Doch daraus wurde nichts. Noch nicht mal ausschlafen konnte ich an meinem ersten Ferientag. Mein Handy wollte seine Aufmerksamkeit. Müde schaute ich auf den Wecker. Es war kurz vor halb zehn. Wer schrieb mir so früh am Morgen (für Ferien war es relativ früh) eine SMS? Als ich auf mein Handy schaute merkte ich, dass es nicht die erste SMS an diesem Morgen war. Die erste war von Anna, sie wollte heute unbedingt bei mir schlafen damit wir alles in Ruhe klären konnten. Außerdem entschuldigte sie sich für gestern. Dann war da noch eine von meiner Schwester. Sie hatte bei ihrer Freundin Lisa übernachtet. Außerdem entschuldigte auch sie sich wegen gestern und wollte ebenfalls mit mir reden. Die nächste Nachricht war von meiner Mutter. Sie schrieb: „Hallo mein Schatz. Ich hoffe du hast schön geschlafen. Lena, Jakob, Marius und mir geht es gut. Wir genießen die gemeinsame Zeit. Wenn du Lust hast kannst du ja mal Anna zum Schlafen einladen, damit du nicht so alleine bist. Lg Mama.“ Die vierte war von meiner Oma. Sie war gestern Nacht aus dem Bett gefallen, hatte sich dabei den Kopf am Nachttisch aufgeschlagen und verlangte jetzt von mir, dass ich ihr bei der Haus- und Gartenarbeit half, da sie ja schwer verwundet war. „Am Samstag habe ich auch noch besseres zu tun als dir zu helfen! Das ist doch nur eine Ausrede um mir ein schlechtes Gewissen zu machen! Naja, was soll‘s?!“ Ich schrieb ihr, dass ich gegen elf kommen, bei ihr Mittag essen und um vier nach Hause gehen würde, weil Anna kommen wollte. Nummer fünf war von meinem Trainer. Der heutige Wettkampf fiel aus. Zum Glück! Ich wusste nämlich nichts von einem Wettkampf. Die letzte war von meinem Freund Max. Wir waren erst seit kurzem zusammen. Es war eine Geschichte für sich, wie wir zusammengekommen waren. Doch das tut jetzt hier nichts zur Sache. Er fragte mich, ob wir uns gegen 10 im Stadtpark treffen wollten. Das wollte ich natürlich unbedingt. Als ich ihm mit einem glücklichen Lächeln geantwortet hatte, warf ich erneut einen Blick auf die Uhr. Ich erschrak, es war bereits dreiviertel zehn. Etwas zu schwungvoll sprang ich aus dem Bett. Sofort drehte sich bei mir alles, sodass ich kurz innehalten musste. Als alles wieder an seinem Platz stand und sich nichts mehr drehte, verfiel ich wieder in meine Hast. Schnell zog ich mich an, band meine Haare zusammen, aß Frühstück, putzte mir die Zähne und packte meine Tasche. Als ich endlich fertig war, sprang ich die Treppen förmlich hinunter und setzte mich aufs Fahrrad. Eine Minute vor Zehn kam ich schnaufend und erschöpft vor dem Stadtpark an. Von ihm war weit und breit nichts zu sehen und so konnte ich kurz zur Ruhe kommen und tief Luft holen. Als ich die vollkommenste und schönste Stimme hinter mir vernahm, schlug mein Herz sofort schneller. Max, eigentlich Maximilian-Andreas Schuster, legte liebevoll seine starken, muskulösen Arme um meine Taille. „Hey!“, hauchte ich. „Ich liebe dich!“ „Ich dich auch“ Ich weiß nicht, wie lange wir uns geküsst haben, aber eine wohlige Wärme durchströmte meinen Körper, wie jedes Mal. Ãœberglücklich gingen wir zusammen durch den Stadtpark. Leider musste ich ja noch zu meiner Oma. Ich hatte ihr schließlich schon zu gesagt. Wenn ich ihr jetzt absagte, würde es unvorstellbar schlimme Folgen haben. Zum Glück erklärte Max sich bereit mich noch bis zu meiner Oma zu bringen. Diese war nicht besonders begeistert, dass ich einen Freund hatte, aber ändern konnte sie es auch nicht. Schweigend erledigte ich die Aufgaben, die sie mir auftrug. Zehn vor vier machte ich mich wieder auf den Weg nach Hause.
Ich musste mich sehr beeilen um rechtzeitig zu Hause zu sein. Mein Handy klingelte zwischendurch und ich erschrak so, dass ich fast vom Fahrrad gefallen wäre. Völlig außer Atem kam ich zu Hause an. Gerade als ich aufschließen wollte, kam Anna um die Ecke.
Ich machte uns einen schönen Drink und wir setzten uns in mein Zimmer. „Sag mal“, begann Anna, „ich habe versucht dich auf deinem Handy zu erreichen, weil ich um zehn kurz zu dir wollte. Du hattest dein Handy aber aus und bei eurem Haustelefon hatte auch keiner abgenommen. Wo warst du denn?“ Ich bekam einen knallroten Kopf und fragte sie: „Erinnerst du dich an die Feier bei Lenchen? Und daran, dass ich Max praktisch die ganze Zeit verfolgt habe?“ Sie nickte, schien aber nicht zu begreifen worauf ich hinaus wollte. „Er hat die ganze Zeit mitbekommen, dass ich in seiner Nähe war, aber war zu schüchtern um mich anzusprechen. Irgendwann bin ich gestolpert und habe ihn mit zu Boden gerissen. Es war mir ziemlich peinlich, aber seitdem sind wir zusammen.“ Jetzt war die Katze aus dem Sack, wie es so schön hieß. Bisher hatte keiner davon gewusst, dass wir zusammen waren. Wir wollten es nicht groß erzählen, wenn die anderen es von allein mitbekamen war es ok, aber als Gesprächsthema? Nein. Erleichtert stellte ich fest, dass sie es mir nicht böse nahm, dass sie es erst jetzt erfahren hatte.
„Ich muss dir sagen, ich bin eigentlich ziemlich froh darüber…“
„Warte, warte, warte! Wieso bist du FROH, dass ich einen Freund habe?“
„Naja, jetzt können wir endlich den Zelturlaub verwirklichen.“
„Welchen Zelturlaub? Und wer ist überhaupt wir?“
„Wir, Steffan und ich, wollten schonlange mal zelten, aber unsere Eltern würden es nie erlauben. Deshalb dachten wir, dass du mitkommen könntest. Meine Eltern würden mir nicht verbieten mit meiner besten Freundin zu campen. Und seine würden es auch nicht verbieten, da er ja schließlich dein Cousin ist. Sie würden sich höchstens wundern.“
„Und jetzt könnte ich Max fragen, ob er mitkommen will und dann wäre keiner das dritte Rad am Fahrrad, da wir eine gerade Zahl an Personen sind. Das ist echt eine gute Idee. Wann wollen wir das denn machen? Wie wäre es mit den Sommerferien? Das sind jetzt noch ungefähr 7 oder 8 Wochen.“ Sofort fingen wir an zu planen. Wohin? Was müssen wir mitnehmen? Was wollen wir erleben? Alles so was. Es war weit nach Mitternacht als wir endlich völlig erschöpft einschliefen.