Fantasy & Horror
Guardians of Fortezza (Kapitel6)

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"Guardians of Fortezza (Kapitel6)"
Veröffentlicht am 31. Oktober 2011, 54 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Ich -neuerdings 18Jahre alt- schreibe am liebsten Fantasygeschichten (wobei es keine Kurzgeschichten sind, sondern RICHTIG lange Texte) und eben zu den Geschichten auch Gedichte, die mehr über die Story & die Gefühle der Personen ausdrücken sollen :) Dazu zeichne ich auch Bilder, damit man sich die betreffenden Perosnen besser vorstellen kann, & lade die hoch :o
Guardians of Fortezza (Kapitel6)

Guardians of Fortezza (Kapitel6)

 

Kapitel 6

 

Sie saß traurig auf dem Boden und dachte über ihr Leben nach. So, wie es zurzeit lief, war es ihr überhaupt nichts mehr wert. Sie hatte alles verloren, was ihr je wichtig gewesen war, und konnte so nicht weitermachen. Nicht nur, dass jeder der Jungen sie mittlerweile aufzog, auch Celina hielt nichts mehr von ihr. Langsam hatten diese „Gerüchte“ die Runde gemacht und waren nun auch bei ihr angekommen, doch so ziemlich jeder wusste, dass die Geschichten wahr waren. Alle sahen sie missbilligend an, sobald sie das Schulhaus betrat, und machten sich über sie lustig.

Nicht einmal auf Alexej konnte sie mehr zählen.

Seit er die Lagune verlassen hatte, hatte sich alles verändert. Ihr Leben war ein einziges durcheinander, das aus Sex, Kämpfen und den darauffolgenden Verletzungen bestand. Am Anfang gefiel es ihr so, doch nun kam sie sich einfach nur billig vor.

Das Mädchen schluchzte immer lauter und schleppte sich entkräftet ins Bad. Als sie die Ärmel ihres Pullovers nach oben schob, offenbarte sie zahlreiche

 

Narben und frische Schnittwunden. Wieder einmal holte sie die kleine Rasierklinge aus ihrer Kosmetiktasche und  zog sie quer über die Haut. Ihr helles Blut floss langsam ihre Hand hinunter und tropfte auf den Boden. Ihr reichte dies jedoch nicht und so schnitt sie sich immer weiter, drückte die Klinge tiefer in ihre Haut, bis sie ihre Pulsadern erreichte. Der Schmerz befriedigte sie und lenkte von den restlichen Schmerzen ab. Nun war es egal, wer über sie redete, solange sie den Anblick ihres fließenden Blutes betrachten konnte.

Nach etlichen Minuten verschwamm schließlich alles vor ihren Augen und sie wurde erneut ohnmächtig.

 

Ich schrak schweißgebadet auf und holte erst einmal tief Luft. Dieser Traum war noch seltsamer als die anderen. Zuerst ging es nur um Alexej, und nun? Da war immer dieses Mädchen, und ich wusste nicht, wer sie war…

Plötzlich bemerkte ich, dass ich gar nicht mehr in meinem Bett lag. Ich hockte vor meiner Badewanne, und es war auch kein Schweiß, der so eiskalt auf meinen Armen ruhte… Als ich herabblickte, blieb mir

 

beinahe das Herz stehen. An meinen Handgelenken waren dieselben tiefen Schnitte, wie sie sich das Mädchen im Traum zugefügt hatte. Mein Blut bedeckte den größten Teil der Fliesen, und nun spürte ich auch diese Schmerzen. Ich stand zögernd auf und verließ das Bad. Ich konnte das einfach nicht getan haben… Doch als ich ein wenig Abstand zu der riesigen Blutlache genommen hatte, entdeckte ich auch die winzige Rasierklinge darin.

Ängstlich rannte ich aus meinem Zimmer und überlegte, was ich nun tun sollte. Es war tief in der Nacht, wodurch mich zum Glück keiner sehen konnte. Ich musste jemandem Bescheid sagen, doch wem? Celina kannte ich kaum, und Christoph würde mich für verrückt erklären. Also entschied ich mich für den letzten Mann, dem ich jetzt noch begegnen wollte.

Ich versuchte, mich an Alexejs Zimmernummer zu erinnern, und rannte los. Mein Körper wollte zwar nicht so schnell laufen, wie ich es vorgehabt hatte, doch ich wunderte mich, dass ich nach diesem Blutverlust überhaupt noch am Leben war. Als ich an der Haustür des Wohnheims angekommen war, schlich ich mich vorsichtig an dem schlafenden Hüter vorbei und rannte über das Schulgelände. Alexejs Zimmer lag im

 

Schulgebäude, sodass ich noch eine Weile laufen musste. Währenddessen spürte ich, wie meine Kräfte schwanden, doch ich befahl meinem Körper trotzdem, weiter zu laufen und mich endlich an mein Ziel zu bringen.

Am Tor des Schulgebäudes befand sich überhaupt kein Hüter, da normalerweise kein Schüler mitten in der Nacht dort hinwollte oder überhaupt aus dem Wohngebäude entkommen konnte. Ich schlüpfte so leise wie möglich durch die Tür und schlich mich in den vierten Stock. Dort lagen auch die Zimmer der Lehrer und der Direktorin, also rief ich mir noch einmal Alexejs genaue Zimmernummer ins Gedächtnis. Als ich schließlich völlig außer Atem und blutverschmiert vor seiner Tür stand, klopfte ich zögernd. Erst einmal, dann zweimal…

Und nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete Alexej endlich die Tür. Er stand in seiner Pyjamahose vor mir und schien noch nicht richtig wach zu sein. Ohne etwas zu sagen, warf ich mich ihm in die Arme und fing an zu weinen. Er sah mich zuerst verwirrt an, schleppte mich dann jedoch in sein Zimmer und legte mich auf sein Bett.

„Eveline, was…“ Erst jetzt schien er die Schnittwunden

 

an meinen Armen zu sehen. „Was haben Sie da getan?“, fragte er erschrocken.

Ich setzte mich zögernd auf und sah ihn an. „Ich weiß es nicht! Ich habe geschlafen und irgendetwas geträumt, und als ich wach geworden bin, lag ich im Bad und hatte diese Verletzungen!“  Verzweifelt sah ich ihn an. „Langsam weiß ich nicht mehr, was ich tun soll, hier passieren ständig diese Dinge, dann noch diese schrecklichen Kopfschmerzen…“ Ich legte die Hände vors Gesicht und stieß einige laute Schluchzer aus.

„Eveline, was ist passiert? Sie müssen doch irgendetwas gemerkt haben, war vielleicht jemand in Ihrem Zimmer?“

„Ich habe geschlafen, Alexej!“, schrie ich ihn an. „Ich habe überhaupt keine Ahnung, was passiert ist, und vor allem wie, ich weiß nur, dass ich jetzt diese Schnittwunden hab! Nicht einmal die Rasierklinge, die neben mir lag, stammt von mir!“ Ich hob langsam meinen Kopf und sah ihm in die Augen.

Er starrte mich mitleidig an und legte die Arme um mich. „Eveline, es wird alles wieder gut. Heute Nacht bleiben Sie noch hier, und morgen werde ich wieder mit

 

in Ihrem Zimmer schlafen.“ Zögernd nickte ich und wischte mir einige Tränen aus dem Gesicht. „Sie sollten noch etwas schlafen, bevor Ihre erste Stunde anfängt.“ Er drückte mich langsam zurück auf die Matratze und legte sich hinter mich.

Bevor ich einschlief, musste ich jedoch noch etwas mit ihm klären. „Alexej?“, fragte ich leise.

„Was ist denn?“

„Ich.. ich wollte mich wegen dem entschuldigen, was mit Christoph passiert ist, und… ich weiß auch nicht, aber als ich Sie und Signora Felice gesehen hab, da…“

„Ich weiß“, hauchte er mir ins Ohr. „Mir ging es genauso, als ich Sie mit Christoph gesehen hab.“

Beruhigt schloss ich die Augen und lächelte. Ich war ihm also doch nicht egal… „Alexej, da ist noch etwas…“

„Wegen letzter Nacht?“

„Ja, aber… es ist nicht so, wie Sie denken…“ Ich konnte einige Tränen nicht zurückhalten und schluchzte laut. „Eines der Wesen hat mich mitgenommen. Ich war nur kurz draußen auf dem

 

Schulgelände, weil ich so ein seltsames Gefühl hatte, und auf einmal war es schon da und hatte mich gepackt und…“

„Eveline, bitte beruhigen Sie sich“, flüsterte er mir ins Ohr.

„Sie müssen mir glauben, Alexej, ich war nicht auf irgendwelchen Partys sondern…“

„Ich glaube Ihnen“, antwortete er hastig. „So, wie Sie ausgesehen haben, muss etwas Schlimmeres als nur eine Party passiert sein.“

Ich lächelte vorsichtig, obwohl ich mir bewusst war, dass er es sowieso nicht sehen konnte.

