Weihnachtsgedichte
Et weihnachtet in Lichtenberch - Mit Hörbuch!

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"Et weihnachtet in Lichtenberch - Mit Hörbuch!"
Veröffentlicht am 09. Dezember 2011, 8 Seiten
Kategorie Weihnachtsgedichte
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Et weihnachtet in Lichtenberch - Mit Hörbuch!

Et weihnachtet in Lichtenberch - Mit Hörbuch!

Beschreibung

Und alle Jahre wieder ... So gibt's auch dieses Jahr von mir einen mehr oder minder wertvollen weihnachtlichen Beitrag zum Lesen, Hören und Kopfschütteln. Vorgetragen in Berliner Schnodder, den ich natürlich nie sprechen würde, weil ich ja Brandenburger bin (Oh ja!). (Cover: © Jam / pixelio.de; www.pixelio.de)

Zu Lichtenberch in Ostberlin,
Selbst da kommt Weihnachten ma' hin,
Is' ooch dit meiste hier wie immer.
Die Parks, die Straßen, allet grau,
Doch leuchtet bunt der Plattenbau,
'N Lichterkranz in jedem Zimmer.
Trotz tausend Watt Besinnlichkeit,
Der Alltachswahnsinn is' nich' weit,
Ick muss et wohl nich' extra saajen.
Nu' lädt uns hier zwar keener inn,
Doch trotzdem kieken wa ma rinn,
'Nen kleenen Blick könn' wa ja waajen.

Die Tür is' uff, im ersten Stock.
Die Eva Ulbricht untern Rock
Zu packen, kann man sich heut' jönnen.
Zum Fest der Liebe jibt's doch glatt
Ab eener Stunde 'nen Rabatt
Wer wird da widerstehen können?
Nach Alfons aus Etage vier
War ooch sein Sohnemann schon hier,
Den Freudenspender bracht's zum Schäumen.
Bei Brustumfang von hundertsechs
Zwee Zentner Eva, purer Sex,
Kommt och der Postmann jetz' int Träumen.

Bei Hustenhugo unterm Dach,
In Sachen Hartz een Mann vom Fach,
Erwacht der Dreck schon fast zum Leben.
Der Hugo, fertich mit de' Welt,
Die Frau längst weg, keen Schnaps, keen Jeld,
Der will sich heut' die Kugel jeben.
Und wie er in de' Küche steht,
Is', wat ihm durch'n Kopp nur jeht:
Wat is' 'ne Weihnacht ohne Tanne?
Die Kugel, die verfehlt den Kopp,
Durchsiebt ihm nur den letzten Topp,
Nu' bleibt zum Kochen noch 'ne Pfanne.

Und am Balkon im Erdjeschoss,
Sitzt Erna Mumm, dit Schlachtenross,
Kiekt janz jenau, sucht wat zu zank'n.
Wenn eener Mist baut, is' er dran,
Sie schreibt'n uff, sie schwärzt'n an,
Die Hausverwaltung wird's ma' dank'n.
Dat Weihnacht is', dat merkt se nich'
Und ach, wat is' dat widerlich,
Wenn alle schön zu Hause bleib'n.
Dann starrt se ausm Fenster raus,
Wo nischt passiert, Tach ein, Tach aus.
Und Erna Mumm hat nischt zu schreib'n.

Im fünften jeht et heftig zu,
Denn Paule Schmidt, der hat im Nu
Die Inge Schmidt komplett entblättert.
»Is' dit 'ne Weihnacht!«, sacht er ihr,
Schon jeht er ran wie'n wilder Stier,
Hat ihre Berje flott erklettert.
Dit janze wäre nu' keen Akt,
Wenn eener seine Frau anpackt,
Dann jeht er ooch ma an de' Titten.
Doch weeß hier jeder janz jenau:
Beate, dit is' seine Frau,
Die Inge Schmidt, die wohnt im dritten.

Kloppt eener an, in Stockwerk vier,
Macht keener uff, bei Else Bier,
Hat sich verdrückt, mit Hund und Söhnen.
Dabei fing allet so jut an,
Mit Freude druff, als Weihnachtsmann
Die Jören kräftich zu verwöhnen.
Drum war se jestern bei de' Bank,
Doch Fonds im Minus, Konto blank,
So jing se über zur Revolte.
Kam wieder mit 'nem Pflasterschein,
Schlug wirklich jede Scheibe ein,
Bis allet schrie, nur Else grollte.

Bei all dem Chaos hier im Block,
Frau Meißner ausm siebten Stock,
Kann wohl von Weihnachtszauber reden:
Zwee Jobs seit Jahren, klar war't hart,
Doch hat se nu' wat anjespart,
Die Koffer sind jepackt für Schweden.
Die Tochter wohnt seit Jahren da,
Schon bald sind se sich wieder nah,
Und Lichtenberch, jood bye für immer!
Nu' nehm' wa mit, dit herzlich Glück
Und jeh'n janz schnell nach Haus zurück,
Denn besser wird et hier heut' nimmer.

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Hörbuch

Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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PhanThomas Re: Habe es heute erst gelesen, -
Zitat: (Original von baesta am 17.01.2012 - 22:07 Uhr) aber mich trotzdem noch mal köstlich amüsiert.

