Kinderbücher
Ulmi ( 5 ) - die Abenteuer eines Wichtelmännchens ...

Die Eltern von Christine und Hannes waren Lehrer. Beide hatten “Leibesübungen” als eines ihrer Unterrichtsfächer. Von Zeit zu Zeit nahmen sie an einem Fortbildungskurs teil und fuhren mit ihren Schülern auf Skikurs.

In dieser Zeit waren  die Großeltern bei den Kindern.

Natürlich auch Bipo. Er freute sich jedes Mal darauf.

Den morgendlichen Ausgang liebte der Hund besonders. Denn da durfte er mit seinem Herrl Christine zur Schule begleiten.

Stolz führte ihn das Mädchen  an der Leine und läutete auf dem Schulweg ihre Freundinnen heraus. Alle beneideten Christine. Sie umschmeichelten sie und buhlten um ihre Gunst. Jede wollte das Hündchen eine Weile führen dürfen.

Bipo fühlte sich irrsinnig wichtig, fast wie ein Star, und genoss es offensichtlich.

Doch niemand ahnte, dass auch Ulmi mit von der Partie war. Das Wichtelmännchen nahm sich jedes Mal fest vor, bei Christine zu bleiben und sich diesen Schulbetrieb einmal anzuschauen.

Vor der Schule jedoch kamen ihm  große Bedenken.

So viele Kinder strömten hier zusammen und eilten in das große Gebäude. Sie machten einen Mordsspektakel. Dem kleinen Wichtel wurde angst und bang - und schwuppdiwupp - schon saß er  wieder auf Bipos Rücken und ließ sich nach Hause tragen.

Eines Nachmittags aber schien ihm das Glück hold zu sein.

Opa und Bipo begleiteten Christine in die Musikschule.

Und siehe da - über den Schulhof gingen nur einige Menschen.

Es gab kein Lärmen und Schreien, alles war ruhig.

Da sah Ulmi seine Stunde gekommen. Er fasste sich ein Herz und sprang in Christines Manteltasche. Er war sehr neugierig, was es in der Schule zu sehen und zu erleben gab.

Christine begann auf der Gitarre zu spielen.

Das Wichtelmännchen war sehr beeindruckt. Ehrfürchtig sah es zu, wie das Mädchen an den Saiten zupfte und eine Melodie ertönte.

“Kann sie zaubern?” grübelte Ulmi,  “Ist das ein Zauberkasten?”

Flink kletterte er auf das Instrument und zupfte eifrig dazwischen.

Seine Begeisterung war grenzenlos, das Erstaunen des Musiklehrers aber auch.

“Mädel, halt, halt!” warf er ein, “Wie spielst du denn heute?”

Christine dachte, sie hätte sich vergriffen und begann von neuem. Abermals klang  ihre vorgetragene Melodie falsch und disharmonisch. Auch der nächste Versuch misslang.

Da erwachte in Christine der Verdacht, Ulmi könnte seine Hände im Spiel haben. Sie erzählte dem Lehrer von dem Wichtelmännchen ihrer Großeltern.

Der hörte mit großen Augen zu und schüttelte immer wieder den Kopf. “Also, wirklich! Einen größeren Blödsinn als Ausrede hab´ ich noch nie gehört. Los, probier´ es noch einmal.

Hast wohl nicht geübt letzte Woche?”

Auch diesmal brachte das arme Kind nichts zustande.

Nun schaute der Lehrer schon ein bisschen streng.

“Na gut, ich spiel´ dir das noch einmal vor - dann gehen wir zum nächsten Musikstück über.”

Doch was war das?

Auch aus seiner Gitarre ertönten schreckliche Misstöne, sogar noch jämmerlicher als bei seiner Schülerin.

Verwundert legte er das Instrument zur Seite.

“Da muss ich dir wohl glauben. Bitte, erzähl´ mir doch mehr über diesen seltsamen Wichtel. So was Tolles habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört!” 

Aufmerksam verfolgte er Christines Geschichte. Fast beneidete er sie um diesen geheimnisvollen Freund.

Er rief ihn, er sprach ihm gut zu, sich doch zu zeigen.

Doch Ulmi vergrub sich immer tiefer in Christines Manteltasche - obwohl er ohnehin unsichtbar war. Aber mit diesem Zauberkasten? Da kann man  nicht so sicher sein....  

Und er war sehr erleichtert, als sie sich endlich auf den Heimweg begaben.