„Eveline, Sie müssen jetzt erst einmal schlafen. Um Ihre Wunden werde ich mich später kümmern.“

„Okay“, sagte ich leise. „Danke, dass ich zu Ihnen kommen dürfte.“

„Sie können immer zu mir kommen, wenn Sie Hilfe brauchen. Schließlich bin ich Ihr Hüter, Eveline.“ Nach einigen Sekunden sprach er weiter. „Und auch, wenn ich es nicht wäre, würde ich immer für dich da sein“, flüsterte er.

 

 

 

Am nächsten Morgen mussten Alexej und ich schon um vier Uhr aufstehen. Da ich kein neues Shirt mitgebracht hatte, gab er mir ein Hemd zum Anziehen. Es war zwar viel zu groß, doch trotzdem trug ich es gerne.

„Kommen Sie mit ins Bad“, sagte er schließlich. Langsam folgte ich ihm und setzte mich auf den Badewannenrand, während Alexej sich vor mir auf den Boden kniete. „Die Wunden sind nicht allzu tief, doch Sie können froh sein, dass Sie überlebt haben.“ Vorsichtig wickelte er einen Verband um meine Handgelenke. Die anderen sollten von dem Vorfall letzte Nacht nichts mitbekommen, weshalb mir das lange Hemd nur recht war. Nachdem er das Ende festgeklemmt hatte, stand er wieder auf. „So, wir sind fertig. Ich gehe noch schnell in Ihr Zimmer und hole Ihr Schulzeug.“ Alexej ging zügig zur Tür heraus und ließ mich alleine in seinem Zimmer stehen. Ich begab mich wieder ins Wohnzimmer, wo ich mich etwas umsah. Alexej hatte hier nichts Besonderes, nur eine Couch, einen Sessel, einen Fernseher und zahlreiche Bücher über jeden Krieg, den es auf der Welt je gegeben hatte. Als ich mich zum Schlafzimmer wandte, entdeckte ich einen großen Standspiegel. Langsam öffnete ich die Knöpfe meines Hemdes und betrachtete mich darin.

 

Ich sah nicht gerade schlecht aus, doch durch meine üppige Oberweite und die kurvigen Hüften fiel es Männern schwer, mich wirklich zu lieben, anstatt mich nur zum Sex auszunutzen. Ich seufzte und drehte mich von dem Spiegel weg. Genau das war der Fehler gewesen, den ich ständig gemacht hatte. Die Männer brauchten keine Liebe. Ihnen war es egal, ob sie alleine da standen oder nicht, doch ich hatte damals immer geweint, wenn ich wieder alleine zu Hause war. Noch nie hatte ich einen richtigen Freund, der immer für mich da war, da gab es nur die Kerle, die ständig bei uns ein- und ausgegangen waren, nur um eine Nacht mit mir zu verbringen.

Gerade als ich die Knöpfe wieder schließen wollte, betrat Alexej das Zimmer. Ich wusste nicht, was sein Gesichtsausdruck bedeuten sollte, aber er stand dennoch einige Minuten nur da und starrte mich an. Ich blieb auch stehen, eben damit er mich anstarren konnte, und nun merkte ich, dass er sich langsam auf mich zu bewegte. Als er schließlich vor mir stand, legte er die Hand um meine Hüfte und zog mich eng an sich. Ich hätte zu gerne gewusst, was da gerade in ihm vorging, doch er sah mich nur mit diesem gefassten Blick an. Schließlich brachte er doch ein Lächeln zustande und beugte seinen Kopf an meinen Hals

 

herunter. Er biss mir leicht in die Haut und ich krallte mich in seine Arme, um den Halt nicht zu verlieren. Zusammen legten wir uns auf sein Bett und er übersäte meinen gesamten Körper mit seinen Küssen. Meine Haut brannte bei jeder Berührung seiner Lippen, und ich hoffte, dass er niemals aufhören würde. Es tat so gut, vor ihm zu liegen und diese Zuneigung von ihm zu erfahren… Es war viel besser als mit Christoph, denn bei ihm hatte ich nie dieses Prickeln gespürt, das jede von Alexejs Berührungen mir schenkte.

Doch plötzlich riss jemand die Tür auf. Erschrocken sprang er von mir –mittlerweile  hatte er sein Shirt ausgezogen, und ich hasste es, wenn jemand meinen Alexej so sah- und starrte zu Signora Felice, die im Zimmer stand. Nun schaffte auch ich es endlich, mich wieder zu bewegen, und zog die Decke über mich.

„Alexej, was ist hier los?“, fragte sie überrascht.

Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und schüttelte leicht den Kopf. „Tut mir leid, Aurelia, ich habe dich total vergessen…“

„Hätte ich gewusst, was hier läuft, hätte ich freiwillig darauf verzichtet“, sagte sie wütend.

 

 

„Signora Felice, bitte sagen sie niemandem etwas davon“, flehte ich.

Nun wandte sie sich an mich, wobei ihr Blick deutlich sanfter wurde. „Keine Sorge, Eveline, ich werde niemandem etwas verraten.“ Sie wandte sich wieder zur Tür und öffnete sie, doch bevor sie ging, drehte sie sich noch einmal um. „Ich hätte mich wirklich gefreut, wenn du vorbeigekommen wärst, Alexej.“ Schließlich verließ sie das Zimmer.

Zögernd sah ich zu Alexej und wunderte mich über den gleichgültigen Ausdruck auf seinem Gesicht. „Alexej, was...“

„Ich sollte ihr heute bei ihrem Unterricht helfen.“ Er trat näher an mich und gab mir das Hemd, das ich vorher getragen hatte.

„Und… Wieso bist du nicht hingegangen?“

„Weil ich sie vergessen hatte, sobald du vor mir gestanden hast“, lächelte er.

Ich spürte, wie ich rot wurde und streifte schnell das Hemd über. „Okay, ich… Ich muss jetzt in die Schule…“

 

 

Nach unserem Training stand ich pünktlich zur ersten Stunde vor dem Klassenraum. Alexej musste noch kurz zu Zanolla, sodass ich erst einmal alleine wartete. Alessia kam von der Seite angestakst und baute sich neben mir auf.

„Na, wieder auf der Suche nach einem neuen Kerl?“, fragte sie grinsend.

„Nein, danke. Ich bin nicht so wie du, die jeden Tag einen anderen braucht.“ Alessia war nämlich für ihre wöchentlichen Orgien bekannt, und jedes Mal, wenn sie betrunken war, schnappte sie sich einen anderen Mann.

Sie wurde puterrot im Gesicht, was ihre aschblonden Haare nur noch grässlicher aussehen ließ. „Du hast doch keine Ahnung“, zischte sie. „Wenigstens suche ich mir Männer in meinem Alter.“ Sie deutete mit dem Kinn auf Alexej, der gerade angelaufen kam und im letzten Moment von Signora Felice aufgehalten wurde. Trotz seiner Größe bewegte er sich so anmutig, wie ich es nur selten bei einem Mann gesehen hatte, doch ihm konnte bei Weitem keiner das Wasser reichen.

„Fang du nicht auch noch mit dem Mist an“, flüsterte ich zornig.

 

 

„Ach, meinst du wegen Christoph? Hm, er hatte mir eigentlich davon erzählt, doch nun scheint die Geschichte auf einmal vergessen zu sein… Seltsam, dass er so plötzlich seine Meinung ändert, oder?“

„Ich sage dir es noch ein letztes Mal“, zur Zurschaustellung meiner Wut trat ich näher an sie, „hör auf, irgendwelche dämlichen Gerüchte über uns zu verbreiten, oder du wirst dein blaues Wunder erleben.“

„Was willst du machen, mich angreifen? Versuch es doch, du konntest ja nicht einmal einen Treffer bei Christoph landen, und…“ Auf die Faust, die nun auf ihr Gesicht zukam, hatte sie jedoch nicht gerechnet. Ich landete einen sauberen Treffer auf ihr Auge und lachte innerlich laut auf. Unter fairen Bedingungen wäre der Schlag vielleicht danebengegangen, doch egal ob unfair oder nicht, die nächsten Tage würde sie mit einem hübschen, blauen Auge unterwegs sein. Als sie sich wieder gefasst hatte, funkelte sie mich wütend an. Ich hob die Fäuste und holte zu einem nächsten Schlag aus, der sie hart in den Bauch traf. Alessia versuchte, in die Offensive zu gehen, doch sie war kaum auf einen meiner Angriffe gefasst, sodass sie sich nur duckte und hin und her wand, was jedoch wenig brachte. Nach einer Weile rang auch sie sich dazu durch, in den

 

Angriff überzugehen, sodass ich langsam etwas zu tun bekam. Ihre Beinarbeit war noch lange nicht so gut wie meine, sodass sie sich häufig verhedderte und fast das Gleichgewicht verlor, sobald sie mir auswich. Ihre Fäuste hatte sie jedoch gut unter Kontrolle, doch durch meine Tritte bekam sie kaum eine Chance, mich anzugreifen, da sie sich kaum an mich herantraute. Ich war zwar nicht die Größte, doch mit meinen Beinen hatte ich trotzdem eine relativ gute Chance, jemanden auszuschalten. Nach etwa einer Viertelstunde beschloss ich schließlich, den Kampf zu beenden. Völlig unerwartet sprang ich Alessia an und warf sie zu Boden.  Mit meiner ganzen Kraft drückte ich sie nach unten und legte meine Hände an ihren Hals. „Na, wer ist jetzt die Schwächere?“, keuchte ich. Sie versuchte, sich zu befreien, doch Gott sei Dank gelang es ihr nicht. Alle jubelten mir zu, und ich war natürlich stolz auf mich. Alexej würden die Umstände zwar nicht gefallen, doch meine Fortschritte würden auch ihn beeindrucken.

