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Kyra: die Wahl zwischen Licht und Finsternis (6) - Kapitel 20 - 23

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"Kyra: die Wahl zwischen Licht und Finsternis (6) - Kapitel 20 - 23"
Veröffentlicht am 10. November 2011, 134 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und ...
Kyra: die Wahl zwischen Licht und Finsternis (6) - Kapitel 20 - 23

Kyra: die Wahl zwischen Licht und Finsternis (6) - Kapitel 20 - 23

Beschreibung

Ein Mädchen und zwei Jungen mit zwei Fraktionen - die Gesandten des Lichts und die Gesandten der Finsternis. Die Entscheidung für den einen bedeuted den Untergang für den anderen und seine Fraktion und andersherum genauso. Wie wird diese schwere Entscheidung der Kyra lauten? Und was steckt hinter diesem Kampf, der eine der beiden Gesandtengruppen sehr wahrscheinlich das Leben kosten wird? Welchen Weg wird Theresa einschlagen? Enthält: Kapitel 20: das Spiel beginnt Kapitel 21: ein heikler Kampf und eine Entscheidung Kapitel 22: der Untergang? Kapitel 23: die Wolken lichten sich

Kapitel 20: das Spiel beginnt

Am nächsten Morgen waren die Vorbereitungen innerhalb des Internatsgebäudes so weit abgeschlossen. Jetzt muss-ten sie eigentlich nur noch festlegen, wer in welchen Teams unterwegs war und welche Teams sich noch um bestimmte Aufgaben kümmerten. Theresa, Raymond und die übrigen Helfer hatten die ganze Nacht über kein Auge zugetan und per Funkgeräte, sie hatte keine Ahnung, wer die Dinger wo aufgetrieben hatte, doch sie waren äußerst hilfreich, Anweisungen erteilt. Daher waren sie mittler-weile ziemlich müde, doch sie hatten die ganzen Vorbereitungen fast abgeschlossen und anschließend konnten sie den Tag über noch schlafen, bevor um etwa sechs Uhr wieder die Glocken läuten und den Kampf eröffnen würden.

„Gut“, sagte Theresa und überflog die Notizen auf einem der Zettel mit den Teams, „Haben wir jetzt jeden in einem Team oder laufen hier immer noch Einzelgänger durch die Gegend?“

„Ich glaub, wir haben alle“, sagte Nicole und verglich ihre Zettel mit der Liste der Gesandten der Finsternis in ihrer anderen Hand, „Oder hat irgendeiner von euch noch jemanden zu melden?“

„Nö“, sagte Raymond nur, der einen Lolly im Mund hatte, den er wohl irgendwo in der Küche gefunden hatte.

„Bei uns auch nicht“, sagte David, der mit Nathaniel zusammen eine andere Liste durchgegangen war.

„Schön, dann kriegen wir jetzt vielleicht auch mal etwas Schlaf“, sagte Theresa und gähnte herzhaft, „Es wird ja schon langsam Morgen.“

„Stimmt, ich könnte auch mal etwas Schlaf brauchen“, bemerkte Nicole und streckte sich. Die anderen vier, die ihnen noch geholfen hatten, hatten sich bereits schlafen gelegt, da sie so gut wie fertig waren.

„In Ordnung, dann machen wir erstmal Schluss“, sagte Theresa und legte ihre Sammlung an Zetteln auf einen der runden Tische, „Hauen wir uns auf´s Ohr, die anderen werden ja wohl auch mal ein paar Stunden lang ohne uns auskommen.“

„Dem stimme ich zu“, sagte Raymond nur und gähnte, „Selbst die Nervensäge in meinem Kopf schläft schon und ich will noch etwas Schlaf bekommen, bevor er wieder wach wird.“

Damit gingen die Fünf rüber zu den Schlaflagern, die sie in einer Ecke des Cafés eingerichtet hatten. Es war zu riskant jetzt in die Zimmer zurückzugehen. Auch wenn der Kampf erst in etwa zwölf Stunden losging, war es doch sicherer, wenn sie alle an einem Ort blieben, auch wenn das vielleicht etwas unbequem war und einige von ihnen zig Matratzen hatten anschleppen müssen. Nun legten sich jedenfalls auch Theresa, Nicole, Raymond, Nathaniel und David auf ein paar freie Matratzen und schliefen fast auf der Stelle ein. Fast alle Gesandten der Finsternis hatten sich inzwischen schlafen gelegt und so war es auch recht still im Café.

Erst gegen späten Mittag wurde Theresa wieder wach, als ihr Funkgerät ansprang und einer der Gesandten fragte, wo sich die Fallen für ihre Gegner nochmal befanden. Besser gesagt fragte er, welche Treppen und Flure noch sicher waren und nicht mitunter auch einem Minenfeld glichen. Zwar waren die Fallen relativ harmlos, doch trotzdem wollte keiner von ihnen sie austesten. Darum schnappte Theresa sich einen der Lagepläne, die sie zusammen mit Nathaniel erstellt hatte, und dirigierte den Jungen sicher zurück zum Café.

„Also jetzt geht´s mir schon besser“, sagte Nicole und streckte sich. Erst vor einigen Minuten hatten sie ihr aus-giebiges Frühstück aus den Vorräten in der Küche beendet. Zudem hatten sie sich inzwischen alle umgezogenen, denn während des Kampfes trugen die Gesandten eine eigens für den Kampf angefertigte Uniform. Die Mädchen trugen Sachen, die genauso aussahen wie die Klamotten, die Theresa getragen hatte während sie sich in den Kampf zwischen Raymond, Ryszard und Fynn eingemischt hatte. Nur waren bei den Gesandten der Finsternis die Farben weiß und schwarz miteinander vertauscht.

Außer den mehr oder weniger jungen Gesandten waren keine Erwachsenen mehr im Internat, jedenfalls hatte Theresa während der letzten Stunden keinen Lehrer oder eine der anderen Autoritätspersonen mehr gesehen. Sie schienen das Gelände bereits verlassen zu haben oder sie versteckten sich ziemlich gut an einem Ort, an dem die Gesandten noch nicht waren.

„Schön zu hören, schließlich wird es Zeit, dass wir weiter machen“, sagte Theresa und ging zu den Tischen, die sie und die anderen mit einigem Papierkram belegt hatten. Dort hatten sie sich breit gemacht und die Stunden vor dem Schlafen die ganze Zeit über gearbeitet.

„Oje, sind wir noch nicht fertig?“, fragte Raymond und rollte mit den Augen, „Was fehlt denn noch? Ich dachte, wir hätten alles erledigt.“

David trat unauffällig neben Nicole und flüsterte: „Die benehmen sich manchmal wie ein altes Ehepaar, meinst du nicht?“

Nicole sah ihn im ersten Moment leicht überrascht an, doch dann nickte sie schmunzelnd. „Irgendwie schon, auch wenn ihnen das gar nicht bewusst zu sein scheint.“

„Was das angeht, tun sich die beiden nichts“, bemerkte Nathaniel und schüttelte nur den Kopf.

„Die Vorbereitungen haben wir ja eigentlich auch schon erledigt, aber wir müssen den einzelnen Teams noch sagen, wo sie sich postieren sollen“, erklärte Theresa und studierte nebenbei die Zettel mit der Liste der Teams, „Sonst haben wir nachher an einer Stelle viele Teams, die sich gegenseitig auf die Füße treten, und an einer anderen Stelle gar kein Team. Zudem sollten wir noch mal darüber reden, wer was genau macht. Immerhin brauchen wir auch Leute, die hier die Gesandten des Lichts in Empfang nehmen und sie dazu überreden, diesem Kampf ein Ende zu bereiten.“

Raymond stöhnte. „Warum habe ich mich bloß dazu bereit erklärt bei der Planung zu helfen?“

„Weil du zur Abwechslung auch mal ganz nett bist?“, riet Theresa und verglich zwei der Zettel miteinander.

„Ich hab wohl eher vergessen nachzudenken“, murmelte Raymond und sein linkes Auge zuckte leicht.

Theresa hob eine Augenbraue. „Trainierst du gerade deine Augenmuskulatur oder macht Ryszard wieder einen Aufstand?“

„Zweites natürlich“, knurrte Raymond, „Er legt es gerade wirklich darauf an mich wütend zu machen.“

„Verpass ihm doch einen gedanklichen Knebel“, schlug Theresa vor, „Und dann können du und die anderen mir mal dabei helfen die Aufgaben und Standorte zu ver-teilen.“

Raymond verzog zwar etwas resigniert das Gesicht, doch dann seufzte er nur und ließ sich mit den anderen zusammen von Theresa die Aufteilungen geben. Damit gingen sie dann zu den unterschiedlichen Teams und erklärten ihnen genau, was sie wo zu tun hatten. Oberste Priorität hatte natürlich das Überzeugen der Gesandten des Lichts und zu diesem Zweck mussten sie sie während des Kampfes überzeugen oder zu Not gefangen nehmen und ins Café bringen, wo dann andere den Job der Bewachung und der eventuell doch noch eintretenden Überzeugung übernehmen würden. Auf diese Weise würden die Teams sich hoffentlich nicht allzu lange mit einzelnen Gesandten des Lichts aufhalten und konnten an ihren Posten bleiben. Zudem bekam auch jedes Team noch einen Lageplan, auf dem die sicheren Treppen und Gänge und die mit Fallen versehenen Stellen eingezeichnet waren. So konnten sie verhindern, dass eines ihrer Teams noch aus Versehen in die eigene Falle lief. Das wäre ziemlich blöd, wie sich alle einig waren. Außerdem wurden noch Taschen mit unter-schiedlichen Utensilien gepackt, die sie möglicherweise brauchen konnten. Diese Taschen konnten sich durchaus auch unterscheiden, da es jedem selbst überlassen war, was er dabei haben wollte. Der ein oder andere führte unter anderem schon mal eine Bratpfanne, Wasserpistolen, Murmeln und Kaugummi mit sich. Es gab auch noch ausgefallenere Ideen, doch zu der Standartausrüstung gehörten bei jedem Team mehrere Decken und Seile, mit denen sie die Gesandten des Lichts, wenn nichts mehr half, notfalls verschnüren und abtransportieren konnten. Schließlich aber waren alle Fragen geklärt und jeder wusste, was er ab sechs Uhr zu tun hatte. Zwischenzeitlich hatte einer der Jungen vor der Tür noch einen Zettel gefunden, in dem Stand, dass sich die Gesandten bis um sechs Uhr alle im Innenhof einfinden sollten. Ein verfrüh-tes Beginnen des Kampfes war jedoch nicht gestattet. Es sollte bei der Gelegenheit angeblich nur noch einmal möglich sein ein paar letzte Worte zur jeweils anderen Seite zu sagen, bevor der Kampf begann. Theresa war misstrauisch, hatte aber auch sofort einen Plan für diese Situation parat. Sie hoffte lediglich, dass sie sich nicht verkalkulierte und dass Tino, ein Junge, der ein leidenschaftlicher Bastler von technischen Geräten und Spielzeugen war, noch rechtzeitig damit fertig wurde das Gerät zu bauen, das sie bei ihm bestellt hatte.

Raymond sah während der letzten Vorbereitungen immer wieder zu Theresa. Wegen des ganzen Durcheinanders waren sie noch immer nicht dazu gekommen darüber zu reden, wie es eigentlich kam, dass Theresas Kräfte auf einmal erwacht waren. Zudem schien sie zwar noch nicht daran zu denken, doch in diesem Kampf konnte es durchaus auch passieren, dass sie Fynn gegenüber stand. Würde sie gegen ihn kämpfen können? Gegen den, den sie liebte? Dieses nervige Stechen in Raymonds Brust wurde bei diesen Gedanken mal wieder stärker, doch er musste einfach daran denken. Was war, wenn sie es nicht konnte? Fynn würde sie wahrscheinlich auch nicht angreifen, so wie Raymond ihn einschätzte. Demnach würde es entwe-der damit enden, dass das Aufeinandertreffen ohne große Folgen verlief oder aber es geschah das, was Raymond am allerwenigsten hoffte: dass Theresa zu den Gesandten des Lichts überlief. Das war das Schlimmste, was Raymond sich als Ausgang vorstellen konnte. Denn das würde nicht nur ihm das Herz brechen, sondern auch die Hoffnungen der anderen Gesandten der Finsternis auf einen Schlag zunichtemachen.

„Du machst dir wiedermal Gedanken über sie und das, was alles passieren kann, wenn sie mit einer gewissen Person zusammentrifft. Richtig?“ Nathaniel stand schräg hinter ihm und blickte zu Theresa, die gerade einem der Jungen erklärte, wo er und sein Team sich aufhalten sollten. Nathaniel wusste zwar ungefähr, was zwischen den beiden lief, aber er konnte sich nicht sicher sein, dass Theresa nicht doch auch noch in Fynn verliebt war. In letzter Zeit wurde ihm nur ein einziger Fakt immer klarer: es war verdammt schwer sie zu durchschauen, wenn sie immer wieder neue Überraschungen parat hatte.

Inzwischen war er sich nicht mehr ganz sicher, welche Gefühle sie nun für wen empfand. Außerdem machte er sich um Raymond Sorgen, der viel zu wenig an sich selber dachte. Er würde sich irgendwann selbst zerstören, wenn er so weiter machte. Nur leider hörte er schon seit einiger Zeit nur noch unzureichend auf ihn, sodass Nathaniel sich seine Ratschläge sparen konnte. Irgendwie hatte Theresa als Einzige wirklichen Einfluss auf Raymond und auch auf Ryszard, der laut Raymonds Einschätzung ein ziemlich schlechtes Gewissen hatte, weil er Theresa gestern ange-griffen hatte. Nathaniel hätte sich in seinem ganzen Leben nie träumen lassen, dass dieser aufsässige Mörder, der eigentlich nur Probleme bereitete, einmal ein schlechtes Gewissen haben würde, weil er jemanden beinahe schwer verletzt hätte. Bei Theresa schien alles möglich zu sein und mittlerweile war sie auch selbstbewusster als zuvor. Nathaniel schätzte sie sehr, gerade auch wegen Raymond, dessen alte, seelische Wunden dank Theresa angefangen hatten zu heilen. Es würde auch Nathaniel hart treffen, sollte sie sich plötzlich gegen sie entscheiden.

„Du kannst wohl Gedanken lesen“, murmelte Raymond nur und blickte zur Seite. Theresa schien fertig damit zu sein, dem Jungen und seinem Team lang und breit zu erklären, wo sie sich aufhalten und was genau sie machen sollten. Sie ging quer durch den Raum zu den Tischen mit ihren ganzen Zetteln. Auf halben Weg blieb sie allerdings stehen und blickte zu Raymond, der unwillkürlich in die andere Richtung sah. Er hasste es, wenn diese Zweifel ihn plagten, doch irgendwie war er machtlos dagegen.

„Bist du immer noch beleidigt, weil ich dich dazu gebracht habe mir und den anderen zu helfen?“, fragte Theresa, als sie fast direkt hinter ihm stand.

„Nein, es ist nichts“, sagte Raymond ausweichend und wollte nach hinten zu Nathaniel blicken, doch dieser war bereits weiter gegangen und stand etwas weiter hinten bei David und Nicole, die über etwas diskutierten, was er von hier aus nicht verstand.

„So siehst du aber nicht aus“, stellte Theresa trocken fest. Sie sah ihm doch an der Nasenspitze an, dass er deprimiert war. Und das frustrierte sie. Schließlich gab es doch eigentlich gar keinen Grund Trübsal zu blasen, also warum blickte er schon wieder so aus der Wäsche wie wenn er von Fynn sprach?

„Ich bin nur nicht ganz so gut drauf, das ist alles“, wehrte Raymond ab. Er durfte sich nicht so anstellen, schließlich war es immer noch Theresas Entscheidung und nicht seine. Er hatte kein Recht sich über irgendetwas zu beschweren.

Theresa sah man ihre Resignation nur allzu deutlich an. „Lüüüügner.“

„Ich lüge nicht.“

„Schon wieder.“

„Ich sagte doch...“

„Das kauft dir selbst ein Tauber nicht ab“, sagte Theresa und verschränkte die Arme vor der Brust.

Raymond sah ausweichend zur Seite.

„Du weißt es doch“, sagte Theresa leicht beklommen und sah ihn an, „Grins einfach wie ein abgedrehter Spin-ner und ich lass dich in Ruhe.“

„Genau das will ich aber nicht“, murmelte er so leise, dass Theresa es selbst auf die Entfernung unmöglich hören konnte, „Ich hab gerade einfach keine Lust zu grinsen. Kann doch auch mal sein.“

„Bei dem Raymond, den ich kenne, wäre das nicht möglich“, sagte Theresa nur leise, „Der, den ich kenne, hat mich immer aufgezogen und mich geärgert, aber zur gleichen Zeit hat er mir auch ständig geholfen und mir mehrmals die Augen geöffnet. Gerade mit diesem untrüg-baren Grinsen hat er mir klar gemacht, dass das Leben einfach zu kurz ist um immer deprimiert aus der Wäsche zu gucken. Und genau deswegen will ich nicht, dass er bei diesem Kampf stirbt. Das wäre.. als würde damit ein Teil von mir selbst sterben. Außerdem fühl ich mich sehr viel wohler, wenn er nicht so verdammt deprimiert ist und mich stattdessen fröhlich angrinst. Das passt viel besser zu ihm.“

Raymond hatte sie zu Letzt immer ungläubiger angese-hen. Er erinnerte sich natürlich an die Zeit, zu der er noch eigentlich immer gegrinst hatte, weil er es hasste immerzu betrübt zu sein. Das war er in der Vergangenheit genug gewesen. In letzter Zeit aber war er irgendwie immer öfter in diese beklommene Stimmung verfallen, wie ihm jetzt auffiel. Er hatte immer wieder an sich selbst und fast an allem gezweifelt. Besonders an Theresa. Doch wo er sie so ansah, wie sie ihn mit einem etwas unbeholfenen Lächeln ansah und ihn mal wieder auf die Beine bringen wollte, musste er selber schief grinsen. Er fasste sich mit einer Hand an die Stirn und schüttelte über sich selbst den Kopf.

„Du musst mich für einen ganz schönen Idioten halten“, stellte Raymond fest und fragte sich, wie er eigentlich seine eigenen Grundsätze und praktisch sich selbst hatte vergessen können.

„Mehr halte ich dich zwar noch für einen Spinner, aber Idiot ist auch ein ganz guter Beiname“, stellte Theresa fest. Sie wagte es kaum zu hoffen, doch es sah fast so aus, als würden ihre Worte bei Raymond ankommen.

