Krimis & Thriller
Silver Rose: Das Gesetz der Killer (2) - Auftrag 5-7

0
"Silver Rose: Das Gesetz der Killer (2) - Auftrag 5-7"
Veröffentlicht am 07. November 2011, 118 Seiten
Kategorie Krimis & Thriller
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und ...
Silver Rose: Das Gesetz der Killer (2) - Auftrag 5-7

Silver Rose: Das Gesetz der Killer (2) - Auftrag 5-7

Beschreibung

Eine sechzehnjährige Auftragsmörderin namens Kate wechselt auf die Arrison Academy, eine Akademie für Killer. Dort lernt sie nicht nur den scheinbar gewissenlosen Auftragsmörder Train Phöenix kennen, sondern stößt mit der Zeit auf ein Geheimnis, das sie dazu bringt dieses eine Mal für den britischen Geheimdienst MI6 zu arbeiten und die Arrison Academy zu übernehmen. Enthält: Auftrag 5: Ein verschlossener Killer geht in die Schule Auftrag 6: Ein Killer wird fast selbst gekillt Auftrag 7: Was macht ein Killer, wenn ihm langweilig ist?

Auftrag 5: Ein verschlossener Killer geht in die Schule

In den nächsten Wochen bekamen Train und ich weitere Missionen, die allerdings fast alle ziemlich unspektakulär abliefen. Es schien vielmehr so, dass einige Leute aus der Schulleitung unser Team noch ein wenig testen wollten.

Ich hatte bereits mitbekommen, dass die Schulleitung nicht nur aus Mrs Allison bestand. Viel mehr hatte es den Anschein, dass mehr Leute dahinter standen und zusammen mit Mrs Allison diese Akademie leiteten. Außerdem hatte ich bei einem meiner Streifzüge durch den Wald nordwestlich von den großen Wohngebäuden und dem Schulhaus etwas entdeckt, von dem ich nicht ganz sicher war, welchem Zweck es diente. Es war ein flaches, aber ziemlich langes und breites Gebäude. Leider nur kam ich nicht näher heran, da es um das gesamte Gebiet um dieses Gebäude herum vor lauter Fallen nur so wimmelte und es außerdem von überall her überwacht zu werden schien. So hatte ich leider einen Bogen darum machen müssen und mich in dem Wald weiter umgesehen.

Mittlerweile war es auch Herbst geworden und die Blätter hatten angefangen sich zu verfärben. Es war gar nicht mal so unschön zu sehen, wie die bunten Blätter im Wind raschelten und ihren ganz eigenen Tanz vollführten. Dabei kam mir auch in den Sinn, was in den letzten Wochen so alles los gewesen war.

Train zog es weiterhin vor den Unterricht zu schwänzen und auch sonst hatte ich nicht sonderlich viel mit ihm zu tun, wenn wir nicht gerade abends oder auch nachts auf Missionen waren. Während des praktischen Trainings übte ich meistens mit Leon und den Brüdern Cedric und Elric, die, soweit ich es inzwischen mitbekommen hatte, einige der Stärksten hier waren. Allerdings nahmen die Jungen die Kämpfe einfach nicht ernst und so endete es eigentlich immer damit, dass ich ihnen irgendwann, wenn ich keine Lust mehr auf die Albernheiten der drei Quatschköpfe hatte, einfach eine überbriet und dann Anja bei ihrem Training half.

Dabei lernte ich auch Mareike und Lisa kennen, die zusammen mit Kelvin Anjas Trainingspartner waren. Die beiden Mädchen waren ebenfalls ganz nett, auch wenn sie, genau wie Anja, wohl ein oder zwei Jahre jünger als ich waren. Kelvin war ein kleiner Angeber, schien aber auch ganz in Ordnung zu sein, soweit ich das sagen konnte.

Ich war froh, dass Anja auch noch ganz nette andere Freunde hatte. So fiel es ihr zum Glück auch nicht weiter auf, dass ich des Öfteren mal verschwand, weil schon wieder eine neue Mission für mich an stand und ich zur Besprechung musste. Denn ich hatte noch immer keinen Grund dafür gefunden, Anja davon zu erzählen, dass ich mit Train auf Missionen ging. Diese endeten inzwischen auch nicht mehr in einem Massaker, wie meine allererste Mission mit Train, sondern damit, dass das Krankenhaus mal wieder eine ganze Reihe neuer Gäste bekam, die meistens schon nach ein paar Tagen wieder entlassen werden konnten.

Ich war sehr froh, dass Train aus irgendeinem Grund aufgehört hatte wahllos auf alles zu schießen, was sich bewegte. Soweit ich es sagen konnte, war er zwar ziemlich verschlossen, aber sonst eigentlich gar nicht so übel. So ganz kam ich aber noch nicht zu ihm durch und deshalb dachte ich darüber auch nicht so viel nach.

Stattdessen nutzte ich die Zeit und bastelte etwas an den Kabeln meines PCs. Statt die Wanze, die ich tatsächlich gefunden hatte, nur zu umgehen, hatte ich mir ein hübsches Spiel überlegt. Ich hatte viele verschiedene Besuche von Seiten auf einem speziellen Gerät aufgezeichnet und dann in viele kleine Stücke zerhackt. Dann hatte ich das Gerät so an der Wanze angeschlossen, dass es ansprang, sobald mein PC lief. Ein kleines Standartstartprogramm wurde zuerst über das Gerät abgespielt und zeigte demjenigen, der sie mit der Wanze überwacht, einen ganz normalen PC-Start. Danach bediente sich das Programm auf dem Gerät, das ich an der Wanze verkabelt hatte, eines einfachen Systems und wählte aus den ganzen verschiedenen Anwendungen, die ich ursprünglich aufgezeichnet hatte, immer mal wieder eine aus und spielte sie dem Menschen hinter der Wanze vor. So konnte sich der Betrachter an verschiedenen Spielen im Internet erfreuen, einige bescheuerte Filme angucken und noch eines mehr sehen, was ich über einen langen Zeitraum hinweg alles aufgenommen hatte. Damit war die Wanze beschäftigt und konnte nicht die eigentlichen Signale empfangen, die der PC sendete. Und auf diesem Weg konnte ich frei ins Internet gehen und Recherche betreiben, wenn ich wollte.

Im Moment war mir allerdings noch nicht danach und ich ließ die Wanze meine eigentlichen Mausklicks und Aktionen aufnehmen. Mein kleines Vorgaukel-Gerät hob ich mir für eventuelle Notfälle auf, sonst fiel es irgendjemandem nachher doch auf, bevor ich diesen Schutz überhaupt wirklich brauchte.

„Das Training heute war ganz schön anstrengend“, seufzte Mareike und streckte sich.

„Findest du?“ Ich sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Wie auch bei Anja konnte ich mir Mareike nicht vor einer Leiche vorstellen. Sie hatte zwar erst Rang 2, doch dort gehörte sie zu den Besten und war eine Kandidatin für Rang 3. Mit ihrem Aussehen – den langen fuchsroten Haaren, die sich so schön lockten, den braunen Augen und der beigen Uniform – sah sie jedoch nicht sehr furchteinflößend aus. Eher fast genauso süß und unschuldig wie Anja.

„Ja“, erwiderte Mareike und trank einen Schluck Tee aus der Tasse, die vor ihr stand.

Wir waren in Anjas Zimmer und saßen an dem Tisch, der mit Kuchen und Teetassen gedeckt war. Abgesehen von mir, Mareike und natürlich Anja war auch Lisa noch mit dabei. Diese hatte kinnlange, hellbraune Haare und schöne grüne Augen. Sie hatte ebenfalls Rang 2 und egal wie sehr ich mich bemühte, auch Lisa konnte ich mir einfach nicht als Auftragsmörderin vorstellen.

Es half wirklich alles nichts, ich fand diese Akademie eigenartig. Wie wählten sie ihre Schüler eigentlich aus? Einfach so oder musste man bestimmte Kriterien erfüllen? Wenn ich genauer nachdachte, kam ich allerdings zu dem Schluss, dass Letzteres nicht der Fall sein konnte. Sonst wären keine Leute wie Anja, Mareike oder Lisa hier. Also wonach richtete sich das Auswahlverfahren der Akademie? Gab es überhaupt eines? Und was plante die Leitung der Schule mit all den Schülern, die hier versammelt waren? Je mehr ich darüber nachdachte, umso mehr Fragen kamen mir in den Sinn.

„Du hast echt keine Gnade“, bemerkte Lisa etwas schroff. Sie war der Typ Mädchen, der kein Blatt vor den Mund nahm, wie mir schon nach dem ersten kurzen Wortwechsel vor einigen Wochen aufgefallen war. „Uns so zu scheuchen, manchmal bist du echt schlimmer als Mrs Kingston mit ihren abgedrehten Trainingsmethoden.“

„Wieso?“, fragte ich nüchtern und nippte an dem Tee. Er schmeckte nach Kamille. „Ihr wollt doch Auftragsmörder werden, oder? Wenn ihr das wirklich werden wollt, müsst ihr auch etwas dafür tun und hart trainieren. Sonst endet ihr irgendwann nur als Kanonenfutter.“

„Du hast immer so eine nette Ausdrucksweise...“ Anja lächelte etwas schief. „Aber will noch jemand von euch Tee? Es ist noch was übrig.“

„Ich nehm gerne welchen“, sagte Mareike lächelnd und hielt ihre Tasse hoch, damit Anja ihr einschenken konnte.

„Gib mir auch noch was.“ Lisa hielt Anja ihre Tasse demonstrativ vor die Nase.

Ich blickte über den Rand meiner Tasse hinweg zu den drein. Wenn ich mit ihnen zusammen war, wirkte alles so friedlich. Als ob die ganze Gewalt dort draußen außerhalb des Zauns um die Akademie nicht existieren würde. Manchmal wünschte ich mir fast, dass die friedlichen Zeiten anhalten würden.

„Heeey.. Erde an Kate, bist du noch anwesend?“, fragte Lisa und wedelte mit ihrer Hand vor meinen Augen.

Ich zog zur Antwort eine Augenbraue hoch.

Anja lächelte, wie immer. „Möchtest du auch noch Tee?“

Ich sah meine Tasse an, die so gut wie leer war. „Von mir aus.“

Die Zeit an der Akademie war eigentlich gar nicht mal so schlecht. Es gab gute und weniger gute Lehrer, wie an jeder Schule, und die Mitschüler waren ebenfalls ganz in Ordnung, wenn sie einen erstmal akzeptiert hatten.

Dennoch, und es mochte an meiner misstrauischen Natur liegen, hatte ich das Gefühl, dass etwas anders war als es sein sollte. Etliche Geheimnisse rankten sich um die Akademie und ihren Zweck. Auch wenn keiner der anderen Schüler darüber nachdachte und alle viel lieber ihr Leben genossen, kam ich gar nicht drum herum darüber nachzudenken.

Auch kam mir in den Sinn, dass Gordon Bright, den ich bei meiner zweiten Mission sauber erschossen hatte, die Scythe Society erwähnt hatte. Genauer gesagt hatte er gefragt, ob Train und ich von dieser Organisation geschickt worden waren. Irgendetwas musste er gewusst haben, so viel stand fest. Diese Scythe Society schien nicht ganz unbekannt zu sein. Wenn ich jedoch meine Mitschüler fragte, zuckten alle nur mit den Schultern. Keiner hatte eine genaue Ahnung davon, was vor sich ging. Aber alle fanden es hier auf der Akademie cool und blieben deswegen hier ohne große Fragen zu stellen, ich staunte über die Naivität der meisten. Die war an dieser Akademie wirklich unübertroffen.

Als ich wieder in meinem Zimmer war und problemlos meine Hausaufgaben erledigt hatte, blickte ich nach draußen. Auch wenn ich eigentlich nicht direkt daran dachte, geisterte die Frage, was Train eigentlich den ganzen Tag lang so machte, doch durch meinen Kopf. Lag er die ganze Zeit nur auf dem Dach? Ich konnte mir das nur schwer vorstellen. Allerdings kam mir eine Idee, wie das ganz einfach herausfinden konnte.

Ich öffnete meine Balkontür und trat nach draußen. Trains Balkontür war geschlossen. Kurz sah ich nach unten, doch auf den Wegen vor Haus 4 war zurzeit niemand unterwegs. Nur weiter hinten bei Haus 1 und 2 herrschte wie immer reger Betrieb, wo zum größten Teil die jüngeren Schüler untergebracht waren. So sprang ich einfach mit einem Satz nach oben und zog mich hoch aufs Dach. Und wie erwartet sah ich weiter oben auf dem abgeschrägten Dach Train. Er lag auf dem Rücken und hatte ein Bein aufgestellt. Seine Arme hatte er hinter dem Kopf verschränkt und schien zu dösen.

„Du schläfst doch nicht wirklich am helllichten Tag, oder?“, fragte ich mit einer hochgezogenen Augenbraue.

Als ich keine Antwort bekam, trat ich näher zu Train und ging neben ihm schließlich in die Hocke. Dass das Dach schräg war, war für mich zum Glück kein Problem. Ich hatte schon immer ein gutes Gleichgewicht gehabt und konnte sogar auf einem dünnen Seil balancieren.

Während ich ihn betrachtete – schlafend sah er gar nicht mal so unsympathisch aus – fiel mir auf, dass er ein wenig mitgenommen aussah. Einige leichte Stellen und Schrammen waren an seinen Armen zu sehen und ein Schnitt zierte sogar seine Wange.

„Wo hat er sich das denn geholt?“, fragte ich leise, „Bei unseren Missionen jedenfalls nicht.“ Ich sah ihn nachdenklich an und streckte schließlich zögerlich eine Hand aus, um den Schnitt zu berühren. Stammte er von einem Messer? Oder von einer anderen scharfen Waffe? Und wer hatte sie ihm zugefügt?

Plötzlich wurde meine Hand gepackt und ich starrte Train leicht überrascht an, der auf einmal die Augen geöffnet und mein Handgelenk gepackt hatte. Einen Moment lang sahen wir uns so an und keiner bewegte sich.

„Du bist es“, sagte er letztlich nur und ließ mein Handgelenk wieder los.

„Du? Kannst du dir meinen Namen nicht merken oder warum nennst du mich immer nur du?“, fragte ich resigniert.

Train antwortete nicht und sah einfach an mir vorbei in den von einigen Wolken verhangenen Himmel.

Ich verzog das Gesicht. Er schien mich zwar inzwischen zu respektieren, aber viel gesprächiger war er nicht geworden. Nach ein paar schweigsamen Sekunden kam aber auf einmal ein kleiner Vogel angeflattert. Er hatte ein schönes, goldgelbes Gefieder und drei lange, leicht geringelte Schwanzfedern. Er sah richtig süß aus, auch wenn ich keine Ahnung hatte, was für eine Art Vogel er war. Verblüffen tat mich allerdings der Umstand, dass Train sich in dem Moment aufsetzte und der Vogel auf seiner Schulter landete.

„Äh.. gehört der dir?“, fragte ich nur erstaunt. Das konnte ich mir kaum vorstellen.

„Nein“, antwortete Train schlicht und tätschelte mit dem Zeigefinger vorsichtig den kleinen Kopf des Vogels, der das zu mögen schien, „Er kommt nur immer zu mir, wenn ich hier oben bin.“

Ich war immer noch erstaunt. Ich hatte ja vieles für möglich gehalten, doch dass Train anscheinend mit Tieren umgehen konnte, hatte ich nicht geahnt. Aber wenn ich mir Train so ansah, wie er mit einem fast freundlichen Gesichtsausdruck den kleinen Vogel streichelte, sah er auch irgendwie gar nicht mehr so unausstehlich aus wie sonst.

„Kann ich ihn mir mal ansehen?“

Train sah mich stirnrunzelnd an.

„Ich mein den Vogel“, sagte ich lächelnd. Ich wusste auch nicht, warum ich gerade jetzt lächeln musste.

Train zuckte mit seiner freien Schulter und ich nahm das einfach als „ja“. Daraufhin beugte ich mich ein Stück vor, um den Vogel genauer ansehen zu können. Dass ich mich dabei halb über Train beugte, da ich auf der anderen Seite von ihm hocke, interessierte mich nicht wirklich und ihm schien es auch egal zu sein. Lächelnd musterte ich den kleinen Vogel, der gerade sein edles Gefieder putzte und mich dann mit schief gelegtem Kopf ansah. Auf einmal hopste er dann auf meinen Kopf und ich blinzelte überrascht.

