Kapitel 5
Als ich wach wurde, lag Ethan neben mir. Ich setzte mich auf und schon öffnete er seine Augen.
„Hey na wie hast du geschlafen?“, erkundigte er sich.
„Ach ganz gut eigentlich, aber mir brennt meine Kehle schon wieder.“ Er reichte mir wieder eine Flasche „Aber trink nicht alles mit einmal aus“ Ich nahm sie widerwillig und trank einen Schluck, mein Hunger war gestillt.
„Wollen wir spazieren gehen?“ Ich nickte ihm zu, als ich gerade herunter klettern wollte, lachte er laut.
„Spring doch einfach, dir passiert schon nichts“
„Okay wenn du das sagst“ Ich sprang herunter und es passierte wirklich nichts, als Mensch hätte ich mir bestimmt den Fuß gebrochen. Aber im Gegenteil ich kam federleicht auf. Als Ethan unten war, rannte er los. Ich rannte ihm hinterher, wow ich war wirklich schnell, es fühlte sich so an, als würden meine Beine den Boden nicht berühren. Ich holte ihn ein und sprang auf ihn herauf. Er drehte sich erschrocken um „Mensch hast du mich jetzt erschrocken. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet.“
Ich grinste ihn frech an „Rennen wir jetzt weiter herum oder gehen wir jetzt normal spazieren“
„wir gehen in Ruhe weiter“, antwortete er und nahm meine Hand. Er drehte sich herum und hob mich hoch, dann küsste er meine Wange. Ich schaute ihn an und fragte: „Hattest du Freundinnen in den Jahren?“ Er setzte mich auf dem Boden ab und wir liefen weiter: „Naja Freundinnen wohl er nicht. Ich konnte mit niemand länger zusammen sein. Ihr Geruch von dem warmen, süßen Blut machte mich wahnsinnig. Die meisten verließ ich nach 2 Tagen, wenn ich es bis dahin aushielt.“
„Hast du auch welche getötet?“ Er schaute mich an und formte mit den Lippen lautlos das Wort ja. Das hätte ich nicht gedacht, ich hielt ihn für sehr beherrscht.
„Du denkst Vampire sind Monster ohne eine Seele oder?“
Ich zuckte mit den Schultern, ich wusste doch nichts darüber also woher sollte ich mir eine Meinung bilden.
„Für manche von den Mädchen habe ich Gefühle gehegt, denn manche kannte ich von der Schule oder der Arbeit. Aber die Angst wieder eine zu verletzen, war zu groß und so habe ich sie verlassen.“
„Hm ich versteh dich, ich würde glaub nie wieder unter Menschen gehen. Zu groß wäre die Angst, das ich mich nicht beherrschen könnte.“
Wir gingen wieder zurück zum Baumhaus, dann verabschiedete er sich.
Ich sprang einfach so herauf, das war außergewöhnlich, was ich für Kräfte hatte. Als ich oben war, suchte ich meinen Mp3-Player und hörte noch Musik.
Was mache ich jetzt nur, mein Leben ist total aus dem Ruder gelaufen. Ich konnte meine Schule nicht fertig machen, meine Freundinnen nicht wiedersehen und das schlimmste ich musste meinen Bruder alleine lassen. Dann hörte ich meinen Namen, ich nahm die Kopfhörer raus und erkannte Luca`s Stimme. Ich roch sein pulsierendes Blut schon von weiten, es machte mich verrückt und ich wollte es trinken. Meine Kehle brannte schon, alles in mir setzte aus und der Vampir kam zum Vorschein.
Luca kam immer näher und ich musste mich irgendwo verstecken, ich rannte schnell heraus und sprang auf einen Baum.
Ich wartete auf den richtigen Augenblick um ihn anzugreifen. Dann war der Zeitpunkt gekommen, ich sprang auf ihn und merkte wie meine spitzen Fangzähne herauskamen. Es tat im ersten Moment weh, aber der Gedanke an das frische Blut überragte alles. Er schrie auf: „Ashley was soll denn das? Geh runter von mir“ Ich biss ihn in den Hals und saugte ihm sein Blut aus. Es schmeckte so gut, denn es war frisch und warm. Als es mir die Kehle herunter lief, fühlte ich mich gut. Dann wurde ich herunter geschleudert, ich sah Ethan an. Er starrte mich erschrocken an: „Ashley was hast du getan?!“
Ich sah zu Luca er war zusammen gesackt, Ethan hatte ihn aufgefangen. Ich habe meinen Bruder getötet „Nein“, schrie ich und rannte davon. Was hatte ich nur getan? Ich hatte ihn ausgesaugt und das nur weil der Vampir in mir das wollte. Als er da in den Armen lag, so leblos, das brach mir fast das Herz. Ich wurde auf mich selbst wütend, wie konnte ich das nur tun, ich hätte mich mehr dagegen wehren müssen. Ethan hatte doch gesagt man konnte den Schmerz abstellen, aber wie? Denn ich wollte diesen Schmerz nicht mehr spüren, ich sackte auf dem Boden zusammen und weinte. Ich schaute auf und Ethan stand vor mir „ich will nichts mehr spüren. Bitte mach das es aufhört“, flehte ich ihn an.
