Staffelpremiere // Neue Folgen immer Freitags ab 19:00 auf http:/s-hilgert.blogspot.com Die Stadt Inistra ist nach wie vor belagert von den Fuetron. Unter allem Umständen versuchen sie das Expeditionsteam zu vernichten.
Auf der Erde taucht ein seltsames Objekt auf. Ein Team von internationalen Wissenschaftlern um die SETI-Mitarbeiterin Dr. Mary Lu Rosenthal und den Physiker Jan Ferden findet schnell heraus, dass es sich um eine Technologie handelt, die Reisen in andere Dimensionen und Realitäten ermöglicht. Unter der Leitung von Captain Mike Hedgefield, US Army, wird eine Expedition zusammengestellt, die diese fremden Orte erforschen sollen. Dabei wird klar, dass es sich um einen Hilferuf einer außerirdischen Zivilisation handelt, den Chibigo, die seit Urzeiten von den Fuetron versklavt wurden, und nun um ihre Freiheit kämpfen.
Die Expedition führt das internationale Team auf den Planeten Inistra, wo sie die seit Jahrhunderten verlassene Stadt der Chibigo finden. Fortan wird diese als Basis genutzt, um mehr über die Chibigo, die Fuetron und ihre Welten zu lernen.
Durch ihre Offenkundige Sympathie zu den Chibigo geraten die Menschen jedoch ins Visier der Fuetron, und als das Expeditionsteam auch noch einer Gruppe Sklavenhändler im Auftrag der Fuetron erfolgreich die Stirn bietet, greifen die Fuetron Inistra an.
Mit einer gewaltigen Kriegsmaschine namens „Fluch der Ahnen“ landen sie auf Inistra und nehmen die Stadt unter Beschuss. Den Menschen gelingt es zwar sie zu zerstören, doch dann finden sie heraus, dass der Beschuss nur ein Ablenkungsmanöver war…
Kugeln sirrten durch die Luft, abgewechselt mit lauten Schreien und Energiestößen aus dem Waffen der Fuetron. Sergeant Charleston brüllte in einem fort Befehle um die kleine Anhöhe vor der Stadt halten zu können. Einige Meter hinter ihm lag der bewusstlose Körper von Abby Hedgefield, der Tochter des Captains. Offenbar hatte sie sich aus der Stadt geschlichen, um bei ihrer Verteidigung zu helfen. Mutig, das musste der Sergeant wohl anerkennen. Doch jetzt hatte sie eine fiese Fleischwunde am Arm, und hatte darüber offenbar das Bewusstsein verloren. Plötzlich hörte er Schreie und sah, dass einige seiner Soldaten in den Himmel zeigten. Ein tiefes Brummen ließ die Luft vibrieren, und als er hochsah, bemerkte Charleston, dass der Mond über ihnen auf eine sehr bedrohliche Größe angeschwollen war.
Zur gleichen Zeit starrten im Kommandobunker tief im Inneren des Berges, in dem Stadt lag, der Captain, Jan, Mary Lu, und Sgt. Zoe Williamson auf den zentralen Bildschirm an der Wand.
„Wenn diese Messungen stimmen, dann haben die Fuetron zu einer letzten verzweifelten Maßnahme gegriffen. Sie haben unseren Mond aus der Bahn geworfen.“
Der Captain starrte Mary Lu an.
„Was haben Sie gesagt?“
Tonlos erklärte die Wissenschaftlerin,
„Sie haben den Mond aus der Bahn geworfen, mit dem Ergebnis, dass er in etwa einer halben Stunde hier ganz in der Nähe einschlagen wird. Bei der Masse und Geschwindigkeit dürfte der Planet bis zum Kern aufreißen und explodieren.“
In der Zentrale wurde es totenstill.
„Ich habe eine Idee“, rief Jan plötzlich, „aber es ist ein verdammter Stunt, und wir müssen und verdammt beeilen.“
„Was denn?“
„Laut einer Aufzeichnung aus dem Waffenlabor, die ich vor ein paar Wochen gefunden habe, ist es möglich die Blase des Albagan-Portals umzuleiten, um fremde Objekte damit zu versetzen. Die Chibigo haben damit als Waffe experimentiert, aber sie haben die Technik nie vollendet.“
Der Captain sah ihm in die Augen.
