Fantasy & Horror
Witchfinder: Planet der Verdammten (Kap.1) - Kapitel 1. Enthüllung

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"Witchfinder: Planet der Verdammten (Kap.1) - Kapitel 1. Enthüllung"
Veröffentlicht am 13. November 2011, 34 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich bin... nicht, was ich gerne wäre.... nicht so, wie ich sein könnte... niemals, wie man mich gerne hätte... nie wieder so, wie ich früher war... auf ewig mit mir selbst im Streit.... verdammt mir selbst in Gedanken Gesellschaft zu leisen...
Witchfinder: Planet der Verdammten (Kap.1) - Kapitel 1. Enthüllung

Witchfinder: Planet der Verdammten (Kap.1) - Kapitel 1. Enthüllung

Beschreibung

Kapitel 1 "Enthüllung" der Geschichte "Witchfinder: Planet der Verdammten"

Kapitel 1: Enthüllung

Zu laut hallten die Schritte der Lederstiefel durch die schwach beleuchteten Gänge, erzeugten Echos in den beinahe leeren Fluren des grauen Gefängnistraktes. Weihrauch und das leise Flüstern seiner eigenen Stimme drängten sich in den Vordergrund seiner Wahrnehmung, während der Mann langsam und nachdenklich durch die Gänge schritt, vorbei an einigen Altären, welche in abergläubischer Furcht zum Schutz und zur Abwehr von Bösem aufgestellt worden waren und die Quelle für die Schwaden aus Weihrauch darstellten. Um die bereits recherchierten Details für das anstehende Verhör besser zu verinnerlichen, las er sich diese vom schwach leuchtenden Bildschirm seiner Datentafel leise selbst vor. Eine eher unnötige Maßnahme, wie er sich eingestehen musste, als er sich der Zelle immer weiter näherte, doch wollte und konnte er sich seiner Ausbildung nicht entziehen, welche seinen Blick für scheinbar unwichtige Begebenheit und so genannte Zufälle geschärft hatte. Und um diese nicht zu übersehen, musste man auch endlose Wiederholungen in Kauf nehmen. Kurz unterbrach er das Lesen und hielt an einem Altar inne, welcher ihm ein grimmiges Lächeln abverlangte. Aberglaube und Wirklichkeit lagen wie so oft sehr nahe zusammen, dachte er sich, während er mit seiner rechten Hand über das X-förmige Schutzsymbol im Zentrum der Anordnung strich. In seinem Inneren regte sich für einen Moment wie eine Schlange ein anderer Teil seines Wesens und das rauchende Weihrauchgefäß erzitterte, wie von unsichtbarer Hand berührt. Sebastians Augenbrauen zogen sich zusammen, nur äußerst selten rührte sich diese verborgene Kraft von selbst, zu gut war er konditioniert worden, um gefährliche Ausbrüche zu unterbinden. Doch so schnell das Pulsieren der Kraft aufgetreten war, ebenso schnell wurde die unbewusste Reaktion durch die Konditionierung unterdrückt. Mit einem widerwilligen Kopfschütteln konzentrierte er sich wieder auf seine Lektüre und rekapitulierte erneut die Ereignisse seit der Inhaftierung des Kultisten.

 

Schon vor drei Tagen schon war der Ketzer gefasst worden und alle Versuche ihn zum Reden zu bringen waren bisher gescheitert, auch wenn seine besten Befragungsspezialisten sich, in den ihnen gesetzten Grenzen, nach besten Kräften bemüht hatten den Willen des Mannes zu brechen, war dieses Unterfangen bisher erfolglos geblieben. Dieser ungebrochene Wille zehrte an Lorrens Geduld und säte Zweifel in sein Herz, ob er nicht doch andere Maßnahmen hätte erlauben sollen, um ihn überhaupt zum Reden zu bringen. Die anfängliche Euphorie, ob des schnellen Erfolges, war schon lange verklungen und von aufkeimenden Visionen des Scheiterns ersetzt worden. Denn jede Verzögerung ließ das Vorhaben des Kultes wachsen und gedeihen, wie bei Unkraut würde es nicht mehr lange dauern, bis der verderbende Einfluss begann erste Früchte zu tragen. Und diese Früchte waren tödliche Realität, mochten sie jetzt auch noch nicht zu sehen sein. Und die einzige Chance diese Gefahr abzuwenden war der Gefangene, der bisher allen Versuchen, gewaltlosen und gewaltsamen, widerstanden hatte, was eine Spur zur Sackgasse werden ließ, brachte er seine Gedanken zu Ende und holte tief Luft, um so der aufkeimenden Wut Herr zu werden. Noch konnte Galt brechen, rief er sich zum wiederholten Male in Erinnerung. Noch konnte das Blatt sich wenden.