„Das wievielte Mal hast du mich jetzt eigentlich schon wieder auf die Beine gebracht?“, fragte Raymond schief lächelnd und ließ seine Hand sinken.

„Andersherum war es noch öfter“, bemerkte Theresa und lächelte ebenfalls.

Plötzlich klingelten zig Wecker in den verschiedensten Ecken des Cafés und einige Gesandte zuckten vor Schreck zusammen, ein paar fielen sogar von ihren Stühlen. Einen Moment lang herrschte Stille, bis auf die schrillenden Wecker natürlich.

Dann grinste Raymond jedoch plötzlich. „Na also. Zeit den aufgeblasenen Glühbirnen mal zu zeigen, dass wir wesentlich mehr auf dem Kasten haben, als sie glauben.“

 „Glühbirnen?“ Theresa sah ihn mit einer hochgezoge-nen Augenbraue an.

 „Gesandte des Lichts. Licht, leuchten. Und Glühbirnen leuchten“, gab Raymond stichwortartig seine Erklärung, „Deswegen Glühbirnen.“

„Spinner“, sagte Theresa nur kopfschüttelnd und wandte sich zum Gehen, „Lass sie das bloß nicht hören.“

Eine halbe Stunde später waren alle Gesandten der Finsternis auf ihren Plätzen und nur zwei Teams fanden sich im Innenhof ein. Einmal war es Theresas Team, das aus Raymond, Nathaniel und ihr bestand, und noch das Team von David, in dem außer ihm noch Nicole, Tino und sein Freund Benni waren. Die Gesandten des Lichts waren anscheinend vollständig versammelt. Jedenfalls bestand auch ihre Gruppe aus etwa hundert bis hundertfünfzig Gesandten. Sie schienen alle samt gute Laune zu haben und mit ihrem Sieg zu rechnen. Theresa persönlich beab-sichtigte jedoch genau diese Hoffnung zu widerlegen. Auch wenn es dabei durchaus passieren konnte, dass sie ihren Freundinnen oder gar Fynn und Alicia gegenüber stand. Dies konnte Theresa natürlich nicht ausschließen, doch sie hatte sich fest vorgenommen, sie zu überzeugen, dass es einen anderen Weg als diesen sinnlosen Kampf geben musste, um die Vestroyen zu besiegen. Sie musste es einfach schaffen.

„Hey, wo ist denn der Rest von euch?“, fragte einer der Gesandten des Lichts.

„Hatten sie Angst und sind weggelaufen?“, fragte ein anderer verächtlich und zog dabei eine schiefe Grimasse, über die die Umstehenden lachten.

„Und wenn es so wäre?“, fragte Theresa gelassen. Im Gegensatz zu den versammelten Gesandten trug sie noch immer die Uniform des Internats. Sie hatte gemerkt, dass das Umlegen der Ketten ziemlich viel Kraft verbrauchte und da sie nicht sagen konnte, wie viel sie später noch zu tun hatte, sparte sie sich ihre Kraft lieber auf.

„Dann werden wir sie schon finden“, grinste eines der Mädchen, „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ihr verliert.“

„Und warum trägst du überhaupt noch die Schuluni-form? Passt dir deine Tracht für den Kampf nicht? Bist du zu dick geworden?“ Der Junge lachte lauthals und mit ihm noch einige andere.

Theresa bemerkte schon, dass Nicole und David, vor allem aber auch Raymond, nur zu gerne etwas gesagt hätten, doch sie hatten vorher abgemacht, dass Theresa das Reden übernehmen würde, es sei denn sie gab ihnen ein Zeichen. Daher schwiegen die anderen, auch wenn es ihnen nicht gefiel.

„Moment mal, ist das nicht diese Tessy, die alle eine Zeit lang für die Kyra gehalten haben?“, fragte plötzlich ein anderer Junge.

„Ja“, antwortete ein Mädchen von links, „Das muss sie sein.. Hah, sie macht sich hier ganz schön wichtig, dafür dass sie keine Kräfte hat.“

„Wahrscheinlich hat sie deshalb auch gar nicht diese Kleidung“, fügte ein weiteres Mädchen hinzu, „Sie darf sie gar nicht tragen! Das find ich echt lustig. Was machst du eigentlich hier, wenn du gar nicht kämpfen kannst? Oder möchtest du unbedingt auch von uns besiegt werden?“

„Hmmm.. wenn ich es mir recht überlege, bleibe ich doch lieber am Leben“, sagte Theresa, „Wie jeder hier es gerne tun würde. Und mal eine Frage an euch: Gibt es unter euch nur solche hochnäsigen Ärsche oder finde ich auch noch ein paar Vernünftige, die sich nicht so sehr aufspielen?“

Diese ziemlich unfreundliche und herablassende Frage sorgte dafür, dass die Gesandten des Lichts für einen Moment lang sogar sprachlos waren. Wie konnte eine Nicht-Gesandte es wagen so mit ihnen zu reden? Die Meisten schienen ganz schön perplex zu sein, bis die Wut über diese abfällige Beschreibung von ihnen die Oberhand gewann.

„Du wagst es uns zu beleidigen?“, fragte einer der Jungen drohend und kam gleich mehrere Schritte auf Theresa zu.

Als Raymond sich gerade vor Theresa stellte, tauchte plötzlich eine Hand hinter dem angriffslustigen Jungen auf und packte ihn am Kragen.

„Der Kampf hat noch nicht begonnen“, bemerkte Fynn düster, auch wenn sein Blick auf Raymond ruhte, „Es ist dir nicht gestattet sie vor dem Läuten der Glocken anzugreifen.“

Der Junge sah Fynn zum Teil erschrocken, zum anderen Teil aber auch wütend an. Dennoch ließ er sich von ihm zurückziehen, auch wenn er Theresa mit einigen feind-seligen Blicken mitteilte, dass sie das noch bereuen würde.

In dem Moment öffnete sich eine Tür zum Innenhof und ein Mann trat nach draußen. Wo auch immer er bisher gesteckt hatte, keiner der Gesandten hatte ihn seit dem ersten Klang der Glocken gesehen. Jedoch kam er Theresa irgendwie bekannt vor mit seinen hellblonden Haaren und den tiefen, nussbraunen Augen. Er war außerdem gut gekleidet, ein moderner, hellgrauer Anzug mit Krawatte. Was auch immer er war, in jedem Fall war er eine hohe Autoritätsperson. So viel konnte Theresa schon nach dem ersten Blick feststellen.

„Willhelm Windhall“, flüsterte Raymond und seine Augen wurden schmal, „Der Vater von Whitey, er leitet das Internat.“

Einen Moment lang blickte Theresa ihn leicht überrascht an, doch nun wusste sie, warum er ihr so bekannt vorkam. Wie bei Raymond ähnelte auch Fynn seinem Vater sehr.

„Es ist bald so weit, meine jungen Gesandten“, sagte Willhelm Windhall laut und augenblicklich verstummten alle Gespräche, „In wenigen Minuten wird der Kampf der Gesandten beginnen. Wenn noch irgendeiner von euch etwas sagen möchte, sollte er es jetzt tun.“

Daraufhin setzten wieder leise Gespräche ein, doch unter ihnen schien keiner mehr zu sein, der etwas sagen wollte. So blickte Theresa dann schließlich zu Tino und nickte ihm zu.

„Bevor wir beginnen, möchte mein Freund hier euch noch etwas vorführen“, sagte Theresa und deutete mit dem Kopf zu Tino, der nun vortrat und  eindeutig ein Grinsen unterdrückte. Dann hielt er aber einen in aller Eile zusammengebauten, kleinen Kasten hoch.

Die Gesandten des Lichts sahen ihn nur schief an.

„Das hier ist ein kleiner, grauer Kasten aus Metall“, sagte Tino und drehte den quaderförmigen Metallkasten in seiner Hand, „Er hat eine Kantenlänge von genau fünf Zentimetern und ein Gewicht von fünfundsiebzig Komma vier Gramm. Würde man Zahlen oder Punkte drauf malen, würde er sich auch eins a als Würfel eignen.“

Die Gesandten des Lichts wussten allem Anschein nicht, was sie mit diesem Vortrag anfangen sollten. Sie wirkten erst leicht verwirrt und im Anschluss beinahe schon gelangweilt.

„Aber das ist natürlich nicht das Besondere an meinem Spielzeug“, fuhr Tino fort und sein Lächeln bekam einen schon fast heimtückischen Ausdruck, „Jetzt sieht er vielleicht noch aus wie ein harmloser, kleiner Würfel, doch was passiert wohl, wenn ich ihn fallen lasse? Wir probieren es gleich mal aus.“ Damit ließ er den Kasten auch schon von seiner Hand fallen und trat einen Schritt zurück.

Sobald der Kasten auf dem Stein aufschlug, gab es ein „Puff“ und eine gewaltige Menge dunkler Rauch stieg auf. Er vernebelte den vollkommen überraschten Gesandten des Lichts die Sicht und Theresa und die anderen nutzten die Gelegenheit und liefen auf schnellstem Weg zurück ins Gebäude. Wie aufs Stichwort war auch das Läuten der Glocken zu hören, die das Signal gaben. Nun begann das Spiel und es würde sich bald zeigen, ob Theresas Plan Erfolg haben würde oder nicht.

Als sich der Rauch endlich einigermaßen verzogen hatte, sahen sich die Gesandten des Lichts verwirrt um. Von Theresa und ihrer Gruppe war nichts mehr zu sehen.

„Tse, die haben uns doch glatt ausgetrickst“, sagte eines der Mädchen schon beinahe schockiert.

„Das gibt´s doch echt nicht!“

„Die sollen sich warm anziehen, das werden sie noch bereuen!“

 „Los, sie müssen ja noch hier irgendwo sein, also sucht und vernichtet sie!“, rief Nadine plötzlich über das empörte Stimmengewirr hinweg.

Daraufhin aber sammelten sich die Gesandten innerhalb weniger Sekunden und noch nicht mal eine halbe Minute später schwärmten sie aus, um die Gesandten der Fins-ternis aufzuspüren und zu besiegen. Nur Fynn, Alicia, Jessica und Vanessa blieben noch im Innenhof stehen und sahen den anderen Gesandten nach.

„Was soll das?“, fragte Jessica etwas verwirrt.

„Die Gesandten der Finsternis scheinen irgendetwas zu planen“, stellte Vanessa wie üblich gelassen fest, auch wenn sie ebenfalls verwirrt war, „Und wenn mich nicht alles täuscht, hat Theresa einiges damit zu tun. Sie schien ja praktisch die Anführerin der Gruppe zu sein, die sich uns gezeigt hat.“

„Und wer weiß, wo die restlichen Gesandten der Fins-ternis stecken.“ Alicia war ernst. „Die haben noch lange nicht aufgegeben. Ganz im Gegenteil, sie scheinen eine Falle gebaut zu haben.“

„Und unsere Leute sind so blöd darauf reinzufallen.“ Fynn schüttelte nur den Kopf. „Übermut tut selten gut...“

„Solltet ihr euch nicht auch mal auf den Weg machen?“, fragte auf einmal Willhelm Windhall, „Ihr müsst die Gesandten der Finsternis schließlich erst noch suchen, bevor ihr sie besiegen könnt.“

„Die lassen sich nicht so einfach besiegen“, erwiderte Fynn kalt, „Es sind schließlich unsere Freunde, die da auf der anderen Seite stehen und sich mit aller Macht gegen das Schicksal wehren.“

„Und die größte Macht steht auf ihrer Seite“, bemerkte Alicia, die ihren Vater wegen ein paar gewissen Gründen seit einiger Zeit nicht mehr ausstehen konnte, „Dieses Mal scheinen wir diejenigen zu sein, die sich warm anziehen müssen.“

Vanessa lächelte nur und Jessica grinste ebenfalls. Sie wussten nicht warum, schließlich kam ihnen das nicht gerade zugute, aber irgendwie freute sie dieser Umstand. Sie konnten die Gesandten des Lichts, ihre einen Kamer-aden, bis auf einige Ausnahmen auch nicht mehr leiden. Sie waren viel zu eingebildet, weil sie während der letzten Kämpfe fast immer gewonnen hatten.

„Was redet ihr da für einen Schwachsinn?“, fragte Mr Windhall nur mit einer hochgezogenen Augenbraue, „Die Kyra ist auf unserer Seite und es gibt niemanden unter den Gesandten der Finsternis, der es mit ihrer Kraft aufneh-men könnte.“

Fynn und Alicia sahen sich an. Dann blickten sie zu Jessica und Vanessa. Auch ohne Worte oder Zeichen waren sie sich einig.

„Oh doch“, sagte Alicia und lächelte ihren Vater eiskalt an.

„Die Kyra, die über weitaus mehr Weisheit und Wissen verfügt, ist auf der Seite der Gesandten der Finsternis“, sagte Fynn und das hier war gerade das erste Mal, dass er sich über diesen Umstand freute, „Theresa Kyrashnis Kräfte sind ebenfalls endlich erwacht.“

Es kam selten vor, dass sein Vater bleich wurde, doch jetzt tat er es. Ihm war das Entsetzen deutlich anzusehen.

„Sie scheinen ja zu wissen, was das bedeutet“, stellte Vanessa mit ihrem ruhigen Lächeln fest. Zum Glück hatten Fynn und Alicia sie und Jessica zwischenzeitlich darüber informiert, dass Theresas Kräfte auf einmal eben-falls erwacht waren. Sonst wären sie hier mit Sicherheit genauso überrascht wie Fynns alter Herr gewesen.

„In diesem Kampf gibt es erstmals zwei Kyras“, sagte Jessica und verschränkte grinsend die Hände hinter dem Kopf, „Und beide stehen auf unterschiedlichen Seiten. Das wird unter Garantie der spannendste Kampf der Gesandten, den es in all den Generationen je gegeben hat.“

Damit ließen die vier Willhelm Windhall einfach stehen und gingen auf einen der Nebeneingänge zu. Sie würden bald herausfinden, was die Gesandten der Finsternis nun geplant hatten.

Kapitel 21: ein heikler Kampf und eine Entscheidung

„Ich bin mal gespannt, wie die Glühbirnen auf unsere Fallen reagieren und was sie dazu sagen“, bemerkte Raymond, während er, Nathaniel und Theresa den Flur entlang zu ihrem Posten rüber liefen. Sie mussten sich beeilen, schließlich waren die Gesandten des Lichts inzwischen bereits im Gebäude und sie würden Allerhand zu tun haben, wenn sie sie wirklich alle davon überzeugen wollten, diesen Kampf zu beenden, bevor er erst richtig losging.

„Das werden wir sicher bald wissen“, sagte Theresa nur und blickte auf den Plan in ihrer Hand, „Da vorne links in den Gang.“

„Roger“, sagte Raymond und lief schon mal ein Stück voraus.

„Wenn wir etwas Zeit finden sollten, solltest du uns auch mal erzählen, wie es kommt, dass deine Kräfte so plötz-lich und gerade rechtzeitig erwacht sind“, sagte Nathaniel, der mit Theresa auf einer Höhe blieb.

„Stimmt, dazu sind wir ja gar nicht mehr gekommen“, stellte Theresa leicht erstaunt fest, die das ganz vergessen hatte. Seit der Begegnung mit den Kyras der vergangenen Generationen schien ihr alles, was die Gesandten anging, so selbstverständlich, dass sie dabei glatt vergessen hatte, dass sie hier wahrscheinlich das Einzige war, was es so noch nie in diesem Kampf gegeben hatte.

Inzwischen waren sie bei ihrem Posten angekommen und konnten erstmal verschnaufen, denn die Gesandten des Lichts schienen hier noch nicht angekommen zu sein. Wahrscheinlich steckten sie weiter hinten in den ganzen Fallen um diesen Bereich fest, der nur noch über einen einzigen Weg gefahrlos erreicht werden konnte.

„Also?“ Nathaniel sah sie auffordernd an und Raymond hob wegen seines Tones eine Augenbraue.

„Schon gut“, beschwichtigte Theresa ihn nur und sah sich nochmal kurz um, ehe sie fort fuhr, „Auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, dass ihr mir das glauben wer-det.. Ich stand den Kyras der vergangenen Generationen gegenüber und habe von Kyra selbst die beiden Ketten in meiner Tasche bekommen, durch die ich meine Kräfte kontrollieren kann. Entweder die Kraft des Lichts oder die der Finsternis. Ich darf nur nie beide tragen, da mich das irgendwie zerreißen würde, sagte Kyra. Aber mit der jeweiligen Kette kann ich nun wie eine normale Gesandte kämpfen, worüber ich im Übrigen ziemlich froh bin.“

Die Gesichter von Raymond und Nathaniel sahen gut aus. Zu gut. Fast wäre Theresa bei ihren Gesichtern in schallendes Gelächter ausgebrochen, doch sie konnte es sich gerade noch verkneifen.

„Nun seht mich nicht so an“, sagte sie und versuchte vergeblich nicht zu grinsen, „Ich hab doch gesagt, dass ihr mir das wahrscheinlich nicht abkaufen werdet.“

„Ja.. aber trotzdem hättest du uns noch genauer warnen können“, bemerkte Nathaniel, der anscheinend gerade vergeblich versuchte dahinterzukommen, was genau das jetzt bedeutete, dass Theresa mit den Kyras in Kontakt gekommen war.

„Aber was hätte ich denn sagen sollen?“ Theresa zog eine schiefe Grimasse. „Außerdem wissen wir nicht, wie viel Zeit wir hier noch ungestört haben, also wollte ich es lieber kurz machen.“

Raymond schüttelte nur den Kopf. „Ich geb´s auf. Es hat einfach keinen Sinn, dich verstehen oder gar durchschauen zu wollen. Du hast sowieso jedes Mal wieder eine neue Überraschung.“

„War das jetzt eine Beleidigung oder ein Kompliment?“, fragte Theresa ein wenig beleidigt. Sie hatte es sich doch nicht ausgesucht. In letzter Zeit passierte einfach zu vieles, auf das sie reagieren musste.

„Das war eine Feststellung“, sagte Raymond und horchte plötzlich auf, „Und wie es scheint bekommen wir langsam Besuch.“

In dem Moment hörte auch Theresa schnelle Schritte und das Fluchen einiger Gesandten des Lichts. Irgendwie musste Theresa lächeln. Es tat ihnen vielleicht mal ganz gut, wenn sie etwas auf den Deckel bekamen und merkten, dass sie nicht die tollen Hechte waren, für die sie sich hielten. Raymond und Nathaniel nickten, während Theresa schon mal eine der Wolldecken aus ihrer Tasche holte, mit der sie nachher noch schöne Gesandten-Pakete packen wollten. Damit stellten sich Nathaniel und Raymond den drei Gesandten des Lichts in den Weg, während Theresa sich noch im Gang versteckt hielt. Sie würde nur zu Not eingreifen. Die Gesandten des Lichts wirkten kurz sogar erschrocken, doch dann machten sie schon Gebrauch von ihren Kräften und griffen Nathaniel und Raymond an, die sich natürlich nach bester Manier verteidigten.