„Glauben Sie sie schaffen das?“
„Wenn wir alle zusammen arbeiten müsste es gehen.“
„Worauf warten sie noch?“
Jan hetzte zu einem der Computerterminals. In rasendem Austausch über die Neurotransmitter von Sagha beriet er sich mit Mary Lu über die Einzelheiten seines Plans. Über Funk riefen sie Laura als Mechanikerin dazu.
Plötzlich fluchte Mary Lu lästerlich.
„Was ist?“ fragte der Captain.
„Wir haben nicht genug Strom.“
„Bitte?“
„Wir haben nicht genug Strom, selbst wenn ich sämtliche Energie umleite und diese Geothermie Anlage, die eigentlich nur ein bisschen Notstrom produziert auf 300% hochfahre, was uns alle um Kopf und Kragen bringen könnte, reicht die Energie gerade eben nicht um ein Objekt wie den Mond zu versetzen.“
„Können wir nicht einige von den toten Fuetron nehmen?“
„Keine Chance. So wie es da unten im Moment aussieht würden sie es nicht mal lebend dorthin schaffen.“
„Was ist mit den Proteinreserven aus der Küche?“
„Die sind bereits aufgebraucht.“
„Also werden wir sterben.“
Rosenthal nickte.
„Ich gehe“, kam plötzlich Zoes Stimme aus dem Funkgerät.
„Was?“, fragte der Captain.
„Ich gehe. Dr. Rosenthal, bitte errechnen Sie ob die Energie reicht wenn ich mich einsetze.“
„Aber das kann doch nicht ihr Ernst sein!“ begehrte der Captain auf.
„Es ist mein Ernst, Sir. Der Krieg fordert immer Verluste, das wussten wir alle, als wir zum Militär gegangen sind. Und wenn ich mit meinem Leben so viele Leben retten kann, werde ich es tun.“
„Sie sind doch von Sinnen. Außerdem, wenn einer geht, dann bin ich das.“
„Seien Sie nicht albern, Captain. Das können Sie Ihrer Tochter nicht antun. Ich bin soweit ich weiß die Einzige hier, die im Moment schnell genug dorthin kommt, und die keine Verwandten hinterlässt.“
„Sir?“ schaltete sich Rosenthal ein, „Es würde passen, knapp zwar, aber es würde passen.“
„Sind Sie sich wirklich sicher, dass Sie das tun wollen?“
„Ja. Ich bin sicher. Ich komme jetzt herunter, und dann bringen wir es hinter uns.“
Einen Moment später begleiteten der Captain persönlich und Laura, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass der Turm wirklich funktionsfähig war, und Zoe sich ihrer Sache absolut sicher war, durch den Tunnel in den Generatorraum. Der Captain schüttelte ihre Hand und bedankte sich, für alles, was sie getan hatte, und versprach sich dafür einzusetzen, dass man sie posthum ehren würde.
Laura umarmte sie, innig und traurig, und hinterher hatten beide Tränen in den Augen. Dann trat Zoe in den Konverter, und mit einem finalen Knopfdruck Lauras erstarrte Sergeant Zoe Williamson, United States Air Force, zu einer bernsteinfarbenen Statue. Kein Erschrecken, kein Schmerz zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.
„Noch zehn Minuten!“ rief Rosenthal durch den Raum und in den Äther, während Jan die letzten Kabel zusammenschloss. Ein Lichtbogen entstand, und eins der Kabel war durch.
„Scheiße!“ schrie er.
„Was?“
„Ich hab in der Eile das Kabel falsch angesteckt und jetzt ist es durch!“
„Fuck!“ brüllte Mary Lu.
„Wie lang ist das Stück?“ fragte Laura.
„Handlang.“
„Nimm irgendwas anderes, einen Metallstab, dicken Draht, was weiß ich. Hauptsache du machst es innerhalb der nächsten…“
„… sieben Minuten!“ ergänzte Mary Lu.