„Der ist ganz schön zutraulich“, stellte ich leicht verblüfft fest und schielte nach oben.

Train lächelte auf einmal wieder leicht.

Mir fiel das natürlich auf. „Hey, du kannst ja doch nicht nur böse gucken.“

Sofort verschwand das Lächeln wieder und er warf mir einen genervten Blick zu.

„Nun tu nicht so als würde ich dir auf die Nerven gehen“, sagte ich leicht empört, „Ich halte mich doch nun wirklich die meiste Zeit von dir fern, also komm nicht auf die Idee mich schon wieder mit Blicken erdolchen zu wollen. Darin bist du zwar ein Meister, aber genau deswegen ist es auch so nervtötend.“

Es schien fast so, als würden sich Trains Mundwinkel ein wenig verziehen und ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab.

Ich hob eine Augenbraue und sah ihn mit schief gelegtem Kopf an. „Sag mal, kann es sein, dass du einfach nur schüchtern bist?“

Wie zur Zustimmung zwitscherte der Vogel auf meinem Kopf.

„Eh?“ Train wirkte tatsächlich ein bisschen überrascht. „N-Nein, ich...“ Er wich meinem Blick aus.

„Ich seh dir doch an der Nasenspitze an, dass du schüchtern bist“, sagte ich und konnte mir ein schiefes Lächeln nicht verkneifen. Als Train sich dann wirklich mit verwirrtem Blick an die Nase fasste, musste ich endgültig anfangen zu kichern und Train sah zur Seite. Eine ganz leichte Röte hatte sich auf seine Wangen geschlichen.

„Jetzt aber mal im Ernst“, sagte ich, als mein Lachanfall endlich ein Ende gefunden hatte, „Warum hältst du dich immer von allen fern? Und warum kommst du nie zum Unterricht? Das Meiste ist zwar Schwachsinn, aber manche Sachen sind durchaus brauchbar.“

„Es ist langweilig“, brummte Train. Er war anscheinend noch beleidigt wegen meinem Scherz.

Irgendwie musste ich bei der Vorstellung, dass Train, der ruchlose Mörder, wegen so etwas beleidigt war, schon wieder grinsen. „Aber es macht auch durchaus Spaß etwas mit den anderen zu unternehmen“, bemerkte ich, „Es gibt zwar auch unzählige Idioten hier, aber einige sind ganz nett. Warum kommst du nicht einfach mal mit und siehst es dir selbst an? Bisher warst du doch eigentlich nie in der Klasse und ich wette, dass auch du etwas finden wirst, was dir Spaß macht.“

Der Vogel auf meinem Kopf zwitscherte wieder zur Zustimmung.

„Siehst du? Pieps findet auch, dass du es wenigstens ausprobieren solltest“, fügte ich lächelnd hinzu.

„Pieps?“ Train sah mich verständnislos an.

„Der Vogel“, sagte ich und deutete auf den kleinen Piepmatz auf meinem Kopf, „Ich hab beschlossen ihn Pieps zu nennen.“

Trains Gesichtsausdruck verriet, was er von diesem Namen hielt.

„Du kannst mich mal, mach doch einen besseren Vorschlag“, erwiderte ich auf seinen Blick und schmollte. Ich fand den Namen wirklich passend.

Train aber lächelte auf einmal und streckte eine Hand aus. Der kleine Vogel mit dem goldgelben Gefieder hopste von meinem Kopf auf seinen Zeigefinger und ließ sich von ihm ansehen. „Na ja, da der Kleine hier mit dem Namen einverstanden zu sein scheint, ist es wohl in Ordnung“, sagte Train schmunzelnd, „Auch wenn er trotzdem ziemlich einfallslos ist.“

„Bääääh.“ Ich streckte ihm frech die Zunge raus. Bei ihm verfiel ich irgendwie gerne mal in ein kleinkindhaftes Verhalten, doch das war mir ihm gegenüber sowieso egal.

Es schien fast so, als würde Train leise lachen, auch wenn er sich weggedreht hatte. Daraufhin hörte ich auf schräge Grimassen zu ziehen und blickte ihn leicht erstaunt an. Wenn er lachte, sah er tatsächlich aus wie ein normaler Junge. Ich wusste nicht genau, wie ich eigentlich auf die Idee gekommen war, dass er nicht normal war, aber irgendwie erstaunte es mich. Seit mir bei unserer ersten gemeinsamen Mission klar geworden war, zu was er alles ohne auch nur mit der Wimper zu zucken fähig war, war ich ihm gegenüber eigentlich immer auch ein wenig skeptisch gewesen. Auch heute noch war ich es, doch etwas schien anders als zuvor. Train hatte sich verändert. Er ähnelte nicht mehr nur einer Maschine, sondern er war eindeutig ein Mensch. Ich fragte mich nur, wieso er damals so anders gewesen war. Denn ich fand seine jetzige Art eigentlich gar nicht so unangenehm, gerade wenn er lachte und seine Gefühle zeigte. Es ließ ihn freundlicher wirken.

„Na ja“, sagte ich schließlich, „Ich hab noch was zu erledigen, deshalb lass ich dich und Pieps jetzt alleine. Aber morgen hol ich dich ab. Ich hab´s langsam satt, dass du immer den Unterricht schwänzt und der Einzige bist, der der elenden Pauke entgeht.“ Ich sprang vom Dach auf meinen Balkon.

Train sah mir leicht überrascht hinterher und sah dann Pieps stirnrunzelnd an. Der kleine Vogel saß noch immer auf seinem Zeigefinger und putzte wieder sein Gefieder. Train seufzte und verzog das Gesicht ein wenig, denn einige der Stellen an seinen Armen und auch an der Brust brannten noch immer, obwohl die Bestrafung bereits mehrere Stunden zurück lag. Warum war ihm kein friedliches Leben vergönnt?

Pieps konnte seine stumme Frage leider nicht beantworten.

 

„Und weshalb soll ich jetzt nochmal mitkommen?“, fragte Train genervt. Er trug wie gewöhnlich seine dunkelblaue Uniform, auch wenn er die weiße Weste inzwischen ebenfalls gegen den weißen Blazer mit einigen goldenen Eingravierungen eingetauscht hatte, den wir im Winter statt der Weste trugen. Lustlos hatte er die Hände in die Hosentaschen gesteckt und verließ mit mir Wohnhaus 4.

„Weil du endlich auch mal unter Menschen kommen sollst“, stöhnte ich. Wie oft hatte er mir jetzt schon die gleiche Frage gestellt? Ich hatte aufgehört zu zählen. „Ich hab zwar noch nie gehört, dass ein Mensch an Einsamkeit gestorben ist, aber ich hab keine Lust, dass du der Erste bist.“

„Es kann kein Mensch an Einsamkeit sterben“, konterte Train und gähnte.

Das Gähnen und seine genervte Stimme passten zwar so gar nicht zusammen, doch ich schüttelte nur mal wieder den Kopf. „Du willst wohl gar nicht erst versuchen, dich mit den anderen anzufreunden.“

„Wieso auch?“, fragte Train und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Er blickte hoch in den Himmel.

Zwar konnte ich mir denken, dass sein Leben ganz anders aussah als das normaler Leute, doch ich hatte trotzdem nicht vor drauf Rücksicht zu nehmen. „Weil dir ein bisschen Gesellschaft nicht schaden wird, du Miesepeter. Wenn du die ganze Zeit da oben auf dem Dach hockst, staubst du irgendwann noch ein.“

„Davon hab ich bis jetzt noch nichts bemerkt.“

„Duuu...“

„Kate!“ Anja stand ein Stück weiter vorne und winkte schon.

Ich hob die Hand und sah aus den Augenwinkeln Trains Gesicht, das ganz eindeutig sagte: Ich hab kein Bock, lasst mich bloß alle in Ruhe.

Inzwischen wirkte Anja etwas verwirrt, als sie den Jungen neben mir erkannte. Sie ließ ihre Hand sinken und wartete darauf, dass ich näher kam.

„Guten Morgen“, sagte ich und streckte mich erstmal.

„Morgen“, sagte Anja. Sie konnte nicht anders als Train verwirrt ansehen.

Ich folgte ihrem Blick. „Na du scheinst den Miesepeter ja schon erkannt zu haben, Train, das ist Anja, eine Freundin aus unserer Klasse.“

Train sah sie kurz an, dann blickte er wieder zur Seite.

Ich pickte Train daraufhin demonstrativ in die Wange, damit er endlich aufhörte so lustlos dreinzublicken. Allerdings fing lediglich Trains linkes Auge an zu zucken und er schnappte nach meinem Finger, als ihm das Gepicke allzu sehr auf die Nerven ging.

„Hey, bist du zum Krokodil mutiert oder was?“, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. Was sollte das denn so plötzlich? „Du kannst doch nicht einfach versuchen in meinen Finger zu beißen!“

„Wenn du mir auf die Nerven gehst, kann ich das schon“, erwiderte Train und sah mich vorwurfsvoll an.

„Du kannst ja auch mal von alleine ein bisschen freundlicher aus der Wäsche gucken“, warf ich ein, „Das wird dir mit Sicherheit keinen Zacken aus der Krone brechen.“

„Du legst es wohl unbedingt darauf an, mich wütend zu machen“, knurrte Train und sah mich finster an.

Ich erwiderte seinen Blick genauso finster und Anja sah unsicher zwischen uns hin und her. Es sah ganz danach aus, dass gleich ein ausgewachsener Streit ausbrach. Und wo würde das bei den beiden hochrangigen Auftragsmördern wohl hinführen? Anja wollte es gar nicht erst wissen.

Tatsächlich wurden unsere Blicke von Sekunde zu Sekunde finsterer, bis wir beide auf einmal anfingen zu lachen. Ich lachte einfach ausgelassen und Train kicherte hinter vorgehaltener Hand ebenfalls. Anja sah uns nur verwirrt an. Hatte sie irgendetwas nicht mitbekommen?

„Oh Mann, du schaffst mich echt, weißt du das?“, fragte ich kopfschüttelnd und holte erstmal Luft. Es war einfach zu komisch gewesen, als wir versucht hatten uns im finster-drein-blicken zu überbieten.

„Und du bist ganz schön nervig“, murmelte Train und sah zur Seite.

Ich sah ihn resigniert an. Er lernte es wirklich nicht. „Also wenn du so weitermachst, werden weiterhin alle Angst vor dir haben. Willst du das unbedingt?“

„Wenigstens kommt dann keiner auf die Idee mir so auf den Geist zu gehen, wie du es im Moment tust“, bemerkte er, „Nerviges Mädchen.“

„Was ist so schwer daran dir meinen Namen zu merken?“, fragte ich genervt, „Und das davor war übrigens die falsche Antwort.“ Ich haute Train einfach von oben meine Faust auf den Kopf, dann packte ich ihn am Kragen seines Hemdes und zog ihn mit mir. „Wenn wir uns nicht beeilen, kommen wir noch zu spät.. Kommst du, Anja? Oder bist du da festgewachsen?“, fragte ich über meine Schulter.

Anja schien noch immer nicht zu wissen, was sie davon halten sollte, doch sie folgte mir schnell. Sobald sie zu uns aufgeholt hatte, fragte sie: „Und was.. eh.. was macht..?“ Sie schien nicht zu wissen, wie sie die Frage formulieren sollte.

„Ich hab beschlossen, dass ihm ein bisschen Unterricht nicht schaden wird“, sagte ich und zog etwas kräftiger an seinem Kragen, damit er auf hörte sich einfach nur von mir ziehen zu lassen, „Außerdem kann er auch ganz nett sein, wenn er mal vergisst feindselig dreinzublicken.“

Trains Blick, mit dem er mich von hinten ansah, hätte kaum tödlicher sein können.

„Willst du mich von hinten erdolchen?“, fragte ich stöhnend, „Und muss ich dich an die Leine nehmen oder kommst du jetzt mal freiwillig mit?“

Widerwillig kam Train mit uns mit und nach einer Weile ließ ich seinen Kragen wieder los. Schließlich kamen wir auch beim Schulgebäude an und duzende Blicke sahen uns ungläubig hinterher. Auch als wir in der Klasse waren und Train oben auf seinem Platz saß und finster drein blickte, während ich noch unten bei Anja auf dem Tisch saß, sahen ihn die meisten aus der Klasse mit gemischten Gefühlen an.

„Wieso hast du ihn mitgebracht?“, fragte Anja leise, „Und wie kommt es überhaupt, dass du und.. dass ihr so miteinander redet?“

„Tja, eine gute Frage“, seufzte ich. Ich sah allerdings nach oben zu Train, dessen lasst-mich-bloß-in-Ruhe Blick wirklich alle von ihm fern hielt. Ich schüttelte den Kopf und stand stöhnend auf. Anja sah mir leicht verwirrt hinterher, als ich die Stufen hoch stieg und neben Train stehen blieb. Dieser sah mich daraufhin finster an.

„Würdest du jetzt mal damit aufhören diese finstere Miene zu ziehen, du sturer Esel“, forderte ich und sah ihn schon fast ungläubig an. Er war ja noch schlimmer als ich es am Anfang gewesen war. Ich hätte ihm nicht zugetraut, dass er dermaßen dickköpfig sein konnte. Er wollte einfach nicht, das war sein einziges und gleichzeitig größtes Problem. Und das kotzte mich gerade ziemlich an.

Trains Antwort bestand aus einem kalten Blick.

Daraufhin reichte es mir. Ich holte kurzerhand aus und rammte ihm meine Faust auf den Schädel. Wenn mir jemand so blöd kam, konnte ich einfach nicht widerstehen und briet ihm gerne mal eine über. Das war eine dumme Angewohnheit, ich weiß, aber bei ihm tat das wirklich mal Not.

Die anderen in der Klasse starrten mich fassungslos an. War ich lebensmüde? Die Frage las ich in ihren Blicken.

„Und könntest du mal aufhören mir dauernd fast den Schädel einzuschlagen?“, fragte Train genervt und rieb sich den Kopf. Ich hatte es tatsächlich geschafft zweimal auf genau dieselbe Stelle zu schlagen. Und das beide Male nicht gerade sehr sanft.

„Keine Angst, das kleine Erdbeben wird deinen Gehirnzellen schon nicht gleich das Licht auspusten“, erwiderte ich und stemmte die Hände in die Hüften, „Und jetzt hör endlich auf so zu tun als würdest du gleich jeden umbringen, der dir zu nahe kommt. Das geht mir langsam wirklich auf den Keks.“

Trains Blick wurde schon wieder finster. Dann machte er Anstalten aufzustehen, doch ich rammte meine Handfläche auf den Tisch und beugte mich ein Stück über ihn, damit ich ihn von oben herab ansehen konnte und ihn damit auch am Aufstehen hinderte.

„Du benimmst dich wie ein verzogenes Kleinkind, ist dir das schon mal aufgefallen?“, fragte ich und sah ihn meinerseits drohend an.

Einen Moment lang blickten wir uns finster an und ich hatte fast das Gefühl, dass es um mich herum einige Grad wärmer wurde. Ich wusste, dass er der wahrscheinlich der Beste an der gesamten Akademie war, doch ich war immerhin seine Partnerin und auch nicht ohne. Es stand mir zu, etwas an seinem bescheuerten Verhalten zu kritisieren. Auch wenn ich mir nicht ganz sicher war, wie er darauf reagieren würde.

Jedoch hatte ich in den letzten Wochen eigentlich gelernt ihm auf Missionen einigermaßen weit zu vertrauen und so hoffte ich einfach, dass er nicht gleich ausrasten würde. Zudem war ich mir inzwischen ziemlich sicher, dass sich hinter seiner abweisenden Fassade ein ganz netter Junge verbarg.

Dann lächelte Train auf einmal und sah mich von unten herauf keck an. „Du nennst mich also ein verzogenes Kleinkind?“ Sein Blick hatte auf einen Schlag einen ganz anderen Ausdruck bekommen und Train wirkte plötzlich wie ein kompletter Draufgänger. „Du bist doch selber nicht mehr als ein starrköpfiges, nerviges Mädchen.“

Einen Moment lang war ich wirklich baff von dem plötzlichen Wechsel, doch dann musste ich ebenfalls grinsen. „Aha, ich bin also ein nerviges Mädchen“, stellte ich fest und mein linkes Auge zuckte leicht, „Verzogene Kleinkinder sollten ihren Mund nicht so weit aufreißen.“

„Ach ja?“ Trains Lächeln wurde herausfordernd. „Beim praktischen Training werden wir ja sehen, wer von uns seine Klappe zu weit aufreißt.“

„Von mir aus. Ich nehme die Herausforderung an.“ Dem würde ich es zeigen.