Er packte mich an den Schultern: „Wie ist das passiert? Du hattest doch noch etwas da“ Ich fing wieder an zu weinen „Ich konnte nicht anders, es kam über mich und ich wollte dieses Blut einfach haben.“
Er nickt kaum merklich „Du willst also nichts mehr spüren?“
„Ja“, flüsterte ich.
„Okay, reicht es dir wenn ich dir die Erinnerung nehme?“
„Das geht? Okay dann mach das“
„Aber die Erinnerung wird irgendwann wieder kommen, wenn du stärker wirst.“
„Ist mir egal, ich will es jetzt einfach nur vergessen“
Er schaute mir die tief in die Augen und er sog mir die Erinnerungen aus. Danach wusste ich nichts mehr über meinen Bruder und das war zu dem Zeitpunkt gut so.
Ich war ein paar Tage lang wie in Trance und ich wusste auch nicht wo Ethan mich hingebracht hatte. Ich schaute mich um, ich war in irgendeiner Wohnung gewesen, sie war sehr modern eingerichtet.
„Wo sind wir?“, fragte ich, als ich wieder bei mir war.
„Hey, geht’s dir wieder besser?“, er lächelte mich besorgt an.
„Warum was ist passiert?“, er schwieg und schaute mich nur traurig an. Er sah aus als würde er überlegen, aber ich hatte einen Blackout und konnte mich an nichts erinnern.
„Du bist zusammen gebrochen, es lag wahrscheinlich daran, das dich die Verwandlung zu stark mitgenommen hatte“ Irgendwie hatte ich das Gefühl das er mich an log, aber da ich von nichts mehr wusste glaubte ich ihm das.
„Und wo sind wir jetzt?“, hackte ich nochmal nach.
„Wir sind in Belmont. Ich habe hier eine Wohnung für uns gemietet. Damit du erstmal zu Kräften kommen kannst. Hast du Hunger?“
Ich schüttelte mit dem Kopf und erinnerte mich daran, dass ich ja jetzt ein Vampir war. Daran hatte ich mich jetzt gar nicht mehr erinnert, vielleicht wollte ich das auch nicht.
Ich erinnerte mich an diese Schmerzen zurück und das sie wirklich unerträglich waren. Er hatte bestimmt recht, dass ich deswegen zusammen gebrochen war.
„Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, das du gar nicht mehr aufwachst“, er nahm meine Hand und streichelte sie zärtlich.
„Aber ich bin wieder aufgewacht. Außerdem bin ich doch schon tot, noch toter geht’s doch nicht oder?“, versuchte ich zu scherzen.
Er schmunzelte ein wenig: „Da hast du wahrscheinlich recht, aber trotzdem du warst 5 Tage nicht ansprechbar und du hast auch kein Blut getrunken. Ich hatte Angst das du Austrocknest und dann erst Recht nicht mehr aufwachst. Bitte trink jetzt etwas“, so wie er mich anflehte, konnte ich nicht anders. „Ja okay geb mir bitte was. Ich fühle mich auch wirklich ganz schön schwach“
Ich nahm einen Schluck, ich hatte schon fast vergessen wie gut es schmeckte. Ich merkte wie das Blut mich wieder belebte und ich wieder stärker wurde.
„Ich danke dir“, ich zog ihn zu mir heran und gab ihm einen Kuss.
„Wer weiß wo ich jetzt ohne dich wäre“, quatschte ich daher.
Aber ich glaube das war das falsche, ich vergaß ab und zu was passiert ist und das sah ich ihm gerade in seinen Augen an.
Denn er schaute traurig auf den Boden: „Ohne mich wärst du gar nicht hier, sondern in der Schule und wärst glücklich“ Ich hätte mit den Kopf gegen die Wand schlagen können, wie konnte ich nur so ein Trampel sein und so etwas sagen. Er stand auf und ging ans Fenster.
Ich stand auf, nur meine Beine waren noch ein wenig wackelig. Ich umarmte ihn von hinten: „Es tut mir Leid was ich gesagt habe, ich habe nicht darüber nach gedacht. Bitte sein nicht traurig, was mit mir passiert ist“
Er löste sich aus der Umarmung und ich merkte dass er auf Abstand ging.
