Gedichte
Über den Tod hinaus

Über den Tod hinaus..

Es war einmal ein schönes Weib,
ihre Haut so zart, so dünn ihr Leib.
Kleider so schwarz, wie ihr pechfarb’nes Haar,
so schwarz wie auch ihre Seele war.

Ihre rosigen Lippen glühten schon fast,
ihr eigenes Herz ward ihr eine Last,
Niemand liebte sie und sie sich auch nicht.
Und dunkel ward sie innerlich.

Ihr Schmerzensschrei durchschnitt die Nacht,
lang ist’s her, dass sie gelacht.
Ihr verwundbares Herz bekam ein Mann,
den sie wohl niemals lieben kann...

Denn schwärzer als ihr eigenes Herz,
war das des Mannes, erfüllt von Schmerz.
Der Gabe zu lieben hat er entsagt,
da diese Liebe ihn ewiglich plagt.

Er wusste ja nicht von ihrem Begehr,
setzte sich gegen sein Herzlein zur Wehr.
Er dachte, sie würde ihn niemals lieben,
verschenkte die Gabe. Ist alleine geblieben.

So dachte auch sie, dass er sie nicht mag,
schloss mit dem Teufel den bindend-Vertrag
Sie unterzeichneten beide blind das Abkommen,
unabhängig, niemand hat es je vernommen.

In blutroter Schrift stand es geschrieben,
beide entsagen der Gabe zu lieben,
Keiner von beiden wird je verführt,
dafür bleiben die Herzen unberührt.

Der Teufel hielt ihre Liebe verschlossen,
nährte sich am Schmerz der Verflossenen.
Doch Jahre später hielt sie’s nicht mehr aus,
sie ging zu dem Mann, stand vor dem Haus.

Sie legte eine Rose ihm auf den Weg,
sie spürte, dass sich ihr Herz nicht mehr regt.
Zu lang schon lebte sie ohne Gefühl,
die Welt zu verlassen war nun ihr Ziel.

Denn ohne Gefühl war sie kalt wie Gestein,
sie ertrug es nicht länger alleine zu sein.
Der Mann unterdessen, fand ihre Ros’,
holte den Mantel und ging zu ihr los.

Auch er konnte nicht mehr leben wie jetzt,
ohne Liebe, allein. Gefangen im Netz.
Kälte und Sturm, tobten im Innern,
versuchte sich an früh’re Zeit zu erinnern.

Rote Tränen rannen ihr über die Wangen,
Lang schon spürte sie dieses Verlangen.
Sie gab Liebe auf, wegen dem Mann,
den sie doch niemals haben kann.

Da tritt er durch die Tür herein,
befreit sie vom einsamen sein.
Schmerzlich erinnert an den Vertrag,
fühlten sich beide, der Liebe entsagt.

Er nahm ihre Hand, hielt sie ganz fest,
versprach, dass er sie nie mehr alleine lässt.
Da kommt ihnen der Vertrag in den Sinn,
denn wenn sie ihn brechen, gibt’s kein Entrinn’.

Da schaut sie ihn an, ihre Augen so scheu,
er weiß um ihr’n Vorschlag, hat Angst vor der Reu’.
Sie drückt seine Hand, sagt: “Alles wird gut“,
da nimmt er das Messer und tränkt es in Blut.

Zu lange lebten sie ohne die Liebe,
lebten traurig bis ihnen nichts bliebe.
Sie wussten heut wäre ihr letzter Tag,
hintergingen den Teufel mit seinem Vertrag.

Liebe währt ewig, über'n Tod hinaus,
gelebt haben sie lange, ließen nichts aus.
Doch nun sind sie ewig im Tode zusammen,
erliegen sie nun dem heißen Verlangen.

Auf dem Weg lag die Rose, so rot.
Ihre Schönheit verging nicht, spottete dem Tod.
Denn wahre Liebe, besiegt alle Zeiten,
lässt man sich stets vom Herzensschlag leiten.