„Eveline!“ Ich drehte mich erschrocken um und sprang auf. Alexej kam auf uns zu gerannt und sah nicht gerade begeistert aus. „Was machen Sie hier schon wieder?“

 

 

„Nichts, wir üben nur.“ Ich wandte mich an Alessia und sah sie an, als wären wir die besten Freundinnen. „Stimmt doch, oder?“

„Ja, ich… Ich wollte nur sehen, wer von uns stärker ist…“, flüsterte sie, immer noch völlig außer Atem von dem Kampf eben.

„Und wie wir alle sehen konnten, war ich das ausnahmsweise“, jubelte ich.

Alexej schüttelte nur den Kopf und schenkte mir ein kleines, süßes Lächeln, das mir zeigte, dass auch er endlich stolz auf mich sein konnte.

 

Die nächsten Tage verliefen relativ ruhig, und trotz der dämlichen Bemerkungen der anderen Recht erträglich. In den Pausen unterhielt ich mich nun auch öfter mit Celina, die ebenfalls in meiner Klasse war und mich schon öfters beobachtet hatte. In unseren Sportstunden trainierte ich immer mit ihr, da sie noch nicht so gut war, und vor der Schule trainierte ich mit Alexej, damit ich irgendwann mit ihm auf einem Level war. Es war zwar anstrengend, jeden Morgen um vier Uhr aufzustehen, doch es war immer noch besser, als

 

in den Sportstunden –und einigen zwischenzeitlichen Kämpfen mit Schülern, die mich provozierten- zu verlieren. Alexej gefiel es zwar nicht, doch ich geriet regelmäßig in irgendwelche Prügeleien, die ich immer gewann. Jeder hatte inzwischen dieses Gerücht von Alexej und mir gehört und zog mich damit auf. Ich kam ihnen mit patzigen Antworten und einer geballten Ladung französischer Flüche, doch trotzdem wurde fast immer eine Schlägerei daraus, da sie mich einfach immer weiter provozierten. Und jedes Mal ging es dann mit mir durch, sodass ich einem Kampf nicht aus dem Weg gehen konnte. Diese unerwartete Wut stürzte dann über mich ein und wurde nur weniger, wenn ich sie an jemandem auslassen konnte. Ich würde es zwar lieber wieder so wie damals mit Christoph tun, doch dieser Weg war ab sofort tabu. Ich wollte eine gute Hüterin werden, und keine billige Schlampe. Doch trotzdem wurmte es mich, dass Alexej keinen weiteren Versuch unternahm, sich mir zu nähern. Es war alles wie in dem Augenblick, als wir uns kennengelernt hatten- ich war die verwöhnte Göre, die nur dasaß und rumkommandierte, während er die ganze Arbeit erledigte. Ich wusste nicht, ob er sich wegen der vielen Gerüchte von mir fernhielt oder einfach, weil er seine Gefühle nicht zum Ausdruck bringen konnte. Ich

 

wusste jedoch ganz sicher, dass er auch etwas für mich empfand. Manchmal lag ich auch nächtelang wach und überlegte über meine momentane Situation. Es gab keine Albträume mehr, die mich verfolgten, keine Angriffe und auch keine Wunden, die ich plötzlich davontrug. Da waren nur diese schrecklichen Kopfschmerzen, die mich tagtäglich plagten, und der Hass, den ich gegen jeden empfand, der etwas über Alexej und mich erzählte. In diesen Situationen erkannte ich mich manchmal selber nicht mehr und dachte darüber nach, was an dieser Schule nur schiefging…

 

Am Tag vor meinem Geburtstag dürfte ich mit Alexej nach der Schule ausnahmsweise in die Stadt, um einige Sachen zu kaufen. Wir schlenderten gemütlich die Ladenstraße entlang und sahen uns jedes Schaufenster an, das es gab. Oft lachten wir einfach über die seltsamen Dinge, die dort standen, doch meistens rannte ich sofort herein um etwas zu kaufen. Mein Vater hatte mir schon eine Menge Geld zum Geburtstag überwiesen, was mir nur Recht war. Ich hatte mir schon lange keine neuen Sachen gekauft und war froh darüber, endlich wieder shoppen zu gehen,

 

noch dazu mit dem schönsten Mann der Welt an meiner Seite.

Ich wollte gerade in den nächsten Laden gehen, als Alexej mich eine Fotokabine zog. „Willst du auch ein Passbild?“, fragte er, bevor er das Geld einwarf.

„Ja klar“, sagte ich glücklich. Es war ewig her, seit er mich das letzte Mal geduzt hat, doch heute schien er eher als mein Freund als mein Hüter hier zu sein.

Der Reihe nach machte der Automat vier Bilder, auf denen wir immer rumalberten. Auf dem ersten verzogen wir die Gesichter, auf dem zweiten legte er die Arme um mich und lächelte, bei dem dritten küsste er mich auf die Wange (wobei ich mich vorwiegend erschrocken hatte als es zu genießen) und auf dem letzten bettete ich meinen Kopf an seine Schulter, während er mich fest an sich drückte. Alexej nahm zwei Abzüge, sodass ich immer die Bilder von uns beiden bei mir tragen konnte. Erst als ich in dem Geschäft stand, das ich vorher schon betreten hatte merkte ich, dass Alexej noch gar nicht da war. Ich wollte gerade nach ihm suchen, als er aus der Richtung der Fotokabine zu mir gelaufen kam. „Du sollst nicht immer wegrennen.“ Er legte einen Arm um meine Hüfte und folgt mir durch den Laden. Ich probierte zahlreiche

 

Kleider, Oberteile und Hosen an, von denen ich die meisten jedoch wieder weglegte. Alexej entschied mit, welche Sachen ich kaufte, um mich etwas im Zaum zu halten, doch größtenteils wollte ich nur wissen, welche Sachen ihm an mir gefielen. Als ich bereits zur Kasse wollte, zog er mich noch einmal in die andere Richtung. Diese Abteilung hatte ich gar nicht bemerkt, doch die Kleider sahen einfach umwerfend aus. Ich rannte aufgeregt zwischen den Ständern hin und her, konnte mich jedoch nicht entscheiden. Als ich mich umdrehte, stand Alexej bereits hinter mir, und er hielt ein wunderschönes Kleid in seiner Hand. Es war bodenlang und aufwendig mit Spitze verziert, am Ende waren schöne Rüschen angenäht. Unter dem Kleid trug man ein Korsett, doch ich bezweifelte jetzt schon, dass ich es je anlegen würde. Dazu waren noch rosafarbene Seidenhandschuhe und ein süßes Halsband, das mit vielen Rüschen verziert war. Am Oberteil waren ebenfalls Rüschen angenäht, und wie der Rock war es mit einem hübschen Blumenmuster verziert, das an einigen Stellen von einem dezenten Karomuster bedeckt wurde. Die Träger endeten in kleinen Puffärmelchen, die am Ende mit einer Lage Spitze verziert waren. Die Spitze bestand aus mehreren Lagen und sah überhaupt nicht kratzig aus,

 

im Gegenteil wirkte sie sogar so weich wie die Seide, aus der das Kleid gefertigt war. Keine Ahnung, wo Alexej das Kleid gefunden hatte, doch es war das Schönste, das ich je gesehen hatte.

Naja, abgesehen von der Farbe. Ich probierte es sofort an, und es passte echt super, doch leider gefiel mir die Farbe immer noch nicht. „Haben sie das Kleid noch in einer anderen Farbe?“

„Hm, leider nicht, ich habe nur das rosafarbene gesehen“, sagte er leicht deprimiert, doch nur wegen diesem einen Kleid ließ ich mir nicht die Stimmung versauen. Also zog ich Alexej eilig zur Kasse und bezahlte den Klamottenhaufen, den ich mir ausgesucht hatte.

„Ich geh nochmal kurz rein, ja?“

„Hm? Wieso?“ Doch er war schon wieder im Laden verschwunden.

Nach einigen Minuten kam er mit meinem Beutel wieder herausgeeilt. „Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.“ Er nahm meine Hand und fädelte seine Finger in meine.