 

Hinter sich konnte Lorren nun laute Schritte vernehmen, die schnell zu ihm aufschlossen. Ohne sich umdrehen zu müssen erkannte er die geistigen Signaturen seines Schreibers und seines eifrigen Schülers, deren Aufregung sich für einen Moment auch auf ihn selbst übertrug, Herzschlag und Atmung beschleunigte. Die beiden würden trotz der inzwischen zwei Jahre dauernden Zusammenarbeit nie verstehen, dass er manchmal alleine mit seinen Gedanken sein musste, besonders vor einem Verhör, wo er alle Klarheit benötigte die er erlangen konnte. Und natürlich waren seine beiden Gefolgsleute nicht alleine gekommen, wie ihm das Klappern von Kunststoff und das Knarzen von schweren Lederstiefeln ebenso verrieten wie die flackernde Präsenz zweier weiterer menschlicher Geister. Mit Mühe gelang es Sebastian ein genervtes Seufzen zu unterdrücken, trotz seiner relativ kurzen Erfahrung für einen Agenten des planetarischen Bundes, kannte er dieses Verhalten der örtlichen Behörden und Autoritätspersonen zu Genüge. Unter dem Vorwand nur für Schutz sorgen zu wollen, wurden ihm Leibwächter und damit Überwacher aufgedrängt, sobald er sich und seine Stellung offenbarte. Und immer begann es mit dienstbeflissenen Soldaten, wie auch dieses Mal, wie er mit einem kurzen Blick auf die herausgeputzten Soldaten mit ihren kurzläufigen Projektilwaffen bestätigt bekam. Neugier und auch ein wenig Furcht war in den Augen der ansonsten betont neutralen Gesichter der Soldaten zu sehen, die sich peinlich genau fünf Schritte hinter dem Schreiber und Lorrens Schüler hielten.

 

Und während sich die ausstrahlenden emotionalen Eindrücke bei Schreiber und Lehrling auf Neugier und Aufregung bezüglich der Ergebnisse der Befragung beschränkten, sickerten nun wesentlich stärker Furcht und Verunsicherung der Soldaten in Lorrens Geist. Ein unpassender Zeitpunkt, da er es sich nicht leisten konnte während der Befragung seine eigene Stimmung ständig zu hinterfragen und die Eindrücke von außen von den inneren zu trennen, dies war eine zu große Ablenkung, die zusätzlich noch Instinkte und Intuition abstumpfte. Aber dafür hatte er Mittel und Weg gelernt seinen Geist abzuschirmen, kurz schüttelte er seine rechte Hand, so dass die aus Eisenperlen bestehende Kette, die um sein Handgelenk geschlungen war, zwischen seine Finger glitt. Schon alleine die glatte Obefläche, die kaum seine Körpertemperatur angenommen hatte, halfen ihm dabei sich zu konzentrieren, als er die Perlen durch die Finger gleiten ließ, nicht unähnlich dem lange ausgestorbenen Brauch des Rosenkranzbetens, wobei er durch die Wiederholung einer mantra-artigen Formel seinen geistigen Schutzwall stärkte und sich von den äußeren Einflüssen abzuschotten begann. Während der Befragung würde er diese Abschottung wahrscheinlich wieder fallen lassen, doch zu Beginn musste er nicht wissen, was sein Gegenüber fühlte, zu leicht konnte es ihn ebenso wie die Emotionen der Soldaten und seiner Gefolgsleute auf eine falsche Fährte führen. Und dabei konnte er die Unsicherheit der Soldaten verstehen, kannten sie doch nur die Schauermärchen und städtischen Legenden über die Inquisitoren und ihre Arbeit und zu allem Überfluss sollten sie nun als Bewacher an einer Befragung teilnehmen. Da waren Sorge und Verunsicherung nur allzu verständlich, war es ihm selbst seiner ersten Befragung nicht anders gegangen. Und obwohl er sich mit der Zeit daran gewöhnt hatte, so musste er sich oft dazu zwingen Folter anzuwenden und nur das größere Ziel, der Schutz von Leben, half ihm dabei sich zu überwinden. Doch dies würden die beiden Soldaten nicht verstehen können und ihre Erzählungen würden weiter das falsche Bild der Angst schüren, dass sich so großer Beliebtheit unter den Menschen erfreute, wie bei allem, was sie nicht vollkommen verstehen konnten.

