Fantasy & Horror
Ungeliebt part 5

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"Ungeliebt part 5"
Veröffentlicht am 03. November 2011, 8 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Ungeliebt part 5

Ungeliebt part 5

Gegen Abend hin, als die Sonne schon dem strahlenden, glimmenden Horizont Platz bereitete, indem sie hinter dem Meer verschwand, stemmte ich mich schlaftrunken auf die Beine und klopfte mir den Sand von der Kleidung. Nach meiner süßen Mahlzeit zu Mittag war ich in einen tiefen, aber keineswegs erholsamen Schlaf gesunken und meine Augen fühlten sich an, als hätte man Salz hineingestreut. Ich streckte alle Glieder von mich und gähnte aus voller Inbrunst, anschließend schüttelte ich mich wie ein nasser Hund. Ich flanierte meine Zeit eine ganze Weile lang am Strand, indem ich beobachtete, wie meine Fußspuren im feuchten Sand versickerten. Ehe ich es mich versah war ich losgerannt und meine Füße trugen mich entlang der Küste, wie von einer inneren Stimme gerufen, folgte ich irgendeiner unsichtbaren Macht. Nach unbestimmter Zeit hielt ich an und blickte zurück. Den Ort, von dem ich gestartet war, konnte ich nicht mehr ausmachen. Meine Fußspuren waren nur undeutlich auszumachen, gar als sei ich über den Matsch hinweg geflogen. Ich watete ein wenig durch das Wasser, kniete mich schließlich ins kühle Nass und bespritzte mein Gesicht mit der klaren Flüssigkeit, um es abzukühlen. Mein Körper hatte die Eigenschaft, ständig eine überhöhte Temperatur aufzuweisen. Teilweise war es so gewaltig, dass ich mir einbildete, ich würde vor Hitze qualmen wie ein erhitzter Stein. Ein merkwürdiger Geruch stieg mir in die Nase. Es roch nach Mensch, jedoch war irgendetwas anders. Wahrscheinlich, weil ich keinen Hunger verspürte, was selten war. Oder weil ich es nicht gewohnt war, zu später Abendzeit, wenn die Stadt bereits in völliger Finsternis lag, noch am Strand auf Menschen oder generell Lebewesen zu treffen. Das war bisher noch nie vorgekommen. Jedoch, nach einigem Umsehen wurde es mir klar, hatte ich mich noch nie soweit vorgewagt, ich befand mich praktisch direkt bei den Stadttoren, sowie auch nicht weit von dem Zentrum der Stadt. Nach kurzer Überlegung beschloss ich, zur Stadtmitte aufzubrechen. Mit großen Schritten näherte ich mich der Klippe, beschloss jedoch, mich vorerst nach einem anderen Weg nach oben umzusehen. Ich entdeckte einen Turm gigantischer Felsen, die die Natur wahllos aufeinander geworfen hatte und begab mich rasch zu ihnen, da sie mich magisch anzogen. Ohne zu überlegen begann ich den mühseligen Aufstieg. Die Felsen waren jedoch gefährlich glitschig, ich rutschte aus und verlor den Halt, wie ich allerdings zu spät feststellte. Ich ruderte mit den Armen, versuchte mit den Fingern etwas zu finden, woran ich mich klammern konnte, jedoch griff ich ins Leere und stürzte zu Boden in den Sand.

  Punkte tanzten vor meinen Augen, ein greller Schein explodierte zu tausenden Lichtern und als sich der Schleier aus Farben lichtete, starrte mich ein paar warmer Augen durchdringend an. Reflexartig schlug ich zu und vergrub meine Krallen in dem warmen Fleisch des Körpers. Mein Blick war zu verschwommen, so konnte ich nicht sehen, wo ich den Menschen verwundete, doch ich spürte, wie warmes Blut meine Hand hinablief. Ruckartig zog ich meine scharfen Krallen aus dem Menschen und wünschte mir sogleich, ich hätte nicht zum Schlag ausgeholt. Der Mann sank, die Hand auf die Wunde gepresst, auf die Knie und zischte vor Schmerz, Blut tropfte dick in den Sand und ich presste die Augen zusammen.

  Ich erhob mich und wollte davon laufen, doch erneut stöhnte der Mann auf vor Schmerzen und wand sich auf dem Boden. Er würde sterben, ließe ich ihn hier zurück. Jeder, dem ich begegnete, starb, schoss es mir durch den Kopf. Ich beschloss, den jungen Mann gleich zu töten, anstatt ihn unnötig zu quälen. Mit wenigen Schritten war ich bei ihn und drehte sein Gesicht so, dass er mich ansehen musste. Es war schmerzverzerrt, dennoch schauten seine Augen besorgt in meine.