„Lass uns einfach weitergehen.“ Ich lächelte ihn an und

 

sah zu den vielen Plastikbeuteln, die Alexej bereits trug. Es mussten mindestens zehn Stück gewesen sein mit etlichen Klamotten darin. „Soll ich dir etwas abnehmen?“

Er grinste mich schief an und schubste mich ein Stück zur Seite. „Glaubst du, ich schaff es nicht alleine, so ein paar Beutel zu tragen?“

„Doch, aber ich wollte ja nur höflich sein“, sagte ich beleidigt. Ich drehte meinen Kopf kurz so, dass ich sein Gesicht sehen konnte. Er hatte immer noch ein Lächeln im Gesicht, doch dieses Mal war es dieser sanfte Blick, der mich immer wieder zum Schmelzen brachte.

Nach einer Ewigkeit, die wir noch in der Stadt verbrachten, fuhren wir schließlich wieder zur Schule. Es war schon kurz vor 22 Uhr und der Kofferraum des SUV war voll mit Sachen. Allerdings lagen dort nicht nur meine Sachen, ich hatte unter die Kleiderhaufen nämlich auch einige Teile für Alexej gemischt, obwohl er eigentlich nichts wollte. Dafür war die Überraschung heut Abend umso größer, und darauf freute ich mich schon am meisten.

 

 

 

Nach einer Stunde kamen wir wieder in der Schule an. Als wir mit den vielen Beuteln über das Schulgelände liefen bemerkte ich, wie sich die Schüler an den Fenstern tummelten und beobachteten. Normalerweise durfte niemand vom Schulgelände, schon gar nicht so spät, sodass unsere Rückkehr eine wahre Sensation darstellte.

Als wir in meinem Zimmer ankamen, warfen wir alles auf mein Bett und versuchten, darauf auch noch Platz zu finden. Ich kuschelte mich so nah wie möglich an Alexej und fuhr langsam mit meiner Hand unter sein Shirt. Seine Haut war angenehm warm, und ich wollte gar nicht mehr aufstehen, und mir die Sachen ansehen. In seiner Nähe fühlte ich mich viel wohler und ich wollte mich endlich von diesem anstrengenden Tag erholen. Alexej schubste mich jedoch von sich und bestand darauf, dass wir uns alle Sachen ansahen und ich diese auch anprobierte.

Als ich gerade die Klamotten nach meinen und seinen sortierte, entdeckte ich einen riesigen Karton. Ich schaute Alexej misstrauisch an, doch er saß nur da und freute sich wie ein kleines Kind.

„Was ist das?“, fragte ich zögernd, während ich die Schachtel vor mich stellte.

 

 

„Mach es einfach auf, na los.“ Er wurde immer hibbeliger und konnte vor Freude kaum noch stillsitzen.

Schließlich hob ich den Deckel hoch und legte ihn zur Seite. Als ich erkannte, was darin lag, wäre auch ich am liebsten an die Decke gesprungen. „Alexej, wo hast du das her?“ Ich zog das lange, wunderschöne Kleid heraus, das ich anprobiert und letztendlich doch im Laden gelassen hatte.

„Aus dem Geschäft.“ Er grinste mich breit an. „Und gefällt es dir?“

„Ich…“ Ich sah ihn verwundert an. „Natürlich!“ Sofort stürzte ich mich auf ihn und schlang die Arme um seinen Hals. „Danke, danke, danke!“

„Hey, schon gut.“ Er drückte mich nach oben, damit er mir in die Augen sehen konnte. „Los, probiere es an.“

Eilig streifte ich meine Sachen aus, denn auch ich wollte dieses Kleid endlich an mir sehen, und diesmal sogar in der richtigen Farbe. „Hast du nicht gesagt, dass es das Kleid nur noch in rosa gab?“, fragte ich, während er mir das Korsett zuschnürte.

„Gesagt ja, aber das heißt nicht, dass es auch so war. Ich weiß mittlerweile, dass Flieder deine Lieblingsfarbe

 

 ist, und wenn du das Kleid so anprobiert hättest, wärst du nur auf den blöden Gedanken gekommen, es dir selber zu kaufen.“

Ich drehte mich zu ihm und sah in seine wunderschönen, blauen Augen. „Danke…“, sagte ich noch einmal und stellte mich auf Zehenspitzen, um ihm einen kurzen Kuss zu geben.

Er wurde sofort rot und schmiegte sich an mich. „Probierst du die anderen Sachen noch an?“, flüsterte er mir schließlich ins Ohr.

Langsam löste ich mich aus seinem Griff und sah zu dem immer noch riesigen Kleiderhaufen. „Zuerst habe ich noch etwas für dich“, erwiderte ich erfreut. Ich rannte zu meinem Bett und wühlte die Sachen hervor, die ich für Alexej gekauft hatte. Er staunte nicht schlecht, als er sie sah, vor allem, da auch er nichts davon mitbekommen hatte.

„Du hättest mir nichts kaufen müssen.“ Dennoch entdeckte ich, wie glücklich er darüber war, dass auch ich ihm etwas gekauft hatte. Er bestaunte jedes einzelne Teil und schenkte mir schließlich wieder dieses wunderschöne Lächeln. „Danke, Eveline.“

 

 

„Kein Problem.“ Auch ich lächelte ihn an, und wie ich schien er für diesen einen Moment zu leben, indem wir uns so nahe standen.

Nachdem ich alle Sachen anprobiert hatte, warf ich mich erschöpft auf das Bett und schaltete den Fernseher ein. Alexej zog sich noch um, bevor er zu mir ins Bett kam, und legte sich hinter mich.

„Der Tag mit dir war wunderschön“, hauchte er mir ins Ohr. Er rückte noch ein Stück näher an mich, während ich seine Hand nahm und an mein Gesicht zog. Ich liebte sein Parfüm, doch ich hatte immer noch nicht herausgefunden, welches er benutzte. Es roch leicht süßlich, wie eine kleine Blume... Jeden Tag freute ich mich darauf, ihm so nahe zu kommen, dass ich es erneut riechen konnte, und manchmal glaubte ich, dass Alexej dasselbe bei mir tat.

Er strich mir sanft durch die Haare und wickelte sie dabei um seinen Finger.

„Spielst du gerne mit meinen Haaren?“, neckte ich ihn.

„Ja…“, erwiderte er leise. „Genauso gerne, wie ich dir in deine wunderschönen, braunen Augen sehe.“ Er legte seine Hand an meinen Kopf und drehte ihn

 

vorsichtig zu sich. Ich sah ihn erschrocken an und wusste nicht, was ich von dieser Situation halten sollte. Wir waren uns oft nahe gewesen, hatten dabei jedoch selten zusammen in einem Bett gelegen. Langsam wurde ich nervös und spürte, wie seine Haut an meiner klebte. Er beugte sich langsam zu mir herunter, um mich besser sehen zu können und ich bemerkte, dass seine Hand dabei auch nicht ruhig blieb. Er ließ sie vorsichtig über meinen Körper gleiten und streichelte mich schließlich am Oberschenkel, solange, bis sie zufällig zwischen meine Beine rutschte. Sofort drückte ich Alexej von mir weg, auch, wenn mir der Gedanke daran, mit ihm zu schlafen, mehr als nur Recht war. Doch solange ich mir nicht sicher war, was er für mich fühlte, konnte ich mich nicht auf ihn einlassen.

„Alexej, bitte, hör auf…“ Er zog mich jedoch wieder an sich und begann von neuem. „Alexej, ich will das nicht!“ Ich stieß ihn grob vom Bett, sodass er auf dem harten Parkettboden landete.

Er sah sich erschrocken um und fasste sich an die Stirn. „Eveline, es tut mir leid, ich…“ Anscheinend war er genauso verwirrt wie ich über diese Situation. „Ich weiß auch nicht, was da gerade in mich gefahren ist.“

„Ist… ist schon okay“, flüsterte ich. Er sah mich

 

aufmerksam an und als ich ihn nicht abwehrte, legte er sich wieder zu mir. Ich drückte meinen Kopf an seine Brust, sodass ich seinen Herzschlag hören konnte, während er seine Arme um mich schlang. Auch, wenn mir sein Verhalten seltsam, und trotzdem bekannt vorkam…

„Schlaf gut, Alexej.“

„Du auch, Eveline.“

Bevor ich einschlief, nahm er meine Hand und drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn.

 

Als ich am nächsten Morgen erwachte, sah ich zuerst Alexej, wie er mich beobachtete. „Wie lange bist du schon wach?“

„Eine Weile.“ Er lächelte mich an, beugte sich zu mir herunter und küsste mich flüchtig auf den Mund. „Wir müssen aber langsam los und trainieren, weißt du, ich muss danach noch weg…“

Ich sah ihn enttäuscht an und klammerte mich an ihn. „Ich will aber nicht, dass du gehst…“, flüsterte ich.

„Ich muss aber leider. Dafür bin ich die ganze Nacht für

 

dich da…“ Er nahm meine Hand und zog mich mit sich nach oben, als er aufstand.