 

So in seine Gedanken versunken und darauf konzentriert die Barriere in seinem Geist aufzubauen, bemerkte er erst jetzt wie nahe sie dem Verhörraum gekommen waren und die beiden bewaffneten Wachen vor der stählernen Sicherheitstür. Im Gegensatz zu seinem „Geleitschutz“, der sich mit einer normalen Uniform, bedruckt mit fraktalen Farbmustern, zufrieden geben musste, waren der Mann und die Frau in schwarze Exoskelett-Rüstungen gehüllt, welche besseren Schutz und eine Steigerung der körperlichen Fähigkeiten für ihre Träger boten. Die Linsen in den Vollhelmen richteten sich auf das näherkommende Grüppchen, während sich die Läufe der Waffen anzuheben begannen, bevor sie Lorren erkannten und diese wieder an ihre Seiten senkten. Gleichzeitig hoben sie ihre Hände zum formellen Gruß an Lorren, denn bei diesen beiden Wachen handelte es sich um nichts anderes als um Mitglieder des kleinen, elitären Kaders von Söldnern, die auf Lorrens Gehaltsliste standen und damit seine eigene kleine Streitmacht bildeten. Lorren erwiderte den Gruß der Wachen mit einem leichten, ernstgemeinten Lächeln auf den Lippen, so formell gingen seine Leute nur mit ihm um, wenn sie in der Öffentlichkeit zu tun hatten, denn im Gegensatz zu anderen Vertretern seiner Profession achtete er darauf ein gutes Verhältnis zu den Männern und Frauen in seinen Diensten zu pflegen, war er doch oft genug auf diese und ihre Loyalität angewiesen. Als Gegenleistung für die treuen Dienste achtete Lorren darauf, die ihm anvertrauten Leben nicht unnötig zu gefährden und sie immer als Menschen zu sehen, nicht als ersetzbare Werkzeuge. So war nach den ersten Jahren ein gegenseitiger Respekt zwischen den Veteranen seiner Söldner und ihm entstanden, den er bisher bewahren konnte und pflegte.

 

„Der Gefangene ist bereit, Inquisitor Lorren.“

ertönte die verzerrte, gerade noch als weiblich zu erahnende Stimme der linken Wache aus den im Helm angebrachten Lautsprechern. Lorren quittierte diese Information mit einem dankbaren Nicken und schritt dann durch die, von der anderen Wache, geöffnete Tür in den Verhörraum, verfolgt vom Schreiber, dem Schüler und auch den beiden Soldaten, deren unglückliche Pflicht es war den folgenden Ereignissen bei zu wohnen.

 

Kaum hatte er den ersten Schritt über die Türschwelle getan, schlugen ihm auch schon Wärme und Gerüche des Raumes förmlich in sein Gesicht. Schweiß, Blut und Weihrauch hatten sich einem ganz eigenen Geruch vermengt, der ihm wohl vertraut und nicht angenehm war, brachte er doch sogleich auch die Erinnerungen an andere Räume und andere Befragungen mit sich. In der Mitte des Raumes befand sich der Gefangene, mit gespreizten Gliedern und unbekleidet auf einem verstellbaren Metalltisch festgeschnallt, der große Ähnlichkeit mit den Untersuchungstischen einer Pathologie hatte. Am Kopfende des Tisches befand sich eine medizinische Drohne, deren Funktionsleuchten das Gesicht des Mannes mit ihrem kränklichen grünen Leuchten bestrahlten, und dafür sorgen würde, dass eine Versorgung von Wunden jederzeit erfolgen konnte. Gleichzeitig überwachte die Maschine den Kreislauf des Befragten und würde kritische Veränderungen melden, so dass selbst äußerste Gewaltanwendungen nicht zu schnell mit dem Tod endeten, darüber hinaus stellte sie diverse Notfallmedikamente und Instrumente bereit. An den Seiten des Raumes waren diverse medizinische und quasi-medizinische Instrumente in Regalen und auf Rollwägen vorbereitet worden, während an der Wand gegenüber der Tür, drei Weihrauchfässer auf einem tischgroßen Schutzaltar brannten, der Rauch waberte in gräulichen Schlieren über die Kanten des Tisches gen Boden und sammelte sich dort, bevor er sich in den Luftströmen des Raumes verlieren konnte.