Wir sahen uns gegenseitig hämisch an und gingen in Gedanken schon mal durch, wie wir den jeweils anderen zu besiegen gedachten, als unsere Blicke den Rest der Klasse streiften. Die anderen sahen uns mit offenen Mündern an konnten ganz eindeutig nicht glauben, was sie da sahen.

„Hat es euch allen die Sprache verschlagen?“, fragte ich stirnrunzelnd, „Ihr seid doch sonst auch immer so laut, wenn Train nicht hier ist.“

Irgendwie waren alle noch so erstaunt, dass keiner auf meine Frage antwortete.

Train lehnte sich auf einem Stuhl zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und überkreuzte seine Beine auf dem Tisch. Er grinste, was er schon seit langem nicht mehr getan hatte. Auch wenn er wusste, was ihn hinterher erwarten würde, konnte er einfach nicht mehr durchgehend so abweisend sein. Er war es leid.

Ich sah ihn nur mit einer hochgezogenen Augenbraue an, inzwischen hatte ich mich wieder aufgerichtet. Was ihn zu dem plötzlichen Stimmungswechsel bewogen hatte, konnte ich nur erraten. Allerdings war ich auch froh, dass ich mit meiner Einschätzung nicht falsch gelegen hatte.

In dem Moment betrat Mr Folker die Klasse und sah sich ein wenig verwirrt um. Immerhin kannte er die lautstarken Rabauken der Klasse und wunderte sich daher, dass es so totenstill war. Als sein Blick auf die hintere Reihe fiel, zu der alle starrten, konnte er sich allerdings ungefähr denken, was die Stille verursachte. Dass Train in der Klasse war, war ja nun auch eine Seltenheit schlechthin.

„Würden die Damen und Herren sich dann mal auf ihre Plätze begeben“, sagte Mr Folker allerdings in normalem, leicht strengem Ton, woraufhin ihn die Klasse erst zu bemerken schien. Sie setzten sich hin und auch ich nahm meinen Platz ein. Als ich zu Train sah, saß dieser immer noch lässig auf seinem Stuhl und hatte die Beine auf dem Tisch überkreuzt.

„Würde der Herr in der hinteren Reihe rechts seine Füße bitte vom Tisch nehmen“, sagte Mr Folker prompt, der dem Frieden noch nicht so ganz traute, „Ich möchte mit dem Unterricht beginnen.“

„Dann fangen Sie doch an“, erwiderte Train schlicht. Er zog eine bunte Zeitschrift, die er sich wohl irgendwann auf einer Mission besorgt hatte, unter seinem Tisch hervor und legte sie über sein Gesicht. Dann lehnte er sich nach hinten und es hatte ganz den Anschein, dass er schlafen wollte.

Mein linker Mundwinkel zuckte leicht. Dieser Junge war unmöglich. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Dem Lehrer schien Trains Verhalten auch nicht gerade zu gefallen. „Train Phöenix, würden Sie Ihre Füße jetzt endlich vom Tisch nehmen und sich richtig hinsetzen.“

„Keine Lust“, brummte Train unter der Zeitschrift.

Mr Folker schien es nun zu reichen. Er griff in die Innentasche seines Jacketts und förderte ein hübsches Messer zu Tage. Im nächsten Moment flog dieses durch die Klasse auf Train zu. Kurz vor seinem Gesicht fing er das Messer jedoch zwischen Zeige- und Mittelfinger.

„Wenn Sie sich nicht sofort benehmen, werde ich Ihnen Manieren beibringen müssen, Train Phöenix“, sagte Folker und holte demonstrativ noch ein Messer aus der Innentasche seines Jacketts.

Train seufzte unter der Zeitschrift und warf das Messer zurück zu dem Lehrer. Es bohrte sich in das Pult unmittelbar neben Mr Folker. Dann hob er die Zeitschrift vorne ein Stück an, als wollte nachsehen, ob er getroffen hatte oder nicht.

Der Lehrer sah ihn warnend an und als Train die Zeitschrift etwas weiter anhob und nach links blickte, bemerkte er mein resigniertes Gesicht. Daraufhin stöhnte er, nahm seine Füße vom Tisch und setzte sich einigermaßen gerade hin. Die Zeitschrift behielt er vor der Nase und blätterte gelangweilt darin.

Die Ader über Mr Folkers linkem Auge schien schon wieder zu zucken, doch er griff seufzend zum Klassenbuch. „Mehr kann ich von jemandem wie Ihnen anscheinend nicht erwarten, aber ich fordere, dass Sie die anderen nicht mit Ihrem desinteressierten Verhalten stören“, sagte Mr Folker und ging anschließend die Klassenliste durch. Zum ersten Mal seit langem war die Klasse wirklich vollzählig. Danach fing er mit dem Unterricht an und nach einiger Zeit packte Train seine Zeitschrift auch weg und hörte mehr oder weniger interessiert zu. Heute war mal wieder hauptsächlich Geschichte das Thema und es ging um die Entwicklung des Revolvers. Als Mr Folker anscheinend gerade einige wichtige Dinge erläutern wollte, wurde die Tür zum Klassenraum auf einmal einen Spalt weit geöffnet und Mr Walker steckte seine Kopf durch die Tür.

„Heeey, weißt du, wo ich mein Lieblingsstift  hingelegt habe, Folker?“, fragte er wie ein frustriertes Kleinkind. Seine schulterlangen, blonden Haare lockten sich ziemlich stark und waren etwas durcheinander geraten.

Bei Mr Folker schien die Ader über seinem linken Auge fast zu platzen. „Würden Sie es bitte unterlassen mitten während des Unterrichts solch eine unwichtige Frage zu stellen und sich damit bis nach der Stunde gedulden.“

„Aber, aber, ohne meinen Lieblingsstift kann ich die Klassenliste nicht abhacken“, jammerte Walker und hing etwas schief zwischen Tür und Angel, „Oder hat einer von euch ihn gesehen?“

Die Klasse schüttelte nur ungläubig den Kopf.

Dann entdeckte Mr Walker Train in der obersten Reihe. „Oh! Train, wie schön dich auch mal im Unterricht zu sehen! Geht es dir gut? Verstehst du dich mit Kate? Habt ihr schon eure schmutzigsten Geheimnisse miteinander getei...?“

Train und mir war der Kragen geplatzt. Ich hatte das leere Magazin des Revolvers vor mir auf dem Tisch gepackt und Walker an den Kopf geworfen, während Train gleich den ganzen Revolver genommen hatte, der zum Glück nicht geladen war. Zwei Beulen zeichneten sich daraufhin auf dem Kopf des Lehrers ab.

„Reden Sie gefälligst nicht so einen Schwachsinn!“, riefen Train und ich gleichzeitig aufgebracht. Irgendwo war mal eine Grenze zwischen einfach nur nervig und dreist.

„Aua, das tat weh“, sagte Walker und tastete vorsichtig die beiden Beulen ab, „Ihr seid ganz schön gemein...“

„Dann sollten Sie nicht anfangen von belanglosen Dingen zu reden“, warf Mr Folker ein, der inzwischen fast direkt neben Walker stand und mit dem Messer in seiner Hand spielte, „Und jetzt haben Sie den Unterricht genügend gestört, suchen Sie sich einen anderen Stift und hacken Sie mit dem die Liste ab.“ Damit stieß Mr Folker den schon wieder wimmernden Walker einfach aus der Tür und schloss diese mit einem Krachen.

Die Schüler sahen sich nur stirnrunzelnd an. Anscheinend war von ihnen auch noch kaum jemand einem so schrägen Lehrer wie Mr Walker begegnet. Und auch wie Folker den kleinkindhaften Lehrer abserviert hatte, war nicht unbedingt der übliche Weg.

„Wenn dann jetzt alle störenden Elemente entfernt sind, würde ich gerne fortfahren“, sagte Mr Folker und trat wieder vor die Tafel.

Nach der Hälfte der vierten Stunde machte sich die Klasse auf den Weg in die beiden Untergeschosse. Wir teilten uns wieder die meist üblichen Trainingsgruppen auf und begannen an verschiedenen Stellen zu trainieren. Leon, Elric und Cedric wollten heute an den Schießstand, doch ich ließ die drei dieses Mal alleine. Train und ich hatten noch einen Kampf auszutragen und wir freuten uns beide schon richtig drauf. Die meisten, denn natürlich wussten alle, dass Train sonst nie erschien, beobachteten ungläubig, wie wir uns einander gegenüber aufstellten und verschiedene Kampfstellungen einnahmen.

„Du wirst verlieren, nerviges Mädchen“, sagte Train siegessicher.

„Merk dir endlich meinen Namen“, erwiderte ich, „Und da wäre ich mir persönlich nicht so sicher.“

„Das werden wir sehen.“

Einen Moment lang waren wir beide ruhig und auch die Aufsicht führenden Lehrer sahen einfach nur zu, statt wie sonst bei solchen Aktionen dazwischen zu gehen. Dann griffen wir plötzlich gleichzeitig an und unsere Tritte blockierten sich gegenseitig auf Kopfhöhe. Hätte einer von uns beiden einen der Tritte abbekommen, hätte er wahrscheinlich eine gebrochene Nase davongetragen. Zudem waren unsere Bewegungen so schnell und ruckartig, dass einige schon Probleme hatten ihnen überhaupt zu folgen.

Train zielte mit einem Schlag auf meine Schulter, doch ich leitete ihn ins Leere und wollte mit einem Tritt in den Magen kontern, aber Train hatte mich schon durchschaut und konnte den Tritt abwehren. Dann folgten jeweils zwei schnelle Schläge, auch wenn keiner von uns den anderen traf, und wir sprangen ein Stück nach außen.

Wie zwei Wildkatzen gingen wir mit geschmeidigen Schritten im Kreis umeinander, lauerten auf den Fehler des anderen. Plötzlich machte Train einen großen Schritt nach vorne und deutete einen Schlag direkt in meinen Magen an, den ich natürlich abwehren wollte. In dem Moment holte Train jedoch mit seinem linken Arm aus und zielte genau auf meinen Kopf. Ich wich allerdings einfach einen Schritt zurück und packte seinen Arm. Schnell und kraftvoll verdrehte ich ihn, sodass Train bei der Drehung um sich selbst, die er machen musste, wenn er sich nicht den Arm auskugeln lassen wollte, von den Füßen gerissen wurde. Sofort war ich über ihm und wollte ihm meinen Ellenbogen in den Rücken rammen, doch Train rollte sich zur Seite.

Im nächsten Moment stand er wieder auf den Füßen und sah mich herausfordernd an. Wieder lauerten wir und dieses Mal war ich diejenige, die den ersten Angriff wagte. Es folgte ein rasanter Schlagabtausch, bei dem wir beide mehrmals einiges einstecken mussten, was bei unseren schnellen Bewegungen jedoch kaum auffiel.

Auch Anja beobachtete unseren Kampf gespannt. An manchen Stellen hatte sie jedoch fast mehr das Gefühl, dass Train und ich miteinander tanzten. Unsere Angriffe und Verteidigungen schienen fast aufeinander abgepasst zu sein, als wäre dies nur eine Show, um alle zu beeindrucken. Wenn dann allerdings doch mal einer kurz das Gesicht verzog, war das das Zeichen, dass der andere irgendwo einen Treffer gelandet hatte. Unsere Bewegungen waren so elegant und geschmeidig und zugleich schnell und kraftvoll, gegen sie wirkten selbst die Bewegungen der besten Lehrer wie die von Anfängern. Anja konnte nur vollkommen erstaunt zusehen.

Ich zielte auf Trains Kopf, doch mein Schlag ging ins Leere und Train stand auf einmal hinter mir. Mit einem blitzschnellen Flickflack nach vorne ersparte ich mir kräftige Kopfschmerzen und noch während ich mich zu ihm umdrehte, riss ich mein linkes Bein hoch. Diesen schwungvollen Tritt zu parieren bereitete Train dann doch einige Probleme, aber sein Grinsen schwand trotzdem nicht. Er schien Spaß an dem Kampf zu haben, genau wie ich, die ich ebenfalls lächelte.

Nun holte Train mit seinem Bein aus und wollte mir einen Tritt verpassen, während er mein linkes Bein festhielt, doch ich konnte den Tritt noch mit meinem Arm abblocken. Dabei bekam ich sein Bein ebenfalls zu fassen und wir fanden uns damit in einer Pattsituation wieder. Jeder hatte das linke Bein des anderen in den Händen. Einen Moment lang standen wir still, dann fingen wir gleichzeitig wieder an zu grinsen.

In der nächsten Sekunde machten wir plötzlich beide einen gestreckten Luftsalto und rissen unser Bein so vom jeweils anderen los. Sobald ich landete, machte ich wieder einen schnellen Flickflack, um ihm aus dem Schwung heraus einen kräftigen Schlag zu verpassen. Beinahe funktionierte der Plan auch, doch wider Erwarten hatte Train wohl noch rechtzeitig gemerkt, was ich vorhatte. Im letzten Moment hatte er seinen Arm hochgerissen und meinen Schlag mit seinem Unterarm pariert.

„Wird wohl langsam mal Zeit, dass wir das hier beenden“, bemerkte Train grinsend. Seine Bewegungen wurden jetzt noch schneller und er gedachte eindeutig mich zurückzudrängen, doch ich hatte mit dem höheren Tempo kein großes Problem und wehrte ihn ab. Dabei musste ich allerdings zugeben, dass er alles andere als schlecht war. Ich kam nun kaum dazu einen Angriff zu starten und seine Angriffe zu durchschauen war leichter gesagt als getan.

Dann trat ich wieder kräftig zu, doch Train packte mein Bein und zog. Er stand schräg vor mir und obwohl ich gerade ohnehin schon von den Füßen gerissen wurde, drückte er mich auch noch an der Stirn nach unten und mit einem Rums lag ich auf der Matte. Wir keuchten jedoch beide.

„Ich verfluche dich“, knurrte ich und sah ihn mürrisch an. Verdammt, jetzt hatte ich doch glatt verloren.

Train grinste daraufhin und erwiderte meinen Blick auf eine solch selbstgefällige Weise, dass ich ihm am liebsten den Hals umgedreht hätte. Denn er hatte leider Recht behalten, er hatte gegen mich gewonnen.

In dem Moment war jedoch lautes Geklatsche zu hören und wir sahen uns verwirrt um. In einem weiten Kreis standen die anderen um uns herum und hatten wie es aussah zugesehen. Selbst Mrs Kingston wirkte beeindruckt, obwohl sie sonst jede noch so saubere Technik kritisierte.

„Würdest du jetzt langsam mal von mir runter gehen und aufhören meine Eingeweide zu zerquetschen?“, fragte ich resigniert. Train hatte es noch nicht für nötig befunden seine Hand von meiner Stirn zu nehmen und außerdem drückte er mich schon die ganze Zeit über mit seinem Knie auf den Boden. Da er über mich gebeugt war und sein eigenes Körpergewicht nutzte, um mich unten zu halten, tat das auch durchaus weh.

„Ich hab gewonnen“, grinste er und gab mich endlich frei. Es war unschwer zu sehen, dass er diesen Sieg seinem unübertroffenen Talent zuschrieb. Dieser selbstgefällige Blick schrie geradezu nach einem blauen Auge, doch ich widerstand der Versuchung. Sollte er sich über den einen Sieg doch freuen, das nächste Mal würde ich es ihm heimzahlen.

„Das war ja absolut fantastisch“, sagte Anja erstaunt, die sich als Erste zu uns wagte, „Ihr.. das sah ja echt beeindruckend aus.“

Ich musste lächeln. „Also hast du ebenfalls zugesehen.. eigentlich war das nicht als Attraktion gedacht, aber was soll´s. Freut mich, dass es dir gefallen hat.“ Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich mir noch ein Kostüm angezogenen und eine Videokamera mitgenommen. Dann hätte ich mich endgültig zum Affen machen können. Blöder Sarkasmus, ich weiß.

Anja sah mich lächelnd an, auch wenn das Lächeln ein wenig unsicher wurde, als ihr Blick auf Train fiel. Am Morgen hatte er sie immerhin kaum eines Blickes gewürdigt.

Dieser zog eine Augenbraue hoch. „Seh ich so furchteinflößend aus?“, fragte er und legte den Kopf schief.

Anja wirkte ein wenig überrascht und ich zog meinerseits eine Augenbraue hoch. Trains treudoofer Blick, den er zur Abwechslung mal aufgesetzt hatte, passte nicht so ganz zu dem schiefen Grinsen auf seinen Lippen.

