Romane & Erzählungen
Kasimir´s Reise in die neue Heimat - Im Land der Berge

Draußen vor dem Fenster ziehen bunte herbstliche Landschaften in einem rasanten Tempo an uns vorbei. Eingelassene kleine und große Seen, sowie große und kleine Flüsse geben diesem ganzen Ambiente einen goldenen Glanz.

Ich habe lang geschlafen, um so mein Gefängnis zu vergessen, in das mich mein Herrchen gesperrt hat, um mich auf dem Beifahrersitz der Eisenkiste zu transportieren. Mir kam zugute, dass das monotone Motorengeräusch der fahrenden Eisenkiste, mein Gehirn narkotisiert hat.

Meine Augen werden jetzt groß und größer, denn mächtige Berge erscheinen am Horizont. Gewaltige Felsbrocken türmen sich über einander, was mir kleinen Fellnäschen große Angst macht und einen Pubs aus meinem hinteren Teil des Körpers duftend entweichen lässt.

„Ob es bei diesem vielem Gestein, wo nicht viel wächst, eigentlich Getier wie Maus und Vogel gibt, welches meinen Jagdtrieb fördert und meine Gaumenfreuden würzt?“ denke ich ungewollt laut in meiner Sprache.   

Mein Herrchen, welchem die Katzensprache nicht kundig ist, schaut mich lächelnd und liebevoll an und sagt mit einer von der langen Fahrt müde gewordenen Stimme. „Gleich sind wir zu Hause! Zu Hause in unserer neuen Heimat!“

Die Angst in mir entweicht scheinbar duftend aus meinem Hinterteil und macht dem Phänomen einer reinen Neugierde Platz.

Langsam fährt jetzt die Eisenkiste hoch droben vom Berg hinunter in ein wunderschönes Tal, vorbei an einen reißenden Fluss, den die Menschen den Namen Isar gegeben haben und der wohl noch ziemlich jung sein muss, da er vor ein paar Kilometern aus einer kleinen Quelle im Gebirge geboren wurde.

Traumhaft schön schlängelt sich dieser Fluss durch das Tal der Marktgemeinde Mittenwald, eingebettet von den großen Bergen, die man wohl Karwendel- und Wettersteingebirge nennt.  

Mehrmals fragt das Herrchen aus der Eisenkiste heraus, wandernde Menschen mit irgendwelchen komischen Holzstäbchen in der Hand, nach dem Weg zu unserer neuen Wohnung.

Lustig ist auch die Kleidung auf ihren Köpfen.

Eine mir menschliche unbekannte Sprache dringt an mein Katzenohr und ich denke mir, dass es schon interessant ist, dass die Menschen mehrere Sprachen sprechen, um sich zu verständigen.

Wir Katzen kennen, Gott sei es gedankt, nur eine Sprache auf der ganzen Welt und die heißt „Miau,  Miau, Miau!“

Von Minute zu Minute wächst die Neugier in mir schneller als ein neues Winterfell!

Endlich nach stundenlanger Fahrt sind wir am Ziel!

Was ich so sehe, aus meinem Gefängnis heraus, als das Herrchen mich in unsere neue Behausung trägt, gefällt mir aus Katzensicht sehr gut.

Sogar eine scheue Katze habe ich entdeckt, die schnell das Weite gesucht hat, als sie uns kommen gesehen hat.

Das also wird mein neues Revier! Hier werde ich also der neue Boss sein! Da bin ich ja nun mal gespannt, was ich hier alles so erlebe!

Für einige Tage muss ich aber noch in der Wohnung bleiben und durfte nicht nach draußen, ein altes blödsinniges Ritual der Menschen, denn man hat Angst davor, dass ich zurück in meine alte Heimat aus Büchse.

Menschen sind schon falschdenkende Lebewesen, aber sehr liebe Dosenöffner.


Copyright 01.11.2011 by Steffen Fuchs