 

„Ah, der große Unbekannte geruht dieses Mal persönlich seine Aufwartung zu machen. Schon so verzweifelt…. Schattengreifer? Auch du wirst mich nicht zu sprechen zwingen können….. und du wirst uns nicht aufhalten Keiner von deiner Sorte wird das. Dieser Planet gehört schon meinem Herrn und Meister, er muss nur noch zugreifen und sich seinen Besitz nehmen. Und dann wird Blut… eure kostbare Ordnung hinweg spülen.“ erklangen sofort die Schmähungen des Gefangenen, als dieser seinen Kopf hob und den eintretenden Lorren vor sich sah, ganz so als wäre ihm bisher nichts geschehen und als hätten die letzten drei Tage der wiederholten Folter und Befragung nicht stattgefunden. Ein wahnsinniges Grinsen verzerrte das Gesicht Galts, offenbarte blutige Lücken in seiner ansonsten makellosen Reihe von Zähnen und  in seinen weitaufgerissenen Augen schien ein Feuer zu brennen, welches trotz der Schnitte, Prellungen und anderen Verletzungen an seinem gesamten Körper nicht zu verlöschen schien.

 

Mit langsamen im Raum wiederhallenden Schritten trat Sebastian näher an den Tisch heran, bis er auf den gefesselten, wehrlosen Mann hinab blicken konnte, der sich lachend und kichernd in weiteren Schmähungen erging. Lorrens Gleichmut wurde einer Bewährungsprobe unterzogen ob der Vorschläge des Gefangenen, Inzest und einige andere kreative sexuelle Praktiken zu betreiben, teilweise möglich und physisch unmöglicher Natur, bevor er ein ansatzloser Schlag der rechten Hand quer über den Mund Galts diesen für einen Moment zum Verstummen brachte.

 

„Schweig, Galt Droson. Du bist der Aufrührerei und der Anbetung von Exras, Dämonen, wie Deinesgleichen sie nennen, angeklagt worden und ich bin hier um das Urteil zu vollstrecken. Noch lasse ich dir die Möglichkeit für deine Sünden zu büßen und deine Taten zu bereuen. Rette wenigstens deine Seele und erspar uns beiden weitere Befragungen.“ raunte Lorren Gefesselten in ruhigem Ton zu, als wäre es ihm eigentlich einerlei, wie die Prozedur nun weiterginge, sein schwarzer Ledermantel erzeugte ein wisperndes, raschelndes Geräusch, als er sich dabei mit beiden Händen auf dem Metall des Tisches abstützte und das Material so in Bewegung geriet. Sein Blick war dabei fest auf das Gesicht des Gefangenen gerichtet, um jede noch so kleine Regungen wahrnehmen zu können. Ohne sich selbst in die Befragung des Inquisitors einzumischen hatten der Schreiber und der Lehrling am Fußende des Tisches ihre Plätze eingenommen, notierten auf ihren Datentafeln die Worte des Gefangenen und Lorrens, für das Protokoll der Befragung. Die beiden zu Leibwächtern gemachten Soldaten, waren direkt neben der Tür stehen geblieben, wo sie mit unsicherem Blick und unwillkürlichem Schlucken die Entwicklungen beobachteten, so weit vom eigentlichen Geschehen entfernt, wie es ihnen möglich war.

 

Für einen Moment schien es so als würde Galt sich besinnen und tatsächlich der Aufforderung Lorrens nachkommen, da er schwieg und tief Luft holte. Doch statt einer Antwort spuckte er Lorren ein Gemisch aus Blut und Speichel ins Gesicht, gefolgt von einem meckernden Lachen, welches auch den letzten Zweifel über die Kooperationsbereitschaft des Gefangenen ausräumen sollte. Der blutige Speichel hatte Sebastians Stirn getroffen und floss von dort in einer trägen Bahn über sein Gesicht, als er ohne Hast mit seiner linken Hand über sein Gesicht wischte, mit einem kurzen, beiläufigen Blick die Flüssigkeit auf den Fingern musterte und die Hand dann an Galts nacktem Oberkörper abwischte.