Auftrag 6: Ein Killer wird fast selbst gekillt

Mrs Allison saß wie eigentlich jeden Tag um diese Uhrzeit in ihrem Büro auf dem bequemen Schreibtischstuhl und ging die täglichen Mails durch. Wie immer waren das Meiste davon Bewerbungen, auf diese Akademie gehen zu dürfen. Die würde sie später ihrer Sekretärin zuschicken, damit diese die übliche, freundliche Verneinung als Antwort schrieb. Dann fand sie jedoch eine E-Mail, die anders als die anderen war. Ihr Titel war auf Englisch: „Silver Rose“. Mrs Allison öffnete die Mail.

Sehr geehrte Ruth Allison,

da Sie unsere Schülerin jetzt schon seit einer ganzen Weile für Ihre eigenen Zwecke nutzen, möchten wir Sie gerne daran erinnern, dass wir Ihnen Silver Rose nicht auf ewig überlassen. Besser gesagt überlassen wir sie Ihnen nur für eine gewisse Weile, da sie an Ihrer Akademie Spaß zu haben scheint. Wir werden in der Zukunft noch mal auf Sie zurückkommen, wenn wir unsere Silver Rose abholen, damit sie wieder für uns arbeitet. Zurzeit aber überlassen wir es noch Ihnen, sie zu nutzen, aber vergessen sie nicht: Wenn Sie unser Spielzeug kaputt machen, werden Sie dafür bezahlen müssen.

Viele Mohnblumen mögen Sie begleiten

Mr X

Mrs Allison lehnte sich in ihrem Stuhl nach hinten. Zwar hatte sie bereits von der berüchtigten Auftragsmörderin Silver Rose gehört, aber sie wusste nichts davon, dass eines der Mädchen hier auf der Akademie die in gewissen Kreisen berühmte Silver Rose sein sollte. Hätte sich der Empfänger nur mit der Adresse geirrt, würde oben nicht Mrs Allisons vollständiger Name stehen. So musste sie davon ausgehen, dass sie unabsichtlich eine der besten Auftragsmörderinnen der heutigen Zeit bei sich auf der Akademie hatte. Nur wer war es?

Ihre letzte neue Schülerin war Kate, und in deren Lebenslauf tauchte nirgendwo der Name Silver Rose auf. Und da ihre Quellen die Besten waren, konnte Mrs Allison davon ausgehen, dass die Daten dort stimmten. Da blieben jedoch noch ganz schön viele andere Möglichkeiten übrig. Und der Schluss der Mail war auch sehr verheißungsvoll, denn Mohn oder auch Klatschmohn war zwar eine sehr schöne Blume, doch in der Blumensprache stand er für Gefängnis oder Nacht und wurde häufig mit dem Tod in Verbindung gebracht. Das war irgendwo schon ein wenig beunruhigend.

 

„Na, findest du ihn immer noch so furchteinflößend oder kannst du ihn dir inzwischen auch als Klassenkamerad vorstellen?“, fragte ich und trank einen Schluck aus meiner Flasche. Der Kampf mit Train war ziemlich anstrengend gewesen, da hatte ich keine Zeit gehabt zwischendurch Luft zu holen, wie ich es bei Leon, Cedric und Elric machen konnte.

„Äh...“ Anja sah etwas verwirrt zwischen uns hin und her. „Ehm.. Ich.. ja...“

Ich musste leise kichern. „Du musst nicht gleich anfangen zu stottern. Keine Angst, er verträgt auch etwas Kritik, immerhin war er bis heute ein lausiger Gesellschafter, der lieber oben auf dem Dach gepennt hat anstatt zum Unterricht zu gehen.“

„Tut mir ja leid, dass ich mich nicht für die Geschichte der Waffen interessiere, die ich benutze“, stöhnte Train und schüttelte den Kopf. Außerdem hatte er auch noch andere Aufträge, unabhängig von denen der Akademie.

„Hast du gerade was gesagt?“, fragte ich und knackte demonstrativ mit den Fingerknöcheln.

„Äh.. wollt ihr gleich schon wieder streiten?“, fragte Anja etwas unsicher.

„Wieso streiten?“ Ich sah sie schief an.

„Na.. ihr habt bisher eigentlich immer nur gestritten, wenn ihr miteinander geredet habt“, bemerkte Anja und runzelte die Stirn.

„Haben wir gestritten?“, fragte ich über meine Schulter.

Train sah mich vielsagend an und zuckte mit den Schultern. „Man könnte es durchaus so bezeichnen, nerviges Mädchen.“

„Schon wieder! Hör auf mich nerviges Mädchen zu nennen!“, sagte ich aufgebracht, „Ich heiße Kate! K-A-T-E. Kate. Ist das so schwer zu merken?“

Train gab mir keine Antwort, sondern trank lieber einen Schluck Wasser. Und zwar aus meiner Flasche!

„Hey! Hast du dir nichts zu Trinken mitgebracht oder was?“, fragte ich und entriss ihm die Flasche, die nun um ein ganzes Stück geleert war.

„Nö“, antwortete Train schlicht und steckte die Hände in die Hosentaschen, „Hatte nicht damit gerechnet, dass du es länger als eine Minute schaffst nicht gegen mich zu verlieren.“

„War das jetzt ein Kompliment oder einer Beleidigung?“, fragte ich stirnrunzelnd.

„Wer weiß?“ Train wandte sich zum Gehen. „Und wenn du so weitermachst, hast du tiefe Falten auf der Stirn, wenn du alt bist.“

„Eh.. Hey!“, rief ich leicht verdattert, doch Train hatte einen schnellen Gang und war bereits ein ganzes Stück weiter hinten.

Anja sah Train ebenfalls hinterher und blickte dann wieder zu mir, die ich verärgert noch einen Schluck trank. Sie schien eine Weile lang über etwas nachzudenken und lächelte anschließend fröhlich.

„Ist was?“, fragte ich und sah sie abschätzend an. Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass es etwas mit mir und Train zu tun hatte.

„Nein, nein, alles in Ordnung“, sagte Anja lächelnd.

In dem Moment gab der Pieper in meiner Tasche jedoch einen Signalton von sich und ich sah, wie Train weiter hinten ebenfalls inne hielt. Wir griffen beide synchron in unsere Taschen und kaum zehn Sekunden später stand er schon wieder vor mir.

 „Sieht nach einer Mission aus“, murmelte ich resigniert.

Train nickte nur und stöhnte leise.

„Wie? Eine Mission?“ Anja sah mich verwirrt an. „Du gehst auf Missionen? Mit wem?“

Ich blickte zu Train. Train sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

„Oh.“ Anja schien zunächst gar nichts dazu einzufallen. „Deswegen.. wie lange seid ihr schon ein Team?“

Wieder sahen Train und ich uns an.

„Zwei Monate?“, riet ich und Train zuckte mit den Schultern.

„Das hättest du mir sagen müssen!“, sagte Anja ein wenig schockiert.

„Du hättest dir doch nur unnötige Sorgen gemacht“, bemerkte ich und wandte mich zum Gehen, „Immerhin dachtest du bis heute Morgen noch ganz anders von Train.“

Damit liefen Train und ich los, da das Meeting in fünf Minuten stattfinden sollte, und wir uns beeilen mussten.

 

Dieses Mal bestand die Mission für uns ausnahmsweise nicht darin jemanden zu töten, sondern zur Abwechslung mal mussten wir ein Gerät „wieder-“ beschaffen. Angeblich war es gestohlen worden, doch ich vermutete fast, dass es viel mehr so war, dass wir es stehlen sollten. Aber da es mich nicht interessierte, wer der eigentliche Inhaber der Apparatur war, sparte ich mir die Fragen darüber. Ich stand sowieso auf der anderen Seite des Gesetzes, immerhin war ich eine Auftragsmörderin.

Bei dem Gerät handelte sich wohl um ein spezielles Teil, das die weltweite Sicherheit gefährdete. Mehr hatte Mrs Allison dazu nicht sagen wollen und im Prinzip war das auch nicht wichtig für Train oder mich. Wir mussten nur wissen, wie das Ding aussah, wo es sich befand und wie wir dort am schnellsten an es ran kamen. Und diese Informationen erhielten wir wie immer ziemlich ausführlich.

Train und ich standen bereits vor einem großen Gebäudekomplex. Unser Ziel war ein großes weißes Gebäude, dessen Fenster fast alle von dunklen Vorhängen verhangen waren. Dort drin war zurzeit ein Unternehmen, das sich mit der Weiterentwicklung von Computern und Komponenten beschäftigte. Eigentlich hatte die Öffentlichkeit keinen Zugang zu diesem Gebäude, doch Train und ich mussten genau das irgendwie bewerkstelligen. Das Instrument, das wir beschafften sollten, war auch natürlich unten in einem der Untergeschosse deponiert, im gesicherten Bereich.

Wir verfügten jedoch über sogenannte „Mastercards“, die uns Zugang zu allen Bereichen gewährten. Wie die Akademie an diese herangekommen war, wusste ich allerdings nicht. Es war nur klar, dass dies nicht auf legalem Weg geschehen war. Wahrscheinlich waren zwei Inhaber solcher Karten für eine gewisse Zeit „unschädlich“ gemacht worden und ihre Bilder und Daten wurden von denen von Train und mir ersetzt. Wie lange die Verkleidung hielt, war nicht ganz klar, doch es lag auch an uns. Wir mussten es nur unerkannt in den gesicherten Bereich schaffen, ab dort würden wir die Mission auch fortsetzten können, wenn wir entdeckt wurden.

„Wehe du bist mir im Weg“, sagte Train, als wir schon eine Weile vor dem Gebäude standen und auf die Nachricht warteten, dass wir anfangen konnten. Wenn unser Pager piepte, war das das Zeichen, dass die Überwachungskameras ab dem Moment für fünfzehn Minuten außer Betrieb waren. Timothy Raels, der Spitzentechniker der Akademie, hatte uns garantiert, dass wir mindestens fünfzehn Minuten hatten, bis die Techniker des Unternehmens ihn entdeckt hätten. Dann sollten wir das Gebäude jedoch verlassen haben, sonst konnte es durchaus brenzlig für uns werden, wenn das Sicherheitsteam uns beide erstmal entdeckt hatte.

„Du sagst das vor jeder einzelnen Mission, ist dir das schon mal aufgefallen?“, fragte ich nüchtern. Fiel ihm kein besserer Spruch ein? Oder machte es ihm Spaß mir damit immer wieder aufs Neue auf die Nerven zu gehen? Ich konnte den Spruch nämlich allmählich nicht mehr hören.

Statt einer Antwort hob Train eine Hand, was hieß, dass ich still sein sollte. Es war das Zeichen dafür, dass Wachen in der Nähe waren. So rollte ich mit den Augen und blickte an mir herunter. Ich und auch Train hatten beide ordentliche Bürokleidung an. Die Sachen waren grau und Train hatte noch eine rote Krawatte anlegen müssen, worüber er nicht sehr begeistert gewesen war. So würden wir hoffentlich nicht allzu sehr auffallen, als wir es durch unser Alter wahrscheinlich ohnehin schon taten.

„Dieser Raels könnte sich mal ein bisschen beeilen“, sagte Train und verzog das Gesicht, „Wir stehen hier schon seit über einer halben Stunde auf Standby.“

„Ich glaube aber nicht, dass es so einfach ist, sich in das System zu hacken“, bemerkte ich sachlich, „Da sind mit Sicherheit allerlei Sicherheitsvorkehrungen, die genau das, was wir gerade vor haben, verhindern sollen.“

Train stöhnte. „Umso länger wir hier stehen, umso auffälliger ist es und umso schneller könnte es jemandem auffallen.“

„Der Punkt geht wohl an dich.“ Ich blickte um die Ecke zu dem hohen Gebäude. „So langsam könnte Raels wirklich mal fertig wer...“

Die Pager in unseren Taschen gaben einen Ton von sich und wir sahen uns an.

„Na geht doch“, sagte Train nur und marschierte los.

„Man muss sich nur genug darüber aufregen.“ Ich schüttelte den Kopf und folgte ihm.

Wir betraten das Gelände des Unternehmens und gingen schnurstracks auf das große, weiße Gebäude zu. In den umliegenden Gebäuden herrschte allem Anschein nach reger Betrieb, denn auf den Parkplätzen standen überall Autos. Nur vor dem Gebäude, in das Train und ich gerade einsteigen wollten, standen lediglich um die acht bis neun PKWs. An der Eingangstür zu dem Gebäude war ein Schloss, das nur mit einer Karte geöffnet werden konnte.

Train fackelte gar nicht lange, sondern holte seine Mastercard heraus und zog sie durch den Schlitz. Er schien förmlich darauf gewartet zu haben. Zumindest stellte ich mir das spaßeshalber so vor, denn ein vor lauter Erwartung ganz hippeliger Train war eine wirklich köstliche Vorstellung.

Ein grünes Lämpchen leuchtete auf und gab die Tür frei, sodass Train und ich eintreten konnten. Der große Raum, in den wir traten, war schlicht in Weiß gehalten. Er erinnerte beinahe an ein Krankenhaus, so langweilig war es. Viele Gänge führten in verschiedene Richtungen zu unterschiedlichen Zimmern. Nur drei Topfpflanzen konnte ich entdecken, ansonsten gab es in diesem großen Raum nicht viel zu sehen. Echt ganz schön trostlos für meinen Geschmack.

Train war schon auf dem Weg zu einem der Gänge auf der anderen Seite und ich holte rasch zu ihm auf. Hätten wir uns nicht den Grundriss des Gebäudes genau eingeprägt, hätten wir uns hier wohl ziemlich verlaufen. Das wäre zwar mit Sicherheit ziemlich lustig geworden, doch den unnötigen Nervenkitzel konnten wir uns sparen.

Eine Weile lang folgten wir dem Gang, dann bogen wir nach links in einen anderen Gang ab und kamen zu einer Treppe, die nach unten führte. Wir waren auch nicht sonderlich erstaunt darüber, dass kaum jemand hier war. Um diese Uhrzeit war laut Mrs Allison und Mr Raels nie viel los. Die meisten, die hier arbeiteten, kamen erst zwei Stunden später hier an. Daher sollte es eigentlich keine großen Probleme geben, doch wie immer mussten wir auch mit dem schlimmsten Fall rechnen. Man wusste schließlich nie, was einem alles dazwischenfunkte.

Über die Treppe kamen wir schließlich ins dritte Untergeschoss und standen prompt vor einer eisernen Tür. Dieses Mal machte ich Gebrauch von meiner Mastercard und auf diesem Weg kamen wir in den gesicherten Bereich. Ein paar Räume weiter sollte auch das Gerät sein, das wir hier abholen wollten. Wobei man es wohl, so wie ich die Sache sah,  mehr als stehlen bezeichnen konnte. Jetzt war es nicht mehr weit, doch das war auch der gefährlichste Teil. Es gab hier natürlich verschärfte Sicherheitsvorkehrungen und außerdem sahen wir auch gleich auf Anhieb fünf Angestellte, die uns stirnrunzelnd ansahen. Hurra! Gleich fünf Zuschauer, wie schön. Das schrie geradezu danach, dass etwas schief lief.

„Machen Sie weiter, wir sollen nur kurz etwas überprüfen“, sagte Train lediglich und ging einfach weiter.

Ich folgte ihm und sah zwar leichtes Misstrauen in den Gesichtern der Angestellten, doch Trains selbstbewusstes und sicheres Auftreten schien die Zweifel der Leute in Grenzen zu halten. So weit so gut. Also konnte ich mir das Hurra noch aufsparen, auch wenn ich es lieber griffbereit hielt, denn noch war die Sache nicht erledigt.

Die Wände dieses Raumes waren mit Edelstahl verkleidet und überall, wo ich hinsah, sah ich Computer, Messgeräte und noch einige weitere Instrumente, die ich nicht beim Namen nennen konnte. Überall blinkten farbige Lämpchen und an der Decke hingen große Leuchtstoffröhren und verströmten ein unnatürliches Licht. Das hier schien das reinste Paradies für so manchen Computerfreak zu sein, zu denen ich jedoch nicht gehörte.

Die Räume hinter diesem sahen dem ersten alle recht ähnlich. Erst im Letzten stießen wir auf anderes als die bisherige Einrichtung. Dort standen überall Vitrinen, in denen man verschiedenste Geräte sehen konnte. Manche ähnelten Apparaturen, die mir bekannt waren, andere sahen ziemlich abstrakt aus und es fiel mir schwer zu sagen, welchem Zweck sie dienten.