Nach einer halben Stunde war ich endlich fertig fürs Training. Alexej und ich liefen quer über das Schulgelände und unterhielten uns dabei wie immer über irgendwelche Dinge.

„Wohin musst du heute eigentlich?“

„Zum Hauptsitz der Hüter auf dem Festland. Dort sind sie zwar nicht aktiv, doch von allen Inseln aus ist der Weg dorthin am kürzesten.“ Erst jetzt fiel mir auf, dass noch keiner gesagt hatte, warum wir eigentlich an dieser Schule waren. Klar, wir übten zu kämpfen, damit wir gute Hüter wurden, doch was taten wir danach? Kehrten wir wieder in unser altes Leben zurück?  Ich hatte Alexej schon oft deswegen gefragt, doch entweder wollte er mich immer abwimmeln oder versuchte es gar nicht erst und sagte gar nichts. Auch Zanolla oder die anderen Lehrer verloren nie ein Wort darüber, obwohl jeder Schüler es brennend gern wusste.

„Alexej, darf ich dich was fragen?“ Wieder einmal versuchte ich, ihm einige Informationen zu entlocken, doch ich konnte meine Niederlage in diesem Gespräch

 

jetzt schon voraus sehen.

„Nur zu, Eveline.“

„Wozu werden wir an dieser Schule ausgebildet? Also ich weiß ja, dass wir später Hüter werden, doch was passiert dann mit uns, wenn wir unseren Abschluss haben? Werde ich wieder nach Brest geschickt?“ Ich sah kurz zu ihm herüber obwohl ich auch so wusste, dass er wegen meiner Frage grinste.

„Eveline, wie oft willst du es noch probieren? Ich darf dir leider nichts verraten, so wie die anderen Lehrer. Ihr bekommt alle Aufträge zugeteilt, sobald ihr euren Abschluss habt, und bis dahin müsst ihr euch gedulden.“ Auf einmal blieb er stehen und zog mich an sich. „Bitte hör auf, mich weiter deswegen auszufragen. Ich möchte dich weder anlügen noch mit irgendwelchen Antworten hinhalten.“

Doch ich war zu erstaunt darüber, dass er mich hier, in der Öffentlichkeit in die Arme nahm, auch, wenn es erst kurz nach halb 6 war. „Okay, ich…“ Langsam löste ich mich aus seinem Griff und sah mich um. „Alexej, die anderen erzählen immer noch diese dämlichen Gerüchte herum, willst du ihnen etwa noch einen Grund zum Reden geben?“

 

 

„Nein, aber ich stehe dazu, dass ich dich mag.“ Doch nun sah auch er sich um. „Ich muss jetzt leider los. Versprich mir, dass du nichts anstellst, ja? Ich habe keine Lust, mir heute Abend noch schlechte Neuigkeiten anhören zu müssen.“

„Geht klar, Sir.“ Ich gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund, um noch einmal diese weichen Lippen an meinen zu spüren.

 

Als er gegangen war, lief ich zur Turnhalle und wartete auf die anderen zum Kampftraining.

„Da seid ihr ja endlich.“ Meine Klassenkameraden kamen aus dem Wohnheim den Weg zur Turnhalle gelaufen.

Celina kam sofort freudestrahlend auf mich zu. „Hätte ich gewusst, dass du schon wartest, wäre ich eher gekommen.“

„Kein Problem.“

Ich wollte gerade mit ihr reingehen, als Alessia mich wieder vollquatschte. Seit ich sie in der Schule geschlagen und zum ersten Mal richtig öffentlich über

 

ihre Sexorgien geredet hatte, war ihr Ruf an der Schule beachtlich gesunken. „Na, wo hast du denn deinen Freund gelassen?“

Genervt wandte ich mich zu ihr und verdrehte die Augen. „Halt endlich deine dämliche Klappe Alessia. ich weiß ja nicht ob du es bemerkt hast, aber keiner hier beachtet dich mehr.“

„Ich habe euch heute früh gesehen. Ihr habt euch geküsst“, sagte sie so laut, dass jeder es hören konnte. Doch wie ich bereits erwähnte, keiner schenkte ihr mehr Beachtung, seit ihr „Geheimnis“ öffentlich gemacht wurde. Sie war einfach nur noch das Mädchen für alles, vor allem für die Jungs. Keiner glaubte ihr mehr die Sachen, die sie ständig rumerzählte.

„Hör auf, ständig so einen Müll zu erzählen.“ Ohne auf ihre Antwort zu warten, ging auch ich schließlich in die Turnhalle. Ich hörte noch ihr Geschrei und Gezeter, doch es war mir egal, denn von ihr ging keine Bedrohung mehr aus.

Die ganze Stunde lang war ich damit beschäftigt, mit Celina zu trainieren, da sie immer noch viel üben musste. Erst kurz vor Stundenende bemerkte ich

 

Christoph, der ständig zu mir schaute und mich anlächelte. Dabei ließ ich mich jedoch zu sehr ablenken und wäre fast von Celina getroffen worden.

„Komisch, dass er dich immer so anstarrt, oder?“, fragte sie schließlich, während sie versuchte, einen Treffer zu landen.

„Ach, wieso?“ Ich wusste jedoch genau, warum er mich beobachtete.

„Er ist mit Abstand der beliebteste Junge der Schule, und obwohl ihr euch ständig nur angekeift habt, steht er anscheinend auf dich.“ Sie zwinkerte mir zu und drehte sich kurz zu Christoph.

„Du stehst auch auf ihn.“ Ich grinste sie breit an und traf sie am Oberarm, als sie abgelenkt war.

„Gar nicht wahr. Ich meine, er ist zwar richtig heiß und so, aber der will doch eh keine richtige Beziehung. Und er steht auf dich“, fügte sie hastig hinzu.

„Hm, wobei ich selber nicht so richtig weiß, was ich davon halten soll.“

Celina senkte langsam die Arme und trat an mich. „Zwischen dir und Nowakow läuft wirklich was, oder?“

 

 

„Ach Quatsch!“ Ich spürte, wie ich rot wurde und wandte mich von ihr ab.

„Weißt du, auf ihn stehen auch jede Menge Mädchen, aber keine traut sich aufgrund der Gerüchte um euch an ihn heran“, flüsterte sie. „Und leider ist er auch viel zu alt.“

„10 Jahre sind doch nicht so schlimm“, platzte es aus mir heraus.

Sie starrte mich entsetzt an, doch ich hielt ihr schnell die Hand auf den Mund, bevor sie noch etwas ausplapperte.

„Also ist es wahr?“ Sie sprach so leise wie möglich, doch für meinen Geschmack trotzdem zu laut. Ich zog sie in den Geräteraum, damit niemand etwas von unserem Gespräch mitbekam. „Warum hast du mir nichts erzählt? Das… das ist doch großartig!“

„Nein, ist es nicht.“ Ich blickte zu Boden und schließlich zu Christoph, den ich von hier aus noch etwas sehen konnte. „Ich sehe ihn zwar jeden Tag, doch trotzdem weiß ich nicht, was er für mich fühlt. Ich bin mir ja selber nicht einmal sicher. Und wir streiten uns so oft wegen irgendwelchen Kleinigkeiten…“ Ich war kurz

 

davor, ihr mein Herz auszuschütten, doch da waren noch zu viele Dinge, die ich nicht verraten dürfte. „Es ist einfach alles total kompliziert. Mein Vater würde uns umbringen, wenn er davon erfährt.“

Celina legte den Arm um mich und versuchte, mich zu trösten. „Eve, du musst mit ihm reden. Und vor allem mit Christoph. Er sieht aus, als würde er sich ziemlich Hoffnungen machen.“

‚Ich habe ja auch schon mit ihm geschlafen‘, dachte ich insgeheim. Es war alles einfach zu verzwickt, um mit jemanden, der vorher von nichts Ahnung hatte, darüber zu reden. Es würde nichts bringen, ihr alles zu erklären. Selbst ich verstand oft nicht, was Alexej eigentlich wollte, wenn er mich ansah standen so viele widersprüchliche Gefühle in seinem Gesicht. Ständig war er ernst, doch ich wusste, dass es die Maske seines Jobs war. Oft lächelte er auch oder grinste mich an, wenn ich einen Witz machte oder mich beim Training wieder einmal blöd anstellte. Diese Momente kamen jedoch nicht allzu oft vor, doch ich wünschte, ich könnte ihn ständig zum Lachen bringen. Stattdessen kamen wir uns kaum näher oder hatten einmal Zeit für uns. Das Schlimmste war jedoch, dass ich nicht die geringste Ahnung über unsere Gefühle hatte. Ich

 

wünschte mir so sehr, endlich mit ihm zusammen sein zu können, ohne dass jemand etwas dagegen sagen konnte. Ich wollte ihn küssen und immer an meiner Seite haben, wollte hören wie er endlich sagt, dass er mich liebt. Doch da war auch diese Seite in mir, die sich zu Christoph hingezogen fühlte. Mit ihm konnte ich eine normale Beziehung führen, wir müssten uns nicht verstecken oder unsere Gefühle leugnen. Wir könnten so ein schönes Leben führen, wenn da nicht ständig Alexej wäre…

„Eve, was ist denn?“ Sie knuffte mir leicht in den Arm.