Unterdessen waren überall solche Kämpfe in Gange. Nicht selten kam es auch vor, dass die Gesandten des Lichts in eine der eigentlich eher harmlosen Fallen liefen, die die Gesandten der Finsternis seit gestern Abend überall aufgestellt hatten. Einige traten auf die Murmeln, die im-mer mal wieder in Gängen oder auf den Treppen verteilt waren, und landeten anschließend mehr oder weniger sanft auf der Schnauze; Andere wurden etwas weniger sanft durch den Einsatz von Bratpfannen gegen den Kopf für eine Weile schlafen geschickt; Und wieder andere wurden von einem Angriff mit Wasserpistolen und dem leichten Einsatz der Kräfte der Gesandten der Finsternis überrascht und anschließend besiegt. Zum Gebrauch kamen auch noch Wasserbomben, super klebriges Kaugummi, Eimer und andere Sachen flogen auch durch die Gegend, sogar ein paar Speisen wurden den Gesandten des Lichts serviert, auch wenn sie ihnen dabei direkt ins Gesicht flogen.

Die erste Überraschung saß. Die Gesandten des Lichts waren dermaßen verwirrt, das sie dem kaum etwas entge-gen zu setzen hatten. Zumindest etwa ein Drittel konnte auf diesem Weg gefangen und ins Café gebracht werden. Dort wurde ihnen dann, wie vorher geplant, von einigen Gesandten der Finsternis ein etwas anderer Vortrag gehalten. Dies war allerdings schon fast die schwierigste Aufgabe. Die Gesandten des Lichts waren dermaßen auf ihrer Überzeugung festgewachsen, dass es für Theresas Leute ziemlich schwer wurde überhaupt richtig zu Wort zu kommen. Dennoch ließen sie sich nicht so schnell entmutigen. Theresa hatte ihnen klar gemacht, dass es auch einen anderen Weg geben konnte, bei dem niemand besiegt werden musste. Und wenn sie die Gesandten des Lichts bis nach dem Kampf hier festhalten mussten, sie würden sich nicht geschlagen geben. Schon einmal hatten sie ihre Entschlossenheit verloren, doch das würde nicht nochmal passieren. Sie waren fest entschlossen diesen Kampf der Gesandten auf eine andere Art zu beenden, als es in den vergangenen Generationen geschehen war. Außerdem hatten die, die in den Gängen ihre Positionen hatten und die Gesandten des Lichts fangen sollten, auch ihren Spaß an dem Spiel gefunden. Es war ganz schön witzig, die überraschten und verwirrten Gesichter der Gesandten des Lichts zu sehen. Aber natürlich waren nicht alle von ihnen so leicht ins Boxhorn zu jagen, da waren noch die restlichen zwei Drittel, die weitaus mehr Schwierigkeiten machten als die ersten. Gegen diese mussten sie auch kämpfen und irgendwie versuchen sie währenddessen zu überzeugen. Keine leichte Aufgabe, wie sie bald feststellten. Aber sie war auch nicht unlösbar.

Die Gesandten des Lichts waren ziemlich überrumpelt, wie sie leider feststellen mussten. Was auch immer die Gesandten der Finsternis planten, es war ziemlich gut durchdacht. Es war schwer etwas dagegen zu unterneh-men, wenn sie noch nicht mal wussten, was die anderen eigentlich vorhatten. Dennoch konnten sie natürlich nicht aufgeben. Das wäre eine Schande für ihre Familien und ihren Stolz. Als sie sich dann weitestgehend wieder gefasst hatten und zum Gegenangriff ausholten, kam dann schon die nächste Überraschung, die Gesandten der Finsternis versuchten ihnen einzureden, dass sie diesen Kampf beenden mussten. Dass sie einen anderen Weg finden sollten, um die Vestroyen zu besiegen. Einige der Gesandten des Lichts mussten unweigerlich darüber nachdenken, während sich andere taub stellten und weiter kämpften. Allerdings breitete sich nach und nach, trotz allem Widerstand, eine allgemeine Unsicherheit aus. Die Gesandten der Finsternis appellierten an sie alle. Dass dieser Kampf sinnlos war und eigentlich nur Opfer forderte, war natürlich auch den Gesandten des Lichts irgendwo klar. Sie hatten es bisher nur immer verdrängt, auch wenn sie es alle wussten. Dennoch waren sie unsi-cher. Konnte das nicht auch nur eine weitere Falle der Gesandten der Finsternis sein? Oder war es wirklich so? Sollten sie ihnen vertrauen und den Kampf beenden? Doch als dieser Gedanke gerade durch die Köpfe von fast allen von ihnen ging, hörten sie zur selben Zeit auch wieder die Stimme der Kyra im Kopf. Nadine war fest entschlossen, die Gesandten der Finsternis zu besiegen. Und sie war schließlich die Kyra. Also mussten sie ihr doch folgen, oder?

„Puh, das nimmt ja kein Ende“, seufzte Raymond, als sie gerade wieder mit zwei Gesandten des Lichts fertig waren. Da diese nicht mit sich hatten reden lassen wollen, hatten er, Nathaniel und Theresa sie kurzerhand mit zwei Decken und ein paar Seilen zu schönen Paketen verschnürt.

„Was hast du denn gedacht?“, fragte Theresa mit einer hochgezogenen Augenbraue, „Dass wir hier in einer Stunde fertig werden?“

„Nein, aber dass nicht immer gleich neue Gesandte des Lichts auftauchen, sobald wir mit den einen fertig sind“, bemerkte Raymond und warf einen Blick nach hinten, wo bereits acht Gesandte des Lichts dick in Decken gewickelt und gefesselt an der Wand lehnten und sie feindselig anstarrten. „Wir sind noch nicht mal dazu gekommen die Herren und Damen da hinten ins Café zu bringen.“

„Tja, das ist schon ein Problem“, murmelte Theresa.

In den Moment tauchten schon die nächsten Gesandten des Lichts auf. Sie kamen von der Treppe her und rutschten prompt auf den ganzen Klarsichtfolien aus, die dort verteilt waren. Gerade da sie so schön durchsichtig waren, konnten die Gesandten des Lichts sie nicht sehen und purzelten nacheinander in perfekter Uneleganz die Treppe runter. Sie rappelten sich jedoch sofort wieder auf und im nächsten Moment schlugen Theresa, Raymond und Nathaniel Flammen entgegen. Diese konnte Raymond nur knapp mit einem Schild aus Wasser abblocken.

 „Oh oh, Feuermagier kann ich am wenigsten ausstehen“, murmelte Raymond nur und seine Augen wurden schmal, während sich um ihn herum bereits einiges an Wasser sammelte.

„Theresa, geh am besten ein Stück weiter nach hinten in Deckung“, sagte Nathaniel über seine Schulter, „Das machen Raymond und ich, du solltest deine Kräfte lieber schonen. Wer weiß, wozu du sie noch brauchen wirst.“

Einen Moment lang wollte Theresa protestieren, doch dann musste sie einsehen, dass Nathaniel Recht hatte. So machte sie auf dem Absatz Kehrt und lief den Flur entlang bis zu einer Ecke, um die sie bog.

Raymond und Nathaniel hatten in der Zwischenzeit schon einen hübschen Gegenangriff vorbereitet, gegen den auch der Feuermagier und die drei normalen Gesandten nicht viel ausrichten können sollten.

Theresa lief den Gang noch hinunter und blieb dann an der Ecke stehen. Sie seufzte und überlegte kurz, was sie jetzt machen sollte. Am besten sie wartete einfach ab, so wie sie Nathaniel und Raymond kannte, würden die beiden sie nicht lange warten lassen. Es konnte sich also nur um Minuten handeln.

„Verflucht, was soll dieser Schwachsinn!?“ Plötzlich kam Nadine um die Ecke gelaufen und blieb ruckartig stehen. Sie starrte Theresa einen Moment lang nur entgeis-tert an.

Theresa war sich allerdings ziemlich sicher, dass ihr Gesichtsausdruck dem von Nadine gerade sehr ähnlich war. Von den gefährlichen Situationen, die hatten eintreten können, war nun mal wieder ausgerechnet die Schlimmste eingetreten. Wie sollte es auch anders sein?

„Tse, das trifft sich ja gut“, sagte Nadine, als sie sich wieder soweit gefangen hatte, und lächelte düster, „Dass ich ausgerechnet dir über den Weg laufe, ist ausnahms-weise sogar mal von Vorteil. Mit dir habe ich immer noch ein Hühnchen zu rupfen.“

Einen Moment lang neigte Theresa dazu wieder unsicher zu werden, doch sie setzte sich gegen ihre Zweifel und Unsicherheit durch. Bei ihrem letzten Treffen war sie machtlos gewesen, doch das war jetzt anders. Nun war sie nicht mehr nur eine Zielscheibe. Auch wenn sie nicht damit gerechnet hatte, ihre Kraft sobald gebrauchen zu müssen.

„Und heute wird dir niemand aus der Klemme helfen“, fügte Nadine noch hinzu und um sie herum leuchteten wieder weiße Lichter, „Heute werde ich mich endlich für das rächen, was du mir angetan hast.“

„Meinst du nicht auch, dass du das mit Fynn und auch die Geschichte mit Raymond selbst verbockt hast?“, fragte Theresa tonlos und holte eine der beiden Ketten aus der Tasche ihres Blazers. Dieses Mal war es die schwarze Herzhälfte, die außen von weißen Ranken umschlungen war.

„Wie kommst du denn auf die Idee? Es ist alles deine Schuld!“, erwiderte Nadine aufgebracht und die Lichter kamen auf Theresa zu, „Du hast erst Raymond verführt und dann deine Finger auch nach Fynn ausgestreckt! Das werde ich dir nie verzeihen!“

„Deinen persönlichen Groll gegen mich mal beiseitege-schoben“, sagte Theresa ernst, „Glaubst du wirklich, dass du das Richtige tust? Glaubst du wirklich, dass die einzige Möglichkeit, die Vestroyen zu besiegen, darin besteht, eine Gesandtengruppe zu besiegen und womöglich sogar zu töten?“

„Ja, es gibt nur diese eine Möglichkeit“, sagte Nadine mit zusammengebissenen Zähnen. Sie schien sich nur noch schwer beherrschen zu können, als würde Theresas bloße Anwesenheit sie furchtbar wütend machen. „Und selbst wenn nicht, was macht das schon? Wir werden die Vestroyen besiegen, auch wenn du das nicht mehr mitbekommen wirst, da du da schon tot sein wirst!“

Die Lichter waren in einem Kreis um Theresa herum geschwebt und schlossen diesen nun plötzlich. Im selben Moment schloss sich jedoch auch der Verschluss von Theresas Kette und ihre Klamotten leuchteten kurz auf. Dann streckte Theresa ihre linke Hand zur Seite und absorbiere damit die Energie der weißen Lichtkugeln. Zeitgleich zersprang das Licht, das von ihren Kleidern ausging. Nun trug auch sie wieder die Kleidung der Gesandten. Dieses Mal waren das bauchfreie Top, die Jacke mit dem umgeschlagenen Kragen, der Faltenrock und die Römersandalen jedoch schwarz und nur die Linien auf der Jacke, die miteinander ein verschlungenes Muster bildeten, waren schneeweiß. Das letzte Mal war es genau andersherum gewesen, als sie die Kette mit der weißen Herzhälfte getragen hatte, um Fynn und Raymond, bezieh-ungsweise Ryszard, zu stoppen.

Nadine starrte sie erschrocken an.

„Ich bin nicht mehr hilflos“, sagte Theresa und kam langsam auf sie zu, „Und ich will und werde verhindern, dass eine Gesandtengruppe geopfert werden muss, nur damit die andere Seite diese seltsame Kraft bekommt. Und wenn ich dich dafür bekämpfen muss, werde ich es auch tun.“

Einen Moment lang schien Nadine nicht ganz zu wissen, was sie tun sollte. Dann lächelte sie jedoch. „Schön, dann wird es wenigstens nicht so langweilig dich zu besiegen.“

Unterdessen hatten Raymond und Nathaniel es zwar ge-schafft die Jungen von vorhin für´s erste k.o. zu schlagen, doch dabei waren sie leider etwas unachtsam gewesen. So waren sie jetzt in einer doch etwas ungemütlichen Lage. Mit dem Rücken standen sie neben einem Fenster an der Wand und gegenüber von ihnen befand sich eine große Gruppe Gesandte des Lichts. Die meisten von ihnen waren auch noch Magier, einige Pflanzen, die normalerweise in den größeren Räumen standen, waren aus ihren Töpfen gekrochen und streckten nun ihre Äste nach Raymond und Nathaniel aus. Zudem gab es unter ihnen auch noch zwei weitere Feuermagier. Dies war eine nachteilige Lage, denn Wasser machte nur dem Feuer aber nicht den Pflanzen etwas aus und Wind fachte das Feuer eher noch mehr an und gegen die Pflanzen, die sich mit ihren Wurzeln ziemlich gut festhalten konnten, richtete er auch nicht unbedingt sehr viel aus. Raymond und Nathaniel mussten beide zugeben, dass sie jetzt schnell eine Idee brauchten, sonst sahen sie gleich ziemlich alt aus, da die Gesandten des Lichts auch nicht mit sich reden ließen. Dann fiel Raymonds Blick auf das Fenster neben ihnen. Er blickte zu Nathaniel, dessen Blick auch ohne Worte einwarf, dass sie hier im dritten Stock waren. Raymonds Grinsen erübrigte die Antwort und Nathaniel verdrehte die Augen.

„Also mir wird´s zu ungemütlich“, sagte Raymond und kam ein paar Schritte auf die Gesandten des Lichts zu, die sich daraufhin bereit machten anzugreifen, „Also wenn ihr mich jetzt bitte entschuldigen würdet...“ Er lief rückwärts, sprang ab und brach mit dem Rücken voran durch die Fensterscheibe. Es gab ein lautes Splittern und Raymond flog mitsamt den meisten der Glassplitter aus dem Fenster nach draußen.

„Dieser Narr bricht sich irgendwann nochmal den Hals, wenn er so weiter macht“, murmelte Nathaniel und sprang mit einem Satz ebenfalls aus dem Fenster. Es war zwar ziemlich hoch, aber es war ja nicht so, dass sie während ihres Trainings nicht gelernt hatten auch solche Höhen zu überwinden.

Die Gesandten des Lichts starrten den beiden Jungen nur mit offenen Mündern hinterher. Sie hatten eindeutig nicht vor, das Raymond und Nathaniel nachzumachen.

Raymond hatte ein breites Grinsen im Gesicht, während er rückwärts durch die Luft segelte. Es war schon eine Weile her, seit er sein Leben wirklich genossen hatte. Und irgendwie liebte er solche waghalsigen Aktionen, auch wenn er sich deswegen wahrscheinlich wieder eine Beule von Nathaniel einfing, der etwas mehr auf Sicherheit achtete als Raymond es tat. Er machte zwei Saltos und landete dann so sicher wie eine Katze wieder auf seinen Füßen. Die Landung abzufedern war kein Problem für ihn. Als er sich wieder aufrichtete, landete Nathaniel ein Stück neben ihm. Allerdings sah Raymond aus den Augenwin-keln zwei Gestalten, die ihm nur allzu bekannt vorkamen. Fynn und Alicia starrten ihn reichlich überrascht an und blickten auch kurz zu dem Fenster hoch, aus dem Raymond gesprungen war.

„Oh, hi Whitey“, sagte Raymond. Er behielt zwar das Grinsen auf den Lippen, doch es wurde wiedermal ein Stück herablassender. Dagegen konnte er gar nichts machen, es passierte automatisch.

Fynns Blick verfinsterte sich. „Wie immer bist du viel zu stürmisch, Blacky.“

„Tut mir leid, das liegt bei uns wohl in der Familie“, sagte Raymond, obwohl er keine Ahnung hatte, ob das stimmte.

„Geh zurück, Alicia“, sagte Fynn nur über die Schulter zu seiner großen Schwester.

Alicia sah ihn unsicher an. Egal ob dies nun der Kampf der Gesandten war oder was auch immer, sie hasste es die beiden kämpfen zu sehen. Und doch war sie nicht in der Lage sie zu stoppen. Sie trat zögerlich einige Schritte zurück, woraufhin Fynn wieder nach vorne blickte. Sein Blick spiegelte seine Verachtung nur allzu deutlich wieder.

„Misch dich nicht ein, Nathaniel.“ Raymond wusste, warum Fynn ihn so dermaßen hasste. Es war ihm augen-blicklich wieder eingefallen, als er Alicias verängstigtes Gesicht gesehen hatte, als Ryszard in ihrer Gegenwart seinen Körper übernommen hatte. Er wusste auch, warum er das unter allen Umständen hatte vergessen wollen. Die Erinnerung schmerzte. Sie war wie ein Dolch, der immer wieder direkt in sein Herz stach, wenn er daran dachte. Aber so sehr es auch schmerzte, er konnte Fynn auch nicht vergeben, dass er ihn nun schon sein halbes Leben lang für etwas verabscheute, was Raymond sich nicht ausge-sucht hatte. Dafür hasste er Fynn. Es war also irgendwo ausgeglichen.

In Fynns Hand erschien eine Flamme und loderte sofort fröhlich, ohne ihren Meister dabei zu verletzen. „Heute ist also der Tag der Abrechnung gekommen.“ Die Flamme wurde ein Stück größer.

„Ich hab mich schon gefragt, wie lange ich noch warten soll.“ Raymond hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und um ihn herum glitzerte nun Wasser im dämmrigen Licht. Bis auf den Umstand, dass die Farben vertauscht waren, sahen ihre Klamotten natürlich gleich aus. Bei Raymond waren das Hemd, die Jacke mit nur einem Knopf und die Hose schwarz und nur die Linien auf der Jacke, die ein verschlungenes Muster bildeten, weiß, während es bei Fynn genau andersherum war. Es sah fast so aus als würden sich ein Engel und ein Teufel gegenüber stehen. Und Raymond wusste auch genau, wer von ihnen beiden der Teufel war.