 

„Zu schade, Galt.“ flüsterte er leise mit Bedauern in der Stimme, denn nun war die Zeit des Redens vorbei. Bewegungslos starrte Lorren den Gefangenen an, seine Atmung beschleunigt sich leicht, die Pupillen weiteten sich, bevor er unvermittelt mit der Kraft seines Geistes ausgriff und die Augen Galts in ihren knöchernen Höhlen zum Platzen brachte. Blut und Glaskörperflüssigkeit spritzten in kleinen simultanen Fontänen aus den Augen des Ketzers und verschonten dabei auch den Inquisitor nicht mit einigen Spritzern. Augenblicklich wurde aus dem Lachen des Mannes ein schriller, gepeinigter Schmerzensschrei, in dem Überraschung mitschwang, denn zum einen hatten sich bei den vorangegangenen Befragungen alle bemüht dem Kultisten keine irreparablen Schäden zu zufügen, als Zeichen dafür das er noch Buße tun könne, und zum anderen war diese Art des Angriffs, für einen Anbeter der Exras und ihrer außerweltlichen Macht, ein zusätzlicher Schock, war solche Macht doch ihr Ziel. Dieser doppelte Schock, so hoffte Lorren, war vielleicht ausreichend, um den Widerstand Galts zu durchdringen und ihn so zum Reden zu bringen. Andernfalls würde die Befragung schon sehr schnell an Intensität gewinnen, denn nach dem letzten Versuch den Gefangenen durch Worte zu überzeugen, war Lorren nun bereit auch den schmutzigeren Weg zu gehen, für weiteres Zögern standen einfach zu viele Leben auf dem Spiel.

 

„Verräter! Du bist einer…. der Abtrünnigen! Sei verflucht! Du und dein Bruderschaft. Du wirst nichts erreichen, nichts! Und ich werde deinen Schädel als Kelch benutzten, wenn meine Herren mit dir fertig sind!“ kreischte der nun blinde Ketzer voller Schmerz und Zorn, Speicheltröpfchen flogen von seinen Lippen, Sehnen und Muskeln zeichneten sich unter der Haut deutlich ab, als er sich gegen die Fesseln stemmte, die ihn unverrückbar an den Tisch fesselten. Ein kaltes, freudloses Lächeln erschien nun auf Sebastians Lippen, als er Laserskalpell aus der Halterung an der medizinischen Drohne zog und mit der dünnen, roten Klinge aus gebündeltem Licht die Finger an Galts rechten Hand säuberlich an den Knöcheln abtrennte. Der Geruch von verbranntem Fleisch und Haar gesellte sich nun zu den bereits vorhandenen Gerüchen des Raumes und die beiden Soldaten an der Tür, waren sichtlich erbleicht und schienen mit ihren Mägen zu kämpfen zu haben, ob es an den Verstümmelungen, dem Tempo mit dem sie beigebracht wurden oder doch an Lorrens besonderen Fähigkeiten lag, wussten sie selbst wahrscheinlich nicht. Und schon konnte der eine nicht mehr an sich halten und übergab sich geräuschvoll würgend in einen kleinen, metallenen Abfalleimer, der eigentlich für gebrauchte Untersuchungshandschuhe genutzt werden sollte. Niemand achtete auf ihn.

 

„Du glaubst deine Herren werden dich belohnen? Du hast versagt und Versager sind Futter für den Abschaum, den du Herren nennst. Du bist wertlos für sie geworden, hast dich umsonst verkauft, Galt.“ erwiderte Sebastian in beiläufigem, ruhigen Ton, während die medizinische Apparatur selbständig mit ihrer Arbeit beginnen wollte, als Reaktion auf die veränderten Kreislauf- und Stoffwechselwerte des Mannes. Doch noch bevor die Maschine Schmerzmittel in das Kreislaufsystem des Gefangenen pumpen konnte, um so den Schmerz zu unterdrücken und einem Schock vorzubeugen, unterband eine verbale Anweisung Lorrens den Vorgang, welchen Sinn hätte sonst die Verstümmelung, wenn die Folgen sofort durch Drogen gedämpft würden. Weitere Verwünschungen heulend bäumte sich der Gefangene immer wieder gegen seine Fesseln auf und sein Peiniger ließ ihn gewähren, bis Galts Stimmbänder schließlich nach langen Minuten des Schreiens und Fluches zu versagen begannen und nur Krächzen über seine Lippen drang, bis er um Atem ringend schwieg. Schweißperlen standen dem Kultisten auf der Stirn und rote, wunde Stellen an der Haut unter den Fesseln zeugten von seinen Versuchen sich zu befreien.