Liebe Grüße
Bärbel

Huhu Bärbel,

lieben Dank! :-) Freut mich, zumal Weihnachten ja nun schon vergangen und vergessen ist. ;-)

Liebe Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Habe es heute erst gelesen, - aber mich trotzdem noch mal köstlich amüsiert.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Ich bin kein Fan... -
Zitat: (Original von Chimera am 11.12.2011 - 21:03 Uhr) von Mundart-Gedichten, aber du hast hinbekommen, dass mich der Inhalt weit mehr gefesselt halt als die eigentlich Worte ;-)

Amüsant zu lesen und auch ein wenig zum Nachdenklich stimmen, wenn man es denn will.

Danke dir dafür.

Liebe Grüße
Chimera

Hallo Chimera,

danke schön. :-) Das Ding hätt man auch gut eindeutschen können. Auch die Reime hätten dann immer noch funktioniert. Und solange es nicht tiefstes Bayrisch ist oder so, versteht man das ja meist noch ganz gut. ;-)

Viele Grüße
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
Chimera Ich bin kein Fan... - von Mundart-Gedichten, aber du hast hinbekommen, dass mich der Inhalt weit mehr gefesselt halt als die eigentlich Worte ;-)

Amüsant zu lesen und auch ein wenig zum Nachdenklich stimmen, wenn man es denn will.

Danke dir dafür.

Liebe Grüße
Chimera
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Ein Blick hinter die Fassaden des Plattenbaus -
Zitat: (Original von MarionG am 11.12.2011 - 09:44 Uhr) Ein klasse Text, irgendwie so unweihnachtlich. ;o))
Gefällt mit, auch der Berliner Dialekt. Obwohl ich glaube zu erkennen, dass Du kein echter Berliner bist. Det echte Balinerisch klingt noch en bisschen anders, wa?
Liebe Grüße
Marion

Hallo Marion,

siehe dazu Peters Kommentar. ;-) Stimmt, ich red irgendwie, öhh, anders. Weiß aber auch gar nicht, wie man das nennt. Brandenburgern klingt ja irgendwie seltsam und ein wenig sperrig. ;-)

Liebe Grüße & danke schön
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
MarionG Ein Blick hinter die Fassaden des Plattenbaus - Ein klasse Text, irgendwie so unweihnachtlich. ;o))
Gefällt mit, auch der Berliner Dialekt. Obwohl ich glaube zu erkennen, dass Du kein echter Berliner bist. Det echte Balinerisch klingt noch en bisschen anders, wa?
Liebe Grüße
Marion
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Meine -
Zitat: (Original von Luzifer am 10.12.2011 - 17:06 Uhr) persönliche Lieblingsstelle ist "Trotz tausend Watt Besinnlichkeit". Es trifft irgendwie genau, wie Weihnachten heutzutage gefeiert wird. Viel Blingbling und wenig Wärme. Die Menschen in den Kaufhäusern, wie Krähnschwärme. Und weint einmal ein kleines Kind, der Nachbar nur noch lauter singt. Es ist doch Weihnachten, ein frohes Fest, für mich jedoch ist es die reinste Pest. xD

Zwar kann ich mit Dialekten normal nichts anfangen, aber doch ist es verständlich und authentisch geschrieben. Das Hörbuch habe ich mir nicht angetan, da ich den Buchstaben viel mehr fröhne. ;)

Viele Grüße
Luzifer

Hallo L.,

besten Dank! :-) Über die Kommerzialisierung und den Wertverlust der Gesellschaft am Beispiel von Weihnachten wollte ich eigentlich nicht schreiben, weil das schon 'ne Million anderer getan hat. Also dachte ich mir, versuch ich's mit was Amüsantem ohne Moralkeule.

Und das mit dem Dialekt geht schon, wenn man nicht tatsächlich Berliner ist. Dann merkt man, wie Peter eben, wo es knackst. ;-) Wir Brandenburger quatschen eben doch 'n bisschen anders.

Viele Grüße
T
Vor langer Zeit - Antworten
Luzifer Meine - persönliche Lieblingsstelle ist "Trotz tausend Watt Besinnlichkeit". Es trifft irgendwie genau, wie Weihnachten heutzutage gefeiert wird. Viel Blingbling und wenig Wärme. Die Menschen in den Kaufhäusern, wie Krähnschwärme. Und weint einmal ein kleines Kind, der Nachbar nur noch lauter singt. Es ist doch Weihnachten, ein frohes Fest, für mich jedoch ist es die reinste Pest. xD

Zwar kann ich mit Dialekten normal nichts anfangen, aber doch ist es verständlich und authentisch geschrieben. Das Hörbuch habe ich mir nicht angetan, da ich den Buchstaben viel mehr fröhne. ;)

Viele Grüße
Luzifer
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Ick finds knorke, wie immer!!! -
Zitat: (Original von MysticRose am 09.12.2011 - 20:26 Uhr) besonders "zwee zentner eva" :D :D :D
lg. randi

Huhu Rosilein,

hihi, die Stelle hat mir selbst gefallen, wenn ich ehrlich bin. ;-)

Liebe Grüße & danke schön
Thomas
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: -
Zitat: (Original von Seelenklang am 09.12.2011 - 20:00 Uhr) echt klasse gemacht, in wort und ton....und der wahnsinn obendrein ;-))

na dann fröhliche weihnacht

seelenklang


Hallo seelenklang,

danke schön auch. :-) Freut mich zu hören bzw. zu lesen.

Viele Grüße
Thomas
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