„Ziemliches Gerümpel“, war Trains Kommentar zu der Ansammlung von Schaltkreisen, Metall und Kabeln. Der Plunder schien ihn nicht sonderlich zu beeindrucken, genauso wenig wie mich.

„Ausnahmsweise stimme ich dir zu“, seufzte ich und sah mich um, „Wo ist denn unser gutes Stück untergebracht?“

„Da“, sagte Train und deutete nach links auf eine der Vitrinen, „Und wie erwartet könnte es kaum besser bewacht werden.“

Es gab eine Infrarotüberwachung der Vitrine, das Schloss war mehrfach gesichert und soweit ich wusste, war die Platte, auf der das Gerät stand, druckempfindlich. Auf gut allgemein, wenn wir das Gerät herausnehmen sollten, würden wir erstens die Infrarotstrahlen streifen und zweitens würde der Alarm ebenfalls losgehen, wenn kein Gewicht mehr auf der Platte war. Hier war es, mein Hurra. Wir hatten den Jackpot gezogenen.

„Gab es nicht auch noch so was wie Wärmeüberwachung?“ Train begutachtete die Vitrine skeptisch. „Unsere Körpertemperatur dürfte wahrscheinlich ausreichen, um sie auszulösen. Oder willst du dich für ´ne Stunde in eine Tiefkühltruhe legen?“

„Nein danke“, seufzte ich. Sein Humor war manchmal wirklich ganz schön trocken. Er kam ja schon fast meinem Sarkasmus gleich, den ich gerne mal an den Tag legte, wenn mir etwas auf den Geist ging oder die Langeweile mal wieder zu Gast war.

Als ich gerade in meine Tasche greifen und einen guten Dietrich herausholen wollte, um wenigstens erstmal das Schloss aufzubrechen, tauchte auf einmal einer der Mitarbeiter in der Tür auf. Ein zweites Hurra. Und dazu noch ein Bravo. Bitte alle klatschen!

„Was macht ihr da?“, fragte er, „Und wer seid ihr überhaupt, ich habe euch hier noch nie gesehen. Wenn ihr nicht sofort antwortet, werde ich den Wachdienst verständigen müssen, Kinder haben hier nichts zu suchen.“

„Planänderung“, sagte Train jedoch nur gelassen, „Sehen wir zu, dass wir hier raus kommen.“ Damit holte er mit der geballten Faust aus und schlug zu. Das Glas der Vitrine zersprang und die Alarmsirenen heulten los. Dabei war das Glas ziemlich dick gewesen, ich wollte nicht wissen, wie der Schlag wehgetan haben musste.

„In diesem Fall hilft rohe Gewalt wohl mehr als Fingerspitzengefühl“, murmelte ich allerdings nur ohne großes Mitleid und spielte mit meinem Revolver, während ich mit der anderen Hand den eng sitzenden Blazer aufknöpfte. Endlich wieder Luft, das Ding war mir viel zu unbequem.

Der Mitarbeiter starrte uns nur entsetzt an und musste mitansehen, wie Train das wahrscheinlich ziemlich teure Gerät aus der Vitrine nahm und in einen Kasten legte, der anscheinend sogar extra für diese wichtige Apparatur gemacht worden war. Ob ich den guten Mann mal fragen sollte, wozu das Ding überhaupt gut war? Wohl besser nicht.

„Gehen Sie mal schön voraus. Wenn Sie nichts Unüberlegtes tun, werden wir nicht gezwungen sein irgendwen zu verletzen“, sagte ich gelassen und mit erhobener Pistole. Wie schön war es doch, wenn man der Überlegene war. Man hatte praktisch die Gewalt über alles und alle mussten sich nach einem richten. Zumindest dachten manche so. Auch wenn ich von dieser „Macht“ eigentlich nur Gebrauch machte, wenn es unbedingt sein musste. Mich reizte das nicht so besonders, auch wenn es gelegentlich natürlich schon seine Vorteile hatte.

„Und zwar ein bisschen dalli, wir haben nicht den ganzen Tag lang Zeit“, fügte Train noch hinzu. Laut seiner Uhr hatten wir noch genau fünf Minuten, um hier wieder rauszukommen. Und das würde ziemlich knapp werden.

Der Mann hob nur verängstigt die Hände, drehte sich um und ging langsam voraus. Er schien vor lauter Angst noch nicht mal ein Wort herauszubringen. Es tat mir schon fast leid, dass ich auch immer wieder eigentlich unschuldige Leute bedrohen musste, doch so lief das in diesem Geschäft nun mal. Damit musste ich leben, wenn ich mein Ziel erreichen wollte. Und das stand außer Frage. Alles war nur für dieses eine Ziel.

„Wir müssen uns beeilen“, flüsterte Train mir ins Ohr.

„Ich weiß“, sagte ich und entsicherte meinen Revolver, „Schneller!“

Brav legte der Mann einen Schritt zu und so kamen wir im ersten Raum des gesicherten Bereichs an, auch wenn ich noch immer nicht begriffen hatte, warum eigentlich genau dieser Bereich so streng überwacht wurde. Immerhin sah das hier nicht anders aus als eine normale Werkstatt für Computer. Aber was soll´s? Das war zurzeit sowieso nicht von Belangen.

Die anderen vier Mitarbeiter sahen uns entgeistert an, doch keiner wagte es einen Aufstand zu veranstalten. Anscheinend hatten sie schon gelernt, wie man sich in solchen Situationen verhielt. Irgendwie machte mich das misstrauisch, doch vielleicht war ich auch zu skeptisch. Immerhin wusste ich noch, wie ich das erste Mal reagiert hatte, als man mir eine Pistole an den Kopf gehalten hatte. Die Erinnerung war alles andere als prickelnd.

„Keiner von euch rührt sich, dann passiert auch nichts“, sagte ich, während Train den Kasten mit dem teuren Gerät trug. Ich öffnete die Tür am Eingang zum gesicherten Bereich und ließ Train nach draußen gehen, dann warf ich den fünf Angestellten noch einen warnenden Blick zu und schlüpfte ebenfalls durch die Tür.

Der Alarm schrillte noch immer und überall blinkten rote Warnlampen. Train und ich beeilten uns die Treppen hoch zu kommen, doch wir hörten bereits das Widerhallen von schweren Schritten auf Metall, mit dem die Wände und Treppen auch hier überall verkleidet waren. Das Wachpersonal schien bereits im Treppenhaus zu sein und uns sogar entgegen zu kommen. Jippie ei yeah! Das konnte ja heiter werden.

„Halt das mal“, sagte Train und drückte mir einfach den Kasten mit dem teuren Gerät in die Hände. Ich kam noch nicht mal dazu mich darüber zu empören, denn er drehte sich schon wieder um und zog den schwarzen Revolver aus seinem Jackett. Dann lief er auch bereits weiter und ich folgte ihm augenrollend. Konnte der Typ mich nicht wenigstens mal vorwarnen? Irgendwie schien er mich noch immer nicht für ganz voll zu nehmen, obwohl wir nun wirklich schon seit einiger Zeit zusammen arbeiteten und er eigentlich wissen sollte, dass ich auch mit einem Revolver umgehen konnte. Doch wahrscheinlich wollte er den Helden spielen, manchmal verfluchte ich das Ego, das manche Jungen hatten.

Auf dem nächsten Treppenabsatz standen wir bestimmt sieben Männern in blauen Overalls gegenüber. Sie bildeten anscheinend einen kleinen Teil des Wachpersonals, das hier nach unten geschickt worden war.

„Stehen bleiben!“, sagte einer der Männer, die die Treppe blockierten, „Gebt keinen Widerstand und es wird euch nichts geschehen!“

Train schien jedoch nicht geplant zu haben, sich länger als unbedingt nötig mit den Männern abzugeben. Er stürmte einfach die Treppe hoch und überrumpelte die Männer, die vor lauter Überraschung noch nicht mal dazu kamen ihre Waffen zu ziehen. Ich war am Treppenabsatz stehen geblieben und musste nun den fallenden Männern ausweichen, die einer nach dem anderen die Treppe runter flogen und an mir vorbei purzelten. Lustig, kegeln mit dem Wachpersonal. Alle neune, äh, siebene!

Schließlich hatte Train sich aber durch die Gruppe gearbeitet, besser gesagt hatte er sie einfach aus dem Weg geräumt, und lief weiter nach oben. Ich warf einen Blick zu den Männern, die stöhnend am Boden lagen, und zuckte mit den Schultern.

Als ich jedoch gerade weiter laufen wollte, sah ich aus den Augenwinkeln auf einmal eine Bewegung. Blitzschnell riss ich mein Bein hoch und traf auch etwas. Der Mann, der sich als Einziger noch mal aufgerafft hatte, fiel hinten über und schien nun endgültig das Bewusstsein verloren zu haben.

„Pech gehabt“, murmelte ich nur und lief nun schnell weiter. Ich hatte zurzeit vielleicht gerade die Hände voll und war obendrein noch ein Mädchen, doch ich wusste, wie ich mich verteidigen konnte. Gerade vor solchen einfachen Wachmännern hatte ich nun wirklich keine Angst. Die waren schon lange nicht mehr mein Kaliber.

Als ich dann bei Train am obersten Absatz ankam und mich darüber wunderte, dass er noch immer da stand, entdeckte ich auch die nächste Horde Wachmänner. Diese trugen jedoch keine Overalls sondern schwarze Anzüge und sie erschienen mir gleich um einiges professioneller als die Männer, denen wir weiter unten begegnet waren. Jedoch war das nicht unbedingt von Vorteil für uns, wie mein wie immer ironischer Verstand bemerkte.

„Ihr seid also die Eindringlinge“, stellte einer der Männer fest. Er hatte blonde Haare, war hoch gewachsen und seine Haltung war stolz und viel sicherer als die der anderen. Er schien ihr Leiter oder Anführer zu sein, dessen war ich mir sofort sicher. „Ihr seid ja noch reichlich jung. Haben eure Auftraggeber gerade zu wenig Personal oder warum schicken sie Kinder hier her?“

„Hmm, überlegen Sie es sich selbst“, sagte ich nach kurzem Überlegen. Erst später fragte ich mich, woher er gewusst hatte, dass wir von jemandem geschickt worden waren und nicht aus eigenem Interesse hinter dem Ding her waren. Zu dem Zeitpunkt beschäftigte mich mehr die Frage, wie stark der Mann war. Er strahlte eine enorme Selbstsicherheit aus. Auf jeden Fall musste er ziemlich von sich überzeugt sein und das war wahrscheinlich nicht ohne Grund so. Mir schwante bereits Übles und wie ich später mehr oder weniger erfreut feststellen konnte, hatte mich meine Intuition nicht enttäuscht.

„Na ihr seht ja nicht weiter beeindruckt aus, dabei befindet ihr euch gerade in einer ernsten Lage, meine Lieben“, stellte der Mann fest, „Ich bin Sicherheitschef und mein Name ist Iron, wobei ich nicht ganz unbekannt bin, wie ich gerne bemerken möchte.“

„Wollen Sie hier ein Kaffeekränzchen halten oder kommen wir mal zur Sache?“, fragte Train resigniert und hob seinen Revolver.

„Ganz schön mutig“, bemerkte Mr Iron schmunzelnd, „Aber auch ziemlich dumm.“

Das schien das Stichwort für die übrigen Männer zu sein, die bisher nur schweigend zugesehen hatten. Beinahe perfekt synchron hoben sie ihre Maschinengewehre und richteten sie auf Train und mich. Das wievielte Hurra war das heute? Irgendwie hatte ich vergessen zu zählen. Blöd gelaufen.

„Entweder ihr seid so nett und gebt uns unser Gerät zurück oder wir werden euch leider erschießen müssen“, sagte Iron mit einem freundlichen Lächeln.

Ich verzog das Gesicht. Solche Männer waren die Schlimmsten. Sie konnten selbst den Weltuntergang noch mit einem Lächeln ankündigen, da hatten wir uns ja mal wieder den Richtigen gesucht. Ich war wie immer begeistert.

„Wir würden viel lieber den Ausgang nehmen“, fügte Train die dritte Option hinzu, die wir zu nehmen gedachten. Nur stießen wir damit auf wenig Zustimmung.

„Leider kann ich das nicht erlauben“, sagte Mr Iron und hob seine Hand, „Noch irgendwelche letzten Worte?“

„Ähm.. Messer oder Pistole?“, fragte ich spontan.

Das schien den Sicherheitschef tatsächlich für eine Sekunde zu verwirren. „Beides.. Feuern Männer!“

Train lief im selben Moment auf die gut zwölf Männer zu, die da die Maschinengewehre auf uns gerichtet hatten. Ich stellte vorher allerdings lieber noch den Kasten mit dem komischen Gerät ab – nicht dass das Ding noch was abbekam – dann machte ich mich aber daran Train dabei zu helfen die Wachmänner, oder was auch immer sie jetzt genau waren, zu entwaffnen und anschließend kampfunfähig zu machen.

Diese hier waren wirklich zäher als die, denen wir im Treppenhaus über den Weg gelaufen waren. Sie schienen mehr Erfahrung zu haben und dementsprechend schwer war es für uns sie auszuschalten. Außerdem hatten wir hier im Gang auch nicht unbedingt sehr viel Platz, einige Male hätte nicht viel gefehlt und ich wäre mit der Wand kollidiert, aber zum Glück konnte ich das vermeiden. Die Männer waren jedoch auch ohne ihre Gewehre ganz schön stark, sie waren jedenfalls keine Anfänger, wie ich zugeben musste. Letztlich aber hatten Train und ich doch den längeren Atem und die Männer lagen stöhnend, zumeist bereits bewusstlos, am Boden.

Iron, der die ganze Zeit über nur zugesehen und nicht eingegriffen hatte, klatschte in die Hände. Das musste man sich mal vorstellen! Wir hatten gerade seine Männer k.o. geschlagen und er klatschte. Das war mir so ziemlich unbegreiflich.

„Ihr seid besser als ich gedacht hatte, Glückwunsch ihr beiden“, sagte er lächelnd und zog betont langsam sein Jackett aus, sodass das schneeweiße Hemd darunter zum Vorschein kam, „Da werde ich wohl mal wieder selber ran müssen, eine schöne Abwechslung.“ Damit löste er auch die Krawatte und ließ beides einfach zu Boden fallen.

Train zog zwar lässig eine Augenbraue hoch, als würde er den guten Mr Iron nicht ernst nehmen, doch ich konnte an seiner Körpersprache sehen, dass auch er die Gefahr witterte, die von diesem Mann ausging. Super, es sollte schon was heißen, wenn Train ernst wurde. Da war ich mal wieder ganz aus dem Häuschen.

„Train, erinnerst du dich an meine Frage von vorhin?“, fragte ich flüsternd.

Er nickte nur leicht und behielt dabei Mr Iron im Auge, der gerade an seinem Gürtel rumfummelte.

„Die Antwort, das müssten seine Waffen sein“, sagte ich ernst und entfernte mich einige Schritte von Train, damit wir beide genügend Platz hatten.

Kurz warf Train mir einen skeptischen Blick zu, doch dann richtete sich unser beider Aufmerksamkeit wieder auf Iron.

„Wenn ihr dann mal fertig seid“, sagte dieser und holte auf einmal ein langes Messer hervor, das einem Buschmesser nicht ganz unähnlich war. Er wog das Messer in seiner Hand und sah uns dann lächelnd an, „Ihr habt wirklich Pech, dass ihr ausgerechnet mir begegnet seid.“

In der nächsten Sekunde stand er plötzlich vor mir und ich konnte mich nur knapp mit einem Sprung nach hinten retten. Hätte ich das nicht getan, hätte Iron mich mit seinem Messer glatt aufgespießt. Ich war etwas erschrocken über seine Schnelligkeit, doch da mischte sich Train auch schon ein und hielt den guten Mann auf Trapp, während ich mich von dem Schreck erholte. Allerdings meldete sich da mein Stolz zurück und bemerkte, dass ich mir doch so was nicht bieten lassen konnte. Und da musste ich ihm Recht geben.

So schob mich mitten zwischen das Gefecht und wich mit eleganten Bewegungen den Hieben von Iron aus. Zugleich versuchte ich ihn irgendwie zu entwaffnen, doch das war bei diesem Mann wirklich leichter gesagt als getan. Das eine Mal fehlte nicht viel und er hätte mir die Hand abgehackt, doch ich hatte mich noch rechtzeitig zurückziehen können. In der Zeit war Train mehr als dreimal fertig geworden und hatte scheinbar nur noch darauf gewartet, dass ich ihm mal nicht im Weg war.