„Na dann sollten wir es nicht mehr länger aufschieben.“ Eine Stichflamme schoss auf Raymond zu, die er mit einem Schild aus Wasser einfach abblockte. Irgendwie war es schon ironisch, selbst der Himmel war von Wolken verhangen und schien am liebsten weinen zu wollen, über diesen sinnlosen Kampf, an dem doch kein Weg vorbei zu führen schien. Raymond lächelte verbissen.

Theresa wich dem Angriff von Nadine aus und brachte wieder etwas Abstand zwischen sich und sie. Nadine schien ihre Wut inzwischen mehr im Griff zu haben und sie nun als ihre Stärke zu nutzen. Es war schwer für Theresa, denn auch wenn sie wusste, was für sie möglich war, hatte sie dennoch wesentlich weniger Übung mit ihren Kräften als Nadine. So war es nicht weiter verwun-derlich, dass es häufig einen Augenblick lang dauerte, bis sie sich gegen einen Angriff mit ihrer eigenen Kraft zur Wehr setzen konnte.

„Du scheinst keinerlei Übung mit deinen Kräften zu haben“, grinste Nadine siegessicher, „Du bist wie ein kleines Kind, dessen ich mich bald wieder entledigt haben werde.“

„Da habe ich aber auch noch ein Wörtchen mitzureden“, warf Theresa ein und konzentrierte sich. Sie richtete ihre Konzentration auf sich selbst und hoffte, dass es den ge-wünschten Effekt hatte. Tatsächlich begann sie ganz leicht von innen heraus zu leuchten und im nächsten Moment stand sie mit nur einem Schritt hinter der verdutzten Nadine. Sie schlug jedoch sofort zu und Theresa hopste ein Stück zurück, bevor sie sich Nadine wieder von einer anderen Seite näherte. Diese war aber natürlich nicht auf den Kopf gefallen und beinahe wäre Theresa gegen eine Wand aus spitzen, weißen Dolchen gerannt. Im letzten Moment konnte sie noch bremsen und sich mit einem Sprung nach hinten retten. Aber wie sie schon befürchtet hatte, folgten ihr die Dolche dieses Mal. Und das war natürlich ganz toll. Wenn sie nicht aufpasste, wurde sie bald von hinten aufgespießt. Und da sie sich nicht sicher war, wie viel sie dem wirklich entgegen setzen konnte, bevorzugte sie es vorerst Reißaus zu nehmen und in den Gang zu laufen, aus dem Nadine gekommen war. So fand sie vielleicht auch nebenbei noch heraus, wie weit der Kampf mittlerweile war. Immerhin lief er bereits seit fast einer Stunde. Jedoch war dort, wo sie entlang lief und vor den Dolchen flüchtete, niemand zu sehen. Als sie nach einer scharfen Kurve, bei der sich einer der Dolche beinahe in ihren Hals gebohrt hätte, aus einem der Fenster an der Wand blickte, fiel ihr auf, dass inzwischen ganz schön viele Gesandte draußen kämpften. Theresa war sich nicht ganz sicher, wie es dazu gekommen war, doch im Moment hatte sie auch ganz andere Probleme.

„Bleib gefälligst stehen!“, rief Nadine, die ihr hinterher lief, „Erst prahlst du groß rum und jetzt flüchtest du! Du bist es nicht wert eine Kyra zu sein!“

Diese Worte hatten zur Folge, dass Theresa plötzlich mit einem Ruck stehen blieb und sich umdrehte. Eine heftige Druckwelle fegte in die Richtung der Dolche und schlug sie zurück. Selbst Nadine spürte noch einen Rest der Welle und stolperte zwei Schritte zurück.

„Sag das noch ein Mal und ich werde sauer“, sagte Theresa drohend und konzentrierte sich wieder. Sie ließ sich vieles nachsagen, doch dass sie nicht geeignet war, eine Kyra zu sein, war zu viel. Gegen diese Bemerkung hatte sie eindeutig etwas einzuwenden.

Nadine verzog gönnerhaft das Gesicht. „Du hast nicht das Zeug dazu eine Kyra zu sein. Vielleicht hast du jetzt eine gewisse Kraft bekommen, von wem auch immer ist mir egal, aber ich wurde von Kyra höchst persönlich zur nächsten Kyra erklärt. Ich, Nadine Kyra, werde in den Kreis der Kyras eingehen, wenn ich sterbe. Und daran kannst du nichts ändern. Du bist nur eine billige Kopie, entstanden aus einem unehelichen Kind aus unserer Familie...“

Um Theresa herum hatte sich die Umgebung stark verdunkelt. Es war als wären im Flur auf einmal alle Lichter ausgegangen und draußen war es ohnehin schon recht dämmrig. Es war auf einmal gespenstisch still und der Atem der beiden Mädchen war im Moment das Einzige, was zu hören war. Theresas Blick war todernst und auf Nadine gerichtet. Sie wusste selber nicht genau, was sie da eigentlich gerade tat, aber sie würde es bald merken.

„Nur zu deiner Info, Kyra selbst und auch die anderen Kyras waren von deinem Benehmen nicht sehr begeistert“, bemerkte Theresa und ihre Stimme klang irgendwie etwas dunkler und unheimlicher als sonst, „Wer weiß, vielleicht ist das der Grund, weswegen sie auch mir die Chance gegeben haben in diesem Kampf etwas auszurichten. Aber was auch immer der Grund dafür ist und wer oder was dich zur Kyra erklärt hat ist mir beides ziemlich egal. Ich stamme vielleicht nicht direkt aus der Familie, aber da meine Kräfte trotzdem erwacht sind und ich sie jetzt auch kontrollieren kann, werde ich sie benutzen. Und wenn es darauf hinaus läuft, dass ich dir damit dein hinterhältiges, großspuriges Mundwerk stopfe, ist es mir auch recht.“

Nadine starrte sie entsetzt an. Die Dunkelheit um sie herum hatte sich ausgebreitet und von dem Flur und den Wänden war inzwischen nicht mehr viel zu erkennen. Schon fast verzweifelt versuchte Nadine ihre Kraft des Lichts zu benutzen, um diese Finsternis zu vertreiben, doch aus irgendeinem ihr unerfindlichen Grund kam ihre Kraft einfach nicht gegen die von Theresa an. Dann stolperte sie auch noch und landete auf dem Hintern. Sie kam sich vor wie eine einsame Kerze in der dunklen, mondlosen Nacht. Vollkommen verloren. Denn sie konnte die Kraft von Theresa sogar spüren. Sie war vollkommen umgeben von ihr. Doch das konnte sie nie und nimmer zugeben.

„Du kannst mich mal!“, schrie Nadine, stand wieder auf  und sah sich hektisch um. Ein Gefühl, das sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gespürt hatte, machte sich in ihr breit. Angst. „Egal welche Tricks du benutzt, ich werde dich am Ende töten. Ich werde dich umbringen! Hörst du!? Es ist mir egal ob ich nun alleine bin oder nicht! Ich kann alles! Ich bin die Ky...“

Eine harte Ohrfeige riss sie glatt von den Füßen. Das Klatschen war im leeren Gang sogar noch mehrfach zu hören. Nadine blickte erschrocken auf und konnte neben sich Theresa klar und deutlich erkennen, die nun auf einmal regelrecht von innen heraus zu leuchten schien. Sie hatte die linke Hand sogar noch zum Schlag erhoben.

„Hör verdammt nochmal auf mit diesem Blödsinn!“, sagte Theresa aufgebracht und sah sie ernst an, „Komm endlich runter von deinem Egotrip! Du bist vielleicht die Kyra, aber so wie du mit allen umgehst, wundert es mich wirklich nicht, dass du keine Freunde hast.“

Theresa hatte inzwischen mitbekommen, dass Nadine ihre Anhänger verloren hatte. Besser gesagt gab es zwar noch manche, die sie als Kyra unterstützten, doch richtige Freunde hatte sie keine mehr. Das war Theresa bei den leisen Gesprächen der Gesandten des Lichts klar geworden, die sich während ihrer „Gefangenschaft“, wie sie es nannten, natürlich auch über einiges unterhalten hatten. Und auch wenn Theresa Nadine nicht ausstehen konnte, tat sie ihr doch irgendwie leid. Schließlich wusste sie selbst, wie qualvoll es sein konnte, wenn man immer alleine war.

„Wie wäre es, wenn du mal darüber nachdenkst, wer dir hier überhaupt etwas bedeutet?! Und dann solltest du mal darüber nachdenken, wie du mit deinen Mitmenschen umgehst. Wenn du alle immer nur wie Dreck behandelst, werden dich irgendwann auch alle wie Dreck behandeln, also solltest du dir das vielleicht noch mal überlegen. Schaden kann es dir jedenfalls nicht.“

Nadine schien verwirrt zu sein. Statt dem erwarteten Angriff kam nun eine Predigt?

„Und du solltest besser aufhören, dich wie die Prinzessin auf der Erbse aufzuführen“, sagte Theresa und obwohl sie es eigentlich gar nicht beabsichtigte, klang ihre Stimme ein klein wenig drohend, „Das wird dir letztlich nur Ärger einhandeln. Denn auch wenn du die Kyra bist, unter-scheidest du dich nicht viel von den anderen Gesandten hier. Und du solltest dir mal klar machen, dass keiner sterben will. Weder die Gesandten des Lichts, noch die Gesandten der Finsternis. Keiner von uns ist geboren worden, um als Opfer für diese seltsame Kraft zu dienen und zu sterben.“

Nadine wollte etwas sagen, doch Theresa ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen.

„Verstehst du denn immer noch nicht, dass wir eigentlich alle gleich sind?!“, fragte Theresa und langsam wurde sie sauer, „Dieser Kampf ist absolut bescheuert! Da könnte man genauso gut zwei Teams bilden und sagen, welches das andere zuerst abgeknallt hat, hat gewonnen. Das bringt doch nichts. Außerdem kämpfen hier auch Freunde gegen-einander! Weißt du eigentlich, was es bedeutet, gegen seinen besten Freund kämpfen zu müssen?“

Nadine wirkte langsam unsicher. Sie schien verzweifelt nach etwas zu suchen, das sie erwidern konnte, doch ihr schien nichts rechtes einzufallen.

„Fynn und Raymond waren einmal Freunde“, sagte Theresa und dabei wurde ihre Stimme wieder sanfter und ein leicht trauriger Klang schwang in ihr mit, „Aber durch diesen Kampf wurden sie zu Feinden und wollen sich nun gegenseitig umbringen. Du hast die Streitereien doch selbst miterlebt. Und das alles nur wegen diesem Kampf. Besser gesagt wegen diesen Vestroyen...“

„Und wie willst du ohne diesen Kampf, also ohne die geheimnisvolle Kraft, gegen die Vestroyen ankommen?!“, fragte Nadine. Ihr schien endlich etwas eingefallen zu sein, das sie als Argument hervorbringen konnte, „Du müsstest doch wissen, dass wir ohne diese Kraft nichts gegen die Vestroyen ausrichten können...!“

„Dann müssen wir uns eben etwas einfallen lassen!“, erwiderte Theresa wütend. Nadine schien es einfach nicht begreifen zu wollen. „Wozu haben wir denn das Ding da auf unseren Schultern, das wir als Kopf bezeichnen? Wenn wir uns alle zusammentun, müssen wir doch etwas zustande bringen und diese Vestroyen besiegen können!“

Nadine sah sie ungläubig an.

„Und nur damit das klar ist, ich kann dich genauso wenig ausstehen wie du mich“, bemerkte Theresa und hielt ihr trotz der harten Worte ihre linke Hand hin, „Aber deswegen will ich dich trotzdem nicht töten. Ich will einen Weg finden, wie wir alle leben und zugleich aber auch die Vestroyen besiegen können. Ist dieser Traum denn so vollkommen unnachvollziehbar? Können wir nicht auch zusammen dafür kämpfen? Für eine Zukunft für uns alle?“

 Die Worte schienen endlich bis zu Nadine durchge-drungen zu sein. Sie wirkte aber dennoch unentschlossen und blickte zur Seite.

„Es ist keine Schande jemand anderen anzuerkennen“, bemerkte Theresa und musste irgendwie leicht lächeln, „Im Gegenteil, ich finde, wer jemand anderen und seine Ansichten akzeptieren kann, auch wenn sein Stolz dabei vielleicht einen kleinen Knacks bekommt, besitzt wahre Größe.“

Nadine sah sie aus den Augenwinkeln misstrauisch an. Einen Moment lang herrschte Stille, dann ergriff sie auf einmal Theresas Hand und ließ sich wieder auf die Beine helfen. „Versteh das ja nicht falsch“, sagte Nadine etwas beleidigt, „Ich hasse dich immer noch und dafür, dass du mein Leben ruiniert hast, wirst du irgendwann noch büßen, aber.. ich denke, wir können ausnahmsweise mal für dieselbe Sache kämpfen.“

Theresa musste lächeln. „Mehr verlange ich auch nicht. Ich bin schon froh, dass wir jetzt wenigstens vorüberge-hend erstmal Waffenstillstand haben...“ Theresa beschlich auf einmal ein ungutes Gefühl. Irgendwo passierte gerade etwas, das ganz und gar nicht gut war.

„Ist was?“, fragte Nadine schroff. Sie wirkte wegen des Stopps jedoch auch etwas verwirrt.

„Irgendetwas ist nicht so.. wie es sein sollte.“ Von einem unbestimmten Gefühl gelenkt ging Theresa den Gang entlang an den Fenstern vorbei und blickte nach draußen. Dort kämpfen die anderen Gesandten noch immer diesen unerbittlichen Kampf. Bevor sie und Nadine ihnen aber endlich klar machten, dass sie den Schwachsinn lassen sollten, musste Theresa erst herausfinden, was die Ursache für dieses komische Gefühl in ihrer Magengegend war. Denn sie spürte, dass es dringend war.

Nathaniel und Alicia konnten derweil kaum noch etwas erkennen. Dadurch, dass sich Wasser und Feuer ständig gegenseitig aufhoben und dann verdunsteten, hatte sich inzwischen eine riesige Nebelwand gebildet und die beiden Jungen vollkommen verschluckt. Nur gelegentlich sah man mal das Aufflammen von Fynns Feuer oder hörte das leise Plätschern von Raymonds heraufbeschworenem Wasser. Es war als würden zwei Geister gnadenlos mit-einander kämpfen. Noch während Alicia und Nathaniel dem Kampf noch folgen konnten, hatten Raymond und Fynn sich gegenseitig ganz schön zugesetzt. Es war kaum zu glauben, dass die beiden einmal Freunde gewesen waren. Viel mehr sah es so aus, als würden zwei Erzfeinde endlich ihren lang ersehnten Kampf auf Leben und Tod haben. Es war schon fast unheimlich, Alicia konnte das kaum mitansehen. Aber wenn sie jetzt dazwischen ging, würde das auch nicht gut enden, das wusste sie. Sie war verzweifelt und frustriert zugleich. Nichts tun zu können war wie ein Fluch.

Fynn und Raymond standen sich inzwischen gegenüber. Durch den Nebel konnten sie sich zwar kaum noch erkennen, doch das war ihnen ziemlich egal. Von Fynn ging ein starkes, weißes Licht aus, er war dabei einen wahrscheinlich vernichtenden Angriff einzuleiten.

Raymond war ebenfalls dabei einen heftigen Angriff vorzubereiten, doch von ihm ging ein schwarzes Licht aus. Im Prinzip aber war ihm inzwischen klar, wie dieser Kampf ausgehen würde. Ihm war auch klar geworden, dass Fynn im Recht war. Raymond hätte Ryszard damals besser unter Kontrolle haben sollen. Das lautstarke Etwas protestierte gerade zwar heftig, doch dieses Mal würde Raymond diesen Kampf persönlich zu Ende bringen. Es wurde langsam auch mal Zeit, dass dieser schwachsinnige Streit ein Ende nahm. Er hatte keine Lust mehr und außerdem plagte ihn das schlechte Gewissen heute noch und mischte sich mit den Gefühlen von Trauer und Ent-täuschung. Auch wenn er eigentlich noch ein paar Dinge hatte tun wollen, bevor er von dieser Welt verschwand.

Damit waren die Vorbereitungen abgeschlossen. Fynn war in helles Licht getaucht und das Feuer vor ihm hatte inzwischen so eine hohe Konzentration, dass es sich blau verfärbt hatte. Das Königsfeuer. Eine überwältigende, alles vernichtende Flamme.

Raymond war in schwarzes Licht getaucht, als wäre direkt hinter ihm ein tiefes, schwarzes Loch, und das Wasser war so eiskalt, ohne dabei zu gefrieren, dass es viel gefährlicher war als flüssiger Stickstoff. Wenn jemand komplett darin eingehüllt war, war er tot, und schon leichte Berührungen konnten extreme Kälteverbrennungen hervorrufen. Diese Technik sollte er ja eigentlich nur im Notfall einsetzten, hatte ihm sein Meister eingebläut, doch irgendwie fand Raymond, dass die Situation ganz passend war. Immerhin war die Wahrscheinlichkeit groß, dass das hier sein Untergang war. Wieder musste er lächeln. Es war jedoch kein fröhliches Lächeln.

Theresa war ein ganzes Stück durch den Gang gelaufen und kam nun plötzlich vor einem der Fenster zum Stehen. Sie wusste nicht wie, aber sie konnte durch die Nebelwol-ke, die beinahe unmittelbar neben dem Internatsgebäude hing, Raymond und Fynn sehen. Und das, was sie dort unten sah, war schlimmer als all ihre Befürchtungen. Diese beiden Angriffe übertrafen alles, was sie bisher von den Fähigkeiten der beiden gesehen hatte. Theresa wusste augenblicklich, dass die Angriffe tödlich waren. Und Fynn und Raymond wollten sich damit angreifen. Sie wollten sich gegenseitig umbringen.

Theresa fehlte die Zeit, um richtig nachzudenken. Während Nadine erst jetzt bei ihr ankam, aus dem Fenster starrte und sah, wie die Angriffe von Raymond und Fynn auf den jeweils anderen zu rollten, holte Theresa schon Anlauf und sprang im nächsten Moment aus dem Fenster. Das laute Klirren klang Theresa in den Ohren und sie spürte, wie einige der scharfen Scherben ihr ins Fleisch schnitten, doch das war ihr gerade ziemlich egal.

„HÖRT AUUUUUFFF!“

Kapitel 22: der Untergang?

