (Original von kruemelkeks am 12.12.2011 - 17:25 Uhr) Zitat: (Original von xXFlameXx am 12.12.2011 - 00:01 Uhr) warum muss er ihr NACKT zeigen das er für sie da ist? warum geht er nackt in die Dusche? lol :D aber ansonsten gutes Kapitel, aber viel zu lang mensch :D ähm, weils ne dusche is & die sachen sonst nass werdn xD was meiner meinung nach echt eklig is :DDD ja man darauf achte ich beim schreibn ni^^ Naja und deswegen kommt er gleich nackt ins bad ? kann er ne warten bis sie aus der Kabine kommt? ^^ |