Fieberhaft dachte Jan nach. Dann fiel ihm etwas ein. Da das Kabel nur eine Signalfolge weiterleiten musste, nicht aber die Gesamte Energiemenge, langte er in die Tasche und griff nach seinen Wurfsternen. Schnell verband er zwei davon und lötete die Kabelenden an.
„Noch drei Minuten!“
„Ich hab‘s!“ brüllte er. Dann drückte er auf einen Knopf, der das Panel wieder komplett mit Strom versorgte und nicht nur teilweise. Der Mond wuchs auf eine bedrohliche himmelsfüllende Größe auf den Bildschirmen. Die Soldaten spürten bereits den Wind, der von der durch den Mond verdrängten Luft entstand. Immer noch kamen mehr und mehr Fuetron auf sie zu.
Mary Lu drückte Enter.
Laura legte einen Hebel um, und Zoes Silhouette erglühte in weißem Licht. Funken sprühten aus der offenen Konsole, als Jans Wurfsterne unter Strom gesetzt wurden.
Noch weniger als eine Minute. Der Boden begann zu vibrieren als der Mond immer näher kam. Funken und Lichtbögen erhellten feine Rauchsäulen und tauchten die Portalhalle in zuckende unwirkliche Lichter. Das Kreischen der Überbelasteten Geräte mischte sich mit dem tiefen Brummen des wiederhallenden Berges und den Interferenzen der Funkgeräte. Jans Kopf begann zu schmerzen als ob er gleiche explodieren wollte, als die Elektromagnetischen Wellen den Neurotransmitter störten.
Abby schlug die Augen auf. Um sie herum war nur noch Chaos. Ein heißer Wind war aufgekommen, der sie auf den Boden drückte. Als sie den riesigen Mond über sich sah, dachte sie erst an einen Nacheffekt der Bewusstlosigkeit, aber dann merkte sie, dass auch andere immer wieder in den Himmel zeigten. Die Oberfläche des Mondes war rot glühend, und in einem Moment erstaunlicher Klarheit erkannte Abby, dass der Mond auf den Planeten stürzte. Daher auch der heiße Wind: Die Oberfläche des Mondes erhitzte sich beim Eintritt in die Atmosphäre auf irrsinnige Temperaturen, und die erhitzte und verdrängte Luft dehnte sich aus und wurde in Richtung Oberfläche gedrückt. Dann kam der Krach: Wie bei einem Gewitter erzeugte die Schlagartige Ausdehnung der Luft einen Donner, der sie alle die Hände an die Ohren pressen ließ. Schreiend liefen die Soldaten, jegliche Ordnung vergessend, in Todesangst umher.
Dann, mit einen weiteren Knall entluden sich plötzlich bläuliche Blitze aus den Geschütztürmen am Rand des Gebirgszuges. Der Boden unter steigerte die Vibrationen bis hin zu einem regelrechten Beben.
Im Kommandobunker tief unter Inistra entluden sich mit lautem Knallen Lichtbögen, Staub rieselte aus der Decke. Jan krallte sich an eins der Computerterminals. Sein Kopf fühlte sich an, als wäre er kurz davor zu explodieren.
„Funktioniert es?“, brüllte der Captain durch den Raum um das Getöse der bis übers Limit ausgereizten Geräte zu übertönen.
„Keine Ahnung!“, brüllte Jan mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück. Tatsächlich wären kurz zuvor unter einem Funkenregen aus einem der Hauptkabel sämtliche Monitore ausgefallen. Das Licht brannte zwar noch, das war aber auch alles.
„Wir sind absolut blind!“ fügte er noch hinzu. Der Rand seines Sehfeldes begann sich dunkel zu verfärben, während die Stelle, an der er den Neurotransmitter vermutete sich anfühlte, als ob ein glühendes Eisen in seinem Hirn steckte.
„Craig, hören sich mich?“, versuchte der Captain es durch das Funkgerät, doch ähnlich wie bei den Neurotransmittern überlagerten kreischende Störungen alles andere.
