Kurzgeschichte
Lärm

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"Lärm"
Veröffentlicht am 23. Oktober 2011, 6 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Lärm

Lärm

Ein Ruck erschütterte ihn.

Er verlor sein Gleichgewicht, fiel zur Seite, umklammerte die Halterung, ließ sich vorsichtig in einer Ecke nieder. Umschlang seine Beine mit zitternden Armen.

Den Armen eines Mannes, den Schrecken überkommt. Der nicht weiß, wie ihm geschieht.

Die Welt gibt nach, wir werden fallen. In diesem Kasten werden wir fallen. Hinunter, durch die Hölle, hinunter, immer weiter.

Die Erde bebt … nicht mehr.

Wo ist sie? Wo bleibt sie nur? „Ich warte oben auf dich“, waren ihre Gebärden gewesen, „Wenn die Türen sich öffnen, bin ich schon da.“

Er wartete, doch die Türen blieben verschlossen. Sie hatte ihn belogen. Hier gab es keine Türen, nur eine undurchdringliche, dicke Wand. Eine glänzende, silberfarbene.

Sie hatte ihn allein gelassen. Mit diesen Menschen, die in anstarrten. Zwei Augenpaare auf ihn gerichtet. Bedrohliche, dunkle Augen. Ein hämisches Grinsen.

Sie hat dich verlassen“, schienen sie ihm zu sagen, „sie hat dich ausgetrickst. Ist dich losgeworden. Endlich!“ Gemeine Leute. Warum hatte das Beben sie nicht erreicht? Nur er selbst, wieder; er selbst als der Einzige, der am Boden lag. Wozu war er schon zu gebrauchen? Ein Nichtsnutz.

Oh nein, sie kommen näher! Dieses Mädchen mit dem spöttischen Lächeln beugte sich über ihn, öffnete den Mund und sagte etwas. Er konzentrierte sich auf die Bewegungen ihrer Lippen.

Sie lachte ihn aus. Sie erklärte ihn zu einem Volltrottel. Nun streckte sie sogar die Hand aus, um ihn zu schlagen. Er drückte seinen Körper noch weiter an die Wand, voller Angst. Verbarg sein Gesicht mit knochigen Händen. Voller Angst.

Er konnte sie nicht hören. Er konnte sie nicht verstehen. Also wollte er sie auch nicht sehen.

Was hat er nur?“ Sie wunderte sich sehr über die Reaktion des Mannes. Beinahe empfand sie sie als Beleidigung. „Ich würde mal auf … Platzangst tippen … Lass ihn.“

Ihre Freundin zog sie weg von dem Kerl, der da zusammengekauert in der Ecke des Fahrstuhls saß. Er tat ihr leid.

Irgendwie.

Und sie selbst tat sich leid. Sollte dieses Ding nicht endlich weiterfahren, so käme sie unwiderruflich zu spät zu ihrem Termin. Schon wieder. Dabei war es diesmal nicht einmal ihre eigene Schuld. Und dieser Mann. Hatte er wohl auch Termine? Ihre Freundin redete auf sie ein, doch sie wollte ihre Worte nicht hören. Diese Geräusche wurden ihr zu viel.

Konnte sich nicht – einmal nur – Stille legen über alles? Sodass sie nicht zuhören, nicht antworten müsste?

Ein Ruck erschütterte sie. Sie verlor ihr Gleichgewicht, doch ihre Freundin fing sie auf. Erleichterung.

„Er fährt wieder!“ - Wenn sie nur endlich zu reden aufhören würde.

Da öffneten sich die Fahrstuhltüren und gaben den Anblick einer jungen Frau frei.

In Gebärdensprache formulierte sie:

Du hast dir ja reichlich Zeit gelassen! Na komm, wir müssen uns beeilen.“

Der Mann richtete sich auf und folgte ihr, von purem Glück und großer Erleichterung erfüllt.

Sie hatte nicht gelogen.

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LizzyBennet

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Brubeckfan Toll. - Eindringlich. Konzentriert. Druckreif, würde ich sagen.
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LizzyBennet Re: Lärmende Stille -
Zitat: (Original von Montag am 23.10.2011 - 13:10 Uhr) Guter Beginn einer Geschichte, mal sehen wie es weiter geht. Eine Romanfigur, die sich in Gebärdensprache verständigt, dass verspricht eine interessante Story zu werden.
Dir viel Vergnügen beim weiter entwickeln und Schreiben der Story.
MfG Montag


Danke für den lieben Kommentar. : )
Allerdings war's das auch schon, schließlich ist es eine Kurzgeschichte. Mal sehen, vielleicht nehme ich die Idee irgendwann nochmal auf für was Längeres. Gruß zurück, LizzyBennet. ;D
Vor langer Zeit - Antworten
Montag Lärmende Stille - Guter Beginn einer Geschichte, mal sehen wie es weiter geht. Eine Romanfigur, die sich in Gebärdensprache verständigt, dass verspricht eine interessante Story zu werden.
Dir viel Vergnügen beim weiter entwickeln und Schreiben der Story.
MfG Montag
Vor langer Zeit - Antworten
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