Fantasy & Horror
Novembernacht

Einleitung

2008 geschrieben, neue überarbeitet... Bild: http://www.viptapete.de/fototapeten/nacht.htm

Es war eine kalte Novembernacht. Draußen blies ein heftiger Wind und peitschte die Regentropfen gegen das Schlafzimmerfenster. Gerade eben hatte ich das Licht der Nachttischlampe ausgemacht und kuschelte mich wärmesuchend in die wonnige Daunendecke. Ich war ganz allein in diesem alten Haus, welches wohl schon unzählige Stürme über sich ergehen lassen musste.

Mein Herz war voll Sehnsucht. Wieder einmal verbrachte ich die Nacht allein, viel zu weit waren wir von einander entfernt. Tausenderlei Gedanken drehten sich in meinem Kopf, bis die Müdigkeit

siegte und mich in die Welt der Träume eingehen ließ.
Mitten im süßesten Schlaf schreckte mich ein dumpfes Klopfgeräusch wieder auf. Mein Herz pochte wie wild. Angespannt hob ich den Kopf etwas hoch, hielt meinen Atem an, und lauschte in die Richtung, aus der das Klopfen gekommen war. Nichts war mehr zu hören. Starr vor Schreck verharrte ich noch eine ganze Weile und getraute mich keinen Millimeter mehr zu bewegen.

Nach und nach wurde ich wieder etwas ruhiger und kam zum Schluss, dass ich mir alles nur eingebildet hatte. Müde sank mein Kopf zurück in das weiche

Kissen. Vielleicht war es ja nur der Wind gewesen, welcher inzwischen fast gänzlich nachgelassen hatte. Ich atmete wieder gleichmäßig und ließ meinen Geist erneut in die Traumwelt entfliehen.

Dann musste ich wohl eine ganze Zeit lang tief geschlafen haben, bevor ich erneut auf schaurige Weise geweckt wurde. Das Gieren der Schlafzimmertür durchdrang mich bis ins Innerste. Fades Vollmondlicht schien durch die schweren Vorhänge. Alles war nur schemenhaft zu erkennen. Irgendwie glaubte ich die Umrisse eines Messers zu erkennen, welches in der Hand einer furchterregenden Gestalt lag. Kalter

Schweiß bildete sich auf meinem Rücken. Meine Hände begannen zu zitterten. Kochendes Blut schoss durch die Adern. In Todesangst vergrub ich mich unter der Decke und hörte, wie die knarrenden Schritte immer näher kamen. Unfähig zu schreien, lag ich da, und spürte, wie die Bettdecke langsam hochgezogen wurde. Mein Atem stand still – jetzt war es aus, aus und vorbei.

Im nächsten Moment fühlte ich eine warme Hand auf meiner Schulter und einen Körper, der sich zärtlich an mich schmiegte. Sanfte Lippen küssten meinen Nacken. Ein wohlbekannter Vanilleduft drang in meine Nase und ließ

augenblicklich die ganze Angst weichen. Mein Herz begann aufs Neue zu rasen, aber diesmal aus einem ganz anderen Grund. Ich drehte mich ihr entgegen und nahm sie lustvoll in meine Arme. Ein Feuerwerk der Liebe ging in uns auf und ließ uns genüsslich ineinander verschmelzen...

Heute ist er 17 Jahre alt geworden, unser Sohn. So manches Mal haben wir beide noch über diese unvergessliche Nacht gesprochen und vielleicht werden wir ihm eines Tages seine schaurige Vorgeschichte einmal erzählen…