BLIND Date 5
Der Dienstleister
Wie immer, wenn Claudia nicht schlafen konnte und sie dann die Langeweile packte und sich dazu auch noch seit längerer Zeit gänzlich unbefriedigt fühlte, fand sie sich vor dem PC wieder. Ihre Freundin Brigitte nannte diesen Zustand bei ihr dann Auswüchse der permanenten Untervögelung. Vielleicht hatte sie ja Recht, aber diese kleinen daraus entstehenden Eskapaden hatten aber auch ihren ganz besonderen Reiz und außer der spannenden und prickelnden Zeit der Vorfreude blieben, egal wie diese Episoden endeten, immer erzählenswerte Anekdoten für ihren Frauenstammtisch über.
Dann hatte sie sich vom Schrecken und der Verwunderung, wie verrückt doch manche Männer sind, erholt und konnte mit ihren Freundinnen herzhaft lachen über diese Geschichten, die bei ihr das Leben schrieb.
Sie surfte durch diverse Chatrooms, aber wegen der späten Stunde, es war schon drei Uhr nachts, waren nur einzelne versprengte Personen anwesend, die zumeist noch erheblich notgeiler waren, als sie das von sich je zugeben würde.
Neulich hatte ihr ein Mann, mit dem sie sich verabredet hatte, mal den Tipp gegeben, sich die teilweise total abgedrehten und perversen Anzeigen auf einer SM-Seite doch mal anzusehen, er versprach ihr gemischtes Lesevergnügen, aber gab auch zu bedenken, dass sich dort auch ganz kranke Geister tummeln würden.
Nur diese Mischung mache den Reiz aus, dort mal zu stöbern. Sie fand die Seite schnell und man musste sich weder anmelden, noch einloggen, jeder Besucher konnte die einzelnen Kategorien, wie: Er sucht Sie, Paar sucht Transvestiten, Er sucht ihn usw....anclicken. Kurz gesagt. Es hab dort Suchwünsche, an die hatte sie im Traum noch nicht gedacht.
Ihre Verabredung hatte nicht zuviel versprochen, es gab die unglaublichsten Inserate. So suchte ein „TOP“ eine willenlose Sklavin, die sämtliche Brücken hinter sich abbrechen sollte, ihm ihren Paß ausliefern müsse, er versprach ihr dafür extrem schlechte Behandlung, Haltung in einem Kellerverließ mit täglicher schwerster Züchtigung und Bestrafungen jeglicher Art. Selbstverständlich würde er eine Krankenversicherung für sie abschließen und wenn er genug von ihr habe
wollte er sie weiterverkaufen, sie solle sich klar machen, es gäbe kein Zurück ins normale Leben, aber es sei immer für sie gesorgt.
Claudia standen die Nackenhaare zu Berge und sie überlegte, ob das nicht schon ein Fall für die Polizei sei, andererseits vermutete sie, dass dem Inserenten schon beim Schreiben und Aufgeben der Anzeige ein Stäbchen gewachsen war und er keinesfalls damit rechnete, eine wirkliche Bewerberin für diesen Posten zu finden. Vermutlich war es ihm nur ein perverses Vergnügen, die sicher eintreffenden empörten Mails von den Frauen zu lesen, die sich vornehmen, die ganze Welt zu erziehen und auf jedes dumme Geschreibsel ein mahnendes Erziehungsschreiben verschicken.
Doch es fanden sich auch andere Anzeigen, ein Mann, der sein Gesicht einer möglichst
übergewichtigen Dame als Sitz anbieten wollte. Männliche Zofen, die in Frauenunterwäsche Putzjobs suchten, bei denen sie möglichst von einem Damen-Kaffeekränzchen mit derben Sprüchen verhöhnt werden wollten.
