Fantasy & Horror
Witchfinder: Planet der Verdammten (Prolog) - Erstes Buch

Prolog

Wir schreiben das dritte Jahrtausend in der Geschichte der Menschheit. Mein Name ist Sebastian Lorren und ich diene dem menschlichen Planetenbund nun seit 120 Erdstandardjahren. Mein Haar ist grau geworden und immer noch kurz geschnitten,  meinem Körper, durch meinen Dienst gestählt, sieht man mein Alter kaum an und mein Lebenszweck besteht darin mit all meiner Macht den Bund vor Schaden zu bewahren. Ich betrachte mich selbst als Werkzeug zum Schutz der Menschheit vor ihren eigenen Fehlern und Schwächen, dabei halte ich mich so gut es mir möglich ist an die überlieferten Traditionen und Werte, um mich nicht im Alltag meiner Mission zu verlieren. Mit dieser Überzeugung diene ich einem Orden von Gesetzestreuen, die geschworen haben, allen Schaden von den Menschen des Bundes abzuwenden, möge er von außen oder auch von innen kommen.

Und gerade dieses Streben wird von vielen Menschen missverstanden, sorgt für Furcht und Schrecken, wenn sich ein Mitglied unserer kleinen, aber schlagkräftigen Schar zu erkennen gibt. Hexensucher, Schattengreifer, Folterknechte, Psychopathen und noch viele Namen mehr, werden uns gegeben, die wenig schmeichelhaft, doch einen Teil der Wahrheit in sich tragen. Wir selbst nennen uns Inquisitoren, in Anlehnung an eine frühere Epoche der Menschheitsgeschichte und verstehen uns dabei als Untersuchende, wie es aus dem Wortstamm abgeleitet werden kann. Doch zwingt uns unsere Arbeit auch die Methoden dieser, in der Bevölkerung schon längst vergessenen, Institution erneut aufleben zu lassen, denn der Planetenbund ist groß und die Möglichkeiten sich zu verstecken zahlreich, so dass wir schnelle Erfolge benötigen, um unsere Ziele erreichen zu können. Und die effektivsten Methoden zeichnen sich leider nicht durch Sauberkeit oder Subtilität aus, sondern meist viel mehr durch die wohldosierte und geplante Anwendung von Gewalt, sei es bei Befragungen, Inhaftierungen oder gar der Auslöschung von Verbrechern. Viele Menschen schrecken daher vor einem Inquisitor zurück, da ihnen nur die schrecklichen Geschichten zu Ohren kommen, die wir im Dienste des Bundes zu tun gezwungen sind. Doch unsere größten Erfolge sind diejenigen, die wir in den Randbereichen der Gesellschaft stattfinden und niemals an uneingeweihte Ohren dringen. Würden wir versagen, würden die Bevölkerungen ganzer Planeten durch die Taten von Aufrührern in Bürgerkriegen oder gar von extraterrestrischen Lebensformen hinweggefegt werden. Und dies sind nur die Gefahren, die der Allgemeinheit bewusst sind. In den Weiten des Universums existieren noch weit aus gefährlichere Dinge, als sich die meisten Menschen ihren schlimmsten Alpträumen ausmalen könnten.

Doch natürlich ist die Furcht der einfachen Bürger nicht gänzlich unbegründet, die Vollmachten unserer Bruderschaft reichen weit genug, um auf jedem Planeten das Kommando über militärische Einheiten übernehmen zu können, was beinahe einer absoluten Blankovollmacht gleichkäme, müssten wir uns nicht vor den Oberen der Bruderschaft für jeden Einsatz verantworten und damit letzten Ende auch vor den Vertretern des Planetenbundes.

Und trotz aller Befugnisse, trotz aller angeblichen Macht bin ich immer noch ein Mensch, ein Mensch der vieles gesehen hat, was er lieber nicht gesehen hätte und die Erinnerungen daran peinigen mich während des Schlafes, dessen Ruhe mir so oft genug verwehrt bleibt.

Und doch glaube ich fest daran, dass meine Arbeit getan werden muss, dass alles schlussendlich zum Wohle der Bürger geschieht, denn gerade die Menschen, welche mich und meine Brüder im Geiste am meisten fürchten, diese einfachen Menschen, in den Siedlungen und Städte auf beinahe nicht zählbaren Planeten, können nur sorgenfrei ihr kleines Leben führen, da wir bereit sind Dinge zu tun, die kein anderer zu tun bereit ist und noch mehr. Doch alles hat seinen Preis und in manchen Nächten erinnere ich mich an alte Schlachten, die schon lange geschlagen sind und mein Herz wird schwer. In letzter Zeit erinnere ich mich immer wieder an einen Kampf, den ich zu Beginn meiner Zeit als Inquisitor ausgetragen habe.

Damals war ich vor wenigen Monaten 50 Standardjahre alt geworden, was man damals noch als jungen, aufstrebenden Agenten betrachtete, und abgefangene interplanetare Transmissionen hatten meine Aufmerksamkeit auf eine kleine Industriewelt gerichtet. Ihr Name war Sartina und Haupterzeugnis dieser Welt war Stahl, sowie einige andere Produkte, die kaum der Erwähnung wert sind. Und scheinbar gerade wegen dieser offenkundigen Bedeutungslosigkeit dieser Welt, hatte sich dort ein geheimer Kult etabliert, den ich bereits auf anderen Welten gejagt und zu Teilen vernichtet hatte. So machte ich mich selbst auf die Reise, um mir vor ein eigenes Bild von der Lage auf diesem Planeten zu machen und, wenig nötig, sofort handlungsbereit zu sein. Die Reise dorthin verlief ereignislos, sicherlich auch weil ich meine wahre Identität verborgen hielt und mich auf die Rolle eines passiven Beobachters beschränkte. Bei meiner Ankunft auf Sartina wurde nur der planetare Gouverneur von meiner Ankunft und dem Zweck meines Aufenthaltes informiert, so dass ich meine Nachforschungen im Schutz von Heimlichkeit und der Unwissenheit meiner Gegenspieler durchführen konnte. Anfangs bestanden meine einzigen Erfolge darin mir die Stiefelsohlen abzulaufen und ein fundiertes Wissen über alle möglichen Freizeitaktivitäten auf diesem Planeten zu erwerben, sowohl der legalen auch der illegalen Sorte, bis es schliesslich einem meiner Gefolgsleute gelang einen der Kultisten zu enttarnen und festzusetzen. Der Name des Kultisten war Galt Dorosn und seine Befragung für mich eigentlich nur noch eine Formsache, die mit seiner Exekution enden würde.

Doch gerade hier täuschte ich mich, beinahe schon jugendlicher Eifer und mangelnde Erfahrung trübten mein Urteilsvermögen, so dass ich nicht alle Folgen einer Befragung durchdacht hatte. Denn genau diese Befragung würde den Beginn von weit aus größeren Ereignissen darstellen, die ich damals einfach nicht absehen konnte und weswegen mich auch heute noch mein Gewissen in Stunden des Zweifels plagt.

Doch nun genug der Vorreden, meine Gedanken sind gesammelt, Notizen gemacht und ich werde nun die Geschichte so niederschreiben, wie sie damals geschah und wie sie auch in den Akten niedergelegt wurde.