Seit langem war der König verzweifelt und ging schließlich selbst auf die Suche nach seinem einzigen Sohn, der die Flucht vor 7 Jahren gesucht hatte....Ihre Rückkehr ist mehr traurige Niederlage als gut gemeinter Sieg.
Fanfaren. Irgendwo im Hintergrund bläst jemand stark in die Blechröhren hinein.
Jeder sollte es hören. Der König kam wieder zurück. Er hat seine Stadt wieder gefunden.
Die Rückkehr des Königs wird mit Freude des Volkes erwartet. Ein riesiges Fest.
Der Duft von Schweinebraten, kandiertem Obst und wundervollem und zuckerreichen Gebäck erfüllt die Luft. Wer hier nicht sein will, der hat Probleme mit sich selbst. Mit sich und seiner Seele.
Immer wieder lassen die Fanfaren von sich hören. Dazwischen spielt ein Narr auf seiner Geige, ein anderer stiehlt ihm die Show. Herzliches Lachen und ein Krug voller Bier.
Was die Männer hier noch wollen sind Frauen, aber diese gibt es zu genüge im Moment. Sie stehen hinter ihnen und verteilen das Bier, den Schinken und an die Kinder das süße Gebäck.
Leuchtende Farben zieren die Straßen und lassen sie um vieles heiterer und freundlicher Aussehen, als sie eigentlich doch ist.
"Der König ist da! König Falmir ist zurück gekehrt mit seinem Sohn!", rief jemand durch die Straßen. Ein Junge der schon mindestens 14 Winter alt war, rannte vom Tore hinein in die Stadt und rief mit breitem Lächeln im Gesicht die anderen. Sie sollten kommen. Sie sollten kommen und sehen, dass der König, ihr König, wiedergekehrt war und das sogar noch mit einem kleinen Souvenir aus den Hinterlanden.
"König Falmir und sein Sohn sind wieder zurück!", rief der Junge noch einmal und drehte sich um. Gerade hatte er den Marktplatz erreicht, hatte sich durch zahlreiche Menschen kämpfen müssen und sprang nun auf einige Kisten, die aufeinander gestapelt waren.
"Die königliche Garde ist mir König Falmir zurück!", wiederholte er noch einmal. Die Flaggen und Fahnen, die Rösser und ihre Reiter konnte man schon von den Mauern sehen. So hatten die Bogenschützen, die als Wachen oben an ihrem Posten auf der Mauer waren, den besten Aussichtspunkt. Jeder einzelne freute sich auf den König.
Doch so groß die Freude auch war...
Keiner erblickte das Übel, dass der König mit sich trug.
Sein Sohn Alamnir war wieder zurück gekehrt. In Ketten gelegt und mit verbundenen Augen zogen sie ihn mit sich. Die Pferde weigerten sich schon diesen Menchen hinter sich her zu ziehen, denn auch wenn sie nicht verstanden was die Menschen sprachen, sie fühlten das Unbehagen aller Reiter und Soldaten, wenn sie den jungen Prinzen ansahen.
Mit gesenkten Köpfen und bockigem Verhalten trabten die jungen Rösser voran. Schwer war ihr gang schon seit den Grenzen. Die Nächte waren kalt und karg, die Soldaten mürrisch und der König schon halb besiegt, so dass dessen Gewicht nun ganz auf dem Rücken eines einzelnen Pferdes zu tragen war.
Sein Sohn, Alamnir, hatte ihn so zu gerichtet. Seine Begründung war nur: "Hier in Hinterlanden, ist es schwierig auch nur ein bisschen rücksicht zu nehmen auf das Alter."
Dass es überhaupt sein Vater ist, erwähnte der damals verschollen gewesene Prinz nicht.
Einer der Bogenschützen, sein Name war Fahla, erblickte die kleine Truppe in der Nähe der Tore und erhob die Hand, wollte rufen, sie sollen die Tore für den König öffnen, doch er stockte und seine augen wurden groß, sein Gesicht weiß.
Kein einzelnes Wort vermag er in diesem Augenblick auch nur auszusprechen, nur sein Partner nebendran erhob lauthals seine Stimme und brüllte hinaus.
"Unser König!!! Schnell!!! Ruft die Sanitäter! Reißt das Tor auf!!", brüllte er rüber und nur mit großer Überraschung konnten die Bogenschützen zum Kameraden neben Fahla sehen.
"Was ist geschehen?", riefen sie und drängten sich einer nach dem anderen an die Mauer, um hinunter sehen zu können.
Sobald sie verstanden was wirklich los war, drehte sich jeder um und legte eine Hand flach neben dem Mund und formte einen Trichter, um lauter zu sein.
"Der König braucht Hilfe!", riefen sie hinein in die Stadt und die Fanfaren stoppten auf das Zeichen. Die Flaggen wehten nur noch im stillen Winde und nicht einmal die Narren waren noch lustig drauf...
Mit leisem Quietschen öffnete man unter schwerem arbeiten die großen dicken Tore, um die königliche Garde samt König und Prinzen in die Stadt zu bringen.
Der trostlose Anblick eines übrig gebliebenen Truppes, das Blut befleckte Pelzgewandt des Königs auf dem Rücken eines nahe zu kriechenden Pferdes und der bestialische Ausdruck in den Augen des tot geglaubten Prinzen Alamnir versetzte jeden einzelnen Bürger, der mit Eile zu den Stadttoren rannte, in Angst, Ungläubigkeit und Verzweiflung....