Nun schoss er, doch irgendwie schaffte es Iron noch gerade rechtzeitig sein Messer hochzureißen und mit ihm die Kugel abzuwehren. So was Blödes auch. Warum musste dieser Mann so verdammt gut sein? Das Zeitlimit war schon lange abgelaufen, doch bei einem Blick in eine der Ecken stellte ich leicht überrascht fest, dass Train wohl irgendwann zwischendurch auch noch die Kameras zerstört hatte. Glück gehabt, das hätte sonst Ärger gegeben.

„Nicht schlecht“, sagte Mr Iron schmunzelnd, „Wirklich nicht schlecht. Ich hatte schon seit einiger Zeit keine ernst zu nehmenden Gegner mehr. Kommt davon, wenn man vorübergehend in diese Branche wechselt, aber jetzt bin ich gar nicht mehr so unfroh darüber. Verratet ihr mir eure Namen und wer euch geschickt hat, bevor ich euch besiege?“

Train und ich hoben beide synchron unsere Revolver, entsicherten sie zeitgleich und sahen den Mann kühl an, der da gut fünf Meter vor uns stand. Das sollte als Antwort ausreichen.

„Oje, na dann eben nicht.“ Mr Iron zuckte mit den Schultern. „Dann kommen auf eure Grabsteine eben keine Namen.“

Der Schuss erfolgte so plötzlich, dass ich nicht mehr rechtzeitig zur Seite springen konnte. Selbst Train wirkte erschrocken. Hätte ich nicht auf einmal einen stechenden Schmerz etwas unterhalb meiner Brust gespürt, wäre mir vielleicht gar nicht aufgefallen, was passiert war. So aber blickte ich unweigerlich an mir herunter und sah, wie sich der graue Blazer und auch die blaue Bluse darunter rot färbten. Der Fleck wurde bereits immer größer.

„Verdammt...“ Ich ging in die Knie und wäre um ein Haar unsanft mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen, doch Train war mit einem mal neben mir und verhinderte, dass ich allzu hart auf dem Boden landete. Sein Gesicht war ungläubig. Zu gerne hätte ich gewusst, was er in dem Moment dachte.

Iron wirkte selbst ein klein wenig überrascht und sah uns nachdenklich an. Er schien irgendetwas zu überlegen, während ich langsam immer mehr Blut verlor und mir bereits schwarze Punkte vor den Augen tanzten.

„Du kannst dich ruhig über mich lustig machen“, brachte ich hervor und wunderte mich zur selben Zeit darüber, dass meine Stimme nur noch so leise war. Mein ganzer Körper zog sich unter den Schmerzen zusammen und es fiel mir ziemlich schwer die Wörter überhaupt noch vernünftig aneinanderzureihen. „Das ist ja auch wirklich bescheuert.“

Train sah mich nach wie vor ungläubig an und schien die Tatsache, dass ich gerade angeschossen worden war, noch weniger glauben zu können als ich. Das tröstete mich ein wenig.

Ich stöhnte jedoch und verzog das Gesicht, denn allmählich verschwamm alles vor meinen Augen und ich konnte selbst Train, der mich halb im Arm hatte, nicht mehr klar erkennen. Das gab es doch wirklich nicht.

„Tu mir nur einen Gefallen und erschieß Norbert Rickson und Crec Debert.. auch wenn ich es lieber selber machen wür...“ Ich verlor das Bewusstsein und mein Kopf sank nach hinten. Meine zuvor mühsam zu einem Zopf zusammengefassten Haare lösten sich aus dem Haarband und hingen nun offen herab, während das schwarze Cap ein Stück neben uns lag.

Auftrag 7: Was macht ein Killer, wenn ihm langweilig ist?

Train starrte sie fassungslos an. Was sollte das? Er hatte gerade erst angefangen ihre Gegenwart zu schätzen und nun sollte Kate tot sein? Das erschien ihm unbegreiflich. Zugleich aber wurde er wieder daran erinnert, was sie eigentlich waren. Bei diesem Job war es natürlich nicht unwahrscheinlich, dass man selber auch verletzt oder getötet wurde. Dennoch löste der Schock in ihm eine dermaßen heftige Wut aus, dass er Kate nur sanft auf den Boden legte und sich dann aufrichtete.

„Das.. war das ein Mädchen?“, fragte Iron ungläubig. Er hatte alle beide für Jungen gehalten, auch wenn die Stimme des einen etwas heller geklungen hatte als die des anderen. Doch die Art, wie der andere mit dem Toten umging, ließ viel mehr darauf schließen, dass der Tote kein Er sondern eine Sie war. Ein Mädchen. Außerdem hatte er sie gar nicht töten wollen, doch die Pistole hatte schon wieder verzogen und der Schuss war weiter nach rechts gegangen, als er sollte. Eigentlich hatte er nur beide außer Gefecht setzen und gefangen nehmen wollen, doch jetzt war die eine tot.

Train drehte sich langsam zu Mr Iron um und ging dann mit einen Schlag auf den Mann los, der Kate getötet hatte. Zwar sollte er ihn eigentlich gar nicht töten, doch das war ihm ziemlich egal. Dieser Mann hatte Kate getötet. Und Train war darauf trainiert worden alles und jeden aus dem Weg zu räumen, der ihm in die Quere kam. Er würde diesen Mann umbringen. Er würde ihn einfach töten, wie er es schon mit so vielen getan hatte. „Ich werde dich umbringen!“

Iron wich erschrocken einen Satz zurück, doch Train blieb ihm auf den Fersen. Der Junge schien wie ausgewechselt und Mr Iron konnte seine Schläge und Tritte auf einmal kaum noch vorhersehen. Es war anders als vorher. Zuvor schien der Junge ernst und konzentriert, doch nun war sein Gesicht von Zorn erfüllt und seine Hiebe wurden von Hass geführt. Er war nicht stärker als vorher, doch irgendwie verlieh ihm die Wut ein ganz anderes, furchteinflößendes Auftreten, das selbst Iron einen Schauer über den Rücken jagte.

Dennoch musste er ihn natürlich daran hindern das Gerät mitzunehmen. Doch wie sollte er diesen vor Wut rasenden Jungen gefangen nehmen, ohne ihn vorher ernsthaft zu verletzen? Denn anders würde dieser sich unter Garantie nicht abführen lassen.

In dem Moment feuerte Train gleich mehrere Schüsse ab und Mr Iron hatte mehr Glück als Verstand, dass er von keiner getroffen wurde. Der Junge war definitiv nicht normal. Die meisten Leute wurden, wenn sie stocksauer waren oder sich in irgendetwas hineinsteigerten, eher schlechter und waren dann leicht zu besiegen, doch der hier schien ohnehin so ein durchtrainierter Kämpfer zu sein, dass Iron es noch immer nicht schaffte ihn zu besiegen. Selbst wenn er mit Messer und Pistole gleichzeitig auf ihn losging, schaffte es dieser Bengel immer wieder irgendwie seine Hiebe zu parieren und seinen Schüssen auszuweichen. Sie bissen sich hier regelrecht fest und es war kein Ende in Sicht, obwohl die beiden sich nun schon seit mehreren Minuten fast die Köpfe einschlugen, während die Alarmsirenen nach wie vor heulten und etwas weiter hinten eine rote Warnlampe blinkte.

Schließlich sprangen sie beide auseinander und Iron sah den Jungen an, der ihn lediglich hasserfüllt anstarrte und mit dem Blick aus seinen bernsteinfarbenen Augen förmlich zu erdolchen schien. Es war wirklich unheimlich.

Der Mann keuchte und Train sah immer noch rot. Er war fest entschlossen diesen Iron um jeden Preis umzubringen. Nur leider fehlte ihm die nötige Konzentration, um diesem verabscheuungswürdigen Mann endgültig den gar aus zu machen. Zudem hatte er auch noch alle Kugeln verbraucht und allein mit Körperkraft würde es eine ganze Weile dauern Mr Iron endlich zu töten. Und so lange konnte Train nicht warten. Seine Wut hatte ihr Limit erreicht und er hielt es langsam nicht mehr aus. Die Luft um ihn herum begann zu flimmern und wurde in rasendem Tempo wärmer. Erste Funken tanzten in der heißen Luft und Iron sah ihn entgeistert an, als plötzlich Trains Arm gepackt wurde.

„Tu es nicht!“, rief ich entsetzt. Was auch immer hier los war, es war nichts Gutes. Und auch wenn ich erst vor einigen Sekunden wieder zu Bewusstsein gekommen war, keinerlei Ahnung hatte, was weiter passiert oder wie viel Zeit vergangen war, wusste ich, dass ich Train irgendwie aufhalten musste.

Dieser starrte mich nur ungläubig an. Bestimmt mehrere Augenblicke lang sahen wir uns so an, dann schloss er mich plötzlich in die Arme und ich sah seine Schulter verblüfft an. Er war vollkommen verkrampft und schien die Zähne fest zusammen zu beißen.

Und ich gebe ehrlich zu, ich war verwirrt. Ja, ich war ganz schön irritiert, was zum Teil aber auch noch mit an den höllischen Schmerzen liegen konnte, die durch meine Brust zuckten und durch Trains Umarmung nicht gerade besser wurden.

Iron starrte mich nur beinahe ebenso entgeistert an. Er schien auch nicht damit gerechnet zu haben, dass ich mich mit dieser Verletzung noch mal aufrichten würde. Tja, das wäre dann ein Punkt für mich, auch wenn es mir wirklich schwer fiel mich auf den Beinen zu halten.

„E-Ey.. ich lebe noch, aber deswegen musst du mich trotzdem nicht ausquetschen wie eine Zitrone“, bemerkte ich und verzog das Gesicht. Ich fand es schon beachtlich, dass ich mich so sehr über den Schmerz aufregen konnte, dass mir keine Tränen in die Augen stiegen. Aber bei diesem Brennen etwas unterhalb meiner Brust musste ich einfach das Gesicht verziehen, es war wahrlich keine leichte Übung das auszuhalten, auch wenn ich es mir ehrlich gesagt schlimmer vorgestellt hatte angeschossen zu werden. Allerdings reichte mir das hier trotzdem.

Train ließ mich auf meinen Kommentar hin endlich los und ich sank wieder zu Boden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt ich mir die Stelle, wo sich meine Kleidung noch immer mit Blut voll sog. Dieser Iron hatte mich wirklich sauber erwischt, verdammtes Arschloch.

Bevor jedoch weitere Beschimpfungen durch meinen Kopf wandern konnten, nahm Train mich auf einmal auf die Arme. Mein Blick dabei musste gut ausgesehen haben, ich war nämlich ziemlich verdattert. In einer Hand hatte Train außerdem noch den Kasten mit dem Gerät, das wir besorgen sollten, und ging nun einfach auf Iron zu.

Dieser hatte uns nur ungläubig angestarrt und an seiner Stelle hätte ich wohl nicht besser ausgesehen, wie ich mir leider eingestehen musste. Selbst als Train mit mir und dem Gerät – wie er uns beide gleichzeitig tragen konnte, war für mich immer ein Rätsel – an ihm vorbei ging, blieb Mr Iron einfach da stehen. Er sah uns noch nicht mal nach, als Train um einige Ecken bog und schließlich das Gebäude verließ. Das war auch so ziemlich das Letzte, das ich noch mitbekam, bevor ich erneut ohnmächtig wurde. Und dieses Mal für eine ganze Weile länger als zuvor.

 

„Hey! Unser Phönix ist wieder da!“, rief Isabella und sprang von der Fensterbank, um ihm entgegen zu kommen.

„Das ist doch mal eine Überraschung“, bemerkte Jake und lächelte herablassend.

„Du hast dich schon eine Weile nicht mehr hier blicken lassen“, fügte Robin weniger enthusiastisch hinzu. Er saß gegenüber von Thore und Karin, die beide keinen Kommentar abgaben und an dem langen Tisch sitzen blieben. Vor ihnen standen Tassen mit Tee und der Geruch von Zitrone lag in der Luft.

„Stimmt, wo warst du die letzte Zeit?“, fragte Isabella und wollte ihn umarmen, doch er wich ihr geschickt aus.

„Ich hatte anderes zu tun“, erwiderte Train nur resigniert. Nochmal würde er nicht auf den Trick von Isabella reinfallen. Ein Mal von der Elektro-Maus geröstet zu werden reichte ihm.

„Wichtiger als unsere Meetings?“ Nun erhob sich Mr VanDyke von seinem Platz am Kopfende des viel zu langen Tisches aus dunklem Holz. „Mir erscheint es viel eher so, dass du mehr Spaß daran hattest mit einem kleinen Küken auf einfache Missionen zu gehen.“

Train verzog kaum merklich das Gesicht.

VanDyke lächelte daraufhin sein düsteres Lächeln. „Keine Angst, ich gönne jedem von euch auch mal ein bisschen Vergnügen. Was wäre die Welt ohne etwas Abwechslung? Aber auch du solltest nicht vergessen, dass wir hier die Spezialeinheit der Scythe Society sind. Du weißt doch noch, was das bedeutet, oder?“

„Wir sind die höchste Einheit und bekommen unsere Aufträge von Regierungen und anderen hohen Vertretern von ganzen Nationen“, zitierte Train und imitierte dabei auch VanDykes selbstsichere Stimme.

„Ich sehe, du hast es nicht vergessen“, stellte Mr VanDyke zufrieden fest, „Deswegen gebe ich dir die Erlaubnis weiterhin mit dem süßen Küken auf Missionen zu gehen, aber du solltest auch deine anderen Aufträge nicht vernachlässigen. Du hast schon zwei Anfragen, eine sogar aus unserem eigenen Haus.“

„Echt? Was wollen die denn von Phönix?“, fragte Isabella neugierig und hätte es um ein Haar geschafft Train einen Arm um die Schultern zu legen, doch er konnte gerade noch zur Seite treten. Das führte allerdings dazu, dass Isabella ihn mürrisch ansah und eine Flunsch zog. Dabei war sie achtzehn, da sollte man doch ein etwas erwachseneres Verhalten erwarten können, oder?

„Tut mir leid, aber dir komme ich nicht nochmal zu nahe“, bemerkte Train resigniert.

„Ach komm schon, das war doch nur ein Versehen gewesen“, entgegnete Isabella beleidigt.

„Du hast das aber manchmal wirklich nicht ganz unter Kontrolle“, warf Jake ein und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.

Isabella streckte ihm zur Antwort die Zunge raus.

„Ihr benehmt euch wie die Küken von der Akademie“, sagte auf einmal Thore mit seiner eiskalten Stimme und nippte an seinem Tee, der bereits kalt war, obwohl die Flüssigkeit in den Tassen der anderen noch dampfte.

„Meine Meinung, manchmal frage ich mich, ob ich hier im Kindergarten bin“, sagte Karin verächtlich und sah dabei allen voran Train an.

„Sieh dich doch selbst an“, konterte dieser unfreundlich, „Du bist doch die Jüngste von uns mit deinen dreizehn Jahren.“

„Körperlich gerechnet vielleicht schon, aber im geistigen Alter bin ich dir um Meilen voraus, kleiner Train“, erwiderte Karin hochnäsig und trank ebenfalls einen Schluck Tee.

„Deine Zunge macht deiner Fähigkeit langsam Konkurrenz“, murmelte Train, der nicht sehr begeistert war.

„Na na, wir wollen uns doch hier nicht streiten“, sagte VanDyke lächelnd, den das Gespräch offensichtlich amüsierte, „Und Train, das hier ist eine freundliche Warnung: Halte dich an unsere Regeln und vergiss deine eigentlichen Aufträge nicht. Du weißt schließlich, was passiert, wenn mir die Hand ausrutschen sollte.“

Trains Augen wurden ein Stück schmaler. Natürlich wusste er das. Der Tod folgte diesem Mann auf Schritt und Tritt. Das hatte Train schon früh lernen müssen. Auf eine sehr unangenehme Weise. Er erinnerte sich noch heute an den Anblick, den er wohl sein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen würde.

„Hey! Will jemand ein Stück Kuchen?“, fragte Isabella, die in der Zwischenzeit kurz verschwunden war und jetzt mit einem großen Kuchen wieder angelaufen kam. Sie stolperte plötzlich jedoch über ihre eigenen Füße und schmiss den Kuchen versehentlich ein ganzes Stück hoch in die Luft. Er flog sogar über den Tisch hinweg, wo Jake plötzlich mit einer Hand auf die Platte schlug, genau an der Stelle, wo der Schatten des Kuchens war.

