Gedichte
Soldat oder Bauer..! Teil2

Wir liegen in unseren Gräben, wir hier und sie da drüben und warten darauf, dass der andere den Fehler macht an zu greifen,

zwischen uns liegen Minenfelder, Fallgruben, Bäreneisen,
so viele das jeder längst vergessen hat wo was liegt, das Warten macht mürbe, aus den Kindergesichtern verliert sich das Lachen,

blicklos und grau sind die Augen, die Furcht hält Einzug, Misstrauen wird der ständige Begleiter,
Freunde hast du hier keine, jeder könnte außer dir der Sieger sein,
jeder außer dir könnte überleben.

Jeden Tag schreibe ich die Briefe,
jeden Tag werden es mehr,
jeden Tag wird meine Schuld größer!

Heute bekam ich einen Brief, von meinen Eltern, Fly hat wieder geheiratet,
einen jungen Bauern aus Hessen, einer der lachen kann und noch nie den Krieg sehen musste.
Einer der sie lächeln lässt und ihr mit Worten ein Bild malen kann.

Meine Kinder haben einen neuen Vater,
meine Eltern einen neuen Sohn,
meine Frau einen neuen Mann.

Der letzte Gedanke an das Leben, der letzte Gedanke vor dem Wahnsinn erlischt,
die Zuflucht an eine Heile Welt… vergangen,
ich bin Soldat, nein ich bin ein Mörder, ich bin der Schlächter von Kiew.

Es ist passiert, ich liege mit einem Bauchschuss im Graben,
endlich hat einer es getan, endlich hat einer meine Schuld übernommen,
langsam rinnt das Leben aus meinem Körper.

Ich sehe die erschrockenen Gesichter, Antworten kann ich nicht mehr,
ein Schlag hat mir den Kiefer gebrochen, der Sani pumpt eine Spritze nach der anderen in meinen Körper,
lass mich endlich sterben, endlich sterben.

Eine dunkle Gestalt wandert zwischen den Bübchen herum und kommt auf mich zu,
die Schmerzen hören auf, er sieht mich an und er hat kein Gesicht,
wer bist du?

Ich komme dich holen, du hast deinen Job getan, nun darfst du dienen.
Wer bei Gott bist du?
Du hast kein Recht dich auf Gott zu berufen, Mörder!

Ich hörte einmal einen alten Soldaten davon reden, wenn du stirbst kommt der Richter,
und du bereust deine Taten oder du, ach welch Aberglaube.
Ich sehne mich nur nach dem Schlaf.

Nun schließe ich die Augen und schlafe für immer.
Ohne die Bilder ohne den Krieg ohne die Toten ohne das Leid Ohne die Verfehlung,
der Mensch wird zum Tier, und der niedere Instinkt schlägt die Prinzipien in die Flucht.

Ich bin ein Mörder, ich schlafe und sehe alle Bilder immer wieder bis an das Ende aller Tage,
ich bin ein Mörder, ich war Soldat und wurde zum Tier.
Ich bin ein Mörder, und meine Erinnerung straft mich, noch im Tode.

Was bleibt?
Ich wünschte ich wäre Bauer geworden,
dann würde ich auf meinem Feld liegen, mit Ihr und träume ohne Angst.

gez. gebrochenesLeid