Abby sah währenddessen, wie sich mehrere Fäden blauen Lichts immer weiter in den Himmel spannen, bis ihre Enden schließlich nicht mehr sichtbar waren. Dann, plötzlich, war ein blauer Fleck auf der rot glühenden Oberfläche des Mondes zu erkennen, der schnell immer größer wurde. Inzwischen starrten auch immer mehr der Fuetron-Krieger in den Himmel hinauf und es wurden noch einzelne Schüsse gewechselt. Offenbar überraschte die Antwort auf die Attacke der Fuetron nicht nur die eigenen Leute.
Inzwischen hatte die blaue Fläche fast den kompletten sichtbaren Bereich des Mondes abgedeckt. Der kam derweilen immer näher, und Abby war sich ziemlich sicher, dass sie sterben würden, was auch immer es mit der blauen Fläche auf sich hatte. Aber irgendwie war es auch relativ egal, was der schrumpfende klar denkende Teil ihres Gehirns auf ihre Verletzung und den daraus folgenden Blutverlust zurückführte.
Etwa fünfzigtausend Meter über dem Schlachtfeld hatte die Albagan-Kugel den Mond fast vollständig eingehüllt. Die dem Planeten zugewandte Seite war inzwischen durch die Reibungshitze regelrecht angeschmolzen, während die Hinterseite noch immer kalt war wie der Weltraum der hinter ihr lag. Breite Risse zogen sich bereits über das Kraterbesetzte Antlitz des Trabanten, und in nicht allzu langer Zeit würde er aufgrund der Temperaturdifferenz bersten, und in mehreren Teilen auf den Planeten hinabstürzen. Die dadurch noch vergrößerte Aufprallfläche würde mit einem Schlag alles Leben in einem Umkreis von tausenden von Kilometern vernichten. Der Krater würde so tief, sein, dass der Mond die feste Schale des Planeten knacken würde wie eine Walnuss, sodass bereits nach wenigen Sekunden die dem Mond zugewandte Seite Inistras eine Hölle aus Lava und umherfliegenden Gesteinsbrocken wäre, eingehüllt von Asche und Wasserdampf. Wie ein Vulkan mit einem Durchmesser von tausenden Kilometern würde der Kern des Planeten explodieren, ihn aus seiner Bahn werfen, und vermutlich in zwei Hälften teilen. Und selbst wenn das nicht passieren würde, würde der leblose Höllenplanet nie wieder in irgendeiner Weise betretbar sein, von der Bewohnbarkeit ganz zu schweigen.
Das alles wusste Jan, während er sich krampfhaft am Computerterminal festhielt, blind und taub wartend, dass entweder das Ende der Welt über sie hereinbrechen würde, oder aber sie alle erlöst wurden durch den Gott Technik. Genauso wie er wusste, dass eine Evakuierung durch ihre Modifikation unmöglich war, ganz davon zu schweigen, dass dafür keine Zeit mehr vorhanden war.
All das ging durch Jan Ferdens Kopf, während die blaue Fläche des modifizierten Albagans gleichmäßig die Oberfläche des Mondes erklomm. In diesem Moment brach die Oberfläche des malträtierten Weltraumkörpers auf. Mit einem gewaltigen Krachen zersprang das Gestein, und noch auf dem Boden Inistras war das Geräusch kurze Zeit später zu hören, ein gewaltiger Knall, der bis in den Kommandobunker vordrang, und allen Anwesenden das Blut aus den Gesichtern trieb.
Nur wenige Sekunden später, als der Mond gerade im Begriff war auseinanderzubrechen und sie alle ins Verderben zu stürzen, schloss sich die Umhüllung des Trabanten. Die blaue Kugel leuchtete auf wie ein zweiter Stern am Himmel und transportierte den Mond irgendwo in die unbedeutenden Tiefen des Alls. Wenige Sekunden später war auch die Notenergie aufgebraucht, und die blaue Kugel am Himmel fiel in sich zusammen. Mit einem Mal drehte der Wind, als die Gesetze der Physik das Vakuum mit Atmosphäre füllten, welches der Mond hinterlassen hatte. Mit einem Mal war auch das Beben verschwunden, und die Störungen in den Funkgeräten und Neurotransmittern hörten auf. Im Kommandobunker fiel außerdem das Licht aus, da nunmehr jede übriggebliebene Unze Energie verbraucht war. Die plötzliche Stille legte sich wie Druck auf ihre Ohren.
„Sind wir… tot?“, fragte Rosenthal zaghaft in die dunkle Runde.
Jan schaltete seine Taschenlampe ein.
„Weit davon entfernt. Wie es mir scheint, haben wir es tatsächlich geschafft.“
„Son of a bitch“, murmelte der Captain. Dann grinste er. Und plötzlich sickerte auch bei den anderen durch, dass sie gerade den ganzen verdammten Planeten und jede Seele darauf gerettet hatten. Und mit einem Mal brach in der Kommandozentrale Jubel aus. Man umarmte sich gegenseitig, selbst Jan und der Captain, und als sich Jan und Mary Lu umarmten küsste sie ihn sogar auf den Mund.
„Was bitte war denn das?“, lachte er.
Rosenthal grinste.
„Ein Dankeschön.“
Jan wollte gerade auch so ein Dankeschön zurückgeben, als der Captain dazwischenfuhr.
„Ihr könnt euch gerne hinterher mit euch selbst beschäftigen, aber da draußen sind soweit ich weiß noch immer eine Horde Fuetron, und da wir hier unten nicht nur blind und taub sind, sondern auch nichts machen können, wird sich jetzt jeder eine verdammten Waffe besorgen und dann treten wir denen zum Abschied noch mal kräftig in den Arsch, let’s go, move it!“
‚Später‘, übermittelte Jan Rosenthal über die wieder funktionsfähigen Neurotransmitter, dann nahmen sie sich jeder eine MP-5 und rannten den Gang hoch, der sie nach draußen führen würde.
Draußen war der Kampf wieder richtig in Fahrt gekommen. Nachdem der Mond plötzlich verschwunden war, hatten die Fuetron verzweifelt wieder angefangen zu kämpfen, auch wenn Sergeant Charleston sicher war, dass sie nur noch die Furcht vor dem Scheitern antrieb. Aber gerade die machte einen Feind manchmal auch gefährlicher, also zog er seine Leute in einen dichten Halbkreis auf eine der Anhöhen zusammen, wo sie alle genügend Schutz hatten. Zwei der Zivilkämpfer hatte er abkommandiert um Abby und die anderen Verwundeten in Sicherheit zu bringen, was dafür sorgte, dass der Captain und die anderen aus dem Bunker sie auf ihrem Weg nicht sahen. Als sie am Ort des Geschehens eintrafen verteilte der Sergeant gerade zwei Gruppen auf jeweils weiter zur Seite gelegene Baumgruppen, um die Fuetron in die Zange zu nehmen.
„Lagebericht“, forderte der Captain, als er eintraf.
Der Sergeant drehte sich um, und begann zackig die Lage zu beschreiben.
„Sir, die Fuetron-Truppen sind weitgehend dezimiert, allerdings sitzt bei 12 Uhr von dieser Position aus eine große Gruppe, designiert Tango 1 , die anscheinend gewillt sind bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen. Bei drei Uhr sitzt eine weitere kleine Gruppe, Tango 2, die aber durch das Team Sierra 2 gleich unter Feuer genommen wird. Ansonsten schleichen hier vermutlich diverse Einzelgänger durch den Wald, aber die machen mir wenig Sorgen. Sierra 1 und 2 sind unterwegs und werden, sobald Tango 2 eliminiert ist mit uns zusammen Tango 1 in die Zange nehmen.“
Im selben Moment hörten sie, wie Sierra 2 das Feuer eröffnete für einen Moment sirrte die Luft von Kugeln und Energiestößen, während die Hauptgruppe Tango 1 in Schach hielt. Dann meldeten die flankierenden Gruppen, sie seien in Position. Der Captain bedeutete Charleston zu warten, dann robbte er ein Stück vor, bis er freie Sicht auf die Gruppe Fuetron hatte.