Theresa flog mitten in den dichten Nebel hinein, direkt zwischen die beiden Angriffe. Nathaniel und Alicia starrten sie nur vollkommen fassungslos an, während sie schon wieder aus ihren Augen verschwand. Alles, was sie jetzt noch sahen, war ein helles und ein dunkles Licht, die beide den Nebel erfüllten und alles innerhalb der Wolke irgendwie unwirklich erschienen ließen. Selbst Nadine sah ihr nur entgeistert hinterher. Dieses Mädchen war doch verrückt.

Raymond und Fynn fuhren zugleich herum und starrten sie entsetzt an. Es war unmöglich die beiden Angriffe zu stoppen. Dieses Mal würde es Theresa mit Sicherheit töten! Noch bevor sie weiter denken konnten, gab es einen ohrenbetäubenden Knall, als die beiden Angriffe in der Mitte, irgendwo zwischen ihnen noch Theresa, aufeinan-der trafen. Der Nebel wurde von der Explosionswelle förmlich fortgewischt, doch dafür stieg an der Stelle, an der die beiden Kräfte aufeinander getroffen waren, nun ein dunkler Rauch auf. Raymond und Fynn starren diese Stelle entgeistert an. Sie hatten gerade Theresa getötet. Keiner von ihnen konnte das fassen.

In dem Moment aber war ein leises Stöhnen zu hören und ein Schemen schien sich zwischen dem Rauch zu bewegen. Er richtete sich auf und verharrte schließlich, auch wenn er leicht schwankte.

„Wann hört ihr endlich damit auf, euch gegenseitig zu bekämpfen?“, fragte Theresa leise. Eine leichte Brise strich durch die Bäume und nahm den Rauch mit sich, sodass er die Sicht auf Theresa frei gab.

Die beiden Jungen sahen sie nur erleichtert an. Raymond ließ sich auf den Boden sinken und fasste sich mit einer Hand an die Stirn. Fynn seufzte nur und schüttelte den Kopf. Das war gerade wohl der größte Schreck ihres Lebens gewesen. Allerdings waren auch Nathaniel und Alicia ziemlich erleichtert und selbst Nadine war froh, dass Theresa noch lebte. Jedoch konnte sie selbst von hier erkennen, dass Theresa nicht ungeschoren davon gekommen war. Zahlreiche Stellen und Verbrennungen zierten ihre Haut und ließen sie arg mitgenommen aussehen. Aber immerhin lebte sie noch, nach diesem schon fast todesmutigen Sprung.

Theresa löste die Kette und stand damit wieder in ihrer heilen Uniform auf dem Rasen. Leider hatte sie die Kräfte von Raymond und Fynn nicht vollständig absorbieren können, dafür war die eingesetzte Macht einfach viel zu stark gewesen, aber zumindest hatte sie es geschafft bei dieser Aktion nicht draufzugehen. Sie war beinahe schon stolz auf sich. Auch wenn sich ihr Kreislauf gerade verabschieden wollte und sie schwankte.

„Wollt ihr euch wirklich so unbedingt umbringen?“, fragte Theresa trotzdem müde.

Fynn und Raymond sahen beide zur Seite. Als Theresa dann erneut schwankte, kam Fynn schnell auf sie zu und stützte sie. Raymond stand währenddessen wieder auf, blieb aber dort stehen, wo er war. Theresa war dort, wo sie hingehörte, auch wenn Raymond der Gedanke wie immer schmerzte. Er brachte sogar ein leichtes Lächeln zustande, während Nathaniel neben ihn trat und ihm brüderlich einen Arm um die Schultern legte. Er war verdammt froh, dass Raymond noch am Leben war. Hätte Theresa sich nicht zwischen die beiden geworfen, wäre hier wohl Endstation gewesen.

„Alles in Ordnung?“, fragte Fynn besorgt.

„Es geht schon“, sagte Theresa lediglich und versuchte einigermaßen gerade zu stehen, ohne dabei gleich ins Schwanken zu geraten.

„Warum hast du das gemacht? Du hättest dabei umkom-men können!“ Fynn konnte noch immer nicht fassen, dass sie sich beinahe selbst getötet hätte, indem sie sich zwischen ihn und Raymond stellte. Und das nicht zum ersten Mal.

„Wie oft muss ich es denn noch wiederholen?“, fragte Theresa und sah ihn traurig an, „Ich will nicht, dass ihr beide sterbt. Ich will keinen von euch verlieren...“ Sie blickte in Raymonds Richtung, doch auch er schien zum Glück, bis auf ein paar Stellen und Verbrennungen, eben-falls noch einigermaßen heil zu sein. Genau wie Fynn. Darüber war sie ziemlich erleichtert. Sie hatte es gerade noch rechtzeitig geschafft.

Fynn war aufgefallen, wie sie Raymond ansah. Und obwohl Fynn nicht genau wusste, woran er das jetzt eigentlich merkte, wurde ihm klar, dass er verloren hatte. Das war die Antwort auf seine Fragen. Er hatte schlicht und ergreifend verloren. Theresa war wirklich nicht in ihn sondern in Raymond verliebt. Und diese Erkenntnis schmerzte mehr als alles, was er bisher erlebt hatte. Es war wie ein Faustschlag direkt in den Magen. Nur noch tausendmal schlimmer. Dies war das erste Mal seit langem, dass er so etwas wie Eifersucht empfand. Und dann auch noch auf Raymond.

„Fynn.“ Theresa hatte seinen Blick bemerkt und ahnte, dass er gerade schon wieder irgendetwas gegen Raymond hatte. Sie sprach aber absichtlich so leise, dass Raymond sie nicht hören konnte. „Hör doch endlich auf damit. Was auch immer du gerade denkst und egal was in der Vergan-genheit passiert ist, Raymond ist kein schlechter Mensch. Er hat das damals doch unter Garantie nicht gewollt. Und ich glaube auch nicht, dass Ryszard Alicia etwas tun wollte. Er ist zwar ein Mörder, das weiß ich, aber auch er hat eine nette Seite. Genau wie Raymond. Warum hasst du ihn so sehr? Er...“

Fynn hatte durchaus gehört, was Theresa gesagt hatte. Und wenn er ehrlich zu sich selber war, hatte er es die ganze Zeit über gewusst. Sie waren schließlich einmal beste Freunde gewesen. Dennoch tat es weh, wenn sie so von Raymond sprach. Das Stechen in Fynns Brust war einfach unerträglich und für einen kurzen Moment kam ihm der Gedanke, dass sich Raymond wohl auch schon ziemlich oft so gefühlt hatte. Es war nur ein kurzer Gedanke, dem er keine weitere Beachtung schenkte. Ohne weiter nachzudenken zog er Theresa an sich und küsste sie auf den Mund.

Raymond hatte eigentlich gerade etwas zu Nathaniel sagen wollen, doch er stockte, bevor er überhaupt einen Ton von sich gegeben hatte. Er vergaß sogar, was er hatte sagen wollen. Auch Nathaniel war etwas überrascht von Fynns plötzlichem Benehmen und selbst Alicia sah ihren Bruder verwirrt an. Dass er so weit ging, kannte sie von ihm gar nicht. Er musste wirklich vollkommen verzweifelt sein.

Theresa starrte ihn nur entgeistert an und verharrte einen kurzen Moment lang. Sie spürte die Verzweiflung und den Schmerz in ihm, diese gewaltigen Empfindungen, die Fynn empfand und unter denen er litt. Dennoch konnte sie sich nicht dazu durchringen, dies zu tolerieren.

Sie stieß ihn von sich weg und sah ihn beinahe entsetzt an. Nie hatte sie ihm zugetraut, dass er zu so etwas fähig war. Und mehr noch verwirrte es sie. War er etwa in sie verliebt? Ihr fielen nicht viele andere Gründe ein, aus dem er sonst so etwas tun sollte. Doch genau das bereitete jetzt auch ihr schon wieder Kopfzerbrechen. Sie mochte ihn schließlich ebenfalls, doch mehr wie einen sehr guten Freund. Hätte sie über diese Gefühle für sie bescheid gewusst, bevor sie Raymond kennen gelernt hatte, wäre es vielleicht anders gelaufen. So aber konnte sie sich selbst nicht belügen. Selbst wenn sie es anders gewollt hätte, ihr Herz schlug schon seit langem für Raymond.

Fynn blickte zur Seite. Er schien sich reichlich unwohl zu fühlen und seine Verzweiflung sah man ihm inzwischen sogar deutlich an. Er wusste auch nicht, warum er das so plötzlich getan hatte. In seiner Verzweiflung war ihm doch glatt der Verstand flöten gegangen und dafür hasste er sich selbst. Er wusste nicht mehr, was er machen sollte. Es war so verteufelt ungewohnt, dass er einen stummen Schrei ausstieß. Er konnte nicht mehr, das wuchs ihm über den Kopf.

Dann fiel sein Blick auf Raymond. Sein Blick war auf Fynn gerichtet und dieser konnte sogar von hier aus den Schmerz in Raymonds Augen sehen. Dieser verdammte Spinner schien trotz allem nichts begriffen zu haben, er war noch genauso ein Idiot wie damals. Entweder er durchschaute auf Anhieb alles oder er blieb bis zum Schluss dumm, bis ihn irgendwer aufklärte. Er schien sich kein bisschen verändert zu haben.

„The-re-sa!“

Alle Blicke wanderten nach oben zu dem Fenster, durch das Theresa vorhin gesprungen war. Nadine stand dort und deutete wild gestikulierend in den Himmel, während sie irgendetwas sagte, dass keiner von ihnen hier unten verstand. Zur gleichen Zeit schien es jedoch auf einmal ein ganzes Stück dunkler zu werden, als es ohnehin schon war. Und urplötzlich stiegen dann schwarze, unförmig wabbernde Schatten vom Boden auf und wogen hin und her. Ein unheimliches Stöhnen lag in der Luft und jagte allen einen Schauer über den Rücken.

„Die Toten.. verflucht.. es geht los“, sagte Raymond nur stockend und starrte in den Himmel. Die Wolken hatten sich wie bei einem Strudel in einem weiten Kreis gedreht und an einer Stelle die Sicht auf den Himmel freigegeben. Einige letzte Sonnenstrahlen erleuchteten das Firmament noch, doch obwohl es sogar noch heller war als sonst um die Uhrzeit zu dieser Jahreszeit, war an einer Stelle nur ein schwarzer, rundlicher Fleck zu erkennen. Und er schien bedrohlich nahe zu sein.

„Der Planet der Vestroyen“, hauchte Alicia erschrocken.

Auch Theresa wusste, dass da gerade die Wurzel all ihrer Probleme auf sie zukam. Allerdings waren diese verfluch-ten Seelen, die diese schwarzen, wabbernden Schatten darstellten, irgendwo ganz schön gruselig, wenn man so etwas noch nie zuvor gesehen hatte. Außerdem machten sie Theresa ziemlich nervös.

„Heilige Scheiße“, sagte David, der mittlerweile mit Nicole und vielen weiteren Gesandten zu ihnen gekom-men war. Gesandte des Lichts und Gesandte der Finsternis standen beide vor dem Internatsgebäude und blickten hoch in den Himmel, wo sich der Untergang der Erde immer deutlicher abzeichnete.

„Ich stimme dir zu“, sagte Raymond, der seine weniger angenehmen Gefühle vorerst in eine andere Ecke gedrängt und dort verbarrikadiert hatte, „Jetzt könnten wir gut ein Wunder gebrauchen, sonst sind wir alle bald Geschichte.“

Nicht wenige Blicke, vor allem die von den Gesandten der Finsternis, gingen zu Theresa. Diese sah nach wie vor zu dem schwarzen Fleck hinauf und überlegte fieberhaft, was sie tun konnten. Dass die Seelen der irgendwann mal verfluchten Toten bereits wieder dabei waren zum Leben zu erwachen, und es würde nicht mehr lange dauern, bis sie sich frei bewegen und ein ausgewachsenes Chaos verbreiten konnten, war ein schlechtes Zeichen. Die Zeit war dieses Mal nicht auf ihrer Seite, die Uhr lief gegen sie und es konnte sich nur noch um höchstens eine Stunde handeln, bis der Planet der Vestroyen nah genug an der Erde war, dass die Wesen herüber kommen und das Chaos perfekt machen konnten.

„Schade dass es nichts nützt den Planeten von hier aus anzugreifen“, sagte Nicole nachdenklich, „Wenn wir nur wüssten, um was es sich bei dieser seltsamen Kraft der letzten Generationen immer gehandelt hat. Dann könnten wir vielleicht etwas Ähnliches finden, aber so...“

Alle waren derselben Ansicht, doch in keiner der alten Schriften war etwas Näheres über die seltsame Kraft er-wähnt worden. Daher tappten sie alle im Dunkeln. Selbst Theresa fand in ihrem neuen, breit gefächerten Wissen nichts über diese Kraft. Das schien Kyra bewusst vor ihr verborgen zu haben. Im nächsten Moment wunderte sich Theresa über diesen Gedankengang. War es möglich, dass der Erste dies irgendwie vor ihr verborgen hatte? Und wenn ja, was veranlasste ihn dazu? Theresa hätte die Informationen jetzt gut gebrauchen können.

Währenddessen wurden die Schatten, die die Seelen im Prinzip nur noch waren, immer agiler und rückten den Gesandten mehr und mehr auf den Pelz. Und sie waren ihnen eindeutig nicht gerade freundlich gesinnt, einer der Gesandten des Lichts hatte bereits einen äußerst starken Stromschlag von einem der Schatten abbekommen und war anschließend beinahe zusammengebrochen. Und wäre das passiert, hätte der Schatten ihn höchstwahrscheinlich in sich aufgenommen und seine Energie in seine eigene umgewandelt, denn auf diese Weise ernährten sich die Viecher und gewannen Macht.

Dieser Angriff führte jedoch zu einer schon fast panischen Bewegung und viele der Gesandten begannen vor den Schatten zu flüchten, die sich nicht so einfach durch einen Angriff vernichten ließen. Da die Schatten inzwischen aber schon von Minute zu Minute beweglicher wurden, wurde es langsam immer gefährlicher für sie. Bereits mehrere Gesandte des Lichts und der Finsternis hatten schon einen schmerzhaften Kontakt mit diesen toten Schatten gemacht, die im Prinzip nicht mehr waren als eine Ansammlung von dunkler Energie und dem letzten Rest einer verdorbenen Seele.

„Verdammt, warum kommt eigentlich immer alles auf einmal?“, fragte Theresa fluchend und wich vor einem Schatten zurück, der gerade so etwas Ähnliches wie einen Arm nach ihr ausgestreckt hatte. Jedoch taumelte sie im nächsten Moment schon wieder und wäre beinahe hinten über gekippt, wenn in dem Moment nicht Jessica und Vanessa bei ihr aufgetaucht wären und sie festgehalten hätten.

„Du hast dich gut geschlagen, Kyra“, sagte Jessica grinsend.

„Meine Hochachtung dafür, dass du die Gesandten der Finsternis so mobilisiert hast“, fügte Vanessa hinzu.

„Darüber bin ich ja auch froh, aber im Moment haben wir ein paar Probleme zu viel für meinen Geschmack“, bemerkte Theresa und sah sich um. Diese Schatten waren überall und viele Gesandte griffen die Dinger wahllos an, was jedoch nicht sehr viel brachte. Etwas, das schon tot war, konnte man schließlich nur schwer noch ein zweites Mal töten. „Wo ist der Rest unserer Gruppe eigentlich?“

„Tja, frag mich was Leichteres“, sagte Jessica und sah sich um, „Wie du siehst, ist hier ziemlich viel Bewegung drin und ehrlich gesagt bin ich schon froh, dass wir dich endlich gefunden haben.“

Vanessa nickte.

David war unterdessen ein Stück weiter außen damit beschäftigt Nicole und zwei weitere, jüngere Gesandte vor zwei der Schatten zu beschützen. Als ihm jedoch die Ideen ausgingen und er fast selbst von ihnen verschlungen wurde, tauchte plötzlich Fynn hinter den Schatten auf, die daraufhin in Flammen aufgingen und laut kreischten.

„Ihr solltet euch einen sichereren Platz suchen“, bemerk-te Fynn nur und wandte sich dem nächsten Schatten zu, der gerade zwei seiner Arme nach ihm ausstreckte, als wollte er ihn kräftig knuddeln. Fynn schien von der Idee jedoch wenig begeistert zu sein.

„Danke“, sagte David nach kurzem Zögern und grinste, „Bist ja doch nicht so hochnäsig, wie du immer tust.“ Damit führte er schnell die drei Mädchen weg, während er noch kurz Fynns weniger freundlichen Blick im Rücken spürte, bevor dieser sich wieder den Schatten zuwendete. Das einzig Gute war, dass er so Zeit hatte seine Gedanken in Ordnung zu bringen und das Gefühlschaos in die Schranken zu weisen. Das konnte Fynn von allem noch am wenigsten gebrauchen.

Unterdessen half Alicia einer Gruppe Gesandter dabei, sich gegen eine ganze Gruppe solcher Schatten zu wehren. Zumindest konnte sie sie ihnen soweit vom Leib halten, dass sie nicht in Lebensgefahr waren, doch langsam wurde die Situation brenzlig. Die Schatten hatten sie in einem Kreis eingeschlossen und die anderen waren noch ziem-lich erschöpft von dem Kampf zuvor. Auf diesem Weg konnten sie sich nicht mehr lange behaupten und endeten als Energyfood für die Schatten. Eine wenig verlockende Vorstellung, doch leider konnte sie bald wahr werden, wenn Alicia nicht gleich einen guten Einfall bekam.

Plötzlich steckte einer der Schatten seinen Arm nach ihr aus und sie schrie reflexartig auf. Im selben Moment kam jedoch auf einmal eine kräftige Böe auf, von der Alicia allerdings nur einen leichten Luftzug spürte. Als sie die Augen wieder öffnete, wurden die lauthals stöhnenden Schatten beinahe platt auf den Boden gepresst. Die Luft über ihnen drückte sie mit ziemlicher Macht auf den Boden und ließ ihnen keinerlei Spielraum. Dann fiel Alicias Blick auf Raymonds Gestalt. Im ersten Moment war sie erleichtert, doch als sie ihm in die Augen blickte, erschrak sie. Es war nicht Raymond sondern Ryszard, der da knapp zwei Meter von ihnen entfernt stand und die Schatten nur amüsiert musterte, die vergeblich versuchten sich zu befreien.

„Tse, mit einigen von denen hab ich immer noch eine alte Rechnung offen“, murmelte Ryszard grinsend und sah sich nach seinem nächsten Opfer um.