Aber zwischen dem Mann, der Käsefüße in Nylons wollte und der eine Frau suchte, die ihn zur Brust nehmen wollte, stach ihr eine sehr flott formulierte Anzeigen ins Auge:
Verwöhner für selbstbewusste Dame
Bottom
Er sucht Sie
Welche selbstbewusste Dame möchte sich von mir (M ,60 , angenehmes Äußeres und nicht dumm, im täglichen Leben selbstsicher, vielseitig interessiert und erfolgreich) einfach nur oral und manuell verwöhnen lassen ? Denn das macht auch mich glücklich! Kein
großes Beziehungs-Gedöns, keine anstrengenden Zuwendungs- oder GV-Ansprüche meinerseits. Ich komme als Dienstleister und gehe als solcher, und alles ganz ohne Bezahlung :-). Gerne auch als regelmäßigen Auftrag. Eine Freundschaft ist durchaus erwünscht, aber keine Bedingung.
Man, das hatte doch was.... , Einfach faul da liegen, sich nach Strich und Faden verwöhnen lassen und der Mann geht danach nach Hause, nimmt seine Socken und Unterhosen wieder mit und lässt sie nicht zum Waschen vor dem Bett liegen. Sie konnte in aller Ruhe nach ihrem Mr. Right weitersuchen und das Untervögelungsproblem war ein für alle mal gelöst, denn diesen Mann konnte sie ja als Dauerauftrag buchen. Da muß doch ein Haken dabei sein, oder ?
Egal... sie tippte kurzerhand eine Antwort und bat um Informationen, was ihn zu dieser Anzeige veranlasst hatte.
Es war spät und sie ging lachend und träumend zu Bett.
Schon am nächsten Morgen fand sie eine Antwort in ihrem Mailpostkasten. Sie lief schnell in die Küche, holte sich Kaffe und ein Croissant, setzte sich gemütlich im Morgenmantel, ein Bein auf dem Schreibtischstuhl angewinkelt, vor den kleinen Schreibtisch. Katerchen hatte es sich im Ablagekorb gemütlich gemacht und blinzelte sie müde und gähnend an.
Sie nahm einen Schluck Kaffee und biß ein großes Stück vom Croissant ab und öffnete gespannt die Mail.
Er begrüßte sie artig und freundlich, bedankte sich für die Antwort und fragte:
Nun denn: Sie finden die Anzeige interessant ? Das würde mich sehr freuen und ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung. Ein Auftrag zur angebotenen Dienstleistung oder (falls vorab gewünscht) ein Vorab-Treffen zum „Beschnuppern“ würde mich wirklich sehr freuen. Er machte keinen Hehl aus seinen realen Kontaktdaten, hatte zwei Fotos angehängt. Rasch öffnete sie den Anhang und ein großer attraktiver Mann lächelte ihr entgegen, sportliche Figur und strahlend weiße Zahne, nicht wie ihr letztes Date, der Mann, der den Tipp für die Anzeigenschnupperei gegeben hatte, der war arm und aber sehr nett, hatte aber so dunkelgraue Zähne, dass sie den Mann nie hätte küssen wollen. Diesem Manne auf den Fotos wollte sie sich ausgesprochen gerne hingeben, vielleicht sogar mehr als regelmäßig.....
Ging es unkomplizierter ? Das war ja zu schön, um wahr zu sein, sagt sie laut zu dem Kater, der sie skeptisch anguckte, vermutlich nur, weil sie jetzt so quirlig und aufgedreht war.
Ganz schnell war eine Antwort getippt und abgeschickt. Sie gab ihm ihre Telefon-Nummer und bat um Anruf.
Sie hörte das Telefon, als sie gerade aus dem Bad kam, rechnete mit ihrer Freundin, aber es meldete sich eine sonore Stimme: Claudia ? Hier ist der „Dienstleister“ Armin.
Sie lachte und brachte ihre Freude zum Ausdruck, dass es ja ein excellenter Service sei, ein so prompter Anruf. Er bat sie, sich zu beschreiben und war durchaus angetan von ihrer Beschreibung und freute sich genau wie sie auf einen Abend im Restaurant ihrer Wahl.
Sie bat ihn für den kommenden Donnerstag in ein nettes Restaurant, wo sie sich in den letzten Wochen mehrfach für Blind Dates verabredet hatte.
Als sie am Donnerstag-Abend auf den Parkplatz fuhr, erkannte sie ihn gleich, als er, ebenfalls gerade angekommen aus dem Auto stieg.