„Sie wissen, dass wir hier sind, oder?“, fragte er sicherheitshalber bei Charleston nach.
„Yes, sir, ich denke davon können wir ausgehen.“
„Gut,“ nickte er und hob die Stimme an: „Hier spricht Captain Micheal Hedgefield, Kommandant der Inistra-Expedition und dieser Stadt. Stellen Sie das Feuer ein und ergeben Sie sich, und ich gebe mein Wort, Ihnen wird nichts geschehen. Ergeben Sie sich nicht, werden wir Sie auslöschen. Sie haben 30 Sekunden.“
„Meinen Sie, das bringt irgendwas?“, fragte Jan skeptisch.
„Ich wollte ihnen zumindest die Chance geben. Ob Sie’s glauben oder nicht, Ferden, aber so macht man das in Amerika.“
Ferden wollte gerade zu einem despektierlichen Kommentar ansetzen, als eine dunkle Stimme zu ihnen herüberwehte.
„Wir werden niemals aufgeben. Eure Herren sind unbesiegbar, und selbst wenn ihr diese Welle überlebt, ihr könnt doch das unabwendbare Schicksal eurer lächerlichen Rebellion nicht umkehren. Gebt auf, und vielleicht verschonen wir ein paar von euch.“
Hedgefield und Charleston sahen sich an, und mit einem verwegenen Grinsen sagte der Captain,
„Sergeant, wenn Sie so freundlich wären diesem arroganten Schnösel sein vorlautes Maul zu stopfen.“
„Mit Vergnügen, Captain. Sierra 0, Sierra 1, Sierra 2, alle Mann Feuer nach eigenem Ermessen.“
Mit diesen Worten hob er seine MP-5 über einen Stein, den er als Deckung verwendet hatte, und die Menschen feuerten aus allen Rohren auf die übrig gebliebenen Fuetron. Es dauerte nicht lange, und die in die Zange genommenen Fuetron waren besiegt. Der Captain schloss für einen Moment die Augen und seufzte. Dann trat er mit Charleston, Ferden und Rosenthal auf die kleine Lichtung, die nun übersäht war mit den Leichen der Fuetron-Krieger.
„Für heute haben wir gewonnen. Aber die Schlacht hat erst begonnen, und ich fürchte wir werden uns etwas überlegen müssen, wenn der nächste Angriff kommt. Denn kommen wird er unweigerlich.“
Rosenthal blickte beim Sprechen den Captain an, der wissend nickte.
„Sie haben gekämpft bis zum letzten,“ fügte Jan hinzu, „warum haben sie nicht aufgegeben? Ich meine, nicht dass ich damit gerechnet hätte, aber, verstehen tue ich es trotzdem nicht…“
Rosenthal sah ihn an.
„Ich kann natürlich nichts mit Bestimmtheit sagen, aber ich glaube nicht, dass es ihrer Mentalität entspricht aufzugeben. Dazu fühlen sie sich zu überlegen, zu erhaben. Immerhin hat sie nach allem was wir wissen seit ein paar hundert Jahren niemand mehr ernsthaft herausgefordert.“
Für einen Moment war auf der Lichtung nichts zu hören, nach dem Schlachtlärm ein kostbares Gut. Eine Wohltat für alle ihre Ohren. Dann knisterte Hedgefields Funkgerät und der Moment war vorbei.
„Wir sollten helfen die Verwundeten zu Doktor Carabezzoni zu bringen. Ferden, sagen sie Craig bescheid und helfen sie ihr die Toten Fuetron ins Lager zu bringen. Wir werden die Energie gut nötig haben. Ach und schauen sie vorher nach ob sie auch wirklich tot sind. Diesen Bastarden traue ich alles zu.
Abby lächelte. Mary Lu war zu Besuch gekommen, und bis jetzt war sie die einzige gewesen die sich Zeit genommen hatte sich an ihr Bett zu setzen.
„Ist Dad immer noch sauer?“, fragte sie, nachdem Mary Lu sich gesetzt hatte. Die Angesprochene legte ihre Stirn in tiefe Sorgenfalten.
