Jordan und Josephine
Vanillekipferl
„Ui schau mal Jordan, was Oma da aus der Bioinsel Rosenberger mitgebracht hat! Das neueste Heft von Schroth und Korn. Meinst Du sie hat das Heft schon gelesen? Vielleicht dürfen wir ja nachher die bunten Bilder ausschneiden.“ Josies Augen beginnen zu leuchten, wenn sie daran denkt, mit der Schere ein bisschen herum zu schnippeln.
Auf dem Tisch, neben der Zeitschrift liegt ein Berg Vollkornmehl, gleich daneben ein Stück Butter, ein Häufchen Zucker und ganz viele Nüsse. „Was macht man denn damit? Wollen wir mal da rein hopsen? Das ist bestimmt viel lustiger, als draußen im Schnee rumzutoben und uns kalte Füße zu holen.“
„Ich weiß etwas viel besseres“ flüstert Jordan „wir backen Kekse. Wenn wir sehr leise sind, bemerkt das kein Mensch und bis jemand kommt, sind wir längst fertig damit.“
„Ja können wir das denn? Geht das denn so einfach?“ will die Kleine wissen. „Klar, komm wir geben in Opas Computer *Kekse* ein, klicken auf *suchen* und dann werden wir schon sehen was wir machen müssen. Flink hüpfen sie vom Küchentisch, auf das Fensterbrett und dann sind sie schon an Opas Schreibtisch. „Gib Weihnachtsplätzchen ein und dann mach einen Doppelklick“. Das mit dem Doppelklick, hat Josephine mal gehört und sie findet es hört sich sehr computerklug an. Aber auch ohne diesen Doppelklick hat Jordan ganz schnell jede Menge Keksrezepte gefunden. „O ist das ja babyleicht, das hätt ich aber nicht gedacht. Wir müssen einfach alles zusammen kneten, was da auf dem Tisch liegt und dann sind wir schon fast fertig!“
Eifrig kneten die kleinen Elfenmädchen den Teig. Um ein Haar hätten sie das Ei vergessen, welches sich hinter der großen Waage versteckt hatte, aber es ist noch einmal gut gegangen und so lässt sich der Teig ganz elfenleicht kneten. Endlich liegt ein großer, weicher, bräunlicher Klumpen vor ihnen. Mit den Fingern ziehen sie ein kleines Stückchen von der Masse ab und stecken es sich gegenseitig in den Mund.
„Leeeecker und was machen wir nun? Das sieht aber eigentlich kein bisschen nach Keksen aus. O, mann Jordan, auf Opas Laptop waren ganz viele bunte Plätzchen. Ich glaube wir müssen die zuerst ausrollen und dann ausstechen. Weißt du wo die kleinen Förmchen sind, die Engelchen und die Sternchen und das kleine Häschen?“ „Keine Ahnung, ich wette die hat Oma so weit weggepackt, damit wir sie nicht finden können und was machen wir nun? So sieht es doch auch komisch aus. Ich will, dass wir was ganz schönes Leckeres zaubern.“
Selbstvergessen hat Jordan ein kleines Stückchen des Teiges in ihren Händen hin und her gedreht. Wie eine kleine Wurst liegt das Teigstück in ihrer Handfläche. Sie biegt es ein bissel und zeigt es dann der kleinen Schwester „Schau mal, das sieht doch aus wie Kipferl, Juchhu, komm wir trullern den ganzen Teig und dann legen wir die kleinen gebogenen Würstchen auf das Backblech. Ich glaube so ein Blech muss gut eingefettet werden oder nicht? O meine Güte, ich weiß es nicht mehr, ich hab einfach nicht aufgepasst beim letzten Mal. Wie macht die Oma das eigentlich immer? Schwesterchen weißt du das denn nicht? Manchmal wissen auch kleine Schwestern etwas, was die Großen vergessen haben?“ „Ich glaube sie nimmt so ein komisches Papier und darauf legt sie dann die ausgestochenen Plätzchen“. Endlich haben die Beiden das Backpapier auf dem Blech ausgebreitet. Fröhlich sitzen sie da und legen ein kleines halbrundes Röllchen neben das andere.
Als die Oma zur Tür hereinkommt, sind die kleinen Elfen gerade dabei, das große blaue Blech in den Backofen zu schieben. „Was ist denn hier los, wie sieht denn meine Küche aus und was ist das da?“ Mit finsterem Blick zeigt die Oma auf den Tisch und dann auf die Kipferln. „Omi, wir haben dir schon mal den Teig gemacht und alles vorbereitet, gut oder? Du musst es nur noch in den Ofen schieben. Wir haben Opas Computer gefragt und der hat uns gezeigt was wir machen müssen!“ Jordan versucht ihren ganzen Charme spielen zu lassen. Sie weiß, dass backen Omas Resort ist und keine Arbeit für kleine Elfen. Wieso eigentlich nicht? Die Plätzchen sehen super aus und der Teig schmeckt leeeeecker.