  „Ich wollte Ihnen nichts tun.“, japste er und ich erstarrte in meiner Bewegung, dem Menschen das Genick zu brechen. „Ich habe nur gesehen, wie Sie von den Felsen gefallen sind. Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“

Von der Besorgnis des Mannes ergriffen und verwirrt, zog ich meinen Arm langsam zurück und ließ mich ebenso bedächtig neben ihm auf die Knie sinken. Der Mann folgte mit den Augen meinen Bewegungen. „Mir geht es gut.“, sagte ich langsam und leise, als ob uns jemand belauschen könnte. Der Mann schien nicht überzeugt und erbost verzog er sein hübsches Gesicht. Noch ehe er den Mund öffnen konnte, um seine Ungläubigkeit klar zu stellen, durchfuhr ihn ein Ruck und er setzte eine gequälte Miene auf. Da mein Wille ihn zu töten plötzlich verflogen war, stand ich, nicht wissend was ich tun sollte, auf und starrte auf ihn herab. Mehrere Sekunden verstrichen, während ich stumm den blutenden Mann im Sand beobachtete und mich nicht entscheiden konnte, was zu tun war. Schließlich tat der Mann etwas unglaubliches; er stand schwankend auf und hielt sich mit Mühe auf den Beinen, dann taumelte er auf mich zu. „Es freut mich…wenn es Ihnen gut geht…aber…können Sie mich zur Stadt begleiten? Sie haben mich schwer getroffen.“, stotterte er die Worte zusammen. Unentschlossen sah ich dem jungen Erwachsenen in die Augen, die keinerlei Furcht zeigten, sondern meinen Blick neugierig erwiderten. Als er schließlich das Gleichgewicht verlor, verhinderte ich seinen Sturz und hievte ihn mir ohne größere Kraftanstrengung in die Arme. Nachdem ich mit meinen Augen kurz noch einmal den Strand abgegangen war, sprintete ich in die Richtung, in der meiner Meinung nach der kürzeste Weg war, der zu der Stadt führte. Der Weg zurück war zu lang, bis dahin hätte ich den halb Bewusstlosen verloren und ein weiterer Kletterversuch war unmöglich, wollte ich ihn nicht verletzen, außerdem war es auch für mich selbst zu gefährlich. Trotz meiner Schnelligkeit und Ausdauer war es mühseliger, mit einer Last voranzukommen als alleine über den Sand zu rennen. Immer wieder machte ich einen sekundenlangen Stopp, um zu überprüfen, ob das Leben in meinen Armen nicht bereits erloschen war, da ich durch den pfeifenden Wind das schwache Atmen des Mannes nur schwer hören konnte. Dennoch erreichten wir in kürzester Zeit die Stadt und ich musste mich vorsehen, wollte ich nicht entdeckt werden. Zwar waren die Gassen und der graue Platz auf welchem ich stand leer, jedoch roch ich mehrere Menschen in unmittelbarer Nähe. Ein wenig aus der Puste schloss ich die Augen und konzentrierte mich auf all meine Sinne. Beim Öffnen der Augen regte sich der Mann plötzlich und ich sah zu ihm hinab. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war schwer zu lesen, das stechende Blaugrau seiner Augen ließ eine Menge Fragen in mir aufkommen. Ich ließ mich nicht beirren und schritt zügig vorwärts, stets aufmerksam und Ausschau haltend. Nach einer Weile jedoch musste ich feststellen, dass ich die Stadt bei Tag noch nie wirklich zu Gesicht bekommen hatte und auch im Dunkeln hätte ich kein im Moment notwendiges Krankenhaus gefunden, da ich solche Orte zu meiden vermochte. Es roch stets nach Tod und Schmerzen, was mich eigentlich nicht weiter stören sollte, jedoch ließ ich es nicht zu, mich zu Orten hingezogen zu fühlen, die die Menschen fürchteten. Auch konnte ich es nicht ausstehen, die Qualen in diesen Gebäuden mitzuerleben. Der Tod sollte schnell kommen und nicht ein ewig qualvolles Spiel sein. Auch wenn ich es selbst verabscheute, das Wesen in mir neigte dazu, das Spiel solange zu spielen, bis die Gegner oder Opfer selbst in der aussichtslosesten Situation noch keine Gnade bekamen, sondern erst, wenn die pure Verzweiflung gesiegt hatte. Glücklicherweise hatte ich diesen Hang zum Spiel des Todes recht gut unter Kontrolle, sodass ich mich nicht allzu sehr verabscheute, wenn ich speiste.

 

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Winni

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