Beschreibung
Der Untertitel ist dem Author Hausmann eingefallen. Er ist so gut, dass ich ihn benutzen musste. Danke dafür.
Alpen
Schnee, Jahrtausende alt, stürzt als reißendes Wasser zu Tal. Die Natur hat sich nicht an den Verharmlosern, den Besserwissern gestört. Etwas tiefer unten entblättert sich der Berg. Nackter Fels kommt zum Vorschein, als sich tausende Kubikmeter Schlamm, Geröll und Bäume einen Weg Richtung Dorf bahnen.
Dort ist man nicht vorbereitet, wenn man das überhaupt sein kann. Alles schläft, nur der letzte Gast eines Wirtshauses bewegt sich leicht schwankend auf sein Haus zu. Der laute Dauerregen verhindert gnädig, dass er die Katastrophe kommen hört und wenige Augenblicke später gibt es keine Zeit mehr, um noch Angst zu haben. Die am oberen Hang stehenden Häuser falten sich zusammen und vergrößern die totbringende Masse, die durch nichts aufzuhalten unaufhörlich der Talsohle zurast.
Nordsee
Der Wetterdienst hatte vor ca. sechs Stunden eine Sturmflutwarnung herausgegeben. Die eingehenden Daten hatten keine andere Wahl mehr zugelassen. Im Nu und oft geübt, wurde die Meldung über Rundfunk, Polizei und Fernsehen verbreitet. Schon Tage zuvor hatten die oft geprüften Bewohner der direkten Küstenregion ihre Vorbereitungen getroffen. Deiche waren mit Sandsäcken verstärkt worden, das Vieh auf Weiden hinter den Damm gebracht. In den Häusern hatte man alle beweglichen Gegenstände längst auf den Dachboden oder zumindest in den ersten Stock geschleppt. Vor den Haustüren sollten Sandsäcke für sicheren Schutz sorgen. Allein ein Dammbruch, dessen waren sich alle bewusst, würde in einer Katastrophe enden. Und er bricht, durch eine Welle, 3 Meter höher als der gemessene historische Höchststand.
Seychellen
Der Pool des Hotelkomplexes liegt direkt hinter dem traumhaften Sandstrand. Dutzende bunte Schirme bieten Schutz vor der Sonne. Es herrscht reges Treiben. Kinder, deren Eltern sich an Longdrinks an der Bar festhalten, toben im Pool. Viele andere hat es jedoch an den Strand und das türkisfarbene Wasser gezogen. Es ist eine Kulisse, wie ein Werbeprospekt sie nicht besser darstellen könnte.
Möven, die es gewohnt sind, hier von den Resten der Zivilisation mehr als gut zu leben, schwingen sich plötzlich kreischend in die Höhe. Wer auf's Meer hinaus sieht, kann auf einmal nur noch den Horizont ausmachen. Keines der vielen weißen Segel
ist noch zu erkennen. So, als ob das Meer sie einfach verschlungen hätte. Eine Minute später zieht sich das Wasser auf einmal zurück. Surfer hält es nicht mehr auf ihren Brettern, Schlauchbote bewegen sich rasend schnell auf's Meer hinaus und auch der beste Schwimmer kommt gegen den Sog nicht mehr an. Es wird seltsam ruhig. Die Urlauber am Strand schauen sich mit ungläubigen Augen das Szenario an, unfähig zu einer Regung. Und das Wasser kommt zurück.
Tansania (Serengeti-Nationalpark)
Der große Regen ist schon lange überfällig. Normalerweise beginnt der Monsun im November. Jetzt ist es Januar. Vergeblich bemüht sich ein Streifengnu, durch sanftes Stoßen mit der Schnauze seinem Nachwuchs wieder auf die Beine zu helfen. Es ist zu schwach. Die beiden sind schon seit einer Stunde von der Herde getrennt. Diese ist auf einer tagelangen Wanderung zum Grumeti, einem Fluss im Westen. Doch die Hölle für die Gnus ist das Schlaraffenland für die Löwen. Und sie brauchen nur zu warten.
Den Haag (Niederlande)
In Den Haag ist am Montag die UN-Klimakonferenz eröffnet worden. Der niederländische Umweltminister Jan Pronk ruft die Vertreter von rund 180 Staaten auf, wirksame Entscheidungen zum Klimaschutz zu treffen: "Unsere Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel." Schon jetzt seien die Folgen des Treibhauseffekts spürbar. "Inseln und Küsten versinken, Dürren nehmen zu, Wassermangel, Überschwemmungen, Stürme und Krankheiten breiten sich aus", sagt Pronk. Ziel des "Klimagipfels" ist die Umsetzung des so genannten Kyotoprotokolls. Im japanischen Kyoto hatten die Vertragsstaaten der UN-Klimakonvention 1997 vereinbart, von 2008 bis 2012 die Emissionen der Treibhausgase um durchschnittlich 5,2 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Umstritten ist allerdings, wo die Emissionen reduziert werden sollen. Die Europäische Union will durchsetzen, dass mindestens fünfzig Prozent der Zielvorgaben im eigenen Land erfüllt werden.
Wie stets gibt es kontroverse Diskussionen. Die Delegation der USA, allen voran die Leiterin der US-Umweltbehörde Christie Whitman sieht die Möglichkeiten für ihr Land eng gesteckt. Das Protokoll von Kyoto könne unmöglich im vereinbarten Zeitfenster umgesetzt werden. Der Bundesumweltminister und Vorsitzende des EU-Umweltministerrats Sigmar Gabriel erhält einen Anruf. Er zieht sich aus der laufenden Diskussion zurück und sucht einen Platz, von wo er ungestört telefonieren kann.
Alles, was er dann von der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Astrid Klug zu hören bekommt, ist:
Hamburg ist weg