Romane & Erzählungen
Bleib hier!

 

Ich fühlte ihn. Er war ganz nah bei mir. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren. Seine Wärme. Konnte seinen Herzschlag hören, der genauso aufgeregt und schnell war wie meiner. Sanft fuhr ich mit meinen Fingerspitzen vom Haaransatz her ab bis zu seinem Kinn. Ich spürte ein paar Bartstoppeln, die etwas kitzelten. Er fühlte sich so zerbrechlich an, aber strahlte gleichzeitig eine Stärke aus, die jeden Verbrecher in die Schlucht schlagen würde. Ich fuhr ihn mit meinen Händen durch die Haare und krallte mich in diesen fest um sicher zu gehen, dass er nicht gleich wieder verschwinden konnte. Erst dann traute ich mich meine Augen zu öffnen und sah sein markenloses wunderschönes Gesicht vor mir. Glück durchströmte mich wie eine Flutwelle und ich ließ ihn automatisch los um mir meine Haare aus dem Gesicht zu streichen, ich wollte ja auch schön für ihn aussehen. 

 

Ich riss mich von seinem durch dringlichen Blick seiner samtgrünen Augen los und betrachtete verlegen meine Fußspitzen. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, so sehr  brachte mich seine Gegenwart aus dem Konzept. Als er ein paar Augenblicke später auch noch nichts gesagt hat, blickte ich wieder zu ihm hoch. Zu spät bemerkte ich, dass irgendetwas nicht stimmte. Er entfernte sich von mir, ich griff nach ihm, wollte ihn festhalten, ihn spüren! Ich schrie seinen Namen, doch die Schreie waren lautlos, kein Ton kam über meine Lippen. Ich setzte meine Füße in Bewegung und rannte auf ihn zu. Doch je schneller ich rannte, desto weniger konnte ich seine Gegenwart spüren. Erst als meine Lunge zu Zerreisen drohte hörte ich auf zu laufen. Er war bereits zu weit weg. Mit Tränen in den Augen schaffte ich noch ein paar Schritte, bevor meine Füße nachgaben und ich fiel. Ich fiel immer Tiefer und länger. Umhüllt von der Dunkelheit, ich wehrte mich nicht, hatte keine Kraft mehr. Es war vorbei, ich hatte ihn verloren. 

 

 

 

 

 

 

Das schlimmste ist: 

Ich werde ihn trotzdem Lieben, auch wenn er nicht zu mir zurückkommt!