Alicia hatte ihn so erschrocken, wenn zugleich auch etwas überrascht, angesehen und die Umgebung um sich vergessen, dass ihr gar nicht aufgefallen war, wie sie ihr ein weiterer Schatten genähert hatte und seine Arme nach ihr ausstreckte. Als Alicia mit Entsetzen den Schatten auf den Boden anstarrte, den die tote Seele dank ihrer hohen Konzentration von Energie hatte, rechnete sie schon mit einem heftigen Stromschlag. Doch stattdessen spürte sie einen leichten Luftzug und als sie sich umdrehte, wurde auch dieser Schatten auf den Boden gequetscht und konnte sich dabei nicht von dem Druck befreien, den der Wind und die Luft auf ihn ausübten. Daraufhin blickte Alicia allerdings verwirrt wieder zu Ryszard, der sie nur genervt ansah.

„Du solltest besser aufpassen, sonst bist du bald ein Teil von diesen toten Dingern“, bemerkte er nüchtern und wandte sich einem anderen Schatten zu. Dass er nebenbei noch immer wieder Raymond davon abhalten musste, ihm die Kontrolle über den Körper zu entreißen, verdarb ihm zwar ein wenig den Spaß, doch so etwas ließ er sich doch nicht entgehen. Da konnte der Inhaber dieses Körpers noch so einen Aufstand machen, so schnell wollte Ryszard nicht damit aufhören diesen unterentwickelten Seelen kräftig in den Arsch zu treten. Er konnte die Dinger schon früher nicht ausstehen, sie waren fürchterlich nervtötend und außerdem langweilig, es sei denn man konnte sie als Fußabtreter benutzen. Dazu eigneten sie sich ganz gut, auch wenn ihm das Gestöhne mit der Zeit immer auf den Geist ging.

Theresa war mittlerweile noch etwas ganz anderes aufgefallen, als das die Schatten sich bereits viel zu frei bewegen konnten. Der Wind. Es war ein leichter Luftzug aufgekommen, der einige Blätter mit sich trug. Jedoch spürte Theresa, dass dieser Wind nicht natürlich war. Und er wurde auch nicht von einem Gesandten erzeugt. Ein unwirkliches Licht herrschte hier draußen und ließ alles gespenstische Schatten auf den Boden werfen. Mit einem Mal wurde Theresa auch klar, dass sie mit ihrer Schätzung ziemlich danebengelegen hatte. Ihre restliche Zeit, bevor die Vestroyen damit begannen auf die Erde herabzusteigen und sie ins Chaos zu stürzen, betrug höchstens noch wenige Minuten. Eher Sekunden. Und das schien auch den anderen Gesandten aufgefallen zu sein, denn viele starrten inzwischen verängstigt in den Himmel.

„Der Untergang...“

„Und das nur, weil wir nicht gekämpft haben, wie wir es sollten.“

„Jetzt ist es zu spät, wir sind alle dem Untergang geweiht!“

„Ich will noch nicht sterben!“

Theresa überlegte fieberhaft, doch ihrem Kopf wollte einfach keine rettende Idee entspringen. Dann hörte sie hinter sich ein Geräusch und als sie sich umdrehte, stand sie einem ziemlich großen Schatten gegenüber, der sie scheinbar umarmen wollte. In diesem Fall wäre es eine ziemlich schmerzhafte Geste. Als Theresa gerade schon dachte, dass ihr letztes Stündchen geschlagen hatte, wurde sie plötzlich ruckartig nach hinten gezogen und entkam so der tödlichen Umarmung.

„Vielleicht werden wir alle sterben, aber trotzdem solltest du etwas vorsichtiger sein“, bemerkte Raymond, der Theresa an den Schultern festhielt.

„Ja.. das ist keine schlechte Idee“, stimmte Theresa zu und stellte sich wieder richtig hin. Kurz war ihr jedoch schwindelig und sie geriet ins Schwanken, doch da hielt Raymond sie schon wieder fest und sah sie besorgt und zerknirscht zugleich an.

„Sieh mich nicht so an, das ist eure Schuld und nicht meine“, fügte Theresa hinzu und verschränkte die Arme vor der Brust. Dabei fiel ihr jedoch auf, dass Raymonds Augen zwar gelb waren, doch sein rechtes Auge schien einen leichten Rotstich zu haben, wenn sie sich nicht täuschte.

Raymond lächelte schief. „Ich weiß.. und ich hätte es auch wissen müssen, bevor wir diesen Kampf angefangen haben. Es tut mir leid...“

„Dafür haben wir gerade nun wirklich keine Zeit“, unter-brach Theresa ihn bei seiner überflüssigen Entschuldigung und sah sich suchend um. Irgendetwas musste sie doch tun können! Gab es denn nichts, was sie gegen die Vestroyen unternehmen konnten?

 „Die geheimnisvolle Kraft, die die Vestroyen vernichten kann, ist eine wirklich alles vernichtende Kraft“ sagte plötzlich Kyra in Gedanken, doch seine Stimme klang fast ein wenig traurig, „Wir Kyras sind nicht umsonst alle so jung.. Denk darüber nach, du wirst die Antwort finden, auch wenn ich dich eigentlich vor diesem Schicksal bewahren wollte.“

Theresa starrte verwirrt ins Leere. Was meinte der Erste? Und wieso die Kyras alle nicht älter als fünfundzwanzig waren? Woher sollte Theresa das wissen? Sie war verwirrt. Was war eine alles vernichtende Kraft? Die von Fynn und Raymond zuvor? Doch das hatte nichts mit den Kyras der vergangenen Generationen zu tun, also was meinte er dann? Wenn Theresa nicht schnell dahinter kam, waren sie alle wirklich dem Untergang geweiht. Dabei hatte sie doch genau das verhindern wollen und damit geprahlt, dass sie eine Lösung finden würden. Theresa lächelte verbissen. Das hatte sie ja schön verbockt. Jetzt hatte sie nicht nur alle Gesandten dem Tode geweiht, nein, jetzt stand sogar die ganze Welt auf dem Spiel. Was war sie doch für ein Glückskind.

„Theresa?“ Raymond sah sie verwirrt an, denn das erste Mal seit langem sah Theresa wirklich verzweifelt aus.

„Ich habe versagt“, sagte sie nur und das Lächeln auf ihren Lippen sah aus wie eine groteske Grimasse. Sie war so ein Idiot gewesen und merkte das erst jetzt. Wenn sie noch nicht mal dahinter kam, was Kyra gemeint hatte, war sie wirklich eine Idiotin. Und sie hatte auch noch den anderen Gesandten falsche Hoffnungen gemacht. Sie war das Letzte.

Raymond holte aus und verpasste Theresa eine Ohrfeige. Er schlug nicht sehr heftig zu, doch die Ohrfeige verfehlte ihre Wirkung nicht, denn Theresa starrte ihn ziemlich verwirrt an.

„Du hast nicht versagt“, sagte Raymond ernst. Er hatte an ihrem Gesichtsausdruck gesehen, dass sie sich die Schuld für alles gab. „Du hast uns allen die Kraft gegeben für eine Zukunft zu kämpfen. Für eine Zukunft für uns alle! Du kannst jetzt nicht einfach aufgeben!“

Theresa wollte nur zu gerne auf ihn hören, doch sie wusste einfach nicht, was sie machen sollte.

„Verdammt, jetzt werden wir alle sterben“, sagte einer der Gesandten ein Stück weiter hinten.

„Ich will nicht sterben! Ich bin noch viel zu jung zum Sterben!“

Theresa starrte den Jungen an.

„Hey“, sagte Raymond besorgt, „Wir werden nicht sterben, hörst du? Uns wird schon noch etwas einfallen...“

„Nein“, sagte Theresa nur. Warum war ihr das nicht schon viel früher aufgefallen? Die Kyras waren alle so jung, weil sie so früh gestorben waren. Angeblich waren sie jedoch die Mächtigsten der Gesandten, da sie über beide Kräfte verfügten. Also warum waren sie alle schon so jung verstorben? Theresa war sich zwar nicht ganz sicher, doch sie glaubte, die Antwort zu kennen.

„Doch, wir werden das schon irgendwie hinkriegen“, sagte Raymond und hüllte nebenbei noch einen der Schatten in eisiges Wasser, damit er ihnen nicht zu nahe kam, „Wir...“

„Ja, wir werden es irgendwie hinkriegen“, sagte Theresa und lächelte matt. Nun erkannte sie das Schicksal der Kyras und sie wusste, warum der Erste das vor ihr ver-borgen hatte. Sie griff in die Tasche ihres Blazers und holte beide Ketten hervor. Ein paar Sekunden lang sah sie die beiden Herzhälften mit den Ranken an den Rändern einfach nur an.

Raymond sah von Theresa zu den beiden Ketten und wieder zurück. Erst verstand er nicht, was sie vorhatte, doch dann erinnerte er sich wieder an das Gespräch, bevor der Kampf auch für sie richtig begonnen hatte. Unter anderem hatte Theresa auch erwähnt, dass es sie zerreißen würde, wenn sie beide Herzhälften zugleich umlegte. Augenblicklich wusste Raymond, was ihr Plan war.

„Das...“, setzte er an.

„Damit werden wir die Vestroyen besiegen“, sagte Theresa und sah ihn fest entschlossen an, „Ich werde nicht zulassen, dass meinen Freunden etwas passiert.“

„Aber...“

„Nichts aber“, sagte Theresa und lächelte, „Ich habe keine Ahnung, was passiert, also würdest du bitte für mich mit darauf achten, dass keiner der anderen verletzt wird, sollte es schief gehen?“

Um sie herum war das helle Chaos bereits ausgebrochen, obwohl die Vestroyen noch nicht die Erde betreten hatten. Der Wind hatte richtig aufgefrischt und fast das gesamte Internatsgelände befand sich im Zentrum eines gewaltigen Hurricains, der durch die Wolken hindurch bis zu dem Planeten der Vestroyen hoch zu reichen schien. Anschei-nend wollten die Wesen hier auf dem Gelände landen. Und die Gesandten hatten auch keine Chance mehr von hier zu entkommen. Es schien wirklich der Untergang der Welt begonnen zu haben.

Raymond sah sie ungläubig an. War ihr nicht klar, dass sie da Unmögliches von ihm verlangte? Er konnte doch nicht einfach dabei zusehen, wie sie ihr Leben riskierte. Doch ein Blick in ihre schönen, fest entschlossenen Augen sagte ihm, dass jeglicher Widerspruch zwecklos war. Sie würde es so oder so tun. „Musst du mir das antun?“

Theresas entschuldigendes Lächeln war Antwort genug.

„Versprich mir, dass du nicht sterben wirst“, sagte Raymond dann und sah sie nun seinerseits entschlossen an.

„Raymond...“ Theresa war ein wenig verwirrt. „Du weißt doch, dass...“

„Versprich es oder ich werde dich mit allen Mitteln aufhalten“, sagte Raymond nur, „Entweder sterben wir alle oder keiner.“

Theresa sah ihn ungläubig an. Eigentlich wollte sie ihm gerade sagen, dass es sein musste, damit wenigstens nicht alle zum Sterben verurteilt waren, doch ihr blieben die Worte im Hals stecken. Sie kannte diesen unerbittlichen Blick von ihm. Er meinte es ernst. Alle Einwände waren machtlos, er würde seine Worte wahr machen. Und auch wenn die Gedanken gerade ziemlich unpassend waren, immerhin befanden sie sich kurz vor dem Untergang, musste sie zugeben, dass sie ihn gerade deswegen liebte, weil er sich nichts sagen ließ und seinem eigenen Kopf folgte. Und dazu gehörte leider auch die Eigenschaft, dass er absolut unnachgiebig sein konnte, wenn er etwas partout nicht wollte. Es war schon seltsam, doch der Gedanke, diesen Kampf irgendwie zu überstehen und Raymond zu sagen, was sie für ihn empfand, gab ihr neue Kraft. Sie wollte nicht sterben, genauso wenig wie alle anderen. Sie wollte mit ihren Freunden zusammen leben.

„Wenn ich das hier überlebe, will ich dir etwas sagen“, sagte Theresa und lächelte, „Und das will ich los werden, bevor ich unter die Erde gehe.“

Raymond wirkte ein wenig überrascht, doch er seufzte. Im nächsten Moment hatte er wieder ein Lächeln im Gesicht. „Du hast echt keine Ahnung, was ich wegen dir alles durchmachen muss“, bemerkte er.

„Dann haben wir uns ja beide was zu erzählen, wenn das hier vorbei ist“, sagte Theresa und holte tief Luft. Ein wenig Angst hatte sie schon, doch die Entschlossenheit, mit allen zusammen weiterzuleben, ließ sie die Angst überwinden als sei sie nur ein kleiner Stein, der ihr im Weg lag.

Raymond grinste und hielt mit seinem Wasser eine Horde Schatten davon ab sich ihnen zu nähern. Er würde nicht zulassen, dass Theresa etwas passierte. Im selben Moment aber lehnte sich die Nervensäge wieder gegen ihn auf und Raymond verzog das Gesicht.

„Verdammt noch mal, lass mir endlich auch mal die Kontrolle!“ forderte Ryszard fluchender Weise.

 Nichts da, ganz bestimmt nicht erwiderte Raymond lediglich.

 „Willst du, dass sie stirbt?“ fragte Ryszard wütend.

Raymond wollte gerade etwas darauf erwidern, als ihm zugleich etwas auffiel. Kann es sein, dass du das.. auch verhindern willst? Er wagte es kaum diesen Gedanken überhaupt zu denken.

Einen Moment lang herrschte Stille in seinem Kopf und im Anschluss bestand die Antwort darin, dass Ryszard erneut versuchte Raymond in den Hintergrund zu drängen, damit er wieder die Kontrolle übernehmen konnte.

Irgendwie musste Raymond darüber jedoch lächeln. Es war das erste Mal soweit er denken konnte, dass sie sich mal über etwas einig waren, das nicht mit einem Kampf zu tun hatte. Dabei kam ihm auch eine Idee, die zwar völlig bescheuert aber zugleich auch einen Versuch wert war. Er musste grinsen, wenn es klappte, hatte er es mal wieder etwas geschafft, dass noch keiner vor ihm getan hatte. Für einen Augenblick schloss er die Augen. Dann schien es glatt so, als würde es tatsächlich funktionieren.

„Besser du hältst dein Versprechen“, sagte Ryszard unfreundlich.

Eigentlich hatte Theresa sich gerade die Ketten um den Hals legen wollen, doch nun blickte sie ihn an und stellte ziemlich überrascht fest, dass Raymonds linkes Auge zwar seine normale, strahlend gelbe Farbe hatte, dass sein rechtes Auge jedoch glühend rot war. „Äääh...“ Das war alles, was sie vorerst heraus brachte.

„Nun sieh du mich nicht so an“, sagte nun Raymond und lächelte, „Ich hab nur gerade herausgefunden, wie wir beide gleichzeitig meinen Körper kontrollieren können, auch wenn die Koordination ein wenig kompliziert ist.“

„Wessen Schuld ist das wohl?“ Ryszard klang weniger begeistert als Raymond.

Theresa wusste nicht, ob sie nun lachen sollte oder nicht. „Was passiert eigentlich, wenn ihr beide jetzt gleichzeitig etwas Unterschiedliches sagen wollt?“ Bei der Vorstel-lung, wie zwei Jungen durch einen Mund etwas sagen wollten, musste sie unweigerlich anfangen zu lachen, auch wenn das schon wieder nicht zu ihrer eigentlichen Situation passte.

„Das ist nicht witzig“, sagten Raymond und Ryszard gleichzeitig. So langsam schien auch Raymond nicht mehr ganz so begeistert von seiner Idee zu sein. Beide versuch-ten sich gegenseitig anzusehen und schielten dabei natürlich, woraufhin Theresa endgültig anfing zu lachen.

Schließlich schüttelte sie nur grinsend den Kopf. Danach sah sie die beiden Ketten in ihrer Hand  noch einmal an. Dann legte sie sich beide um den Hals und ließ die Verschlüsse zuschnappen. Wie von selbst fügten sich beide Herzhälften zusammen und begannen zu leuchten. Augenblicklich spürte Theresa eine derart gewaltige Macht in sich aufsteigen, dass sie sich erschrocken an die Brust fasste. Es war als wollte eine überwältigende Kraft auf einen Schlag aus ihr heraus platzen. Sie floss durch Theresas Körper und drohte sie zu zerreißen, doch sie hielt die Kräfte mit aller Macht in sich drin. Ihre Klamotten hatten sich wieder verändert und sie trug die Kleidung der Gesandten, auch wenn sie dieses Mal von der Farbvertei-lung her etwas anders war. Die Jacke war wieder schwarz und von verschlungenen, weißen Mustern überzogen. Das Shirt unter der Jacke mit dem umgeschlagenen Kragen war nun ebenfalls weiß, genau wie auch die eleganten Römersandalen. Nur der Faltenrock war noch schwarz und so ergänzten sich die Farben dieses Mal perfekt. Zugleich geschah jedoch noch etwas anderes, das Raymond einen ziemlichen Schrecken versetzte. Die schwarzen und weißen Muster an Theresas rechtem und linkem Arm fingen auf einmal damit an sich auf ihrem gesamten Körper auszubreiten. Sie wanden sich runter zu Theresas Beinen und sogar bis hoch zu ihren Wangen reichten sie Spitzen der Linien. Theresas schmerzerfüllter Schrei klang schrecklich lange in der Luft.

Die anderen Gesandten hatten sich irritiert zu ihnen umgewandt und starrten Theresa nun entgeistert an. Das Licht, das von ihr ausging, breitete sich langsam aus und trug gleichzeitig schon eine ungeheure Macht in sich. Keiner konnte nur ansatzweise schätzen, was für eine Kraft da gerade in Theresa tobte, wenn allein schon das Licht so eine Macht ausstrahlte. Theresa schwebte sogar ein Stück über dem Boden, doch der Schrei war so von Schmerz erfüllt, dass alle sofort wussten, dass das keines-wegs angenehm war. Es musste das genaue Gegenteil davon sein, eine höllische Qual.

Raymond starrte sie nur entgeistert an. Er konnte ihre Schmerzen förmlich spüren und erkannte im nächsten Augenblick schon, dass ihr Körper das nie und nimmer lange aushielt. Eine solch gewaltige Macht, die auch noch in zweifacher Ausführung als Finsternis und Licht in ihr tobte, war keineswegs etwas, was ein einzelner Mensch handhaben konnte.