„Oh, tut mir Leid, ich… ich musste nachdenken…“ Die ganze Zeit über hatte ich es nicht bemerkt, doch jetzt, wo ich mich so sehr auf meine Gedanken konzentrierte, kehrten auch die Kopfschmerzen zurück. Sie waren urplötzlich da und dröhnten in meinem gesamten Kopf sodass ich glaubte, er würde platzen. Ich versuchte jedoch, sie wieder zu verdrängen, um mich auf den bevorstehenden Unterricht einzurichten. „Okay, bitte, lassen wir das Thema erst einmal.“ Ich stand leicht schwankend auf und bemerkte dieses Flimmern am Rande meines Blickfeldes. Meine Migräne konnte ich jetzt gar nicht gebrauchen. Trotzdem verließ ich zusammen mit Celina die

 

Turnhalle, um mich für die Schule umzuziehen. Als ich die Halle verließ, stand jedoch jemand vor mir, den ich überhaupt nicht sehen wollte:

Christoph. Er stand wie immer mit diesem breiten Grinsen da, das wohl ausdrücken sollte, dass er alles für mich täte.

„Hey. Na wie geht’s dir?“

„Ganz gut.“ Ich wollte eigentlich an ihm vorbei laufen, doch er hielt mich am Arm fest, bevor ich außer Reichweite war.

„Wieso gehst du mir aus dem Weg?“

„Ich gehe dir nicht aus dem Weg, Christoph, aber du scheinst zu vergessen, dass wir nicht einmal zusammen sind.“

„Aber wir könnten es sein“, erwiderte er erfreut. „Eve, ich weiß, dass du mich auch magst, sonst hättest du wohl kaum mit mir geschlafen.“

„Das war eine einmalige Sache und hatte überhaupt nichts mit meinen Gefühlen zu tun, also hör bitte auf, dir Hoffnungen zu machen.“

Mit einem Mal verzog sich sein hübsches Lächeln zu

 

einer schrecklichen Grimasse. „Kannst du Nowakow nicht einmal vergessen? Er ist nicht da, Eve, er würde nichts von uns erfahren!“

„Ach, und dieses uns würde es nur heute geben, oder was?“ Sofort drehte ich mich um und wollte erneut loslaufen, doch Christoph sprang vor mich. „Lass mich endlich zum Unterricht gehen“, blaffte ich ihn an.

„Bitte, gib mir nur eine Chance, Eve.“ Er flehte mich regelrecht an.

„Christoph, später vielleicht, aber im Moment habe ich echt andere Sorgen.“ Ich erkannte an seinem Gesicht, dass er an Alexej dachte, doch ich schüttelte den Kopf. „Schulische andere Sorgen.“

„Okay, also… bitte entscheide dich schnell. Ich möchte nicht noch länger auf dich warten müssen.“

Um ihn etwas zu beruhigen, lächelte ich ihn zaghaft an und drückte seine Hand. „Ich muss jetzt wirklich los“, sagte ich und ging schon einige Meter nach vorne. Irgendwie bedauerte ich nun, dass Christoph in einen anderen Kurs musste als ich, doch anscheinend war es besser, wenn ich ihm erst einmal nicht so oft begegnete.

 

 

 

In der Mittagspause wollten Celina und ich gerade in die Cafeteria, als Zanolla zu mir kam und sagte, dass jemand auf mich wartete. Wir wussten nicht, wer das sein sollte, weshalb wir uns umso mehr beeilten, das Haus zu verlassen. Als wir an dem riesigen Springbrunnen auf dem Schulgelände standen, konnte ich zuerst niemanden sehen, bis schließlich ein gut gebauter, blonder Mann hervortrat.

„Nathan!“ Ich rannte voller Freude auf ihn zu und sprang ihn an. Nathan war ein Freund meines Vaters, wodurch ich ihn auch kennengelernt hatte. Er war zwar einige Jahre älter als ich, doch sein gutes Aussehen glich das auf jeden Fall wieder aus. Er hatte gestylte, blond-braune Haare und wunderschöne, dunkelblaue Augen, die mich jedes Mal aufs Neue faszinierten. Damals hatten wir hinter dem Rücken meines Vaters eine Affäre gehabt, doch nach einigen Monaten hatte er davon erfahren und Nathan sofort gefeuert. Soweit ich wusste, waren sie nun trotzdem wieder befreundet. „Was machst du denn hier?“

Er gab mir einen Kuss auf beide Wangen und sah mir in die Augen. „Dein Vater hat mir gesagt dass du hier bist, und ich wollte dich mal wieder sehen.“ Sein Lächeln wurde breiter, während er mich langsam

 

wieder auf dem Boden absetzte.

„Papa hat dir davon erzählt?“

„Ja. Ich war selber überrascht, nach dem, was damals passiert ist. Ich werde für eine Weile als Gast an dieser Schule bleiben, um einige Geschäfte abzuwickeln.“ Er starrte mich von oben bis unten an. „Übrigens bist du noch hübscher geworden als du es damals schon warst, Evi.“

„Danke, du auch, Nat.“ Tatsächlich sah er beinahe so gut aus wie Alexej. Seine Haare waren zwar nicht so wuschelig, aber dadurch wirkte er erst recht unglaublich sexy. Und von seinem Körper brauchte ich gar nicht erst anfangen. Er trainierte jeden Tag im Fitnesscenter, sodass sein Körper von Muskeln übersät war. Früher hatte ich ihn ständig dabei beobachtet, denn bei seinen Übungen machte er eine noch bessere Figur als beim Sex- falls das überhaupt möglich war.

„Du siehst aus als würdest du dir über irgendetwas Gedanken machen.“

Ich lächelte ihn an und dachte tatsächlich an unsere damalige Beziehung.

 

 

„Eve? Ich gehe erst einmal wieder hoch ja?“

„Ja, okay.“ Celina hatte ich bei unserem Wiedersehen ganz vergessen, doch sie würde es mir sicher auch nicht übel nehmen. Ich sah ihr noch nach, bis sie an der Tür war und wandte mich wieder zu Nathan. „Seit wann bist du in Venedig?“

„Erst seit einer Stunde, ich bin sofort hergekommen. Ich musste dich einfach sehen.“ Er beugte sich zu mir vor und wollte mich küssen, doch ich drückte ihn vorsichtig von mir.

„Nathan, ich… ich möchte nicht. Vor allem nicht hier.“

„Wieso, hast du einen Freund?“, fragte er überrascht.

„Nicht direkt… aber ich mag ihn. Und ich möchte mir das mit ihm nicht versauen, indem ich wie damals mit jedem möglichen Kerl rummache…“

„Okay Süße.“ Er gab mir trotzdem einen kurzen Kuss auf den Mund. „Und, wo ist er? Möchtest du mich ihm denn nicht vorstellen?“

Ich fing laut an zu lachen. Wenn wir nicht gerade irgendwie rumknutschten, fing Nathan immer an, sich wie ein großer Bruder um mich zu kümmern. Manchmal

 

war es zwar ätzend, doch ich wusste auch, dass er es nur gut meinte und gerne die Männer „überprüfte“, bevor ich etwas mit ihnen anfing. „Er ist heute nicht da. Eigentlich ist er mein Hüter, aber…“

„Er ist dein Hüter und du willst etwas mit ihm anfangen?“, sagte er entsetzt.

„Was daran ist bitte so schlimm? Er wird sowieso nur einige Monate hier bleiben und dann wieder aufs Festland gehen.“

„Ach Evi, du stellst Sachen an. Behandelt er dich wenigstens ordentlich?“

„Ja, er kümmert sich immer um mich, und…“

„Und was? Hast du schon mit ihm geschlafen?“

„Natürlich nicht!“ Ich seufzte und nahm seine Hand. „Es ist alles so verdammt kompliziert. Ich weiß selber nicht, wie es zwischen uns weitergehen soll, dann  ist da noch Christoph…“ Ich erwähnte lieber nicht, dass ich mit ihm bereits geschlafen hatte.

„Und der steht auf dich?“

„Ja, genau. Und ich irgendwie auch auf ihn.“

 

 

Nathan zog mich an sich und drückte mich fest an seinen Körper. „Evi, pass bitte auf, in was du dich da hineinstürzt.“

„Dafür ist es jetzt eh schon zu spät…“, flüsterte ich leise.

„Lass den Kopf nicht hängen.“ Er sah sich um und zog mich Richtung Wohngebäude.

„Wo willst du hin?“, fragte ich überrascht.

„Na, zu dir aufs Zimmer, oder willst du mir mitten auf dem Schulgelände von deinen Problemen erzählen?“

„Aber Signora Zanolla…“

„So schlimm wird es schon nicht sein. Und wenn sie doch fragt, lasse ich mir eine Ausrede einfallen.“

Ich lächelte ihn dankbar an und lief mit ihm zu meinem Zimmer.

Als wir angekommen waren, warf ich –wie immer- meinen Rucksack in die Ecke, legte mich aufs Bett und schaltete den Fernseher ein.

„Darf ich mich zu dir legen?“

„Ja, klar.“

 

 

Langsam kam Nathan zu mir und legte sich neben mich, hielt jedoch noch ein wenig Abstand. „So, und jetzt erklärst du mir mal genau, was los ist.“

„Ach, ich weiß doch auch nicht.“ Ich rückte näher an ihn. „Ich könnte mit Christoph so glücklich sein, schließlich mag er mich wirklich, aber wenn ich nur mit ihm rede, muss ich sofort an Alexej denken.“

„Dein Hüter?“

„Ja, genau. Dabei sind wir nicht einmal zusammen, und anscheinend mag er mich auch nicht so wie Christoph, denn von seiner Seite aus kommt selten etwas… Ich komme mir eher vor wie seine kleine Schwester, aber das will ich nicht, ich will mit ihm zusammen sein…“

Und zum ersten Mal erzählte ich jemandem von meinen Träumen. Als ich Alexej sah, wie er versuchte ein Mädchen vor diesen seltsamen Wesen zu retten, oder als sie gestorben war und diese Trauer mich ständig verfolgt hatte. Sogar von meinen Verletzungen, deren Narben man noch schwach sah, erzählte ich ihm. Auf einmal kam alles aus mir heraus, die ganzen Gedanken, die mir ständig durch den Kopf wirbelten und diese schrecklichen Kopfschmerzen auslösten. Es kam selten vor, dass ich wirklich einen klaren Kopf

 

hatte, und ich wünschte mir, dass mein Vater mich nie auf diese Schule geschickt hätte, denn seit ich hier war, war mein Leben ein einziges Chaos. Zu Hause hätte ich einen normalen Freund finden können, diese Kopfschmerzen wären nie da gewesen, und vor allem gab es dort keinen Alexej, der mich ständig mit seinem Verhalten irritierte. Dort gab es nur mich und meine Freunde, die immer zu mir hielten.

Und vor allem das vermisste ich hier. Celina war zwar immer an meiner Seite, genau wie Alexej, doch von diesen Dingen verstand sie sowieso nichts. Noch dazu war sie eine schlechte Zuhörerin, die lieber alles als einen riesigen Witz darstellte. Und mit Alexej konnte ich erst recht nicht darüber sprechen. Schließlich ging es genau um ihn und Christoph, und er wäre sicher nicht erfreut, wenn ich wieder zu Christoph gehen würde.

Doch wie mir im Moment klar wurde war es das Beste, was ich tun konnte. Bei ihm fühlte ich mich wohl, und nur wenige Männer konnten mir dieses Gefühl geben. Noch dazu sah er umwerfend aus.

Und letztendlich versuchte ich Nathan auch zu erklären, wie diese ständigen Prügeleien zustande kamen, die er in meiner Schulakte gesehen hatte. Von dieser grässlichen Wut und dem Hass auf die vielen

 

Leute, die mich tagtäglich provozierten und schlecht machten. Wie sehr ich mich aufregte und in diese Raserei hineinsteigerte, bis endlich jemand kam, um mich zu erlösen. Zurzeit war es normal, wenn ich jeden Tag mindestens einmal mit jemandem außerhalb des Sportunterrichts kämpfte. Ich war mittlerweile so gut, dass ich jeden besiegte, und wenn meine Klassenkameraden nicht wären, wäre außer der Bewusstlosigkeit der anderen sicher noch schlimmeres passiert.

Die ganze Zeit lag Nathan neben mir und sah mich mal erstaunt, dann wieder traurig oder auch entsetzt an. Er bekam jedes Detail der letzten Wochen zu hören, schließlich auch, dass ich mit Christoph geschlafen hatte. Bei meiner Rede hatte ich völlig die Zeit vergessen, und als ich auf die Uhr sah, bekam ich beinahe einen Schreck. Schon 16 Uhr, bald würde Alexej wiederkommen.

„Oh Süße, ich wusste gar nicht, was hier alles los ist, sonst wäre ich schon viel eher gekommen…“

„Schon gut, du konntest es ja nicht wissen…“ Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und lauschte seinem Herzschlag. Es wirkte so beruhigend auf mich, dass ich beinahe vergaß, wie ich ihm gerade alles über mich

 

erzählt hatte.

„Aber ich hätte es wissen sollen. Überhaupt hätten wir den Kontakt zueinander nie abbrechen dürfen.“

„Nathan, du weißt doch, was Papa  vorhatte und…“

„Scheiß auf deinen Vater! Ich sehe doch, wie schlecht es dir hier geht. Du hast niemandem zum Reden, und nicht einmal auf deinen Hüter kannst du dich verlassen.“

„Normalerweise kann ich das auch, aber heute ist er auf dem Festland…“

„Evi, ich gebe dir jetzt einen gut gemeinten Ratschlag. Halte dich so weit wie möglich von ihm fern und suche dir einen anderen. Hier gibt es so viele Männer, die dich gerne wollen. Alexej ist viel zu alt für dich, und was glaubst du wie hart es wird, wenn ihr beide Hüter seid? Ihr werdet kaum noch Zeit füreinander haben, wenn du Pech hast, wirst du auf einen anderen Kontinent gehen müssen.“

„Meinst du einen Mann wie dich?“

Nathan fing an zu lachen und legte die Finger an mein Kinn, um meinen Kopf zu ihm zu ziehen. „Genau so

 

einen. Bloß jünger.“ Doch anstatt mich nach dieser überzeugenden Aussage loszulassen, lehnte er sich weiter zu mir und küsste mich. Als unsere Lippen aufeinander trafen, flammten die alten Gefühle für ihn wieder auf und ich hoffte, Alexej für einen Moment vergessen zu können. Es war, als wäre ich wieder 14 und würde mit ihm auf dieser friedlichen Wiese liegen. Doch genauso schnell, wie dieser wunderschöne Moment gekommen war, verging er wieder. Er hatte sich von mir entfernt und mich dabei aus meinen Träumereien gerissen. „An was hast du gerade gedacht?“

Ich starrte ihn verwirrt an.

„Hast du diesen Alexej vergessen, oder hast du ihn gesehen, als ich dich geküsst habe?“

„Also, ich weiß auch nicht… Ich habe gar nicht an ihn gedacht…“

„Siehst du, Süße, wenn sogar ich es schaffe, dass du nicht mehr an ihn denken musst, dann wird es dieser Christoph wohl locker schaffen.“ Ich lächelte ihn an und zog seinen Kopf wieder zu mir.

„Nathan, ich… ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun

 

würde.“

„Schon gut.“ Er sah mir in die Augen und dann zur Uhr. „Wann kommt dein Liebster denn wieder?“

„Gegen 8.“

„Gut, dann haben wir ja noch Zeit für uns.“

Ich drehte mich mit dem Rücken zu ihm, sodass er sich an mich kuscheln konnte, und schaltete erneut den Fernseher ein.

 

„Eveline, Sind Sie da?“

Durch Alexejs lautes Klopfen wurde ich aus meinem Schlaf gerissen. Ich wollte gerade aufstehen, als ich Nathans Arm bemerkte, den er noch immer um meine Hüfte geschlungen hatte.

„Ist er das?“, fragte er leise.

„Ja.“

„Soll ich lieber gehen?“

„Ach Quatsch. Du wolltest ihn doch sowieso kennenlernen.“

 

 

Langsam lief ich zur Tür und öffnete sie. An diesem einen Tag hatte ich beinahe vergessen, wie groß er war und war nun über diesen  Größenunterschied zwischen uns mehr als verwundert. „Hallo Alexej.“ Ich wollte ihm gerade erklären, wer Nathan war, doch er hatte ihn schon vorher entdeckt.

„Wer ist das?“, zischte er mich an.

„Das ist Nathan. Ich kenne ihn noch von früher, und…“

„Lass mich raten, mit ihm hast du auch schon geschlafen, oder?“, fragt er wütend.

Diesmal sagte ich nichts und blickte zu Boden. Ich hatte Nathan davon überzeugt, dass Alexej mich immer gut behandelte und mir zuhörte, doch diesmal zweifelte ich selber daran.

„Hey, hör auf so mit Evi zu reden.“ Nathan baute sich vor ihm auf.

„Meinst du, dass du mir etwas zu sagen hast? Nach dem ersten Treffer liegst du doch schon am Boden und heulst.“

„Wenigstens behandle ich sie so, wie sie es verdient hat.“

 

 

Ich stellte mich zwischen die beiden und versuchte, sie zu beruhigen. „Alexej, ich habe nur mit ihm geredet…“

„Und deshalb zusammen im Bett gelegen?“, blaffte er mich an.

