eine traurige Geschichte über eine depressive Mutter und ihre Tochter ohne Zukunft. Die ich vor ein paar Jahren im Zeichenunterricht für die damalige Deutsch-hausübung geschrieben habe
Meine Tochter, mein Leben
Die Pistole, so nah an ihren Kopf gedrückt, dass der Angstschweiß und der lauf sich fast berühren, versucht sie noch alles zu erklären, aber es ist zu spät. Der Abzug der Waffe wird betätigt, ein Schuss folgt, die Kugel bohrt sich durch ihren Kopf und Blut spritzt an die Wand. „Ich hoffe, du findest im Tod den frieden, den ich dir im Leben nicht geben konnte.“ Sie sackt langsam auf den Boden, die Pistole fest in der rechten hand. Tränen kullern ihr übers Gesicht, sie hebt die Waffe und richtet sie gegen ihren Kopf. Wenig später ertönt ein Schuss.
„Wohin gehst du denn, junge Dame?“ Die Tochter dreht sich um, blickt ihre Mutter genervt in die Augen und antwortet gelangweilt: „Ich treff’ mich mit ‚n paar Freunden.“ Die Mutter versucht ihrer Tochter klarzumachen, dass sie aufgrund ihrer schulischen Leistungen Stubenarrest habe, doch diese schreit ihre Mutter nur wütend an: „Du hast mir nichts zu sagen!“, und stürmt aus der Wohnung.
„Ich hasse diese dämliche Fotze, nur weil ich ihre Tochter bin, denkt sie, dass sie mein Leben kontrollieren könne! Ich brauch jetzt Stoff“. „Klar.“ Der rauch steigt in Richtung Himmel, sie wissen, dass sie hier keiner finden wird, nicht so wie beim letzten Treffpunkt, an dem sie der Polizei nur knapp entkommen sind. „Ich meine, sie jammert mir immer wieder was vor, äh… du bist meine Tochter, ich liebe dich, ich will ja nur das Beste für dich. Ich weiß, was das Beste für mich ist, und das sind eben Drogen, Alk und Männer.“ „Genau!“
„…und wie geht’s euch sonst so?“ „…nimmt immer noch dieses zeug, ich will ihr nur helfen, aber dafür hasst sie mich.“ Ein hölzernes Klopfen ertönt, es kommt von der Eingangstür. „Oh, da ist jemand an der Tür, ich muss Schluss machen. Tschüss.“ „Wir sehen uns.“ Die Mutter öffnet die Tür und ihre zugedröhnte Tochter stolpert in die Wohnung. Siw wankt in Richtung ihres Zimmers, doch die Mutter hält sie zurück. „Wir müssen uns unterhalten.“ Die Mutter wankt auch ein wenig, sie hat wieder etwas getrunken, so wie sie es immer macht, wenn sie Probleme mit ihrer Tochter hat. „Was willst’n, Mum? War die Polizei wieder hier oder hat sich die Schulleitung wieder einmal gemeldet?“ „Setz dich!“
Beide sitzen einander gegenüber, am selben Tisch im selben Raum, an dem sie schon so oft über dasselbe geredet haben. „Ich hab nur zwei Fragen. Ersten, wo warst du; und zweitens, was hast du genommen?“ „Mum, können wir nicht morgen darüber reden, ich bin müde und mein Kopf tut scheiß weh?“ „Nein, ich möchte jetzt mit dir reden, Versteh doch endlich, ich mach mir nur Sorgen um dich. Ich weiß, wie das ist, ich war auch ‚mal jung und ich hab auch allerlei Erfahrungen mit Drogen und Alkohol gemacht. So glaub mir doch, wenn du jetzt nicht damit aufhörst, wird es dein Leben zerstören!“ Die Tochter hört nicht einmal mehr zu, sie kennt diesen Vortrag schon auswendig, sie kennt ihn schon lange, er wurde ihr nämlich schon oft vorgetragen, von ihrer Mutter, den Lehrern in der Schule und von verschiedenen Polizisten. Seit Monaten schon ignoriert sie ihn und der Druck, der auf der Seele ihrer Mutter lastet, wird mit jedem vergeudeten Wort schwerer, bis er ihr irgendwann zu schwer wird.
Wie damals, es war im Dezember und sie wartete schon Stunden auf ihre Tochter. Es war schon weit nach Mitternacht und es war nicht das erste Mal, dass sie spät und betrunken nach Hause kam. Aber diese Nacht war einfach zu viel für sie, als ihre Tochter endlich nach hause kam und über ihren Ausgang befragt wurde, riss ein Faden bei ihr. Sie schrie ihre Mutter an, derbe Worte fielen wie der Schnee draußen und sie wurde geschlagen. Ihre Mutter schlug sie und es war, es hätte dieser Schlag den letzten Rest Respekt aus ihr herausgeprügelt. Die Tochter begann ihre Mutter zu hassen.
Gelangweilt und zugedröhnt geht sie wie immer auf ihr Zimmer. Die Mutter versucht nicht einmal mehr ihre Tochter zurückzuhalten, denn sie weiß, dass es nichts bringt. Sie weiß, dass es s nicht weitergehen kann, dass ihre Tochter keine Zukunft hat und dass sie noch viel Schmerz ertragen wird müssen, mehr als sie kann.
Sie geht in ihr Schlafzimmer, greift in ihre Nachtschublade und nimmt die Pistole, die schonewig dort drinnen liegt. Sie ladet die Pistole, die Tränen beginnen zu fließen. Sie wartet vor der Tür ihrer Tochter, bis sie sich letztendlich überwindet, hineingeht und…