„Ethan, bitte. Ich wollte das nicht sagen.“
Er starrte mich trotzdem leer an: „Du weißt das es nicht rückgängig zu machen geht? Du musst jetzt für immer so Leben, Ashley. Für immer. Das sind nicht nur ein paar Jahre, das ist solange bist dich jemand tötet oder du nicht mehr Leben willst. Mach dir das klar“ ich merkte wie sauer er auf sich selbst war, aber es fiel mir nichts ein wie ich ihn Aufmuntern konnte. Ich ging zurück zum Bett und setzte mich, ich zerbrach mir den Kopf darüber.
Dann fiel mir ein was ich ihm sagen konnte, aber als ich zu ihm gehen wollte war er nicht mehr da. „Ethan?“, rief ich. Aber es kam keine Antwort ich watschelte durch die Wohnung, erst schaute ich ihm Schlafzimmer und dann im Wohnzimmer. Er war nirgends, in der Küche und dem Bad auch nicht, also war er gegangen. Aber wohin? Ich konnte nicht aus der Wohnung raus, denn es hing nirgends ein Schlüssel, ich rannte zum Fenster und schaute heraus. Aber draußen war er auch nirgends.
Ich lief ins Schlafzimmer und setzte mich auf das große Doppelbett. Es wurde dunkel draußen, ich beschloss ein Bad zu nehmen. Ich ließ in die Badewanne Wasser ein, dann flitzte ich zurück in Schlafzimmer um aus dem Schrank ein Handtuch zu holen. Im Bad wieder angekommen legte ich mich zum entspannen rein, das Wasser drehte ich aus. Ich schloss meine Augen und schlief kurz ein.
Als ich meine Augen öffnete stand Ethan vor. „Ich bin wieder da. Sorry das ich vorhin einfach so weg bin. Aber ich brauchte Zeit.“ Dann ging er auch schon wieder und ich hörte wie er sich aufs Bett legte.
Kaum war er aus dem Bad heraus, stieg ich aus der Badewanne. Ich ging zum Spiegel und wischte das Beschlagene weg. Als ich mich anschaute schauderte ich kurz, es war nicht so dass ich leichenblass war, nein. Ich sah ganz normal aus, nur meine Augen, meine Augenfarbe, sie waren zwar noch blau aber so intensiv. Es sah so aus als hätte ich blaufärbende Kontaktlinsen drin. Ich schaute mir meinen Mund an und öffnete ihn, aber von meinen Fangzähnen war nichts zu sehen, wahrscheinlich kamen sie nur heraus wenn ich Blut trank. Auch an meinem Hals der Biss war verschwunden, keine einzige Narbe war geblieben. Es war auch sonst nichts was mir auffiel. Ich wickelte das Handtuch fester herum und machte es fest und ging heraus zu Ethan.
„Hey hast du dich ein wenig beruhigt??“, fragte ich ihn.
„Ja klar“, antwortete er kurz.
„Ich wollte dir vorhin noch etwas sagen, aber du warst schon weg. Wollen wir noch mal drüber reden“
„Ashley, ich möchte darüber nicht reden. Am besten ist es doch wenn jeder seinen eigenen Weg geht, sobald du wieder stärker bist“
Ich hörte meine Ohren kaum zu trauen „Was? Das kannst du von mir nicht verlangen“
„Aber wenn ich dich jeden Tag sehe, dann werde ich daran erinnert, was ich getan habe“
„Naja und überleg mal warum du das gemacht hast! DU wolltest nicht mehr allein sein und jetzt willst du mich einfach so abschieben?“
„Das war ja auch eine falsche Entscheidung, versteh es endlich.“, er wurde immer lauter. Ich fühlte mich nicht mehr wohl, er konnte mich doch jetzt nicht einfach abschieben. Was sollte ich dann machen, ich kannte mich nicht aus. Das machte mir mehr Angst als alles andere.
„Aber ich bin glücklich, solange du bei mir bist. Denn solange du bei mir bist, habe ich keine Angst vor der Ewigkeit“, schluchzte ich, ich wollte nicht das er mich alleine ließ.
Er sagte nichts sondern nahm mich nur in den Arm. Ich weiß nicht wie lange wir so saßen bis er antwortete: „Es tut mir leid, Ashley. Bist du wirklich glücklich? Wir haben doch noch gar nicht soviel Zeit miteinander verbracht.“
„Ich weiß, aber ich bin glücklich. Du kannst mir das ruhig glauben.“
Er blickte mir tief in die Augen und küsste mich, es war so schön. Ich küsste ihn immer fordernder. Wir zogen uns gegenseitig aus, naja bei mir war es ja nur das Handtuch, und schliefen miteinander.
Es war wie in einem Traum mit ihm, noch zufriedener konnte ich nicht sein. Wir kuschelten und ich legte mich mit dem Kopf auf seine Brust. Sie war so muskulös, ich streichelte über seinen Arm und er hielt mich einfach nur fest. Ich rappelte mich ein wenig auf und küsste ihn zärtlich „Ich liebe dich“, flüsterte ich. Er lächelte mich an: „Ich liebe dich auch. Danke das es dich gibt“