„Ich fürchte schon. Ich glaube er überlegt sogar dich wieder zurück auf die Erde zu verfrachten.“
„Aber ich wollte doch nur helfen!“
Mary Lu seufzte.
„Ich weiß, aber er macht sich nun mal Sorgen, große Sorgen. Und ich glaube nicht, dass dieser Ort und Zukunft wesentlich sicherer sein wird, als bisher, und ganz ehrlich, du siehst ganz ordentlich übel aus.“
Abby wollte eine wegwerfende Handbewegung machen, doch ihre Verletzung hinderte sie daran.
„Siehst du was ich meine?“, lächelte Rosenthal nachsichtig.
„Ach Sch… Schund. Naja vielleicht beruhigt er sich ja wieder. Kannst du nicht ein gutes Wort für mich einlegen? Oder Zoe? Oder-?“
Abby hatte bemerkt, dass Mary Lu bei der Erwähnung Zoes zusammengezuckt war.
„Mary Lu, was ist mit Zoe? Ist sie etwa-?“ Abby bekam eine Gänsehaut.
„Sie hat sich geopfert,“ flüsterte Mary Lu, „sie hat ihre Lebensenergie gegeben, um uns alle zu retten.“
Abby fühlte, wie ihre Kehle trocken wurde. Rosenthal wollte sich gerade zu ihr herüber beugen um sie zu trösten, auch wenn sie selber gerade jemanden gebraucht hätte, der sie tröstet. Doch kaum hatte sie zu der Bewegung angesetzt, knisterte ihr Funkgerät.
„Dr. Rosenthal zum Kontrollraum. Dr. Rosenthal zum Kontrollraum.“
Sie seufzte.
„Sorry, Abby, aber ich muss gehen. Ich komm‘ wieder sobald ich kann!“
Abby lächelte schwach.
„Geh ruhig. Sonst wird Dad noch schlimmer, und das wollen wir ja alle nicht.“
Mary Lu drückte sie noch kurz und verschwand dann aus dem Krankenzimmer in den Hauptgang. Zum Glück waren es nur ein paar Meter bis zur Kommandozentrale – aus gutem, Grund. Im Hauptgang, der einmal im Kreis durch die Ringform Inistras führte, wurden derweil geborstene Lampen und anderes repariert. Immerhin hatten sie wieder Strom, obwohl wegen der Reparaturmaßnahmen immer noch weite Teile der Stadt ohne Strom waren.
Als Mary Lu sich im Konferenzraum der Kommandozentrale auf ihren Platz setzte, waren alle anderen schon da. Immerhin waren die dicken Felswände vor den Fenstern wieder hochgefahren worden, und die Nachmittagssonne tauchte den Raum in ein warmes Licht.
Als sie sich gesetzt hatte, erhob sich der Captain und sprach mit geradezu feierlicher Stimme einige Worte:
„Ladies and Gentlemen, wir haben etwas sehr außergewöhnliches geschafft: Wir haben, als erste Vertreter unserer Zivilisation eine außerirdische Invasion aufgehalten. Darauf können wir trotz unserer Verluste sehr stolz sein. Unser Augenmerk sollte jetzt darauf liegen zunächst die Stadt wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, um dann nach Verbündeten zu suchen, die uns im Kampf gegen die Fuetron unterstützen – so wie ich die Situation einschätze könnte das bitter nötig werden.“
Zustimmendes Nicken in der Runde.
„Wir sind schon dabei,“ erhob nun Laura das Wort, „die wichtigsten Systeme zu reparieren. Der Strom funktioniert ja schon wieder, und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir das Albagan bis morgen wieder up and running haben.“
Ferden nickte bekräftigend.
„Ausgezeichnet, “ sagte der Captain, „sobald wir wieder mit der Erde verbunden sind, werden wir die Gefallenen dorthin transferieren, damit sie ein ordnungsgemäßes Begräbnis erhalten. Sie haben es verdient.“
Wieder zustimmendes Nicken.
