Humor & Satire
Jede Stadt braucht einen Helden

Es sind dunkle Nächte und finstere Tage in Clothcity angebrochen. Die Kriminalität hat ein neues Hoch erreicht. Die Polizei kann dem nichts mehr entgegen setzen. Die Straßen werden von Drogen, Mord und Korruption beherrscht. Kein gesetzestreuer Bürger wagt sich noch auf die Straße. Niemand kann diesem Treiben ein Ende setzen. Niemand? Nein, denn Clothcity hat einen Helden, der den Verbrechern den Kampf angesagt hat. In kürzester Zeit hat er den Sumpf des Verbrechens gesäubert, die Korruption eingedämmt und den Bewohnern dieser Stadt ein sicheres Gefühl verschafft. Dieser Held ist: Unterhosenmann.

Arthur Frak, der Bürgermeister von Clothcity, saß gerade in seinem Büro an dem Haushaltsplan für das nächste Jahr, als die Türen aufgetreten wurden. Noch bevor er von seinem Tisch aufspringen konnte, war der Raum voller Rauch und von einem schrillenden Ton beherrscht. Die Quelle dieses schrillen Tones bewirkte aber gleichzeitig auch, dass ich der Rauch auflöste. Der Bürgermeister sah zur Quelle hin und erschrak. In der Tür stand niemand anderes als der Erzfeind von Unterhosenmann, Motman. Motman, dieses Scheusal, wurde in seiner Jugend immer für seinen Ungehorsam in den Schrank gesperrt. Die Motten in dem Schrank haben ihn mit der Zeit als einen Mitflatterer angesehen und sind auf ihm herumgekrochen. Das trieb ihn so sehr in den Wahnsinn, dass er bald glaubte, er sei selbst eine. Er wurde das erste Mal verhaftet, als er in einer Edelboutique den halben Bestand aufgefressen hatte.
Nun stand er schreckengebietend in dem Türrahmen des Bürgermeisterbüros und sprach mit einer bedrohlichen Stimme:
"Würmlinge! (hust) Stellt diesen verdammten Rauch endlich ab! (hust) Ich sagte, dass ihr verdammt nochmal nicht übertreiben sollt. Stellt ihn sofort ab oder ich schmetterlinge euch um. (hust)"
Der Bürgermeister war von der Szene zu eingenommen, als dass er etwas hätte machen können. So entging ihm auch die Gelegenheit das Shortssignal zu aktivieren. Motman fing sich wieder und flog auf den Bürgermeister zu, packte ihn und stürzte durch das Fenster hinaus in die Nacht.
Kaum eine Stunde später war das Rathaus abgesperrt und die Spurensicherung der Polizei untersuchte den Tatort. Oder sie versuchte es zumindest. Das ganze Zimmer war mit einem Staubfilm bedeckt und erschwerte die übliche Vorgehensweise. Detektiv Trench Coat stand am zersplitterten Fenster, als neben ihm Unterhosenmann landete.
"Sie sehen, wie immer, total lächerlich mit der Unterhose aus. Waschen sie diese überhaupt mal? Wenn der Bürgermeister nicht so große Stücke auf sie geben würde, wären sie schon längst in der Trockner Heilanstalt gelandet. Wir haben hier alles unter Kontrolle. Sicher gibt es noch irgendwo einen betrunkenen Sack, der ihre stützenden Kräfte gebrauchen könnte. Also verschwinden sie!"
Von den schon wiederholenden Wortspielen des Detektivs unbeeindruckt, warf Unterhosenmann einen Blick in das Büro des Bürgermeisters, wischte mit einem Finger über die Staubschicht und ließ diesen zwischen den reibenden Fingern runter rieseln. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, sprang er, während sich der Detektiv noch wunderte, warum kein dummer Spruch als Antwort kam, vom Fenster ab und war im nächsten Moment verschwunden.
Ein paar Straßen weiter landete Unterhosenmann neben seinem treuen Gehilfen Seidenschlüpferboy auf einem Dach.
"Hast du was rausgefunden, Unterhosenmann?"
"Es war unser Erzfeind Motman, Seidenschlüpfer, er hat den Bürgermeister entführt. Der Staub enthält eindeutig fluoreszierende Partikel, die allein eine Motte produzieren könnte."
"Aber was hat er vor? Er hatte es doch sonst immer nur auf Kleidung und Stoff abgesehen."
"Du hast recht, Seidenschlüpfer. Das stinkt nach einer Falle."

Auf einem verlassenen Ausstellungsgelände im veralteten Planetarium kreiste Motman um die hellleuchende Sonnenkugel. Seine Würmlinge raupten indes um den Bürgermeister herum und labten sich an seiner Angst.
"Was hast du mit mir vor, du Schädling?"
Der Bürgermeister hatte an den Gedanken an Unterhosenmann ein wenig Mut gefunden und wollte zumindest die Pläne von Motman rausfinden.
"Schnauze da unten! Ich hasse es, wenn man mich bei meinem Vergnügen stört."
Zu recht. Denn im nächsten Augenblick knallte Motman gegen die Sonnenkugel und stürzte zu Boden.
"Verdammt nochmal. Warum zur Hölle ist Licht so verlockend, so hell, so ..."
Mit einem hypnotisierten Blick war Motman wieder in der Luft und der Sonnenkugel wieder nahe. Der Bürgermeister war versucht noch einmal einen Absturz zu provozieren, da auch die Würmlinge ihren Spaß daran hatten, doch war die Gefahr für sein Leben zu groß gewesen.

