Ferien bei Oma
Endlich hatten die wohl verdienten Ferien begonnen.
Die letzten Wochen waren gefüllt von Klausuren. Jeder Lehrer dachte er hätte etwas verpasst. Aber nun war Erholung angesagt. Ich sollte mich bei meiner Oma erholen, dass ich unter Aufsicht stand. Meine Eltern waren berufstätig. Ich könnte zu Hause Dummheiten anstellen. Also musste Oma auf mich aufpassen. Mit meinen acht Jahren war ich immer dabei etwas Neues zu erkunden. Bei meiner Oma hatte ich immer viele Ideen zum Spielen. Deshalb war ich auch gerne bei meiner Oma,
Sie wohnte in einem kleinen Dorf.
Das Haus stand am Waldesrand. Oma hatte auch einen großen Garten. Genau das Richtige für einen achtjährigen Jungen.
Außerdem hatte Oma Hasen, Hühner, eine Katze und einen Hund.
Die Katze nannte Oma Ossi und den Hund Wessi.
Warum diese Namen wusste sie selber nicht. Der Garten war zum Fußballspielen wunderbar geeignet. Oma schimpfte immer, wenn der Rasen noch nicht abgemäht war. In den letzten Ferien hatte ich auch zwei Jungen und ein Mädchen kennen gelernt. Die Kinder waren schwer in Ordnung. Das Mädchen war acht Jahre und sehr schön. Zum Geburtstag habe ich ihr ein Küsschen gegeben. Ich war zum ersten Mal verliebt. Kinderliebe sagen die Erwachsenen dazu. Ich freute mich sehr, als Rosi mich besuchte. Wir unterhielten und über die Schule, stritten uns um das Spielzeug und spielten Fußball.
Plötzlich passierte ein Unglück. Der Ball traf nicht das provisorische Tor, sondern das Fenster. Oh je, was wird Oma sagen. Sie war gerade im Dorf einkaufen. Oma wird sicherlich sehr böse sein. Um eine Strafe werde ich nicht herum kommen. Rosi tröstete mich mit einfühlsamen Worten. Wir beschlossen verstecken zu spielen. So konnte nicht noch etwas passieren. Auf dem Grundstück gab es wunderbare Verstecke.
So verging die Zeit wie im Fluge. Es war schon am späten Nachmittag als ich auf die Idee kam, mich im Wald zu verstecken. Mädchen denken eh anders als Jungen. Rosi wird nicht auf die Idee kommen, mich dort zu suchen. Ohne zu überlegen rannte ich in den Wald. Immer weiter ging ich in den Wald, damit mich das Mädchen nicht gleich findet. Von weiten hörte ich sie rufen. Ich beschloss noch weiter ins Unterholz zu gehen. Oma hatte mir immer verboten den Wald, ohne Bekleitung eines Erwachsenen, zu betreten.
Sie war ja noch nicht vom Einkauf zurück. Wenn sie kommt, bin ich wieder zu Hause.
Natürlich fand mich Rosi nicht. Ich hörte sie auch nicht mehr rufen. Die Zeit verging. Ich verließ mein Versteck und wollte nach Hause gehen. So irrte ich im Wald herum und fand den Weg nicht mehr. Immer wieder drehte ich mich im Kreis. Die Bäume sahen alle gleich aus. Es wurde langsam dunkel. Panik überkam mich. Ich rannte und rannte, immer tiefer in den Wald. Die Dunkelheit brach herein. Ich konnte kaum noch den Weg erkennen. Dort eine Lichtung. Der Wald war scheinbar zu Ende. Ich versteckte mich in ein angrenzendes Gestrüpp.
Mir war klar, dass es keinen Sinn hatte, in der Nacht weiter zu laufen. Oma machte sich sicherlich sehr große Sorgen. Aber in der Nacht kann sie mich auch nicht finden. Das war viel zu gefährlich. Ich hatte wahnsinnige Angst. Hoffentlich stöbert mich nicht ein Wolf oder Fuchs auf. Hier in der Gegend wurden vor kurze Zeit Wölfe gesichtet. Endlich ging der Mond auf. Es war Vollmond, der Lichtung erhellte. Die Sterne leuchteten ebenfalls am Himmel. Zwei Hasen hoppelten über die Lichtung, als rannten sie um die Wette. Ein Fuchs folgte ihnen. Hoffentlich entdeckte er mich nicht. Rehe sah ich auf der Lichtung. Es war ganz Still. Ich lehnte mich an einem Baum. Plötzlich raschelte das Gestrüpp. Etwas stachliges berührte mich. Ich erschrak. Es war ein Igel, der davon rannte. Zwei kleine Igel folgten. Es war sehr kalt. Ich zitterte vor Kälte. Mein Herz zersprang fast vor Angst. Zurzeit war es stockdunkel. Eine Wolke bedeckte den Mond. Jetzt erleuchtete die Lichtung wieder. Ich sah mehrere Wildschweine. Meine Oma erzählte immer, die Wildschweine sind sehr gefährlich, wenn sie Junge haben. Ich hatte Angst zu atmen. Plötzlich erschien wie im Nebel Rosi. Sie sagte ganz leise zu mir, ich sollte keine Angst haben. Rosi gab mir einen Kuss und umarmte mich. Sie kuschelte sich an mich und wärmte mich. So fühlte ich mich nicht mehr alleine. Meine Angst war verflogen.
Von weiten hörte ich einen Hund bellen. Ich öffnete meine Augen. Die Sonne schien am Himmel. Rosi war verschwunden. Schade es war nur ein Traum. Das Hundegebell kam immer näher. Ich hörte meine Oma rufen. Sie rief immer wieder meinen Namen. Ich war hellwach. Wessi hatte mich gefunden und versuchte in das Gestrüpp zu kommen. Ich kroch aus meinem Versteck hervor und viel Oma in die Arme. Sie heulte vor Freude. Oma konnte mich noch nicht einmal schimpfen. Sie war so froh, dass Wessi mich gefunden hatte. Zu Hause bekam er eine Wurst als Belohnung. Ich natürlich meine Lieblingsspeise. Rosi kam auch zum Essen. Oma hatte auch die zerbrochene Scheibe vergessen. Ich verbrachte noch viele Tage bei meiner Oma. Den Wald betrat ich nie wieder ohne meine Oma. Die Ferien waren wie immer voller Überraschung und wunderschön. Ich sehne mich schon auf die nächsten Ferien bei meiner lieben Oma.
©Tscherry 2011-11-27