Ohne weiter darüber nachzudenken tat er zwei Schritte und ergriff Theresas rechte Hand. Fast wie ein Stromstoß spürte er plötzlich die Macht der Finsternis, die sich auf einmal auch zum Teil auf ihn zu übertragen schien. Er keuchte nur erschrocken. Zugleich fragte er sich, wie Theresa, die ja eine viel größere Kraft noch immer in sich hatte, das überhaupt aushielt.

„Was.. wird das?“, fragte Theresa zwischen fest zusam-mengebissenen Zähnen. Ihr Kiefer tat bereits weh davon, doch anders würde sie wieder anfangen laut zu schreien.

„Ich nehm dir wenigstens einen Teil dieser Kraft ab“, sagte Raymond nur und sah sie an, auch wenn er seine Gesichtszüge ziemlich zusammen halten musste, damit sie sich nicht vor Schmerz verzogen, „Ich hab doch gesagt, dass ich dich nicht sterben lassen werde.“

Theresa lächelte nur verbissen. Das war mal wieder typisch Raymond. Auf einmal aber wurde ihre linke Hand ergriffen und als sie hinsah, erblickte sie Fynn.

„Allein werdet ihr das wohl kaum aushalten“, sagte Fynn und auch er musste ziemlich an sich halten. Die Kraft war noch viel größer, als er sie geschätzt hatte. Es haute einen im wahrsten Sinne des Wortes fast von den Socken. „Und du glaubst doch nicht, dass ich es dem Heini da überlasse dich zu retten. Das geht doch nach hinten los.“

„Hey!“, rief Raymond nur empört.

Theresa versuchte währenddessen diese unaufhörliche Macht in sich unter Kontrolle zu bringen. Doch das war wesentlich leichter gesagt als getan. Sie hatte mit einigem gerechnet, doch das übertraf ihre kühnsten Vorstellungen.

Raymond, Ryszard und auch Fynn fiel währenddessen auf, dass sie inzwischen von einer halben Armee von Schatten umgeben waren, die von der gewaltigen Macht scheinbar magisch angezogenen wurden. Aber noch bevor mehr passieren konnte, gingen einige der Schatten in Flammen auf, andere wurden in Wasser gefangen und andere waren vom Wind zu platten Flundern zerquetscht worden. Keiner von diesen Schatten würde je eine Hand auf Theresa legen, darin waren sich die drei Jungen dieses Mal einig.

Theresa fand keine andere Möglichkeit, um die Kraft endlich unter Kontrolle zu bekommen, als einen Teil von ihr jeweils auf Raymond und Fynn zu verlagern. Das bekamen die Jungen jedoch zu spüren und es tat Theresa auch sehr leid, doch sie musste es unter allen Umständen schaffen die Sache unter Kontrolle zu bringen, damit sie endlich etwas gegen diese verdammten Vestroyen unter-nehmen konnte.

„Oh Mann, das ist nicht nur ein leichtes Kribbeln“, murmelte Raymond währenddessen erstaunt. Er war froh, dass Theresa ihnen etwas von der Last abgab, doch der Unterschied zu der normalen Kraft, mit der er umging, war schier unbeschreiblich.

„Hör auf zu meckern, du Weichei“, sagte Ryszard nur herablassend.

„Tse, du stöhnst doch auch“, konterte Raymond.

„Von wegen“, entgegnete Ryszard aufgebracht.

„Ach ja? Ich höre es doch deutlich.“

„Das bildest du dir ein! Das bist du selbst.“

„Ich kann mein und dein Stöhnen noch ziemlich gut unterscheiden und das bist eindeutig du.“

„Ihr nervt!“, bemerkte Fynn zornig.

„Halt die Schnauze!“, erwiderten Raymond und Ryszard gleichzeitig.

„Macht es doch selber!“, konterte Fynn nur.

„Du kannst uns mal!“, sagten Raymond und Ryszard wieder zur selben Zeit und funkelten Fynn dabei wütend an.

„Ihr seid unmöglich!“

„Mit Vergnügen!“

Theresa hatte zwar ihre liebe Mühe mit ihren kaum kontrollierbaren Kräften, doch sie kam nicht umhin über die drei zu grinsen. Es war wieder wie früher. Ganz normale Streitereien, über die man sich als Zuhörer nur amüsieren konnte. Jedoch hatte sie inzwischen auch end-lich eine vage Vorstellung von dem, was sie tun musste. Es schien zwar fast unmöglich, doch sie musste es einfach versuchen. Dafür war allerdings ein so enormer Aufwand an Kraft nötig, dass selbst die Kraft, die sie zurzeit kaum unter Kontrolle halten konnte, dagegen noch schwach erschien. Theresa biss jedoch die Zähne zusammen und richtete all Konzentration und mit ihr zusammen auch ihre Kraft auf ihr Vorhaben. Es musste einfach funktionieren, ansonsten waren sie alle verloren.

Raymond, Ryszard und Fynn fiel natürlich sofort auf, dass der Druck auf ihre Körper nachließ. Theresa schien etwas zu planen und dabei die gesamte Kraft zu verwen-den. Jedoch merkten die drei auch, dass Theresa dabei auch auf die eigentliche Kraft der Jungen zurückgriff und das überraschte sie. Bedeutete das, dass sie MEHR Kraft noch als das benötigte? Raymond und Ryszard sahen Fynn an, der ihren Blick erwiderte.

Oh bei Gott. Was plante Theresa da nur schon wieder Unmögliches?

Kapitel 23: die Wolken lichten sich

Ein junges Mädchen saß im Taxi und blickte aus dem Fenster. Es hatte schöne, schwarze Haare und hielt sie mit einem hübschen schneeweißen Haarreif zurück. Es war bereits elf Jahre alt und gerade ziemlich aufgeregt. Es wackelte mit den Beinen, die man unter dem eleganten, ebenfalls weißen Rock allerdings nicht sehen konnte. Zu-dem trug es noch eine warme, braune Jacke und darunter seinen Lieblingspullover. Im Radio, das der Fahrer leise angeschaltet hatte, lief eine schöne Musik und das Mädchen summte sie fröhlich mit. Nicht mehr lange und es konnte seinen Bruder endlich mal wieder besuchen.

 

„Hey Jungs, wir benutzen euch einfach mal als Leiter“, sagte Jessica plötzlich lächelnd und legte Fynn eine Hand auf die Schulter.

Dieser sah sie daraufhin verwirrt an und auch Raymond und mit ihm Ryszard waren etwas irritiert.

„Wir helfen euch“, erklärte Nicole und legte eine Hand auf Raymonds Schulter, „Aus irgendeinem Grund scheint Theresa ja ziemlich viel Energie zu sammeln...“

„Und wir werden sie ihr liefern“, beendete Vanessa ihren Satz und legte Fynn ebenfalls eine Hand auf die Schulter. Ihr Lächeln war herausfordernd.

Einen Moment lang sahen alle die drei Mädchen nur erstaunt und verwirrt zugleich an. Dann grinste Raymond auf einmal und auf Fynns Lippen zeichnete sich ebenfalls ein leichtes Lächeln ab.

„Was soll´s? Schlimmer als jetzt kann es eh nicht mehr werden“, sagte David auf einmal und packte Raymond mit einer Hand an der Schulter.

„Pass auf, was du da tust“, bemerkte Ryszard allerdings drohend und David war im ersten Moment eindeutig ganz schön überrascht, ehe er etwas schief grinste.

Nathaniel und Alicia warfen sich unterdessen vielsagen-de Blicke zu und traten ebenfalls neben Raymond und Fynn, um ihnen jeweils eine Hand auf die Schulter zu legen. Egal was hier eigentlich gerade geplant wurde, alles war besser als einfach das Ende zu akzeptieren, ohne dagegen gekämpft zu haben.

Jetzt, da der Anfang gemacht war, nickten sich immer mehr Gesandte zu und kamen zu den beiden Gruppen. Nach und nach legten sich alle Gesandten jeweils eine Hand auf die Schulter und das fortlaufend, bis diese Ketten irgendwann bei Fynn und Raymond endeten.

„Hey Resa!“, sagte Raymond grinsend, „Um die Kraft brauchst du dir keine Sorgen zu machen, wir haben hier gerade so etwas wie eine endlos-Batterie geschaffen. Konzentrier dich ruhig weiter auf das, was auch immer du da gerade machst.“

Fynn sah Raymond von der Seite an. Der süße Spitz-name störte Fynn, und das nicht nur ein bisschen.

Theresa hatte natürlich mitbekommen, dass ihr auf einmal mehr Kraft zur Verfügung stand als vorher. Das gab machte ihr Mut und sie fing an auch die Kraft der anderen Gesandten für diesen hoffentlich vernichtenden Angriff zu absorbieren. Ein unendliches Maß an Kraft befand sich gerade in ihr und auch in den anderen und wenn Theresa nur einen Augenblick lang unkonzentriert war, würde das für sie alle mit Sicherheit tödlich enden. Was für eine herrliche Aussicht.

Ein Stück über Theresa begann auf einmal ein kleiner, schwarzer Punkt zu leuchten. Er wurde zusehends größer und strahlte, trotz seiner Farbe, ein weißes Licht aus. Schon nach kurzer Zeit strahlte er hell wie ein Stern und schwebte immer höher und hoher, umso mehr Macht in ihn gespeist wurde. Theresa hatte die Augen geschlossen und sah das deshalb natürlich nicht, doch die anderen Gesandten konnten die Entwicklung des Lichts über Theresa natürlich aus erster Reihe mitverfolgen und waren ziemlich erstaunt. Denn abgesehen von der zunehmenden Größe und Schönheit des weißen Lichts mit dem tief schwarzen Kern stieg auch die Macht, die die Lichtkugel ausstrahlte, mit jeder Sekunde deutlich an. Es war etwas noch nie vorher da gewesenes.

Plötzlich frischte der Wind um sie herum jedoch auf und pustete die Gesandten kräftig durch. Dunkle, negative Energie lag in ihm und zeigte seine Wirkung sofort. Einige Gesandte gingen fast zu Boden und selbst Raymond und Fynn zuckten bei dem Schmerz zusammen. Es war so weit, die Vestroyen waren dabei auf die Erde herab zu steigen.

Theresa hatte die Augen fest zusammengekniffen und ignorierte die höllischen Schmerzen in ihrem gesamten Körper. Ihre Vorbereitungen waren abgeschlossen und sie legte all ihren Willen in einen letzten Befehl für die Kraft des Lichts und der Finsternis. Den Befehl die Vestroyen ein für alle Mal zu vernichten.

Das Licht über ihr, das ohnehin schon heller geleuchtet hatte als alles, was die Gesandten bisher gesehen hatten, begann nun noch heller zu strahlen und bündelte sich etwas weiter oben. Im nächsten Moment gab es ein seltsames Geräusch und ein gewaltiger, schwarz-weißer Energiestrahl schoss gen Himmel, direkt auf den schwarzen Fleck zu. Zur selben Zeit hatten alle Gesandten das Gefühl, dass alle Kraft auf einen Schlag aus ihnen wich. Fast als hätte jemand ein Zeichen gegeben fielen fast alle Gesandten plötzlich bewusstlos zu Boden. Einzig Fynn und Raymond mit Ryszard hielten sich noch auf den Beinen und sahen mit schmerzverzogenen Gesichtern zu Theresa, die immer noch in der Luft schwebte und das Bewusstsein verloren zu haben schien. Ihre Augen waren geschlossen, wirkten jedoch entspannt. Dann hörten die Jungen auf einmal einen ohrenbetäubenden Knall und starrten nach oben. Der Energiestahl war bereits versiegt, doch hoch über den Wolken war ein helles Licht. Es sah so aus, als würde an der Stelle ein ganzer Planet explodie-ren.

„Das...“ Fynn und Raymond zusammen mit Ryszard sahen einander ungläubig an. Hatten sie es geschafft?

In dem Moment sank Theresa auf einmal wieder zu Boden und die schwarzen und weißen Linien auf ihrem Körper bildeten sich zurück. Sie schien tatsächlich das Bewusstsein verloren zu haben und als sich Raymond und Fynn gerade beide zu ihr runter beugen wollten, spürten sie beide wie ihr Kreislauf plötzlich adieu sagte und kippten zur Seite. Als sie rechts und links neben Theresa auf dem Boden landeten, waren auch sie ohnmächtig.

 

Zunächst spürte Theresa nur eine ziemliche Erschöpfung. Sie wollte noch nicht wieder wach werden. Sie war noch viel zu müde. Nach und nach drangen jedoch undeutliche Stimmen an ihr Ohr und so langsam kam ihr auch wieder in den Sinn, was zuletzt passiert war. Und das sorgte dafür, dass sie sich ruckartig aufsetzte und die Augen aufschlug. Was war mit den Vestroyen?

Was Theresa sah, verwirrte sie zunächst jedoch. Es war helllichter Tag und sie lag draußen auf dem Gras vor dem Internatsgebäude. Um sie herum liefen duzende Gesandte hin und her und viele von ihnen lagen auch noch auf dem Boden und schienen zu schlafen. Dabei bemerkte Theresa auch, dass ihre Hände festgehalten wurden. Mit einem Blick nach rechts und links stellte sie fest, dass es Raymond und Fynn waren, die beide selbst im Schlaf je eine Hand von ihr festhielten. Irgendwie musste Theresa lächeln.

„Hey, du bist ja auch mal wach geworden“, sagte Alicia plötzlich leise. Sie war gerade vorbeigekommen und hatte gesehen, wie Theresa sich aufgesetzt hatte. Nun ging sie neben Fynn in die Hocke und sah ihren Bruder lächelnd an. „Er ist echt süß, wenn er schläft.“

Eine Strähne seines hellblonden Haares war ihm ins Gesicht gerutscht und so entspannt und sorglos sah er fast aus wie ein kleiner Junge, der sich beim Toben zu sehr verausgabt hatte und schlief. Es war ein süßes Bild, das zeigte, wie verletzlich auch Fynn sein konnte.

„Mein kleines Sorgenkind scheint sich ja auch dort zu befinden, wo er hin wollte“, murmelte Nathaniel, der auf der anderen Seite von Theresa neben Raymond saß und ihn ansah. Sein Blick war der eines älteren Bruders, der auf den Kleineren achtete wie auf einen Schatz.

Tatsächlich sah auch Raymond im schlafenden Zustand aus wie ein süßes, kleines Kind. Er hatte sich zu Theresa gerollt und schien selig zu schlafen. Dabei hing eine seiner schwarzen Haarsträhnen jedoch direkt vor seiner Nase und er verzog das Gesicht ein wenig. Im nächsten Moment nieste er dann plötzlich, woraufhin Theresa, Alicia und Nathaniel beinahe angefangen hätten laut zu lachen. Sie konnten es sich jedoch gerade noch verkneifen und zu ihrem Erstaunen schlief Raymond einfach seelenruhig weiter als wäre nichts gewesen.

Theresa lächelte und strich ihm die Haarsträhne, die sich schon wieder vor seine Nase schob, aus dem Gesicht.

„Heeey!“, rief Jessica plötzlich von hinten und kam mit Nicole und Vanessa zu Theresa und den anderen gelaufen.

„Ist bei euch alles klar?“, fragte Nicole und sah die Gruppe besorgt an.

„Alles Bestens“, sagte Alicia, „Aber seid ein bisschen leiser, die beiden hier schlafen noch.“

„Jetzt nicht mehr“, bemerkte Fynn und setzte sich leicht benommen auf. Er sah sich um und wirkte dabei ein wenig bedeppert. Er schien zu überlegen, was an dieser Szene falsch war.

„Ihr seid lauter als eine Herde Elefanten.“ Raymond setzte sich auf und rieb sich erstmal den Schlaf aus den Augen, ehe er sich umsah.

„Ihr habt doch selber Schuld, wenn ihr so lange pennt“, warf Vanessa ohne Mitleid ein.

Raymonds und Fynns resignierte Blicke ersetzten den Kommentar. Dabei fiel den beiden Jungen jedoch endlich etwas auf und sie sahen einander an. Beide hielten nach wie vor eine Hand von Theresa.

„Oh nee neh? Ihr habt doch nicht etwa vor euch schon wieder zu streiten?“ Theresa sah beide ungläubig an. „Ich bitte euch! Könnt ihr das denn niemals lassen?“ Zugleich fiel ihr allerdings auch wieder ein, dass sich Fynn ja allem Anschein nach in sie verliebt hatte. Vor einigen Wochen noch hätte Theresa bei dieser Erkenntnis Freudensprünge gemacht, doch jetzt hatte sie ein schlechtes Gewissen. Denn sie konnte seine Gefühle einfach nicht so erwidern, wie er es sich von ihr zu erhoffen schien.

„Wisst ihr eigentlich schon das Neueste?“, fragte Jessica und funkte damit unverblümt in den stillen Augenkampf von Fynn und Raymond, „Wir scheinen es geschafft zu haben. Vom Planeten der Vestroyen ist nichts zu sehen und die Stadt und alles andere stehen noch. Ich finde, das ist ein Grund zum Feiern.“

„Das finde ich auch“, sagte Theresa und stand auf, wobei sie auch Fynn und Raymond mit auf die Füße zog, da die beiden anscheinend nicht geplant hatten ihre Hände so bald loszulassen, was ihr reichlich komisch vor kam. „Und würdet ihr mal die Freundlichkeit haben meine Hände loszulassen?“

Das schien nicht die Absicht der beiden Jungen zu sein, so wie die sich gegenseitig ansahen. Jedoch waren ihre Blicke anders als vorher. Weniger finster und es sah mehr danach aus, dass die beiden versuchten dem jeweils anderen etwas zu sagen. Raymonds Augen strahlten so etwas wie Reue und Trauer aus und Fynns Blick war von einer leichten Unsicherheit und Sturheit geprägt.

Auf einmal waren von weiter hinten verwirrte Stimmen zu hören und in der nächsten Sekunde entdeckten auch Theresa und die Gruppe ein kleines Mädchen, das mitten zwischen den Gesandten hindurch lief und sich suchend umsah. Es trug eine braune Jacke und einen langen, weißen Rock. Das lange, schwarze Haar trug es offen und nur ein weißer Haarreif hielt die schwarzen Strähnen davon ab dem Mädchen ins Gesicht zu rutschen. Es schien so um die zehn oder elf Jahre alt zu sein, doch was wollte es? Es war eindeutig keine Schülerin von hier.

Dann blickte das Mädchen in ihre Richtung. „Ray!“, rief es plötzlich begeistert und kam in einem Affenzahn auf sie zugelaufen. Im nächsten Augenblick fiel es Raymond auch schon in die Arme und klammerte sich an ihn. Alle sahen das Mädchen und Raymond verwirrt an, der nicht weniger verdutzt aus der Wäsche schaute.