Er hatte ein entwaffnendes Lächeln, sah genau aus, wie auf den Fotos, groß gewachsen mit souveränem Auftreten, nach der Begrüßung schob er sie, den Arm galant an ihren Rücken gelegt, sanft zur Eingangstür und folgte ihr an den Tresen, denn sie hatte einen Tisch bestellt. Der Kellner lächelte eine Spur zu breit, als er sie erkannte, die gleiche Dame wieder ein anderer Herr.... und wollte sie schon jovial namentlich begrüßen. Als er bemerkte, dass sie verärgert über diese Indiskretion unmerklich mit krauser Stirn den Kopf schüttelte
hielt er inne und verstand diesen Wink. Nur das breite Grinsen hatte er nicht unter Kontrolle. Er führte sie an ihren Tisch und der Abend verflog unter nettem Geplauder und Gelächter wie im Schnelldurchlauf. Als Armin, nachdem er selbstverständlich die Rechnung geordert hatte, sie aufforderte, sich zu entscheiden, ob sie bis jetzt einen netten Abend gehabt hatte oder als weiteres Dessert nun von seiner Dienstleistung Gebrauch machen wolle, dann würde er liebend gern ihr mit dem Wagen folgen und auf ihre Anweisungen warten, denn das sei eindeutig ihre Aufgabe, ihm, dem devoten Mann, klare Befehle für ihre Wünsche zu geben.
Auf der Fahrt nach Hause, im Rückspiegel darauf achtend, ihren Verfolger nicht versehentlich abzuschütteln, schwirrte ihr der Kopf. Sie sollte jetzt dominant auftreten, damit hatte sie noch gar keine realen
Erfahrungen, sicher sie hatte da schon mal die eine odere andere Fantasie durchlebt, einen mit Ledermanschetten gefesselten Mann an einem Halsband wie einen Hund genau dahin zu dirigieren, wo sie ihn jetzt am Liebsten spüren wollte oder, wie in dem konkreten gleich zu genießendem Fall, ihm zu befehlen, sie mit seiner bestimmt kundigen Zunge solange zu verwöhnen, bis sie genug hatte. Vielleicht nach einem Moment der Ruhe das Spiel in anderer Variation von vorne zu beginnen. Ihr wurde ganz heiß und sie bemerkte, dass sie immer erregter wurde, sie war jetzt schon schön nass. Aber, wie formuliere ich meine Wünsche, wie Befehle aus der dusseligen Fernsehwerbung, „RUF MICH AN!“ oder füge ich nettes Bitte hinzu ? Diese und mehr Gedanken sausten durch ihren Kopf als sie auf ihre Auffahrt fuhr, gefolgt von seiner großen
teuren Luxuslimousine.
Sie komplimentierte ihren „Befehlsempfänger“ ins Wohnzimmer, sorgte für Getränke und Musik und wurde immer nervöser. Nach einem Moment der Plauderei, gab er noch mal zu bedenken, dass sie jetzt gefordert sei, Anweisungen zu erteilen, sonst würde er irgendwann müde werden und sich höflich verabschieden. Sie überlegte nicht, wie sag ich’s meinem Kinde, sondern wie befehle ich jetzt, Lecken bis der Arzt kommt.... Just in dem Moment, wo sie sich gerade den letzten Ruck gegeben hatte und tief Luft geholt hatte, um Ihm zu sagen, er möge sich ausziehen und seine Klamotten auf dem Stuhl lassen und ihr ins Schlafzimmer folgen, sagte er, ihr zuvorkommend: „Jetzt passiert etwas ganz DOOFES, hast du etwa eine Katze ?“ Katerchen verursachte bei ihm eine Allergie in Windeseile, wie sie das noch nie
gesehen hatte. Seine Augen schwollen an, er hustete und nieste abwechselnd um die Wette, eilig beigebrachtes Antiallergikum wollte er jedoch nicht einnehmen, da er die Marke nicht kannte. Absolut kurzatmig und mit tränenden Augen, triefender Nase und röchelnder Atemnot verließ dieser schöne, stilvolle Mann hastig Claudias schönes „Katzen“heim.
Nun saß sie da, alle Lampen in ihrem untervögeltem Körper brannten lichterloh, als sie sich mit Weinglas zu ihrem PC begab, nur mal stöbern, was das WWW so Neues hergab.......