„Sie hat nur mit mir über ihre Probleme geredet, weil du zu unfähig bist, ihr zuzuhören, und langsam weiß ich auch, wieso.“

Und das war der Moment, in dem Alexej durchdrehte. Er holte weit mit seiner Faust aus und schlug nach Nathan.

Leider vergaß er dabei jedoch, dass ich noch zwischen ihnen stand und mich aus Reflex vor ihm aufbaute, damit Nathan nichts passierte. Seine Faust traf mich mitten im Gesicht, sodass ich nur noch diesen Schmerz spürte, der sich von meiner Schläfe aus in meinem ganzen Schädel ausbreitete. Ich verlor das Gleichgewicht und fiel gegen Nathan, der mich von hinten auffing. Vor meinen Augen verschwamm alles und ich glaubte, wieder ohnmächtig zu werden, doch dieses Flimmern verschwand langsam wieder. Die beiden Männer trugen mich vorsichtig zu meinem Bett und beugten sich mit besorgten Gesichtern über mich.

 

 

„Eveline, es tut mir so leid, ich…“

„Schon gut“, sagte ich leise. „So schlimm ist es doch nicht…“ Doch ich konnte an ihren Augen ablesen, dass es wohl schlimm sein musste. Das gesamte Unheil konnte ich mir jedoch erst morgen ansehen. „Nathan, geh erst einmal auf dein Zimmer, wir sehen uns ja morgen wieder…“ Ich versuchte, ihn anzulächeln, fühlte mich jedoch immer noch viel zu schwach für irgendwas. Nathan gehorchte sofort und verließ nach einer vorsichtigen Umarmung das Zimmer.

„Ich weiß auch nicht, was da gerade passiert ist, bitte verzeih mir…“

Langsam setzte ich mich auf und sah Alexej an. „Ich weiß, dass du nicht mich treffen wolltest.“

„Auch Nathan hätte ich nicht schlagen dürfen.“ Er legte sein Gesicht in die Hände. „Gott, manchmal weiß ich selber einfach nicht, was ich tue.“ Dieser Satz kam mir verdammt bekannt vor, denn genauso ging es mir, sobald ich wieder einmal ausrastete. „Also… Ich habe dir eigentlich noch etwas mitgebracht.“ Zögernd stand er auf und lief zu seiner Reisetasche, die noch neben der Zimmertür stand. Er kramte etwas heraus und kam wieder zu mir gewackelt. „Alles Gute zum Geburtstag“,

 

hauchte er mir ins Ohr, während er mir ein kleines Päckchen in die Hand drückte.

„Was ist das?“ Ich sah ihn verwirrt an.

„Zu deinem Geburtstag, Eveline.“

„Oh, danke…“ Vorsichtig entfernte ich das Papier und sah eine Ecke von einem Bilderrahmen. Als ich es ganz abriss, erkannte ich eines der Bilder, die wir gestern in der Stadt haben machen lassen. Es war sehr stark vergrößert und trotzdem noch von unglaublich guter Qualität. Immer noch verwirrt blickte ich zwischen ihm und dem Geschenk hin und her. „Alexej, danke, aber….“

„Kein Problem, Eveline, schließlich hast du heute Geburtstag.“ Ich wollte ihm gerade um den Hals fallen, als er erneut etwas aus seinem Rucksack fummelte. „Und ich hab den hier. So viel du willst.“ Er hielt eine Flasche Erdbeerwein hoch und grinste breit. „Damit wirst du sicher auch schnell die Schmerzen vergessen.“ Er öffnete die Flasche und gab sie mir, damit ich etwas trinken konnte. Ich lächelte ihn an und unterdrückte das Verlangen, mich auf ihn zu stürzen und von oben bis unten zu küssen. Nun fragte ich mich wieder wie ich je auf die Idee gekommen war, ihn durch Christoph zu ersetzen.

 

Christoph zu ersetzen.

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Über den Autor

kruemelkeks
Ich -neuerdings 18Jahre alt- schreibe am liebsten Fantasygeschichten (wobei es keine Kurzgeschichten sind, sondern RICHTIG lange Texte) und eben zu den Geschichten auch Gedichte, die mehr über die Story & die Gefühle der Personen ausdrücken sollen :)
Dazu zeichne ich auch Bilder, damit man sich die betreffenden Perosnen besser vorstellen kann, & lade die hoch :o

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FindYourselF Re: Re: Re: Re: -
Zitat: (Original von kruemelkeks am 31.10.2011 - 21:28 Uhr)
Zitat: (Original von xXFlameXx am 31.10.2011 - 20:58 Uhr)
Zitat: (Original von kruemelkeks am 31.10.2011 - 20:55 Uhr)
Zitat: (Original von xXFlameXx am 31.10.2011 - 14:54 Uhr) Also ich mag die Geschichte, hab ich ja schon oft gesagt , aber ganz scön viel Gewalt, zumindest unter den Schülern. Find das Thema immer bissl schwierig...



ja stimmt schon aber bei den isses ja auch was andres weil die im unterricht ständig gegeneinander kämpfen u das ja auch alles richtig trainieren, wenn ich mich an der schule ständig rumprügeln würde wär das wirklich ni normal... xD


Naja das sie trainieren versteh ich schon und in dem Unterricht dazu üben auch, aber das ist was anderes als wenn sie sich die ganze zeit außerhalb des unterrichtes prügeln ;) aber gut deine geschichte ;)
will mehr lesen ^^



ja aber die denken ja auch anders darüber^^
jaja is gut das nächste kapitel kommt wenn ich die bilder fertig hab xD


und wann sind die bilder fertig??? ^^
Vor langer Zeit - Antworten
kruemelkeks Re: Re: Re: -
Zitat: (Original von xXFlameXx am 31.10.2011 - 20:58 Uhr)
Zitat: (Original von kruemelkeks am 31.10.2011 - 20:55 Uhr)
Zitat: (Original von xXFlameXx am 31.10.2011 - 14:54 Uhr) Also ich mag die Geschichte, hab ich ja schon oft gesagt , aber ganz scön viel Gewalt, zumindest unter den Schülern. Find das Thema immer bissl schwierig...



ja stimmt schon aber bei den isses ja auch was andres weil die im unterricht ständig gegeneinander kämpfen u das ja auch alles richtig trainieren, wenn ich mich an der schule ständig rumprügeln würde wär das wirklich ni normal... xD


Naja das sie trainieren versteh ich schon und in dem Unterricht dazu üben auch, aber das ist was anderes als wenn sie sich die ganze zeit außerhalb des unterrichtes prügeln ;) aber gut deine geschichte ;)
will mehr lesen ^^



ja aber die denken ja auch anders darüber^^
jaja is gut das nächste kapitel kommt wenn ich die bilder fertig hab xD
Vor langer Zeit - Antworten
FindYourselF Re: Re: -
Zitat: (Original von kruemelkeks am 31.10.2011 - 20:55 Uhr)
Zitat: (Original von xXFlameXx am 31.10.2011 - 14:54 Uhr) Also ich mag die Geschichte, hab ich ja schon oft gesagt , aber ganz scön viel Gewalt, zumindest unter den Schülern. Find das Thema immer bissl schwierig...



ja stimmt schon aber bei den isses ja auch was andres weil die im unterricht ständig gegeneinander kämpfen u das ja auch alles richtig trainieren, wenn ich mich an der schule ständig rumprügeln würde wär das wirklich ni normal... xD


Naja das sie trainieren versteh ich schon und in dem Unterricht dazu üben auch, aber das ist was anderes als wenn sie sich die ganze zeit außerhalb des unterrichtes prügeln ;) aber gut deine geschichte ;)
will mehr lesen ^^
Vor langer Zeit - Antworten
kruemelkeks Re: -
Zitat: (Original von xXFlameXx am 31.10.2011 - 14:54 Uhr) Also ich mag die Geschichte, hab ich ja schon oft gesagt , aber ganz scön viel Gewalt, zumindest unter den Schülern. Find das Thema immer bissl schwierig...



ja stimmt schon aber bei den isses ja auch was andres weil die im unterricht ständig gegeneinander kämpfen u das ja auch alles richtig trainieren, wenn ich mich an der schule ständig rumprügeln würde wär das wirklich ni normal... xD
Vor langer Zeit - Antworten
kruemelkeks Re: -
Zitat: (Original von xXMiaXx am 31.10.2011 - 14:36 Uhr) mal wieder ganz toll :)
naja ich hoffe doch sie kann sich bald mal zwischen den beiden entscheiden :)
hmm erdbeerwein :D


jaaaaa ganz viel erdbeerwein :D
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FindYourselF Also ich mag die Geschichte, hab ich ja schon oft gesagt , aber ganz scön viel Gewalt, zumindest unter den Schülern. Find das Thema immer bissl schwierig...
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xXMiaXx mal wieder ganz toll :)
naja ich hoffe doch sie kann sich bald mal zwischen den beiden entscheiden :)
hmm erdbeerwein :D
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