„Ray!“, jauchzte das Mädchen, das überglücklich zu sein schien, „Ich hab dich gefunden. Sogar ganz alleine ohne Mama und Papa.“

„Äh.. wer bist du denn?“, fragte Raymond, auch wenn sie ihm irgendwie bekannt vorkam.

„Hey, du bist gemein“, sagte das Mädchen und sah ihn enttäuscht an, „Erkennst du mich nicht? Ich bin´s, Reiya!“

„Reiya?.. Moment mal.. du bist...“ Raymond schien voll-kommen von den Socken gehauen zu sein.

„Deine Schwester!“, sagte die kleine Reiya aufgebracht und verzog mürrisch das Gesicht, „Wie kannst du mich vergessen?“

„Hey hey, jetzt werd nicht frech“, sagte Raymond grinsend, er schien die Überraschung schon verkraftet zu haben, und nahm sie auf den Arm, „Das letzte Mal, als der Alte mich dich hat sehen lassen, hast du noch ins Bett gemacht und warst einige Zoll kleiner!“

„Bäääh!“ Reiya streckte ihm die Zunge raus.

„Und wie kommst du überhaupt hier her?“, fragte Raymond nun stirnrunzelnd. Er freute sich jedoch riesig, dass sie hier war. Er hatte seine kleine Schwester schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen und war froh, dass es ihr gut zu gehen schien.

„Mit dem Taxi“, antwortete Reiya grinsend.

„Das hab ich auch gesehen.“ Raymond schüttelte nur den Kopf.

„Mama und Papa sind mit mir für ein paar Woche nach Greenwich gefahren um Ferien zu machen“, antwortete Reiya nun richtig, „Dabei sagte Mama, dass du nicht weit von hier in London auf einem Internat etwas außerhalb der Stadt wärst und da die beiden mich nicht her fahren wollten, hab ich mich halt in einem günstigen Moment aus dem Hotel geschlichen und ein Taxi gerufen. Dann bin ich hier her gefahren und hab dich gefunden.“ Sie grinste stolz.

„Du bist mir so eine...“ Raymond musste lächeln. „Aber du kannst doch nicht einfach verschwinden, ohne den beiden bescheid zu sagen.“

„Ich hab ihnen doch einen Zettel hingelegt, dass ich meinen Bruder besuchen gehe“, warf Reiya ein, „Also wissen sie, wo ich bin.“

Raymond schüttelte schon wieder den Kopf und musste grinsen.

„Du ähnelst deinem großen Bruder mehr, als du ahnst“, bemerkte Theresa schmunzelnd. Das hätte genauso gut Raymond einfallen können. Sie hatte die Szene bis dahin nur etwas verblüfft beobachtet, doch Reiya ähnelte ihrem Bruder wirklich sehr. Daher kam sie Theresa gar nicht mal so fremd vor. Eher so als hätte sie eine etwas jüngere, weibliche Version von Raymond vor sich.

„Und wer ist das?“, fragte Reiya und sah dabei Theresa an, „Ist sie deine Freundin?“

Raymond lief rot an und Theresa war ebenfalls etwas überrascht. Das war definitiv Raymonds Schwester. Sie war genauso direkt wie er, wenn er gut drauf war und sie ärgern wollte.

„Äh.. na.. ja.. nein.. also...“ Raymond wusste eindeutig nicht, was er darauf antworten sollte. Seine Schwester hatte ihn glatt überrumpelt.

„Irgendwie ja schon“, sagte Theresa schließlich schief lächelnd, auch wenn sie dabei selber etwas rot über der Nasenspitze war.

Raymond sah sie verdattert an.

Theresa blickte daraufhin etwas unsicher zur Seite und kratzte sich verlegen an der Schläfe. Jetzt hatte sie sich glatt verplappert. Da hätte sie auch gleich sagen können, dass sie in ihn verknallt war. Nun kehrte die Unsicherheit, die sich während des Kampfes im Urlaub befunden hatte, wieder mit ziemlicher Macht zurück.

„Tja mein Lieber“, sagte Nathaniel auf einmal lächelnd und trat neben Raymond, der vor lauter Verblüffung den Mund nicht mehr geschlossen bekam, „Wie heißt es doch so schön? Liebe macht blind. In deinem Fall trifft es voll und ganz zu.“

Raymond sah ihn verwirrt an. Dann blickte er auch zu Nicole, Jessica und den anderen. Anschließend wurde ihm klar, dass er anscheinend der Einzige war, der Tomaten vor den Augen gehabt hatte. Prompt lief er jedoch rot an und sah etwas unsicher zur Seite.

„Nun tu nicht so schüchtern, du alter Spinner“, sagte Nathaniel und nahm ihm Reiya ab. Dann gab er ihm einen leichten Stoß und Raymond stolperte einige Schritte auf Theresa zu. Erst warf er Nathaniel noch einen finsteren Blick zu, doch dann sah er wieder leicht unsicher zu Theresa.

„Los Ray! Los Ray!“, rief Reiya fröhlich.

„Los Ray! Los Ray!“, riefen nun auch Jessica und Nicole grinsend und selbst Vanessa stimmte mit ein. „Los Ray! Los!“

Raymond lief knallrot an und Theresa presste sich schnell eine Hand auf den Mund, doch sie konnte nicht verbergen, dass sie lachen musste, auch wenn sie selber natürlich etwas unsicher war.

Daraufhin überlegte Raymond jedoch und sah Theresa dabei an. Schließlich warf er seine eigene Unsicherheit über Bord und kam auf einmal grinsend auf Theresa zu. Diese hatte sich weggedreht und musste immer noch lachen, weshalb sie das nicht mitbekam. Sie merkte erst, dass er neben ihr war, als Raymond schon einen Arm um ihren Rücken schlang und sie leidenschaftlich küsste. Wenn eh schon alle Welt wusste, was los war, brauchte er sich schließlich nicht mehr zu verstellen und konnte ganz einfach das tun, was er schon lange tun wollte. Theresa starrte ihn einen Augenblick lang nur vollkommen über-rascht an, doch dann schloss sie einfach die Augen und erwiderte den Kuss.

Reiya zappelte auf Nathaniels Arm ziemlich, weil sie auch was sehen wollte, doch Nathaniel hielt ihr trotz ihrer zum Teil abenteuerlichen Verrenkungen eine Hand vor die Augen. „Das ist noch nichts für dich, Zwerg.“

„Hey, das ist unfair!“, meckerte Reiya, doch leider war Nathaniel unerbittlich und sie konnte nicht sehen, was passierte.

Raymond zog Theresa enger an sich und ließ sie nicht mehr los, was sie aber auch gar nicht zu wollen schien. Immerhin hatte sie einfach einen Arm um seinen Hals geschlungen und ihre zahlreichen Zuschauer anscheinend vollkommen vergessen.

Fynn sah zur Seite. Auch wenn er hasste, das zugeben zu müssen, er war eifersüchtig. Und das ausgerechnet auf Raymond. Das ärgerte ihn mehr noch als der Umstand, dass er das erste Mal einen richtigen Korb von einem Mädchen bekommen hatte.

Alicia stieß ihm ihren Ellenbogen kräftig in die Seite, damit er aufhörte so finster dreinzublicken. Er musste halt lernen, dass nicht alles so lief, wie er es gerne hätte. Deswegen musste er aber trotzdem nicht so aussehen, als hätte man ihn gerade dazu verdonnert eine Woche lang die Klos zu putzen. Er wollte aber anscheinend nicht auf ihren stummen Hinweis reagieren.

„Oje, ausgerechnet das Mädchen, in das du verknallt bist, ist so in etwa die Einzige, die nicht auf dich steht“, seufzte Alicia mitfühlend, auch wenn sie dabei grinsen musste, „Aber das wird deinem Ego nur gut tun, also nimm´s nicht so schwer.“

„Willst du mich jetzt aufheitern oder beleidigen?“, fragte Fynn nur resigniert. Manchmal konnte seine Schwester ganz schön unfair sein mit ihren Kommentaren.

Theresa und Raymond hatten sich inzwischen auch wie-der voneinander gelöst und bemerkten, was sie da gerade vor voll versammelter Mannschaft gemacht hatten. Beide sahen mit roten Gesichtern zur Seite und überlegten, wie sie das erklären konnten.

„Ho Heiliger, das wurde aber auch mal Zeit“, bemerkte Vanessa und verschränkte die Arme vor der Brust, „Ihr habt euch ja ganz schön dumm angestellt, dabei war das so was von offensichtlich...“

„Dass es echt bescheuert ist“, grinste Jessica.

„Hey ihr zwei, hab ich was mit den Augen oder habt ihr euch gerade endlich geküsst?“, fragte David, der in dem Moment bei der Gruppe ankam und schon von weitem Zeuge der Szene geworden war.

Raymond und Theresa wurden beide noch ein Stück roter.

„Macht das noch mal, ich hab nichts gesehen!“, forderte Reiya und funkelte Nathaniel dabei böse an.

Wenn es möglich gewesen wäre, wären Theresa und Raymond jetzt wohl am liebsten im Boden versunken. Sie sahen sich unsicher um, doch alle grinsten sie nur breit an. Das war Theresa verdammt peinlich, doch ihr Blick streifte auch Fynn, der etwas abseits stand und ein wenig unglücklich wirkte. Als sie seinen Blick erwiderte, sah er jedoch zur Seite. Irgendwie verzogen sich Theresas Lippen zu einem leichten Lächeln. Sie war froh, dass sie das mit den Vestroyen alle heil überstanden hatten, selbst ihre eigenen Verletzungen waren alle samt verheilt, woran auch immer das lag. Sie hatten es geschafft. Es gab keinen Grund so missmutig zu sein wie Fynn, denn es war ja nicht so, dass sie ihn hasste. Die Gefühle für ihn waren nur halt mehr die zu einem sehr guten Freund und nicht zu einem Geliebten.

Auch die anderen Gesandten hatten natürlich begriffen, dass die Vestroyen besiegt waren. Und das ohne ein Opfer, die Stimmung konnte nicht besser sein und viele hingen in großen Gruppen zusammen und genossen es keine Feinde mehr mit irgendjemandem zu sein.

Theresa seufzte lautlos und legte Raymond und Fynn einfach einen Arm um die Schultern. Fynn sah sie leicht überrascht an und Theresa lächelte. Dann sah er jedoch wieder zur Seite und wirkte wieder ein wenig geknickt, auch wenn er scheinbar versuchte das vor ihr zu verber-gen. Theresa schüttelte nur den Kopf und küsste ihn kurz auf die Wange. Daraufhin schien Fynn nun vollkommen verblüfft zu sein und Theresa musste kichern.

„Können wir nicht einfach gute Freunde sein?“, fragte sie, „Wir alle?“

Fynns Blick wanderte zu Raymond. Er konnte damit leben, dass er und Theresa nur befreundet waren, doch anscheinend war das nur möglich, wenn er sich auch mit dem Idioten wieder vertrug. Und das passte ihm so gar nicht.

Raymond erwiderte seinen Blick und grinste. „Na? Bist du Mann genug um es mit mir auszuhalten? Oder läufst du davon?“ Er hatte beschlossen ausnahmsweise mal der Klügere zu sein und nachzugeben. Zudem wollte er keinen Streit mehr mit Fynn haben. Schließlich war er einmal sein bester Freund gewesen und selbst heute und nach allem, was sie inzwischen erlebt hatten, konnte Raymond nicht leugnen, dass er Fynn vermisste. Er vermisste die Zeit, in der sie als unzertrennliches Gespann den größten Schwachsinn gemacht hatten. Die Zeit, die bis auf heute die schönste in seinem Leben gewesen war.

Fynns linkes Auge zuckte leicht. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich mich auf diesen Schwachsinn einlasse?“

„Gut“, sagte Raymond und kam Theresa, die immer noch zwischen den beiden stand und dem Gespräch unter Jungen gespannt zuhörte, mit seinem Gesicht näher, „Dann haben wir auch viel mehr Zeit für uns und unsere schönen Fantasien.“

Theresa lief rot an und wollte Einspruch erheben, doch Fynn war schneller als sie.

„Wir vertragen uns wieder“, sagte Fynn nur zwischen zusammengebissenen Zähnen, „Ich lass doch nicht zu, dass du sie mit deinen schmutzigen Gedanken befleckst.“

Raymonds Grinsen wurde noch ein Stück breiter. Er schob Theresas Arm von seinen Schultern, stand mit drei Schritten auf der anderen Seite neben Fynn und nahm ihn in den Schwitzkasten. Im ersten Moment wirkte Fynn ein wenig überrascht, doch dann rammte er Raymond einfach einen Ellenbogen in den Magen und befreite sich aus der ungemütlichen Position.

„Versuch das ja nicht noch mal, Blacky“, sagte Fynn gereizt und wollte sich eigentlich zum Gehen wenden, doch Raymond stürzte sich von hinten auf ihn und brachte ihn glatt zu Fall. Dabei landete er zwar selber ebenfalls auf dem Boden, doch er lachte nur, während Fynn gerade zu überlegen schien, wie er ihn am besten auseinander nahm.

„Ich bin froh, dass die beiden sich wieder verstehen“, bemerkte Alicia lächelnd, die inzwischen neben Theresa getreten war.

„Ich auch“, sagte Theresa lächelnd, „Auch wenn sie sich, so wie es aussieht, immer streiten werden.“

„Anders können manche Jungen einfach nicht mitein-ander reden“, stellte Jessica grinsend fest, „Das ist meines Erachtens sogar in einer weltweiten Studie bewiesen worden.“

„Sowas recherchieren die auch?“, fragte Nicole mit einer hochgezogenen Augenbraue, während sie und die anderen dabei zusahen, wie sich Fynn und Raymond kloppten.

„Ja, du würdest dich wundern, um was sich manche Studien drehen“, bemerkte Vanessa.

„Na ja, ist ja auch egal“, sagte Theresa schmunzelnd, „Hauptsache unsere beiden Heinis lassen sich gegenseitig heil.“

Raymond und Fynn kugelten über den Rasen und waren gut damit beschäftigt sich gegenseitig die Köpfe einzu-hauen. Das ging schon seit einer ganzen Weile so und den beiden schien das schon fast Spaß zu machen. Jedenfalls hatte Raymond ein breites Grinsen im Gesicht und Fynn wirkte zwar verbissen, doch längst nicht mehr so ernst wie er es vor einigen Minuten noch getan hatte. Dann schien Raymond auf einmal die Oberhand zu gewinnen und beförderte Fynn mit einem gut gesetzten Schlag mit dem Rücken auf den Rasen.

„Pech gehabt, dieses Mal habe ich gewonnen“, grinste Raymond nur und sah Fynn herausfordernd an.

Dieser erwiderte seinen Blick einen Moment lang und schien Raymond am liebsten eine reinhauen zu wollen, doch dann seufzte er und lächelte auf einmal leicht. „Sieht ganz so aus.“

Es war kaum zu glauben, doch dies war das lang ersehnte Friedensangebot. Die Zeit des ewigen Hassens war vorbei. Raymond ließ sich daraufhin zur Seite kippen und blieb neben seinem Freund im Gras liegen. Er ver-schränkte die Arme hinter dem Kopf und blickte grinsend in den wolkenlosen, blauen Himmel. Endlich hatten sich die dunklen Wolken verzogen. Nicht nur vom Himmel, sondern auch aus ihren Herzen. Und das dank eines Mädchens, das heller noch als die Sonne strahlte. Theresa Kyrashni, die Kyra, die die Gesandten endlich aus ihrem ewigen Teufelskreis befreit hatte.

 

 

 

ENDE

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Hörbuch

Über den Autor

SilverRose
Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD
Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P
Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und daher auch gut und gerne zwischen zwanzig bis vierzig Kapitel mit unterschiedlichen Längen varieren. Sie sind nichts für Leute, die nur gerne kurze Happen lesen, sondern mehr für die, die auch im normalen Buchladen gerne mal zu einem drei - bis vierhundert-Seiten-Wältzer greifen. Sorry, aber kurz schreiben ist nicht gerade meine Stärke. Wenn ich das versuche, werden sie am Ende nur umso länger xD
(Auch wenn ich ja mittlerweile auch wenigstens ein paar Kurzgeschichten zum Reinschnuppern in meinen Schreibstil habe :P)
Und (der Ordnung halber) die erste Interviewfrage hier oben: Welche Geschichten hast du bisher schon verfasst?
Hm, das sind mittlerweile so einige...meine abgeschlossenen sind der Reihenfolge nach:
Meine abgeschlossenen Manuskripte sind der Reihenfolge nach:
1.1) Das Geheimnis der Federn: Die Wächterinnen der Federn;
1.2) Das Geheimnis der Federn: Der Kampf gegen die Finsternis;
2) Kyra: Die Wahl zwischen Licht und Finsternis;
3) Scarlett und das Geheimnis von Avalon;
4.1) Kampf der Geister: Vertrag;
4.1) Kampf der Geister: Geschwister der Dunkelheit;
5) Das verlorene Buch;
6) Silver Rose: Das Gesetz der Killer;
7) Der Schlüssel zum Tor der Feuergeister;
8) Reinblut & Halbblut;
9) Die Wächterin von Reilong;
10) Die letzte Zauberin;
11.1) Juwelenritter: Das vergessene Jahr des Blutes;
11.2) Juwelenritter: Die sieben Höllenfürsten;

Meine noch laufenden Geschichten (auch wenn ich nicht weiß, ob und wann ich es schaffe sie zu beenden) sind:
11.3) Juwelenritter: Dämonenherz (aktiv)
12) Bund mit dem Tod (neu - auf Standby)

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Nastassja Hallo Silverrose,
Ich habe deine Komplette Buchreihe über die Kyra gelesen und ich bin zutiefst begeistert! Das ist definitiv das beste Buch, das ich hier auf Mystorys gelesen habe. Das Ende ist nicht vorhersehbar gewesen und doch hätte es nicht besser sein können. Dein Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und verwickelt dem Leser nur noch mehr in die Geschichte. Die Story ist sehr lang und ausführlich geschrieben, was meiner Meinung nach kein negativer Aspekt ist. Ich mag lange Geschichten die gut beschrieben werden. Vor allem für Jugendliche (so wie mich) ist so eine Story total ansprechend.
Also im Großen und Ganzen ein ziemlich beeindruckendes Buch was ich sofort weiterempfehlen würde. Bleib auf jeden Fall beim Schreiben dabei und wer weiß, vielleicht steht dein Buch eines Tages in einem Buchladen. ;)

LG Nastassja
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