 

„Was werden deine Herren nur denken, wenn sie erfahren, dass du nichts für sie getan hast? Deine Arbeit haben längst andere übernommen und werden deine Belohnung bekommen. Und du WIRST sterben Galt, es kommt nur noch darauf an, wie lange es dauert und ob du wirklich für deine Herren einen qualvollen Tod erleiden willst. Oder…“ fuhr Lorren leise und mit ungerührtem, neutralen Ton fort, als der Mann auf dem Tisch den Blick wieder auf ihn richtete, der nun nicht mehr ganz so unberührt erscheinen mochte, wie noch wenige Minuten zuvor. Und während er sich auf den Kultisten konzentrierte, ließ Sebastian seine geistige Barriere ein Stück weit fallen, so dass er spüren konnte, wie der angedeutete Ausweg aus den Qualen, die Angst vor neuerlichen Schmerzen und die Aussicht, dass es die letzte Chance für ihn war, am Widerstand Galts zu zehren begannen. Vielleicht zahlte es sich nun aus, dass auf Lorrens Anweisungen hin, der Mann nicht schon früher an die Grenzen seiner Leidensfähigkeit gebracht worden war, so konnten nun seine Zweifel ungehindert wachsen und gedeihen.

 

Das Schweigen des Kultisten schien dafür zu sprechen, dass er sich seiner Lage bewusst geworden war und nun über den angedeuteten Ausweg nachdachte, seine Möglichkeiten gegeneinander abwog. Nun hieß es für Sebastian Ruhe bewahren und den Verstand des Mannes die eigentliche Arbeit tun zu lassen, denn das menschliche Vorstellungsvermögen war noch immer der effektivste Foltermeister, wenn Elemente der Unsicherheit, Hoffnungen, Angst und Schmerz miteinander zu spielen begannen. In Momenten wie diesen bedauerte Lorren es manchmal, dass seine geistigen Fähigkeiten hauptsächlich auf die Projektion von Energie ausgelegt waren und ihm ansonsten nur einen groben, empathischen Eindruck in die Gefühlswelt anderer Lebewesen erlaubten. Und dieser Gedanke führte ihn für einen kurzen Moment zu Galts anklagenden Schrei, der ihn als Abtrünnigen als Verräter bezichtigte. Aus der verdrehten Perspektive des Kultisten war dies sogar verständlich Lorren so zu sehen, gab es nur wenige Menschen, die in der Lage waren mittels ihres Geistes Energien und Gedanken zu manipulieren. Kinder des Abgrundes nannte man sie auch, wegen…. Abrupt endete der Gedankengang als Sebastian erkannte, dass der Gefangene begann sich ihm zu zuwenden. Ihre Blicke trafen sich und Galt schien sprechen zu wollen. Doch statt Worten erklang ein meckerndes Lachen aus dem geschundenen Mund des Mannes als er diesen öffnete.

 

„DU NARR. NIEMALS WIRST DU UNS AUFHALTEN KÖNNEN, KLEINER MENSCH. UND NUN WERDE ICH DICH VERNICHTEN, WIE DU ES MIT MEINEM TREUEN WIRT VORHATTEST“ ertönte eine verzerrte Stimme aus dem Mann, der sich plötzlich in Krämpfen zu winden begann, Schaum trat vor seinen Mund, während die Zuckungen den Kopf wieder und wieder gegen die metallene Oberfläche des Tisches schlagen ließen. Mit rasender Geschwindigkeit verformte sich der Körper vor Sebastians Augen, gewann an Muskelmasse und Größe, so dass die Fesseln am rechten Arm wie Papier zu reißen schienen. Dem blitzartig folgenden Schlag konnte der Inquisitor nicht mehr ausweichen, zu schnell war der muskelbepackte und inzwischen mit grünlichen Schuppen bedeckte Arm, der ihn an der Brust traf und ihn durch die Luft fliegen ließ. Mit erstaunlicher geistiger Klarheit gelang es Lorren sogar sich selbst noch zu schelten für seine Unachtsamkeit zu schelten, als sein Flug von seinem Protokolar und seinem Schüler abrupt gebremst wurde, wobei die beiden anderen Männer ebenfalls zu Boden gingen. Wie hatte er nur so dumm sein können, dies zu übersehen, flucht Sebastian in Gedanken, während er versuchte wieder auf die Füße zu kommen. Der Exra hatte sich geschickt getarnt und hatte nur auf den richtigen Moment gewartet, um ihn persönlich angreifen zu können und so dem Kult und seinen „Verwandten“ mehr Zeit zu verschaffen. Diese Wesen waren die eigentliche Gefahr die aus dem Abgrund drohte, Wesen geboren aus den Gefühlen, Sehnsüchten und Wünschen der Menschen, die einmal in die reale Welt eingetaucht alles verzehrten, was in ihre Nähe gelangte, allein ihre Anwesenheit reichte dafür aus. Doch für den Übergang benötigten sie einen Wirt, einen Wirt wie Galt Dorosn, der in seinem Eifer alles für einen Kultführer getan hätte.