Sie besprachen noch einige Details, dann löste der Captain die Sitzung mit den Worten,
„Wir haben Großes vollbracht, aber ich fürchte in der Zukunft werden wir noch größeres Vollbringen müssen. Hoffen wir, dass wir genügend Schultern finden diese Last zu tragen“ auf.
Als alle den Raum verließen nahm Rosenthal Jan beiseite.
„Ich wusste gar nicht, dass der Captain so poetisch veranlagt ist“, kommentierte der den letzten Satz Hedgefields.
Rosenthal grinste.
„Ist er nicht, die Passage stammt von einem der Chibigo Anführer. Die Situation war damals ähnlich gefährlich. Jedenfalls haben Abby und ich das Zitat vor ein paar Wochen ausgegraben. Ein Wunder, dass er sich noch daran erinnert.“
Jan lachte leise.
„Ich geh rüber zur Terrasse, kommst du mit?“, fragte er.
„Gerne, nach den Stunden im Bunker ist ein bisschen frische Luft sicher nicht ganz falsch.“
Offenbar waren sie nicht die einzigen, die so dachten, denn die Terrasse war von diversen Grüppchen bevölkert, die ausgelassen ihr Überleben feierten. Irgendwer hatte sogar einen portablen Musikplayer aufgestellt aus dem lautstark „We are the Champions“ tönte.
„Manchmal bin ich doch erstaunt wie gut der Mensch darin ist sich selbst zu feiern“, lachte Jan. Die beiden traten an die Brüstung. Der kleine See lag friedlich da, und auf die Schlacht ließen hier im Inneren des Kraters nur ein paar abgeknickte Bäume schließen. Nachdem sie einen Moment einträchtig auf das Wasser gestarrt hatten, drehte sich Rosenthal zu Jan um.
„Wegen vorhin…“, begann sie zögerlich.
„Was?“ Jan grinste. „Der Kuss?“
„Weißt du, Jan, du bist ein netter Kerl, aber das war nur… eine freudige Überreaktion.“
Rosenthal fühlte sich eindeutig unwohl in ihrer Haut. Jan lachte leise.
„Ich weiß. Davon abgesehen sind Romanzen am Arbeitsplatz immer sehr unpraktisch. Wir sind gute Freunde, ich glaube es ist für alle Beteiligten besser, wenn das so bleibt.“
Rosenthal seufzte erleichtert.
„Und ich hatte schon befürchtet du wärst jetzt irgendwie… eingeschnappt oder enttäuscht oder so.“
Jan lachte wieder, diesmal etwas lauter.
„Keine Sorge. Es hat einen Grund warum Sam und O’Neill erst so spät zum Paar wurden.“
„Hä?“
„Stargate.“
Rosenthal musste lachen.
„Nerd“, grinste sie und piekte ihn in die Seite.
„Schuldig.“ Jan musste ebenfalls lachen.
Rosenthal legte den Kopf schief.
„Dann ist also alles ok?“
Jan nickte.
„Alles ok.“
„Gut. Ich hätte nur eine Bitte.“
Jan hob die Augenbrauen.
„Was denn?“
„Wenn du dir mich nackt vorstellst ist das eine Sache, aber bitte block dann deinen Neurotransmitter!“
Jan wurde knallrot.
„Ich… äh… wie!?“ stammelte er.
Mary Lu lachte. Dann tippte sie kurz auf die Stelle wo in seinem Kopf der Transmitter versenkt war.
„Als der Mond verschoben war hast du deine Blockade fallen gelassen.“
Jan druckste immer noch, was Mary Lu nur noch zu mehr Lachen verhalf.
„Krieg dich wieder ein ich hab‘s schließlich überlebt. Und wenn du mich jetzt entschuldigst, ich habe Abby versprochen mich ein bisschen um sie zu kümmern.“
Damit ließ sie Jan stehen und lief grinsend über die Terrasse zurück in die Stadt. Jan blickte ihr nach, dann schüttelte er den Kopf und sagte auf Deutsch,
„Sachen gibt’s“
Dann wandte er sich endlich den Feiernden zu, und ließ seiner Freude über ihr aller Überleben freien Lauf.