Nachdem Unterhosenmann und Seidenschlüpferboy diverse, mögliche Verstecke abgeklappert hatten, waren sie an ihren Strings zum verlassenen Ausstellungsgelände unterwegs. Von Weitem sah noch alles ruhig aus. Doch sofort nach ihrer Landung tauchten von allen Seiten Schläger und Verbrecher auf und stürmten auf sie zu. Die Entfernung nutzten Seidenschlüpferboy und Unterhosenmann und warfen ihre Tangarangs. Sofort lagen mehrere Gegner am Boden. Ein Nahkampf war aber unvermeidlich. Glücklicherweise hatte Unterhosenmann das gefürchtete Zieh-Fu erlernt. Ein Unterhosenzieher nach dem anderen ließen die Schurken in den höchsten Tönen aufschreien, während Seidenschlüpferboy die Fesselungstechniken der Slip-Mönche gekonnt umsetzte und dafür sorgte, dass die Gefallenen nicht mehr so schnell ihre Kraft wieder gewannen. Doch es waren selbst für diese beiden Helden einfach zu viele. So musste Unterhosenmann zu seiner Geheimtechnik greifen. Er konzentrierte sich auf seine Maske, wodurch sie zu schrumpfen begann. Immer kleiner und kleiner wurde sie. Mit jedem Millimeter wurde der Ansturm der Gegner geringer und die Schreie und Gottesrufe lauter. Denn nicht nur die Maske von Unterhosenmann schrumpfte, sondern auch jede Unterhose in einem Umkreis von zwanzig Metern verkleinerte sich spürbar. Eine schmerzhafte Erfahrung, die jeden zu Boden zwang.
Der Weg zum Planetarium war damit frei. Die beiden Helden eilten zum Eingang und stürmten in die Halle, wodurch sie Motman überraschten und damit noch einen Zusammenknall mit der Sonnenkugel provozierten.
"Lass den Bürgermeister frei und ergib dich, Motman."
"Scheiß dich nicht ein, Undi. Sobald der Bürgermeister das Nacktheitsgesetz verabschiedet hat, ist Kleidung nicht mehr zu gebrauchen und kann bei mir abgegeben werden. Ich werde so viel zu essen haben, dass es schon pervers ist. Wenn du glaubst, dass du ihn aber befreien kannst, versuch es ruhig. Er ist im Nebenzimmer an die Bremsspurbombe gebunden. Einen falschen Schritt und es gibt einen unschönen Fleck."
"Heiliges Gummiband, Unterhosenmann. Das dürfen wir nicht zulassen."
"Das würde er nicht wagen, Seidenschlüpfer. Damit wäre sein Plan mit dem Gesetz auch zerstört."
Der Motman war durch diese Worte überrumpelt. Er musste angestrengt darüber nachdenken, was der Held damit meinte.
"... halte mich nicht zum Narren! Der Plan ist fehlerlos."
Die Zeit, die Unterhosenmann durch die Ablenkung von Motman gewinnen konnte, nutzte Seidenschlüpferboy um sich zum Bürgermeister zu schleichen und die Bombe zu entschärfen. Es musste alles schnell gehen, weshalb er auch nicht fragen konnte, warum dieser nackt war. Als einer der Würmlinge die Beiden bemerkte, war es schon zu spät. Auf diese Gelegenheit hatte Unterhosenmann gewartet und konzentrierte sich auf seine Maske. Sofort sanken die Würmlinge auf die Knie. Motman aber blieb unberührt stehen und lachte triumphierend. Von diesem Umstand überrascht, unterbrach Unterhosenmann seine Konzentration.
"Warum wirkt meine Schraubstocktechnik nicht bei dir?"
"Weil ich keine Unterhosen trage" erklärte Motman stolz, während in gleichen Augenblick von den Würmlingen, den beiden Helden und dem Bürgermeister ein lautes "Igitt" zu hören war. Das gefiel Motman gar nicht und er stürzte sich auf Unterhosenmann. Die Fäuste flogen durch die Luft bis Motman es schaffte Unterhosenmann auf dem Boden festzunageln. Mit seinen Flügeln erzeugte er Staub und versuchte den Helden damit zu ersticken. Geistesgegenwärtig griff Unterhosenmann aber in seine Tasche und holte eine Lampe raus, die er in die Augen von Motman hielt. Es dauerte ein wenig bis es Wirkung zeigte, doch dann war Motman völlig von dem Licht eingenommen und seine Kraft schwand. Diese Gelegenheit nutzend, sprintete Seidenschlüpfer mit einem Tangarang von hinten zu Motman und schlug ihn mit einem Schwung bewusstlos.
Wenige Minuten später kam auch schon die Polizei angefahren und nahm alle Verbrecher und den Motman mit.
"Danke, dass sie mich gerettet haben, Unterhosenmann."
"Ich bin nur froh, dass ich rechtzeitig gekommen bin, Herr Bürgermeister. ... Ich hoffe, sie nehmen es mir nicht übel, aber warum sind sie nackt?"
Der Bürgermeister schien jetzt erst wieder zu realisieren, dass er wirklich keine Kleidung mehr trug. Sofort bedeckte er sich und antwortete ein wenig verärgert: "Motman hatte während meiner Gefangenschaft Hunger bekommen."
Sofort fingen alle Umstehenden an zu Lachen.