Beschreibung
Schon lange werden die Satanisten in der Gesellschaft verstoßen, obwohl keiner wirklich weiss, was wirklich zum Satanismus gehört. Eine meiner Freundinnen ist Satanistin.
Deshalb habe ich mich entschlossen, ihre und meine Gedanken als Kurzgeschichte zu verschriftlichen.
Viel Spass beim Lesen, Kommentare sind erwünscht! ;)
(Weitere Inspiration: Biffy Clyro - God and Satan)
Maria sitzt mir gegenüber und raucht. Ich verziehe das Gesicht, als sie mir den Qualm ins Gesicht haucht."Wieso rauchst du, Maria? Du bist erst 15.", sage ich. Sie starrt mich an. Maria trägt rote Kontaktlinsen und eine Kette mit einem umgedrehten Kruzifix als Anhänger. Sie glaubt an Satan und trägt das gerne offentlich zur Schau. Ich hingegen glaube an Gott. Zumindest manchmal. "Ich rauche", antwortet Maria mit kratziger Stimme, "weil das für mich der einzige Weg ist, meine Sorgen zu vergessen. Andere trinken, ich rauche. Es ist nichts außergewöhnliches.". Sie tritt ihre Zigarette aus und zündet eine neue an. "Was hast du für Sorgen?", hake ich nach. Maria lacht verächtlich. Wir sitzten auf einem frisch gemähten Feld, es ist Sommer. Jetzt kniet sie sich hin, ihre roten Augen fixieren mich kurz. Dann hält sie mir ihre blau qualmende Zigarette vor das Gesicht. "Sie hin.", sagt sie. Und ich sehe hin, sehe in die Glut, spüre die Hitze auf meinem Gesicht. Maria sagt nichts mehr. "Was sehe ich da,
außer ein bisschen glühenden Tabak?", frage ich schließlich. Ihr Gesicht ist wieder ernst geworden. "Du siehst das, was die anderen Leute auch sehen. Das, was mir Sorgen macht.", erwidert sie und führt ihre Zigarette wieder zum Mund. Mehr blauer Qualm steigt auf. "Die Leute sehen die Glut. Sie sehen den Qualm. Und genauso stellen sie sich den Satanismus vor. Sie glauben, es gibt eine Hölle, eine Unterwelt, ein Fegefeuer.". Ich schweige kurz und frage dann: "Und, stimmt das nicht?". Maria schürzt die Lippen und schüttelt den Kopf. "Ich weiss es nicht.", gibt sie zu. "Aber ich wüsste nicht, warum es das geben sollte. Es nacht keinen Sinn. Warum soll Satan die Menschen bestrafen? Er bestraft die Bösen, nach seiner Definition, genau wie Gott auch.". Jetzt liegt ihr Blick wieder auf mir und sie fragt mich: "Glaubst du an Gott?", und zögerlich sage ich ihr: "Das tue ich.". "Und was glaubst du, wie Gott ist?". Darauf weiss ich zunächst keine Antwort. "Ich glaube", antworte ich ihr schließlich, "dass Gott
barmherzig ist. Ich glaube, dass Gott vergibt und ich glaube, dass er dafür sorgt, dass es auf der Welt nicht zu viel Ungerechtigkeit und Kriminalität gibt.". Während ich das sage, knete ich unsicher meine Hände. Wer weiss, wie sie nun reagiert. Ich riskiere einen Blick zu ihr rüber. Sie hat den Kopf schiefgelegt und schüttelt ihn leicht, ihre Augenbrauen sind hochgezogen. Sie sieht aus, als ob ich ihr Leid tue. "Genau das ist es, was ich meine. Für euch Christliche ist Gott der Gute, der alles im Gleichgewicht hält. Aber weisst du, was ich glaube? Ihr, die ihr an Gott glaubt, ihr seid feige. Ihr seid feige, weil ihr all eure Hoffnung in jemanden setzt, den ihr noch nie Gesehen habt. Ihr seid naiv, denn wenn ihr zu ängstlich seid, die Wahrheit zu erkennen, dann sagt ihr 'Gott hat es so gewollt', oder 'Gott wird das schon wieder richten.'. Und wir Satanisten? Wir sind für euch nichts weiter als ein sadistisches Volk, dass den Tod verehrt. Aber das ist nicht wahr. Wir
sind einfach nur Realisten. Leute, die mutig genug sind, die Wahrheit zu akzeptieren und Entscheidungen nicht einfach einer übermenschlichen Kraft zu überlassen.", erzählt sie mir abschätzig. Ich denke einen Moment über das nach, was sie mir gesagt hat, und meine dann: "Aber etwas an euer Überzeugung passt nicht. Ihr nennt euch Satanisten, weil ihr an Satan glaubt, oder nicht? Welchen nutzten hat er für euch, wenn nicht den, dass ihr auf ihn hoffen könnt?". Maria sah nicht sehr beeindruckt von meinem Gegenargument aus. "Du verstehst es nicht. Satan ist der, der die Erde im Gleichgewicht hält. Er bestraft. Er ist vernünftig, weil er nicht alle Menschen gleich behandelt, denn das haben sie nicht verdient. Wenn ich dich jetzt töten würde", sagt sie, und rutscht bedrohlich nahe an mich heran, "dann würde Satan mich bestrafen. Ich würde vielleicht in einem Hausbrand sterben. Vielleicht mit mir noch andere Menschen, doch wer weiss, was die nicht alles Böses getan haben.
Er ist gerecht. Ich hätte kein Problem damit, für meine Fehler zu büßen.". Sie rutscht wieder weg und drückt auch diese Zigarette aus. Und während keiner von uns spricht, erkenne ich, dass sie nicht so falsch liegt. Das Satanisten kein krankes Volk sind. Und mit einem Mal verstehe ich, warum sie raucht, was ihre Sorgen sind. "Deine Sorgen sind also, dass jeder falsche Schlüsse über euch zieht?". Maria lächelte. "Endlich hast du es verstanden!", ruft sie freudig, "Wir glauben einfach an die Gerechtigkeit. Ja, die Grechtigkeit liegt im Tod, aber es ist nicht so, dass wir Sadisten sind. Ich war gestern im Einkauszentrum. Eine alte Frau kam auf mich zu und hat mich beleidigt, ich solle den Namen des Herrn nicht in den Schmutz ziehen mit diesem Müll." Sie deutete auf ihre Kette. "So etwas bricht mir das Herz. Außerdem stellt sich mir so jedes Mal die Frage: Warum sind wir die Verückten, die angeblich an das Falsche glauben? Wer hat beschlossen, das Gott derjenige ist, an den man glauben sollte, und warum ist deswegen
alles andere nur Schmutz und und Müll? Das sind meine Sorgen.". Sie ließ sich ins Gras sinken und seufzte. Auch ich ließ mich ins Gras sinken und sah in den blauen Himmel. Ich verstand nun was sie meinte. Wer hatte den gesagt, dass man nicht an Gott glauben konnte, wenn man an Satan glaubte? Ich lächelte darüber, wie naiv die ganze Welt doch war, wie fest sie an einer Sache festhielten.
Zwei Wochen später besuchte ich Maria im Krankenhaus. Zwei junge Männer hatten sie wegen ihres Glaubens auf offener Straße zusammengeschlagen. Sie lebte, war aber schwer verletzt. Doch sie trug ihre Kette noch immer. Und manchmal wenn ich im Krankenhaus war um sie zu besuchen, lag sie in ihrem Bett und betete und bedankte sich. Ich frage mich jede Nacht bei wem. Bei dem Grechten, oder bei dem der sie vor dem Tod beschützte. Oder vielleicht sogar bei beiden.