Robin seufzte. „Sei gefälligst vorsichtiger.“

„Hehe, tut mir leid“, sagte Isabella nur schief grinsend.

Der Kuchen schwebte über dem Tisch und Train schüttelte den Kopf, während VanDyke lächelnd in die Hände klatschte. Dies waren seine kleinen Schüler, die er großgezogen hatte. Er war stolz auf sie, auch wenn sie gerade in einem rebellischen Alter waren und er ihnen manchmal erneut zeigen musste, wo genau die Grenzen ihrer Welt waren.

 

Ich fühlte mich schwer wie ein Stein, als ich wieder zu mir kam. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich dazu aufraffte endlich die Augen zu öffnen. Ein erster Blick sagte mir, dass ich auf jeden Fall in meinem Zimmer war. Schon mal etwas Gutes. Als ich mich dann aufsetzen wollte, fuhr ein stechender Schmerz in meine Brust und ich keuchte auf. Etwas Unerfreuliches.

Ach ja, dieser Sicherheitschef namens Iron hatte mich ja angeschossen. Die Erinnerung war echt belebend, ich ließ mich in die Kissen zurückfallen, auch wenn das natürlich auch wieder wehtat. Warum auch nicht? Ich begutachtete die dunkelblau angemalte Decke. Wie interessant sie sein konnte, wenn man gerade nichts Besseres zu tun hatte als sie anzustarren und darauf wartete, dass einem jemand mal erklärte, wie man hier her gekommen war.

Später tauchte auch eine Ärztin in meinem Zimmer auf und erklärte mir, dass ich Glück hatte, dass der Schuss keine meiner Rippen getroffen hatte. Wenigstens etwas. Aber trotzdem war die Verletzung etwas kompliziert und es würde eine Weile dauern bis ich wieder Missionen übernehmen konnte. Vor Weihnachten jedenfalls nicht, und das war erst in knapp eineinhalb Monaten. Darüber war ich natürlich sehr erbaut, aber ich verkniff es mir die arme Ärztin auch noch anzugiften, die durch mein genervtes Verhalten ohnehin schon etwas verunsichert wirkte. Sie konnte schließlich auch nichts für meine Lage, das hatte ich mir ganz allein selber zuzuschreiben.

Dumme, dumme Kate, wie konnte mir so ein Anfängerfehler passieren? Darüber konnte ich mich wirklich schwarz ärgern. Wie viele tausend Male hatte man mir eingebläut niemals in der Konzentration nachzulassen oder gar meinen Gegner auch nur einen Moment lang zu unterschätzen? Scheinbar gehörte ich nochmal in einen Crash-Kurs, ich war wohl durch die ganzen leichten Aufträge etwas eingerostet.

Aber keine Missionen UND möglichst kein körperliches Training mehr vor Weihnachten? Hatte die Ärztin ein Rad ab? Wusste sie überhaupt, was das für mich bedeutete? Langeweile pur! Am liebsten hätte ich diesen Iron zerquetscht, zertrampelt, zermanscht und was weiß ich nicht noch alles! Schon wieder war ich wütend!

„Verdammt nochmal! Welcher Idiot will hier verhindern, dass ich meinem Ziel endlich mal ein Stück näher komme?!“

Mein Spiegelbild wollte nicht antworten. Es war wortkarg wie immer.

Als ich eine Woche später wieder zum Unterricht kam – ich hatte der Ärztin deutlich klar gemacht, dass ich keine zwei Wochen Bettruhe brauchte – war Anja natürlich ziemlich aufgebracht darüber, dass ich mich in der Zeit meiner Abwesenheit kein einziges Mal bei ihr gemeldet hatte. Sie war wohl fast krank vor Sorge gewesen. Sie war echt ein viel zu ehrliches und liebes Mädchen, um auf eine Akademie für Killer zu gehen. Auch ihre beiden Freundinnen und Mareike und Lisa hatten sich Sorgen um mich gemacht und schienen sogar erleichtert darüber zu sein, dass es mir wieder besser ging. Dabei meckerten sie sonst immer nur rum, ich musste darüber irgendwie lächeln. Den drei Idioten aus meinem Haus machte es wie immer auch Spaß mir wieder auf die Nerven zu gehen, doch, was ich selbst noch nicht so ganz glauben konnte, ich hatte mich mittlerweile daran gewöhnt. Dann waren da natürlich auch meine Trainingspartner Leon, Cedric und Elric, die ziemlich erstaunt darüber waren, dass ich eine solche Verletzung erlitten hatte. Dafür, dass sie mich deswegen auf den Arm nahmen, verpasste ich ihnen allerdings noch eine kurze aber deftige Lektion, auch wenn ich die Schusswunde hinterher wieder spürte und nur das Gesicht verzog. Aber ich war durchaus zufrieden mit meinem Werk, als ich die drei stöhnenden Jungen am Boden so betrachtete.

Selbst die gute Vertrauenslehrerin Mrs Lane tauchte zwischenzeitlich bei mir auf und erkundigte sich nach meinem Befinden. Ich war ein bisschen erstaunt darüber, dass sich selbst einige Lehrer wegen mir Sorgen gemacht hatten. Nur über den Besuch von Mr Walker war ich weniger erfreut gewesen. Schon wieder hatte dieser kindliche Lehrer mit perversen Gedanken versucht mich zu begrapschen, doch bevor ich ihm meinen Wecker über den Schädel ziehen konnte – was anderes hatte ich so schnell leider nicht in die Hand bekommen, als er mich vier Tage nach der Mission in meinem Zimmer besucht hatte – hatte Mr Folker ihn freundlicherweise für mich ausgebremst. Besser gesagt hatte er ihm einfach ein Messer von hinten an die Kehle gehalten und daraufhin war Walker schnell gefügig geworden. Ich war erstaunt gewesen, wie rasch Mr Folker seinen Kollegen immer wieder in die Schranken wies. Die beiden arbeiteten wohl schon länger zusammen hier an der Akademie.

Der Einzige, der mir irgendwie die ganzen Tage über fehlte, war Train. Ihn hatte ich schon seit einiger Zeit  nicht mehr gesehen. Es wunderte mich, aber so wie ich die Sache sah, war er wahrscheinlich wieder alleine auf Missionen, da man mich bis Weihnachten vergessen konnte. Außerdem hatte er ja vorher auch schon alleine Aufträge übernommen, daher erstaunte es mich im Prinzip auch nicht, aber es war irgendwie schon ein bisschen seltsam.

Bei dem Gedanken schüttelte ich nur den Kopf. Train und ich waren nicht mehr als Partner, die gemeinsam auf Missionen gingen. Aber irgendwie fehlte er mir doch, auch wenn ich das nur ungern zugab.

Ein Windzug strich leise in mein Zimmer und mit ihm kam der kleine Vogel mit dem goldgelben Gefieder und den drei geringelten Schwanzfedern herein geflattert. Ich blickte überrascht auf und streckte fast automatisch meine Hand nach ihm aus. Wie bei Train landete er auf meinem Finger und sah mich dann mit schief gelegtem Kopf an.

„Na Pieps, wo ist dein Freund?“, fragte ich den kleinen Piepmatz und streichelte ihm sanft das Köpfchen. Der Vogel mochte das wirklich und ich musste lächeln.

 

Meine neu gewonnene, wenn auch nicht unbedingt gewollte Freizeit verbrachte ich während November und Anfang Dezember zumeist in meinem Zimmer. Da es da aber ein paar Sachen aus dem Unterricht gab, die ich gerne mal selbst ausprobieren wollte, wurde mir wenigstens nicht allzu häufig langweilig. Dass ich dadurch zum Teil auch mein Zimmer und manchmal sogar einen Teil der Einrichtung für meine Experimente missbrauchte, war mir egal.

„Kann ich eigentlich mal mit zu dir kommen?“, fragte Anja auf einmal neugierig.

„Woher diese plötzliche Idee?“, fragte ich im Gegenzug mit einer hochgezogenen Augenbraue. Die zweite Stunde war gerade vorbei und während sich einige draußen vergnügten, obwohl es dieses Jahr kälter war als sonst und draußen nur ein paar Grad über Null herrschten, verbrachten Anja und ich die Pause drinnen. Kurz wanderte mein Blick wieder zur hintersten Reihe rechts. Wie in den letzten Wochen immer war ich wieder allein dort oben. Train hatte sich noch immer nicht blicken lassen. Langsam machte ich mir Sorgen, denn ich hatte ihn auch auf dem Dach nicht mehr gesehen und selbst der kleine Pieps schien sich über die Abwesenheit seines Freundes zu wundern, er hatte mich bereits mehrmals besucht.

„Na wir waren bisher eigentlich immer bei mir oder draußen“, erwiderte Anja und sah mich mit ihrem berühmten Dackelblick an, „Ich will mal wissen, wie Haus 4 von innen aussieht. Bitte! Es muss auch gar nicht für lange sein.“

Ich seufzte. Wäre da nicht dieser gemeine Dackelblick, mit dem sie mich jedes Mal wieder rumbekam, hätte ich ihre Bitte ausgeschlagen. „Na schön.“

„Jippie! Danke“, sagte Anja nur erfreut.

„Wieso freust du dich so darüber?“ Ich hatte wieder eine Augenbraue hochgezogenen.

„Na weil ich endlich mal dein Zimmer zu sehen bekomme“, erklärte Anja lächelnd, „Ein Zimmer sagt manchmal schon ziemlich viel über die Person aus, die in ihm wohnt.“

„Ist die Einrichtung hier nicht je nach Haus einheitlich?“, fragte ich stirnrunzelnd.

„Das schon, aber wie man sein Zimmer gestaltet, ist jedem selbst überlassen“, sagte Anja, „Und ich bin schon gespannt, wie du dein Zimmer gestaltet hast.“

„Jedenfalls nicht so abenteuerlich wie du“, bemerkte ich leicht resigniert. Anja war knappe vierzehn und hielt sich eine halbe Stofftierarmee. Sie mochte allerlei süße Dinge und hatte zudem auch noch eine Schwäche für Murmeln. Einmal hatte sie mir ihre Sammlung gezeigt, die sie in mehreren Schachteln aufbewahrte, und ich schwöre, noch nie zuvor hatte ich so viele verschiedene Murmeln auf einmal gesehen. Es störte mich auch nicht, sollte sie doch mögen und sammeln was sie wollte, aber im Gegensatz zu ihrem Zimmer war meines ja langweilig.

„Das wird sich zeigen.“

So gingen wir nach dem Praktischen Training zusammen zu Haus 4. Als Anja Leon, Cedric und Elric erzählt hatte, was wir für den Nachmittag geplant hatten, wollten diese auch mitkommen, doch da hatte ich mich dann gewehrt. Das war mein Zimmer und das musste nicht jeder sehen. Anja war noch etwas anderes, doch diese drei neugierigen Quatschköpfe ging mein Zimmer nun wirklich nichts an. Daraufhin hatte Cedric dann vorgeschlagen, dass wir es fair lösen könnten. Und zwar durch einen Kampf. Ich muss wohl nicht sagen, wer am Ende gewonnen hatte.

Anja sah sich auf den Weg nach oben zu meinem Zimmer, wo ich Steffen, Manick und Richard wie immer noch nebenbei in die Schranken wies, nur erstaunt um. Laut ihr sah hier alles um einiges edler aus, doch ich fand, dass sich unsere Häuser nicht sonderlich voneinander unterschieden. Aber wie sagte man doch so schön? Meinungen waren verschieden.

„Wow, dein Zimmer sieht ja richtig riesig aus“, staunte Anja und trat ein.

„Wenn man es nicht bis oben hin mit Stofftieren vollquetscht, hat man automatisch mehr Platz“, murmelte ich so leise, dass Anja meinen Kommentar nicht hörte.

„Cooool.. so sieht es bei dir also aus“, sagte Anja, als sie einmal durch das ganze Zimmer geschritten war und sich wieder zu mir umdrehte, „Kann ich mir kurz einen Stift von dir borgen?“

„Von mir aus, auf dem Schreibtisch stehen genug“, sagte ich und deutete auf einen roten Becher, in dem jede Menge verschiedener Stifte waren. Auf diesem Weg musste ich nicht erst stundenlang in den Schubladen nach einem passenden Stift suchen, auch wenn ich dafür einen Becher zweckentfremdete.

„Danke“, sagte Anja und griff nach einem schönen, hellblauen Kugelschreiber.

„Den würde ich nun nicht gerade nehmen, es sei denn du wolltest dich mit Narkosemittel für ein paar Stunden schlafen legen.“

Anja sah mich verwirrt an und drückte auf den oberen Teil des Kugelschreibers. Was unten raus kam, war keine Miene sondern eine spitze Nadel. „Ja.. ich glaub ein anderer wäre besser...“, sagte sie nur stockend und stellte den Stift vorsichtig wieder in den Becher. Sie wirkte ein wenig irritiert, notierte sich dann aber kurz mit einem anderen Stift etwas auf einem kleinen Zettel und begutachtete anschließend den Schreibtisch.

„Was hast du denn in deinen Schubladen?“, fragte Anja schließlich und sah mich mit schief gelegtem Kopf an.

„Allerlei Krimskrams, halt das Normale“, antwortete ich nur und seufzte.

„Darf ich reinsehen?“

„Ja.“

Anja streckte die Hand nach dem Griff von einer der Schubladen aus.

„Aber nicht ohne mich“, fügte ich noch hinzu und trat neben Anja. Ich nahm einen der normalen Stifte und hakte ihn hinter den Griff von der Schublade, die Anja gerade hatte aufziehen wollen. Als ich nun die Schublade aufzog, schnappten plötzlich jede Menge kleine Klingen aus dem Holz hinter dem Griff. Wenn dort eine Hand statt dem Stift gewesen wäre, wäre sie jetzt ziemlich durchlöchert. Besser gesagt würde sie einem Schweizer Käse ähneln, ein amüsanter Vergleich.

Anjas Augen schienen kurz davor zu sein aus ihren Augenhöhlen zu fallen.

„Ich hab´s halt nicht gerne, wenn man in meinen Sachen wühlt“, kommentierte ich lediglich und schob die Schublade wieder zu. Diese Sicherheitsvorkehrung funktionierte schon mal, das war gut. Denn abgesehen von den Klingen war auch die Sperre eingerastet, die es unmöglich machte die Schublade weiter als einen winzigen Spalt breit aufzuziehen.

„Und wie kommst du an deine Sachen?“, fragte Anja, die noch ziemlich verdattert zu sein schien.

„Ganz einfach“, sagte ich und zog eines der Bücher auf dem Regal über dem Schreibtisch heraus. Dann beugte ich mich wieder nach unten und öffnete eine der Schubladen. Dieses Mal kamen keine Klingen aus einem Geheimfach.

Anjas Mundwinkel zuckten. Dann wich sie von meinem Schreibtisch zurück und sah sich schnell anderswo um. Darüber musste ich irgendwie grinsen. Mit so was schien sie nicht gerechnet zu haben, ihrem leicht entgleisten Gesichtsausdruck nach zu urteilen.

„Das sind ja schöne Blumen!“ Anja hatte die Vase entdeckt, die auf dem runden Tisch in der Plauderecke stand. In ihr standen einige schöne, weiße Rosen. Sofort ging Anja zu dem Tisch und bewunderte die bildschönen Blumen. Als sie jedoch nach dem Stiel von einer der Rosen greifen wollte, um sie heraus zu nehmen und noch eingehender betrachten zu können, legte ich ihr eine Hand auf die Schulter.

„Tu dir selbst einen Gefallen und lass es“, sagte ich und berührte mit meiner anderen Hand die Blüte von einer der Rosen, „Das Gift in den Dornen meiner Schönheiten bringt dich innerhalb von wenigen Minuten um, wenn es in Kontakt mit Blut kommt.“

Anja starrte mich entgeistert an und ließ ihre Hand sinken. So langsam schien sie wirklich mit ihrer Fassung zu ringen und wandte sich auch von der Plauderecke ab. Dabei fiel ihr Blick auf meinen Schrank hinter dem Raumtrenner.

„Darf ich mal in deinen Kleiderschrank sehen?“, fragte Anja und sah den wuchtigen Schrank aus Eichenholz an.