 

Die beiden Soldaten an der Tür eröffneten nun das Feuer aus ihren kurzläufigen Waffen, aber wohl eher um sich selbst zu schützen als um ihrer Aufgabe als Leibwächter nachzukommen. Mit ungläubig aufgerissenen Augen mussten die beiden allerdings feststellen, dass selbst wiederholte Treffer und klaffende Wunden, die sich sofort zu schließen begannen, das Wesen nicht zu stören schienen, als sich der verformte und verdrehte Körper endgültig seine Fesseln zerriss und die medizinische Drohne mit einem Hieb, eines inzwischen zangenbewehrten Armes, zertrümmerte. Dennoch feuerten die beiden Soldaten unbeirrt weiter auf das Mischwesen, was Lorren und seinen beiden Gefolgsleuten die Möglichkeit gab sich aus der Schusslinie zu rollen, als das Wesen nun doch noch auf den Beschuss reagierte. Mit unnatürlicher Geschwindigkeit überwand es die Distanz zu den Soldaten und hieb mit den Zangen, die zuvor Hände gewesen waren, auf die Männer ein, die ihn einem Schauer aus Blut und Körperteilen zu Boden fielen. Suchend blickte sich der Exra nach dem Inquisitor um, dem eigentlichen Grund für seine Anwesenheit an diesem Ort. So war der Jäger mit einem Mal zum Gejagten geworden, wenn es nach dem Willen des außerweltlichen Wesens ging, als seine inzwischen echsenartigen Augen den Inquisitor fanden, der sich vom Boden erhoben hatte.

 

Für einen Moment trafen sich die Blicke der menschlichen und nicht länger menschlichen Augen, bevor die beiden Kontrahenten aufeinander zu stürzten. Eine bläulich schimmernde Aura hüllte Lorrens Körper ein, als er seine Fähigkeiten nutze um seinen körperlichen Fähigkeiten zu stärken und so mit der widernatürlichen Gewandtheit und Kraft des Exra Schritt halten zu können. Ein Kampfmesser lag in seiner rechten Hand, welches ebenfalls vom Schimmer der Aura umschlossen wurde, und schon tauschten die beiden Kämpfer Hiebe aus, schneller als ein menschliches Auge folgen konnte. Für Lorrens Schüler und seinen Protokolar waren die Kämpfenden nur verwischte Schemen, einzig die bläulichen Umrisse einer der beiden Gestalten ermöglichten es ihnen Lorrens ständig wechselnden Standort festzustellen, als sich die beiden Kämpfer nach einem wilden Wirbel aus Schlägen wieder trennten und lauernd zu umkreisen begannen. Deutlich war zu sehen, dass Blut aus Lorrens Augenwinkel und Nase über sein Gesicht rann, ganz offensichtlich zahlte er einen Preis für die Möglichkeit dem Exra ebenbürtig zu sein. Dies blieb auch dem fremdartigen Wesen nicht verborgen, dass einen gewaltigen Schlag gegen Sebastians Kopf führte, den dieser aber durch eine Drehung ins Leere laufen ließ und mit einem blitzartigen Schlag den Arm des Ungetüms direkt hinter der Zange abtrennte. Laut aufkreischend wich das Wesen zurück, denn diese Wunde schloss sich nicht, grün-gelbes Blut pulsierte aus dem Armstumpf und Lorren setzte zum Gegenangriff an. Das schimmernde Messer zog eine funkelnde Bahn durch die Luft und erst im letzten Moment gelang es dem Exra die Waffe mit der verbliebenen Zange abzulenken, was einen tiefen Schnitt in den Oberarm zur Folge hatte.

 

Wieder kreischte das Wesen auf und schlug wild um, versuchte aus der Reichweite der tödlichen Klinge zu gelangen, was ihm durch einen Sprung auf den Untersuchungstisch auch für den Moment gelang. Schwer atmend musterte Lorren das auf dem Tisch zusammengekauerte Wesen, das sich zum Sprung bereit machte und nur noch auf den richtigen Moment wartete. Ein grimmiges Lächeln breitete sich auf Lorrens Zügen aus, ruhig lag das Messer in seiner Hand als er mit der linken den Exra auffordernd heranwinkte. Wie auf ein abgesprochenes Signal hin schnellten die beiden Kämpfer aufeinander zu, der kleine Mensch gegen das unwirkliche Mischwesen aus einer anderen Welt. Wütend kreischend sprang das Wesen auf Lorren zu, die verbliebene Zange zielte genau auf das Herz des Mannes, der selbst ebenfalls auf seinen Gegner zu schnellte. Im allerletzten Moment drehte sich Lorren seitlich an der Zange und dem Körper des Exra vorbei und brachte das Messer vor die Brust des Wesens, so dass es sich durch die eigene Geschwindigkeit an der Klinge aufspießen würde. Mit einem lauten Knacken fuhr die Klinge durch den Leib des Mischwesens und drang mit der Spitze am Rücken wieder aus. Stille senkte sich für einen Moment über den Raum, bevor der Schmerzensschrei des Exra die Ohren der Anwesenden bis an die Schmerzgrenze belastete. Ein Zucken ging durch den Leib des Ungetüms, bevor die Muskeln nicht länger ihren Dienst versahen und das Wesen zu Boden stürzte, wo es blutend und schwer atmend liegen blieb. Die Klinge steckte immer noch in der Brust, von der Wunde stieg leichter Rauch auf, da nur die Aufladung durch Lorrens Energie es der Waffe ermöglicht hatte das fremdartige Wesen zu verletzten.

 

Lorren selbst stand nun schwer atmend und zitternd über dem Körper des Exra, außer Reichweite der Gliedmaßen und beobachtete das sterbende Wesen, die schimmernde Aura war erloschen, doch noch immer rann ihm das Blut aus Nase und Augenwinkeln über das bleiche Gesicht und tropfe neben dem Mischwesen auf den Boden. Sebastian hatte gerade eine großkalibrige Pistole aus seinem Schulterholster gezogen, als die Sicherheitstür des Raumes aufflog und die beiden Söldner in den Raum eindrangen, die Waffen im Anschlag. Sofort nahmen sie den Exra ins Visier, blieben aber stehen als Lorren seine linke Hand hob. Er schöpfte mit einem tiefen Atemzug Luft und bezwang so das Zittern seiner rechten Hand, als er die Waffe auf den Kopf des außerweltlichen Wesens richtete. Gerade als er den Abzug drücken wollte, um den Wirt und damit die Verbindung zur diesseits des Abgrundes zu zerstören, quoll ein leises Lachen aus dem Mund der sterbenden Kreatur.

 

„ZU SPÄT, MENSCH. ZU SPÄT. ES HAT BEGONNEN!“ lachte das Wesen, mit gelblichgrünem Schaum vor dem Mund, und in diesem Moment konnte Lorren den psychischen Nachhall des Todes spüren, nicht eines einzigen Todesfall, sondern den Tod von Tausenden von Menschen. Er schaffte es gerade noch dem Wesen ein Geschoss durch den Kopf zu jagen, bevor er in die Knie brach und ihn die psychischen Energien zu übermannen drohten. Für einen Moment war er selbst einer der Sterbenden, die zur Verstärkung eines Rituals, dass die Grenzen zwischen der stofflichen Welt und dem Abgrund niederreißen sollte, dienten. Lorren wand sich in Krämpfen auf dem Boden und übergab sich mehrmals, bevor der Nachhall schließlich verebbte und er langsam die Kontrolle über seinen Körper zurückerlangte. Benommen drückte er sich langsam aus seinem Erbrochenen wieder nach oben und blickte die Söldner und seine beiden anderen Gefolgsleute an, die ihn fassungslos musterten.

 

„Wir waren zu spät hier... Sie waren bereits weiter als ich es für möglich gehalten habe... Roter Alarm für alle Mann... Die Wahnsinnigen haben ein Tor zum Abgrund geöffnet…“ presste er mit stockender Stimme hervor, bevor die Überbeanspruchung seines Körpers in den letzten Minuten ihren Tribut forderten und seine Sinne zu schwinden begannen. Seine Knie wurden weich und er sackte in die Arme seines Schülers, der ihn ein wenig zur Seite zog und ihn dann auf den Boden gleiten ließ. Wie aus weiter Ferne hörte er die Funksprüche der beiden Söldner an die eigenen Männer und wie sein Schüler einen Arzt anforderte.

Die Invasion hatte begonnen, das konnte er spüren und die Götter mussten beistehen, wenn es ihnen nicht gelang das Tor wieder zu schließen, waren seine letzten Gedanken, bevor gnädige Schwärze seinen Geist umfing.

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