„Elfenkinderchen, ihr habt hier ein Chaos angerichtet, seht aus wie Mehlzwerge und auf dem Fußboden kullern Nüsse herum. Ihr meint also ich soll mich jetzt freuen und sagen *brav meine zwei Schätze?* Ich frage mich gerade was ihr gemacht hättet, wenn ich nicht hereingekommen wäre. Wer von euch hätte denn den Backofen angestellt?“ „Omi, echt, wir hätten das niemals gemacht, keine von uns, wir wollten doch nur ein bisschen vorbereiten. Bitte Omi nicht schimpfen, weißt du für wen wir diese Kipferl gebacken haben?“ Josephine legt ihre Hand in die der Omi und schaut sie ganz lieb an. „Na sag schon du kleine Elfe, wer soll denn die Kekse bekommen?“
„Die Anna Sophie“ antwortet Jordan der Oma „Als wir sie neulich getroffen haben, da bat sie uns, dich nach einem Rezept für Vanillekipferl fragen!“ „Ja und da dachtet ihr, ihr backt mal so einfach drauf los. Aber sagt einmal, wie kann man denn Vanillekipferl backen ohne Vanille?“„Wie ohne Vanille, warum muss den Vanille da dran?“ Josie schaut ihre Oma fragend an „Ach Josie Schatz, diese Plätzchen heißen so, weil man sie, wenn sie gebacken sind, in Vanille- und Staubzucker wälzt und da hier schon alles klebt und staubt, könnt ihr das machen, wenn ich das Blech nachher aus dem Backofen nehme.“
Die beiden kleinen Elfenmädchen schauen neugierig durch die große Glasscheibe des Herdes. Langsam bekommen die kleinen Hörnchen eine schöne hellbraune Farbe. Nach ungefähr zehn Minuten sind sie fertig. Die Oma hat Staub- und Vanillezucker in einer großen Schale gemischt. Mittendrin sitzen Jordan und Josie und drücken jedes Kipferl in die Zuckermischung.
Josephine schaut eines ihrer kleinen gebogenen Gebäckteilchen an und sagt sehr, sehr ernst:
„und nun bist du kein Plätzchen mehr und auch kein Keks und auch kein normales Kipferl, nun bist du ein von Elfenhand handgewälztes Vanillekipferl.“
„Zieht euch schon mal eure Mäntel an und vergesst die Mützen und Handschuhe nicht. Ich packe die Kekse in die bunte Keksdose und dann macht ihr euch auf den Weg zu Anna-Sophie. Sie wird sich freuen, wenn ihr zwei kleine Elfenmädchen Vanillekipferl bringen.“
Jordan fällt noch etwas ganz wichtiges ein: „Omi wir brauchen das Rezept, sie hat doch nach dem Rezept gefragt.“
„Ich hab was ganz Tolles, Omi, da schreibst du das Rezept drauf.“ Rasch flitzt die kleine Josephine aus dem Zimmer und ist zwei Minuten später zurück. In der einen Hand hält sie eine Weihnachtskarte, auf der wunderschöne Kekse abgebildet sind und in der anderen ihren liebsten Lieblingsfüller. „Riech mal Jordan, riecht wie fertige Vanillekipferl.“ „Da hätten wir doch gar nicht backen müssen“ lacht Jordan.
Mit ihrer schönsten Schrift schreibt Oma das Rezept auf die duftende Karte:
560 Gramm Mehl
160 Gramm Zucker
400 Gramm Butter
200 Gramm Haselnüsse, gemahlen
100 Gramm Zucker zum Wenden
Und 4 Päckchen Vanillezucker.
Die Zubereitung:
Mehl, Zucker und in kleine Stücke geschnittene Butter mit den Nüssen zu einem Teig verkneten.1 Stunde kühl stellen. Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech legen und bei 175 Grad mattgoldgelb circa 15 Minuten backen.
100 Gramm Zucker mit dem Vanillezucker mischen und die frisch gebackenen Kipferl darin wenden.
FERTIG.
Warm eingepackt marschieren die Elfchen mit den Keksen und der Rezept-Duftkarte zu ihrer Freundin.
Anna-Sophie staunt nicht schlecht, als sie nicht nur das Rezept, sondern auch noch eine ganze Dose mit den leckersten Elfen-Vanille-Kipferln bekommt. Zur Belohnung bekommen Jordan und Josephine einen warmen Kakao. „Siehst du“, sagt Jordan zu ihrer kleinen Schwester „unsere Idee war gut. Sie freut sich und lächelt ganz glücklich. Sag Schwesterchen kann es etwas Schöneres geben, als andere Menschen glücklich zu machen?“
„Nicht wirklich! Aber wir haben ja nicht nur Anna-Sophie glücklich gemacht, sondern auch uns. Ich glaube es ist viel schöner etwas zu verschenken und zu sehen wie sich jemand freut, als selbst ein Geschenk zu bekommen.“
Ob die beiden kleinen Elfen Jordan und Josephine dieses Jahr die ganze Weihnachtsbäckerei zaubern, das steht noch in den Sternen.
(C) Ute AnneMarie Schuster Nov.2011