„Wenn du unbedingt willst.“

Anja wollte daraufhin nach den runden Griffen der Schranktüren greifen, doch ich hielt sie davon ab. Dann ging ich in die Knie und tastete kurz nach etwas unter dem Schrank, der auf vier vielleicht drei Zentimeter hohen Holzfüßen stand. Dann legte ich den Schalter an dem schmalen Kasten unter dem Schrank um und kam wieder hoch.

„Jetzt kannst du ihn von mir aus auf machen“, sagte ich, „Zumindest sind jetzt keine rund zweihundert Volt mehr in den Griffen.“

Anjas entgleister Gesichtsausdruck sprach für sich.

„Bei der Konstellation ist es wirklich von Vorteil, dass die Knäufe aus Eisen sind und man die Türen nur durch Drehen der Knäufe öffnen kann“, bemerkte ich zufrieden, „Auch wenn ich mich um ein Haar schon mal selbst gegrillt hätte.“ Noch eine meiner Sicherheitsvorkehrungen, sollte mal jemand auf die Idee kommen in meinem Zimmer herumzuschnüffeln.

„He.. he hehe.“ Anjas Lächeln war ein ganzes Stück außer Form geraten.

„Sieh mich nicht so an“, sagte ich nur, „Wenn du willst, kannst du dir auch das Bad ansehen.“

„Hmhm.“ Anja nickte nur und ging etwas steif auf das Badezimmer zu. Schon fast misstrauisch sah sie sich kurz um, bevor sie es betrat und scheinbar der Meinung war, dass es hier weniger gefährlich war als in meinem Wohnraum. Schon wieder musste ich schmunzeln. Sie war zu süß.

„Du hast Parfüm?“, fragte Anja erstaunt, als sie unwillkürlich auch auf den Rand des Waschbeckens gesehen hatte, wo allerlei hübsche Flaschen standen.

„Ja, sogar in mehreren Düften“, antwortete ich sarkastisch und schüttelte den Kopf.

„Cool, das sieht ja interessant aus“, sagte Anja und griff nach einer Flasche, die eine gewundene Form hatte und besonders edel aussah. Sie hielt sie über ihr Handgelenk und wollte gerade drauf drücken.

„Das solltest du lieber sein lassen“, bemerkte ich trocken. Ich konnte nur knapp verhindern, dass meine Mundwinkel anfingen zu zucken. Anders hätte ich jetzt wohl ein breites Grinsen im Gesicht gehabt.

Anja sah mich stirnrunzelnd an. Dann schien ihr ein Verdacht zu kommen und sie hielt die Düse von sich weg, als sie vorsichtig drauf drückte. Eine nicht zu verachtende Stichflamme kam aus der Flasche und Anja ließ sie erschrocken fallen. Doch bevor sie auf dem Boden aufschlug, fing ich sie noch auf und stellte sie wieder auf den Rand des Waschbeckens.

„Sei ein bisschen vorsichtiger, es war gar nicht so einfach die richtige Mischung zu finden“, sagte ich und sah meine Freundin mahnend an, die noch ein wenig geschockt aussah.

„W-Was h-hast du eigentlich mit d-deinem Zimmer gemacht?“, fragte Anja stockend. Die Frage schien sie schon die ganze Zeit über auf dem Herzen gehabt zu haben.

„Ich hab nur ein bisschen was von dem ausprobiert, was wir im Unterricht hatten“, antwortete ich gelassen, „Mir ist auch mal langweilig.“

„Kommt immer so was dabei raus, wenn dir langweilig ist?“, fragte Anja und sah sich misstrauisch um. Was war das hier nur für ein Zimmer?

„Gelegentlich.“

Anja hätte kaum verdatterter drein blicken können und ich bekam den Lachanfall, den ich mir schon die ganze Zeit über verkniffen hatte, seit ich Anjas verblüfftes und gleichzeitig entgeistertes Gesicht das erste Mal heute gesehen hatte. Ja, wenn mir langweilig war, kam ich manchmal auf etwas ausgefallene Beschäftigungen. Und ich hatte jetzt immerhin schon seit über einem Monat Zwangspause und da wurde mir nun mal langweilig. Wenn ich nicht trainieren und nicht auf Missionen gehen konnte, fehlte mir was. Und das hatte sich jetzt halt so ausgewirkt. Was war daran denn so besonders, dass Anja fast die Augen ausfielen?

Wenig später verabschiedete sie sich für heute lieber. Diesen Schock musste sie wohl erstmal verdauen und ich nutzte die Gelegenheit und ging duschen.

Mittlerweile hatte sich die Stelle etwas unterhalb meiner Brust auch vollständig geschlossen und brannte nicht mehr, wenn Wasser über sie lief. Daher konnte ich die heiße Dusche auch endlich wieder richtig genießen und verbrachte gleich etwas mehr Zeit unter dem wohltuenden Wasser. Meinen Haaren verpasste ich ein ordentliches Pflegeprogramm und staunte mal wieder darüber, wie knabenhaft ich im Gegensatz zu manch anderen Mädchen meines Alters gebaut war. Es störte mich auch nicht, im Gegenteil, so hatte ich weniger überflüssige Kurven und unnütze Haut an der Front. Für meinen Job war es jedenfalls von Vorteil und ich war zufrieden, während sich einige andere Mädchen über diese Figur wohl maßlos aufgeregt hätten.

„Hm, ich lebe halt praktisch“, sagte ich nur schulterzuckend und wickelte mir ein schneeweißes Handtuch um. Als ich dann gerade zu einem kleineren Handtuch greifen wollte, um mir die Haare abzutrocknen, wurde plötzlich die Tür zum Bad aufgerissen. Ich stand mit dem Rücken zur Tür und musste daher über meine Schulter blicken, doch trotzdem sah mein überraschtes Gesicht bestimmt ziemlich gut aus, denn ich starrte Train nur verdattert an, der da in der Tür stand und mich ebenfalls verblüfft ansah. Dann schlich sich jedoch eine leichte Röte in sein Gesicht und die Tür wurde mit einem Rums wieder geschlossen. Train stand draußen davor.

Mein Mundwinkel und linkes Auge zuckten derweil besorgniserregend und ich blickte die Tür immer noch ungläubig an. Im nächsten Moment packte ich aber meine Sachen, die ich zum Glück ausnahmsweise mit ins Bad genommen hatte, zog mich in Windeseile an und nahm noch das kleine Handtuch von der Kommode, das ich mir einfach über die nach wie vor tropfnassen Haare legte.

„Was hast du in meinem Zimmer zu suchen?“, fragte ich stutzig und ein wenig sauer zugleich, als ich die Tür wieder geöffnet hatte. Wie kam er dazu einfach in mein Badezimmer zu stürzen? Hatte er ´ne Schraube locker? Hallo! Mein Wohnraum und mein Badezimmer! Wie kam er überhaupt dazu einfach hier reinzuspazieren?

„T-Tut mir leid...“ Train schien nicht ganz zu wissen, was er sagen sollte. Außerdem hatte er mir den Rücken zugewendet. „Die Balkontür war auf und...

„Du kannst dich ruhig wieder umdrehen, ich hab mir was angezogen“, bemerkte ich resigniert und verkniff mir ein Knurren. Er hätte ja wenigstens anklopfen können, aber nein, selbst das schien zu viel verlangt zu sein. Tölpel.

Er drehte sich daraufhin langsam wieder um. Als er mich ansah, zuckten seine Mundwinkel jedoch auf einmal und er schien sich ein Lachen zu verkneifen. Ich blickte daraufhin stirnrunzelnd an mir herunter und musste feststellen, dass ich mein T-shirt falschherum angezogen hatte. Super hingekriegt, sah blendend aus.

„Toll, wegen dir hab ich es verkehrtherum angezogen“, murrte ich angesäuert und stieg aus den Ärmeln. Schnell drehte ich das orangene T-shirt und stieg wieder in die Ärmel. Nun war die gelbe Aufschrift auch wieder vorne und nicht auf meinem Rücken.

„Hey, das war keine Absicht!“, warf Train mit einem schiefen Grinsen ein.

„Ob ich das glauben soll?“ Ich sah ihn verstohlen an. Hatte er vielleicht genauso eine perverse Seite wie Mr Walker? Obwohl, den übertraf eigentlich keiner.

Als Trains Blick ein Stück weiter nach unten fiel, presste er sich eine Hand auf den Mund und sah schnell zur Seite. Ich blickte daraufhin erneut an mir herunter. An meinem rechten Fuß hatte ich eine wunderhübsche, grün gestreifte Socke und mein linker Fuß kleidete sich in eine niedliche, knallrote Socke.

„Mist, da ist heute doch echt der Wurm drin“, schimpfte ich und ging zum Schrank, während Train einen ziemlichen Lachanfall bekam und sich beinahe schon auf dem Boden kugelte. Dafür warf ich ihm einen giftigen Blick zu und holte die passende Socke zu meiner Roten heraus. Irgendwann würde er dafür noch was auf den Deckel kriegen. So einfach kam er mir nicht davon.

Schließlich aber hatte Train sich wieder beruhigt und saß kopfschüttelnd auf meinem Schreibtischstuhl.

„Was verschafft mir eigentlich die Ehre?“, fragte ich und sah ihn argwöhnisch an, „Du hast dich in letzter Zeit rar gemacht. Darf man wissen, wo du warst?“

Das Grinsen auf Trains Lippen verschwand als hätte es jemand weggewischt. Er blickte zur Seite und sah eines der Bilder an. „Es gab da einige Missionen, die ich noch erledigen musste.“

Ich spürte ganz deutlich, dass es ihm nicht behagte darüber zu reden. Dass mich das misstrauisch machte, war klar. Etwas stimmte nicht, so viel war sicher. Nur leider schien er auch nicht gewillt zu sein darüber zu reden. Daher blieben die Antworten auf die durch seine Antwort aufgekommenen Fragen wohl vorerst aus.

„Du siehst ja etwas demoliert aus“, stellte ich stattdessen fest und sah ihn skeptisch an. Ein paar Kratzer zierten sein Gesicht und seine Hände hatten auch schon mal besser ausgesehen.

„Äääh.. ja, ich hab mich nicht gerade mit Ruhm bekleckert, könnte man sagen“, sagte er mit einem schiefen Lächeln, das ganz und gar nicht fröhlich aussah, „Und wie geht es dir überhaupt? Mir blieb leider keine Zeit früher zurückzukommen und mich zu erkundigen.“

Aha, er war also auf jeden Fall nicht in der Akademie und anscheinend auch nicht in der näheren Umgebung gewesen. Wenigstens eine Sache, die ich wusste. Nur leider half mir das auch nicht gerade. „Besser als mit ´nem Loch im Körper“, stellte ich sarkastisch fest und verschränkte die Arme vor der Brust, „Aber leider darf ich bis Weihnachten keine Missionen übernehmen und selbst das Praktische Training haben sie mir gestrichen. Das ist doch echt eine Frechheit.“

Train schmunzelte. „Das ist ja was für dich.“

Ich verdrehte nur die Augen.

„Hattest du wenigstens was zu tun?“, fragte Train und lehnte sich auf meinem Stuhl zurück, „Oder hast du die ganze Zeit Däumchen gedreht?“

„Ha ha ha.“ Ich warf ihm für diese oberschlaue Idee einen schnippischen Blick zu. „Ich hab weit Besseres zu tun gehabt als meine Daumen zu verknoten.“

„Aha.“ Trains Blick war auf meinen blauen Kugelschreiber gefallen und er hatte ihn auch schon aus dem Becher gezogen. Er drückte auf den Taster am Kugelschreiberende und zog bei der herausgekommenen Nadel nur die Augenbrauen hoch. „Ich kann es mir denken.“ Trotz des gelassenen Tons seiner Stimme wirkte sein Gesichtsausdruck ein wenig verblüfft.

http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_62023-0.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/beschreibung_62023-1.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543917.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543918.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543919.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543920.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543921.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543922.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543923.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543924.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543925.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543926.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543927.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543928.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543929.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543930.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543931.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543932.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543933.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543934.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543935.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543936.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543937.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543938.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543939.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543940.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543941.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543942.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543943.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543944.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543945.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543946.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543947.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543948.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543949.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543950.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543951.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543952.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543953.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543954.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543955.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543956.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543957.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543958.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543959.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543960.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543961.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543972.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543973.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543974.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543975.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543976.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543977.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543978.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543979.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543980.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543981.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543982.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543983.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543984.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543985.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543986.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543987.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543988.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543989.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543990.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543991.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543992.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543993.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543994.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543995.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543996.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543997.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543998.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_543999.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544000.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544001.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544002.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544003.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544004.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544005.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544006.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544007.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544008.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544009.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544010.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544011.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544012.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544013.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544014.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544015.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544016.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544017.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544018.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544019.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544020.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544021.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544022.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544023.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544024.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544025.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544026.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544027.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544028.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544029.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544030.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544031.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544032.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544033.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544034.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544035.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544036.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544037.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544038.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544039.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544040.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544041.png
http://www.mscdn.de/ms/karten/v_544042.png
0

Hörbuch

Über den Autor

SilverRose
Tjaaa.. eigentlich ich bin mehr eine Einzelgängerin und eine komlette Tagträumerin dazu xD
Aber ab und an bin ich auch gerne unter Leuten, wobei es mir etwas an Gesprächsstoff fehlt, es sei denn es geht ums Schreiben und meine Geschichten. Da kann ich tagelang drüber reden :P
Allerdings möchte ich hier auch mal zu meinen Geschichten anmerken, dass sie wirklich lange Stories sind, die sich über einen längeren Zeitraum erst richtig entwickeln und daher auch gut und gerne zwischen zwanzig bis vierzig Kapitel mit unterschiedlichen Längen varieren. Sie sind nichts für Leute, die nur gerne kurze Happen lesen, sondern mehr für die, die auch im normalen Buchladen gerne mal zu einem drei - bis vierhundert-Seiten-Wältzer greifen. Sorry, aber kurz schreiben ist nicht gerade meine Stärke. Wenn ich das versuche, werden sie am Ende nur umso länger xD
(Auch wenn ich ja mittlerweile auch wenigstens ein paar Kurzgeschichten zum Reinschnuppern in meinen Schreibstil habe :P)
Und (der Ordnung halber) die erste Interviewfrage hier oben: Welche Geschichten hast du bisher schon verfasst?
Hm, das sind mittlerweile so einige...meine abgeschlossenen sind der Reihenfolge nach:
Meine abgeschlossenen Manuskripte sind der Reihenfolge nach:
1.1) Das Geheimnis der Federn: Die Wächterinnen der Federn;
1.2) Das Geheimnis der Federn: Der Kampf gegen die Finsternis;
2) Kyra: Die Wahl zwischen Licht und Finsternis;
3) Scarlett und das Geheimnis von Avalon;
4.1) Kampf der Geister: Vertrag;
4.1) Kampf der Geister: Geschwister der Dunkelheit;
5) Das verlorene Buch;
6) Silver Rose: Das Gesetz der Killer;
7) Der Schlüssel zum Tor der Feuergeister;
8) Reinblut & Halbblut;
9) Die Wächterin von Reilong;
10) Die letzte Zauberin;
11.1) Juwelenritter: Das vergessene Jahr des Blutes;
11.2) Juwelenritter: Die sieben Höllenfürsten;

Meine noch laufenden Geschichten (auch wenn ich nicht weiß, ob und wann ich es schaffe sie zu beenden) sind:
11.3) Juwelenritter: Dämonenherz (aktiv)
12) Bund mit dem Tod (neu - auf Standby)

Leser-Statistik
43

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
SilverRose Re: Dein Buch -
Zitat: (Original von Montag am 08.11.2011 - 20:01 Uhr) enthält eine lange, dafür aber nicht langweilge, sondern eine interessante Story und wie ich der Leserstatistik entnehmen kann, finden das auch mehrere Leser in dem sie den ganzen Text lesen.

Weiter viel Freude beim Schreiben.
MfG Montag


Danke und ich hatte viel Spaß beim Schreiben, die Geschichte ist bereits abgeschlossen und ich hab die restlichen Kapitel ebenfalls hier reingestellt (gibt 22, also reichlich zum Lesen xD)
Freut mich aber, dass sie dir gefällt^^
Vor langer Zeit - Antworten
Montag Dein Buch - enthält eine lange, dafür aber nicht langweilge, sondern eine interessante Story und wie ich der Leserstatistik entnehmen kann, finden das auch mehrere Leser in dem sie den ganzen Text lesen.

Weiter viel Freude beim Schreiben.
MfG Montag
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
2
0
Senden

62023
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung